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der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
i n I ) r e s d e n.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1907.
Mit 5 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1908 .
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1907.
Januar bis Juni.
Mit 5 Abbildungen im Text.
Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1907.
uni
Redaktionskomitee für 1907.
Vorsitzender: Grell. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Prof. Dr. A. Jacobi, Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer Dr.
P. Wagner, Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. M. Toepler und Staatsrat
Prof. M. Grübler.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Inhalt,
Verzeichnis der Mitglieder S. V.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3. — Jacobi, A.: Schrillapparate bei Singzikaden S. 4;
über Beuteltiere S. 5. — Schlaginhaufen. 0.: Körperbau eines jungen Schimpansen
S. 4. — Viehmeyer, H.: Hochzeitsflug und Nestgründung der Ameisen S. 3. —
Wagner, P. : Stellung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an den Mittelschulen
S. 4. — Wandolleck, B.: Brutpflege im Tierreich, mit Bemerk, von K. Heller,
Mifsbildungen bei Reptilien, Regenerationserscheinungen von Reptilien S. 3, mit Be-
merk. von A. Jacobi, M. Mann und K. Verhoeff S. 4.
II. Sektion für Botanik S. 5. — Drude, 0.: Flora der Antarktis S. 5. — Dutsch-
mann, Gr.: Wirkung des Windes auf die Vegetation von Sylt S. 6. — Schlagin -
häufen, 0.: Das sog. „Inkabein“, neue Literatur S. 6. — Schorler, B. : Besprechung
neuer Literatur, Fortschritte in der bildlichen Darstellung der Diatomeen, Lebens-
geschichte einiger Mall omonas -Arten S. 6. — Ausflug nach Kötzschenbroda zur
Besichtigung der blühenden Trachycarpus excelsa S. 6.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 7. — Baldauf, R.: Über Meteor- und
tellurische Eisen S. 7. — Engelhardt, H.: Eozänflora im Fajüm S. 7. — Kal-
kowsky, E. : Neue Sektionen der geologischen Reliefkarte von Sachsen, Besprechung
neuer Literatur S. 7. — Stutzer, 0. : Entstehung und Einteilung der Erzlagerstätten
S. 7. — Uhlig, J.: Molekularstruktur der Kristalle S. 7. — Wagner, P.: Wissen-
schaftliche Ergebnisse der Vesuvbeobachtungen während der Eruption im April 1906
48.7. — Wanderer, K.: Über Flugsaurier S. 7.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 8. — Deichmüller, J. : Vorlage
neuer Funde aus Sachsen S. 8; prähistorische Typenkarten S. 9; Besprechung neuer
Literatur, die ersten Kupferfunde aus Sachsen S. 10. — Hentschel, W.: Ozeanien,
die Heimat des Neolithikers S. 8, mit Bemerk, von J. Deichmüller und H. Wiechel
S.9. — Schlaginhaufen, 0.: Über ein Skelett von Lunkhofen S. 10. — Wiechel, H, :
Vorgeschichtliches Schichtenprofil als Seitenstück zum geologischen Schichtenprofil S. 8.
— Neue Literatur S. 9.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie S. 10. — Lottermoser, A. :
Einiges über kolloidale Metalle S. 11. — Rebenstorff, H, : Neue Schulversuche
S. 10. — Witting, A. : Neues über Linienspektra S. 11. — Besichtigung des Fern-
heiz- und Elektrizitätswerks, des Instituts für Telegraphie und Signalwesen und des
Elektrotechnischen Instituts der K. Technischen Hochschule S. 11.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 11. — Heger, R.: Über die
Kugeln, die einem unebenen Viereck M, A 2 A s A 4 eingeschrieben sind, S. 11; Berech-
nung der homogenen Koordinaten des 9. Schnittpunktes zweier Kurven III. Ordnung aus
8 gegebenen S. 13. — Helm, Gr. : Eine Konstruktion des Krümmungskreises bei Kegel-
schnitten S. 12. — Henke, R. : Gegenpunkte und Gegenkurven beim Dreieck S. 13.
— Grübler, M.: Gleichgewicht und Ruhe S. 12. — Krause, M.: Zur Theorie des
ebenen Gelenkvierecks S. 11. — Weinmeister, Ph.: Die Ellipse im Dienste der
Landwirtschaft S. 11.
Inhalt des Jahrganges 1907.
Verzeichnis der Mitglieder S. V.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3 und 21. — Escherich, K.: Reise nach Erythraea S. 21.
— Jacobi, A.: Schrillapparate bei Singzikaden S. 4; über Beuteltiere S. 5 ; Vorlage
von Literatur S. 21. — Schlaginhaufen. 0.: Körperbau eines jungen Schimpansen
S. 4. — Viehmeyer, H.: Hochzeitsflug und Nestgründung der Ameisen S. 3. —
Wagner, P.: Stellung des naturwissenschaftlichen Unterrichts an den Mittelschulen
S. 4. — Wandolleck, B.: Brutpflege im Tierreich, mit Bemerk, von K. Heller,
Mifsbildungen bei Reptilien, Regenerationserscheinungen von Reptilien S. 3, mit Be-
merk. von A. Jacobi, M. Mann und K. Verhoeff S. 4.
II. Sektion für Botanik S. 5 und 21. — Drude, 0.: Flora der Antarktis S. 5; die
1907 in Dresden abgehaltenen botanischen Versammlungen, kartographische Dar-
stellung mitteldeutscher Vegetationsformationen, Besprechung neuer Literatur S. 22. —
Dutschmann, Gr.: Wirkung des Windes auf die Vegetation von Sylt S. 6. — Nau-
mann, A.: Die Myxomyceten als Erreger gewisser Pflanzenkrankheiten S. 22. —
Neger, F.: Habitus der Koniferen S. 21. — Schlaginhaufen, 0.: Das sogen.
„Inkabein“, neue Literatur S. 6. — Schorle r, B.: Fortschritte in der bildlichen Dar-
stellung der Diatomeen, Lebensgeschichte einiger Mallomonas- Arten S. 6; Besprechung
neuer Literatur S. 6 und 21. — Ausflüge nach Kötzschenbroda zur Besichti-
gung der blühenden Trachycarpus excelsa S. 6, nach Tharandt zur Besichtigung
des Forstgartens S. 21.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 7 und 23. — Baldauf, R.: Uber Meteor-
und tellurische Eisen S. 7. — Engelhardt, H.: Eozänflora im Fajüm S. 7. — Kal-
kowsky, E. : Neue Sektionen der geologischen Reliefkarte von Sachsen, Besprechung
neuer Literatur S. 7; Korundgranulit von Waldheim S. 23. — Menzel, P. : Flora des
Braunkohlenreviers von Senftenberg S. 23. — Stutzer, 0.: Entstehung und Ein-
teilung der Erzlagerstätten S. 7. — Uhlig, J.: Molekularstruktur der Kristalle S. 7.
— Wagner, P.: Wissenschaftliche Ergebnisse der Vesuvbeobachtungen während der
Eruption im April 1906 S. 7; neue Literatur S. 23. — Wanderer, K.: Uber Flug-
saurier S. 7.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 8 und 23. — Arldt, Th.: Heimat
und erste Ausbreitung des Menschen S. 23. — Deich müller, J. : Vorlage neuer
Funde aus Sachsen S. 8; prähistorische Typenkarten S. 9; Besprechung neuer Literatur,
die ersten Kupferfunde aus Sachsen S. 10. — Hentschel, W.: Ozeanien, die
Heimat des Neolithikers S. 8, .mit Bemerk, von J. Deichmüller und H. Wiechel
S.9. — Schlaginhaufen, 0.: Über ein Skelett von Lunkhofen S. 10. — Wiechel, H.:
Vorgeschichtliches Schichtenprofil als Seitenstück zum geologischen Schichtenprofil S. 8.
— Neue Literatur S. 9 und 24.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie S. 10 und 24. — Beythien, A.:
Neuere Aufgaben der Nahrungsmittelchemie S. 25. — Lottermoser, A. : Einiges
über kolloidale Metalle S. 11. — Rebenstorff, TI.: Neue Schulversuche S. 10. —
Toepler, M.: Gleitende Entladungen S. 24. — Witting, A.: Neues über Linien-
spektra S. 11. — Besichtigung des Fernheiz- und Elektrizitätswerks, des Instituts
für Telegraphie und Signal wesen und des Elektrotechnischen Instituts der K. Tech-
nischen Hochschule S. 11.
IV
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 11 und 25. — Grübler, M.:
Gleichgewicht und Ruhe S. 12; Elastizitätstheorie S. 25. — Heger, R.: Über die
Kugeln, die einem unebenen Viereck A 1 Ä 2 A s A 4 eingeschrieben sind, S. 11; Berech-
nung der homogenen Koordinaten des 9. Schnittpunktes zweier Kurven III. Ordnung aus
8 gegebenen S.18. — Helm, G. : Eine Konstruktion des Krümmungskreises bei Kegel-
schnitten S. 12; Beziehungen der Sammelbegriffe zur Wahrscheinlichkeitsrechnung
S. 27. — Henke, ft.: Gegenpunkte und Gegenkurven beim Dreieck S. 13. —
Krause, M.: Zur Theorie des ebenen Gelenkvierecks S. 11. — Naetsch,E.: Licht-
grenzkurven und geodätische Linien S. 27. — Weinmeister, Ph.: Die Ellipse im
Dienste der Landwirtschaft S. 11.
VII. Hauptversammlungen S. 13 und 28. — Beamte der Isis im Jahre 1908 S. 29
und 31. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 16 und 29. — Kassenabschlufs
für 1906 S. 14, 15 und 17. — Voranschlag für 1907 S. 14. — Freiwillige Beiträge zur
Kasse S. 30. — Bericht des Bibliothekars S. 33. — Geschenke für die Bibliothek S. 6
und 9. — 79. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Dresden S. 14. —
Drude, 0.: Linnes Leben und Wirken S. 15; Organisation und Arbeiten des Bundes
„Heimatschutz“ im Jahre 1907 S. 29. — Engelhardt, H. , Photographie eines
Braunkohlen - Tagebaus von Senftenberg S. 15; über Musophyllum Kinkelini S. 16.
— Heller, K. : Ausflüge auf den Inseln Gran-Canaria und Tenerife S. 29. —
Helm, G.: Die neueren Ansichten über das Wesen der Naturerkenntnis S. 13. —
Kalkowsky, E.: Über Weltsprache und gegen Esperanto S. 15; Verlauf der 79. Ver-
sammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Dresden S. 28; Gründung einer
geologischen Gesellschaft in Freiberg S. 29. — Nessig, R., Thallwitz, J. und
Wagner, P.: Reform des naturwissenschaftlichen Unterrichts an den Mittelschulen
S. 14 und 15 (vergl. auch S. 4). — Schlaginhaufen, 0.: Die körperlichen Merkmale
des altdiluvialen Menschen S. 15. — Schreiber, P.: Der Wärmehaushalt an der
Erdoberfläche S. 16. — Stadelmann, H. : Stellung der Psychopathologie zur Kunst
S. 28. — Wawrziniok, 0.: Die Metallmikroskopie und metallographische Unter-
suchungsmethoden S. 14. — Besichtigung der Völkergruppe „Wild-Afrika“ im Zoo-
logischen Garten S. 28, der Sonderausstellung „Die Elbe und ihre Bedeutung für
Dresden“ S. 29.
B. Abhandlungen.
Drude, 0.: Carl v. Linne, sein Leben und Wirken. S. 26.
Hentschel, W.: Ozeanien, die Heimat des Neolithikers. S. 3.
Kalkowsky, E.: Der Korundgranulit von Waldheim in Sachsen. S. 47.
Rebenstorff, H.: Neue Apparate zur Bestimmung von spezifischen Gewichten. Mit
3 Abbildungen. S. 8.
Schorler, B : Das pflanzengeographische Formationsherbarium. S. 66.
Schorler, B.: Über Herbarien aus dem 16. Jahrhundert. S. 73.
Toepler, M.: Gleitfunken auf Glasröhren. Mit 2 Abbildungen. S.18.
Die Verfasser sind allein verantwortlieh für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Verzeichnis der Mitglieder
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden
im Juni 1907.
Berichtigungen bittet man an den Sekretär der Gesellschaft,
d. Z. Hofrat Prof. Dr. J. Y. Deiclimüller in Dresden, K. Mineral.- geologisches Museum
im Zwinger, zu richten.
I. Ehrenmitglieder. Jahr der
0 Aufnahme.
1. Agassiz, Alex., Dr. phil., Kurator a. D. des Museums of Comparative Zoology in
Cambridge, Mass 1877
2. Credner, Herrn., Dr. phil., Geh. Bergrat, Professor an der Universität und
Direktor der geologischen Landesuntersuchung des Königreichs Sachsen in
Leipzig (1869)1895
3. Galle, J. G., Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Professor a. D. in Potsdam . . 1866
4. Haughton, Sam., Rev., Professor am Trinity College in Dublin 1862
5. Jones, T. Rupert, Professor a. I). in Penbryn, Chesham, Bucks 1878
6. Laube, Gust., Dr. phil., K. K. ILofrat, Professor an der Universität in Prag 1870
7. Ludwig, Friedr., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Gymnasium in Greiz (1887)1895
8. Magnus, Paul, Dr. phil., Professor an der Universität in Berlin 1895
9. Omboni, Giov., Professor an der Universität in Padua 1868
10. Rohn, Karl, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der Universität in Leipzig (1885)1904
11. Seydewitz, Paul von, Dr. jur. et phil., Staatsminister a. D. in Dresden, Zinzen-
dorfstr. 47 1903
12. Stacke, Guido, Dr. phil., K. K. Hofrat, Direktor a. D. der K. K. Geologischen
Reichsanstalt in Wien . (1877)1894
13. Tschermak, Gust., Dr. phil., Hofrat, Professor an der Universität in Wien . 1869
14. Yerbeek, Rogier D. M., Dr. phil., Direktor der geologischen Landesuntersuchung
von Niederländisch-Indien in Buitenzorg 1885
15. Wolf, Franz, Dr. phil., Professor, Realschuldirektor in Rochlitz 1895
16. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rat, Professor a. D. in Dresden, Lindenaustr. la 1874
17. Zirkel, Ferd., Dr. phil., Geh. Rat, Professor an der Universität in Leipzig . . 1895
II. Wirkliche Mitglieder.
A. In Dresden und den Vororten.
1. Baensck, Willi., Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei, Waisenhausstr. 34 1898
2. Baldauf, Rieh.. Privatmann, Geinitzstr. 5 1878
3. Barthel, Theod., Kais. Telegraphensekretär, Ludwig Richterstr. 35 . . . . 1901
4. Bauer, J. Adolf, Kaufmann, Falkenstr. 12 1903
5. Beck, F. Heinr., Bezirksschullehrer, Lortzingstr. 15 1896
6. Becker, Herrn., Dr. med., Oberarzt am Stadtkrankenhause, Sidonienstr. 16 . 1897
7. Berger, Karl, Dr. med., Pragerstr. 44 1898
8. Bernkopf, Georg, akadem. Bildhauer, Wittenbergerstr. 43 1900
9. Besser, C. Ernst, Professor, Hohestr. 59 1863
10. Beythien, Adolf, Dr. phil., Direktor des ehern. Untersuchungsamtes der Stadt
Dresden, Düppelstr. 8 1900
11. Biedermann, Paul, Dr. phil., Professor an der K. Tierärztlichen Hochschule
und Oberlehrer an der Annenschule, Reinickstr. 11 1898
12. Bobine, Max, Dr. phil., Oberlehrer an der 111. Realschule, Böhnischplatz 17 . 1904
13. Bölimig, Konr. Heinr., Dr. med. ; Hauptstr. 36 1904
14. Bose, K. Mor. von, Dr. phil., Fabrikdirektor, Leipzigerstr. 11 . . . . 1868
15. Bracht, Eugen, Geh. Hofrat, Professor an der K. Akademie der bildenden
Künste, Frank linstr. 11 . 1905
16. Brömel, Alb., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Pulsnitzerstr. 10 1906
17. Burdach, Fritz, Dr. med., Oberstabsarzt, Melanchtonstr. 5 1902
VTII
Jahr der
Aufnahme.
18. Calberla, Ghist. Mor., Privatmann, Bürgerwiese 8 1846
19. Calberla, Heinr., Privatmann, Bürgerwiese 8 1897
20. Cüppers, Friedr., Kaufmann, Julius Ottostr. 12 1896
21. Dannenberg, Osk. Eugen, Dr. med., Christianstr. 1/8 1902
22. Deichmüller, Job., Dr. pliil., Hofrat, Professor, Kustos des K. Mineral.-geolog.
23. Dember, Harry, Dr. phil. , Assistent an der K. Technischen Hochschule,
Residenzstr. 9 1906
24. Dietz,B,ud.,Dr.phil., Privatdozent an der K. Technischen Hochschule, Sedanstr. 14 1902
25. Disteli, Mart., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule, Hübnerstr. 1b 1905
26. Döring, Herrn., Bezirksschuldirektor, Glacisstr. 24 1885
27. Dressier, Heinr., Seminaroberlebrer, Bernhardstr. 69 1893
28. Drude, Osk., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hochschule
und Direktor des K. Botanischen Härtens, Stübel- Allee 2 1879
29. Dutschmann, Georg, Lehrer, Nostitz- Wallwitzplatz 15 1903
30. Ebert, Gust. Bob., Dr. phil., Professor, Gr. Plauenschestr. 20 1863
31. Ebert, Otto, Taubstummenoberlehrer, Ammonstr. 92 1885
32. Ehnert, Osk. Max, Vermessungsingenieur, Teutoburgstr. 8 1893
33. Engelhardt, Bas. von, Dr. phil.. wirkl. Kais. Buss. Staatsrat, Astronom,
Liebigstr. 1 1884
34. Engelhardt, Herrn., Hofrat, Professor, Bautznerstr. 34 1865
35. Entner, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Residenzstr. 25 . . 1906
36. Fehrmann, Max Rieh., Bürgerschullehrer, Neubertstr. 19 1901
37. Fickel, Joh., Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Wettiner Gymnasium,
Anton Graffstr. 11 1894
38. Fischer, Hugo Bob., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Schnorrstr. 57 1879
39. Flachs, Rieh., Dr. med., Oberarzt am Säuglingsheim, Sidonienstr. 6 ... 1897
40. Flathe, Mart., Bergdirektor a. D., Richard Wagnerstr. 5 1905
41. Förster, Friedr., Dr. phil., Geh. Hof rat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Hohestr. 46 1895
42. Francke, Hugo, Dr. phil., Mineralog, Müllerbrunnenstr. 5 1889
43. Freitag, F. Gl. Willy, Realschullehrer, Eisenstuckstr. 26 1906
44. Freude, Aug. Bruno, Bürgerschullehrer, Seminarstr. 11 1889
45. Freyer, Karl, Bezirksschuldirektor, Herbertstr. 34 1896
46. Friedrich, Edm., Dr. med., Sanitätsrat, Lindengasse 20 1865
47. Friese, O. Walter, Dipl. - Ingenieur, Assistent an der K. Technischen Hoch-
schule, Ostra- Allee 31 1905
48. Frölich, Gust., K. Hofbaurat, Elisenstr. 11 1888
49. Galewsky, Eug. Eman., Dr. med., Christianstr. 21 1899
50. Gebhardt, Mart., Dr. phil., Oberlehrer am Vitzthumschen Gymnasium,
Walpurgisstr. 11 1894
51. Geinitz, Leop., Bureauassistent an den K. Sächs. Staatsbahnen, Rabenerstr. 11 1886
52. Geissler, Gust. Alfr., Lehrer an der I. Realschule, Wittenbergerstr. 18 . . 1904
53. Giseke, Karl, Privatmann, Franklinstr. 17 1893
54. Gravelius, Harry, Dr. phil., Astronom, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Reissigerstr. 13 1897
55. Grossmann, Alb., Dr. ing., Fabrikbesitzer, Königsbrückerstr. 22 1906
56. Grübler, Mart., Kais. Russ. Staatsrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Bernhardstr. 98 1900
57. Grützner, Max, Realschuloberlehrer, Ermelstr. 5 b 1906
58. Gühne, Herrn. Bernh. , Dr. phil., Professor beim K. Sächs. Kadettenkorps,
Jägerstr. 28 1896
59. Günther, Osw., Chemiker, Frankenstr. 5 1899
60. Guthmann, Louis, Geh. Kommerzienrat, Fabrikbesitzer, Prägerstr. 34 . . . 1884
61. Haase, Gertr., Drs. med. Ww., Eisenstuckstr. 28 1907
62. Hiinel, F. Paul, Chemiker, Fabrikbesitzer, Behrischstr. 30 1899
63. Hallwachs, Wilh. , Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Münchnerstr. 2 .... 1893
64. Hartmann, W. E. Alb., Privatmann, Münchnerstr. 20 1896
65. Hefelmann, Rud., Dr. phil., Chemiker, Schreibergasse 6 1884
66. Heger, Gust. Rieh., Dr. phil., Studienrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Hähnelstr. 15 1868
67. Heinrich, Karl, Buchdruckereibesitzer, Johann Georgen- Allee 27 1898
IX
Jahr der
Aufnahme.
68. Heller, Karl, Dr. phil., Professor, Kustos des K. Zoolog, und Anthrop.-ethnogr.
Museums, Franklinstr. 22 1900
69. Helm, Georg Ferd., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Lindenaustr. la 1874
70. Heinpel, Walt. Matthias, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Tech-
nischen Hochschule, Zelleschestr. 44 1874
71. Henke, K. Rieh., Dr. phil., Professor, Konrektor an der Annenschule, Lindenau-
strafse 9 1898
72. Herrmann, Em., Bezirksschullehrer, Döbelnerstr. 62 1905
73. Hesse, Walt., Dr. med., Obermedizinalrat, Julius Ottostr. 11 1901
74. Hofmann, Alex. Emil, Dr. phil., Geh. Hofrat, Goethestr. 5 1866
75. Hofmeier, Ernst, Privatmann, Leubnitzerstr. 32 ... 1903
76. Holz, Karl, Realschullehrer, Sachsenplatz 4 1906
77. Hoyer, K. Ernst, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Fürstenstr. 57 1897
78. Hübner, Georg, Dr. phil., Apotheker, Am Markt 3 und 4 1888
79. Hupfer, Herrn. Paul, Dr. phil. , Oberlehrer an der II. höh. Töchterschule,
Gneisenaustr. 20 1907
80. Jacobi, Arn., Dr. phil. , Professor, Direktor des K. Zoolog, und Anthrop.-
ethnogr. Museums, Marsdorferstr. 7 1904
81. Jacoby, Julius, K. Hofjuwelier, Jüdenhof 1 1882
82. Jahr, Rieh., Photochemiker, Fabrikbesitzer, Schubertstr. 15 1899
83. Jenke, Andreas, Bezirksschuloberlehrer, Zirkusstr. 10 1891
84. Jühling, Franz, Streichinstrum.- und Saitenfabrikant, Moritzstr. 2 ... . 1900
85. Ihle, Karl Herrn., Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Kamenzerstr. 9 1894
86. Kadner, Paul, Dr. med., Franklinstr. 22 1906
87. Kämnitz, Max, Dipl. - Chemiker, Bautznerstr. 79 1894
88. Käseberg, Mor. Rieh., Dr. phil., Institutslehrer, Gr. Plauenschestr. 9 . . . 1886
89. Kalkowsky, Ernst, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Direktor des K. Miner. -geolog. Museums nebst der Prähistor.
Sammlung, Bismarckplatz 11 1894
90. Kelling, Em. Georg, Dr. med., Professor, Christianstr. 30 1899
92. Klähr, Max, Oberlehrer an der I. Realschule, Fürstenstr. 11 1899
93. Klette, Alfons, Privatmann, Residenzstr. 18 1883
94. König, Klemens, Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Stephanienstr. 95 1890
95. Kopeke, Klaus, Dr. ing., Geh. Rat, Sedanstr. 25 1877
96. Köpert, Otto Herrn., Dr. phil., Oberlehrer am Vitzthumschen Gymnasium,
Krenkelstr. 17 1903
97. Kotte, Erich, Dr. phil., Seminaroberlehrer, Briesnitz, Maximilianstr. 8 . . 1905
98. Krause, Martin, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Räcknitz, Friedrich Wilhelmstr. 82 1888
99. Krone, Herrn., Professor an der K. Technischen Hochschule, Josefinenstr. 2 1852
100. Kühn, Gust. Em., Dr. phil., Geh. Schulrat, Vortragender Rat im K. Ministerium
des Kultus und öffentlichen Unterrichts, Ferdinandstr. 16 1865
101. Kühnscherf, Alex., Techniker, Gr. Plauenschestr. 20 1904
102. Kühnscherf, Emil, Fabrikbesitzer, Gr. Plauenschestr. 20 1866
103. Kühnscherf, Erich, Kaufmann, Gr. Plauenschestr. 20 1904
104. Kürzel, Arth. Eduard, Privatmann, Nordstr. 25 1903
105. Küster, Max G., Dr. med., Fürstenstr. 58 1905
106. Kuntze, F. Alb. Arth., Bankier, An der Kreuzkirche 1 1880
107. Kunz-Krause, Herrn., Dr. phil., Medizinalrat, Professor an der K. Tierärztlichen
Hochschule, Ludwig Richterstr. 6 1901
108. Ledebur, Hans Em. Freiherr von, Friedensrichter, Uhlandstr. 6 . ... 1885
109. Ledien, Franz, Garteninspektor am K. Botanischen Garten, Stübel- Allee 2 1889
110. Lehmann, Ernst, Dr. phil., Seidnitzerplatz 7 1906
111. Lehmann, F. Georg, K. Hofbuchhändler, Handelsrichter, Schlofsstr. 32 . . 1898
112. Lehmann, Hellmuth, Gärtner, Gartenstr. 1 1905
113. Leuner, F. Osk., Ingenieur, Klarastr. 16 1885
114. Lewicki, Ernst, Professor an der K. Technischen Hochschule, Würz-
burgerstr. 51 . 1898
115. Lewicki, J. Leonidas, Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Zelleschestr. 29 1875
X
Jahr der
Aufnahme.
116. Lohmann, Hans, Dr. phil., Oberlehrer am König Georg -Gymnasium, Bern-
hardstr. 106 1896
117. Lohrmann, Ernst, Dr. phil., Oberlehrer an der II. Realschule, Struvestr. 34 1892
118. Lottermoser, K. A. Alfred, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Wintergarten str. 15 1898
119. Ludwig, J. Herrn., Bezirksschullehrer, Wintergartenstr. 66 1897
120. März, Christ., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Bautznerstr. 22 1907
121. Mangoldt, Friedr. von, Dr. med., Hofrat, Oberarzt am Karolahaus, Bürger-
wiese 21 1903
122. Mann, Max Georg, Dr. med., Ostra- Allee 7 1900
123. Meier, E. F. Gust., Oberturnlehrer am Yitzthumschen Gymnasium, Dippoldis-
waldaergasse 6 1900
124. Meigen, Friedr., Dr. phil., Oberlehrer an der II. Realschule, Nöthnitzerstr. 26 1901
125. Meinert, Eugen, Dr. jur., Moltkeplatz 3 1895
126. Meiser, Emil, Mechaniker, Kurfürsten str. 27 1901
127. Meissner, Georg, Ingenieur, Palaisstr. 8 . 1907
128. Menzel, Osk., Baumeister und Architekt, Ferdinandstr. 8 1902
129. Menzel, Paul, Dr. med., Mathildenstr. 46 1894
130. Meyer, Ernst von, Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Lessingstr. 6 1894
131. Modes, Herrn., Ingenieur, Antonstr. 18 1887
132. Möhlau, Rieh., Dr. phil., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule, Semperstr. 4 1895
133. Mollier, Rob. Rieh., Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule,
George Bährstr. 4 1897
134. Morgenstern, Osk. Wold., Oberlehrer an der Annenschule, Kügelgenstr. 40 . 1891
135. Moritz, P. Wald., Zahnarzt, Pragerstr. 48 1906
136. Mühlberg, Job., Rumän. Konsul, Kaufmann, Webergasse 32 1903
137. Miihlfriedel, Rieh., Bezirksschuloberlehrer, Ludwigstr. 1 1898
138. Müller, G. Felix, Dipl. -Ingenieur, Bernhardstr. 115 1903
139. Müller, Rud. Ludw., Dr. med., Blasewitz, Friedrich Aüguststr. 25 ... . 1877
140. Naetsch, Emil, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule, Blase-
witz, Striesenerstr. 5 1896
141. Naumann, K. Arno, Dr. phil., Assistent am K. Botanischen Garten und Lehrer
an der Gartenbauschule, Nicolaistr. 19 1889
142. Nessig, Rob., Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Dreikönigschule, Luther-
platz 9 1 893
143. Neumann, H. Paul, Dr. jur., Rechtsanwalt, Marschallstr. 5 1905
144. Niedner, Chr. Frz., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Winckelmannstr. 33 . . 1873
145. Nowotny, Franz, Oberfinanzrat, Chemnitzerstr. 27 1870
146. Ostermaier, Josef, Kaufmann, Blasewitz, Weinbergstr. 3 ...... . 1896
147. Pander, John, Eisenbahndirektor a. D., Wintergartenstr. 9 1905
148. Pattenhausen, Bernh., Geh. Hofrat, Professor an der K. Technischen Hoch-
schule und Direktor des K. Mathem.-physikal. Salons, Reichenbachstr. 53 . 1893
149. Pazsclike, Otto, Dr. phil., Privatmann, Forststr. 29 1905
150. Pestei, Rieh. Mart., Mechaniker und Optiker, Hauptstr. 1 1899
151. Peuckert, F. Adolf, Oberlehrer an der Dorotheenscbule, Seilergasse 2 . . 1873
152. Pfltzner, Paul, Dr.phil., Professor, Oberlehrer an der Kreuzschule, Bettinastr. 12 1901
153. Pötschke, F. Jul., Techniker, Gärtnergasse 5 1882
154. Pressprich, Gust., Stadtbaumeister, Schumannstr. 6 j: . . 1904
155. Putscher, J. Wilh., Privatmann, Reichsstr. 26 1872
156. Rahenhorst, G. Ludw., Privatmann, Stolpenerstr. 8 1881
157. Range, E. Alb., Oberbaurat, Blumenstr. 1 1898
158. Rebenstorff, Herrn. Alb., Professor beimK. Sachs. Kadettenkorps, Glacisstr.3 1895
159. Reichard, Max, Dipl. -Bergingenieur, Struvestr. 32 1905
160. Reichardt, Alex. Wilibald, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Wettiner
Gymnasium, Chemnitzerstr. 35 1897
161. Renk, Friedr., Dr. med., Geh. Medizinalrat, Professor an der K. Technischen
Hochschule und Direktor der Zentralstelle für öffentliche Gesundheitspflege,
Münchner Platz 16 . 1894
162. Richter, F. Arth., Privatmann, Blasewitz, Marschall- Allee 18 1899
163. Richter, K. Wilh., Dr. med., Hähnelstr. 1 1898
164. Richter, Konrad, Oberlehrer an der Annenschule, Räcknitz, Friedrich Wilhelm-
strafse 74 1895
XI
Jahr der
Aufnahme.
165. Richter I, M. J. Em., Dr. jur., Rechtsanwalt, Grunaerstr. 16 1901
166. Riemer, Osk., Chemiker, Braumeister, Chemnitzerstr. 58 1906
167. Röhner, K. Wilh., Bezirksschullehrer, Elisenstr. 16 1898
168. Rohrs, Eriedr., Cand., Lehrer an der Handelsschule, Behrischstr. 16 . . . 1907
169. Rühencamp, Roh., Dr. phil, Fabrikdirektor, Blasewitz, Südstr. 17 . . 3903
170. Salbacli, Franz, Dipl.-Ingenieur, Uhlandstr. 2 . . 1895
171. Saupe, Albin, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Kyffhäuserstr. 17 . 1907
172. Schade, Albin, Gymnasiallehrer, Struvestr. 3 1906
173. Schanz, Fritz, Dr. med., Oberarzt am Karolahaus, Pragerstr. 36 .... 1901
174. Scheele, Kurt, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am Wettiner Gymnasium,
Blasewitzerstr. 13 1893
175. Scheidhauer, Rieh., Zivilingenieur, Reinickstr. 9 1898
176. Schiller, Karl, Privatmann, Bautznerstr. 47 1872
177. Schlaginhaufen, Otto, Dr. phil., wissenschaftl. Hilfsarbeiter am K. Zoolog.
und Anthrop. - ethnogr. Museum, Galeriestr. 9 1907
178. Schmidt, Herrn. G., Bezirksschullehrer, Niederwaldstr. 15 1898
179. Schneider, Bernh. Alfr., Dr. phil., Apotheker, Schandauerstr. 43 .... 1895
180. Schönfeld, Jul. Georg, Bezirksschullehrer, Naufslitz, Annabergerstr. 2 . . 1905
181. Schöpf, Adolf, Kommissionsrat, Betriebsdirektor des Zoologischen Gartens,
182. Schorler, Bernh., Dr. phil., Realschuloberlehrer und Kustos des Herbariums
an der K. Technischen Hochschule, Krenkelstr. 34 1887
183. Schreiber, Paul, Dr. phil., Professor, Direktor des K. Sachs. Meteorolog.
Instituts, Gr. Meifsnerstr. 15 1888
184. Schulze, Georg, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Dreikönigschule,
Markgraf enstr. 34 1891
185. Schulze, Jul. Ferd., Privatmann, Liebigstr. 2 1882
186. Schunke, Th. Huldreich, Dr. phil., Professor, Seminaroberlehrer, Blase witz,
Waldparkstr. 2 1877
187. Schwede, Rud., Dr. phil., Apotheker, Gutzkowstr. 28 1901
188. Schweissinger, Otto,Dr. phil., Apotheker, Medizinalrat, Dippoldiswaldaerplatz 3 1890
189. Schwotzer, Mor., Bürgerschullehrer, Kl. Plauenschestr. 12 1891
190. Seyde, F. Ernst, Kaufmann, Strehlenerstr. 29 ... 1891
191. Seyler, Heinr., Dr. phil., Chemiker, Nürnbergerstr. 30b 1905
192. Simon, H. Jos., Dr. phil., Assistent an der K. Pllanzenphysiologischen Ver-
suchsstation, Pirnaischestr. 32 1904
193. Sohle, Ulrich, Dr. phil., Geolog, Bernhardstr. 28 1904
194. Stadelmann, Heinr., Dr. med., Bismarckplatz 9 1905
195. Stauss, Walt., Dr. phil., Chemiker der städtischen Gaswerke, Pillnitz erstr. 57 1885
196. Stephan, R. Karl, Apothekenbesitzer, Bautznerstr. 15 1904
197. Stiefelhagen, Hans, Bezirksschullehrer, Christianstr. 7 1897
198. Stresemann, Rieh. Theod., Dr. phil., Apotheker, Residenzstr. 42 .... 1897
199. Struve, Alex., Dr. phil., Fabrikbesitzer, Struvestr. 8 1898
200. Tedesco, Adolf, Fabrikdirektor a. D., Blasewitz, Forsthausstr. 4 1903
201. Tempel, Paul, Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt, Mark-
grafenstr. 37 1891
202. Thallwitz, Joh., Dr. phil., Oberlehrer an der Annenschule, Mathildenstr. 6 . 1888
203. Thiele, Herrn., Dr. phil., Chemiker, Winckelmannstr. 27 1895
204. Thiele, Karl, Apotheker, Leipzigerstr. 82 1900
205. Thümer, Ant. Jul., Institutsdirektor, Blasewitz, Residenzstr. 12 1872
206. Toepler, Aug., Dr. phil. et med., Geh. Rat, Professor a. D., Reichenbachstr. 9 1877
207. Toepler, Max, Dr. phil., Professor an der K. Techn. Hochschule, Uhlandstr. 40 1896
208. Tschaplowitz, Friedr., Dr. phil., Privatmann, Kurfürstenstr. 11 1906
209. Uhlig, Job., Dr.phii., Assistent ander K. Technischen Hochschule, Werderstr. 12 1906
210. Ulbricht, F. Rieh., Dr. phil., Geh. Baurat, Professor an der K. Technischen
Hochschule, Hettnerstr. 3 1885
211. Verhoeff, Karl Wilh., Dr.phii, Zoolog, Pohlandstr. 25 1906
212. Yiehmeyer, Hugo, Bezirksschullehrer, Reissigerstr. 21 ....... 1898
213. Yieth, Joh. von, Dr. phil., Professor, Oberlehrer am K. Gymnasium zu Neustadt,
Arndtstr. 9 1884
214. Yogel, G. Klemens, Bezirksschullehrer, Lindenaustr. 25 1894
215. Yogel, J. Karl, Fabrikbesitzer, Leubnitz erstr. 14 1881
216. Yorländer, Herrn., Privatmann, Parkstr. 2 1872
217. Wagner, M. Joh., Dr.phii, Bürgerschullehrer, Spenerstr. 51 1903
XII
Jahr der
Aufnahme.
218. Wagner, Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der I. Realschule, Eisenacherstr. 18
219. Walther, Reinhold Freiherr von, Dr. phil., Professor an der K. Technischen
Hochschule, Münchnerstr. 15
220. Wanderer, Karl, Dr. phil., wissenschaftl. Hilfsarbeiter am K. Miner. -geolog.
Museum nebst der Prähistor. Sammlung, Wintergartenstr. 29
221. Wandolleck, Benno, Dr. phil., Direktorialassistent am K. Zoolog, und Anthrop.-
ethnogr. Museum, Terrassenufer 21
222. Weher, Friedr. Aug., Institutslehrer, Zirkusstr. 34
223. Weher, Rieh., Dr. phil., Nahrungsmittelchemiker, Loschwitz, Leonhardistr. 5
224. Weigel, Joh., Kaufmann, Marienstr. 12
225. Weissbach, Joh., Dr. phil., Chemiker, Daheimstr. 19
226. Werner, Friedr., Dr. phil., Oberlehrer an der Dreikönigschule, Elisenstr. 79
227. Werther, Joh., Dr. med., Oberarzt am Stadtkrankenhause, Sedanstr. 47 . .
228. Wicke, Fritz, Dr. phil., Realschullehrer, Zwickauerstr. 42
229. Wiechel, Hugo, Oberbaurat, Bismarckplatz 14
230. Winzer, Hugo, Dr. phil., Privatmann, Mockritzerstr. 6
231. Witting, Alex., Dr. phil., Prof., Oberlehrer an der Kreuzschule, Waterloostr. 13
232. Wohst, Karl, Professor, Oberlehrer an der Annenschule, Ammonstr. 78 . .
233. Wolf, Theod., Dr. phil., Privatgelehrter, Hohestr. 62
234. Zeuner, Gust., Dr. phil., Geh. Rat, Professor a. D., Lindenaustr. la . . .
235. Zielke, Otto, Apotheker, Altmarkt 10
236. Zipfel, E. Aug., Bezirksschuldirektor, Zöllnerstr. 7
237. Zsckau, E. Fchgtt., Professor, Klingenbergerstr. 5
238. Zschnppe, F. Aug., Finanzvermessungsingenieur, Holbeinstr. 15
1897
1895
1906
1906
1865
1893
1894
1903
1902
1896
1905
1880
1903
1886
1868
1891
1874
1899
1876
1849
1879
B. Aufserhalb Dresden.
239. Arldt, Th., Dr. phil., Realschuloberlehrer in Radeberg, Badstr. 8 . . . . 1906
240. Beck, Ant. Rieh., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt .... 1896
241. Boxberg, Georg von, K. Kammerherr, Rittergutsbesitzer auf Rehnsdorf bei
Kamenz, Sa 1883
242. Carlowitz, Karl von, K. Kammerherr, Majoratsherr auf Liebstadt .... 1885
243. Dietel,, E., Hauptmann und Batteriechef im K. Sachs. Feldartillerieregiment
Nr. 28 in Pirna 1902
244. Döring, Horst von, K. Oberförster in Klotzsche -Königswald, Gartenstr. 22 1905
245. Engelhardt, Rud., Dr. phil., Dipl. - Chemiker in Oberlöfsnitz, Reichsstr. 19 . 1896
246. Escherick, K., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt . 1907
247. Fritzsche, Felix, Privatmann in Niederlöfsnitz, Wilhelmstr. 2 1890
248. Gehler, Walter, Fabrikbesitzer in Pirna, Mühlenstr. 10-12 1904
249. Häkle, Herrn., Dr. phil., Chemiker in Radebeul, Leipzigerstr. 103 .... 1897
250. Hentschel, L. W., Dr. phil., Chemiker, Rittergutsbesitzer, Buchholz-
Fried ewald 1902
251. Hoffmann-Lincke, Max, Privatmann in Radebeul, Leipzigerstr. 17 ... . 1902
252. Jentsch, Joh. Aug., emer. Lehrer in Klotzsche, Königsbrückerstr. 86 . . . 1885
253. Jentzsch, Albin, Dr. phil., Fabrikbesitzer in Radebeul, Goethestr. 34 . . 1896
254. Kesselmeyer, Charles, Privatmann in Bowdon, Cheshire 1863
255. Krntzsch, Herrn., K. Oberförster in Hohnstein 1894
256. Mammen, F., Dr. phil., Forstassessor, Privatdozent an der K. Forstakademie
in Tharandt 1902
257. Müller, Karl, Apotheker, Niederpoyritz, Pillnitzerstr. 13 1904
258. Neger, Frz. Wilh., Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1905
259. Schreiber, Alfred, Dr. ing., K. Eisenbahn -Bauinspektor in Niedersedlitz . 1907
260. Seidel, T. J. Rud., Kunst- und Handelsgärtner in Grüngräbchen .... 1899
261. Siegert, Theod., Bergrat, Professor, Badebeul, Gabelsbergerstr. 1 . . . . 1895
262. Thiermann, Rud., Forstassessor, Assistent an der K. Forstakademie in
Tharandt 1906
263. Täter, Heinrich, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1882
264. Weinmeister, Joh. Philipp, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in
Tharandt 1900
265. Wislicenus, Adolf, Dr. phil., Professor an der K. Forstakademie in Tharandt 1899
266. Zetzsche, Frz., Nahrungsmittelchemiker, Assistent an der Techn. Prüfungs-
stelle der K. S. Zoll- und Steuerdirektion, Kötzschenbroda, Schützenstr. 19 1906
XIII
Jahr der
Aufnahme.
III. Korrespondierende Mitglieder.
1. Alberti, Osk. von, Regierungsrat, Badedirektor in Elster 1890
2. Altenkirch, Gust. Mor., Dr. phil., Realschullehrer in Oschatz 1892
3. Amthor, K. E. A., Dr. phil., in Hannover 1877
4. Ancona, Cesare de, Dr., Professor am R. Institnto di studi snperiori in Florenz 1863
5. Ardissone, Franz, Dr. phil., Professor an dem Technischen Institut und der
Ackerhauschule in Mailand 1880
6. Artzt, Ant., Vermessungsingenieur in Plauen i. V 1883
7. Ascherson, Paul, Dr. phil., Geh. Regierungsrat, Prof, an der Universität in Berlin 1870
8. Bachmann, Ewald, Dr. phil., Professor, Konrektor an der Realschule in
Plauen i. V 1883
9. Baltzer, Armin, Dr. phil., Professor an der Universität in Bern 1883
10. Barth, Rieh., Dr. phil., Institutsoberlehrer in Leipzig 1903
11. Bernhardi, Joh., Landhauinspektor in Altenburg 1891
12. Bibliothek, Königliche, in Berlin 1882
13. Blaschka, Rud., naturwissensch. Modelleur in Hosterwitz 1880
14. Blochmann, Rud., Dr. phil., Physiker am Marinelaboratorium in Kiel . . . 1890
15. Brusina, Spiridion, Professor an der Universität in Agram 1870
16. Bureau, Ed., Dr., Professor am naturhistor. Museum in Paris 1868
17. Capelle, G., Apotheker in Springe 1903
18. Carstens, K. Dietr., Ingenieur in Varel 1874
19. Conwentz, Hugo Willi., Dr. phil., Professor, Direktor des Westpreuss. Pro-
vinzialmuseums in Danzig 1886
20. Danzig, Emil, Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Realschule in Rochlitz 1883
21. Dathe, Ernst, Dr. phil., Geh. Bergrat, K. Preufs. Landesgeolog in Berlin . 1880
22. Dittmarsch, Alfr. Ludw., Bergschuldirektor in Zwickau 1870
23. Döll, Ed., Dr., Oberrealschuldirektor in Wien 1864
24. Doss, Bruno, Dr. phil., Professor am Kais. Polytechnikum in Riga .... 1888
25. Dzieduszycki, Wladimir Graf, in Lemberg 1852
26. Eisei, Roh., Privatus in Gera 1857
27. Flohr, Konrad, Amtsgerichtsrat in Leipzig 1879
28. French, 0., Esqu., Go vernement Entomologist in Melbourne 1877
29. Friederich, A., Dr. med., Sanitätsrat in Wernigerode 1881
30. Friedrich, Osk., Dr. phil., Professor, Konrektor am Gymnasium in Zittau . 1872
31. Fritsch, Ant., Dr. med., Professor an der Universität und Direktor a. D. des
böhmischen Landesmuseums in Prag 1867
32. Gaudry, Alb., Dr. , Membre de lTnstitut, Professor am naturhistorischen
Museum in Paris 1868
33. Geheeb, Adelb., Apotheker in Freihurg i. Br 1877
34. Geinitz, Frz. Eug., Dr. phil., Professor an der Universität in Rostock . . . 1877
35. Gonnerinann, Max, Dr. phil., Apotheker und Chemiker in Rostock . . . 1865
36. Groth, Paul, Dr. phil., Geh. Rat, Professor an der Universität in München . 1865
37. Haupt, Em., Dr. phil., Chemiker in Bautzen 1902
38. Heim, Alb.,Dr. phil., Professor an der Universität und am Polytechnikum in Zürich 1872
39. Heine, Ferd., K. Domänenpächter und Klostergutsbesitzer auf Hadmersleben 1863
40. Hennig, Georg Rieh., Dr. phil., Dozent am Kais. Polytechnikum in Riga . 1888
41. Herb, Salinendirektor in Traunstein 1862
42. Hernnann, Wilh., Dr. theol. et phil., Professor an der Universität in Marburg 1862
43. Hibsch, Emanuel, Dr. phil., Professor an der Höh. Ackerbauschule in Lieb-
werd hei Tetschen 1885
44. Hilgard, W. Eug., Professor an der Universität in Berkeley, Kalifornien . . 1869
45. Hirzel, Heinr., Dr. phil., Professor a. D. in Leipzig 1862
46. Hofmann, Herrn., Bürgerschullehrer in Grofsenhain 1894
47. Hottenroth, Isidor R. M., Lehrer in Gersdorf 1903
48. HuU, Ed., Dr., Professor in London 1870
49. Issel, Arth., Dr., Professor an der Universität in Genua 1874
50. Jentzscb, Alfr., Dr. phil., Professor, K. Preufs. Landesgeolog in Berlin . 1871
51. Kesselmeyer, Wilh., in Manchester 1863
52. Kirbach, Fr. Paul, Dr. phil., Oberlehrer an der Realschule- in Meifsen . . 1894
53. Klein, Herrn., Herausgeber der „Gaea“ in Köln 1865
54. Köhler, Ernst, Dr. phil., Seminaroberlehrer a. D. in Schneeberg 1858
55. König von Warthausen , Wilh. Rieh. Freiherr von, Kammerherr auf Wart-
hausen bei Biberach 1855
XIY
Jahr der
Aufnahme.
56. Krebs, Wilh., Privatgelehrter in Altona 1885
57. Krieger, W., Lehrer in Königstein 1888
58. Kyber, Arth., Chemiker in Riga 1870
59. Lanzi, Matthaeus, Dr. med., in Rom 1880
60. Lapparent, Alb. de, Ingenieur des mines, Professor in Paris 1868
61. Letevre, Theod., Dr., in Brüssel 1876
62. Leonhardt, Otto Emil, Seminaroberlehrer in Nossen 1890
63. Liittke, Joh., Dr. phil. , Fabrikbesitzer in Hamburg 1884
64. Mann, Otto, Dr. phil., Geolog in Berlin . 1903
65. Mayer, Charles, Dr., Professor an der Universität in Zürich 1869
67. Menzel, Karl, Geh. Bergrat, Bergamtsrat a. D. in Ereiberg. ... . . . . 1869
68. Möller, Yalerian von, Kais. Russ. Staatsrat, Oberberghauptmann in Petersburg 1869
69. Müller, Herrn. Otto, K. Oberförster in Unterwiesenthal . • 1896
70. Müller, K. Alb., Dr. phil., Professor, Oberlehrer an der Realschule in Pirna 1888
71. Muhle, Willy, Dr. phil., Realschuloberlehrer in Kamenz 1905
72. Naschold, Heinr., Dr. phil., Fabrikbesitzer in Aussig 1866
73. Naumann, Ernst, Dr. phil., Geolog in Berlin 1898
74. Naumann, Herrn., Professor an der Realschule in Bautzen ........ 1884
75. Nobbe, Friedr., Dr. phil., Geh. Hofrat, Prof, an der K. Forstakademie in Tharandt 1864
76. Osborne, Wilh., Privatmann in München 1876
77. Osborne, Wilh., Dr. phil., Chemiker in München 1898
78. Pabst, Mor., Dr. phil., Professor, Konrektor am Realgymnasium in Chemnitz 1866
79. Pabst, Wilh., Dr. phil., Kustos der naturhistor. Sammlungen in Gotha . . 1881
80. Papperitz, Erwin, Dr. phil., Oberbergrat, Professor an der K. Bergakademie
in Freiberg 1886
81. Peschei, Ernst, Lehrer in Nünchritz 1899
82. Petrascheck, Wilh., Dr. phil., K. K. Sektionsgeolog in Wien . . . . . . 1900
83. Pigorini, L., Dr., Professor an der Universität und Direktor des prähistor.
und Kircherianischen Museums in Rom 1876
84. Prasse, Ernst Alfr., Betriebsingenieur a. D. in Leipzig 1866
85. Rathsburg, A., Dr. phil., Oberlehrer in Chemnitz 1906
86. Rehmann, Antoni, Dr., Professor an der Universität in Lemberg .... 1869
87. Reiche, Karl, Dr. phil., in Santiago, Chile 1886
88. Reidemeister, K., Dr. phil., Fabrikdirektor in Schönebeck 1884
89. Rimann, Eberhard, Dr. phil., Student in Freiberg . 1905
90. Schimpfky, Paul Ricli., Lehrer in Lommatzsch. 1894
91. Schnorr, Veit Hans, Professor und Konrektor a, D. in Zwickau .... 1867
92. Scott, Dr. phil., Direktor der Meteorological Office in London 1862
93. Seidel, Osk. Mor., Seminaroberlehrer in Zschopau 1883
94. Seidel, Heinr. Beruh , Seminaroberlehrer in Zschopau . . • • • • • • 1872
95. Seidlitz, Georg von, Dr. phil., in Ludwigsort bei Königsberg i. Pr. . . . 1868
96. Sieber, Georg, Privatus in Niederlöfsnitz 1879
97. Stephani, Franz, Kaufmann in Leipzig 1893
98. Sterzei, Joh. Traug., Dr. phil., Professor an der I. höheren Mädchenschule
in Chemnitz j 1876
99. Steuer, Alex., Dr.phil., Bergrat, Grofsherzogl. Hess. Landesgeolog in Darmstadt 1888
100. Stevenson, John J., Professor an der University of the City in New -York 1892
101. Temple, Rud., Direktor des Landesversicherungamts in Budapest .... 1869
102. Thiimer, K. A., Dr. med. in Karlshorst bei Berlin . . . . . . . . . 1904
103. Ulrich, George H. F., Dr. phil., Professor an der Universität in Dunedin,
Neu- Seeland 1876
104. Umlauf, Karl, Dr. phil., Oberlehrer in Hamburg . . . . 1897
105. Yetters, K., Dr. phil., Prof, an den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz 1884
106. Yoigt, Bernh., Steuerrat, Bezirkssteuerinspektor a. D. in Oberloschwitz . . 1867
107. V oretzsch, Max, Dr. phil. , Prof, am Herzog! Ernst-Realgymnasium in Altenburg 1893
108. Weinland, Dav. Friedr., Dr., in Hohen Wittlingen bei Urach 1861
109. Weise, Aug., Buchhalter in Ebersbach 1881
110. Welemeusky, Jak., Dr. med. in Prag 1882
111. White, Charles, Dr., Kurator am National -Museum in Washington . . . 1893
112. Wiesner, Jul., Dr., Professor an der Universität in Wien . 1868
113. Worgitzky, E. Gg., Dr. phil., Oberlehrer in Frankfurt a. M 1894
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1907 .
I. Sektion für Zoologie.
Erste Sitzung am 24. Januar 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. K. Heller.
— Anwesend 32 Mitglieder.
Dr. B. Wandolleck spricht über Brutpflege im Tierreich und
erläutert seine Ausführungen durch 40 Original-Projektionsbilder.
Die Brutpflege ist aufzufassen als ein Teil des im Tiere ruhenden Triebes, die Art
sicher fortzupflanzen. Die Besprechung der verschiedenartigen Mittel, der sich die ver-
schiedenen Tiere bedienen, um diesen Zweck zu erreichen, und die mit der Mitgabe von
Nahrungsdotter und einer riesigen Keimfruchtbarkeit beginnen und mit einer Brutpflege,
wie sie der Mensch ausübt, schliefsen, bildet den Inhalt des Vortrages.
Im Anschlufs daran erwähnt der Vorsitzende die eigentümliche
Brutpflege bei Passaliden (Coleoptera), die von Dr. Fr. Ohaus ent-
deckt und in der Entomolog. Zeitung, Stettin 1900, S. 164 u. f. beschrieben
wurde.
Lehrer H. Viehmeyer spricht über den Hochzeitsflug und die
Nestgründung der Ameisen, speziell von Camponotus ligni-
perda Ltr.
Vortragender beobachtete den Hochzeitsflug dieser Art am 27. Juni 1906 in der
Dresdner Heide. Eine eigentliche Schwarmbildung war nicht vorhanden, die Geschlechts-
tiere kreisten einzeln in Mannshöhe über dem Waldboden. Eine grofse Anzahl von
Kolonien mufste sich an dem Fluge beteiligen, denn über eine Stunde weit war die Luft
von geflügelten Ameisen erfüllt. Die Weibchen waren in der Überzahl. Nach kurzem
Fluge sanken sie entkräftet zur Erde, kletterten an den Grashalmen empor, um von
deren Spitzen aus wieder aufzufliegen. Ein entflügeltes Weibchen wurde mitgenommen;
es legte schon nach einigen Tagen sechs Eier, die aber infolge des Austrocknens des
Nestes zu gründe gingen. Ende August waren sechs neue Eier vorhanden. Die daraus-
schlüpfenden Larven sind jetzt 2 mm grofs. Einige nachgelegte Eier und auch eine
der Larven wurden von der Mutter gefressen. Die Königin erhielt nur Wasser.
Zweite Sitzung am 14. März 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Jacobi.
— Anwesend 32 Mitglieder.
Dr. B. Wandolleck spricht über Mifsbildungen bei Reptilien.
Der Vortragende bespricht eine typische Buckelbildung bei Testudo graeca L. und
erläutert seinen Vortrag durch Demonstration des betreffenden Exemplares, einer Ab-
bildung der verbildeten Wirbelsäule und derjenigen eines normalen Exemplares. Hierzu
wird vorgelegt :
Wandolleck, B.: Eine bucklige Testudo graeca’L. Zoolog. Jahrb. XX, 1904.
Anschliefsend spricht Derselbe über die Regenerationserschei-
nungen von Reptilien, besonders über die Versuche von Tornier, unter
Vorlage von
4
Meliely, L. von: Ueber das Entstehen überzähliger Gliedmafsen. Mathem.
und naturwiss. Ber. aus Ungarn XX, 1904;
Tornier, G.: Ueber Amphibiengabelschwänze und einige Grundgesetze
der Generation. Zoolog. Anzeiger XXIII, 1900;
Tornier, G.: Ueber experimentell erzeugte dreischwänzige Eidechsen und
Doppelgliedmafsen von Molchen, und: Ueber Operationsmethoden, welche
sicher Hyperdaktylie erzeugen, mit Bemerkungen über Hyperdaktylie
und Hyperpedie. Ebenda XX, 1897;
Tornier, G. : Neues über das natürliche Entstehen und experimentelle
Erzeugen überzähliger und Zwillingsbildungen. Ebenda XXIV, 1901;
Tornier, G.: Ueber Hyperdaktylie, Regeneration und Vererbung, mit
Experimenten. Archiv f. Entwickelungsmechanik der Organismen, Bd. III ,
Heft 4 und Bd. IV, Heft 1, 1896.
Dr. K. Verhoeff erinnert daran, dafs bei Chilopoden etwas ähnliches,
nämlich eine komplimentäre Ergänzung der Segmente vorkommt.
Dr. M. Mann vermutet als Ursache der Verbildung der Wirbelsäule
tuberkulöse Erkrankung derselben.
Prof. Dr. A. Jacobi weist darauf hin, dafs man bei jungen Hunden
durch mechanische Einwirkungen auch Verkrümmungen der Wirbelsäule
hervorrufen könne.
Dr. 0. Schlaginhaufen spricht über den Körperbau eines jungen
Schimpansen.
Es handelt sich um ein vierjähriges, dem Zoologischen Museum unlängst zugegangenes
Exemplar. Der Vortragende vergleicht in eingehender Weise die Körpermafse dieses
Tieres mit denen eines gleichalterigen Menschen. Zur Erläuterung dienen verschiedene
Tafeln. Darauf spricht er über die Farbe und das Relief der Haut, besonders von Hand
und Fufs, und schliefslich von dem Ohre. Die ausführliche Bearbeitung dieses Gegen-
standes erschien in den Abhandl. und Ber. des K. Zoolog. Museums Dresden XI, 1907.
Es zirkulieren:
Fritsch, G. : Die Gestalt des Menschen, 2. Aull. Stuttgart 1905;
Meyer, A. B.: Notizen über die anthropomorphen Affen des Dresdener
Museums. Mitteil, aus dem K. Zoolog. Museum zu Dresden II. Heft,
Dresden 1877, und zwei Gypsabgüsse von Fufs und Hand und Photo-
graphien von Fufs und Hand, Kopf und Ohr des Schimpansen.
Prof. Dr. A. Jacobi spricht über Schrillapparate bei Singzikaden.
Der Vortragende geht von dem nach dem Prinzip der Zungenpfeifen gebildeten,
bekannten Stimmorgane unserer südeuropäischen Ciccida plebeja aus und schildert dann
einen Schrillapparat, der sich bei der Gattung Tettigacles (Chile) vorfindet. Er besteht
aus Schrilleisten auf einem ovalen Felde in der Nähe der Vorderecke des Mittelrückens.
Auf diesem Felde reibt eine Leiste, die sich an der Unterseite eines nach aufwärts ge-
bogenen Lappens des Vorderflügels befindet.
Dritte Sitzung am 16. Mai 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Jacobi.
— Anwesend 34 Mitglieder.
Oberlehrer Dr. P. Wagner referiert über die Stellung des natur-
wissenschaftlichen Unterrichts an den Mittelschulen. Der Referent
kommt zu folgenden Thesen:
1. Für die Auswahl und Behandlungsart alles naturwissenschaftlichen Lehrstoffes
ist nicht das Bedürfnis des künftigen Studierenden der Naturwissenschaften mafsgebend,
sondern lediglich die Rücksicht auf den kraftbildenden Wert des Stoffes, seine Wichtig-
keit für die Erkenntnis des Naturganzen, in zweiter Linie sein praktischer Nutzen für
den Menschen.
2. Nicht die Erwerbung einer grofsen Summe von Einzelkenntnissen, nicht die
Vorführung möglichst vieler Naturobjekte bildet die Hauptsache des naturwissenschaft-
lichen Unterrichts ; es soll vielmehr ein Einblick in die Lebenstätigkeit der Organismen
5
und in die dynamischen Vorgänge in der anorganischen Natur als dauernder geistiger
Besitz dem Schüler vermittelt werden.
3. Ein solcher Einblick ist nur auf Grund chemischer und physikalischer Kennt-
nisse möglich; daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dafs sowohl der mineralogisch-
geologische, als der zoologisch-botanische Unterricht bis auf die Oberstufe neunklassiger
Anstalten durchgeführt werden mufs. Es wird dabei vorausgesetzt, dafs Physik und
Chemie in ihrem bisherigen Umfange erhalten bleiben.
4. Den Abschlufs des gesamten biologischen Unterrichts mufs eine Betrachtung der
physiologischen Vorgänge mit besonderer Berücksichtigung der Punktionen des mensch-
lichen Körpers bilden.
5. Durch Beschränkung des Tatsachenmaterials in der anorganischen Chemie ist
darnach zu streben, dafs im letzten Kursus hinreichend Zeit für Berücksichtigung der
organischen Chemie gewonnen werde.
6. Ein voller Erfolg des biologischen und geologischen Unterrichts kann nur er-
zielt werden, wenn er durch Ausflüge und durch Lösung leichter Beobachtungsaufgaben
zu einem Teile in die Natur selbst verlegt wird.
Diese Thesen werden nach eingehender Aussprache einstimmig an-
genommen.
Prof. Dr. A. Jacobi spricht über die Beuteltiere.
Der Vortragende gibt zunächst einen Überblick über den Bau der Marsupialien,
wobei er die Bildung des Gebisses und die darauf gegründete Einteilung in dipro-
todonte und polyprotodonte Beuteltiere näher erörtert und die Einschränkung des Zahn-
wechsels hervorhebt. Sodann wird die Familie nach den Eigenschaften ihrer Organi-
sation und Lebensweise besprochen und durch Vertreter in ausgestopften Exemplaren,
Skeletten und Abbildungen veranschaulicht; die durch gleiche Lebensweise entstandenen
konvergenten Eigenschaften vieler Formen (mit plazentalen Säugetieren) Anden besondere
Erwähnung. Weiter geht der Bedner auf die geographische Verbreitung der Marsupialien
ein, die sich durch das Vorkommen fossiler Formen befriedigend erklären läfst; er
schliefst mit dem Hinweise, dafs man in den Beuteltieren nicht, wie es besonders früher
geschah, die Vorfahren der höheren Säuger erblicken darf, sondern eine selbständige
Abzweigung von den Mammalia ditremata, die sich .in eigenen Bahnen weiter entwickelt
und deutliche Sonderausbildung ihrer einzelnen Aste unter der Verschiedenheit der
Lebensweise erlangt hat. Allerdings dürften diese Vierfüfser den Höhepunkt ihrer
Stammesgeschichte seit dem Pleistozän, wo weit gröfsere Gestalten vorhanden waren,
überschritten haben.
II. Sektion für Botanik.
Erste Sitzung am 7. Februar 1907. Vorsitzender: Geb. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 44 Mitglieder und Gäste.
Geb. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude spricht über die Flora der Ant-
arktis, insbesondere nach den Veröffentlichungen der Chun- und Drygalski-
schen Expeditionen.
Vorgelegt werden die früheren und jetzigen einschlägigen Werke von
Wedell, H. A.: Chloris andina. Paris 1855;
Fries, R.: Zur Kenntnis der alpinen Flora im nördlichen Argentinien.
Nov. act. reg. soc. scientiar. Upsaliensis IV, Vol. I, No. 1. Upsala 1905;
Voyage au Pole Sud et dans l’Oceanie. Paris 1842 — 45;
Düsen, P.: The Vegetation of Western Patagonia. Stuttgart 1903;
Nordenskjöld, 0. : Antarktic. Zwei Jahre in Schnee und Eis am Südpol.
Berlin 1904;
Schenk, H.: Flora von Kerguelen, St. Paul und Neu- Amsterdam.
Wissensch. Ergehn, d. deutschen Tiefsee-Exped. auf d. ValdiviavonC. Chun,
Bd. II. Jena 1905;
Drygalski, E. von: Deutsche Südpolar-Expedition 1901—03, VIII. Band:
Botanik. Berlin 1906.
G
Weiter legt Dr. B. Schorler von neuerer botanischer Literatur
vor uncl erläutert:
Matsumura,J. und Hayata, B.: Enumeratio plantarum in insula Formosa
crescentium. Journ. of the College of Science imp. univers. Tokyo, Japan.
Tokyo 1906;
Verhandlungen des internationalen botanischen Kongresses in Wien 1905.
Jena 1906;
Lotsy, J. P.: Progressus rei botanicae, 1. Bd., 1. Hft. Jena 1907;
Vries, H. de: Arten und Varietäten. Berlin 1906;
Lotsy, J. P.: Vorlesungen über Descendenztheorien. Jena 1906.
Zweite Sitzung am 4. April 1907 (in Gemeinschaft mit der Sektion
für Zoologie). Vorsitzender: Dr. B. Schorler. — Anwesend Bl Mitglieder.
Der Vorsitzende demonstriert die Fortschritte in der bild-
lichen Darstellung der Diatomeen von Leeuwenhoek an bis auf die
„Diatomaceae Germaniae“ von H. v. Schönfeldt und
spricht hierauf über die Lebensgeschichte einiger Mallomoncts-
Arten.
Mallomonas longiseta Lern, und M. caudata Iwan wurden von ihm im vorigen
Sommer in einem Schwarzwasserteich des Erzgebirges bei Marienberg gefunden. Die
beiden Arten zeigten aber nicht den gelben Farbstoff, welcher sonst den Chrysomona-
dinen zukommt, sondern waren chlorophyllgrün gefärbt. Diese Färbung wird als kom-
plementäre Anpassung an das gelbbraune Torfwasser gedeutet.
Lehrer G. Dutschmann schildert die Wirkung des Windes auf
die Vegetation von Sylt, unter Vorlegung zahlreicher Photographien
und getrockneter Pflanzen.
Dr. 0. Schlaginhaufen trägt vor über das sog. „Inkabein“, eine
Abänderung des Hinterhauptbeines am menschlichen Schädel.
Die beiden Abhandlungen, welche Vortragender aufserdem vorlegt:
„Ueber eine Schädelserie von den Marianen“ und „Das Hautleistensystem
der Primaten -Planta“, macht derselbe der Gesellschaft zum Geschenk.
Dritte Sitzung am 6. Juni 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude.
Die Sektion versammelte sich nachmittags Q 1 /^ Uhr auf dem Bahn-
hofe zu Kötzschenbroda, um die blühende Trachycarpus excelsa
im Wilhelmsbade daselbst zu besichtigen.
Der Besitzer des Bades, Herr W. Timmers, empfing die Gesellschaft auf das
freundlichste und führte sie auf die Veranda, wo die blühende Palme mit zwei jüngeren
Genossen derselben, früher als Chamaerops excelsa Thunbg. beschriebene Art, frei ohne
jeden Deckschutz den Sommer über steht, während sie in einem ungeheizten Vorraum
sogar nicht einmal ganz frostfrei überwintert. Die älteste, jetzt vielleicht vier Jahr-
zehnte zählende Palme blühte mit vier zwischen den Blattscheiden herabgebogenen und
50—85 cm Länge (einschliefslich Stiel!) besitzenden Kolben, deren schöne, leuchtend gelbe
Blüten eifrig von Pollen sammelnden Bienen besucht wurden. Der Vorsitzende setzte
die eigentümliche Geschlechtsverteilung bei Chamaerops und Trachycarpus auseinander;
die Blüten dieser Palme besitzen neben vollem männlichen Geschlecht drei wohl aus-
gebildete Carpelle, deren jedes je ein anscheinend befruchtungsfähiges Ei enthält. Da
die Palme in früheren Jahren einige halbreife Früchte ausbildete, wäre dieses Mal die
Möglichkeit erst recht vorhanden, da die vier Kolben seit dem 9. Mai bis jetzt bei anfangs
sehr heifsem Wetter ungestört geblüht haben. Es ist kein sicheres Anzeichen dafür
7
vorhanden, ob das weibliche Geschlecht in den Blüten fruchtbar sei oder nicht; in 25
untersuchten Blüten verschiedener Kolben war es ganz gleichartig gut entwickelt.
Nachdem die Gesellschaft dann noch die elektrischen, kohlensauren und Lichtbad-
Einrichtungen genauer besichtigt hatte, folgte sie einer Einladung ihres eben erst von
Korsica zurückgekehrten Mitgliedes Herrn AlbertKuntzein dessen Grundstück, welches
hoch oben auf einer schotterigen Hügelspitze über der früheren Weinbergskultur zwischen
der normalen Hügelformation von Sedum- Arten, JDianthus Carthusianorum , Centaurea
maculosa , Rosa und Rubus den jetzt als einzig geltenden Standort von Libanotis mon-
tana im Elbtal einschliefst. Die für uns seltene Umbellifere findet hier auf ca 100 Qm
ein üppiges Gedeihen und beherrscht an manchen Stellen den Geröllboden ausschliefslich.
Die Gesellschaft erfreute sich der lieblichen Aussicht auf das glänzende Band der
Elbe im Abendsonnenschein und verbrachte bei Wein und Erdbeerbowle auf der Terrasse
vor der Villa eine heitere Abendstunde.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 14. Februar 1907. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 35 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Kalkowsky legt zwei neue Sektionen (Fürstenwalde
und Hinterhermsdorf) der geologischen Spezialkarte des König-
reichs Sachsen vor, die von Sanitätsrat Dr. Barth als Reliefs ausge-
führt worden sind, und bespricht
Wagner, P.: Lehrbuch der Geologie und Mineralogie für höhere Schulen.
Leipzig 1907.
Oberlehrer Dr. P. Wagner hält einen Vortrag über die wissenschaft-
lichen Ergebnisse der Vesuvbeobachtun gen während der Eruption
im April 1906.
Zweite Sitzung am 18. April 1907. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 52 Mitglieder und Gäste.
Prof. H. Engelhardt gibt eine kurze Mitteilung über seine Unter-
suchung der Eozän fl ora im Fajüm.
Bergwerksbesitzer R. Baldauf legt eine grofse Meteoreisenplatte
vom Mukerop-Bassin in Deutschsüdwestafrika, ein Stück Ovifakeisen
und eisenführenden Basalt vor und erläutert die Struktur derselben
durch Lichtbilder.
Dr. 0. Stutzer-Freiberg hält einen Vortrag über die Entstehung
und Einteilung der Erzlagerstätten.
Dritte Sitzuug am 20. Juni 1907. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 40 Mitglieder und Gäste.
Dr. J. Uhlig spricht über die Molekularstruktur der Kristalle
unter Vorführung zahlreicher Raumgittermodelle.
Dr.K.Wan derer legt einen wertvollen Rhamphorhynchus Gemmingi
H. v. M. aus dem Dresdener Museum vor und knüpft daran allgemeine Er-
läuterungen über die Flugsaurier.
8
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 21. Februar 1907. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. D ei chm aller. — Anwesend 34 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt Steinäxte von der Rittergutsflur Riesa, von
Wölkisch bei Zehren, Mügeln bei Oschatz und vom Pionierübungsplatze
bei Mickten, sowie einen bei der Gründung eines Hauses in Röder au
gefundenen Br onze schmuck aus körbchenförmigen Bronzeanhängern und
einer blauen Glasperle, die auf einen Bronzedraht gereiht sind, vor.
Dr. W. Hentschel spricht über Ozeanien, die Heimat des Neo-
lithikers. (Vergl. Abhandlung I.)
Zweite Sitzung am 11. April 1907. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller. — Anwesend 29 Mitglieder.
Oberbaurat H. Wiechel spricht über ein vorgeschichtliches
Schichtenprofil als Seitenstück zum geologischen Schichten-
profil.
Im Hörsaale für Mineralogie, wo die Sitzungen der Isis - Sektionen für Mineralogie
und für Prähistorie stattfinden, hängt ein schmales hohes Profil der geologischen Schichten
in der Reihenfolge ihrer Bildung als stets sichtbarer Leitfaden bei geologischen Fragen.
Wenn auch der Fachmann derartiger nüchterner, schematischer Hülfsmittel nicht bedarf,
so kann man dies von dem Studierenden und den Freunden der Wissenschaft, die sich
nicht ausschliefslich mit den Sonderfragen eines Faches beschäftigen, nicht behaupten;
ihnen ist ein Blick auf eine übersichtlich graphisch dargestellte Systematik immer will-
kommen. Ganz besonders gilt dies für die Vorgeschichte bis zurück zu den ersten Spuren
des Menschen. Noch vor zwei Jahrzehnten wäre ein solches vorgeschichtliches Schichten-
profil kaum aufstellbar gewesen. Durch die Ausdehnung der Forscherarbeit auf das von
allen Seiten zuströmende neue Material an Fundsachen und durch die immer eindringen-
deren Vergleichsstudien treten die Umrisse der vorhistorischen Chronologie täglich deut-
licher aus dem Nebel der bisherigen Hypothesen, so dafs heute wohl gewagt werden kann,
derartige Profile aufzutragen. Dev Einwand, dafs bei dem bevorstehenden Fortschritte
der Erkenntnis wohl alljährlich Änderungen und Nachträge nötig werden würden, ist
anzuerkennen; indessen dürfte gerade aus diesem Umstande ein erhöhter Wert der Profil-
zeichnung für eine Gesellschaft wie die Isis abzuleiten sein; denn den zahlreichen Freunden
der Vorgeschichte wird durch die Nachträge immer wieder vor Augen geführt, auf
welchem Gebiete und in welchem Umfange diese Wissenschaft foitschreitet.
Das Vorgeschichtsprofil wird in erster Linie auf die Verhältnisse Sachsens zuzu-
schneiden sein. Vom Jahre 930 nach Chr., wo mit der deutschen Besetzung des Landes
der Scheinwerfer geschichtlicher Überlieferung erstmalig deutliche Kunde bringt, können
abwärts die Jakrhundertabschuitte aufgetragen werden durch die slawische, die mero-
wingische bis zur Römerzeit; es folgt das merkwürdige Vakuum in der Junglatene-
zeit, das spärliche Mittellatene und das reiche Altlatene im unmittelbaren Anschluß an
die jüngere Bronzezeit. Die feineren Gliederungen dieser und der älteren Bronzezeit
werden für Sachsen noch nicht streng durchzuführen sein; ebenso liegen die Ver-
hältnisse in der jüngeren Steinzeit. Es empfiehlt sich deshalb, zu beiden Seiten des
sächsischen Schichtenprofils die Verhältnisse unserer südlichen und nördlichen Nachbarn
darzustellen, wo vielfach reicheres Fundmaterial als in Sachsen zum verfeinerten Ausbau
der Schichtengliederung geführt hat.
In das Profil werden besonders bezeichnende Wendepunkte in der Bestattungsform,
in der Anlage der Grabstätten, im Gebrauch von Metallen, in der Form der Werk-
zeuge usw. einzutragen sein; ebenso die Namen der besonders bezeichnenden bekannten
Fundorte. Alle Darstellungen sollen sich in erster Linie, wie gesagt, auf Sachsen be-
ziehen und die nachbarlichen Verhältnisse nur so weit mit berücksichtigt werden, als sie
zur Klärung der heimischen vorgeschichtlichen Verhältnisse beitragen. Der Vortragende
glaubt dadurch zum Ziele zu kommen, dafs ein Mitglied einen vorläufigen Entwurf
skizzenhaft aufstellt, und dafs durch die Besprechung, die Kritik der Vorlage neuer Stoff
9
in erwünschter Weise den Sitzungen zugeführt wird. Wenn dann etwa nach Jahresfrist
der durch das Feuer der Kritik geläuterte Entwurf im allgemeinen Zustimmung ge-
funden haben sollte, würde er in den Mitteilungen der Isis zu veröffentlichen sein und
damit mancher neue Freund vorgeschichtlicher Forschungen gewonnen werden können.
In der Debatte wird der Wert eines vorgeschichtlichen Schichtenprofils
für die Verhandlungen der Sektion allgemein anerkannt und die Aufstellung
eines solchen trotz der Schwierigkeit und Unsicherheit der Darstellung auf
Grund der gegenwärtigen Kenntnis der Vorgeschichte Sachsens lebhaft
befürwortet.
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller spricht über die von der deutschen
anthropologischen Gesellschaft herausgegebenen prähistorischen Typen-
karten.
Während die älteren Fundkarten nur die Verbreitung der einzelnen Kulturperioden
kartographisch festlegten, sollen die neuen Typenkarten dazu dienen, zu ergründen,
welchen Einflüssen die vorgeschichtliche Kultur unserer Heimat ihre Entstehung ver-
dankt und wieweit sich dieselbe hier selbständig entwickelt hat. In den bisher er-
schienenen drei Berichten, Berlin 1904 — 1906, sind die Typen der Ruder-, Scheiben-,
Badnadeln und der Äxte nach ihren Formen und ihrer Zeitstellung eingehend behandelt,
die wichtigsten Fundstellen in Deutschland und den Nachbarländern zusammengestellt
und auf fünf Kartenblättern die Verbreitung der einzelnen Typen dargestellt.
Vortragender erläutert an einem Beispiele die Vorteile der Karten. Aus der der
Steinaxt nachgebildeten „Flachaxt“ aus Kupfer oder Bronze ging zunächst die „Rand-
axt“ hervor, indem die Bänder leistenartig erhöht, die Mitte eingeschnürt oder ein-
geknickt wurden, um die seitliche Verschiebung des Schaftes und das Eindringen der
Klinge in denselben beim Gebrauch zu verhüten. Die Praxis lehrte dann, dafs die ur-
sprünglich bis zur Schneide reichenden Randleisten das Eindringen der Axt in das
Arbeitsstück erschwerten. Deshalb befreite man die Klinge in der Schneidenhälfte von
den Randleisten und schuf in der Mitte einen Absatz, gegen den sich der Schaft stützt;
so entstand die „Absatzaxt“. Aus dieser Form entwickelte sich durch weitere Ver-
kürzung der Randleisten, Verbreiterung und Umbiegen derselben nach dem Blatt die
„Lappenaxt“. Von der oberständigen Lappenaxt, bei welcher die Schaftlappen dicht am
Bahnende stehen, bis zur jüngsten Form, der „Tüllenaxt“, ist nur ein Schritt. Aus den
Karten ist leicht zu ersehen, wie sich in bestimmten Verbreitungsgebieten bestimmte
Typen der einzelnen Axtformen herausgebildet haben. So ist z. B. eine als „sächsischer
Typus“ bezeichnete Form der Randaxt in der Hauptsache auf das Königreich und die
Provinz Sachsen, Thüringen und Anhalt beschränkt und im Königreiche Sachsen die
fast alleinherrschende; hierher gehören die Äxte aus den grofsen Depotfunden von Cars-
dorf bei Pegau und Wauden bei Lommatzsch, die Einzelfunde von Oetzsch, Knautklee-
berg, Binnewitz, Briefsnitz, Neschwitz und Wurschen.
Eine in der Vorbereitung begriffene Karte wird die Verbreitung der Latene-Fibeln
behandeln.
Oberbaurat H. Wiechel gibt aus der Zeitschrift für Ethnologie einige
ergänzende Bemerkungen zudem in der Februarsitzung von Dr. W. Hentschel
gehaltenen Vortrage über die Heimat des Neolithikers.
Der Vorsitzende macht auf eine neue über diesen Gegenstand er-
schienene Veröffentlichung aufmerksam:
Penka, K.: Die Entstehung der neolithischen Kultur Europas. Beiträge
zur Rassenkunde, Heft 2. Leipzig 1907.
Dritte Sitzung am 13. Juni 1907. Vorsitzende: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller und Direktor H. Döring. — Anwesend 22 Mitglieder
und Gäste.
Als Geschenk des Verfassers wird der Bibliothek überreicht:
Schlaginhaufen, 0.: Ein Fall von Ossifikation des Ligamentum apicis
dentis epistropbei beim Menschen und entsprechende Bildungen bei den
Affen. Morpholog. Jahrb. XX XVII, 1907.
**
10
Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller bespricht das Buch von 0. Mertins:
„Wegweiser durch die Urgeschichte Schlesiens“. Breslau 1906.
In chronologischer Folge stellt Mertins die Altertümer Schlesiens nach der gegen-
wärtigen Kenntnis der Vorgeschichte des Landes zusammen und schildert auf Grund
eigener Forschungen den Gang der Entwicklung, den die Kultur des Landes genommen
hat. Die in Schlesien fehlende ältere Steinzeit wird nach den in den Nachbarländern
herrschenden Zuständen behandelt. Die jüngere Steinzeit zeigt viele Verwandtschaften
mit unserer sächsischen. An die älteste Bronzezeit mit den Hockergräbern des Aun-
jetitzer Typus schliefst sich wie bei uns die Periode der grofsen Urnenfelder mit Ge-
fäfsen des Lausitzer und Billendorfer Typus. Die Latenezeit, die in ihrem älteren
Abschnitte durch Skelett- und Brandgräber, im jüngeren nur durch ßrandgräber ver-
treten ist, wird von der römischen Zeit abgelöst, die zahlreiche, oft recht kostbare Kultur-
niederschläge hinterlassen hat, während die Altertümer der Völkerwanderungszeit nur
spärlich vorhanden sind. Den Schlufs bildet die slawisch-polnische Periode mit Lang-
und Burgwällen und vereinzelten Pfahlbauten. Die zahlreichen vortrefflichen Abbildungen,
mit denen das Buch ausgestattet ist, bieten einen leichten und vollständigen Überblick
über die Typen schlesischer Altertümer.
Derselbe berichtet weiter über die ersten Kupfer funde aus
Sachsen.
Noch bis vor kurzem waren Kupferfunde aus Sachsen unbekannt. Vor zwei Jahren
erwarb die K. Prähistorische Sammlung in Dresden eine durchlochte Kupferaxt von
ungarischem Typus mit gekreuzten Schneiden, angeblich 1876 bei Grofsenhain gefunden.
Zu diesem Funde ist jetzt der einer rohen Flachaxt gekommen, die 1900 von einem
Holzfäller auf der Flur des Rittergutes Treuen i. V. in etwa 16 cm Tiefe entdeckt wurde.
Dr. 0. Schlaginhaufen spricht über ein Skelett von Lunk-
hofen.
Der Vortragende legt die Reste eines prähistorischen (Alemannen-?) Skeletts vor,
das hei Lunkhofen im Kanton Aarau in der Schweiz gefunden wurde. Dasselbe weist
eine Anzahl von Merkmalen auf, die in dieser Vereinigung beim rezenten Europäer nicht
bekannt ist. Hier seien erwähnt: die grofse absolute Länge des Schädels, die grofsen
Augenbrauen wülste, das starke Hervortreten der zum Ansatz der Muskeln dienenden
Leisten und Höcker namentlich am Hinterhaupt, das kurze, stark gekrümmte und an
seinem Brustbeinende mächtig verdickte Schlüsselbein, die kräftige Tuberosites deltoidea
am Oberarmknochen, der Trochanter tertius am Oberschenkelbein und die seitliche Ab-
plattung oder Platyknemie des Schienbeins. Genauere Untersuchungen sollen folgen.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie.
Erste Sitzung am 10. Januar 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. M.Toepler.
— Anwesend 63 Mitglieder und Gäste.
Prof. H. Rebenstorff spricht über neue Schulversuche unter Vor-
führung von Experimenten. (Vergl. Abhandlung II.)
Der Vortragende demonstriert den Verdrängungsapparat zur Volum- und Dichte-
bestimmung faustgrofser Mineralstücke. Das Differential -Aero-Pyknometer gibt
das spezifische Gewicht einer in das Pyknometergläschen gebrachten Flüssigkeit bis auf
einige Einheiten der vierten Dezimale genau an. Bei der besonders empfindlichen und
handlichen Senkwage mitZentigrammspindel wird die Sichtbarmachung der Ein-
stellung der Spindel für gröfsere Entfernung (Schule, Hörsaal) durch verschiedene Färbung
der Zehnerbereiche der Zentigrammspindelskala erreicht. Das Rohr für Wasserstofs
zeigt das Emporschleudern weniger Tropfen Wasser bis zur Hörsaaldecke durch eine nur
um 20 cm fallende Wassersäule. Die vielfache und äufserst, bequeme Anwendbarkeit eines
gefüllt bleibenden Hebers (mit Wasser gefülltes Chlorkalziumrohr, dessen Schenkel
mit drei gekreuzt gelegten Lagen feinen Tülls Überbunden sind) wird gezeigt. Zur
Füllung des kleinen Wasserstoff-Luftballons bei Demonstrationen werden die jetzt leicht
und billig beziehbaren Magnesiumspäne empfohlen.
11
Prof. Dr. A. Witting hält einen Vortrag: Neues über Linienspektra
unter besonderem Eingehen auf die neuesten Arbeiten über den Doppler-
effekt an Kanalstrahlen.
Zweite Sitzung am 7. März 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Toepler.
— Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. A. Lottermoser hält einen Experimentalvortrag: Einiges
über kolloidale Metalle.
Dritte Sitzung am 3. Mai 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. M. Toepler.
— Anwesend 60 Mitglieder und Gäste.
Unter Führung und erläuterndem Vortrage durch Prof. W. Kühler wird
das Fernheiz- und Elektrizitätswerk der Technischen Hochschule
besichtigt. Hieran schliefsen sich Besichtigungen des Instituts für Tele-
graphie und Signalwesen mit Lichtbildervortrag über Telegraphie ohne
Draht durch Geh. Baurat Prof. Dr. R. Ulbricht und des Elektrotech-
nischen Instituts unter Prof. J. Görges mit Demonstrationen im grofsen
Hörsaale desselben.
Yl. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Erste Sitzung am 17. Januar 1907. Vorsitzender: Staatsrat Prof.
M. Grübler. — Anwesend 14 Mitglieder.
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Krause spricht zur Theorie des ebenen
Gelenkvierecks.
Wenn von den vier Seiten eines ebenen Gelenkvierecks die eine festgehalten wird,
so lassen sich die trigonometrischen Funktionen der Richtungswinkel der drei übrigen
Seiten als elliptische Funktionen eines Parameters darstellen. Der Vortragende entwickelt
diese Darstellung nach einer durchsichtigen und eleganten Methode, indem er von der
Theorie der Thetafunktionen III. Ordnung Gebrauch macht und insbesondere den Satz
benutzt, dafs zwischen je vier solchen Funktionen immer wenigstens eine homogene
lineare Relation mit konstanten Koeffizienten besteht.
Zweite Sitzung am 14. März 1907. Vorsitzender: Staatsrat Prof.
M. Grübler. — Anwesend 17 Mitglieder.
Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über die Ellipse im Dienste
der Landwirtschaft.
Bei der Entwässerung einer ebenen Wiese von gegebener Neigung gegen die Hori-
zontalebene kommt der folgende geometrische Satz in Betracht: Die Orthogonalprojektion
c' einer beliebigen ebenen Schnittkurve c des Rotationskegels auf die durch die Kegel -
spitze S senkrecht zur Kegelachse gelegte Ebene ist so beschaffen, dafs der Abstand
eines beliebigen Punktes der Kurve c' vom Punkte S zu seinem Abstande von einer
gewissen festen Geraden in einem konstanten Verhältnis steht. Für diesen Satz gibt
Vortragender einen einfachen und direkten Beweis.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger spricht über die Kugeln, die einem
unebenen Viereck A x A 2 A s eingeschrieben sind.
12
Es werde die auf der Ebene des Winkels Ai, stehende Höhe des Tetraeders A 1 A 2
1 3 A 4 mit hi, derjenige Winkel bei Ai, auf dessen Symmetrieebene die Kugelmitte M liegt,
mit 2 ai, die Tangente von Ai an die Kugel mit U, der an der Kante Ai Au liegende
Raumwmkel des Tetraeders A 2 A 3 A 4 mit ßik, die Kante Ai An mit 2 lik, der Kugel-
halbmesser mit p bezeichnet; ferner seien xyz die rechtwinkligen Koordinaten von M
und die homogenen Koordinaten von M in bezug auf das Tetraeder A ± A 2 A s A 4 .
— Dann erhält man
1. aus der Plückerschen Formel
^1 |2 I ^3 1 ^4 1
h^h^h^ I h ~
und aus
%i*=p* — tiHg*ai
eine Gleichung für p, nämlich die Relation
h V^ 2 ~ ^9 2 a i~\ b P 2 — V tc J 2 a -4 — 1 ’
2. aus dem Kreis Viereck, das die anstofsenden Seiten %i& und AI gegenüber den
Winkel ßik hat, die Formel
p 2 sm 2 ßijc =ti 2 tg 2 -ai-\-tk* tg 2 aj c — 2 Ufo tgoti tga k • cos
3. aus der Cayleyschen Gleichung (Baltzer, Determinanten, § 16, 1 1) für die Strecken
zwischen fünf Punkten die Relation
0
1
1
1
1
1
1
0
4^i 2 2
4^1 3 2
4V
P 2 + ^l 2
1
4Z 12 2
0
4* 2 3 2
4 Cr
p 2 H-*2 2
1
4 ^13 2
4?23 2
0
«34*
P 2 + h 2
1
4?14 W
4^24 2
4^34 2
0
P 2 ~b V
1
p 2 -p
p 2 + *2 2
p 2 + V
? a -+v
0
Der Koeffizient von p 4 in der Determinante verschwindet identisch, und man erhält
0
1
1
1
1
1
1
0
47 2
4t 12
4^3 2
4Z 14 2
b 2
1
4Z 12 2
0
4Z 2 3 2
4 1, 2
V
1
4? 1S 2
4^*3 2
0
G 2
1
4?14 2
4 V
4?34 2
0
*4 2
1
V 2
^2 2
tA
V
0
0
1
1
l
1
1
0
4 / 12 2
4^3 2
4 ^14
1
4Z 12 2
0
4Z 2 3 2
4 ^24
1
4^13 2
4Z 23 2
0
4 ^34
1
4^i4 2
4 ^ 2
4 7 2
0
Die Gleichungen der Ebenen, welche die Kugelmitte enthalten und mit den Seiten
des Vierecks rechte Winkel bilden, sind, wenn mit a ik, bik, ca die Richtungscosinus von
Ai Ak bezeichnet werden,
Cl ik ' X -\-b ilt ‘ y ~\~ Gik ' Z = yy — i 2 — V Je 2 — ti 2 -{- t fc 2 ^ ,
wobei
ist.
n * = x i 2 y i 2 -j- -z'i 2
Staatsrat Prof. M. Grübler spricht über Gleichgewicht und Ruhe.
An dem Beispiel eines materiellen Punktes, der in vertikaler kreisförmiger Bahn
unter ausschliefslichem Einflufs der Schwerkraft steht, wird gezeigt, dafs Gleichgewichts-
lagen und Ruhelagen nicht gleichbedeutend zu sein brauchen.
Geh. Hofrat Prof. Dr. G. Helm spricht über eine Konstruktion des
Krümmungskreises bei Kegelschnitten.
Es handelt sich um die Aufgabe, zu einem nebst seiner Tangente t gegebenen
Kegelschnittspunkte P das Krümmungszentrum G zu finden; als bekannt werden voraus-
gesetzt der Mittelpunkt M des Kegelschnitts und die Richtungen (nicht die Längeu)
der Achsen. Man kann zunächst die Normale n und die nach dem zweiten Schnitt-
punkte des Krümmungskreises mit dem Kegelschnitt führende Gerade s zeichnen (s und t
liegen harmonisch zu den Achsenrichtungen!). Wird nun der zu P in bezug auf eine
Achse des Kegelschnitts symmetrische Punkt P' geradlinig mit Al verbunden und die
erhaltene Gerade mit s zum Schnitt gebracht, so geht die im Schnittpunkt Häuf s er-
richtete Senkrechte durch das Krümmungszentrum, das sich andrerseits auch auf n vor-
findeii mufs.
13
Dritte Sitzung am 13. Juni 1907. Vorsitzender: Staatsrat Prof.
M. Grübler. — Anwesend 12 Mitglieder.
Konrektor Prof. Dr. R. Henke spricht über Gegenpunkte und
Gegenkurven beim Dreieck.
Verbindet man einen beliebigen Punkt P der Ebene geradlinig mit den Ecken A,
P, C eines gegebenen festen Dreiecks und konstruiert zu den drei entstehenden Eck-
transversalen dieses Dreiecks die Gegentransversalen*), so gehen diese wieder durch einen
Punkt P 17 welchen man den Gegenpunkt von Pin bezug auf das gegebene Dreieck nennt.
Da hiernach jedem Punkt P ein bestimmter Gegenpunkt P, zugeordnet ist, so wird
auch jeder Kurve c — gedacht als geometrischer Ort von P — eine bestimmte neue
Kurve c t — als geometrischer Ort von P 1 — entsprechen; diese Kurve wird dann als
Gegenkurve von c bezeichnet.
Der Vortragende führt nun aus, wie durch Einführung der Beziehung zwischen
Kurve und Gegenkurve eine grofse Anzahl von Sätzen und Tatsachen der neueren Drei-
ecksgeometrie , die sonst isoliert auftreten, in einen inneren Zusammenhang gebracht
werden können. So zeigt sich z. B. dafs die Gegenkurve zu einer Geraden stets ein
durch die Ecken A, P, C des gegebenen Dreiecks gehender Kegelschnitt ist; insbesondere
entspricht der unendlich fernen Geraden der Umkreis des Dreiecks, der Geraden von
Lemoine die Steinersche Ellipse, dem Brocardschen Durchmesser des Brocardschen Kreises
die Kiepertsche gleichseitige Hyperbel. Allgemein tritt als Gegenkurve zu einer ge-
gebenen Geraden eine Ellipse, oder eine Parabel, oder eine Hyperbel auf, je nachdem
diese Gerade den Umkreis meidet oder berührt oder schneidet; und insbesondere ergibt
sich eine gleichseitige Hyperbel, wenn die Gerade durch den Umkreismittelpunkt geht;
der Mittelpunkt einer solchen gleichseitigen Hyperbel befindet sich stets auf dem Feuer-
bachschen Kreise, und die Asymptoten sind zwei Simsonsche gerade Linien.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger spricht über die Berechnung der
homogenen Koordinaten des 9. Schnittpunktes zweier Kurven
IH. Ordnung aus 8 gegebenen.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 31. Januar 1907. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Kalkowsky. — Anwesend 88 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. G. Helm spricht über die neueren Ansichten
über das Wesen der Naturerkenntnis.
Ausgehend von den Arbeiten der Mathematiker über die von Riemann und von
Helmholtz aufgeworfene Frage: Welche Erfahrungen sind es, die unserer Raum-
anschauung zu gründe liegen? berichtet der Vortragende über die Untersuchungen, die
sich auf das Wesen der Bewegungsgesetze und der physikalischen Prinzipien überhaupt
beziehen. Der Einflufs von C. Neumann, Kirchhoff, Helmholtz, Maxwell, Hertz wird
geschildert, vor allem aber ergab sich als das Lebenswerk von Emst Mach die Über-
zeugung, dafs die wissenschaftliche Naturerkenntnis auf grundsätzlich denselben Wegen
zu stände kommt, auf denen wir alltäglich uns in unserer Umwelt zurecht zu finden
wissen.
Diese neuere Richtung fand ihren Philosophen von Fach in Richard Avenarius,
der den natürlichen Weltbegriff, den wir alle hatten, ehe wir zu philosophieren be-
gannen, als ausreichende Grundlage der aus Erfahrung geschöpften Erkenntnis betont.
Poincare hat neuerdings die Ergebnisse dieser deutschen Forscher mit französi- .
scher Klarheit und Präzision dargestellt, und die Schriften dieses grofsen Mathematikers
waren der unmittelbare Anlafs des Vortrags.
*J Zwei von einer Ecke des Dreiecks ausgehende Transversalen werden als Gegen-
transversalen bezeichnet, wenn sie symmetrisch liegen zur Halbierungslinie des betreffenden
Dreieckswinkels.
14
Nach dieser Schilderung' der geschichtlichen Entwicklung wendet sich der Vortrag
dazu, an einzelnen Beispielen zu zeigen, wie es lediglich Beziehungen der Dinge zu
einander und zu uns sind, die wir in unseren Anschauungen über Raum und Zeit,
Kausalität und Kraft, Masse und Atom festhalten, nie die Qualitäten der Dinge, und
dafs jeder Begriff, insofern wir ihn als beziehungslos, als. absolut denken, für die Er-
fahrungserkenntnis unnütz ist. Er mag Wünsche oder Überzeugungen des Einzelnen
bezeichnen, — allgemein gültige Erkenntnis gibt er nicht wieder.
Jede unserer Erfahrung zugängliche Beziehung suchen wir nun in der jeweilig
bequemsten Weise darzustellen und danach die Erscheinungen zu klassifizieren, damit
wir ihre Fülle überblicken und ihren Verlauf so weit Voraussagen können, um unser
Handeln danach einzurichten. So hat z. B. die Lehre der Wissenschaft, dafs sich die
Erde dreht, den Sinn einer bequem zusammenfassenden Beschreibung unzählig vieler
Erfahrungen, genau so wie der Alltagsausspruch, dafs ein Rad vor mir sich dreht.
Nicht darum handelt es sich, ob eine solche Darstellung der Erscheinungen endgültig
„wahr“ ist, sondern ob sie innerhalb des jeweilig erforderten Genauigkeitsgrades kon-
trollierbar und bequem ist; wahr hat sich immer nur erwiesen, dafs es jeweilig eine
solche Darstellungsform gibt. Den Wert einer Theorie kann dieser Relativismus nur
darin finden, dafs sie scheinbar weit auseinander liegende Erfahrungen in Beziehung
setzt, so dafs sie sich gegenseitig stützen.
Der Vortrag schliefst mit dem Hinweis auf die hervorragende Stellung, die bei
dieser Auffassungsweise, bei diesem Suchen nach bequemster Darstellung der reinen
Beziehungen, der mathematischen Behandlung unserer Erfahrungen und insbesondere
der Energetik zufällt, während die Bilder, die in unseren Hypothesen und Theorien
benutzt werden, keinen anderen Wert haben als den, die erfahrungsmäfsigen Beziehungen
durch Anschaulichkeit bequem wiederzugeben. Gerade die mathematischer Darstellung
fähigen, quantitativen Beziehungen haben sich als die wertvollsten Hilfsmittel für den
eigentlichen Zweck der Erkenntnis erwiesen, die Erscheinungen vorauszusagen.
Zweite Sitzung am 28. Februar 1907. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Kalkowsky. — Anwesend 49 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Prof. H. Engelhardt, legt den
Kassenabschlufs für 1906 (siehe S. 17) und den Voranschlag für
1907 vor.
Zu Rechnungsprüfern werden Bildhauer G. Bern köpf und Prof.
Kl. König gewählt; der Voranschlag wird genehmigt.
Adjunkt Diplomingenieur 0. Wawrziniok hält unter Vorführung von
Lichtbildern und graphischen Darstellungen einen Vortrag über die Metall-
mikroskopie und metallographische Untersuchungsmethoden.
Dritte Sitzung am 21. März 1907. Vorsitzender: Prof. H. Engel-
hardt. — Anwesend 47 Mitglieder und Gäste.
Eingegangen ist die Einladung zur 79. Versammlung Deutscher
Naturforscher und Ärzte in Dresden im September 1907.
Auf der Tagesordnung steht die Aussprache über eine Reform des
naturwissenschaftlichen Unterrichts an den Mittelschulen.
Oberlehrer Dr. R. Nessig spricht über den Unterricht in der
Ch emie,
Oberlehrer Dr. J. Thallwitz über den biologischen Unterricht,
insbesondere an den Realanstalten, und
Oberlehrer Dr. P. Wagner über den Unterricht in Mineralogie
und Geologie.
15
Nach längerer Aussprache über die von den Berichterstattern unab-
hängig voneinander aufgestellten Leitsätze für eine Reform des natur-
wissenschaftlichen Unterrichts beschliefst die Gesellschaft, diese Angelegen-
heit in einer späteren Sitzung auf Grund einer einheitlichen Überarbeitung
der Leitsätze nochmals zu behandeln. (Vergl. Sitzung der Sektion für
Zoologie vom 16. Mai 1907.)
Vierte Sitzung am 25. April 1907. Vorsitzender: Prof. Dr.
E. Kalkowsky. — Anwesend 102 Mitglieder und Gäste.
Prof. H. Engelhardt teilt mit, dafs die Rechnungsprüfer den Kassen-
abschlufs für 1906 geprüft und richtig befunden haben. Der Kassierer
wird entlastet.
Dr. 0. Schlagin häufen spricht über die körperlichen Merkmale
des altdiluvialen Menschen.
In seinen Arbeiten über Pithecanthropus und Neanderthaler hat G. Schwalbe
die Mittel geschaffen, die erlauben, an jedem Schädel nachzuweisen, ob er der Spezies
Homo sapiens angehört, welche die heute lebende Menschheit umfafst, oder der Spezies
Homo primigenius , die ausgestorben ist. Die heute bekannten Vertreter der letzteren
sind: der Neanderthalmens ch , die Menschen vonSpy in Belgien und die Menschen
von Krapina. Als hauptsächlichste spezifische Merkmale derselben wurden erkannt:
die Niedrigkeit des Schädels (Kalottenhöhenindex), die starke Neigung des Stirnbeins
(Bregmawinkel, Index der Lage des Bregma), geringe Wölbung des Stirnbeins (Stirn-
winkel), Überwiegen der Länge des sagittalen Stirnbogens über diejenige der sagittalen
Parietalbogen (Scheitelbeinindex), starke Neigung der Oberschuppe des Hinterhauptbeins
(Lambdawinkel). Die Kapazität des Neanderthalschädels ist aber so grofs, dafs er in
bezug auf diese Eigenschaft in die Schwankungsbreite des rezenten Menschen fällt.
Auch an den Extremitätenknochen ergeben sich bereits eine Anzahl Merkmale, die in
ihrer Kombination von Klaatsch als spezifisch für den Homo primigenius befunden
wurden. Auf Grund dieser Untersuchungen läfst sich auch zeigen, dafs der heute lebende
Mensch nicht aus kleinen Formen hervorging, wie das von manchen Forschern an-
genommen wird. Beispielsweise hat der Vortragende für die kleinwüchsigen Semang
von Malakka (Abh. u. Ber. d. K. Zool. Mus. Dresden, 1907) nachgewiesen, dafs sie keine
Merkmale von Homo primigenius besitzen.
Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht über Weltsprache und gegen
Esperanto.
Fünfte Sitzung am 30. Mai 1907 (im K. Botanischen Garten). Vor-
sitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 51 Mit-
glieder und Gäste.
Der Vorsitzende teilt mit, dafs in der Versammlung des Vereins zur
Förderung des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts
Oberlehrer Dr. E. Lohrmann über die von der Isis angenommenen Thesen
(siehe S. 4) berichtet hat.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude spricht zum Gedächtnis an Linnes
zweihundertjährigen Geburtstag über dessen Leben und Wirken.
Sechste Sitzung am 27. Juni 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 40 Mitglieder.
Hofrat Prof. H. Engelhardt legt die Photographie eines Braun-
kohlen-Tagebaus von Senftenberg, in dem noch Reste aufrecht-
stehender Taxodium - Stämme zu sehen sind, vor und
16
gibt Mitteilungen über Musophyllum Kinkelini aus dem Tertiär von
Münzenberg.
Prof. Dr. P. Schreiber spricht über den Wärmehaushalt an der
Erdoberfläche.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 15. April 1906 ist Hermann Baessler, Direktor der Strafanstalt
in Voigtsberg, korrespondierendes Mitglied seit 1866, gestorben.
Am 10. Februar 1907 starb Prof. Dr. Richard Ulbricht in Losch-
witz, wirkliches Mitglied seit 1884.
Am 7. April 1907 starb Kommerzienrat Dr. Karl Wilkens, Direktor
der Steingutfabrik von Villeroy & Boch in Dresden, wirkliches Mitglied
seit 1876.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Fscherich, K., Dr. phih, Professor an der R. Forstakademie in Tharandt,
am 30. Mai 1907;
Haase, Gertr., Drs. med. Wwe. in Dresden, am 28. Februar 1907;
Hupfer, Herrn. Paul, Dr. phih, Oberlehrer in Dresden, am 21. März 1907;
März, Christian, Dr. phih, Oberlehrer an der Dreikönigschule
in Dresden,
Meissner, Georg, Ingenieur in Dresden, J ’
Rohrs, Friedrich, Cand., Handelsschullehrer in Dresden, l am 27. Juni
Saupe, Albin, Dr. phih, Realschuloberlehrer in Dresden, / 1907;
Schlaginhaufen, Otto, Dr. phih, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am
K. Zoolog, u. Anthropol.-ethnogr. Museum in Dresden, am 31. Januar
1.907;
Schreiber, Albert, Dr. ing., K. Eisenbahn -Bauinspektor in Niedersedlitz,
am 27. Juni 1907;
In die korrespondierenden Mitglieder ist übergetreten:
Muhle, Willy, Dr. phih, Realschuloberlehrer in Kamenz.
Kassenabschlufs der Naturwiss. Gesellschaft ISIS vom Jahre 1906.
Einnahme. Ausgabe.
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Dresden, am 26. Februar 1907. Hofbuchhändler Georg Lehmann, z. Z. Kassierer der Isis.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1907.
I. Sektion für Zoologie.
Vierte Sitzung am 12. Dezember 1907 (in Gemeinschaft mit der
Sektion für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. A. Jacobi. — Anwesend
44 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt als bemerkenswerte Erwerbung der Bibliothek
des K. Zoologischen Museums das Werk von
Saville-Kent, W.: The Great Barrier-Reef of Australia. London 1898,
vor.
Prof. Dr. K. Escherich hält einen Vortrag über seine Reise nach
Erythräa, unter Vorführung von Lichtbildern und Vorlage der Königin-
zelle einer Termite.
II. Sektion für Botanik.
Vierte (aufserordentliche) Sitzung am 11. Juli 1907.
Einer Einladung von Prof. Dr. F. Neger folgend versammelten sich
zahlreiche Mitglieder nachmittags 5 Uhr auf dem Hauptbahnhofe, um nach
Tharandt zu fahren.
Vom Einladenden begriffst begab sich die Gesellschaft in den regenschwer da-
liegenden Forstgarten, den sie von der Freiberger Strafse aus bis zu den Heiligen Hallen
auf Zickzackpfaden dem schlechten Wetter zum Trotz unter den lehrreichen Erläute-
rungen von Prof. Dr. F. Neger und anregenden Diskussionen durchwanderte. Der Vor-
tragende führte sowohl zu den auf der Hochfläche des Gartens neu angelegten Rabatten
für forstliche Standorts- (Sand-, Kalk-, Humus-, Moor-, Holzschlag- usw.) Pflanzen, als
besonders erläuterte er den ,, Habitus der Koniferen“ an der grofsen Mannigfaltig-
keit der im Garten befindlichen Arten mit ihren zum Teil hervorragend schön ge-
wachsenen und schon genügend alten Exoten.
Dieser Demonstration im Freien folgte ein Vortrag über dasselbe Thema im Hör-
saal des forstbotanischen Instituts, bei welchem nunmehr zahlreiche Lichtbilder den
Habitus der Koniferen zu erläutern bestimmt waren und auch solche Arten, wie Arau-
caria , zur Besprechung ihrer Charakterform gelangten, deren Kultur im Freien unser
Klima ausschliefst.
Nach einer gemeinsamen Stärkung in der Baderestaui ation verabschiedeten sich die
Dresdner Mitglieder mit herzlichem Danke von Prof. Dr. F. Neger.
Fünfte Sitzung am 7. November 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 39 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. B. Schorler bespricht einige Erscheinungen der neueren
Literatur, nämlich:
22
Holläs, L. : Die Gasteromyceten Ungarns. Leipzig 1902, ein Foliowerk
mit ausgezeichneten bunten Tafeln;
Kirchner, 0., Loew, E. und Schröter, C.: Die Lebensgeschichte der
Blütenpflanzen Mitteleuropas. Stuttgart 1906. Dieses grofse, sehr be-
deutungsvolle Werk wird die Gesellschaft bei seinem ferneren Erscheinen
noch mehrfach beschäftigen.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude legt vor einen Faksimile -Neudruck
von Caroli Linnaei ,,Species plantarum“, Editio I, 1753.
Die Seltenheit der ersten, für die botanische Nomenklatur klassisch gewordenen
Ausgabe hat bei der Linne-Jubelfeier ihre Neuausgabe veranlafst, da sich in den meisten
Bibliotheken nur die zweite, in Stockholm 1762 erschienene befindet. Es hat daher auch
unsere botanische Bibliothek diesen 40 Mk. kostenden zweibändigen Neudruck, der bei
0. Weigel-Leipzig im Kommissionsverlag sich befindet, angeschafft.
Dr. A. Naumann spricht über Myxomyceten als Erreger ge-
wisser Pflanzen krank heiten, unter Vorlage zahlreicher mikroskopischer
und Spiritus-Präparate.
Der Vorsitzende berichtet über die unter erfreulich starker Be-
teiligung vom 8. — 20. September hier abgehaltenen botanischen
Versammlungen, welche, wie wohl noch nie zuvor, eine Menge der ver-
schiedensten Fachvertretungen deutscher, österreichischer und auch einiger
fremdländischer Botaniker in Dresden zusammengebracht haben.
Vom 8. bis 11. September tagten gleichzeitig in den Räumen der Technischen
Hochschule die „Vertreter der angewandten Botanik“ und die „Freie Vereinigung für
botanische Systematik und Pflanzengeographie“ unter ihren Präsidenten Zacharias-
Hamburg und Engler-Berlin. Beide Vereine hatten in ihrer gemeinsamen Tagung in
Hamburg 1906 Dresden zum Orte ihrer diesjährigen gemeinsamen Tagung erwählt und
waren dadurch mafsgebend dafür geworden, dafs nun auch die „Deutsche botanische
Gesellschaft“, obgleich diese leider sich vom Orte der Naturforscher -Versammlung zu
trennen in Meran beschlossen hatte, entgegen diesem Beschlüsse in diesem Herbst nach
Dresden kam, um hier ihr 25jähriges Jubiläum seit der Gründung in Eisenach 1882
zu feiern.
Sie hielt unter ihrem in bewundernswerter Frische und Rüstigkeit unentwegt am
Präsidentenplatze stehenden Leiter, S. Schwendener- Berlin, ihre Generalversammlung
am Donnerstag, den 12. September, ihre Festsitzung am Freitag, den 13. September in
einem festlich mit Pflanzenschmuck vom Botanischen Garten hergerichteten Saale des
Äusstellungsgebäudes an der Stübel- Allee ab. An diesen Sitzungen sowohl wie am
Festmahl der Gesellschaft (Donnerstag Abend im Belvedere) beteiligten sich eine Anzahl
botanischer Isis-Mitglieder, und Geheimrat Kalkowsky sprach beim Festmahl die Glück-
wünsche der Isis aus.
Der Vortragende berichtet dann weiter über eine Abhandlung: „Die
kartographische Darstellung mitteldeutscher Vegetationsformationen; I. Wein-
böhla, II. Zschirnsteine, III. Altenberg.“ Dresden 1907, welche als Sonder-
druck der Englerschen Jahrbücher für Systematik und Pflanzengeographie
vom Botanischen Institut der Technischen Hochschule herausgegeben wurde,
mit drei pflanzengeographischen Karten und einer farbigen Formationstafel,
an denen der Vortragende, vielfach von Kustos Dr. B. Schorler unterstützt,
in den letzten Jahren gearbeitet hat.
Die Karten sind in ausgezeichneter Weise von der hiesigen Firma Meinhold & Söhne
auf 15 farbigen Steinplatten gedruckt und sollen noch in diesem Winter einer zweiten
Abhandlung beigegeben werden, welche die Prinzipien der floristischen Kartographie
nach allgemeineren Gesichtspunkten im Dresdner Verein für Erdkunde zur Darstellung
bringen soll.
Das durch die genannten Karten umschriebene Gebiet sollte nun für diese botanischen
Vereinigungen im September auch als Exkursionsgebiet dienen. Nachdem bereits am
Montag, den 9. September, nachmittag von Neusörnewitz aus die „Freie Vereinigung“
zu einem durch das schönste Wetter begünstigten Ausfluge über die Bosel nach Meifsen
23
(Gebiet der Karte I) geführt war, begann eine gröfsere, mit zwei Nachtquartieren in
Tetschen geplante Exkursion am Freitag, den 13. September, Nachmittag mit einer Be-
steigung des Grofsen Zschirnsteins (Karte II), um von da zum Böllberg bei Niemes und
in die Elbgehänge des Böhmischen Mittelgebirges bei Salesel und Czernosek zu führen.
Diese am Sonntag Abend, den 15. September, geschlossene Exkursion wurde vom Vor-
tragenden, Dr. B. Schorler und Dr. A. Naumann gemeinsam geführt; bedauerlicherweise
war Prof. Dr. F. Neger- Tharandt durch Erkrankung gehindert, sich an der Führung zu
beteiligen, die auch bei dem Ausfluge nach Tharandt zur Besichtigung des Forstgartens
(am 11. September) von Prof. Dr. A. Beck und Inspektor G. A. Büttner an seiner Stelle
übernommen wurde.
Die Beschreibung der Ausflüge ist im Jahresbericht der „Freien Vereinigung“,
zugleich in Englers botanischen Jahrbüchern 1907/08, ausführlicher wiedergegeben.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vierte Sitzung am 14. November 1907. Vorsitzender: Oberlehrer
Dr. P. Wagner. — Anwesend 58 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt vor:
Gäbert, C.: Die Gneise des Erzgebirges und ihre Kontaktwirkungen.
Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. LIX, 1907.
Geb. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky berichtet über den Ko rund -
granulit von Waldheim. (Vergl. Abhandlung V.)
Dr. P. Menzel hält einen Vortrag über die Flora des Braunkohlen-
reviers von Senftenberg.
Vergl. hierzu die Veröffentlichung des Vortragenden: „Ueber die Flora der
Senftenberger Braunkohlenablagerungen.“ Abhandl. K. Pr. Geol. Landes-
anstalt, n. F. Bd. 46, 1906.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vierte Sitzung am 21. November 1907. Vorsitzender: llofrat Prof.
Dr. J. Deich müll er. — Anwesend 55 Mitglieder und Gäste.
Oberlehrer Dr. Th. Arldt spricht über Heimat und erste Aus-
breitung des Menschen.
Die Frage nach der Urheimat des Menschen hat die verschiedensten Beantwortungen
gefunden; es gibt keinen Kontinent, der nicht dafür schon in Betracht gezogen wurde.
Zu ihrer Beantwortung führen zwei Wege, ein rückschreitender, analytischer, der anthro-
pologisch-prähistorische, und ein vorwärtsschreitender, synthetischer, der paläogeo-
graphisch- phylogenetische. Letzterer wurde vom Vortragenden eingeschlagen. Die
paläogeographische Forschung stützt sich wieder auf eine petrographisch-paläontologische
und auf eine biogeographische Methode, deren Besultate durch ihren Vergleich gröfsere
Sicherheit der Schlufsfolgerungen gewährleisten. Durch die wechselnden Verbindungen
zwischen den Kontinenten treten Faunenmischungen ein, bei denen das Herrschen mehrerer
Gesetze sich erkennen läfst, die man als Gegenseitigkeits-, Massenwirkungs- und klima-
tisches Gesetz bezeichnen kann, auch läfst sich in der Entwickelung eine Periodizität
in mathematischem Sinne nicht verkennen. Infolge dieser Änderungen gab es früher
andere Regionen und Reiche als jetzt, sie sind auch die Ursache, dafs wir in den
lebenden Kontinentalfaunen verschiedene Schichten unterscheiden können.
Suchen wir den im Menschen gipfelnden Zweig der Wirbeltiere in seiner geo-
graphischen Entwickelung zu verfolgen, so liegt die Heimat der ältesten Säugetiere
wahrscheinlich in Südafrika bez. im permischen Südkontinente. Von hier gelangten sie
24
über Süd- nach Nordamerika, wo sie zn den Plazentaliern sich weiterentwickelten,
während in Australien die Kloakentiere, in Südamerika die Beutler sich ausbildeten.
Vor Beginn der Tertiärzeit spalteten sich die Plazentalier in vier Hauptzweige und ge-
langten auch nach dem Süden, darunter die Primaten, von denen im Oligozän in Süd-
amerika die Breitnasen, in Afrika und Madagaskar die Lemuren, in Asien und dem
nordatlantischen Kontinente die Uraffen (Anaptomorphiden und Pachylemuriden) und in
Nordeuropa die Schmalnasen gelebt haben dürften. Im Miozän gelangen diese nach
Mitteleuropa, bereits in Hunds- und Menschenaffen geschieden, und breiten bald auch
nach Indien sich aus. Hier entwickeln sich als gesonderte Zweige Gibbon, Pithecan-
thropus, Schimpanse und Orang Utan. Der Urmensch hat wohl weiter im Norden sich
entwickelt, etwa zwischen Skandinavien und dem Himalaya, vielleicht in Nordasien, das
damals wärmer war als jetzt. Nachdem er hier seine körperliche Ausbildung infolge
seines aufrechten Ganges erlangt hatte, veranlafste ihn zur Ausbildung der ersten Kultur
die Notlage, in die Horden des Affenmenschen gerieten, als im Pliozän das inner-
asiatische Hochland sich erhob und sie in ihm isoliert wurden. Hierher möchten wir
daher die Ausbildung des Menschen verlegen, von hier aus konnte er auch im Pliozän
am raschesten und leichtesten über alle Kontinente sich ausbreiten. Zuerst breiteten die
protomorphen Rassen sich aus, von denen nur die Neandertalrasse den alten Typus uns
rein zeigt, während die anderen Zweige sich gleichsinnig mit den Hauptrassen weiter-
entwickelt haben. Im Süden stellen aufeinanderfolgende Völkerwellen dar die woll-
haarigen Völker, die Wedda, die Dravida und Australier, sowie die Urmalayen, Schmidts
austrische Rasse. Im Norden besiedelte die Neandertalrasse den Westen, die Vorfahren
der Aino waren deren Repräsentanten im Osten. Die Negroiden, Mongoloiden und
Mittelländer sind selbständige Zweige, die getrennt von einander aus protomorphen
Stämmen hervorgingen, und zwar in Afrika bez. West- und Ostasien. In Europa sind
die Urneger von Mentone vielleicht mit den Hottentotten zusammenzubringen, jedenfalls
sind sie, wie viele afrikanische Tiere, vom Süden gekommen. Gleiches gilt vielleicht
vom Löfsmenschen, den wir der westeuropäischen Rasse gleichsetzen möchten, während
die Cro-Magnonrasse den Indogermanen zuzuzählen ist. Die erste ist wahrscheinlich von
Nordafrika nach Europa gelangt, während die Ausbreitung der letzteren wohl nördlich
vom Pontus erfolgt ist.
Yorgelegt werden:
Schoetensack, 0.: Die Bedeutung Australiens für die Heranbildung des
Menschen aus einer niederen Form. Verh. Naturhist.-med. Ver. Heidel-
berg VII, 1902;
Arldt, Th.: Die Entwicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt.
Leipzig 1907;
— Paläogeographisches zum Stammbaum des Menschen. Zeitschr. f. Morph,
u. Anthr. X, 1907;
— Die Gröfse der alten Kontinente. Neues Jahrb. f. Min. usw. 1907, 1.
An der sich an den Vortrag anschliefsenden Debatte beteiligen sieb
Dr. W. Hentschel, Prof. Dr. A. Jacobi und der Vortragende.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie.
Vierte Sitzung am 17. Oktober 1907, Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Toepler. — Anwesend 42 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. M. Toepler spricht über gleitende Entladungen.
Unter Umständen kann man bei relativ kleiner Spannung auf der Oberfläche ver-
schiedener Körper starke elektrische Funken von ganz auffallender Länge (z. B. mit
weniger als 50 Kilovolt mehr als 2 m lange Funken) erhalten — „gleitende Entladung“.
Dies Phänomen ist altbekannt; erst neuerdings aber sind vom Vortragenden die Be-
dingungen, unter denen die Erscheinung eintritt, und deren Gesetze durch messende
Versuche festgestellt worden*).
*) Vergl. z. B. auch diese Berichte, Jahrgang 1907, Abhandl. 3.
25
Unter den mannigfachen Entstehungsbedingungen gleitender Entladung sind zwei
von besonderer Wichtigkeit. Die eine, durch Einfachheit ausgezeichnet, liegt vor, wenn
eine konstante Spannung plötzlich an die Enden der Funkenbahn angelegt wird. Die
andere hat neuerdings für die Technik eine hervorragende Bedeutung gewonnen ; bei ihr
handelt es. sich um Anlegung hochgespannter Wechselströme. Eingehender ist bisher
nur die erste Art untersucht.
Man erhält leicht mit kleiner Spannung auffallend lange Gleitfunken auf Metall-
pulvern, vergoldeten Bilderrahmen, Rufs, feuchtem Gips (Stuck), feuchtem Holze, feuchtem
oder auch trockenem Schiefer, Basalt, Wasseroberflächen, aber auch unter bestimmten
Bedingungen auf blanken, trockenen, nichtleitenden Jsolatorenoberflächen (Glimmer,
Glas, Porzellan). Vortragender zeigte dies durch eine grofse Reihe von Experimenten.
Während bei erstgenannten Fällen die Verdampfung des Bahnmaterials zur Funken-
bildung mit beiträgt, ist diese in den weiteren Fällen ausschliefslich durch eine Eigen-
tümlichkeit der Elektrizitätsleitung der Gase (Luft) ermöglicht. Gase sind (ähnlich wie
z. B. der Glühkörper in der Nernstlampe) für schwache Ströme schlechte Leiter, für
starke dagegen sehr gute. Infolgedessen gelten für kurze, schwache Entladungen ganz
andere Gesetze als für so starke Entladungen, wie sie bei den Gleitphänomen vorliegen.
Als bemerkenswerte Gesetze für die Gleitfunkenbildung wurden vom Vortragenden
gefunden :
1. Die Gleitfunkenlänge ist proportional der Aufnahmefähigkeit der Bahnlängen-
einheit für Elektrizität.
2. Die gröfstmögliche Gleitfunkenlänge ist je nach festgestellten Umständen der
zweiten bis fünften Potenz der Spannung proportional.
Die grofse Wachstumsfähigkeit macht die gleitende Entladung (wegen der mit ihr
verbundenen Brand- und Kurzschlufsgefahr) zu einem für die Technik hochgespannter
Ströme sehr zu fürchtenden Phänomen; schon heute kommt die Frage der Formgebung
von Isolierungen für hohe Spannungen zum grofsen Teile auf das Problem der Ver-
meidung von Gleitprozessen auf Isolatorenoberflächen hinaus.
Auch alle weithingehenden Raumbüschel zeigen Gleitcharakter. Der Schlüssel zu
ihrer Erklärung und quantitativen Beurteilung ist durch obengenannte Gesetze gegeben.
Zu völlig fehlerhaften Schlüssen mufs es dagegen führen, wenn man die Gesetze der
direkten Entladung über kurze Luftstrecken auf irgendwelche Gleitphänomen anwendet,
also speziell auch, wie das bisher immer geschehen ist, auf das gröfste Gleitphänomen,
die Blitzbildung.
Fünfte Sitzung am 5. Dezember 1907. Vorsitzender: Prof. Dr.
M. Toepler. — Anwesend 39 Mitglieder und Gäste.
Direktor Dr. A. Beythien spricht über neuere Aufgaben der
Nahrungsmittel chemie.
Yl. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Vierte Sitzung am 4. Juli 1907. Vorsitzender: Prof. Dr. A.Witting.
— Anwesend 10 Mitglieder und Gäste.
Staatsrat Prof. M. Grübler spricht über die Elastizitätstheorie.
Der Vortragende erwähnt einleitungsweise, däfs man bisher zwischen Dehnung
und Spannung in Körpern das Proportionalitätsgesetz: s = a 0 . o = -=- oder auch das
Bachsche Potenzgesetz s = a 0 . <j» angenommen hat. Das letztere Gesetz hat aber den
Nachteil, dafs für den Fall a = 0 der Elastizitätsmodul JE 0 == oo wird. Wahrscheinlich
besteht ein komplizierteres Gesetz e = f (a) als das Proportionalgesetz bei vielen Körpern.
Während bisher die Zugfestigkeit durch die Zerreifsungsmethode bestimmt wurde,
ermittelte der Vortragende diese an auf Innendruck beanspruchten Hohlzylindern und
erläutert näher sein zur Bestimmung der Zugfestigkeit dienendes Verfahren. Er hebt
hervor, dafs es ihm gelungen sei, den Innenraum eines Hohlzylinders unter starken Druck
zu setzen, ohne den Körper selbst durch irgendwelche andere Kräfte zu beanspruchen.
26
Diese Art der Beanspruchung entspricht auch genau der Differentialgleichung des
Deformationsvorganges.
Ist E der Elastizitätsmodul für Druck, E z der für Zug, a die tangentiale, v die
radiale Spannung und X die bekannte Konstante, so ergibt sich
als Dehnung in tangentialer Richtung: et = X = = — ,
Ez E r
als Dehnung in radialer Richtung: er = — Xz
dv
dr
Hieraus folgt
<s I 1 {— + ^ v '\ und V = - + v ' }
1 — XX* Ir J 1 -XXjI r 1 J
E~
Setzt man demnach = p. 2 und 1 + Xz — X p. 2 = c , so lautet die Differential-
ff i ^ / o ^
v = l*- 2 * --ö,
gleichung der Deformation;
c
die Integralgleichung derselben hingegen
v — A . r m i -j- B . r m 2,
wobei und w 2 die Wurzeln der quadratischen Gleichung
m 2 -J- (c — 1) . m — p 2 = 0
sind. Es berechnet sich dann für r = r t das Maximum der Spannung a zu
. = JP_ i_ f /r x ]
1 >». - j j-
Nimmt man nun
1) p, = 1 (Proportionalitätsgesetz) und X = Xz, so wird m = + 1 und
A4 ‘3 I A4 2
^ Pi (Lame); [hierin bezeichnet p L den Innendruck j
r 2 2 — r 1
2) Xz = X = 0, so ist m — + p. und a, = p,
woraus für den Fall p 2 = \ sich a
/r 0 \2,u
ergibt;
7\ 2
1 u. 2 — 1
3) X = Xz = T (Poisson), so ist m = 1 — - — +
4 o
V(^)‘
woraus für p. = — sich m A == 0,4150, m 2 = — 0,6025 und
/w
0,4150 + 0,
(-)
,6025 \r 1 /
p x ergibt.
1,0175 ^
Diese Spezialfälle haben bei einem Versuch u. a. folgende Werte ergeben:
1) x >0
2) Xz = X = 0
00
.11
II-
1
1
p. — 1
= 2
■*='2
<J t == 39,82
36,67
38,78 at-,
welche nur sehr wenig von einander abweichen, trotzdem im ersten Falle E s = E
und im letzten E z = \ E ist.
4
27
Fünfte Sitzung am 10. Oktober 1907. Vorsitzender: Staatsrat Prof.
M. Grübler. — Anwesend 12 Mitglieder.
Prof. Dr. E. Naetsch spricht über Lichtgrenzkurven und geo-
dätische Linien.
Als eine Lichtgrenzkurve einer gegebenen Fläche soll jede Kurve bezeichnet
werden, welche auf dieser Fläche liegt und so beschaffen ist, dafs die zu den Punkten
der betreffenden Kurve gehörenden Tangentialebenen der Fläche sämtlich zu einer und
derselben Richtung (Lichtrichtung!) parallel sind, dafs also die längs der Kurve um die
Fläche beschriebene Developpable eine Z.ylinderfläche ist. Dann läfst sich leicht einsehen,
dafs es auf jeder nicht abwickelbaren Fläche im ganzen oo 2 Lichtgrenzkurven geben
mufs. Andererseits enthält aber die Fläche bekanntlich auch genau oo 2 geodätische
Linien; es ist daher der Fall denkbar, dafs auf einer nicht abwickelbaren Fläche jede Licht-
grenzkurve eine geodätische Linie und auch umgekehrt jede geodätische Linie eine Licht-
grenzkurve ist. Dafs dieser Fall wirklich vorkommt, zeigt das Beispiel der Kugeloberfläche.
Im Vorfrage wird nun auf analytischem Wege der Nachweis erbracht, dafs die
Kugeloberfläche die einzige Fläche von der gewünschten Beschaffenheit ist. Zu diesem
Zwecke wird zunächst für eine beliebige Fläche, deren Gleichung in der Form z = f (x, y)
angesetzt wird, einerseits die Differentialgleichung der Lichtgrenzkurven, andererseits
die Differentialgleichung der geodätischen Linien aufgestellt; hierauf werden die not-
wendigen und hinreichenden Bedingungen dafür formuliert, dafs diese beiden gewöhn-
lichen Differentialgleichungen II. Ordnung miteinander identisch sein sollen. Es ergeben
sich vier Bedingungsgleichungen, welche sich als vier partielle Differentialgleichungen
III. Ordnung mit derselben unbekannten Funktion f (er, y) erweisen. Die nähere Unter-
suchung zeigt, dafs dieselben ein „beschränkt integrables“ System bilden und dafs sich
dieses zurückführen läfst auf ein System von zwei partiellen Differentialgleichungen
II. Ordnung, welches seinerseits „unbeschränkt integrabel“ ist; nämlich auf das bekannte,
sofort geometrisch zu deutende System
r s t
1 + P 2 ~ PV~~ f + L 2 ’
Bildet man aber mit der vollständigen Lösung des letzteren Systems, mit der Funktion
f(x, y) = c-{- y& 2 — (x — a) 2 Sr(i/ — ö) 2 ( a b, c, k willkürliche Konstanten)
die Gleichung z = f (cc, y), so hat man die Gleichung oo 4 der Kugeloberflächen des Raums.
Diese sind somit in der Tat die einzigen Flächen von der gewünschten Beschaffenheit.
Sechste Sitzung am 12. Dezember 1907. Vorsitzender: Staatsrat
Prof. M. Grübler. — Anwesend 14 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. G. Helm spricht über die Beziehungen der
Sammelbegriffe zur Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Unter Bezugnahme auf seinen früher in der Isis (Sitzungsberichte 1899, S. 11)
gehaltenen Vortrag über statistische Beobachtungen biologischer Erscheinungen ent-
wickelt der Vortragende den Gedanken, die von Fechner zuerst bearbeiteten Kollektiv-
gegenstände zur erfahrungsmäfsigen Grundlage der Wahrscheinlichkeitslehre zu machen.
Nach dieser Auffassung bezeichnet Wahrscheinlichkeit niemals eine Eigenschaft des
Einzelgegenstandes, von dem sie ausgesagt wird, sondern des Sammelbegriffs, dem dieser
Einzelgegenstand angehört; nur über den Sammelbegriff, nicht über irgendein einzelnes
ihm angehöriges Exemplar besitzen wir statistisches Wissen, und wenn wir es mit Hilfe
des Wahrscheinlichkeitsbegriffs als ein quasi - Wissen über den Einzelgegenstand dar-
stellen, so ist das nur eine oft bequeme, aber mit Vorsicht zu gebrauchende Ausdrucks-
weise. So gibt z. B. die Wahrscheinlichkeit, aus einer Urne, die s schwarze und w weifse
Kugeln enthält, bei zwei Zügen zwei weifse Kugeln zu ziehen, eine Eigenschaft des
Sammelbegriffs aller Ziehungen von Kugelpaaren aus dieser Urne an, nämlich das
Häufigkeit s Verhältnis der Paare weifser Kugeln zu allen möglichen Paaren.
Die elementaren Lehrsätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung ergeben sich bei diesem
Ausgangspunkte unmittelbar durch Anwendung des disjunktiven Urteils auf die Sammel-
begriffe.
Während des Vortrags wurden verschiedene der Erfahrung entnommene oder auch
logisch kombinierte Sammelbegriffe besprochen, zum Schlüsse auch die kollektiven Be-
griffe physikalischer Natur, aiif die der Vortragende bei der diesjährigen Versammlung
deutscher Naturforscher und Arzte hingewiesen hat.
38
VII. Hauptversammlungen.
Siebente Sitzung am 26. September 1907.
Die Versammlung findet im Zoologischen Garten statt, wo zunächst
die Vorführungen der Völkergruppe „Wild-Afrika“ besichtigt werden.
Hieran schliefst sich eine Hauptversammlung, an der 31 Mitglieder
teilnehmen.
Der Vorsitzende, Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky, spricht dem
anwesenden Direktor des Zoologischen Gartens, Kommissionsrat A. Schöpf,
den Dank der Gesellschaft für die den Mitgliedern seitens des Aufsichts-
rates und Direktoriums des Gartens gewährte Vergünstigung des unent-
geltlichen Eintritts aus und
erstattet einen kurzen Bericht über den Verlauf der 79. Versamm-
lung Deutscher Naturforscher und Arzte in Dresden vom 15. — 21.
September 1907.
Achte Sitzung am 24. Oktober 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 74 Mitglieder und Gäste.
Dr. med. H. Stadelmann hält einen durch Lichtbilder erläuterten
Vortrag über die Stellung der Psychopathologie zur Kunst.
Die Psychopathologie ist Untersuchungsmittel der Kunst, insofern als die Kunst
seelisches Erzeugnis ist, das sich vod den normalen, d. h. durchschnittlichen menschlichen,
seelischen Erzeugnissen quantitativ unterscheidet.
Durch das „Erleben“ wird die objektive Aufsenwelt zu einer subjektiven Welt.
Bei der Bildung der subjektiven Welt zerfallen Vorstellungskomplexe, aus deren Ele-
menten sich neue Komplexe nach den alten Notwendigkeiten bilden mit Hilfe der Ge-
fühle und Stimmungen; es folgt einem Vorgänge seelischer Dissoziierung eine erneute
Assoziierung. In besonders hohem Grade treffen diese Vorgänge beim Werke schaffender
Künstler zu. Die Möglichkeit dieser erhöhten Dissoziierung ist verursacht durch eine
gesteigerte Beizbarkeit des Gehirns. Und zwar ist diese gesteigerte Reizbarkeit die
Folge der Ermüdung. Bei der Ermüdung werden Stoffe erzeugt, die gesteigerte Reiz-
barkeit im Gehirn hervorbringen, der herabgesetzte Reizbarkeit nachfolgt. Die geniale
Gehirnanlage, die eine stark gesteigerte Reizbarkeit aufweist, hat die Neigung, leicht
zu ermüden und namentlich das erste Stadium der Ermüdung, die gesteigerte Reizbarkeit
hervorzubringen. Ganz ähnlich verhält es sich bezüglich der Ermüdung bei der Anlage
zur Psychose. Beide Anlagen sind „Ermüdungsanlagen“. Allein Genialität ist nicht
Psychose. Wie Gebautes zu Zerstörtem verhält sich das Werk des Genialen zum Chaos
des Psychotischen. In der Möglichkeit der erneuten Verknüpfung der dissoziierten
Elemente zu einer Einheit liegt der scharfe Unterschied des Genies von der Psychose.
Beim Genie fortwährendes Zerlegen und erneutes Bauen, ein gesteigerter Lebensprozefs ;
bei der Psychose fortschreitender Zerfall. Das Genie kann zur Psychose werden, wenn
es die dissoziierten seelischen Elemente nicht mehr zu einen vermag; hier entscheiden
die individuelle Veranlagung und die Erlebnisse. Es können aber psychotische Elemente,
wie Kontrast- (Pervers-) und Negationswertungen, Illusionen und Halluzinationen u. dergl.
in einem Werke Vorkommen; deshalb ist das Werk nicht psychotisch. Der Begriff:
„psychotisch“ schliefst den Begriff Werk aus. Das Einfiechten derartiger Elemente in
ein Werk ergibt neue Schaffensmöglichkeiten. Z. B. hat Oskar Wilde in seinem Drama
„Salome“ ein psychopathologisches Moment (das Verlangen der Salome nach dem Kopfe
des von ihr geliebten Jochanaan) in das Werk eingeflochten. Hier dient das psycho-
pathologische Moment, das mit andern psychischen Elementen zu einer Einheit gefügt
ist, dazu, den tragischen Konflikt in Herodes zu künstlerisch wirkungsvoller Höhe zu
bringen.
Die Grenze zwischen Kunst und Psychose ist eine fliefsende, wenn auch scharf be-
stimmbare. Beim künstlerischen Wachstum gibt es Zerfall und Aufbau. Wenn die
29
Assoziationen sich nicht immer sofort nach den Dissoziationen einstellen, kann der
Künstler infolgedessen oft weit mehr in der Psychose zu Hause sein als in der Kunst.
Aus dem Grenzlande der Kunst zur Psychose kommen meist die Werke mit den ein-
gestreuten psychotischen Elementen; aber es ist auch das Leichenfeld alter Werte und
der Ursprungsort neuer.
Wie die Natur seihst beim Genie Reizzustände erzeugt durch den Vorgang der
Gehirnermüdung, so treten beabsichtigterweise, vergleichbar den dort durch die Lebens-
vorgänge selbst entstandenen Reizmitteln, künstliche Mittel (Alkohol, Opium, Haschisch,
Selbsthypnose usw.) an die Stelle, um Gefühle und Stimmungen zu heben.
Den genialen Veranlagungen liegen Typen zu Grunde wie den psychotischen.
Diese Typen sind unterschieden voneinander durch die jeweilige Möglichkeit, auf Reize
zu reagieren, sowie durch die Möglichkeit der Wiederherstellung zur individuellen Norm
nach dem Reiz.
Die Psychopathologie in ihrer Stellung zur Kunst arbeitet am Werke der Er-
kenntnis; ihr sind die Untersuchungen derjenigen seelischen Geschehnisse anvertraut, die
sich von dem Gewohnten entfernen. Ihr Werk enthält die Nachbildung der erhebenden
Verkünder menschlicher Übernormalität in der Kunst, wie auch der bedrückenden
Zeugen des Überschreitens der Norm in der Psychose. Allein die von dem Gewohnten
abweichenden seelischen Erscheinungen, Psychose und Kunst, ihrem Wesen nach gleich-
zusetzen, hiefse die beiden Pole des Lebens, Zersetzung und Gestaltung, verkennen.
Neunte Sitzung am 28. November 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 28 Mitglieder.
Das Ergebnis der zu Beginn der Sitzung vorgenommenen Neuwahl
der Beamten für 1908 ist auf S. 31 zusammengestellt.
Der Vorsitzende teilt mit, dafs in Freiberg eine geologische
Gesellschaft gegründet worden ist.
An die Sitzung schliefst sich eine Besichtigung des heimatkundlichen
Schulmuseums mit der Sonderausstellung: ,,Die Elbe und ihre Be-
deutung für Dresden“, unter Führung und eingehendster Erläuterung
durch die Herren, welche die einzelnen Abteilungen zusammengestellt haben.
Zehnte Sitzung am 19. Dezember 1907. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 67 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude berichtet als Vertreter der Tsis im
Bund „Heimatschutz“ über die neue Organisation und die Arbeiten
des Bundes im Verlauf des Jahres.
Prof. Dr. K. Heller spricht über seine Ausflüge auf den Inseln
Gran-Canaria und Tenerife, unter Vorführung von Lichtbildern.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Anfang Juni 1907 starb in Dresden Privatmann Gustav Moritz
Calberla, der Senior der Isis-Mitglieder, aufgenommen in die Gesellschaft
im Jahre 1846.
Am 27. August 1907 starb Geh. Hofrat Prof. Leonidas Lewicki
in Dresden, wirkliches Mitglied seit 1875.
BO
Am 16. Oktober 1907 verschied Ingenieur Albert Hart mann in
Dresden, wirkliches Mitglied seit 1896.
Am 17. Oktober 1907 starb Geh. Rat Prof. a. D. Dr. Gustav Zeuner
in Dresden, Ehrenmitglied seit 1874.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Beier, Hermann, Bürgerschullehrer in Dresden, am 28. November 1907;
Bruhm, Alfred, K. Forstassessor in Dresden, am 19. Dezember 1907;
Ernemann, Alexander, Ingenieur in Dresden, am 24. Oktober 1907;
Köckhardt, Walter, Gymnasiallehrer in Dresden, am 19. Dezember 1907;
Neumann, Günter, Dr. phil., Seminarlehrer in Dresden, i am 28. No-
Teucher, Alfred, Gymnasialoberlehrer in Dresden, 1 vember 1907;
Wirth, Alexander, Dr. phil., Realschuloberlehrer in Dresden, am 24. Ok-
tober 1907.
In die korrespondierenden Mitglieder ist übergetreten:
Schlaginhaufen, Otto, Dr. phil., z. Z. in Simpsonhafen, Deutsch-Neu-
guinea.
Freiwillige Beiträge zur Gesellscliaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. Bach mann, Plauen i.V.,
3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka,
Hosterwitz, 3 Mk.; Apotheker Capelle, Springe, 6 Mk. 5 Pf.; Privatmann
Ei sei, Gera, 3Mk.; Chemiker Dr. Haupt, Bautzen, 3 Mk.; Prof. Dr. Hibsch,
Liebwerd, 3Mk.; Bürgerschullehrer Hof mann, Grofsenhain, 3 Mk.; Lehrer
Hottenroth, Gersdorf, 3 Mk.; Kais. Geolog Dr. Mann, Berlin, 3 Mk.;
Prof. Dr. Müller, Pirna, 3 Mk.; Prof. Naumann, Bautzen, 3 Mk. 5 Pf.;
Privatmann Osborne, Starnberg, 3M.; Sektionsgeolog Dr. Petrascheck,
Wien, 3 Mk.; Dr. Reiche, Santiago -Chile, 3 Mk.; Oberlehrer Seidel I,
Zschopau, 4 Mk. ; Prof. Dr. Sterzei, Chemnitz, 3 Mk.; Dr. med. Thümer,
Karlshorst, 6 Mk. — In Summa 64 Mk. 10 Pf.
G. Lehmann,
Kassierer der „Isis“.
31
Beamte der Isis im Jahre 1908.
Vorstand.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Direktorium.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Als Sektionsvorstände:
Prof. Dr. A. J acobi ,
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude,
Oberlehrer Dr. P. Wagner,
Hofrat Prof. Dr. J. Deich müller,
Prof. Dr. A. Lottermoser,
Rektor Prof. Dr. R. Henke.
Erster Sekretär: Hofrat Prof. Dr. J. Deich müller.
Zweiter Sekretär: Institutsdirektor A. Thümer.
Verwaltungsrat.
Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: Geh. Kommerzienrat L. Guthmann,
Privatmann W. Putscher,
Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
Zivilingenieur R. Scheidhauer,
Geh. Hofrat Prof. H. Fischer,
Bankier A. Kuntze.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatmann A. Richter.
Sekretär: Institutsdirektor A. Thümer.
Sektionsbeamte.
I. Sektion für Zoologie.
Vorstand: Prof. Dr. A. J acobi.
Stellvertreter: Prof. Dr. K. Heller.
Protokollant: Lehrer H. Viehmeyer.
Stellvertreter: Lehrer G. Dutschmann.
II. Sektion für Botanik.
Vorstand: Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Kustos Dr. B. Schorle r.
Protokollant: Oberlehrer Dr. E. Lohrmann.
Stellvertreter: Dr. A. Naumann.
*
32
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Oberlehrer Dr. P. Wagner.
Stellvertreter: Dr. K. Wanderer.
Protokollant: Dr. J. Uhlig.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Geifsler.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Direktor H. Döring.
Protokollant: Oberlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Oberlehrer M. Klahr.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie.
Vorstand: Prof. Dr. A. Lottermoser.
Stellvertreter: Direktor Dr. A. Beythien.
Protokollant: Dr. H. Thiele.
Stellvertreter: Fabrikbesitzer R. Jahr.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Vorstand: Rektor Prof. Dr. R. Henke.
Stellvertreter: Prof. Dr. A. Witting.
Protokollant: Prof. Dr. E. Naetsch.
Stellvertreter: Realschullehrer Dr. F. Wicke.
Redaktionskomitee.
Besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Sekretärs.
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1907 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
(Die tauschende Gesellschaft ist verzeichnet, auch wenn im laufenden Jahre keine
Schriften eingegangen sind.)
I. Europa.
1. Deutschland.
Altenburg: Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes.
Annaber g- Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg: Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg. —
37. Bericht. [Aa 18.]
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft.
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin: Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verband]., Jahrg.48.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitschr., Bd. 58, Heft 2 — 4;
Bd. 59, Heft 1 — 3; Monatsberichte 1907, Nr. 3 — 7. [Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Zeitschrift für Ethnologie, 38. Jahrg., Heft 6; 39. Jahrg., Heft 1 — 5;
Gener.-Register zu Bd. 21—34. [G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 63. Jahrg., 2. Hälfte.
[Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. ■ — Sitzungs-
ber., 1906, 2. Hälfte. [Aa 322.]
Braunschiveig: Verein für Naturwissenschaft.
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIX, Heft 1.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 84. Jahresber.
mit Ergänzungsheft. [Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, Bd. XII, Heft 1.
[Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizbl., 4. Folge, 27. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber. 1905 — 1906.
[Aa 47.]
Dresden: K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Heft 5—6, und Mitglieder-
verzeichnis 1907. [Fa 6.]
34
Dresden'. K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sachs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XXVIII. [G 75.]
Dresden : Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mitteil.,
1906—1907. [Ha 9.]
Dresden : K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden : K. Zoologisches und Anthrop.-ethnogr. Museum.
Dresden : K. Oeffentliche Bibliothek.
Dresden : K. Tierärztliche Hochschule. — Bericht für das Jahr 1906, n.
F. I. [Ha 26b.| — Bericht über das Veterinär wesen in Sachsen, 51. Jahrg.
[Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht für das Studien-
jahr 1905 — 1906; Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen samt
Stunden- und Studienplänen, S.-S. 1907, W.-S. 1907—1908. [Je 63.]
— Personalverz. Nr. XXXV— XXXVI. [Je 63b.]
Dresden: K. Sächs. meteorologisches Institut.
Dürkheim'. Naturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz ,,Pollichia“. —
Mitteil. LXIII, Nr. 22; H. Zwick: Grundlagen einer Stabilitätstheorie
für passive Flugapparate und für Drachenflieger. [Aa56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld : Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 90. Jahresber. [Aa 48.]
Emden: Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften. — Jahrb., Heft XXXII
u. XXXIII. [Aa 263.]
Erlangen: Physikalisch -medizinische Sozietät. — Sitzungsber., 38. Band.
[Äa 212.]
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1907. [Aa 9 a.] — Festschrift zur Erinnerung an die Eröffnung
des neu erbauten Museums d. Senckenberg. naturforsch. Ges. 1907.
[Aa 9b.]
Frankfurt a. M.: Physikalischer Verein. — Jahresbericht für 1905 — 1906.
[Eb 35.]
Frankfurt a. O.: Naturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt.
Freiberg: K. Sächsische Bergakademie. — Programm für das 141. u. 142.
Studienjahr. [Aa 323.]
Fulda: Verein für Naturkunde.
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Bericht,
n. F., medizin. Abt., Bd. 2; naturwissensch. Abt., Bd. 1. [Aa 26.]
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft. — Abhandl., Bd. 25, Heft 2. [Aa 3.]
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Codex diplo-
maticus Lusatiae superioris, Bd. 81, Heft 3; Neues Lausitzisches
Magazin, Bd. 83. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
— Jahreshefte, Bd. II, Heft 2. [G 113.]
Greifswald: Naturwissenschaftlicher Verein für Neu -Vorpommern und
Rügen. — Mitteil., 38. Jahrg. [Aa 68.]
Greif sivald: Geographische Gesellschaft. — X. Jahresber.; Bericht über
die Tätigkeit in den ersten 25 Jahren. [Fa 20.]
Greiz: Verein der Naturfreunde. — Abhandl. u. Ber. V. [Aa 338.]
35
Guben : Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Niederlausitzer MitteiL, IX. Bd., Heft 1 — 4; X. Bd., Heft 1—2. [G 102.]
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, Jahrg. 60, Abt. II, u. Jahrg. 61, Abt. I. [Aa 14.]
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XLIII. [Aa 62.]
Halle a. S.: Verein für Erdkunde. — Mitteil., Jahrg. 1907. [Fa 16.]
Hamburg: Wissenschaftliche Anstalten. — Jahrbuch, XX III. Jahrg. mit
Beiheft 1 — 5. [Aa 276.]
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl. , III. Folge,
14. Heft. [Aa 293.] — Abhandlungen aus dem Gebiete der Natur-
wissenschaften, Bd. XIX, Heft 1 — 2. [Aa 293b.]
Hamburg: Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde.
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft.
Hannover: Geographische Gesellschaft. — Zweiter Nachtrag zum Kataloge
der Stadtbibliothek. 1906. [Fa 18.]
Heidelberg : Naturhistorisch -medizinischer Verein. — Verhandl., Bd. VIII,
Heft 3—4. [Aa 90.]
Hof : Nordoberfränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde.
Karlsruhe: Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. 19. [Aa 88.]
Karlsruhe : Badischer zoologischer Verein.
Kassel: Verein für Naturkunde. — Abhandl. u. Bericht, Nr. LI. [Aa242.]
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. XIII, Heft 2. [Aa 189.]
Köln: Redaktion der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 43. [Aa 41.]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
47. Jahrg. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr.: Altertums-Gesellschaft Prussia.
Krefeld : Verein für Naturkunde.
Landshut: Naturwissenschaftlicher Verein.
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.— Sitzungsberichte, 33. Jahrg. [Aa202.]
Leipzig: K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-phys. Klasse, LVIII. Bd., Heft 6—8; LIX. Bd.,
Lieft 1—3. [Aa 296. ]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung.
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistorisches Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
— Jahresheft XVII. [Aa 210.]
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein.
Magdeburg: Museum für Natur- und Heimatkunde.
Mainz: Römisch-germanisches Centralmuseum.
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1906. [Aa 266.]
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Mitteilungen aus
den Sitzungen der Vereinsjahre 1906 — 1907. [Aa 319.] — Zusammen-
stellung der Monats- und Jahresmittel der Wetterwarte Meissen im
Jahre 1906. [Ec 40.]
36
München : Bayerische botanische Gesellschaft zur Erforschung der hei-
mischen Flora. — Mitteil., Bd. II, Nr. 1 — 4; Berichte, Bd. XI. [Ca 29.]
München: Deutscher und Oesterreichischer Alpenverein. — Mitteil., Jahrg.
1907. [Fa 28.] — Zeitschrift, Bd. XXXVIII. [Fa 28b.]
Münster: Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
Neisse : Wissenschaftliche Gesellschaft „Philomathie“. — 33. Bericht. [Aa 28.]
Nürnberg : Naturhistorische Gesellschaft. — Jahresber. 1905; Abhand].,
Bd. XVI. [Aa 5.]
Offenbach : Verein für Naturkunde.
Osnabrück : Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau : Naturwissenschaftlicher Verein.
Posen : Deutsche Gesellschaft für Kunst u. Wissenschaft. — Zeitschr. der
naturwissenschaftl. Abteilg., XIII. Jahrg., Heft 3; XIV. Jahrg., Heft 1 — 2.
[Aa 316.]
Pegensburg : Naturwissenschaftlicher Verein.
Regensburg : K. botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen : Naturwissenschaftlicher Verein.
Schneeberg : Wissenschaftlicher Verein.
Stettin : Ornithologischer Verein. — Zeitschr. für Ornithologie und prakt.
Geflügelzucht, Jahrg. XXXI. [Bf 57.]
Stuttgart : Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 63, mit 2 Beilagen. [Aa 60.]
Stuttgart : Württembergischer Altertumsverein.
Tharandt : Redaktion der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirts ch. Versuchsstationen, Bd. LXV, Heft 5 — 6; Bd. LXVI; Bd. LXVII,
Heft 1 — 4. [Ha 20.]
Thorn : Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil.,
14. Heft. [Aa 145.]
Trier : Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Tübingen : Universität. — Württembergische Jahrbücher für Statistik
und Landeskunde, Jahrg. 1902 — 1906; 1907, Heft I. [Aa 335.]
Ulm : Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Ulm : Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar : Thüringischer botanischer Verein. • — Mitteil., n. F., 22. Heft.
[Ca 23,]
Wernigerode : Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden : Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 60.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft. — - Sitzungsber., Jahrg.
1906. [Aa 85.]
Zerbst : Naturwissenschaftlicher Verein.
Zwickau: Verein für Naturkunde. — XXXIV. u. XXXV. Jahresber. [Aa 179.]
2. Österreich-Ungarn.
Aussig : Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz : Gewerbelehrlingsschule.
Brünn: Naturforschender Verein. — Verhandl., Bd. XLIV, u. 24. Bericht der
meteorolog. Kommission. [Aa 87.]
37
Brünn'. Lehrerverein, Klub für Naturkunde. — Bericht VIII. [Aa 330.]
Budapest : Ungarische geologische Gesellschaft. — Földtani Közlöny, XXXY1.
köt., 10. — 12. füz.; XXXVII. köt., 1. — 8. füz. [Da 25.]
Budapest'. K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften.
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark.
Hermannstadt: Siebenbür gischer Verein für Naturwissenschaften. — Ver-
handl. u. Mitteil., Jahrg. LV u. LVI. [Aa 94.]
Iglo : Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrb., Jahrg. XXXIV. [Aa 198.]
Innsbruck: Naturwissenschaftlich - medizinischer Verein. — Berichte,
XXX. Jahrg. [Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landesmuseum für Kärnten. — Carinthiall,
Mitteil., Jahrg. 96, Nr. 5 — 6; Jahrg. 97, Nr. 1 — 4. [Aa 42b.]
Laibach : Musealverein für Krain. — Mitteil., Jahrg. XIX; Izvestja Let-
nik XVI. [Aa 301.]
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — 36. Jahresber.
[Aa 213.]
Linz: Museum Francisco-Carolinum. — 65. Bericht nebst der 59. Lieferung
der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns. [Fa 9.]
Olmütz: Naturwissensch. Sektion des Vereins „Botanischer Garten“.
Prag: Deutscher naturwissenschaftlich -medicinischer Verein für Böhmen
„Lotos“. — Sitzungsber., Bd. XXVI u. naturwissenschaftl. Zeitschrift
Lotos, 1. Bd., Nr. 1 — 3. [Aa 63.]
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.- naturwissensch. Kl., 1906. [Aa 269.] — Jahresber. für 1906;
[Aa 270.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Bericht 1906.
[Aa 272.] — Pamätky archaeologicke, dil. XXII, ses. 3 — 6. [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. — Jahresber. für 1906.
[Ja 70.]
P*ag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, trida II,
rocnik XIV — XV. [Aa 313.] — Bulletin international, IX. annee, p. II;
X. annee, p. I — II. [Aa 313b.] — A. Reychler: Chemie fysikälnä.
[Aa 313 c.J — Baborovsky u. Plzäk: Elektrochemie. [Aa 313 d.] —
K. Chodounsky: Nastuzeni a choroby z nastuzeni. [Aa 313 e.] — Pa-
laeozoologie, 1. Bd.: Invertebrata; 2. Bd.: Vertebrata. [Aa 313 f.J —
Katalog der Fossilia vertebrata Bohemiae. [Aa 313g.]
Presburg: Verein für Heil- und Naturkunde.
Peichenberg: Verein der Naturfreunde.
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mitteil., Bd. XLV1
u. XLVII. [Aa 71.]
Temesvar: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXX. evol., füz. 3 — 4; XXXI. evol., füz. 1 — 2.
[Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Komitates.
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1906, Nr. 25—27.
[Aa 11.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XLVII. [Aa 82.]
38
Wien : K. k. naturhist. Hofmuseum. — Annalen, Bd. XX, Nr. 4; Bd. XXI,
Nr. 1—2. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft.
Wien: K. k. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1906, Nr. 13 — 18;
1907, Nr. 1—10. [Da 16.] — Jahrbuch, Bd. LVI1. [Da 4.] — Ab-
handh, Bd. XVIII, Heft 2. [Da 1.]
Wien : K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd.L VI. [Aa 95.1
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mitteil. 1905,
Nr. 1 — 3; 1906, Nr. 7 — 10; 1907, Nr. 1—11; Festschrift zur Feier des
25jährigen Bestandes. [Aa 274.]
Wien: K. k. Zentral-Anstalt für Meteorologie und Geodynamik. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1905. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie. — Analele, tomul XVIII.
[Ec 75.]
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel: Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XIX. Heft 1 — 2.
[Aa 86.]
Bern: Naturforschende Gesellschaft. — Mitteilungen, Nr. 1609 — 1628.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, HeftXVI. [Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der
89. Jahresversamml. [Aa 255.]
Cliur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — 49. Jahresber. [Aa51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. — Memoires: Bo-
tanik, Bd. 11, Heft 2 — 3; Geologie, Bd. IV, Heft 3; Chemie, Bd. II,
Heft 3 — 4; Bd. III, Heft 1. [Aa 264b.]
St. Gallen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 5. ser.,
vol. XLII, no. 156—157; vol. XLI1I, no. 158- 160. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe Neuchäteloise des Sciences naturelles.
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitteil.,
Bd. XI, Heft 5 u. 6. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles. — Bulletin,
fase. XXXIV mit SuppL [Ca 13.]
Winterthur: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 51,
Heft 2 — 4; Jahrg. 52, Heft 1 — 2. [Aa 96.]
5. Frankreich.
Amiens: Societe Linneenne du nord de la France.
Bordeaux: Societe des Sciences physiques et naturelles. — Proces-verbaux,
annee 1905 — 1906; Cinquantenaire 1906. [Aa 253. | — Observations
pluviometriques et thermometriques 1905 — 1906. [Ec 106.]
39
Cherbourg'. Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques. —
Memoires, tome XXXV. [Aa 137.]
Dijon : Academie des Sciences, arts et belles lettres. — Memoires, ser. 4,
tome X. [Aa 138.]
Le Mans : Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe.
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 52 u. 53. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences etindustrie. — Annales 1905. [Aa 133.]
Lyon: Academie des Sciences, belles -lettres et arts.
Paris : Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXX. [Ba 24.]
Toulouse : Societe Fran^aise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel : Societe royale zoologique et malacologique de Belgique.
Brüssel : Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 50. [Bk 13.]
Brüssel : Societe Beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, tome XX, fase. 3—5; tome XXI, Jan. — Juli; tables
generales des matieres des tomes I — XX. [Da 34.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome 43,
[Ca 16.]
Gembloux: Station agronomique de l’etat.
Lüttich : Societe geologique de Belgique. — Annales, tome XXXIII, livr. 3;
tome XXXIV, livr. 1—2. [Da 22.]
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen *. Natuurkundig Genootschap. — Verslag 106. [Je 80.] —
Centralbureau voor de Kennis van de provincie Groningen en om-
gelegen streken. Bijd ragen, deel II, stuk 3. [Aa 333.]
Hartem: Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. X, p. 4; vol. XI, p. 1. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises des
Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome XII. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Societe botanique du grandducke de Luxembourg.
Luxemburg: Institut grand-ducal. — Archives trimestrielles, fase. III — IV.
[Aa 144.]
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“. — Mitteil.,
16. Jahrg. [Ba 26.]
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1906. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — ßollettino, fase.
XCII— XCIV. [Aa 149b.] — Atti, serie IV, vol. XIX. [Aa 149.]
Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXXVIII,
trimestre I — II. [Bk 193.]
Mailand : Societä Italiana di scienze naturali.
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XXXIX, fase. 17 — 20; vol. XL, fase. 1 — 16. [Aa 161.] — Memorie,
vol. XX, fase. 9. [Aa 167.]
Modena: Societä dei naturalisti.
40
Padua : Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana. — Atti, nuova
serie, anno III, fase. 1 — 2; anno IV, fase. 1 — 2. [Aa 193.]
Palermo : Societa di scienze naturali ed economiche.
Parma: Redaktion des Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
anno XXXII, no. 10 — 12 mit Titel, Index u. Bibliografia; anno XXXIII,
no. 1 — 10. [G 54.]
Pisa : Societa Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. XVI,
no. 1—5. — Memorie, vol. XXII. [Aa 209.]
Rom : Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, vol. XI, 2. sem., fase. 5;
vol. XV, 2. sem., fase. 11—12; Rendic. sol. d. 3. giugno 1907; Rendic.,
vol. XVI, 1. sem., fase. 1 — 12; 2. sem., fase. 1 — 11. [Aa 226.]
Turin : Societa meteorologica Italiana. — Bolletino bimensuale, vol. XXV,
no. 11 — 12; vol. XXVI, no. 1 — 7; Bolletino meteorologico e geodina-
mico dell’osservatorio del Real Collegio Carlo Alberto, Moncalieri, 1906,
Dez.; 1907, Jan. — Sept.; Pubblicazione del Real Collegio: Dr. C. Albera,
Riassunto delle osservazioni meteorologiche fatte al Grand Hotel du
Mont Cervin durante la stagione estiva 1906. [Ec 2.]
Venedig: R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, scienze, lettere, arti e commercio di
Verona. - — Atti e Memorie, ser. IV, vol. V, fase. II; vol. VI e append.
al vol. IV u. V della ser. V. [Ha 14.]
10. Rrofsbritannien und Irland.
Dublin: Royal Irish academy. — Proceedings, vol. XXVI, sect. A, no. 2;
sect. B, no. 6—10; vol. XXVII, sect. A, no. 1 — 3. [Aa 343.]
Dublin: Royal geological society of Ireland.
Edinburg: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 1. [Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society.
Glasgow: Natural history society.
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological and mining society.
Newcastle-upon-Tyne: Natural history society of Northumberland, Durham
and Newcastle-upon-Tyne. — Transactions, new ser., vol. I,p. III. [Aal26.]
11. Schweden.
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 27.
[Bk 12.]
Stockholm: K.Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien. — Mänadsblad,
1903 — 1905. [G 135b.] — Fornvännen meddelanden, 1906. [G 135c.]
TJpsala: Geological institution of the university.
12. Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog 1906, 3. Heft; 1907, 1. — 2. Heft; Aarsberet-
ning 1906. [Aa 294.]
Christiania: Universität.
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmärkers bevaring. —
Aarsberetning 1906. [G 2.]
Christiania: Redaktion des Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. — Nyt
Mag., Bind 44, Heft 4; Bind 45, Heft 1 — 2. [Aa 340.]
Tromsoe: Museum. — Aarsberetning 1905; Aarshefter 28. [Aa 243.]
41
13. Rufsland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
— Bulletin, tome XXVI. [Aa 259.]
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkoff : Societe des naturalistes a l’universite imperiale.
Kieiv: Societe des naturalistes. — Memoires, tome XX, livr. 2. [Aa 298.]
Moskau: Societe imperiale des naturalistes. — Bulletin, 1905, no. 4; 1906,
no. 1 — 4. [Aa 134.]
Odessa : Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie.
Petersburg : Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, tome
XXVII, fase. 1. [Ca 10.]
Petersburg : Comite geologique.
Petersburg : Physikalisches Centralobservatorium. — Annalen, 1904. [Ec 7.]
Petersburg : Academie imperiale des Sciences. — Bulletins, tome XXII - XXIV
u. Jahrg. 1907, no. 1—17. [Aa 315.]
Petersburg : Kaiserl. mineralogische Gesellschaft. — Verhandl., 2. Ser.,
Bd. 44, Lief. 1 — 2. [Da 29.] — Travaux de la section geologique du
cabinet de Sa Majeste, vol. VI, livr. 2. [Da 29c.]
Riga : Naturforscher -Verein. — Korrespondenzblatt IL u. L. [Aa 34.]
IX® A m erika.
1. Nordamerika.
Albany: University of tlie state of New- York. — State Museum report,
no. 57—58. [Aa 119.]
Baltimore: John Hopkins university. — University circulars, vol. XXIII,
no. 186, 187, 189, 191 — 198. [Aa 278.] — American journal of mathe-
matics, vol. XXVIII, no. 2 — 4; vol. XXIX, no. 1 — 3. [Ea 38.] —
American Chemical journal, vol. 35, no. 5—6; vol. 36 — 37; Gener.
Index für vol. 11 — 20. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic.
Science, ser. XXIV, no. 3 — 12; ser. XXV, no. 1 — 5. [Fb 125.] — American
journal of philology, vol. XXVII; vol. XXVIII, no. 1 — 2. [Ja 64.] —
Maryland geological survey, vol. pliocene and pleistocene. [Da 35.]
Berkeley: University of California. — Departement of geology: Bulletin,
vol. IV, no. 14 — 19; vol. V, no. 1 — 8; Publications: Issued quarterly,
vol. VIII, no. 2. [Da 31.] — College of agriculture: Bulletin 177 — 187.
[Da 31b.] — Botany, vol. II, pag. 237 — 308. [Da 31c.] — Pliysiology,
vol. III, pag. 38 — 60. [Da 31 e.] — Pathology, vol. I, no. 8 — 9. [Da 31 f.]
Boston : Society of natural history. — Proceedings, vol. 32, no. 3—12;
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[Aa 111b.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
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Buffalo: Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. VIII, no. 4 — 5. [Aa 185.]
Cambridge: Museum of comparative zoology. — Bulletin, vol. XLIII, no. 5;
vol. L, no. 6 — 9; vol. LI, no. 1 — 6; Annual report 1905 — 1906. [Ba 14.
Chicago: Academy of Sciences. — Bulletin, no. IV, p. 2; no. VI. [Aa 123b.
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42
Davenport : Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. XL [Aa 219.]
Halifax : Nova Scotian institute of natural Science.
Lawrence: Kansas university. — Science Bulletin, vol. IV, no. 1 — 6.
[Aa 328.] — Geological survey, vol. VIII. [Aa 328b.] — Annual bulletin
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Mexiko : Sociedad cientifica ,, Antonio Alzate“. — Memorias y Revista,
tomo XXII, no. 7—12; tomo XXIII, no. 5 — 12; tomo XXIV, no. 1 — 9.
[Aa 291.]
Milwaukee: Public museum of the city of Milwaukee. — Annual report
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Milwaukee: Wisconsin natural liistory society. — Bulletin, new ser.,
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Montreal: Natural liistory society.
Neiv-Haven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
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Neiv-York: Academy of Sciences. — Annals, vol. XVII, p. 1. [Aa 101.]
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol.LVIII, p. 2—3;
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Philadelphia : American pliilosophical society. — Proceedings, vol. XLV,
no. 183—184; vol. XLVI, no. 185 — 186; The Franklin bicentennial
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Pochester: Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. XVII. [Da 28.]
Salem: Essex Institute.
San Francisco : California academy of Sciences.
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. XV, no. 6; vol. XVI,
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St. Louis: Missouri botanical garden. — Annual report 1906. [Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of Science. — Transactions, vol. XX, p. 2. [Aa 303.]
Toronto: Canadian institute.
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Washington: Smithsonian institution. — Annual report 1905. [Aa 120.]
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Washington: Bureau of education.
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[Aa 147.]
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Cordoba: Academia nacional de ciencias.
Im Plata: Museum. — Revista, tomo XT. [Aa 308.] — Anales: Seccion
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43
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San Jose : Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica.
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B. Durch Geschenke.
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45
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C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforsch. Gesellschaft, Bd. XXIX,
Heft 2. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, neue Folge, Bd. VIII,
Heft 3—4; Bd. IX, Heft 1-2. [G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Jahrg. XX. [Ba 21.]
Berichte des westpreufsischen botanisch-zoologischen Vereins. — Bericht 29.
[Aa 341.]
Bronn' 's Klassen und Ordnungen des Tierreichs, Bd. II, Abt. 3 (Echino-
dermen), Lief. 74—77; Bd. III (Mollusca), Lief. 90 — 94; Suppl. (Tunicata),
Lief. 73 — 80; Bd. IV (Vermes), Lief. 75 — 91; Suppl. (Nemertini), Lief.
27—29; Bd. Y (Crustacea), Abt. 2, Lief. 78—79. [Bb 54.]
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz : Ueber Berg und Thal, Jahrg. 1907.
[Fa 19.]
Hedwigia , Bd. 45. [Ca 2.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, Jahrg. 42. [Fa 5.]
Prähistorische Blätter , Jahrg. XIX, Hf't. 1. [G 112.]
Prometheus , No. 899 — 946. [Ha 40.]
Wochenschrift , naturwissenschaftliche, Bd. XX. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift , allgemeine, für Entomologie, Bd. XII. [Bk 245.]
Zeitschrift für die Naturwissenschaften, Bd. 79. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 24. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Bd. XXV. [Ee 16.]
Zeitschrift , Oesterreichische botanische, Jahrg. 57. [Ca 8.]
Zeitung , botanische, Jahrg. 65. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 23. Dezember 1907.
A. Richter,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grofse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1907.
I. Ozeanien, die Heimat des Neolithikers.
Von Dr. W. Hentsehel.
Es war mir vergönnt, unter diesem Titel in der prähistorischen Sektion
der Isis am 21. Februar d. J. einen Vortrag zu halten, über den ich hier
kurz berichte, um noch einige Bemerkungen an das Vorgetragene zu knüpfen.
Nachdem sich die Erkenntnis von der Abstammung der indogräko-
italischen, wie der slawischen und keltischen Völker von den steinzeitlichen
Bewohnern der Ostseeküste mehr und mehr befestigt hat, ist in neuerer
Zeit auch die Frage nach der Urheimat des Neolithikers besprochen worden.
Wenn die Ostseeländer während eines nicht zu weit zurückliegenden Zeit-
raumes unter dem Nordlandeise begraben lagen, so können ihre Bewohner
erst während eines jüngeren Abschnittes der Steinzeit ihre Küstensitze
bezogen haben; es fragt sich, von wannen sie gekommen sind?
Als erster hat sich zu dieser Frage meines Wissens Wilser geäufsert,
der früher an Mitteleuropa dachte, neuerdings auf den Westen des Erd-
teils als die Heimat des Neolithikers hinwies. Penka neigt derselben
Meinung zu, indem er betont, der Osten Europas käme deshalb nicht in
Betracht, weil derselbe schon während der Eiszeit den gleichen kontinen-
talen Charakter getragen habe wie heute, während die Ostseerasse, die
wir im heutigen Norddeutschland und Skandinavien vor Augen haben, auf
die Dauer nur in einem Seeklima gedeiht: in Norwegen besser als in
Schweden, im Norden Deutschlands besser als im Süden, in Kalifornien
mit seinem gleichmäfsig warmen Klima besser als im kontinentalen Amerika.
Zu demselben Ergebnis ist auch die Sprachvergleichung gelangt, wenn
sie eine Reihe durchgreifender indogermanischer Sprachgleichungen auf-
stellte, die sich auf Gegenstände beziehen, die nur den Bewohnern des
europäischen Westens bekannt sein konnten, z. B. die Buche, die an die
mitteleuropäische Kalkzone gebunden ist und östlich der Linie Königsberg-
Krim nur noch ausnahmsweise vorkommt, unter den Fischen Aal und
Lachs, die ostwärts über das Stromgebiet des Schwarzen Meeres hinaus
nicht mehr angetroffen werden u. a.
Wie man sieht, richten sich diese sprachlichen Fingerzeige noch gegen
die alte Theorie von der vorderasiatischen Heimat der Indogermanen, für
die engere Entscheidung für dieses oder jenes Ländergebiet kommen sie
nicht in Betracht.
Indessen konnte Wilser sowohl als auch Penka eine Reihe von Argu-
menten Vorbringen, die dafür sprachen, dafs der Neolithiker aus dem
diluvialen Renntierjäger Westeuropas hervorgegangen sei. Hinter seinem
sich in nördlichere Regionen zurückziehenden Jagdtiere her sei er während
4
der nacheiszeitlichen Jahrhunderte bis an die Nordsee vorgedrungen, wo
er feste Wohnplätze bezogen und sich schrittweise auf eine immer höhere
Stufe konstitutiver und kultureller Entwicklung emporgehoben habe. Tat-
sächlich hat man in den ältesten dänischen Muschelhalden aus der Kiefer-
periode (Fund bei Magiemose) die früher in jenen Abraumhaufen ver-
mifsten Renntierstangen gefunden, wie auch einige an die mitteleuropäische
Renntierkultur anklingende Geräte und Schmuckstücke.
Gegen diese durchaus nicht unbefriedigende Ansicht erheben sich bei
genauerer Betrachtung indessen einige Bedenken. Es ist nämlich auffällig,
dafs sich die Kjökkenmöddinger fast immer nur in der Nähe des Strandes
finden ; wo man sie aber im Lande gefunden hat, da liefs sich ihre nach-
trägliche Verlegung durch Landerhebungen nachweisen. Die Bewohner
jener alten Wirtschaftsstätten müssen also wohl ein Seefahrervolk gewesen
sein; dafür spricht auch der Umstand, dafs die Abfallhaufen neben den
Resten zahlreicher Landtiere vornehmlich aus Muschelschalen und Fisch-
resten bestehen, und dafs sich unter den letzteren auch solche nachweisen
liefsen, die von Hochseefischen herrühren. Die Menschen, die diese Spuren
hinterlassen haben, waren der See vertraut, sie waren nicht zufällig hierher
geraten; wären sie wirklich die Enkel des mitteleuropäischen Renntier-
jägers, so wäre der Grund nicht einzusehen, weshalb sie sich unter allen
ihnen zu Gebote stehenden Plätzen gerade die Seeküste ausgewählt hätten.
Die Geschichte der Seevölker lehrt uns ja, dafs sie sich in keinem Falle
über Nacht aus landsässigen Völkern entwickelt haben. Die Chinesen
haben viele Jahrhunderte ihre wohlgelegenen Küstengebiete bewohnt, ohne
jemals seemächtig zu werden, und wenn man an den Japanern anderes
gesehen hat, so weifs man, dafs hier altes Malayenblut mitspricht und
dafs die insulare Einspinnung der Japaner eine durch historische Ereig-
nisse bedingte vorübergehende Erscheinung war. Wir haben vielmehr Grund
zu der Annahme, es sei dem Menschengeschlecht im Laufe seiner Ent-
wicklung überhaupt nur ein einziges Mal beschieden gewesen, sich mit
der See zu vertrauen, so dafs sich alle seefahrenden Völker von dieser
bestimmten Menschengruppe herleiten, deren Heimat, ich darf es nun
aussprechen, in Ozeanien gelegen hat. Dahin möchte ich auch die Heimat
des Neolithikers der Ostseeküste und mittelbar des geschichtskräftigen
Menschen, der arischen Rasse verlegen.
In der Südsee hatte sich schon während des Diluviums aus der
Kreuzung der schwarzen und gelben Menschenrasse jener entwicklungs-
fähige ozeanische Typus von grofser Variationsbreite gebildet, dem das
Angebinde der Seeherrschaft in die Wiege gelegt worden war.
Dieser von mir vor Jahren vorgetragene rein hypothetische Gedanke
ist in letzter Zeit wiederholt durch ethnologische, mythologische und
baugeschichtliche Entdeckungen bestätigt worden. So hat Frobenius nach-
gewiesen, dafs die Sonnenmythen aller Völker von einem ozeanischen
Mittelpunkte aus entsprungen sind. Von hier aus haben sie sich (als die
Weltanschauungen und Rechtfertigungsgedanken erobernden Seenomaden)
über alle Küsten und Länder verbreitet. Klemm hat ihre Träger die
aktiven Völker genannt, Lippert nennt sie die uranischen, ich habe sie die
heroische Völkergruppe genannt; und es ist sehr auffällig, dafs ihr von
mir aufgestellter Stammbaum sich mit der Frobeniusschen Mythentafel
vollkommen deckt, auffällig, indessen nicht verwunderlich, wenn man sich
dem vorgetragenen Gedanken anschliefst.
5
Tut man das, so hat man keinen Grund, nicht auch den Neolithiker
als einen Sprofs des ozeanischen Yölkerstammes anzusehen, der im Ver-
laufe diluvialer Klimaschwankungen, wahrscheinlich über Afrika, nach
Europa vorgedrungen ist. Im Südosten von Afrika hat man steinzeitliche
Kulturschichten gefunden, die dem Reichtum und der Gliederung nach
mit denjenigen des Ostseegebietes wetteifern, und in Nr. 1 der Zeitschrift
für Ethnologie von 1905 hat Ankermann den Zusammenhang westafrika-
nischer und ostpapuanischer Kulturschichten behauptet. Frobenius hat
freilich darauf erwidert: es beständen ja die intimsten Beziehungen zwischen
westafrikanischen und westeuropäischen Altertümern, aber das kann doch
den nicht Wunder nehmen, der beide Küstenkulturen von Ozeanien her-
leitet; zwei einer dritten ähnliche Gröfsen müssen doch auch unter sich
ähnlich sein.
Wir dürfen annehmen, der neue Mensch habe sich längs des Roten
und Mittelländischen Meeres oder gar durch Afrika nach dem Nordwesten
vorgeschoben, er habe sich im südlichen Europa unter Vermischung mit
negroiden Elementen zum homo mediterraneus umgebildet (der Cro
Magnon-Rasse), an den entlegenen Gestaden der Ostsee sich aber in
glückverheifsender Vereinsamung und Ruhe zu dem wüchsigen Reis ent-
wickelt, aus dem sich in der Folge die indogermanischen Völker abzweigten.
Für diese Auffassung spricht der freilich negative Umstand, dafs die
Wissenschaft bisher nicht in der Lage war, eine organische Entwicklung
des Neolithikers nachzuweisen; was man in solchem Sinne vorgetragen
hat, beruht auf Schein; man vergleicht verschiedene diluviale Funde und
bildet sich eine willkürliche Skala, an deren Ende man den neolithischen
Menschen als die Krone einer hypothetischen Entwicklungsreihe setzt.
Im Gegensätze dazu hat es den Anschein, als sei der neue Mensch
gewappnet und fertig ans Land gestiegen; wo er in der Folge Abände-
rungen erleidet, da geht es mit ihm nicht bergauf, sondern bergab, da
wird sein Wuchs kleiner, da schwinden seine Merkmale im Gefolge von
Kreuzung mit minderwertigen Rassen und Kontraselektion. Er steht heute
in seinen letzten Positionen vor dem Untergange und damit vor der Auf-
gabe, nach den sein Dasein bedingenden Existenzgrundlagen zu suchen,
nachdem die Geschichte von fünf Jahrtausenden bis zum Uberdrufs gezeigt
hat, dafs er auf der historisch geschaffenen Grundlage seine Erfolge mit
dem Untergange bezahlen mufs.
Ich habe mit diesen Ausführungen mein Thema nicht erschöpft. Ich
hatte mich in meinem Vortrage noch mit der interessanten Frage der
Depigmentierung der nordischen Rasse beschäftigt, kann mich aber hier
nicht dabei aufhalten, weil ich die Aufmerksamkeit der Leser dieser Zeit-
schrift noch auf eine Entdeckung lenken will, die meines Erachtens ein
helles Licht auf den hier behandelten Gegenstand wirft. Ich meine die
von Paul Sarasin im ersten Doppelheft des laufenden Jahrganges der Zeit-
schrift für Ethnologie aufgestellte Theorie vom Ursprünge des griechischen
Tempels aus der Lobo, dem Männerhause von Celebes.
Die Mitglieder der prähistorischen Sektion sind bereits in einer der
letzten Sitzungen durch Herrn Oberbaurat Wiechel auf diesen interessanten
Gegenstand hingewiesen worden, durch den eine durch zwei Jahrtausende
gesponnene kunstgeschichtliche Frage ihren Abschlufs findet. Freilich
lassen sich diese Dinge nur an der Hand der Sarasinsche.n Abbildungen
würdigen und verstehen; dazu gehören noch weiter einige Erörterungen
*
6
desselben Verfassers aus seiner trefflichen Schrift „Zur Einführung in
das prähistorische Kabinett der Sammlung für Völkerkunde im Basler
Museum“. Ich will es aber versuchen, hier ein gedrängtes Bild der
Sarasinschen Wahrnehmungen zu geben.
Derselbe nennt die neolithische Periode das „Zeitalter der Pfahl-
bauten“; er vergleicht die rezenten Pfahlhäuser der Südsee mit denjenigen
des neolithischen Zeitalters, deren Reste ja nicht blofs in Schweizer Seen,
sondern, wenn auch in verminderter Form, im weitesten Umkreise der
neolithischen Schichten nachgewiesen sind.
Bei seinen Studien in Celebes fiel ihm auf, dafs die Pfahlhäuser
daselbst hauptsächlich im Bereiche der Flutzone am Seegestade errichtet
werden, darüber hinaus in Flüssen und Landseen, an Stellen, die gleich-
falls bei Hochwasser überflutet werden. Die Bewohner erklärten ihren
Brauch auf Befragen mit der Angabe, es sei ihr Vorteil, wenn der Ab-
raum ihrer Häuser (den sie durch im Boden derselben angebrachte Öff-
nungen fallen lassen) vom Wasser fortgespült würde. Der Reisende fand
denn auch den Boden zwischen den Pfählen nach dem Rückzuge des
Wassers rein gefegt und er ist der Ansicht, die ursprüngliche Absicht des
Pfahlbaues habe sich auf diese primitive Kanalisation gerichtet. Der Pfahl-
bau sei also ursprünglich an der Küste entstanden und habe sich auf dem
Trocknen nur auf Grund der Konstanz der organischen Bildung erhalten;
einige Vorteile mögen dazugekommen sein, z. B. der Schutz vor Ratten, die
sich der Pfahlbauer durch glatte und abgerundete Kopfstücke an seinen
Pfählen, die dem Echinus der dorischen Säule gleichen, vom Leibe hält.
Diese Wahrnehmungen aus dem ozeanischen Inselgebiete sind, so
meint Sarasin ungezwungen, auf unsere neolithischen Verhältnisse zu über-
tragen. Wir haben uns die Kjökkenmöddinger natürlich von Pfahlbau-
dörfern überragt zu denken, nur dafs dieselben hier aus irgendwelchen
Gründen, vielleicht aus Sorge der Anwohner vor den Hochfluten, vielleicht
auch erst im Laufe der Zeit durch Landerhebungen der eigentlichen Flut-
zone entrückt sind.
Und wo immer der Neolithiker sich im Inneren des Landes ansiedelte,
da geschah es, wie uns das die megalithischen Steinbauten zeigen, längs
der Wasserläufe. Bei weiterem Vordringen werden die Landseen bevor-
zugt, aber auch auf trockenem Boden nach wie vor an dem Pfahlbau
festgehalten — dort die Schweizer Seedörfer, hier die Terramaren.
Wir sehen also in Europa eine makroskopische Wiederholung des
Befundes von Celebes. Wenn man die Pfahlbaurasse bei uns genauer
gerade aus den Landseen kennt, so hängt das damit zusammen, dafs die
Pfähle hier seit der Stein- und Bronzezeit der Fäulnis widerstanden.
Sarasin hat auch versucht, sich über die Konstruktion unserer neo-
lithischen Pfahlbauten ein genaueres Bild zu verschaffen. Er fand bei
einer sorgfältigen Ausgrabung im Torfmoore von Wauwyl in der Tat An-
klänge an die malaiische Bauweise , einen weit bedeutsameren Einblick
brachte ihm indessen die Wahrnehmung, dafs der griechische Tempel im
Männerhause von Celebes, der Lobo, sein lang gesuchtes Vorbild findet.
Bekanntlich leiteten auch die Griechen ihren Tempel vom Megaron, dem
Männerhause her. Der besondere Charakter desselben kam dadurch zustande,
dafs der ursprünglich auf Pfähle gestellte Versammlungssaal des Männer-
hauses sich in den Architrav des Tempels verwandelt hat, während der
ursprüngliche Versammlungsraum in die Cella, also auf ebene Erde ver-
7
legt worden war; auch diese fand Sarasin übrigens bei einigen Pfahl-
häusern von Celebes als einen wirtschaftlichen Zwecken dienenden, zwischen
den Pfählen befindlichen Verschlag bereits vorgebildet. Die Triglyphen,
die die Kunstgeschichte seit Vitruv als Balkenköpfe angesprochen hat,
entsprechen den Fenstern der Lobo, die in Celebes gelegentlich gleichfalls
durch zwei Längsstäbe in drei Felder geteilt vorgefunden wurden; wie
denn Euripides, dem die Gestalt des Megarons noch gegenwärtig war, den
Pylades seinem Freunde die Worte zurufen läfst: „ Schaue zu den Tri-
glyphen hinein, wo es Raum hat, Dich hinab zu lassen l“
Wenn sich aber die Gestalt, die eine alte Bevölkerung ihren Wohn-
räumen gab, im letzten vorchristlichen Jahrtausend in Bauten erhalten
hat, die den konservativen Kultzwecken dienten, so dürfen wir annehmen,
dafs sie im zweiten und dritten vorchristlichen Jahrtausend, im Bronze-
und Steinzeitalter auch den Profanbau beherrscht hat, und da der dorische
Tempel ein thrakisches Requisit ist, die Thraker aber als Ostarier von
der Ostsee stammen, so dürfte sich der Tatbestand ungezwungen in die
hier vorgetragene Theorie einpassen — die Annahme vom ozeanischen
Ursprünge des Neolithikers. Seine und damit auch unsere Vergangenheit
lag auf dem Wasser.
Zum Schlüsse noch eine sprachliche Anmerkung. Grillparzer gibt in
seinem erst neuerdings über die Bühne gegangenen, an ethnographischen
Hinweisungen reichen Drama Libussa eine mythische Deutung des Wortes
Prag. Praha bedeutet tschechisch die Schwelle. Ganz ähnlich lautet aber
das slawische prach = Asche, Staub, Abraum. Wenn dieses die ältere
Bedeutung des Wortes ist, so würde man im Pfahlbauzeitalter an Stelle
von: ,,Ich überschreite die Schwelle“ gesagt haben: „ — den Abraum“.
Dieser mufste ja, wie wir das von den Terramaren kennen und uns von
den Kjökkenmöddingern vorstellen müssen, einen zwischen den Pfählen des
Hauses allmählich sich verbreitenden Hügel bilden, dessen Fufs derjenige
überschreiten mufste, der die ,,vier Pfähle“ eines Hauses betreten wollte
— eine Frage an die Sprachkundigen?
II. Neue Apparate
zur Bestimmung von spezifischen Gewichten.
Yon Prof. H. Reben stör ff.
Mit 3 Abbildungen.
I. Der Verdrängungsapparat.
Zur Messung der Volumina fester Körper benutzt man seit sehr alter
Zeit sog. konstante Gefäfse, aus denen die ein bestimmtes Niveau über-
schreitende Wassermenge seitlich abfliefst. Senkt man nach dem Auf-
hören des Abfliefsens einen Gegenstand in das Wasser ein, so wird ein ihm
gleiches Volumen in ein leeres Glas verdrängt, dessen Wägung oder Messung
das gesuchte Volumen angibt. Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes
des Gegenstandes erfordert dann nur noch diejenige des absoluten Ge-
wichtes, das am besten voraufgehend für den noch trockenen Gegenstand
aufgesucht worden war.
Der zu beschreibende Apparat ist eine Verbesserung des kon-
stanten Gefäfses im Sinne einer Erhöhung seiner Genauigkeit und des
Umfanges seiner Anwendbarkeit. Der „Ver-
drängungsapparat“ (Fig. 1) besteht aus einem
sehr standfesten Zylinder, der oberhalb seiner
Mitte einen seitlichen Tubus zur Aufnahme
des Abflufsröhrchens besitzt. Bei solcher Lage
ist dieses vor zufälligen Berührungen mit dem ein-
zusenkenden Gegenstände geschützt, die das
Niveau des Abflusses leicht ein wenig verändern
und dadurch das zu messende Volumen stark
fehlerhaft machen. Der Seitentubus hat ellip-
tischen, in der Vertikalen gestreckten Querschnitt.
Im Korke oder Gummipfropfen sitzt in seiner
Mündung das kleine Abflufsröhrchen, von dessen
Beschaffenheit die Genauigkeit der Messung ab-
hängt. Während die innere Öffnung des Röhr-
chens, dessen Ende hier nach oben konkav halb-
kreisförmig gebogen ist, möglichst wagerecht liegen
soll,, liegt die äufsere Öffnung um 1 bis 1% cm
tiefer. Nur bei einem solchen geringen Gefälle
wird das Abfliefsen sehr gleichmäfsig. Bei schnellerem Einströmen des
Wassers in die wagerechte Öffnung bilden sich bald früher, bald später
kleine Wirbel, die Luft mit hineintreten lassen und eine ungleichmäfsige
Fig. 1
9
Beendigung des Abflusses bewirken. Aus dem gleichen Grunde darf das
Abflufsröhrchen auch nur einen geringen Durchmesser haben. Um den
Wasserabflufs jedesmal plötzlich aufhören zu lassen, versah Wein hold
das Röhrchen kurz vor der Aufsenmündung mit einer sehr kleinen Heber-
biegung. Ist diese infolge Sinkens des Wasserstandes im Gefäfse nicht
mehr voll Wasser, so rinnen nur selten noch einige einzelne Tropfen hinter
der Hauptmenge des Wassers her, was als eine bedeutende Annehmlichkeit
bemerkbar wird.
Eine kleine Verschiedenheit des Abflusses ist indessen die Folge davon,
dafs — besonders nach längerem Gebrauche des Abflufsröhrchens — beim
Beginne des Fliefsens eine kleine Luftblase im Röhrchen, meistens in der
Heberbiegung an der Wand hängen bleibt. Sie verlangsamt den Abflufs
und bewirkt, dafs bis zum Aufhören des Fliefsens einige Kubikzentimeter
mehr heraustreten. Hierin liegt eine gewisse Unsicherheit der Messung
mit dem konstanten Gefäfs.
Die öftere Bildung der störenden Luftblase beim Vollaufen des Abflufs-
röhrchens schränkt die neue Konstruktion ein. An die Stelle der Heberbiegung
tritt einfach eine Paraffinierung der wagerechten Einströmungs-
öffnung. Erwärmt man den Rand dieser Öffnung durch kurzes Einbringen
in eine Flamme, tupft auf ein Paraffinstück auf und läfst, den Rand wage-
recht nach unten gehalten, erkalten, so ist das Röhrchen imstande, den
Wasserabflufs plötzlich und recht gleichmäfsig aufhören zu lassen. Bei dem
Fortfallen der Adhäsion infolge des Paraffinüberzuges beginnt ein erneutes
Fliefsen erst dann, wenn der Wasserstand im Gefäfse um einige Millimeter
höher geworden ist. Sehr kleine Volumina kann man daher nur bestimmen,
wenn gleichzeitig eine bekannte gröfsere Wasserverdrängung vorgenommen
wird, am einfachsten durch Eingiefsen von 100 oder 200 ccm Wasser. Er-
wähnt sei, dafs eine solche, die Heberbiegung ohne Verlängerung des ganzen
Röhrchens völlig ersetzende Aufhebung der Adhäsion auch durch Über-
streichen des Randes mit Aluminium (vorher Betupfen mit Lauge) erzielt
werden kann. Die Randbedeckung erneuert man in wenigen Sekunden, wenn
nach langem Stehen des Apparates Staub oder Pilzfäden in unreinem Wasser
auf dem Paraffin die Aufhebung der Adhäsion unvollkommen machten.
Der ,, Verdrängungsapparat“ kann erstens ohne weiteres Zubehör
in der beschriebenen Weise verwendet werden. Zum Schutze des Glas-
zylinders gegen das Zerstofsenwerden beim Hineinfallenlassen grofser Ge-
steinsstücke, kann man auf den Boden eine runde Scheibe Leder oder
dergleichen bringen. Selbstverständlich ist, dafs man dem Leder anhaftende
Luftblasen abstreift, die sonst zur Unzeit aufsteigen und dem gleichen
Wasservolumen Platz machen könnten.
Infolge der Gröfse der Wasseroberfläche kommen die beim Einbringen
der Gegenstände, sowie beim Anstofsen des Tisches entstehenden Wellen-
bewegungen erst nach geraumer Zeit zur Ruhe. Bei dieser ersten Ver-
wendungsart des Apparates wird man daher alle Bewegungen der Wasser-
oberfläche recht ruhig vornehmen und während des Abfliefsens Erschütte-
rungen möglichst vermeiden ; denn ohne weiteres ist klar, dafs man keinen
gleichmäfsigen Abflufs erzielen kann, wenn nicht die W asseroberfläche so
gut wie ganz ruhig geworden ist, sobald das Niveau bis zum plötzlichen
Stocken des Abflusses gesunken ist.
Schneller beruhigen sich die Erregungen der W asseroberfläche, wenn
der zum Apparate gehörige Schwimmer aus Nickelblech eingesetzt war.
10
Dieser hat unten eine durchlochte schwere Schale zur Aufnahme von Gegen-
ständen; oben befindet sich ein Bügel zum Emporziehen des ganzen Ein-
satzes und in der Mitte ist der grofse Schwimmzylinder, der am Boden
drei in gleichen Abständen befindliche kleine Drahtbügel besitzt, die den
Schwimmer in der Mitte des Wassers halten. Die Reibung zwischen diesen
Bügeln und der Glaswand ist unter Wasser bei senkrechter Stellung des
Schwimmers sehr gering. Würde sich beim Fehlen der Bügel die Schwimmer-
wand oben gegen das Glas anlegen, so erhielte die Bewegung des Schwimmers
infolge der Kapillarwirkung des Wassers eine so grofse Hemmung, dafs an
gleichmäfsigen Abflufs nicht zu denken wäre.
Es empfiehlt sich, wenn nicht ganz besonders grofse Volu-
mina zu bestimmen sind, mit dem Schwimmer zu arbeiten, d. h.
diesen jedesmal vor dem Hineinlegen des Gegenstandes anzuheben und,
ohne dafs Wasser neben den Zylinder abtropft, ihn wieder auf die Wasser-
oberfläche zu senken, sobald der Gegenstand auf den Zylinderboden ge-
bracht ist. Bei angehobenem Schwimmer hat man zugleich Zeit, mit einem
(vorher schon benetzten) Glasstabe dem Gegenstände anhaftende Luftblasen
abzustreifen. Es ist dies besonders erwünscht, wenn das Volumen von
Kies oder dergleichen zu bestimmen ist. Erst beim Wiederaufsetzen des
Schwimmers beginnt der Wasserabflufs und es ist eine besondere Annehm-
lichkeit, dessen Eintritt mit der Bewegung des Schwimmers in der Hand
zu haben. Durch einen etwas tieferen Druck beim Aufsetzen des Schwimmers
läfst man das Wasser plötzlich in das Abflufsröhrchen hinein-
schiefsen. Eine Luftblase bleibt dabei ganz selten darin zurück, und
sollte eine solche sichtbar sein, so hebt man den Schwimmer wieder an
und drückt ihn noch ein wenig energischer in das Wasser.
Zur Erprobung der Gleichmäfsigkeit desWasserab fl usses giefst
man eine bekannte Wassermenge aus dem Mefszylinder, z.B. genau 100 ccm
bei geringem Anheben des Schwimmers zwischen Schwimmer und Glaswand
hinein. Nach Unterhalten des Mefszylinders unter das Abflufsröhrchen läfst
man den Abflufs ruckartig beginnen, indem man den Schwimmer etwas
tiefer hineindrückt und alsdann natürlich ruhig schwimmen läfst. Nach
etwa einer halben Minute stockt der Abflufs. Im Mefszylinder ist der Wasser-
stand oft genau wieder bei 100 ccm, wie vor dem Hineingiefsen. Vor Be-
ginn einer Messung, die recht zuverlässig werden soll, macht man diese
Probe einige Male. War auch zuletzt der Abflufs der normale, so ist
garantiert, dafs nicht ein ausnahmsweiser Zufall (Erschütterung) einen
Fehler in die Bestimmung bringt.
Nach Abtropfenlassen eines innen benetzten Becherglases stellt man
dies zum Auffangen des verdrängten Wassers unter das Abflufsröhrchen,
bringt in der beschriebenen Weise den Gegenstand in den Zylinder, er-
öffnet mit dem Schwimmer den Abflufs und mifst schliefslich die abgeflossene
Wassermenge mittels geeigneter Mefszylinder.
Bei einer ganzen Folge von Bestimmungen, z. B. für Gesteinsproben,
ist es besonders des bequemeren Emporholens wegen zweckmäfsig, die
grofsen Gegenstände an einem dünnen Faden zu befestigen, an dem man
sie in das Wasser hinabläfst. Der schlaff an der Gefäfswand liegende
Faden verursacht keinen bemerkbaren Fehler. Besonders beim Unter-
richtsgebrauche des Apparates ist die Verwendung von Fäden
zweckmäfsig. Nachdem das erste Einbringen des Gegenstandes bis auf
den Boden des Zylinders sein Volumen ergeben hat, kann auch die Be-
11
Stimmung seines absoluten Gewichtes mittels des Verdrängungsapparates
erfolgen. Man hebt mit der einen Hand den Schwimmer genügend hoch
heraus — am bequemsten hängt man den Drahthenkel über eine hoch
aufgestellte Stativklemme oder ein besonderes Galgengestelle, wenn man
ohne Gehülfen arbeiten will — man zieht hierauf den Gegenstand empor
und bringt ihn, nur mit den Fingerspitzen zugreifend, in die untere Schale
des Schwimmers. Wasser darf hierbei freilich nicht von den benetzten
Dingen daneben herabtropfen, sondern alles ist oberhalb des Zylinders aus-
zuführen. Die Benetzung der Fingerspitzen kommt nicht in Betracht.
Setzt man hierauf den Schwimmer wieder in das Wasser, so gelangt
eine Wassermenge zum Abflufs, die ebenso schwer wie der Gegenstand
im Wasser ist. Läfst man sie gleich in den die erste Wasserportion ent-
haltenden Mefszylinder abfliefsen, so macht sie mit dieser zusammen eine
Wassermenge aus, deren Gewicht gleich dem Gewichte des Gegenstandes
in Luft ist. Das spezifische Gewicht ist, wie sofort ersichtlich, aus
den beiden Ablesungen am Mefszylinder durch Division zu finden. Da frei-
lich nicht Wasser von 4°, sondern von Zimmerwärme abfliefst, so ist die
Zahl der das zweite Mal verdrängten Kubikzentimeter etwas (1 bis 2 % 0 )
gröfser als das Gewicht des Gegenstandes (in Wasser) in Grammen. Für
die meisten Zwecke des Apparates ist die geringe Differenz verschwindend.
Man erhält in der Tat eine entsprechend gröfsere Zahl von Kubikzenti-
metern als Mafs für das Gewicht eines ganzen oder halben Kilogrammes,
wenn man ein solches Gewichtsstück mitten in den Luftraum des Schwimmers
hineinsetzt. Damit auch bei einer solchen Belastung der Schwimmer senk-
recht bleibt, schiebt man das Gewichtsstück zu Anfang des Wasserabflusses
je nach der Neigung des Schwimmers mehr in die Mitte.
Von anderen Unterrichtsversuchen mit dem Apparate sei der
Nachweis erwähnt, dafs auf dem vorhin angegebenen Wege das Luft-
gewicht eines Gegenstandes gefunden wird. Nachdem zunächst das von
diesem verdrängte Wasser abgemessen und die Wassermenge nach Be-
schweren der unteren Schwimmerschale mit dem Gegenstände hinzu-
gekommen ist, nimmt man den Schwimmer empor und überträgt den
Gegenstand von der unteren Schale in den grofsen Lufti’aum des
Schwimmers. Man achtet hierbei darauf, dafs abtropfendes Wasser in
den Zylinder zurückfällt. Die kleine, an den Fingerspitzen bleibende Wasser-
menge kommt wieder nicht in Betracht. Setzt man den Schwimmer jetzt
wieder hinein, nachdem von der noch im Mefszylinder befindlichen Wasser-
menge ein Teil in den Zylinder zurückgegossen wurde, so fliefst bei normalem
Abrinnen genau ebensoviel Wasser in den daruntergehaltenen Mefszylinder
hinein, als zuletzt darin war. Es ist klar, dafs selbst eine beliebig gröfsere
Wassermenge an dieser Übereinstimmung nichts ändern würde, die, an dem
Gegenstände haftend, von unten nach oben mit übertragen würde. Durch
Eingiefsen von Wasser in den Schwimmer, das aus dem Röhrchen durch
Herunterdrücken des Schwimmers vorher verdrängt war, kann man dies
sofort demonstrieren. Die gleichmäfsige Einstellung des Wasserniveaus
zeigt sich stets darin, dafs z. B. genau 100 ccm wieder abfliefsen, wenn
man diese nach geringem Anheben des Schwimmers in den Zylinder
hineingofs.
Die Gewichtsbestimmung mit dem Verdrängungsapparat gibt
in den verdrängten gleich schweren Wassermengen ein sehr anschauliches
Bild der ungleichen Gewichte von Körpern verschiedener Dichte. Als
12
Beispiel für eine solche Benutzung sei die Gewichtsbestimmung von Metall-
körpern (Mg, Al, Zn, Sn, Cd) hinzugefügt, die eine besonders einfache Be-
stätigung des Satzes von der Gleichheit der Atomwärmen liefern. Hierzu
verwende ich dicke rechteckige Gufsstiicke der Metalle, die je 10 Gramm-
atomgewicht schwer sind. Mittels einer übergestülpten Glocke, in deren
Rohransatz Wasserdampf eintritt, werden diese Körper einzeln schnell auf
100° erhitzt und sodann mittels daran befestigten Hakens in das Kalori-
meter versenkt, wohin sie in für den Unterricht genügend genauer Weise
die gleiche Wärmemenge übertragen. Während des Heizens hat man Zeit,
das Gewicht des nächsten Metallstückes zu demonstrieren. Der Magnesium-
körper verdrängte nach Hineinlegen in den Schwimmer 244 ccm. Man hebt
ihn heraus und setzt das nächst schwerere Stück Aluminium hinein, es
fliefsen weitere 27 ccm aus, die man in einem besonderen, mit dem zuerst
verwendeten gleichweiten Zylinder auffängt. Das Zinkstück läfst sodann
weitere 383 ccm ausfliefsen usf., soweit man über die Metallstücke ver-
fügt. Man stellt hinterher diese neben den Zylindern mit den Wassermengen
auf. Jedes wiegt so viel, wie die voraufgehenden Wassermengen
zusammen.
Der Verdrängungsapparat ist ferner ein bequemes Mittel, gröfsere
Mengen von Gasen recht genau abzumessen, die mittels abgewogener
Stoffmengen chemisch entwickelt wurden. Hierbei benutzt man eine in
den Zylinder hineinpassende, unten mit Bleifufs beschwerte Glocke,
in die man durch das im Stopfen oben befindliche Glasrohr das Gas ein-
leitet. In den von mir angegebenen Entwicklerkölbchen (Zeitschr. f. d.
phys. u. ehern. Unterricht XVIII, 277 und XIX, 98) kann man bequem die
abgewogenen Metallmengen zunächst neben dem Säureüberschufs getrennt
halten und nach Herstellung der Anschlüsse und dem Druckausgleich das
Metall in die Säure fallen lassen. Das verdrängte Wasser fängt man im
vorher benetzten Glase auf und überträgt es in die Mefszylinder. Der
Sicherheit wegen giefst man zuletzt etwas Wasser zurück und läfst es wieder
zum übrigen a‘bfliefsen. Das Glas in der Glocke befindet sich unter dem
Drucke der Wassersäule, die ein Zentimetermafs erkennen läfst. Um sofort
die Zahl der Kubikzentimeter zu erhalten, um die das Gasvolumen bei
Atmosphärendruck gröfser ist als jetzt, da es zugleich unter dem Drucke
der Wassersäule (a cm) steht, braucht man nur a Promille des abgemessenen
Volumens zu berechnen. Durch Hinzufügen der kleinen Volumgröfse
ergibt sich das Volumen des Gases bei Atmosphärendruck. Auch für die
Reduktion auf 0°, Trockenheit und normalen Barometerstand habe ich
(a. a. 0.) eine einfache Annäherungsrechnung angegeben, deren Fehler bei
geringen Abweichungen von der so häufig vorhandenen Zimmerwärme von
19° unter einem Promille bleiben. Als Beispiel für einen solchen, die
stöchiometrischen Rechnungen bestätigenden Versuch sei die Auflösung von
1 g Aluminiumblech erwähnt. Der Wasserstoff drängte bei 20° und 754 mm
Luftdruck 1345 ccm Wasser aus dem Apparat. Das Wasser in der Glocke
stand zuletzt 19 cm tiefer als im Standzylinder. Die Reduktion auf nor-
male Verhältnisse ergibt 1238 ccm, während die berechnete Menge 1240 ccm
beträgt. Bei anderen Versuchen gleicher Art überschritten die Abweichungen
selten 10 ccm.
Bezüglich der Genauigkeit der Volumbestimmung mit dem Verdrängungs-
apparat ist zu bemerken, dafs sie verhältnismäfsig um so gröfser ist, je
gröfser das Volumen selbst ist. Besonders wenn man mehrmals das in
13
den Mefszylinder geflossene Wasser wieder zurückgiefst, um eine kleine
Anzahl von ganz wenig differierenden Angaben zu erhalten, deren Mittel-
wert berechnet wird, kann man auch bei Körpern von nur 100 bis 200 ccm
den Fehler unter 1 / 2 ccm herabsetzen. Eigentlich braucht man zum wieder-
holten Abmessen der verdrängten Wassermengen Mefszylinder, die auf
Ausgufs geeicht sind. Die kleine, der Zylinderwand adhärierende Wasser-
menge in gewöhnlichen Mefszylindern kann man indessen leicht durch
Wägung des trocknen und des innen benetzten Zylinders ermitteln und
nötigenfalls in Abzug bringen.
II. Eine Senkwage mit Zentigrammspindel.
Fig. 2.
Apparate wie die gewöhnlich nach Nicholson benannte Senkwage
(Gewichtsaräometer) sind erheblich älter, als meistens angenommen wird.
So findet sich in s’Gravesande, Elementa
Physices (1720), S. 118 ein Gewichtsaräo-
meter mit kalibrierter Spindel für die kleinsten
Differenzen und mit zwei Schalen (in Wasser
und in Luft) beschrieben, in Fig. 5 der
Tafel 22 abgebildet. In der verbesserten
Form (Tr all es) läfst die Senkwage die Be-
stimmung etwas gröfserer Gewichte zu, wäh-
rend bei der gewöhnlichen Nicholsonschen
Konstruktion diese nur sehr leicht sein dürfen.
Beide Formen erfordern beim Gebrauche in-
dessen eine geradezu mühselige Einstellung
auf eine Marke des aus dem Wasser heraus-
ragenden Drahtes und damit viel mehr Zeit
als das Ab wägen unter Wasser mittels einer
Analysenwage.
Für den im Gebrauch feinerer Glasinstru-
mente Geübteren ist die Verwendung der zu.
beschreibenden Senkwage (Fig. 2) eine be-
sondere Annehmlichkeit, da die Aufhängung
am Faden fortfällt, die ja aufserdem bei einem
aus Körnern bestehenden Stoffe unausführbar
ist. Unterhalb der Schwimmkugel des Appa-
rates befindet sich das Schälchen zur Auf-
nahme des im Wasser Abzuwägenden. Oben
schraubte man auf die Schwimmkugel die einem
besonderen Futteral entnommene „Zenti-
grammspindel“ fest, auf die man das Luftschälchen aus Nickelblech
aufsetzt. Bei senkrechter Haltung der Senkwage kann man mit der Hand
stets an der dünnen Glasspindel zugreifen. Sonst erfafst man die Schwimm-
kugel. Bringt man die Senkwage auf das Wasser in einem hohen Aräo-
meterzylinder, so ragt ein erheblicher Teil der Schwimmkugel heraus. Man
mufs 31 g auf die Schale legen, damit Einsinken bis zum Skalenanfang (0)
erfolgt, während nach Auflegen von 32 g die Spindel bis zum Ende der
Zentigrammteilung (1) einsinkt. Nur um einzelne Zentigramme setzt sich
die Skaleneinteilung über diese Hauptmarken fort. Die Zehner der Zenti-
gramme sind für die schnellere Ablesung von allen Seiten durch die mittels
14
der bekannten Armeefarbenfolge hergestellte Farbenreibe: Grau, Weifs,
Rot, Gelb, Blau deutlicher kenntlich gemacht. Eine Anzahl nahe heran-
getretener Schüler kann die Einstellung gleichzeitig nachprüfen. Auf die
genauere Ablesung unterhalb des Wasserspiegels kann bei solcher Massen-
beobachtung verzichtet werden, wenn jedesmal von oben abgelesen wird.
Ist die Wasseroberfläche nicht ganz rein oder die Spindel nicht gleich-
mäfsig benetzt, so zeigt sich ohnehin eine gewisse Unsicherheit der Ein-
stellung durch die Zähigkeit des Wasserhäutchens, die ja bei allen aräo-
metrischen Beobachtungen unter diesen Umständen bemerkbar wird. Man
erhält Unterschiede der Einstellung von etwa 2 Zentigrammen, wenn man
bei wenig reiner Oberfläche einmal nach leisem Herabdrücken, dann nach
geringem Emporheben die Ablesung wiederholt.
Die Apparate sind in ihrem Gewichte derart abgeglichen, dafs bei 18°
unter einer Schalenbelastung mit 31 bez. 32 g die Einstellung beim Anfang
bez. beim Ende der Zentigrammskale erfolgt. Hat das Wasser eine etwas
abweichende Temperatur, so legt man ein Drahtstückchen bis zur richtigen
Nulleinstellung auf oder man notiert die abweichende Einstellung für die
anschliefsenden Wägungen. War dieselbe infolge zu grofser Wärme des
Wassers bei 31 g Schalenbelastung z. B. beim Teilstrich 4 der Zentigramm-
skale (man schreibt 31 ; 0 , 04 ), während eine Belastung durch einen Gegen-
stand neben 4 g die Einstellung beim Teilstrich 67 hervorruft (man schreibt
4; 0 , 67 ), so wiegt der Gegenstand 27,63 g. Legt man den Gegenstand auf
die untere Schale, so erhält man eine dritte Einstellung, die mit der
zweiten verglichen sofort den Gewichtsverlust in Wasser angibt.
Beim Abwägen von Gegenständen gröfseren Volumens auf der oberen
Schale kann es an Platz für die daneben aufzulegenden Gewichtsstücke
fehlen; man benutzt dann zweckmäfsig die zweite Reihe der Gewichts-
stücke des Kästchens (die vernickelten), die das aufgeschriebene Gewicht
nicht in Luft, sondern unter Wasser haben. Man kann damit zugleich für
vielerlei Unterrichtsversuche, bei denen Gewichtsänderungen demonstriert
werden sollen, die Stabilität der Senkwage grofs machen. Mit fünf Gewichten
in jeder Reihe kommt man aus, zugleich durchschnittlich etwas schneller
wägend, wenn die Gewichte nicht nach der üblichen Folge, sondern 1, 2,
4, 8, 16 g schwer benutzt werden. Natürlich ist diese Anordnung nach
Potenzen von 2 nur für einen kleinen Gewichtssatz eine Verbesserung, da
sonst die Addition im Kopfe Schwierigkeiten macht. Zum Wechseln der
Gewichte auf der unteren Schale hebt man mit der einen Hand die Spindel
an, greift mit der anderen Hand an der Schwimmkugel zu und legt das
Gewichtsstück auf. Dann senkt man bis zur Spindel in das Wasser ein,
hält diese selbst wieder in der Hand und lüftet einen Augenblick die Finger.
An der schnellen oder sonst sehr langsamen Bewegung der Senkwage er-
mifst man meistens sofort, ob und in welcher Richtung die Schalenbelastung
für die Einstellung auf einen Punkt der Zentigrammskale zu ändern ist.
Die Dichtebestimmung erfolgt in der beschriebenen Weise sicher und
erspart viel Zeit; beim Unterrichte wird es möglich, Dichten von Mineralien
oder wichtigen Stofftypen in wenigen Augenblicken zu ermitteln. Dafs man
ebenso gut viele kleine Ge st eins Stückchen, als ein einziges kompaktes
untersuchen kann, war schon angedeutet worden. Hartnäckig anhaftende
Luftblasen, besonders solche, die Spalten erfüllen, entfernt man, indem
man nach Abwägen in Luft die Mineralstückchen in ein Reagensglas mit
Wasser bringt, dieses an die Luftpumpe anschliefst (oder, wenn angängig,
15
kocht) und hinterher nach Daumenschlufs unter Wasser alles in die untere
Schale der Senkwage sinken läfst. In der Zeitschr. f. d. phys. u. chem.
Unterricht XIX, 10 (1906) sind eine Anzahl von Zahlenbeispielen für die
Bestimmung der spezifischen Gewichte von Münzen (die Senkwage trägt ein
silbernes Fünfmarkstück, auch bis 80 Mark in Gold) und Mineralien mit-
geteilt. Die Genauigkeit der Bestimmung hängt von der absoluten Gröfse
der Dichte des betreffenden Stoffes ab. Werden bei den beiden Wägungen
in Luft und in Wasser jedesmal Fehler in Höhe von /\p gemacht, und zwar
so, dafs sie sich nicht teilweise auf heben, sondern in ihrer Wirkung ver-
stärken, so ist für einen Gegenstand von p g Gewicht und der Dichte s der
Fehler der Bestimmung s=- ^ ’- (l — 2s).
Bei gröfseren Werten von s nimmt der Fehler also fast mit dem Qua-
drate von s zu. Vergleicht man alte Tabellen der spezifischen Gewichte
mit neueren Bestimmungen, z. B. die von Al Khäzini herrührende (Ger-
land und Traumüller: Geschichte der physikalischen Experimentierkunst,
1899, S. 73), so berechtigen die verhältnismäfsig genauen Zahlen für die
Metalle Gold (19, 05 gegenüber 19,26), Quecksilber (13,56 gegen 13,59), Blei
(11,32 gegen 11,35) in verstärktem Grade ein
günstiges Urteil über manche schon von den
Arabern vorgenommenen Wägungen.
Eine Anzahl weiterer Anwendungen der
Senkwage habe ich in der Zeitschr. f. d.
phys. u. chem. Unterricht XX, 153 (1907) be-
schrieben.
III, Das Differential- Aräo -Pyknometer.
Für Gehaltsbestimmungen von Lösungen,
mehr oder weniger konzentrierten Säuren usw.
ist das Aufsuchen des spezifischen Gewichtes
und die Ermittlung der Prozentsatzzahl mit-
tels einer Tabelle ein bequemes Verfahren.
Der Gebrauch eines Aräometers erfordert in-
dessen eine erhebliche Menge der Flüssigkeit,
und man mufs über einen ganzen Satz feinerer
Aräometer verfügen, wenn die Bestimmung
auf eine Einheit der 3. Dezimalen oder noch
etwas genauer werden soll. Das Abwägen
mittels des Pyknometers ist etwas umständ-
lich; beim Abwägen des Gewichtsverlustes
eines eingesenkten Glaskörpers ist der ab-
kühlenden Verdunstung wegen, die auch durch
Konvektionsströmungen stört, besonders bei
ätherartigen Flüssigkeiten, die gleichzeitige
Temperaturbestimmung unsicher.
Durch Vereinigung eines Pyknometers mit einem Aräometer erhält man
ein für schnellen, bequemen Gebrauch geeignetes Instrument. Das Pykno-
metergefäfs (Fig. 3) nimmt aus einer Pipette oder einem Trichterchen un-
gefähr 30 ccm der zu untersuchenden Flüssigkeit auf. In vielen Fällen
Fig. 3.
16
kann man einen etwaigen Wasserrest vom Ausspülen nach der letzten Be-
nutzung durch zweimaliges Spülen mit kleinen Anteilen der zu unter-
suchenden Flüssigkeit vorher entfernen. Die Temperatur der letzteren ist am
besten ganz wenig niedriger als diejenige des Wassers im Aräometerzylinder.
Beim Einbringen leicht verdunstender Flüssigkeiten tritt durch Überlaufen
gewöhnlich von selbst dieser Zustand ein. Nach Abschliefsen des Gefäfses
mit dem langen Schliffstöpselchen bringt man das Aräometer zum Schwimmen,
wobei es aber nur dann bis zu einem Punkte der Skale einsinkt, wenn die
Flüssigkeit eine selten hohe Dichte hat. Dieselbe mufs zwischen den
Grenzwerten 1,9 und 2,0 gelegen sein. Die bisher beschriebene Einrichtung
besafs auch das Aräo-Pyknometer von A. Eichhorn.
Es sind nun dem Instrumente vier Anhängegewichte beigegeben, die,
mit Aufschriften 0,8, 0,4, 0,2 und 0,1 versehen, das Gewicht um genau
so viel erhöhen, als der Flüssigkeit an Schwere fehlt, um bis zu einem
Punkte der Skale einzusinken. Sie haben unter Wasser (von 15°) einfach
das Gewicht 0,8_p, 0,4 p usf., wobei p das Gewicht des Wassers ist, das in
das Pyknometergefäfs hineingeht. Ist also die Einstellung z. B. beim An-
hängen der Gewichte 0,8 + 0,4 gleich 1,948, so ist 1,948 — 1, 2= 0,748 die
gesuchte Flüssigkeitsdichte für die Temperatur des Wassers im Aräometer-
zylinder (15°). Ein eigenartiger und für bequemes Arbeiten erwünschter
Vorzug des Apparates liegt darin, dafs die Einflüsse kleinerer Tem-
peraturabweichungen auf die Flüssigkeit im Pyknometergefäfs und im
Aräometerzylinder sich stets entgegen wirken und zum Teil aufheben.
Befindet sich eine verdünnte wässerige Lösung im ersteren, die also die
geringe Wärmeausdehnung des Wassers bei Zimmerwärme besitzt, so gibt
der Apparat erst bei 18° bez. bei 11° das spezifische Gewicht um 0,ooi zu
hoch bez. zu niedrig an. Die Temperatur von 15° braucht also nur auf
etwa 1 Grad genau innegehalten zu werden. Noch günstiger wird es für
Flüssigkeiten, die eine nicht so ausnahmsweise geringe Wärmeausdehnung
besitzen. Für konzentriertere wässerige Lösungen (Dichte ungefähr 1,8,
thermischer Ausdehnungskoeffizient etwa 0,0003) sind die Angaben erst für
19° um 0,0005 zu grofs, unter 10° um ebensoviel zu klein. Diese Präzision
des Apparates ist für schnelles Arbeiten recht bemerkenswert. Für zahl-
lose organische Flüssigkeiten, die wie Alkohol etwas leichter als Wasser
sind und eine Wärmeausdehnung von etwa 0,ooi pro Grad besitzen, sind
die Angaben bei 18° um 0,ooi zu niedrig, bei 12,5° um ebensoviel zu hoch.
Etwas genauer ist bei besonders leichten und sich stark ausdehnenden
Flüssigkeiten wie Äther auf Annäherung der Wassertemperatur an 15 0 zu
sehen. Die Angaben werden für letztere Flüssigkeit schon bei 16,5° um
0,ooi zu klein, bei 13,5° um ebensoviel zu grofs. War aber, wie oben er-
wähnt, die Temperatur der ätherischen Flüssigkeit beim Einbringen etwas
unter Zimmerwärme gesunken, so nimmt sie in kurzer Zeit nach dem
Einsetzen des Instrumentes die Temperatur des Wassers (15°) an.
Es entweichen dann einzelne feine Tröpfchen neben dem Stöpselchen des
Pyknometergefäfses, stets aber nur so lange, als sie infolge der Wärme-
ausdehnung noch herausgeprefst werden. Durch besondere Versuche wurde
festgestellt, .dafs hierbei keine Bestimmungsfehler auftreten.
Die gefundene Zahl ist nicht das „spezifische Gewicht“ im strengen
Sinne des Wortes (Gewicht der Volumeneinheit), sondern, ebenso wie das
Ergebnis der Dichtebestimmung nach Abwägen eines Körpers in Luft, sowie
in Wasser von Zimmerwärme, diejenige Zahl, die streng genommen als
17
„relatives Gewicht“ zu bezeichnen ist, was ja aber gewöhnlich nicht ge-
schieht. Nach der Bezeichnung von Gockel (siehe dessen Vortrag beim
internationalen Kongrefs für angewandte Chemie in Berlin 1903)
15°C
ist die Angabe des Aräo- Pyknometers durch - ^-rf (76) gekennzeichnet.
lD vj.
15°C.\ .
-jöq“ 1 1 wenn rQan die a Ö-
gelesenen mit der Dichte des Wassers bei 15°, 0,99913 multipliziert. Für
die Deduktion der durch Wägung festgestellten Gewichte ( d ) auf den luft-
leeren Raum gab Gockel eine Tabelle an, die sich durch die Formel
ersetzen läfst: d! — 0,9988 d + 0,0018. Man sieht, dafs diese Reduktion
auf den luftleeren Raum unter den Genauigkeitsverhältnissen des be-
schriebenen Apparates nur dann in Betracht kommt, wenn die Dichte der
Flüssigkeit eine selten grofse ist. Eine einzelne Bestimmung hat einen
Fehler, der unter 0,ooi liegt.
Für kleine Laboratorien (Schulen) ist der Gebrauch des bequemen und
genauen Instrumentes recht zweckmäfsig. Der Lehrer verschafft sich damit
vielerlei Aufklärungen bei seiner vorbereitenden Arbeit. Im Unterrichte
kann man schnell damit die Vorzüge und Schattenseiten der verschiedenen
Verfahren der Dichtebestimmung von Flüssigkeiten demonstrieren.*)
*) Das Aräo - Pyknometer liefert das Phys.- ehern. Institut von Dr. Gockel in
Berlin NW., Luisenstrafse.
Die Bezugsfirma für die 3 beschriebenen Apparate, Max Kohl in Chemnitz, entlieh
die Cliches der Figuren. II und III stehen unter Musterschutz.
Die wahren spezifischen Gewichte erhält man
III. Crleitftmken auf Glasröhren.
Von Max. Toepler.
Mit 2 Abbildungen.
Die Ausbildung gleitender Entladung auf sehr weiten Glasröhren mit
relativ geringer Wandstärke und mit einem schmalen Metallstreifen entlang
der Rückseite*) unterscheidet sich naturgemäfs nicht von der früher ein-
gehend untersuchten auf Platten. Dies gilt jedenfalls, solange die Rohr-
weite so grofs ist, dafs der seitlichen Ausbreitung des Gleitbüschels keine
Grenzen gezogen sind. Nun beträgt die Breite von ebenen Gleitbüscheln
auf Platten von mehr als 0,2 mm Stärke schon dicht hinter dem Büschel-
kopfe etwa 3 cm. Man wird also auf allen Glasröhren, deren Umfang
weniger als 3 cm beträgt (bei mehr als 0,2 mm Wandstärke) die seitliche
Ausbildung des Gleitbüschels als seiner ganzen Länge nach behindert und
in bestimmter Weise festgelegt
anzusehen haben; auf solch engen
Rohren ist dann (im Gegensätze
zu Platten) die jeweils geladene
Oberfläche proportional der
Gleitbüschellänge. Dem ent-
sprechend sind auch für diese etwas
veränderte Bildungsgesetze zu er-
warten. Einen Beitrag zur Kennt-
nis dieser Gesetze sollen nach-
stehende Untersuchungen liefern.**)
T ersuchsanordnung
und Beobachtungseinzelheiten.
a) Die im folgenden angewandte
Versuchsanordnung (Fig. 1) ist die
gleiche, wie die früher***) von mir
zur Herstellung von Gleichfunken
erster Art benutzte.
*) Man kann hierbei natürlich entweder den Streifen innen legen und die Funken-
bildung aufsen erfolgen lassen, oder umgekehrt.
**) Bemerkt sei, dafs sich die Hoffnung, es werde aus obengenannten Gründen die
Gleitbüschel- und Gleitfunkenbildung auf Rohren gleichmäfsiger und regelmäfsiger er-
folgen als auf Platten, nicht erfüllt hat; die Unsicherheit der Ausbildung gleitender
Entladung scheint hiernach wesentlich in ihrem Mechanismus mit begründet.
***) M. Toepler, Abh. d. naturw. Ges. Isis in Dresden 1897, Heft 1; Wied. Ann. 66,
1898, S. 1061; Ann. d. Phys. 21, 1906, S. 193.
Fig. 1.
19
Es bedeutet:
M eine vielplattige Influenzmaschine;
Cj C 2 zwei gleichgrofse Batterien (je zwei Schachtel batterien von
je 40 000 cm Kapazität, sodafs also die wirksame Kapazität
der benutzten Batterieanordnung 40000 cm betrug);
F Primärfunkenstrecke zwischen Messingpolkugeln von je 6 cm
Durchmesser;
W ein Wasserwiderstand von ca. 3.10 6 Ohm;
G das Glasrohr mit den Gleitfunkenpolen p 1 und p 2 .
Da enge Rohre durch Gleitfunken im Innern leicht zertrümmert
werden, war die Aufsen Oberfläche für die gleitende Entladung benutzt*).
Als Metallbelag im Innern diente entweder Quecksilberfüllung oder Ver-
silberung mit Drahteinlage im Rohrinnern. (Vergl. die Angaben in fünfter
Spalte von Tab. I).
b) Wählt man als Metallbelag im Rohrinnern dünne Oberflächenver-
silberung ohne Drahteinlage, so erscheint die Versilberung nach mehr-
maliger Benutzung in merkwürdiger Weise angefressen. Der Metallbelag
ist stellenweise verschwunden und dies längs zahllosen senkrecht zur
Rohrachse stehenden, ringsumlaufenden sehr schmalen Streifen.
c) Ist das benutzte Rohr gebogen, so folgt die gleitende Entladung
ohne Erschwerung dem Rohre als Leitlinie. Erst wenn sich Rohrteile
soweit nähern, dafs die längs des Gleitbüschels bei Bildung herrschende
Potentialdifferenz zum Überschlagen von Rohrteil zu Rohrteil durch die
Luft genügt, wird natürlich dieser Weg gewählt. Es war also z. B. möglich,
einen Gleitfunken einer mit Quecksilber gefüllten Glasrohrspirale (5 mm
Rohrdurchmesser, 0,3 mm Wandstärke) von 4 cm Spiraldurchmesser und
nur 2 cm Ganghöhe über mehr als fünf volle Rohrwindungen folgen zu lassen.
d) Läuft in einem Glasrohre die Rohrbelegung unter p 2 durch auch
nach rückwärts hin fort, so bilden sich (wie auch im analogen Falle auf
Glasplatten) von p 1 jeweils gleichzeitig nach beiden Seiten, nach a und b
hin Gleitbüschel. Je nachdem ob das Büschel über a oder über b den
Anschlufs an die Ableitung p 2 eher erreicht, findet Gleitfunkenbildung
nach a oder nach b hin statt. Bemerkenswert und für manche Zwecke
wohl nicht uninteressant ist es nun, dafs, solange der Weg über a von dem
über b (gleiche Bahnbeschaffenheit vorausgesetzt) nicht mehr als etwa 10°/ 0
verschieden ist, sich meistens bei jeder Entladung sowohl auf dem Wege
a wie über b ein Gleitfunken bildet. Es liegt also die experimentelle
Möglichkeit vor, mit Sicherheit eine lange Funkenbahn in zwei Äste zu
spalten.
Messungsergebnisse.
Die Tabelle I gibt die Messungsergebnisse auf einer Reihe von Glas-
röhren verschiedenen Durchmessers und verschiedener Wandstärke. Nach
Analogie mit den Verhältnissen auf Glasplatten wird weder die eine noch
die andere genannter Gröfsen allein, sondern die Kapazität der Glasrohr-
längeneinheit für die Gleitfunkenlänge die wesentlichste Rolle spielen**).
*) Sehr störend wirkte auch bei Gleitfunkenerzeugung im Rohrinnern die ein-
tretende Temperaturerhöhung, denn nach orientierenden Messungen wächst die Gleit-
funkenlänge cet. par. angenähert proportional der absoluten Temperatur.
**) Die Rohre sind geordnet nach abnehmender Kapazität; die Nummerierung be-
ginnt mit Nr. 3 in Fortsetzung der Zählung in der Arbeit Annalen 66, 1898, S. 1066.
20
Diese Kapazitäten, in bekannter Weise mittels Telephons bestimmt, sind
in der zweiten Spalte der Tabelle angegeben.*)
Tabelle I (beobachtete Gleitfunkenlängen f in cm).
CD
g
9
2
Ä
O
Pi
Nr.
o Kapazität der
2’ Rohrlängen-
| ernheit
CD
1
+3
m
§
£
a in mm
ö ••
p Äußerer Robr-
B durchmesser i
B
Art des
Metallbelages
F
in cm
Kilo-
volt
0,25 j
8,8
0,50
17,i
0,75
25,2
1,00
32,6
1,25
39,7
1,50
46,4
1,75
52,8
3
1,77
1,79
3,97
Quecksilb.
—
_*
3,5*
4,i*
5,4
9,6
15,6
4
2,93
1,61
4,34
?>
1,2*
2,i*
3,8*
6,6
12,8
23,3
34,5
5
4,80
0,94
2,62
V
—
■ —
3,6*
12,i
24,7
42,8
—
6
12,o
0,90
4,46
V
1,4*
7,o
19,4
41,6
77,5
129
—
7
12,7
0,85
5,83
n
1,3*
5,8
16,3
43,5
81
128
190
8
14,4
0,81
6,61
,,
1,2*
5,9
18,0
43
82
126
182
9a
l QA J
1,02
10,7
jj
1,3*
6,9
20,5
52
102 ‘
—
—
9b
j 20 ’ 9 1
1,02
10,8
V
1,2*
7,0
22
55
—
— '
10
51,4
0,30
9,1
Silber
1,2*
16
53
99
■
-
—
11
86,1
0,31
14,4
5)
1,2*
22,5
64
—
—
— ;
.Die Tabellenwerte zeigen zunächst, dafs man auch auf Glasröhren
wieder zweierlei Funkenbildung zu unterscheiden hat, solche „durch Luft“
und solche „gleitend“. Die zu erster Kategorie gehörigen Werte sind in
der Tabelle mit einem Sternchen versehen**).
Speziell bei gleitender Entladung erscheint als bemerkenswert die
durch relativ sehr kleine Spannung erreichbare grofse Gleitfunkenlänge.
Auf Glasrohr Nr. 8 wurden 2,1 m lange Funken mit dem mittleren Gefälle
von nur 270 Volt-Zentimeter erzeugt!
Korrektion der Gleitfunkenlänge wegen ungenügender Kapazität
der Batterie.
Vor Benutzung zu eingehenderer quantitativer Diskussion bedürfen
die angegebenen Werte der zum Teil beträchtlichen Korrektion auf unend-
lich grofse Batteriekapazität. Wie bei dünnen Platten ist bei dünnwandigen
Glasröhren die zur Ladung der Rohroberfläche während der Büschelbildung
verbrauchte Elektrizitätsmenge sehr beträchtlich. Benutzt man nicht
sehr grofse Batterien, so veranlafst der genannte Elektrizitätsaufwand
eine Verkürzung der für bestimmte Spannung erreichbaren Gleitfunken-
länge.
Für sehr grofse Kapazität würden natürlich die Gleitfunkenlängen
schliefslich jeweils einen bestimmten, von Kapazitäts Vermehrung nicht
mehr merklich abhängigen gröfsten Wert erreichen.
*) Die Angaben unter Rohr 9a und 9b beziehen sich aut das gleiche Rohr, nur
wurden hier die Gleitfunken einmal nach dem einen, dann nach dem anderen Rohrende
hin erzeugt.
**) Eingehenderes über den Unterschied „durch Luft“ und „gleitend“ ist zu finden
in Ann. d. Phys. 21, 1906, S. 201.
21
Es sei die angelegte Spannung P, die bei voller Entwicklung des
Gleitbüschels noch herrschende Spannung P — AP, die hierbei wirklich
erreichte Gleitbüschel- (Gleitfunken-) länge f, die bei beliebig grofser Kapa-
zität (konstant bleibendem P) erreichbare gröfste Länge f-j-Af und das
Wachstumsgesetz angenähert f = a . P n . Ist die benutzte Kapazität
nicht zu klein, so dafs die Werte AP und Af klein bleiben, so lassen
sich diese, und somit entweder die wirklich zur Länge f gehörige korri-
gierte Spannung (P — AP) oder die für die Spannung P gröfstmög-
liche, korrigierte Gleitfunkenlänge (f + Af) berechnen. Es ist nämlich
AP : P gleich dem Verhältnisse der auf der Glasplattenoberfläche bei
gröfster Gleitbüschelausbildung sitzenden Elektrizitätsmenge zu der in der
Batterie ursprünglich vorhandenen, d. h. gleich (c . P . 0) : (P . G), worin
c die Kapazität der Plattenoberflächeneinheit, 0 die Gröfse der um p 3
herum geladenen Fläche, P den Mittelwert der Spannung auf dieser
Fläche, P die an p 2 p 2 anfänglich gelegte Spannung (gleich der an der
Primärfunkenstrecke F) und C die wirksame Kapazität der Batterie be-
deutet. Liegt auf Platten der Pol p 1 fest nahe am Streifen ende, so
ist bei schmalem Streifen für Korrektionszwecke hinreichend genau
0 — 0,15 . f 2 ; auf Rohren dagegen ist c.O gleich dem Produkt aus f.cc,
wo Cc die Kapazität der -Rohrlängeneinheit bedeutet, anzunehmen.
Ferner ist P = ; — - — rr - 7 = ; — • P zu setzen.*) Es wird somit für Platten
(n + l)(3n + l)
2 TI ^ c
A P = 0,15 • t — r 7 V 7 n — \ — üt • ■ f ' (wobei auf Platten n = 4 zu setzen
(n +l)(2n +1) C
ist)
und für Rohre AP
2 n 2
(n+1) (2n + l)
c c f
mi
Natürlich kann man auch an Stelle der zum beobachteten f wirklich
gehörigen Spannung P — AP die zur anfänglich angelegten Spannung P
gehörige gröfstmögliche Gleitfunkenlänge f-j-Af berechnen; es ist
AP
nämlich A f = n . « . P 11 — 1 = n.f. — p— , worin AP : P wie vorangehend
angedeutet zu berechnen ist.
Wie aus den unkorrigierten Werten von Tab. I hervorgeht, ist die
Gleitfunkenlänge auf Rohren in rohester Annäherung proportional der
dritten Potenz der Spannung. Zum Zweck der Errechnung der Korrektion
genügt dieser Ansatz jedenfalls innerhalb der Grenzen vorliegender Unter-
suchung. Mittels dieser Annahme würde sich dann die Korrektur der
Funkenlänge zu
Af=3 . 0^.^.c c , 2
rechnen (cc Kapazität der Rohrlängeneinheit, C Batteriekapazität, f beob-
achtete Gleitfunkenlänge). Die Zahlfaktoren 3 und 0,64 entsprechen n und
n 2
(2 n -j- 1) (n -j- 1) C ^ er voran S e h en d gegebenen Ableitung, während der Faktor
2 in vorliegendem Falle deshalb noch hinzuzufügen ist, weil bei den Ver-
*) Näheres über die Ableitung dieser Formel siehe Sitzungsberichte der naturwiss.
Ges. Isis in Dresden 1906, S. 21.
*
22
suchen auf Glasröhren der Metallinnenbelag nicht unter dem Pole p x endete,
sondern nach rückwärts (p 2 abgewandt) fortlief, sodafs jeweils von p A
aus durch zwei gleichzeitige Büschel vor und rückwärts von p.,^ die Rohr-
länge 2 f geladen wurde.*)
Tabelle II (korrigierte Längen f -j- A f in cm).
Tabelle I II (Relativlängen).
Rohr
Kap.
F in
cm
0,50
0,75
1,00
1,25
1,50
1,75
0,50
0,75
1,00
1,25
1,50
1,75
Nr.
Cc
Kilo-
volt
17,1
25,2
32,6
39,7
46,4
52,8
17,1
25,2
32,6
39,7
46,4
52,8
3
1,77
5,4
9,6
15,6
4
2,93
—
—
6,6
12,8
23,4
34,8
—
—
1,00
1.94
3,54
5,27
5
4,80
—
—
12,2
25,0
43,6
—
—
—
1,00
2,04
3,57
—
6
12,o
7,i
19,8
43,6
83,5
148
—
0,162
0,454
1,00
1,92
3,40
—
7
12,7
5,8
16,6
45,8
89
148
234
0,126
0,362
' 1,00
1,94
3,23
5,11
8 :
14,4
5,9
18,4
45,5
91
148
228
0,130
0,404
1,00
2,00
3,25
5,oo
9a ,
9b
} 20,9 {
7.0
7.1
21,3
23
57,4
61
123
—
—
0,122
0,116
0,371
0,377
1,00
1,00
2,14
—
—
10
51,4
17,3
67,4
147,4
—
—
■—
0,117
0,457
1,00
—
—
—
11
86,1
26,5
98
Mittel :
0,129
0,404
1,00
2,00
3,40
5,13
Tabelle II gibt die in eben angegebener Weise auf unendlich grofse
Batterie korrigierten Gleitfunkenlängen.
Abhängigkeit der Gleitfunkenlänge von Spannung und Kapazität
der Rohrlängeneinheit.
Um das gemeinsame Gesetz des Gleitfunken Wachstums mit der Span-
nung hervortreten zu lassen, sind in Tabelle III schliefslich die jeweils
auf die bei f = 1 cm beobachtete Gleitfunkenlänge als Einheit umgerech-
neten relativen Werte angegeben. Man sieht, trotz aller Unsicherheit
der Einzelbestimmungen, dafs die Wertefolge der relativen Gloit-
funkenlänge auf allen Rohren die gleiche ist.
Der Verlauf der in letzter Zeile angegebenen Mittelwerte ist in Eig. 2
dargestellt. Soviel ist sicher zu erkennen, dafs nur in roher Annäherung
das Gesetz f proportional P 3 erfüllt wird. Eine genauere Formulierung
erscheint mir jedoch verfrüht.
*) Die Korrektionen sind znm Teil nicht unbeträchtlich. Die benutzte Kapazität
(zweimal 16 Leydnerflaschen) betrug 1 noch nicht die Hälfte der mir verfügbaren. Trotzdem
habe ich mich mit Anwendung derselben begnügt, denn mit der wachsenden Kapazität
nimmt auch die Stärke des Gleitfunkens und somit auch die Erschütterung des Rohres
zu. Bedenkt man, dafs die Bestimmung jedes einzelnen der angegebenen Gleitfunken-
längenwerte derart erfolgte, dafs die Schlagweite jeweils bis zum Versagen schrittweise
vergröfsert wurde und dafs die Tabelle Mittelwerte aus je fünf solchen Einzelbestimmungen
gibt, so sieht man, dafs für jede Tabellenangabe mindestens 50 Gleitfunken nötig waren;
Rohr Nr. 8 hat z. B. insgesamt über 700 Gleitfunken aushalten müssen.
23
Auffallend einfach gestaltet sich dagegen auf Rohren die Abhängigkeit
der Länge von der Bahnkapazität; trotz gröfster Unsicherheit im Ein-
zelnen läfst sich doch der Satz aussprechen:
Fig. 2.
Kilovolt
•50
■40
1
1
o — — beobachtet
+ x=(y:32,Ö) J
relative Gleitfunkenlünge
2 3 4
i i i
5
Die mit der gleichen Spannung auf verschiedenen Rohren
erreichbare gröfste Gleitfunkenlänge ist proportional der Kapa-
zität der Rohrlängeneinheit.
Vergleiche zwischen Platten und Rohren.
Wie schon bemerkt, besteht der prinzipielle Unterschied der Gleit-
funkenbildung auf Platten und Rohren darin, dafs auf ersteren die Breite
der Gleitbüschel, also des jeweils geladenen Oberflächengebietes nicht be-
schränkt festgelegt ist, sondern der Einregulierung durch den Prozefs der
Büschelbildung selbst überlassen bleibt. Hierdurch ist bei der Gleitfunken-
bildung auf Platten (und sehr weiten Rohren) ein Moment der Kompli-
kation mehr vorhanden als auf (nicht zu weiten) Rohren; die Gesetze der
gleitenden Entladung auf letzteren werden also die einfacheren und die-
jenigen auf Platten aus ihnen abzuleiten sein.
Bei Rohren war oben angenäherte Proportionalität zwischen der für
bestimmte Spannung erreichbaren Länge und der Kapazität der Bahn-
längeneinheit gefunden. Bei Platten ist letzterer analog die Kapazität,
welche ein Oberflächenstreifen von der Breite gleich derjenigen des
Büschels (und der Länge von 1 cm) besitzt. Die eben genannte Kapazität
ist jedoch längs jedes Büschels auf Platten nicht konstant; die Büschel-
breite nimmt ja vom Pole nach dem Büschelkopfe hin auf Platten ab.
In nachstehenden Tabellen*) ist der Mittelwert eben genannter Breite
angegeben. Er rechnet sich, wenn die Büschelfläche k.f 2 beträgt, zu k.f
und die in Rede stehende mittlere Kapazität der Büschellängen-
*) Soweit Beobachtungen auf Platten herangezogen sind, habe ich dieselben den
früheren Angaben Ann. d. Phys. 21, 1906, S. 194, Tab. I, Tab. II, und S. 207, Tab. X
entnommen.
24
einheit zu c . k . f, wo c wie früher die Kapazität der Plattenoberflächen-
einheit bedeutet.
Tabelle IV (F = 0,75 cm).
f
beob.
c
k
mittlere
Büschel-
breite
f
korr.
ec bez.
c . k . f
Rohr 4
3,8
1,2
3,8
2,93
Platte 10 .
10,4
3,60
0,200
2,i
10,4
7,49
Platte 11 .
H,4
3,81
0,190
2,2
H,4
8,25
Rohr 7
16,3
—
—
1,8
16,6
12,7
Rohr 8
18,o
—
—
2,i
18,4
14,1
Rohr 6
19,4
—
—
1,3
19,8
12,o
Platte 12 .
19,7
4,96
0,150
3,o
19,9
14,8
Rohr 9 a .
20,5
—
—
3,4
21,3
20,9
Rohr 9 b .
22
—
— .
3,4
23
20,9
Rohr 10 .
53
—
—
2,9
67,4
51,4
Rohr 11 .
64
—
—
4,5
98
86,1
Tabelle V (F
= 1,00 cm).
f
beob.
c
k
mittlere
Büschel-
breite
f
korr.
Cc bez.
c . k . f
Rohr 4 .
6,6
_
1,2
6,6
2,93
Rohr 5 .
12,i
—
—
0,8
12,2
4,80
Platte 8 .
13,5
2,05
0,180
2,4
13,6
5,02
Platte 9 .
19,2
2,36
0,150
2,9
19,4
6,87
Platte 10 .
30,8
3,60
0,120
3,8
31,8
13,7
Rohr 6 .
41,6
—
—
1,2
43,6
12,0
Rohr 8
43
—
—
2,i
45,6
14,4
Rohr 7 .
43,5
—
—
1,8
45,8
12,7
Platte 12 .
50,8
4,96
0,ioo
5,5
55,4
27,5
Rohr 9 a .
52
—
—
3,4
57,4
20,9
Rohr 9 b .
55
—
—
3,4
61
20,9
Rohr 10 .
99
—
—
2,9
147,4
51,4
Tabelle VI (F = 1,50 cm).
f
beob.
c
k
mittlere
Büschel-
breite
f
korr.
ec bez.
c . k . f
Platte 6 . . . .
10,5
0,74
0,200
2,1
10,5
1,55
Platte 7 . . . .
12,7
0,88
0,180
2,3
12,7
2,oi
Rohr 3 . . . .
15,6
—
—
1,2
15,6
1,77
Rohr 4 . . . .
34,5
—
—
1,2
34,8
2,93
Platte 8 . . . .
106
2,05
0,090
11,1
123
22,7
Platte 9 . . . .
128
2,36
0,085
13,5
159
31,9
Rohr 8 ... .
182
—
' —
2,i
228
14,4
Rohr 7 . . . .
190
—
—
1,8
234
12,7
25
Die Tabellen IV und V lassen folgendes erkennen:
Auf den verschiedensten Platten und Rohren sind die je-
weils für bestimmte Spannung erzielbaren gröfsten Gleitfunken-
längen (Gleitbüschellängen) proportional der (mittleren bei
Platten) Kapazität der Bahnlängeneinheit. Hierbei ist die Pro-
portionalitätskonstante die gleiche für Rohre und Platten.
Diese Beziehung gilt jedoch (vergl. Tabelle VI) nur so lange, wie die
mittlere Büschelbreite und die Belagbreite (auf den herangezogenen Platten
stets 2 cm) nicht allzuverschieden sind. Bei grofser Büschelbreite wächst
die Länge schliefslich langsamer als proportional der genannten Kapazität.
Hiermit sind die Beobachtungen mit Platten im wesentlichen auf die-
jenigen mit Rohren reduziert. Speziell das eigentümliche Interpolations-
gesetz*) für Platten a 2 . c 8 = const. (mit seinen Abweichungen auf dünnsten
Platten) erscheint hiernach nur als eine durch die Inkonstanz der Büschel-
breite auf Platten modifizierte Form des einfacheren Gesetzes a . cc =
const., wo Cc wie oben die freilich ihrerseits vom Gleitprozesse abhängig
variable wirksame Kapazität der Bahnlängeneinheit bedeutet.
*) Vergl. Ann. d. Pliys. 21, 1901, S. 206.
Physika!. Institut der Technischen Hochschule Dresden, 7. Juli 1907.
IV. Carl v. Linne, sein Leben und Wirken.*)
Von Prof. Dr. O. Drude.
Im Laufe der letzten Woche sind die Zeitungen erfüllt gewesen von
Berichten über Festversammlungen und Linne-Feiern, welche zu Ehren
der Wiederkehr des 200jährigen Geburtstages dieses weltbekanntesten aller
schwedischen Naturforscher an allen gröfseren Mittelpunkten naturwissen-
schaftlichen Lebens abgehalten worden sind und unter denen diejenige in
Upsala naturgemäfs voransteht. Auch in unserer botanischen Sektion stand
der Plan einer solchen Feier, wenigstens in Gestalt eines Festvortrages,
seit lange fest, und ich habe nun heute die Freude, eine auserwählte Ver-
sammlung hier im Botanischen Garten zwischen Palmen und Araucarien
vor dem mit einem frischen Reis von Linnaea geschmückten Bilde des
grofsen Forschers willkommen zu heifsen und den Dank dafür auszu-
sprechen, dafs gerade die Hauptversammlung unserer Gesellschaft im Mai
den Raum für diese Versammlung bot.
In den Annalen unserer Isis-Hefte ist schon einmal ein solcher Linne-
Gedenktag zu finden, als es sich um die Feier seines 100jährigen Todes-
tages am 10. Januar 1878 handelte. Herr von Kiesenwetter, dessen an-
sprechenden Reden wir Älteren in der Gesellschaft noch oft gelauscht
haben, hielt damals in der ersten botanischen Sektion des Vereinsjahres 1878
einen Vortrag, dessen Inhalt**) wir aus der Kürze der Wiedergabe nur
mehr vermuten können. Um so passender erscheint es, in die Annalen
unserer Gesellschaft in Anlafs der heutigen Feier eine Lebensskizze Linnes
aufzunehmen, welche ursprünglich für eine von der diesjährigen inter-
nationalen Gartenbau -Ausstellung zu Anfang dieses Monats geplante Linne-
Feier bestimmt war, und diese Geschichte seines Lebens mit einer kriti-
schen Würdigung seiner hauptsächlichsten wissenschaftlichen Taten und
Erfolge zu versehen, um gegenüber manchen Verkleinerungen dieser Grofs-
taten in neuerer Zeit stets wieder zu betonen: „Mit Recht gilt Linne auch
im Lichte der modernen Naturforschung als einer ihrer Begründer und als
der bedeutendste Forscher seiner eigenen Zeit! Seine Zeit schon nannte
ihn den Vater der modernen Naturgeschichte und die Nachwelt hat diese
stolze Bezeichnung zu bestätigen.“
Sein Leben ist nicht so ruhig verlaufen wie bei vielen anderen grofsen
Gelehrten, sondern auf rauher Bahn strebte er, unerschüttert durch Mangel
*) Vortrag in der Hauptversammlung am 30. Mai im Kalthause des K. Botanischen
Gartens, zur Feier der 200jährigen Wiederkehr von Linnes Geburtstage am 23. Mai.
**) Sitzungsberichte 1878, S. 40—42.
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und Neid, seinem Ziele zu, vermochte alle ihm entgegenstehenden Hinder-
nisse durch rastlose Energie zu überwinden, und er hat dann, zum Gipfel
des Ruhms emporgehoben, unaufhörlich weiter arbeitend für sich selbst
den Lohn seiner Anstrengungen in der Liebe zu seiner Wissenschaft, zu
seinem Vaterlande, Schülern und Familie gesucht und gefunden. Von
diesen Gesichtspunkten aus mag die zu entwerfende knappe Lebensskizze
Ihr Interesse beanspruchen und es mag das Verdienstliche seiner Arbeiten
in noch hellerer Beleuchtung daraus hervorgehen. — Der 23. Mai des
Jahres 1707 war der Geburtstag unseres Carl Linnäus, dessen Vorfahren
schwedische Bauern gewesen waren und später unter Änderung ihres
Namens den Pflug mit der Feder vertauschten. Nicolas Linnäus, sein
Vater, war damals schon seit zwei Jahren in Räshult, einem kleinen Dorfe
der Provinz Smäland, als Prediger angestellt und seine Mutter entstammte
gleichfalls einer Pfarrersfamilie. Als Erstgeborener wurde er schon in der
Wiege zum Studium der Theologie und womöglich zur Nachfolge im väter-
lichen Amte bestimmt, zumal als sein Vater schon im folgenden Jahre
eine viel bessere Pfarre zu Stenbrohult erhielt. Hier war der grofse mit
dem Pfarrhause verbundene Garten der erste Schauplatz, auf dem der
heranwachsende Knabe die im zartesten Alter bei ihm hervorgetretene
Liebe zur Blumenwelt betätigen konnte, und schon vom vierten Jahre an
liefs er sich von seinem Vater und dessen zum Besuch anwesenden Amts-
genossen in der Benennung seiner Pflanzen unterweisen, machte auch später
fleifsig Ausflüge in die Umgegend und verpflanzte aus den heimatlichen
Wäldern und Wiesen eine grofse Menge seltnerer Gewächse in das ihm
zur alleinigen Wartung übergebene Gärtchen. Zehn Jahre lang lebte er
so in friedlicher Stille der Entfaltung seiner geistigen Anlagen, welche
durch den Unterricht seines Vaters in Lesen, Schreiben und Religion,
auch schon in den Anfangsgründen vom Latein und etwas Geographie eine
angemessene Nahrung erhielten. Als er aber 1717 auf die lateinische
Schule in der benachbarten Stadt Wexiö kam, da zeigte es sich, dafs er
für das Erlernen der zu dem für ihn ausersehenen Berufe nötigen Disziplinen
durchaus nicht den nötigen Eifer entwickelte; er liebte es viel mehr, in
der Umgegend Blumen zu suchen, als Vokabeln auswendig zu lernen, und
ein Glück war es, dafs sein Magister als ebenso eifriger Freund der Botanik
den kleinen Linne seiner Neigung wegen lieb gewann und ihm manches
andere nachsah. Doch hörte diese Nachsicht auf, als er mit 17 Jahren
auf das höhere Gymnasium zu Wexiö gekommen war, und wie sein Vater
im Jahre 1826 einmal dort einen Besuch abstattete, um sich nach seinem
ältesten und liebsten Sohne zu erkundigen, da traf es ihn wie ein Donner-
schlag, dafs sich alle Lehrer über seinen Mangel an Fleifs und seine sehr
geringen Fortschritte in der Theologie beklagten; sie gingen so weit, dafs
sie dem Vater Linne rieten, nicht mehr unnützes Geld für die Ausbildung
seines Carl zu verschwenden, sondern ihn zu einem Handwerker in die
Lehre zu geben. Und da sein Vater selbst nur sehr geringes Vermögen
besafs, so würde er vielleicht diesem Rate nachgegeben haben, wenn nicht
ein neuer Gönner sich für den untauglichen Theologen verwendet hätte.
Der Pliysikus Dr. Rothmann unterrichtete am Gymnasium in Naturkunde
und dieser allein hatte die bedeutenden Anlagen Linnes erkannt; er er-
teilte ihm im Gespräch mit seinem Vater das wärmste Lob und versicherte,
dafs er später einmal Bedeutendes würde leisten können, nur niemals auf
dem Gebiete der Theologie, Als diese Vorstellungen allein nichts fruchteten,
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erklärte er sich grofsmütig bereit, den jungen Linne während des letzten
Gymnasialjahres privatim zu unterrichten und ihn in seinem eigenen Hause
wohnen zu lassen. Hiermit war der Pfarrer Linnäus zufrieden, und dieses
Einverständnis war die wichtigste Unterstützung, welche er seinem Sohne
zu seinen späteren Erfolgen leistete. Er überliefs ihn fast ganz seinem
Schicksale und seinen Gönnern, verwendete alle seine Kräfte und Geld-
mittel auf die Erziehung seines jüngeren Sohnes, fand in diesem auch
wirklich seine Hoffnungen erfüllt, da er Prediger wurde und ihm nach
seinem Tode im Amte folgte.
Carl Linne verlebte nun noch ein Jahr fleifsig in Wexiö bei seinem
väterlichen Freunde Rothmann, dem die Nachwelt ein dankbares Andenken
schuldet, und ging dann im Jahre 1727 nach Lund, um sich dem Studium
der Medizin zu widmen. Ein widriges Schicksal schien ihn hier zu
empfangen; unter den Professoren dieser schwedischen Universitätsstadt
hatte sich ein Verwandter der Linnäusschen Familie befunden, welcher
dem jungen Studenten Obdach und Beköstigung bieten wollte: derselbe
war aber gerade zur Zeit seiner Ankunft gestorben. Glücklicherweise
wurde der damalige Professor der Medizin und Botanik Kilian Stobäus
auf Linne aufmerksam, gewann ihn seines Charnkters wegen lieb und nahm
ihn, den gänzlich Unbemittelten, zu sich in sein Haus. Was man sonst
von grofsen Gelehrten hört, deren Lebensglück allein von ihrem Fleifse
und ihrem Rieseneifer abhing, das alles wiederholte sich hier: die Nacht
wurde zum Tage gemacht; die ganze botanische Bibliothek des Professors
und ein grofser Teil der medizinischen wanderte erst heimlich, dann mit
Erlaubnis des Besitzers auf die stille Dachkammer des emsigen Studenten
hinauf, der sie zu seinem geistigen Eigentume verarbeitete; die äufserste
Sparsamkeit liefs ihn mit dem, was er hatte, auskommen; zu irgend welcher
Erholung hatte er weder Zeit noch Geld.
Ein Ferienbesuch in seinem elterlichen Hause liefs dann schon nach
einem Jahre eine Veränderung eintreten: Rothmann, sein erster Beschützer,
besuchte ihn dort und riet ihm an, Lund mit Upsala zu vertauschen,
wo seinen Studien mehr Vorschub geleistet werden könnte. Leicht war
Linne zu überzeugen, und da ihm seine Eltern, erfreut über die Fort-
schritte in des Sohnes neuer Laufbahn, ihm noch einmal und zum letzten
Male 100 Taler schenkten, so bezog er im Herbst 1728 die Universität
zu Upsala.
Hier lag Medizin und Botanik in den Händen der Professoren Rud-
bek und Roberg; aber Bedeutenderes in der Pflanzenkunde als sie beide
leistete der auch in anderer Hinsicht vielgenannte Professor der Theologie
Olof Celsius. In einem zehn Jahre später geschriebenen Briefe be-
zeichnet Linne diesen Theologen als den einzigen wirklich bedeutenden
Botaniker Schwedens damaliger Zeit und stets hat er ihn als einen seiner
hervorragendsten Lehrer anerkannt. Nur war Celsius zum Unglück für
Linne damals fern von Upsala mit einer wissenschaftlichen Arbeit be-
schäftigt und dadurch war Linne zunächst auf sich allein und auf die aus
dem Elternhause mitgenommenen Subsidien angewiesen, welche bald zu
Ende gingen. Der junge Student der Medizin, ohne jede Möglichkeit, sich
irgend etwas zu verdienen, geriet nun alsbald in die drückendste Verlegen-
heit, aus der ihm nur notdürftig durch wohltätige Kameraden heraus-
geholfen ward; diese schenkten ihm auch abgelegte Kleidung, und gelegent-
lich ward Linne in der für einen angehenden Gelehrten wenig passenden
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Beschäftigung angetroffen, sich eigenhändig seine Stiefel mit Birkenrinde zu
flicken. Da safs er einst, froh nur durch die Liebe zu seinem Studium, mit der
Bestimmung einiger Pflanzen im akademischen Garten beschäftigt, als ein
ehrwürdiger Geistlicher zu ihm trat und ein botanisches Gespräch mit ihm
anknüpfte. Erstaunt über die Kenntnisse, die Linne entfaltete, forderte er
ihn auf, ihm zu seinem Hause zu folgen, wo sie die Unterredung weiter
führen wollten, und jener merkte denn alsbald, dafs kein anderer als der
berühmte Celsius hinter dem Inkognito des theologischen Gewandes ver-
borgen war. Nun lächelte ihm wieder das Glück: Celsius, der bald von
der Dürftigkeit seines jungen Freundes Kenntnis erhalten hatte, nahm ihn
zu sich ins Haus und in Kost und die Dankbarkeit des jungen Studenten
fand schon jetzt einen Ausweg, sich seinem Wohltäter in einer wichtigen
Sache erkenntlich zu zeigen, indem er ihm bei der Bearbeitung seines
später in Druck erschienenen „Hierobotanicon“ (Upsaliae 1745 — 47) tat-
kräftig half.
In diese Zeit seiner Studien fällt der Wendepunkt von Linnes eigener
Kichtung. Er war bisher ein eifriger Anhänger Tourneforts gewesen,
dessen Tod ein Jahr nach Linnes Geburtsjahr fällt und dessen Prinzipien
auch die folgenden Jahrzehnte noch beherrschten. Eine kleine Schrift des
früh verstorbenen Le Vaillant über die Blütenstruktur (1718) brachte
Linne auf neue Gedanken hinsichtlich der Prinzipien in botanischer Systematik
und schon im Jahre 1729 schrieb er die ersten Betrachtungen über seine
eigenste Schöpfung, das bekannte Sexualsystem, nieder und trat in einer
kleinen akademischen Abhandlung 1730 mit diesen seinen Ansichten hervor.
Hierdurch lenkte er nun auch die Aufmerksamkeit des Botanikers zu
Upsala, 0. Rudbeck auf sich, der ihn dann alsbald so schätzen und lieben
lernte, dafs er ihn aus Celsius’ Hause fort in sein eigenes als Yicarius
überführte und ihn in dieser Eigenschaft schon im gleichen Jahre Vor-
lesungen im Botanischen Garten halten liefs. So war unser Linne, erst
23 Jahre alt und ohne Titel und Würden, nach dreijährigen Studien schon
Dozent der Botanik und versah sein Amt mit ebensoviel Eifer, als mit
Umsicht und Erfolg.
Eine neue Ehre bot sich ihm im folgenden Jahre: die schwedische
Gesellschaft der Wissenschaften zu Upsala ging mit dem Plane um, das
in naturhistorischer Beziehung damals noch fast ganz unbekannte Lapp-
land bereisen zu lassen und erwählte dazu unsern Linne. So trifft ihn
denn der Mai des Jahres 1732 auf der nordischen Heise begriffen.
Das unwirtliche Lappland setzte damals den jugendlichen Kräften
unseres Helden sehr grofse Schwierigkeiten entgegen. Drei Mal war er in
wirklicher Lebensgefahr: bei einer Bergbesteigung hätte ihn fast ein herab-
rollendes Felsstück zerschmettert, auf der Überfahrt über einen der zahl-
reichen lappländischen Binnenseen entging er mit genauer Not dem Unter-
gänge in Sturm und Nebel und einmal mufste er mit gezogenem Hirsch-
fänger sein Leben gegen einen ihn mit Pfeil und Bogen angreifenden
Seefinnen verteidigen. Er lebte nach Lappenweise von Fischen, Renntier-
milch, Brot und Salz und ging in Lappentracht. Ein später in Holland
verfertigtes Bild, dessen Nachbildung auch moderne Linne -Werke ziert
(s. Anhang, Literatur I. 7 und II. 11), vergegenwärtigt uns die stolze, im-
ponierende Haltung des jungen Gelehrten mit dem stets an ihm gerühmten
scharf durchdringenden Blick; ein breiter Gürtel, der seinen am Halse
mit herabhängender Schnur zusammengezogenen weiten Mantelrock fest in
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der Taille umschliefst, trägt zugleich die notwendigsten Reiseutensilien,
Mafsstab, Messer, Reisebuch, Efssack und Tabaksbeutel; der Geldbeutel
ist geräumig zur Aufnahme der Kupfermünzen — denn in dieser Geldsorte
sollen ihm die 112 K. Reisekosten ausgezahlt sein — , in der mit Hand-
schuh geschützten Rechten trägt er seine Blume, die von Gronovius mit
seinem Namen belegte Linnaea.
Ende Oktober traf Linne wieder in Upsala ein und begann sofort die
Bearbeitung seiner gesammelten wissenschaftlichen Schätze; noch im selben
Jahre lieferte er einen Bericht ein über die Kulturfähigkeit Lapplands
und dessen Produkte, welcher von seinem schnell das Wesentliche erfassen-
den Blicke ein beredtes Zeugnis gibt, und gleichzeitig erschien die erste
Bearbeitung der Flora von Lappland unter dem Titel „Florula
Lapponica“ in den „Acta liter. et scient. Sueciae“ vom Jahre 1732.
Hier sei die erste botanische Bemerkung über eines der nach meiner
Ansicht epochemachendsten Werke Linnes eingeschaltet. Ist schon der
1732 erschienene Vorläufer der lappländischen Flora aus dem Grunde von
grofsem Interesse, weil er einmal Linnes erste gedruckte Arbeit darstellt
und aufserdem auch zum ersten Male das alsbald ganz allgemein zur Herr-
schaft gelangte Sexualsystem praktisch vorführte, so liegt noch ein viel
gröfserer Reiz in der 1737 erschienenen „Flora Lapponica“*) selbst, von
welcher Smith eine zweite Londoner Ausgabe 1792 in der seitdem erfolg-
reich durchgeführten binären Nomenklatur der Spezies veranstaltet hat.
Denn ich erachte diese lappländische Flora Linnes als ein noch heute
gültiges Muster für eine die Artbeschreibung mit den biologischen Charakteren
der Pflanzen, ihren Standortsverhältnissen und Verwendungen im mensch-
lichen Haushalt verbindende Landesflora und möchte sie denen zum Studium
empfehlen, welche die Leistungen Linnes für die damalige Periode der
Naturwissenschaften für einseitig halten und gering schätzen, weil sie zu-
meist nur mit dem Diagnosenstil der „Species plantarum“ bekannt wurden.
In der „Flora“ sind 380 Arten Blütenpflanzen, 19 Farne und Verw.,
32 Moose, 30 Lichenen, 12 Algen und 64 Pilze diagnostisch dargestellt und
zum Teil auf den Kupfertafeln trefflich abgebildet. Die „Prolegomena“
enthalten in einer geographischen Gliederung Lapplands die Bezeichnung
der Standorte und Andeutung gewisser Formationen durch Hinweise auf
die im speziellen Teile folgenden Arten. Die Kulturverhältnisse und der
menschliche Haushalt finden ausgedehnte Berücksichtigung. So geht z. B.
über zwei Seiten hinweg die Schilderung von Vaccinium Myrtillus mit der
Zubereitungsweise einer Lieblingsspeise der Lappländer aus Renntiermilch,
Käse usw., die immense Menge der Heidelbeeren wird mit dem Auftreten
des Auerhahns, des Schneehuhns usw. in Verbindung gebracht. Auf diese
Verhältnisse greift Linne dann in Kl. XXIII. 3 bei Empetrum nigrum zu-
rück, welches an Stelle der „Korinthen“ dient. Betula nana , die lapp-
ländischen Weiden, die Rasenbinse Scirpus caespitosus haben ähnliche
interessante Ausführungen, und so durch das ganze Werk.
Wir kehren zum Gange der Lebensskizze Linnes zurück. Die Schwe-
dische Gesellschaft der Wissenschaften hatte ihn für den vorzüglichen
Erfolg seiner Reise dadurch belohnt, dafs sie ihn zu ihrem Mitgliede erhob
und ihm ferner die Erlaubnis erteilte, Vorlesungen über Botanik und
*) Fl. Lapp., exhibens plantas per Lapponiam crescentes, secundum Systema sexuale
collectas in itinere impensis Soc. reg. Sc. Sueciae 1732 instituto. 372 S. u. XII Taf. 8°.
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Mineralogie in selbständiger Weise zu halten, womit er im Jahre 1733
auch begann; aber der Hoffnung auf eine ruhige Gestaltung seines weiteren
Lebenslaufes trat nunmehr Neid und Eifersucht entgegen. Ein anderer
junger und sehr strebsamer Gelehrter Rosen, welcher der Nachfolger
Rudbecks zu werden hoffte und schon an dessen Stelle Anatomie las, sah
in Linne einen sehr gefährlichen Nebenbuhler und suchte ihn zu stürzen.
Er machte geltend, dafs Linne noch nicht einmal zum Doktor promoviert
sei und also nicht Vorlesungen halten dürfe. Diese befremdliche Tatsache
hing damit zusammen, dafs damals für die jungen Gelehrten Schwedens
der Gebrauch bestand, im Auslande zu promovieren, und Linne hatte zu
einer solchen Reise bisher noch nicht die Mittel gehabt. Trotz der vielen
Freunde, welche Linne zu unterstützen suchten, setzte es sein eifriger
Gegner durch, dafs die Fakultät ihm das Abhalten von Vorlesungen ver-
bot. Linne war rasend; nicht allein war ihm für den Augenblick sein
einziger Lebensunterhalt entzogen, sondern er sah nun auch keine Aus-
sicht vor sich, die akademische Laufbahn weiter zu verfolgen. Nur mit
Mühe war er daran zu verhindern, dafs er den von der Fakultätssitzung
heimkehrenden Rosen auf offener Strafse mit blankem Degen erstach, und
dieser hatte dann den weiteren Triumph, dafs die Universität an Linne
für diese Handlungsweise einen scharfen Verweis mit Androhung von
Relegation erteilte. Aber zu sehr war dieser empört, als dafs er nicht
noch ferner sich mit Mordgedanken umhergetragen hätte, bis endlich in
ihm der bessere Mensch siegte. Er erzählt davon in seinem Tagebuche,
welches die bezeichnende Aufschrift Nemesis divana führt: ,,Als ich den
Plan, *Rosen zu töten, mit mir herumtrug, da fuhr ich einst zur Nachtzeit
aus schweren Träumen empor, dachte klarer darüber nach und beschlofs,
den Plan zu verbannen. Tue es nicht, sagte ich zu mir, Gott wird als
Rächer dastehen. Und seit der Zeit kehrte sich mir alles zum Besseren.“
Noch oft sehen wir in Briefen und Schilderungen seiner selbst diesen
frommen Zug wiederkehren, der in dem Glauben gipfelte, dafs alles Schlechte
hier auf Erden unmittelbar die göttliche Rache nach sich ziehe.
Linne bewarb sich nun um eine Adjunktenstelle bei der medizinischen
Fakultät in Lund, aber vergeblich; endlich fand er eine Aussicht auf
Verdienst in dem Anerbieten von früheren Zuhörern, welche ihn um eine
Führung auf ihre Kosten nach den reichen Erzstätten zu Falun baten, und
so wurde diese Reise noch zu Ende des Jahres 1733 unternommen. In
Falun lernte der Gouverneur Baron Reuterholm ihn kennen und liefs
ihn zur naturwissenschaftlichen Ausbildung seiner Söhne eine Reise mit
denselben durch Dalekarlien und nach Norwegen unternehmen, womit ein
grofser Teil des folgenden Jahres ausgefüllt ward. Nach Falun zurück-
gekehrt, begann Linne dann auf eigene Autorität hin mineralogische Vor-
lesungen zu halten und hatte das Glück, dieselben von Erfolg gekrönt zu
sehen. Dennoch war seine Stellung sehr unsicher und schien sich nicht
seinen Lehrtalenten entsprechend gestalten zu wollen.
Da kam ein neuer glücklicher Wendepunkt seines Lebens, der mit
seinen späteren Folgen Linne der Wissenschaft erhielt, obgleich er zunächst
die Schwierigkeiten seiner Lage zu vergröfsern schien. Er verlobte sich
nämlich mit Fräulein Sara Lisa Moräus, der Tochter eines reichen Faluner
Arztes. Tatsächlich ist in den unmittelbar auf seine Verlobung folgenden
Jahren der Reichtum seiner Braut das für ihn notwendigste und nützlichste
gewesen. Der offene, treu und redlich in allen Stücken handelnde Charakter
Linnes widerspricht aber durchaus einer Zumutung, als ob er sich durch
eine Verlobung hätte in Geldbesitz setzen wollen, und volles Zutrauen ver-
dienen wohl Linnes eigene Briefe, aus denen hervorgeht, dafs hier wie bei
der eigensinnigen Wahl seines Berufes die Neigung sein Leitstern war.
Jedenfalls war die Persönlichkeit seiner, wie man sagt, sehr schönen Braut
nicht ihrem späteren Gemahl ebenbürtig und sie hat es nicht verstanden,
in ihrem Ehestande ein Hauswesen zu begründen, welches dem wissen-
schaftlichen Ruhm ihres Mannes entsprach. Sie war zänkisch und eigen-
sinnig, und verfuhr in späteren Jahren gegen ihren eigenen Sohn, den
einzigen männlichen Erben des grofsen Namens und Nachfolger in der
väterlichen Professur, mit einer unnatürlichen Härte. Um so höher ist es
anzuschlagen, dafs Linne seine Gemahlin bis zu seinem Tode mit einer
Treue geliebt hat, die seinem Charakter überhaupt eigentümlich war.
Der Verlobte sollte nun zu einer gesicherten Lebensstellung schreiten.
Sein Schwiegervater, Dr. Moräus, wünschte dringend, dafs er praktischer
Arzt werden solle, aber zu dem Zwecke mufste er sich im Auslande die
Doktorwürde erwerben. Durch seine Braut reichlich mit Geld versehen,
reiste er schon im April des folgenden Jahres 1735 über Hamburg nach
Holland, um dort auf der Akademie zu Harderwyk zu promovieren, und
so grofs war sein Fleifs, dafs er schon am 24. Juni desselben Jahres mit
einer Dissertation über die Ursache der Wechselfieber den Doktorgrad
erhielt.
Noch eine kleine Zeit beabsichtigte er nun in Holland zu bleiben,
ehe er sich in Falun als praktischer Arzt niederliefs, um sich Land und
Leute anzusehen, und unternahm daher zuerst eine Reise nach Leiden.
Hier waren damals viele Naturforscher versammelt, von denen einer,
Gronow, alsbald mit Linne innige Freundschaft schlofs. Auf ihr Anraten
entschlofs sich Linne, die Zeit seines Aufenthaltes zu schriftstellerischen
Arbeiten zu benutzen und alsbald erschien auf 14 Seiten sein „Systema
naturae“*), eine systematische Anordnung der drei Naturreiche. Sensation
und Beifall, zugleich auch Neid und Anfeindung folgten diesem Werke
unmittelbar und bewirkten wenigstens, dafs der in Leiden lebende be-
rühmteste Arzt der damaligen Zeit, Boerhaave, ein bedeutender Bota-
niker, auf Linne aufmerksam wurde und ihn zu einer Audienz einlud.
Bisher war es Linne noch nicht möglich gewesen, sich bei ihm Zutritt zu
verschaffen, trotz aller angewendeten Mühe; denn bei Boerhaave war der
Zudrang von Gelehrten wie von Hilfsbedürftigen ein so grofser, zugleich
die Dienerschaft so berechnend und bevormundend, dafs mancher nur
*) Kein Werk hat so vielerlei Auflagen erlebt und dabei so vielerlei Gestalt an-
genommen, als dieses. Es bestach sogleich mit seiner ersten Ausgabe 1735 durch die
analytische Tabellenform, in welcher die drei Reiche der Natur dargestellt sind: ., Systema
naturae, sive regna tria naturae systematice proposita.“ Aus diesem Grunde machte
J. J. Langen in Halle eine unberechtige Neuausgabe im Jahre 1740 in lateinischer und
deutscher Sprache; ein Exemplar davon, welches ich aus eigenem alten Familienbesitz
unserer botanischen Bibliothek (T. H.) überweisen konnte, macht durch seine Form mit
vorgebundenen Handpapierblättern in Querfolio den Eindruck, als hätte es zu Kolleg-
zwecken benutzt werden sollen.
Vom Pflanzenreich erschien hier also das Sexusalystem zum zweiten Male in
praktisch brauchbarer Übersicht, später selbstverständlich in binärer Nomenklatur. Fünf
Jahre nach deren Einführung (im Jahre 1753) führte Linne selbst dann auch in der
X. Ausgabe zum ersten Male die binäre Nomenklatur in der zoologischen Systematik ein,
weshalb auch von dieser Ausgabe ein späterer Neudruck veranstaltet ist.
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gegen ein hohes Trinkgeld eine Audienz erhielt. Linne beabsichtigte gerade
die Rückreise anzutreten, als ihn einen Tag zuvor noch die Aufforderung
zum Besuche bei Boerhaave traf. Die kurze Unterredung genügte, um
die beiden so verschieden in Alter und Würden stehenden Männer zu
gegenseitiger gröfster Achtung und Freundschaft zu bringen; als Linne
Tags darauf seine Weiterreise an trat, hatte er schon als Beweis von Boer-
haaves Zutrauen eine Empfehlung an Burmann in Amsterdam bei sich,
der damals mit der Bearbeitung einer Flora Ceylons beschäftigt war.
Diese Empfehlung verschaffte ihm eine freundliche Aufnahme und da
Burmann alsbald merkte, wie nützlich ihm Linne bei seiner ceylonischen
Flora sein könne, so nahm er ihn, der schon wieder auf fremde Unter-
stützung angewiesen war, in seinem Hause auf und beide arbeiteten ge-
meinschaftlich. Linne benutzte hier die grofse Bibliothek seines Gast-
gebers, um ausgedehnte Literaturstudien zu machen, die er auch alsbald
zu einer neuen Publikation verwertete, nämlich zu der im Jahre 1736 in
Amsterdam herausgegebenen „Bibliotheca botanica“, einem systemati-
sierenden, merkwürdigen Katalog der botanischen Werke und Autoren. So
ging das Promotionsjahr 1735 zu Ende und Linne dachte ernstlich an seine
Heimkehr, als eine neue Stellung ihm in Holland angeboten und sein Auf-
enthalt dort dadurch wesentlich verlängert ward. Der Bürgermeister von
Amsterdam Cliffort besafs als reicher Mann in der Umgebung der Stadt
einen grofsen Garten zu Hartecamp und bot Linne auf Boerhaaves Em-
pfehlung an, dort als Botaniker und Privatarzt zu wohnen bei freier Be-
köstigung und 1000 Gulden jährlichem Gehalt. Eine so günstige Stelle
hatte sich Linne bisher noch nie geboten und mit Freuden willigte er in
den gemachten Vorschlag um so lieber ein, als Cliffort auch ansehnliche
Sammlungen besafs, die er nun in der Stille des ländlichen Aufenthaltes
nach Kräften ausbeuten konnte. Neue wissenschaftliche Leistungen, neue
Sensation und neuer Ruhm gaben alsbald die Kunde davon, was für ein
Botaniker jetzt in Hartecamp seinen Wohnsitz aufgeschlagen habe. Die
„Musa Cliffortiana“, besonders aber der als Katalog von 2500 Pflanzen-
arten auf 532 Seiten mit 37 Kupfertafeln herausgegebene „Hortus Cliffor-
tianus“ 1737 haben den Namen des Bürgermeisters auch in der Botanik
verewigt, der diese Werke in kleiner Auflage drucken liefs und verschenkte.
Die K. Leopoldinische Akademie der Naturforscher fühlte sich ver-
anlafst, schon damals Linne unter dem Namen „Dioscorides“ zu ihrem
Mitgliede zu machen. — Cliffort veranlafste Linne auch zu einer Reise
nach England, um für seinen Garten fremdländische Gewächse von dorther
zu holen. Selten sind wohl so günstige Empfehlungen, wie sie Linne be-
safs, so wenig beachtet worden. Boerhaave hatte seinem wissenschaft-
lichen Freunde, dem Baronet H. Sloane, der nachmals das berühmte
britische Museum gestiftet hat, den jungen Linne mit folgenden Worten
empfohlen: „ Linnäus , der Euch diesen Brief überreicht, ist allein ivürdig ,
Euch zu sehen, und allein ivürdig, von Euch gesehen zu werden. Wer
Euch beide gleichzeitig sieht , wird ein Paar von Männern sehen, wie der
Erdkreis kein ähnliches besitzt.“ Allein gerade der Umstand, dafs Boer-
haave den jungen Linne als ebenbürtig dem stolzen Sloane an die Seite
gestellt hatte, liefs die Empfehlung an letzterem wirkungslos vorüber-
gehen, und nicht weniger wurde Linnes Stolz von den übrigen Engländern
gekränkt, da sogar der alte Dillenius in seiner Gegenwart über ihn —
allerdings in englischer Sprache, die Linne nur wenig verstand — das
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Urteil gefällt hatte: „Sehen Sie, das ist der junge Mensch, der die ganze
Botanik verwirrt.“ Aus diesen Kontrasten vermag man zu ersehen, wie sehr
die von Linne angestrebte Reform in den systematischen und termino-
logischen Grundlagen damals zu gären und die Botaniker zu beschäftigen
begann.
Am stärksten trat dieses im Jahre 1737 hervor, wo Linne seinen
gröfsten Fleifs entwickelte und in sechs Originalwerken zusammen etwa
200 gedruckte Bogen herausgab, die alle in der Muse zu Hartecamp nieder-
geschrieben waren und die Reform der Botanik in Theorie und Praxis
durchführten. Die Meinungen darüber waren in zwei Heerlager getrennt
und zu den Gegnern Linnes schien sich auch damals der grofse nach
Göttingen berufene Haller gesellen zu wollen, welcher gegen die Un-
natürlichkeit des neuen Linneschen Sexualsystems sofort auftrat. Höchst
interessant ist der erste Brief, welchen damals Linne an Haller schrieb
und in dem er von seinem eigenen neuen System in sehr bescheidener
Weise spricht, wie es später nicht mehr der Fall war. Er beschwört
Haller, mit ihm in Frieden zu bleiben: „Wer triumphiert ohne Wunden?
— Sie allein und Dillenius möchte ich nicht zu meinen Feinden haben,
denn Sie haben eben das Buch — die Natur — gelesen, das ich lese^. Die
anderen Botaniker, die blofs Büchergelehrte sind, achte ich nicht, wenn sie
auch noch so viel Weisheit besitzen.“ — Eine edle Freundschaft begann
auf diesen Brief hin zwischen beiden Forschern aufzublühen, die leider
nicht die spätere Lebenszeit hindurch anhielt, sondern vielfach durch die
gegenseitige Rivalität und literarische Anfeindung getrübt wurde.
Andere nichts weniger als bedeutende Botaniker griffen Linne damals,
1737, mit um so gröfserer Heftigkeit an und keiner mehr als der Professor
zu Helmstedt Heister, der, als er selbst aus dem Felde geschlagen war,
seinen in Petersburg angestellten Schüler Siegesbeck gegen Linne zu
Felde rief. Er führte den Kampf mit solcher gemeinen Heftigkeit, dafs
der Name Siegesbeck für Linne immer als Bezeichnung von etwas höchst
Widerwärtigem galt. Als sich ihm später im Jahre 1739 noch immer
keine botanische Stellung bot und er sich mit der ärztlichen Praxis er-
nähren mufste, da rief er bekümmert aus: „Äskulap gibt alles Gute, Flora
aber nur Siegesbecke.“ Und noch später, als kein Gegner mehr seinen
Ruhm schädigen konnte, rächte er sich durch eine Aufstellung einer Rang-
liste der Botaniker unter dem Namen „Floras Gardekorps“, in der er
selbst als General voransteht und mit sehr grofsem Rechte Bernh. Jussieu
als Generalmajor folgen läfst, Haller mit zwei Leidener Botanikern als
Obersten bezeichnet; in diesem Korps bekleidet Siegesbeck die niedrigste
Charge als Feldwebel.
Linne wollte nun endlich nach Schweden zurückkehren. Es bemächtigte
sich seiner die gröfste Sehnsucht nach Vaterland und Braut und war sogar
die Ursache, mehrere sich ihm sehr vorteilhaft bietende wissenschaftliche
Stellungen in Holland auszuschlagen. Im Winter 1737 ging er noch einmal
nach Leiden zu seinen Freunden, besuchte im März des folgenden Jahres
zum letzten Male Hartecamp und eilte dann, von seinem greisen väterlichen
Freunde Boerhaave Abschied zu nehmen. Die Abschiedsworte, die dieser
mit zitternder Stimme zu ihm sagte, kann man als ein Vermächtnis dieses
vortrefflichen Mannes ansehen, welches sich bei seinem Lieblinge glänzend
erfüllt hat. „ Mein Leben neigt sich zu Ende“, sagte er, „und meine Tage
sind gezählt; ich habe alles getan, was in meiner Macht stand. Dir hinter-
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bleibt noch diese Pflicht, und mag Gott Dich dabei schützen. Was die Welt
von mir zu fordern hatte, hat sie bekommen , aber von Dir erwartet sie
noch viel mehr. Lebe wohl, mein teuerer Linnäus! u — Und Linne mufste
eiliger reisen, als zuvor seine Absicht gewesen war, da er gern in einem
weiten Bogen über Leipzig und Göttingen, um hier Haller persönlich kennen
zu lernen, nach Schweden zurückgekehrt wäre. Allein es waren merkwürdige
Dinge in Falun vor sich gegangen; der Freund Linnes, der die Korrespondenz
zwischen ihm und seiner Braut vermittelte, hatte letzterer unter der Vor-
Spiegelung, dafs der ungetreue Linne niemals zurückkehren wolle, für sich
selbst einen Heiratsantrag gemacht. Noch rechtzeitig wurde sein Freund-
schaftsbruch entlarvt, und auch er ist später, wie Linne in seinem Tagebuch
bemerkt, „von der Strafe des Himmels getroffen und von tausend Wider-
wärtigkeiten verfolgt“.
So traf Linne, nach eiliger Durchreise durch Paris zum Besuche bei
den beiden berühmten Jussieu, im Juni wieder in seiner Heimat ein. Nun
sollte er der ursprünglichen Bestimmung gemäfs sich als praktischer Arzt
niederlassen und ging zu diesem Zwecke nach Stockholm, aber er hatte
weder grofse Neigung zur Praxis, noch zuerst wenigstens Glück mit ihr.
Der Ruf des grofsen Botanikers war ihm vorangeeilt, aber eben darum
vertraute man ihm keine Patienten an, sodafs der nun schon so berühmt
gewordene Gelehrte alsbald wieder in grofser Verlegenheit sich befand. In
dieser widrigen Lage schrieb Haller voller Freundschaft einen Brief an ihn
(November 1738) des Inhaltes, dafs er Lust habe, sobald sein eigenes Vater-
land, die von Haller nie vergessene Schweiz, ihm dort eine passende Stellung
anweise, von Göttingen fortzugehen, und dann wolle er dafür Sorge tragen,
dafs Linne an seiner Stelle dorthin berufen werde, da er keinem Würdigeren
seine Stellung übertragen könne. — Als aber Haller später wirklich Göt-
tingen verliefs, war Linne in Upsala in der glücklichsten Lage und die
1738 blühende Freundschaft zwischen den beiden Männern war ziemlich
erkaltet.
Übrigens brachte schon das folgende Jahr unserm Linne durch
einige glückliche Kuren eine günstigere Lage. Der dem königlichen Hause
nahestehende Graf Tessin wurde sein Wohltäter, erreichte es auch, dafs
Linne in den Staatsdienst treten konnte unter der Eigenschaft eines „König!.
Botanikus und Marinearztes“, worauf denn Linne am 26. Juni desselben
Jahres (1739) mit seiner seit fünf Jahren verlobten Braut Hochzeit hielt.
Eine bittere Enttäuschung brachte ihm noch das folgende Jahr: der
Professor der Botanik in Upsala Rudbeck war gestorben und Linne hoffte,
dessen Nachfolger zu werden. Allein vergeblich, denn sein alter Rivale
Rosen wurde ihm vorgezogen und Linne blieb, was er war und wohnte
nach wie vor zu Stockholm. Noch waren seine Gegner nicht beschwichtigt
und erhoben gegen den kühnen Revolutionär auch in Schweden zahlreich
ihre Stimmen, sodafs sich Linne zu einer anonym herausgegebenen Ver-
teidigungsschrift genötigt sah, in der er die gelehrten Naturforscher Euro-
pas mit ihrem Urteile über ihn für sich sprechen läfst*). Ein spafshaft
klingendes, fast möchte man sagen kleinliches Mittel darf hier nicht uner-
wähnt bleiben, welches Linne kräftig handhabte, um sich an seinen Feinden
dauernd zu rächen. Bei der Benennung von Pflanzengattungen oder - Arten,
die ja gröfstenteils von ihm neu vollführt wurde, widmete er seinen Freunden
*) Siehe Anhang, Literatur I. (1).
36
schöne und seltene, seinen Feinden aber recht häfsliche und unansehnlich
blühende Pflanzen, welche noch heute deren Namen tragen. Er legte über-
haupt auf diese Widmungen ein grofses Gewicht und war stolz auf die lieb-
liche, seinen Namen führende Pflanze.
Das Jahr 1741 ward aber nun bedeutungsvoll für sein Glück: der
20. Januar war der Geburtstag seines einzigen Sohnes und späteren Nach-
folgers, mit dessen frühem Tode der männliche Stamm der Ritter v. Linne
erlosch. Am 31. März wurde zu Stockholm die schwedische Akademie der
Wissenschaften offiziell begründet, die Linne ihr Entstehen verdankte und
unter seinem Präsidium zuerst ihre Sitzungen hielt. Im Frühlinge machte
er dann im Aufträge des Staates eine Reise nach den schwedischen Ostsee-
inseln, um dieselben naturhistorisch zu untersuchen und dem Vaterlande
einen neuen Teil des Gebietes wissenschaftlich zu erschliefsen. Endlich
wurde er, als zu Upsala eine Vakanz in der Professur für Medizin
und Anatomie eintrat, für dieselbe gewählt und hatte nun also im
34. Lebensjahre das hauptsächlichste Ziel seiner Wünsche erreicht. Er
siedelte im September mit seiner Familie nach Upsala über und ist dieser
Akademie dann zeitlebens treu geblieben. Nur das trübte noch sein völliges
Glück, dafs er Medizin und Anatomie lesen sollte, während sein alter Rivale
Rosen Botanik vertrat. Aber dieses Mifsverhältnis wurde auch letzterem
und der Fakultät sehr bald klar und schon 1742 erfolgte ein gegenseitiger
Austausch der Professuren. Und nun endlich in dem ruhigen Hafen an-
gelangt, nach dem er, durch Sturm sich hindurchkämpfend, gestrebt hatte,
widmete sich Linne fast allein der von ihm so geliebten Pflanzenwelt, der
er auch bis dahin unvergleichlich mehr genützt hatte als den anderen
Naturwissenschaften, deren Reformen sich gewissermafsen an das für die
Botanik gelieferte Modell anschlossen. Ein neuer botanischer Garten wurde
gegründet; schon im Juli 1743 siedelte Linne in denselben über und widmete
ihm alle seine Kräfte. Seinem weit berühmten Namen war es zu verdanken,
dafs der Garten durch Schenkungen aus aller Herren Länder alsbald einer
der reichhaltigsten in Europa wurde. Seine Auditorien füllten sich mit
zahlreichen Studenten, die nur seinetwegen aus fernen Gegenden herkamen,
und wurden die besuchtesten*); im Sommer wurden die botanischen Vor-
lesungen durch häufige Exkursionen ergänzt, wie sie wohl mit gröfserer
Liebe aller Teilnehmer kaum jemals wieder veranstaltet sind. An 200 Teil-
nehmer sollen den Heiteres und Ernstes in gleicher Weise hier zur Schau
tragenden Professor oft begleitet haben; sie zerstreuten sich an verab-
redeten Plätzen, um auf die Suche zu gehen, und wenn Linne oder einer
aus dem Gefolge etwas besonders Interessantes gefunden hatte, so wurde
mit Waldhörnern zum Sammeln geblasen; alles vereinigte sich dann um
den ehrwürdigen Meister, der mit klaren Worten das Wissenwürdige an
dem gemachten Funde auseinandersetzte.
Verschiedene gröfsere Reisen unternahm Linne noch in den vierziger
Jahren nach Westgothland und Schonen, sonst aber lebte er mit seinen
Arbeiten beschäftigt still zu Hause. Der Flora Schwedens folgte eine
Fauna seines Heimatlandes aus seiner Feder, dann die Bearbeitung der Flora
von Ceylon nach getrockneten Pflanzen, dann die Resultate seiner Reise-
studien, dann der unter dem Namen ,,Philosophia botanica“ bekannte
*) Angeblich stieg die Zahl der Studenten an der Universität Upsala unter Linnes
Einflufs von 500 auf 1500.
37
Grundrifs über die Geschichte und Prinzipien seiner Wissenschaft und
1753 die erste Ausgabe der Species plantar um, die auf 1200 Seiten die
Beschreibungen von 7300 Arten brachte. Mehr Arten konnten damals
kaum beschrieben werden, denn Linnes Sammlungen waren reichhaltiger
als die irgend eines anderen; als aber später Schüler von ihm in ferne
Weltteile gingen, um deren Flora zu erschliefsen, da war es ihm selbst
noch vergönnt, in wiederholten Ausgaben des letztgenannten Werkes und
in Spezialarbeiten wesentliche Ergänzungen zu bringen und die Zahl der
beschriebenen Arten noch stark zu vermehren. Es ist übrigens allgemein
bekannt, dafs die im deutschen Sprachgebiet vereinigte Flora Mitteleuropas
allein schon jetzt mehr Arten (Blüten- und Sporenpflanzen) zählt, als Linnes
Species plantarum von der ganzen Erde damals enthielten.
Es mag hier nun eine weitere Einschaltung Platz finden über die
eben genannten Werke, fundamental für ihre Zeit und nachwirkend in die
Gegenwart hinein.
Der Umstand, dafs dieselben aus manchen, wenn auch mehr formalen
Gründen noch heutzutage gebraucht und in botanischen Bibliotheken nach-
geschlagen werden, wie ebenso, dafs die deskriptive Richtung der Syste-
matik und Floristik die Beschreibungen von Gattungen und Arten zu wesent-
lichem Anteil noch in dieselben Formen — mutatis mutandis! — giefst,
welche Linne damals dafür anwenden lehrte, beweist allein schon deren
tatsächliche Bedeutung, und wenn davon manche neuere Botaniker nichts
wissen wollen, weil sie in einer anderen Richtung arbeiten, so sagen sie
damit noch nichts in Beziehung auf diejenigen Richtungen der Botanik,
welche damals als notwendig anerkannt waren und sich rapide eine Allein-
herrschaft bis in das 19. Jahrhundert hinein verschafften. Dafs man den
durch so alte Werke in formaler Beziehung ausgeübten Zwang in manchen
Beziehungen als lästig empfinden kann, sagt auch noch nichts gegen die
damalige glückliche Institution solcher formaler Begriffe, wie sie z. B. die
Spezies-Nomenklatur als eine für die Wissenschaft notwendige Zugabe archi-
vischer Art, ganz unabhängig von der freien Forschung, mit sich bringt.
In mancher Beziehung hat man nur versäumt, rechtzeitig gewisse Ände-
rungen anzubringen, welche die Kompromisse zwischen formalen Dingen
und neuen Erfahrungen der Forschung verlangten, und diese Schuld trifft
die Schüler und Epigonen, nicht den alten Lehrmeister!
Das könnte man doch auch sogar von dem Linneschen Sexualsystem
sagen, dafs es nämlich bei rechtzeitigen Änderungen noch heute — natür-
lich nicht ein System — wohl aber die nützlichste ,, Clavis analytica“ zur
Bestimmung der Genera eines kleineren Florengebiets abgeben würde,
während es — trotz der konservativen Lehrpläne der Schulen — in der
ursprünglichen Form Linnes doch jetzt als ganz unbrauchbar angesehen
werden mufs. Mufsten es denn immer 24 Klassen sein? Konnten nicht
die Sporenpflanzen weiter zerlegt, andere Klassen zusammengezogen wer-
den? Hat die Blütenmorphologie nicht längst festgestellt, dafs nicht die
Zahl der Staubblätter an sich das wichtigste ist, sondern die Art und
Weise, wie sie zu stände kommt (wie es auch Linne bei Cruciferen und
Labiatifloren richtig erkannt hatte!)? So dafs also z. B. Blüten mit dedoub-
lierten Staubblättern, wie Ruta , sich dann durch diese Verdoppelung aus-
zeichnen und die viergliedrig aufgebaute Blüte 8 Staubblätter, die fünf-
gliedrige aber 10 Staubblätter notwendigerweise haben mufs, statt sie
nach Klasse VIII und X zu trennen. — Ich will hiermit nur andeuten,
38
was man mit vielem von Linnes Schöpfungen hätte machen können, wenn
man es entwickelungsfähig gehalten und nicht vorgezogen hätte, die alten
Formen bis zur Unmöglichkeit auszubeuten. Die Wege, welche Linne da-
mals betreten hatte, waren jedenfalls sehr wegsam.
Diese Wege kennzeichnete er am meisten in seiner ,,Philosophia
botanica“, die man als ein recht altes, ehrwürdiges Lehrbuch der Botanik
in der abrifsartigen Form ansehen mufs, wie sie eben Linne, dem scharfen
Diagnostiker, zu eigen war. Dafs sein Wissen viel weiter ging, als es der
Rahmen der „Philosophia“ andeutet, braucht kaum hinzugefügt zu werden.
Was dieses alte Lehrbuch — und ich möchte hinzufügen, dafs ich in der
älteren, mir zu Gebote stehenden Literatur kein anderes, früheres Buch
gefunden habe, welches man so wie Linnes „Philosophia“ als Lehrbuch
bezeichnen könnte — für eine Bedeutung damals gehabt hat, das bezeugt
ja seine Verbreitung allein schon.
Nach einem schon im Jahre 1732 verfertigten Manuskripte, welches
damals keinen Verleger fand, gab Linne 1736 die „Fundamenta botanica“
heraus, die aber wenig verbreitet blieben. Somit trug er seine geläuterten
Reformideen in die einzige von ihm besorgte und 1751 in Stockholm er-
schienene erste Ausgabe der „Philosophia botanica“ nach zehnjähriger Lehr-
tätigkeit als Professor hinein, und dieses Buch mufs damals — nach seiner
noch jetzt starken Verbreitung und dem niedrigen Antiquariatspreise von
ca. 6 Mk. zu schliefsen — sehr stark gekauft worden sein.
Drei andere Ausgaben sind dann nach Linnes Tode von anderen
tüchtigen Botanikern veranstaltet worden, die Editio II im Jahre 1780 von
Gleditsch, die Editio III im Jahre 1790 von Willdenow, die Editio IV
im Jahre 1809 von C. Sprengel. Willdenow änderte nur die letzte der
beigefügten elf Tafeln mit ihren zwar schematisierten, aber dadurch doch
recht eindrucksvollen, wie Diagramme wirkenden Figuren, und erst Sprengel
zeichnete sämtliche Figuren um. Und hören wir nun, was Sprengel in
seinem lateinischen Vorwort sagt:
„Das Buch, das ich schon als Knabe und Jüngling hochschätzte und bewundert
habe, aus dem ich überhaupt all mein Wissen in der Pflanzenkunde geschöpft habe, das
Buch, welches ich durch mehr als zwölf Jahre in jedem Sommer in öffentlichen Vor-
lesungen kommentierte, das biete ich hiermit den Gelehrten und Anfängern, vermehrt
und illustriert mit den Errungenschaften unserer Zeit. Es scheint weder angebracht
noch meine Pflicht zu sein, in Lobeserhebungen über dies Buch mich zu ergehen, welches
ich für einzig halte und für das vortrefflichste in der ganzen Naturwissenschaft. Nur
mufs ich kurz vorausschicken, was ich mit eigener Arbeit hinzugefügt, verändert oder
zu verbessern versucht habe.“
Solche Worte, begleitet von Taten, bezeugen ganz von selbst, welchen
Rang man noch vor 100 Jahren den Werken Linnes beimafs, und wenn
wir heute glücklicherweise in der Lebewelt das Werdende, das sich Ent-
wickelnde und die Erscheinungen der Anpassung als unerläfslich zum Ver-
ständnis der fertigen Form erforschen, so sind wir doch zu dieser ge-
läuterten Erkenntnis hauptsächlich auf dem Wege gelangt, den die Bo-
tanik des 18. Jahrhunderts unter Linnes Führung betrat; ja es ist die Frage,
ob die von den Physiologen und Chemikern damals gleichfalls eröffneten
Wege allein uns hätten so weit bringen können. Zur umfassenden Kenntnis
des Pflanzenreichs konnte man mindestens nur auf ersterem gelangen.
Über die Rolle der „Species plantarum“, deren Editio I im Jahre
1753, die viel weiter verbreitete Editio II im Jahre 1763 erschien, und
über die „Genera plantarum“, deren Editio V vom Jahre 1754 die
39
v
Nomenklatur-Grundlage der Spezies ergänzte, habe ich wohl kaum nötig,
in unserer naturforschenden Gesellschaft Bemerkungen zu machen; diese
Werke sind noch heute allbekannt.*)
Bemerkt möchte vielleicht werden, dafs die Zahl der „Genera“ im
Jahre 1754 sich auf 1105 belief, welche alle in gleicher Weise nach den
Signaturen Calyx, Corolla, Stamina, Pistillum, Pericarpium und Semen in
Diagnosen gekleidet sind. Die Zahl der Gattungen beträgt gegenwärtig
beiläufig das Zehnfache.
Selbstverständlich gilt für die Anordnung in diesen Systemwerken
stets das Sexualsystem in 24 Klassen, meist unter Beifügung eines be-
sonderen Anhanges für Palmen u. a., welche sich dem sexuellen Klassen-
system nicht fügen wollten. Aber trotzdem wird man, wenn man sich in
Linnes eigene Schriften vertieft, immer und immer wieder zu der Meinung
geführt, dafs er selbst seine Anordnung nach Klasse I — XXIV als eine
interimistische ansah und nicht gerade in ihr den Hauptwert seiner Arbeiten
erkannt haben würde. Wohl wufste er, dafs er durch Anwendung dieser
Methode Ordnung in die Beschreibung der Pflanzenwelt gebracht hatte,
aber, wenn er auch mit der Gattungs- und Speziesdefinition zufrieden ge-
wesen sein wird: mit den Klassen war er es nicht!
Zwar entsprechen sie seinem in der „Philosophia botanica“ unter § 164
geäufserten Grundsatz:
„Dispositio vegetabilium primaria a sola fructificatione
desumenda est“,
sowie dem:
„Filum ariadneum Botanices est Systema, sine quo Chaos
est Bes herbaria“.
Aber zugleich spricht er unter § 77 freimütig aus:
„Methodi Naturalis fragmenta studiose inquirenda sunt.
Primum et ultimum hoc in Botanicis desideratum est.“
Und stets ist es mir erschienen, als wenn Linne, wenn er noch einmal ein
neues Leben hätte haben können, seine sexuelle Anordnung hätte um-
werfen mögen und selbst eine neue getroffen hätte, vielleicht so, wie bald
nach seinem Tode Jussieu (im Jahre 1789) mit der Einführung des
„Methodus naturalis“ es machte.
Es wird dies in bemerkenswerter Weise bestätigt durch das am Schlufs der hier fol-
genden Literatur-Zusammenstellung unter II. (14) angeführte, von Ove Dahl jüngst erst
herausgegebene „Collegium botanicum“ Linnes von 1767. In einer ganz überraschenden
Weise hebt dieses rein deskriptive Kolleg mit Klasse IV an und fafst die „Stellatae“
voranstehend zusammen, fügt hinter Cornus dann die „Umbellatae“ bei, ergeht sich in
den Umbelliferen und läfst dann erst die Klasse V „Pentandria“ folgen, um unter deren
Monogynia die Asperifolien zu behandeln. Und so weitergehend schliefst er hinter
Gentiana nun zunächst die Didynamia (also Klasse XIV anstatt Klasse VI) an, er-
ledigt die Klasse III am Schlufs mit Ausführung der Gräser und behandelt die Cyperaceen
einschliefslich Carex im Anhang als . „Graminibus affinia“. Also er trug seinen Zu-
hörern unter Wechsel der ursprünglichen Klassenfolge die Pflanzenwelt in dem Zusammen -
schlufs der grofsen natürlichen Gruppen, der „Ordines naturales“, vor, wobei allerdings
die Mono- und Dikotyledonen noch nicht als gesonderte Hauptgruppen erschienen.
In dieser Hinsicht ist von gröfstem Werte ein Werk, welches erst
14 Jahre nach Linnes Tode von einem seiner Schüler, Paul Dietr. Giseke,
*) Da die erste Ausgabe der „Species plantarum“ (1753) als Ausgangspunkt der
binären Nomenklatur noch heute in den botanischen Bibliotheken quellenmäfsig ein-
gesehen werden mufs, ist in diesem Jahre ein Faksilime- Neudruck veranstaltet (bei
0. Weigel, Leipzig, für 40 Mk. käuflich).
40
herausgegeben wurde, die Vorlesungen Linnes über die natürlichen Pflanzen-
familien*). Es ist wohl nicht ohne Bedeutung, dafs hier im Texte die
Palmae voranstehen, diese prachtvoll natürliche Familie, die Linne in
seinen Klassen nie mit Befriedigung unterbringen konnte. Aber noch
lehrreicher für das, was Linne dachte, ist die Wiedergabe einiger Ge-
spräche zwischen Meister und Schüler.
Letzterer dringt in ihn, kühn und entschlossen die Ordines naturales aufzuhauen.
Linne sagt, es sei unmöglich. „Kannst Du mir den Charakter einer einzigen Ordnung
lierstellen?“
Giseke: ,,lch glaube es zu können, z. B. für die Umbelliferen.“
Linne: „Und ihr Charakter?“
Giseke: „Eben der im Namen liegende: sie tragen die Blüten in Dolden.“
Linne: „Gut; aber es gibt auch andere Pflanzen, die solche Infloreszenz tragen.“
Giseke: „Gewifs. Es ist noch hinzuzufügen: „Semina duo nuda“ (damalige falsche
Auffassung des Fruchtknotens der Umbelliferen).
Linne: „Dann gehört Echinophora nicht hierher, obgleich sie Umbellate ist. Und
wohin bringst Du Eryngium?“
Giseke: „Zu den Aggregatae.“
Linne: „Auf keinen Fall! Es ist ganz gewifs eine Umbellifere!“ (Folgt die Be-
gründung.)
Giseke: „Solche Pflanzen müssen an den Schlufs der Ordnung gestellt werden,
damit sie einen Übergang zu einer anderen Ordnung machen. Eryngium würde die
Umbellaten mit den Aggregaten verbinden.“
Linne: „Ah! Das ist allerdings ganz etwas anderes, die Übergänge kennen und
die Charaktere der Ordnung kennzeichnen. Jene kenne ich zwar und wie die eine
Ordnung mit der andern zu verbinden sei; aber ich möchte es nicht sagen — ich kann
es nicht sagen.“
Es ist unschwer einzusehen, dafs Linnes Bestreben, den Klassen des
Systems feste, abgerundete Merkmale zu geben, mit seinen genetischen
Weltanschauungen zusammenhing. Er betrachtete die Arten und Gattungen
als natürlich, weil sie ,,ab initio u geschaffen seien; die Klassen dagegen
erschienen ihm als Gemisch von Natur und künstlicher Wissenschaft. Wir,
die wir heute auf dem Standpunkte der Deszendenztheorie und der Muta-
tion der Arten stehen — ein Standpunkt, der erst aus dem innerlichen
Zusammenwirken verschiedenartiger Zweige der Natur forschung sich er-
geben konnte — , wir verbinden schon mit der Art den Begriff des
Flüssigen, Veränderlichen und lernen schon bei den Stammeinheiten des
Systems mit den Übergängen und Verbindungsformen rechnen. Jussieu
tat das unentwegt auch schon in jener alten Zeit bei seinen „Ordines
naturales“; aber wer weifs, wie viel er selbst aus dem harten Ringen
Linnes, Natur und künstliche Wissenschaft zu verbinden, gelernt hatte.
So kann ich nach meinem Empfinden den Wert des Linneschen Sexual-
systems, welches man stets neben der Methode seiner Diagnostik und der
Einführung der binären Nomenklatur der „Spezies“ als seine botanische
Hauptleistung zu nennen pflegt, hauptsächlich in den beiden Momenten
finden, einmal für jene frühe Zeit der über die ganze Erde sich ausbreiten-
den Pflanzenkunde eine höchst nützliche, damals unentbehrliche schema-
tische Anordnung getroffen zu haben, welche das breitschleppende Gewand
der langatmigen Kräuterbücher wirkungsvoll ersetzte und einen enormen
Aufschwung der Kenntnisse zuliefs, ja forderte; und zweitens in dem für
die wissenschaftliche Ausübung sehr nützlichen methodischen Hinweis auf
ein analytisches Bestimmungsverfahren, welches nach den Grundsätzen der
fortschreitenden Blütenmorphologie längst hätte weiter ausgebaut werden
*) Oaroli a Linne Praelectiones in Ordines naturales plantarum. Hamburg' 1792.
41
sollen, um die in der Erkenntnis der natürlichen Pflanzenfamilien für An-
fänger und nicht fachmännisch Durchgebildete auch heute noch liegenden
Schwierigkeiten möglichst zu beseitigen. Die Naturforschung dringt auf
Fortschritt und man hat durch die konservative Beibehaltung der Linne-
schen Originalklassen seiner Methode auf dem Gebiete, wo sie dauernd
brauchbar sein konnte, nur im Ansehen geschadet.
Dafs in jener Periode der botanischen Entwickelung, die nun schon
weit hinter uns liegt und seit welcher auch die exakten Naturwissenschaften
eine ungeahnte und fruchtbar weiterwirkende Entwicklung durchliefen, die
beschreibende Seite der Botanik vorangehen mufste, ist ganz selbstver-
ständlich. Auch Physik und Chemie, selbst die exakteste aller Wissen-
schaften, die Astronomie, haben ihre breiten deskriptiven Grundlagen, in
deren Bereich erst hinterher die Theorie zusammenfassen konnte und die
induktive Forschung begann. Diese Grundlagen, an denen wir heute mit
geläuterter Erkenntnis noch immer weiter ausbauen, in ihrem Werte für
die organische Naturforschung zu verkennen, kann nur Ausdruck einer
tadelnswerten Einseitigkeit nach anderer Richtung hin sein, der sich in
unserer Zeit niemand schuldig machen sollte!
Damals wurde diese Seite hoch verehrt; „Deus creavit — Linnaaus
disposuit“ — ein solcher Denkspruch besagt alles. Aber man würde doch
irren, wollte man nach diesen Arbeiten das Wissen und die Lehrtätigkeit
von Linne beurteilen. Um diese richtig zu würdigen, mufs man andere,
weniger bekannte und verbreitete Bücher hinzuziehen, so seine „Materia
medica“ (in welcher die diagnostische Methode auch auf eine Einteilung
der Medikamente angewendet wurde und dann die offizinellen Tier-, Pflanzen-
und Mineralheilmittel systematisch angeordnet folgten), besonders aber
die „ Amoenitates academicae“.
Sieben Bände dieser akademischen Disputationen und Dissertationen
sind von Linne selbst herausgegeben (1749 — 1769), die drei letzten Bände
veröffentlichte Schreber 1785 — 1790. Jeder Band enthält 10—20 Einzel-
bearbeitungen, meist von Schülern Linnes, denen er Aufgaben gestellt hatte
und deren Resultate er kritisierte, zum kleineren Teile auch von ihm selbst.
Aus ihnen kann man die Fülle von Anregungen ersehen, die im botanischen
Garten zu Upsala gegeben wurden, und nur selten mag ein akademischer
Lehrer fruchtbarer nach dieser Richtung hin gewirkt haben.
Von besonderem Werte für die damaligeZeit, in welcher die Physio-
logie der Befruchtung sich zunächst auf das Aufserliche der Organbildung
zu beschränken hatte, sind die dahin gehörigen Dissertationen, in Band I,
No. XII die
„Sponsalia plantarum, proposita a J. G. Wahlbom. Upsaliae 1746“,
und aufserdem in Band X, No. IX die Preisschrift Linnes
„Disquisitio de Sexu plantarum“ vom Jahre 1760.
Hier tritt auch die experimentelle Methode in ihre Rechte und die
z. B. mit Clutia tenella*) ( Cluytia , Euphorbiacee) ähnlich wie mit Mer-
curialis angestellten Versuche zeigen Linnes eigene Beobachtungstätigkeit.
Diesen Arbeiten schliefsen sich floristisch -monographische Bearbeitungen
an, wie z. B. gleich die erste Dissertation über die Zwergbirke Betula
nana , erläutert durch Tafeln.
0 Bd. VII, S. 117.
42
In den Beziehungen zur geographischen Verbreitung hat Linne der
Klimatologie grofse Beachtung geschenkt und thermometrische Beobach-
tungen viel angestellt, schon seit seiner lappländischen Expedition. Von
grofsem Interesse ist der von Wittmack (Lit. II. 13.) kürzlich gegebene
Hinweis, dafs die Celsius’ Namen tragende 100-teilige Thermometerskala
in ihrer seit damals gebräuchlichen Bezifferung, Null am Gefrierpunkte,
100° am Siedepunkte, von Linne herrührt, da die ursprüngliche Bezeich-
nung den Nullpunkt am Siedepunkte gehabt hat und die Frostgrade nach
unten hin von 101° an fortlaufend zählte. Der klimatisch -pflanzengeo-
graphische Wert des Gefrierpunktes des Wassers ist dadurch zu seinem
Rechte gekommen.
Diese Dinge aus Linnes akademischer Lehrtätigkeit und wissenschaft-
licher Glanzzeit behalten ein dauerndes Interesse, neben dem sich nur
noch einiges von Aufserlichkeiten beifügen läfst. Ein Gelehrter wie er,
dem die Schüler aus allen Kulturländern zuströmten, mufste auch schon
bei Lebzeiten aller Ehren teilhaftig werden, welche die Wissenschaft ver-
leiht, und er ist es geworden. Schon in den Jahren 1746 und 1747 wurden
ihm zu Ehren zwei Denkmünzen geschlagen; die zweite zeigt auf der Vorder-
seite sein Bildnis, auf dem Revers das einfache, vielsagende Wort ,, Illustrat“.
Viele Gesellschaften und Akademien erwählten ihn zu ihrem Mitgliede.
Von allen Gelehrten zuerst erhielt Linne den neu gegründeten Nordstern-
Orden und wurde im Jahre 1756 in den Adelsstand erhoben. Von da an
erst stammt seine Bezeichnung als Ritter C. v. Linne, während er selbst
in Briefen und Werken immer seinen ursprünglichen Familiennamen
C. Linnäus beibehalten hat.
Damals stieg auch seine Wohlhabenheit von Jahr zu Jahr, sowohl durch
Gehalt als durch Honorare und Schenkungen. In seinen späteren Jahren
kaufte er sich das Gut Hammarby, eine Meile von Upsala gelegen, und
benutzte dies als Sommeraufenthalt, hatte sich dort auch ein eigenes
Auditorium, fast eine kleine Akademie eingerichtet, da die Zuhörer ihm
dorthin folgten. Dies Landgut war der Witwensitz seiner ihn überlebenden
Gemahlin mit ihren zwei unverheirateten Töchtern; eine dritte Tochter
war sehr glänzend verheiratet und sein einziger Sohn, Linne filius, folgte
ihm später im Amte.
Eine lange glückliche Reihe von Jahren hindurch erfreute sich Linne
seiner so erfreulichen Lage bis zum hohen Alter, und nur Krankheitsfälle,
die seine letzten Jahre trübten und seinen regen Geist umnachteten, warfen
einen Schatten von Trauer über ihn hin. Nachdem er noch im Jahre 1772
zum dritten Male Rektor der Universität gewesen war und sein Amt mit
der berühmten Rede über die Schönheiten der Natur*) niedergelegt hatte,
traf ihn 1774 bei den Vorlesungen im botanischen Garten zum ersten Male
ein Schlaganfall, dem zwei Jahre darauf ein zweiter folgte. Seine Gesund-
heit war zerrüttet und mit lakonischem Humor schreibt er in sein Tage-
buch: „Linne hinkt, kann kaum gehen, spricht undeutlich und kann kaum
schreiben.“
Nur zuweilen noch trat seine Entschiedenheit und seine Geisteskraft
glänzend hervor, aber wer ihn früher im vollen Besitz seiner Körper- und
Geisteskräfte gekannt hatte, der durfte nicht klagen, als ihn am 10. Januar
des Jahres 1778 ein sanfter Tod erlöste. — Wahrhaft empfundene Trauer
*) 14. Dezember 1772: DeliciaeNaturae. — Amoenitates academ. Bd.X, No VIII, S. 66.
43
sprach sich am Sarge dieses grofsen Mannes aus, dessen Leben bestimmt
war durch die Vereinigung von drei Triebfedern: Liebe zur Wissenschaft,
zum Ruhm und zur Frömmigkeit. Von der ersten geben seine Werke
Zeugnis, von den beiden letzteren sein Wahlspruch: „Famam extendere
factis“ und die schönere Richtschnur seines Lebens „lnnocue vivito!
Numen adest“. Dieser Spruch stand sogar als Mahnung für seine Zu-
hörer über dem Auditorium geschrieben.
Sein feuriger Geist hat ihm einen lange nachhallenden Ruhm ver-
schafft und wohl keines Naturforschers Andenken ist mit so grofser Liebe
in allen Wissenschaft treibenden Ländern an den Gedenktagen seiner Ge-
burt und seines Todes gefeiert. Mehrere nach seinem Tode entstandene
Gesellschaften haben sich nach ihm benannt; Zeitschriften führen seinen
Namen; alljährlich sind Linnäusfeste an seinem Geburtstage abgehalten,
z. B. durch Martius in München. Auch seine Sammlungen, welche Smith
im Jahre 1783 für die Linnean Society erwarb und auf einem Schiffe
nach London entführte, sind fortdauernd der Gegenstand teils nüchterner
Vergleichsarbeit, teils pietätvollen Andenkens geblieben.
So hat die dankbare Nachwelt in weiten, und nicht nur botanischen,
Kreisen den grofsen Reformator geehrt und wird ihn ferner ehren. So
lange historische Gerechtigkeit mit Erwägung der wissenschaftlichen An-
schauungen, unter denen Linne grofs wurde und die auch ihn in Fesseln
hielten, über ihn und seine Verdienste urteilt, so lange wird Linnes Leben
und Streben als nachahmungswürdiges Beispiel für mustergiltig durch-
geführte und vom schönsten Erfolge gekrönte Arbeiten gelten können.
Und fort und fort wird sein Name in der Geschichte der Wissenschaft
als der eines unerschütterlich und begeistert seinem hohen Ziele zustreben-
den Naturforschers glänzen — und solange zwischen ihren moosigen
Steinen alljährlich neu sich verjüngend die Linnaea ihre zarten Glocken
entfaltet, so lange wird man bei ihrem lieblichen Anblick mit stiller Ehr-
furcht des grofsen Namens gedenken, den sie in ferne Zeiten hinüberträgt.
1. Anhang: Literatur zur Lebensskizze*).
I. Eigene Aufzeichnungen Linnes.
(1) . Judicium de C. Linnaei Scriptis, anonym i. J. 1741 in Upsala erschienen; wieder
abgedruckt von Stöver 1792, s. Abtlg. II. Nach W. Junk (1907, S. 16) eine der
seltensten Schriften, in welcher Linne sich gegen seine Gegner verteidigte.
Auch von dieser ist 1907 ein Neudruck (Preis 10 Mk.) veranstaltet.
(2) . D. H. Stöver: Collectio epistolarum quas ad viros ill. et dar. scripsit. Accedunt
opuscula pro et contra eum scripta. Hamburg 1792.
(3) . H. C. van Hall: Epistolae ineditae. Groningen 1830.
(4) . Caroli Linnaei epistolae ad Nie. Jos. Jacquin. Ed. C. N. J. eques a Schreibers,
notas adj. St. Endlicher. Vind. 1841.
(5) . Egenhändiga anteckningar of CarlLinnaeus om sig sielf med anmärk-
ningar och tillägg. Stockholm 1823. Utgifna of Adam Afzelius.
(„) Linnes eigenhändige Anzeichnungen über sich selbst, mit Anmerkungen und Zu-
sätzen von Afzelius. Aus dem Schwed. übersetzt von Karl Lappe. Berlin 1826.
(6) . A Selection of the correspondence of Linnaeus by Sir F. E. Smith, 2 vol. London 1821.
(7) . Carl von Linnes Svenska Arbeten. I urval och med nota utgifna of Ewald Ahr-
ling. Stockholm 1879.
*) Einen sehr ausführlichen, mit dem Bildnis Linnes geschmückten Katalog seiner
ganzen Werke „Carl von Linne in Memoriam“ veröffentlichte die Buchhandlung Björck
& Börjesson in Stockholm unter Nr. 60, Botanik 1907.
44
II. Biographische Bearbeitungen und Lebensschilderungen.
(1) . A g a r d h : Antiquitates Linnaeanae ; Lund 1826 (Fol.) [Programma ad inaugurationem
philosophiae doctorum].
(2) . Richard Pulteney: A general view of the writings of Linnaeus. 24. edition by
W. Gr. Maton, with the Diary of Linnaeus. London 1805.
(3) . D. H. Stöver: Lehen des Ritters Carl von Linne. 2 Bde. Hamburg 1792.
(4) . Gedächtnisrede auf . . . Carl v. Linne, vor der Kgl. Akad. d. Wiss. am 5. Dez. 1778
gehalten vom Hn. Arch. und Ritter A, Bäck. — Aus dem Schwed. übers.
Stockholm und Upsala 1779.
(5) . Gedächtnisrede bei der am 24. Juni 1835 im Bot. Gart, zu Regensburg begangenen
lOOjähr. Jubelfeier der Doktorpromotion K. v. Linne’s, gehalten von Dr. A.
E. Für nr ohr. [Flora 1835, Nr. 27, S. 417.]
(6) . Reden, gehalten zur Feier des Linnäusfestes von Martius. [Reden und Vorträge
aus dem Gebiete der Naturforschung. Stuttg. u. Tüb. 1838. S. 1, 23, 35, 42, 67.]
(7) . A. L. A. Fee: Vie de Linne, redigee sur les documens autographes laisses par ce
grand homme. [Memoires de la societe royale des Sciences de l’agriculture et
des arts de Lille, 1832, I. partie.]
(8) . Johannes Gistel: Carolus Linnaeus, ein Lebensbild. Frankfurt a. M. 1873.
(9) . Rede ter herdenking van den sterfdag van Carolus Linnaeus, eene eeuw na diens
verscheiden, in felix meritis, op den lOden januari 1878 nitgesproken door Oude-
mans. Amsterdam 1878. Daran angebunden: Linnaeana in Nederland
aanwezig. (Die gesammte Linne - Literatur !)
(10) . Biographie von . . ., v. Th. M. Fries. Stockholm, Fahlcrantz 1903.
(11) . Jung, W. : C. v. L. u. seine Bedeutung für die Bibliographie. Festschr. u. 2 Porträts.
Berlin 1907 (W. Junk, Kurfürstendamm *).
(12) . Linne-Feier am 24. Mai 1907 in Wien (R. v. Wettstein); Verhandlungen der K. K.
zoologisch -botanischen Gesellschaft in Wien, LVII, 1907, S. 139—152.
(13) . Die Linne - Feier in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin (L. Witt-
mack); Sitzungsberichte der Ges. nat. Fr. 1907, Nr. 5, S. 119— 156.
(14) . Ove-Dahl, Carl von Linnes Forbindelse med Norge. Trondhjem 1907. 41 S. in
4° mit einem „Collegium botanicum Linnaeanum Upsaliae ao 1766“ von 71 S.
in 4°.
2. Anhang: Die Hauptperioden in Linnes Lebensgang.
1707 — 1717 Aufenthalt im Pfarrhause.
1717—1727 Schulzeit in Wexiö und Gymnasium.
1727 — 1730 Studium der Medizin in Lund und Upsala.
1731—1738 Jugendreisen, Expeditionen und Aufenthalt im Auslande mit beginnender
wissenschaftlicher Berühmtheit.
1738 — 1741 Arzt und „Botanicus regius“ in Stockholm; Heirat.
1741—1774 Akademische Glanzzeit und Professur in Upsala.
1774 — 1778 (10. Januar) Altersschwäche und Tod.
*) Diese Festschrift ist eine höchst verdienstvolle bibliographische Arbeit , in
welcher die Nachweise über die literarischen Veröffentlichungen Linnes und seiner Zeit-
genossen chronologisch an dem Leitfaden seiner Biographie angereiht sich finden. —
Diese wie alle wichtigen Originalwerke Linnes finden sich in der Bibliothek des
Botan. Instituts, Techn. Hochschule, zur Einsicht unserer Mitglieder.
YII. Hauptversammlungen S. 13. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 16. —
Eassenabschlufs für 1906 S. 14, 15 und 17. — Voranschlag für 1907 S. 14. — Geschenke
für die Bibliothek S. 6 und 9. — 79. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte
in Dresden S. 14. — Drude, 0.: Linnes Leben und Wirken S. 15. — Engelhardt, H.:
Photographie eines Tagebaus von Senftenberg S. 15; über Musophyllum Kinkelini
S. 16. — Helm, Gr.: Die .neueren Ansichten über das Wesen der Natur erkenntnis
S.13. — Kalkowsky, E.: Über Weltsprache und gegen Esperanto S.15. — Nessig, R.,
Thallwitz, J. und Wagner, P.: Reform des naturwissenschaftlichen Unterrichts
an den Mittelschulen S. 14 und 15 (vergl. auch S. 4). — Schlaginhaufen, 0.: Die
körperlichen Merkmale des altdiluvialen Menschen S. 15. — Schreiber, P.: Der
Wärmehaushalt an der Erdoberfläche S. 16. — Wawrziniok, 0.: Die Metallmikro-
skopie upd metallographische Untersuchungsmethoden S. 14.
B. Abhandlungen.
Drude, 0.: Carl. v. Linne, sein Leben und Wirken. S. 26.
Hentschel, W.: Ozeanien, die Heimat des Neolithikers. S. 3.
Rebenstorff, H.: Neue Apparate zur Bestimmung von spezifischen Gewichten. Mit
3 Abbildungen. S. 8.
Toepler, M.: Gleitfunken auf Glasröhren. Mit 2 Abbildungen. S. 18.
Die Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1907.
September. 26. Hauptversammlung.
Oktober. 3. Zoologie. 10. Mathematik. 17. Physik, Chemie und Physiologie. 24. Haupt-
versammlung.
November. 7. Botanik. 14. Mineralogie und Geologie. 21. Prähistorische Forschungen
28. Hauptversammlung.
Dezember. 5. Physik, Chemie und Physiologie. 12. Zoologie und Botanik. — Mathematik
19. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8.. . . . . . 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln ... 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . . . 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 . . . . . . . . . . . . 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember ..... 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang. . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 31. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember ...... 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni 2 1. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880/ Juli-Dezember . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1906, der Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1907. Januar- Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein .Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der . Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deichmiiller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral. -
geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
der
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Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktions komitee.
Jahrgang 1907.
Juli bis 33 © z; e m b e i*.
Dresden.
In Kommission der K. Bachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1908.
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Redaktionskomitee für 1907.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Prof. Dr. A. Jacobi, Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer Dr.
P. Wagner, Hofrat Prof. Dr. J. D ei chm ü Iler, Prof. Dr. M. Toepler und Staatsrat
Prof. M. Grübler.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.#
‘ Sitzungskalender für 1908.
Januar. 9. Botanik. 16. Mathematik. 23. Mineralogie und Geologie. 30. Haupt-
versammlung.
Februar. 6. Physik, Chemie und Physiologie. 13. Prähistorische Forschungen. 20. Zoo-
logie. 27. - Hauptversammlung. .
März. 5. Botanik. 12. Mathematik. 19. Mineralogie und Geologie. 26. Haupt-
versammlung.
April. 2. Physik, Chemie und Physiologie. 9. Prähistorische Forschungen. 23. Zoo-
logie und Botanik. 30. Hauptversammlung.
Mai. 7. Botanik. 14. Mineralogie und Geologie. — Mathematik. 21. Hauptversammlung
oder 28. Exkursion.
Juni. 4. Physik, Chemie und Physiologie. 18. Prähistorische Forschungen. 25. Haupt-
versammlung.
September. 24. Hauptversammlung.
Oktober. 1. Zoologie. 8. Botanik, — Mathematik. 15. Mineralogie und Geologie.
22. Physik, Chemie und Physiologie. 29. Hauptversammlung.
November. 5. Prähistorische Forschungen. 12. Zoologie. 19. Botanik und Zoologie.
26. Hauptversammlung.
Dezember. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Mathematik. 17. Hauptversammlung.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1907.
Y. Der Koruiidgranulit von Waldheim in Sachsen.
Von Professor Dr. Ernst Kalkowsky.
I. Korund und Prismatin.
In seinem Mineralogischen Lexikon für das Königreich Sachsen,
Leipzig 1874, schreibt August Frenzei S. 177 unter Nr. 140 Korund:
„als Einsprengling in Magneteisenerz — mit rotem Strichpulver — im
Mittelberg bei Waldheim“. Zu der Zeit, als Ernst Dathe im sächsischen
Granulitgebiet kartierte, fehlte dort ein natürlicher oder künstlicher Auf-
schlufs; er gibt in den Erläuterungen zur Geologischen Spezialkarte des
Königreichs Sachsen, Sektion Waldheim, 1879, S. 14 an, dafs in dem
Gesteine, zum grobkörnigen, eklogitartigen Diallaggranulit gehörend, „das
in Bruchstücken auf dem Mittelberge bei Wald heim zerstreut liegt, auch
Korund in kleinen Kriställchen vorgekommen“ sei „nach Stelzner (Sitzungs-
ber. d. Isis 1870, 12)“. An dieser Stelle berichtet aber Stelzner über den
Korund im Seufzergründel bei Hinterhermsdorf, ohne den Korund von
Waldheim überhaupt zu erwähnen. Gegenwärtig ist das sonderbare zu
den Pyroxengranuliten in Beziehung stehende Gestein im Anschnitt des
Mittelberges durch die Güterbahnhofstrafse gut aufgeschlossen, auf der
Höhe aber liegen Bretter einer Fabrik aufgestapelt, und ich habe hier
Korund nicht gefunden, wohl aber in dem benachbarten Gestein, das
Prismatin enthält.
Der Name Mittelberg ist auf der zweiten Auflage der Sektion Waldheim
wohl wegen Raummangel weggefallen. Nördlich von ihm erhebt sich
orographisch selbständig und auch durch eine in einer Einsattelung ver-
laufende Strafse getrennt ein namenloser Hügel, östlich von der Bahn
und am nördlichen Ende des Bahnhofes; er ist von der Fortsetzung der
Güterbahnhofstrafse angeschnitten und enthält das Prismatin führende
Gestein. Letzteres ist in den siebziger Jahren wohl überhaupt nicht zu
Tage ausgegangen, und Dathe hatte dort auf der Karte den Granulit als
zum Gebiete des Andalusitgranulites gehörig bezeichnet. Auch die zweite
Auflage der Sektion Waldheim vom Jahre 1900 spricht noch von Andalusit-
granulit. Es gibt jedoch im sächsischen Granulitgebiet überhaupt keinen
Andalusitgranulit, sondern nur Sillimanitgranulit; es ist wohl nicht zu
vermeiden gewesen, dafs die diesbezügliche Angabe in meinen Elementen
der Lithologie, 1886, S. 183 nicht beachtet worden ist, denn in einem
für Studierende bestimmten Lehrbuche pflegt niemand neue Angaben zu
suchen. Im Gebiet also des Sillimanitgranulites, wie Sauer richtig angibt,
fand dieser den Prismatin als ein neues Mineral. Er berichtete darüber
48
in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 1886, Bd. 38,
S. 704: in einem Gestein, einer in jeder Hinsicht eigenartigen Mineral-
kombination, das vollkommen quarzfrei der Hauptsache nach aus mittel-
körniger albitischer Feldspatmasse bestünde, fänden sich als weitere
Bestandteile spärlich bis sehr häufig Prismatin mit seinem Umwandlungs-
produkt Kryptotil, Granaten und Turmälinkörnehen. In den Erläute-
rungen zur zweiten Auflage der Sektion Waldheim, 1900, S. 5 wird das
Gestein von E. Danzig kurz als ein rein körniger Granulit bezeichnet,
„der sich aufser durch seine haselnufsgrofsen, randlich meist in Chlorit
umgewaiidelten Granaten vornehmlich durch die reichliche Führung von
Prismatin auszeichnet“.
Dieses Vorkommnis von Prismatin, das einzige auf der Erde, galt
merkwürdigerweise in weiteren Kreisen als nicht mehr zugänglich oder
gar als erschöpft. Es steht aber immer noch völlig aufgeschlossen und
an einer öffentlichen, wenn auch auf fiskalischem Grunde befindlichen
Strafse leicht zugänglich an. Ich habe die Stelle in diesem Herbste
dreimal besucht und das Profil und die Gesteine zum Teil mit Assistent
und Gehilfen und auch mit Gebrauch einer Leiter möglichst eingehend
durchforscht. Die Mineralienniederlage der Königlichen Bergakademie
in Freiberg i. S. hat dabei auch reichliches Material sammeln lassen.
Herr Dr. Uhlig in Dresden ist mit einer erneuten näheren Untersuchung
des Prismatins, seiner von mir gefundenen Endflächen und seiner chemischen
Zusammensetzung beschäftigt. Ich beschränke mich in dieser Abhandlung
auf die geologischen und petrographischen Verhältnisse des Gesteins, das
sich als Ko rund granulit erwiesen hat. Das räumlich beschränkte, aber
hochinteressante Gestein würde vielleicht Prismatingranulit genannt werden
können, wenn nicht Korund einerseits sein bedeutsamster, andererseits sein
wesentlicher Gemengteil wäre: nur eine Abart wird wohl besser als Korund
führender Prismatingranulit weiter unten erwähnt werden. Der Korund ist
in dem Gestein in lichtvioletten bis rötlichen Täfelchen oder in kleinen
lichtbläulich- grauen Haufwerken schon mit blofsem Auge zu sehen; seine
Menge beträgt bis 3 v. H. des Gesteins, und er ist stets vorhanden und
gleichmäfsig verbreitet, was von dem Prismatin nicht in dem gleichen
Mafse gilt. Das Gestein selbst ist und bleibt ein Granulit, solange man
diese Bezeichnung als einen geologischen Begriff benutzt und benutzen
mufs. Analog dem Namen Hercynitgranulit, der ohne mein Zutun in Auf-
nahme gekommen ist, obwohl der Hercynit immer quantitativ in nur sehl-
geringer Menge vorhanden ist, soll hier sogleich die Bezeichnung des
Gesteins als Korundgranulit eingeführt werden.
Der Korundgranulit ist ein alumokrates Gestein, dessen vorwaltender
Gemengteil Plagioklas ist; seine Gemengteile werden am besten unter
folgenden fünf Kategorien aufgeführt:
A. Vorläufer: 1. Zirkon; 2. Rutil.
B. Aluminium reiche Gemengteile: 3. Andalusit; 4. Disthen ;
5. Sillimanit; 6. Korund.
C. Farbige, schwere, magn esiumhaltige Gemengteile:
7. Prismatin; 8. Dumortierit (?); 9. Granat; 10. Turmalin;
11. Biotit.
D. Helle, leichte Gemengteile: 12. Muscovit; 13. Plagioklas;
14. Orthoklas; 15. Quarz; (16. Apatit).
E. Sekundäre Ge meng teile.
49
II. Lagerung des Korundgranulites.
Der Korundgranulit ist dem System der Granulit-Abarten konkordant
in Form einer Linse eingelagert. Diese Lagerungsform ist hier mit dem-
selben Rechte anzugeben, wie sonst für besonders ausgezeichnete Gesteine
im Bereiche des sächsischen Granulitgebietes. Im Liegenden des Korund-
granulites treten Biotitgranulite und gemeine, meist ,,rein körnige“ Gra-
nulite auf. Das unmittelbare Liegende bildet ein quarzreicher Granulit
mit Sillimanit und ein wenig Hercynit und mit Granat; er weist ungleich-
mäfsige Mörtelstruktur auf. Halbwegs zwischen der liegenden Grenze des
Korundgranulites und der auf der Karte eingezeichneten Barytader wurden
zwei an Biotit sehr reiche, nur etwa 1 cm mächtige schiefrige Lagen ge-
sammelt, die keine Spur von Mörtelstruktur aufweisen und bei Armut an
Quarz neben Feldspäten, darunter Mikroperthit, grofse Mengen von Silli-
manitbüscheln von genau der Beschaffenheit, wie sie aus dem Korund-
granulit beschrieben werden sollen, enthalten; Rutil, Disthen und Zirkon,
der auch aus diesen Lagen isoliert und genauer studiert werden konnte,
sind weiter erwähnenswert.
Das unmittelbare Hangende des Korundgranulites bildet in einer
Mächtigkeit von 60 — 100 cm ein ganz ähnliches schiefriges, leicht zu Grus
zerfallendes, ebenfalls an Sillimanit reiches Gestein mit viel Biotit und
ebenfalls ohne jede Spur von Mörtelstruktur. Eingelagert sind dieser Bank
mehrere kürzere oder längere Lagen von wenigen Zentimetern Mächtigkeit
von gemeinem, rötlichem Sillimanitgranulit mit ungleicher Korngröfse, also
mit einer Art von Mörtelstruktur. Es folgen nach oben gemeine Granu-
lite, Biotitgranulite, Sillimanitgranulite.
Das Streichen der Granulite und also auch das der Linse von Korund-
granulit ist N 13° geogr. W bei einem Einfallen von 60° in 0, soweit
sich das überhaupt im Gebiete der Granulite genauer bestimmen läfst.
Da die Strafse und die Felswand noch mehr nach N gewendet streichen,
so ist die Linse auch nicht annähernd quer durchschnitten; doch ge-
winnt man von einem Punkte auf der Strafse weiter nach N zu recht wohl
den Anblick des Querschnittes. Im Profil an der Strafse wird die Linse
von oben her, wo sie sich nachweislich am Gehänge auskeilt, nach unten
zu im Niveau der Strafse sehr schnell mächtiger; in Wirklichkeit ist der
hier aufgeschlossene obere Teil der Linse schlanker, die Sohlfläche aber
ist bauchiger als die Dachfläche, und die wirkliche Mächtigkeit der Linse
im Niveau der Strafse dürfte nur 3 m betragen. Es ist nicht die geringste
Andeutung vorhanden, ob das aufgeschlossene Stück die Hälfte, den
gröfseren oder den kleineren Teil der ganzen Linse darstellt.
Fl^Diese Linse von Korundgranulit ist, im ganzen betrachtet, eine ein-
heitliche Masse, die sich durch ihre Gemengteile scharf vom Liegenden
und vom Hangenden abhebt. Innerhalb der Linse sind mehrfache An-
deutungen von Parallelstruktur vorhanden, vor allem aber ein reicher
Wechsel der Abarten des Gesteins. Ein beständiges Schwanken aller Ver-
hältnisse des Korundgranulites ist für ihn charakteristisch; ein beständiger
Wechsel innerhalb im ganzen doch enger Grenzen an Gemengteilen, Korn-
gröfse, Textur, Ausscheidungen macht das Gestein zu einem wahren Proteus:
die chemische Zusammensetzung dessen, was hier als Korundgranulit zu-
sammengefafst wird, könnte auch durch ein Dutzend Analysen nicht genau
angegeben werden, denn das Mengenverhältnis der Abarten läfst sich nicht
50
erkennen. Ich wage es anzugeben, clafs im liegenden Teil der Linse der
Prismatin am reichlichsten vorhanden ist, darüber folgt ein an Biotit reicher
Teil, dann die Abart mit den gröfsten Korunden, zu oberst wohl wieder an
Prismatin reicheres Gestein. Ich habe den Korundgranulit in 54 Dünn-
schliffen untersucht, zu denen die Stücke von den verschiedensten Teilen
der Linse herstammen, und ich bin doch noch nicht ganz sicher, ob ich im
folgenden wirklich eine erschöpfende Schilderung des Gesteines geben kann.
Trotzdem die Linse bei dem Anschnitt nahezu im Streichen ungefähr
15 m lang an der Strafse und auf eine Höhe bis zu 8 m über der Strafse
aufgeschlossen ist, kann man die Abarten leider, wie übrigens meist im
Granulitgebiet, doch nur erst bestimmen , wenn man das Gestein anschlägt,
denn alle reichlich vorhandenen Zerklüftungsflächen sind durch Bestege
verhüllt.
Aufser der steilen Stellung der Linse und der Zerklüftung sind weitere
Störungen der Lagerung kaum zu erkennen; vielleicht ist die Linse von
einigen ganz unbedeutenden Verschiebungen betroffen, und wenige Zenti-
meter mächtige Barytadern durchsetzen sie ebenso wie ihr Liegendes und
ihr Hangendes. Eine stärkere Verwitterung fehlt dem ja erst künstlich
aufgeschlossenen Gestein völlig.
III. Struktur des KorundgrauuJites.
Durch einander parallel gelagerte Blättchen von Biotit tritt eine Paral-
lelstruktur bald schwächer, bald stärker entwickelt, bis zur guten Spalt-
barkeit des Gesteins nur bei der Abart des rötlichen, schiefrigen Korund-
granulites, auf. Und wenn auch sonst Biotite oder andere Gemengteile
einander parallel gelagert sein können, so ist im allgemeinen die Struktur
der meisten Abarten doch fast richtungslos zu nennen. Auch eine Parallel-
struktur im grofsen durch Wechsellagerung der Abarten oder nur durch
geringe Unterschiede in der mineralischen Zusammensetzung tritt nicht
absonderlich hervor; gleichwohl läfst es sich nicht in Abrede stellen, dafs
innerhalb der ganzen Linse durchaus die Tendenz zu irgendwelcher Parallel-
struktur vorhanden ist.
Der Korundgranulit hat zuckerkörnige Struktur; auch die frischesten
kleinen Stücke lassen sich zu Sand zerdrücken. Der Korngröfse nach ist
das Gestein im allgemeinen als feinkörnig bis kleinmittelkörnig zu be-
zeichnen, indem die einzelnen Körner von Plagioklas, die hierfür ausschlag-
gebend sind, nur seltener über 1 mm Durchmesser aufweisen. Es fehlt
dem Gestein in allen seinen Abarten jede Spur von Mörtelstruktur; es
fehlen ihm Mikroklin, zerstückelte Plagioklase, gebogene Zwillingslamellen,
undulöse Auslöschung, kurz alle Erscheinungen, die als Folgen einer mecha-
nischen Beeinflussung aufgefafst zu werden pflegen. Wenn jedoch zer-
brochene Gemengteile, und zwar namentlich solche von prismatischem
Habitus Vorkommen, wie sich das an Kristallen von Prismatin schon ma-
kroskopisch gar nicht selten beobachten läfst, so dürfte meines Erachtens
diese altbekannte Erscheinung nicht auf von aufsen einwirkende mecha-
nische Kräfte zurückzuführen sein, sondern einzig und allein auf die mole-
kularen Kräfte, die beim Kristallisieren auftreten: innere Arbeit im fest-
werdenden, im kristallinische Struktur gewinnenden Gestein ist es, die zur
Zerteilung von Gemengteilen führen kann, die früher starr werden, die,
wenn auch noch so wenig, älter sind.
51
Und hier im Korund granulit sind die Altersunterschiede zwischen den
verschiedenen Gemengteilen äufserst gering, wie weiter unten bei mehreren
derselben, insonderheit beim Turmalin, hervorgehoben werden wird. Im
wesentlichen sind vielmehr alle Gemengteile gleich alt: sie kristallisierten
nicht nach einander, sondern wesentlich durch einander, nur hat eben in
bekannter Weise ein Mineral mehr Kristallisationstendenz als ein anderes,
eine Richtung an einem Kristall eine gröfsere als eine andere. Eine An-
ordnung der Gemengteile nach ihrem Alter läfst sich ungezwungen nicht
durchführen, ebensowenig eine Anordnung, bei der man nach Beziehungen
zwischen spezifischem Gewicht und Alter sucht. Zirkon und Rutil können
nur mit einem Anschein von Recht als „Vorläufer“ angegeben werden:
wie weit das richtig ist, wird sich im folgenden zeigen.
Die Gleichmäfsigkeit des Gefüges des Korundgranulites in allen seinen
Abarten wird unterbrochen durch Ausscheidungen leukokrater Natur, die
einige Verwandtschaft mit pegmatitischen Massen in den kristallinischen
Gesteinen haben. Ich habe die Vorstellung, dafs solche Ausscheidungen
entstehen durch den Zusammentritt von verwandten Molekeln, die aus
irgend einem Grunde beweglicher sind als andere. Vielleicht kommt
dabei die Beihilfe der sogenannten Mineralisatoren in Frage; es mag an
dieser Stelle genügen, darauf hinzuweisen, dafs Einschlüsse von flüssiger
Kohlensäure nur in Prismatin und Turmalin in Ausscheidungen nachge-
wiesen werden konnten.
Die Ausscheidungen haben im Korundgranulit immer nur geringe
Gröfse: die Mächtigkeit von einem Zentimeter und die Länge von einigen
Dezimetern wird nur selten überschritten werden, während es wohl zu
beachten ist, dafs solche Ausscheidungen auch nur als Hülle eines ein-
zigen kleinen Prismatinkristalles auftreten können. Bei stark entwickelter
Parallelstruktur liegen die Ausscheidungen alle parallel der Schieferung,
konkordant eingeschaltet. Durchgreifende Lagerung, die sich also dadurch
zu erkennen gibt, dafs die Ausscheidungen sehr verschiedene Stellung im
Anstehenden quer gegen die Mittelebene der Linse haben können, kommt
ganz sicher ebenfalls vor, aber doch nicht oft. Die Ausscheidungen können
manchmal makroskopisch recht scharfe Grenzen haben, im Dünnschliff
sind die Grenzen immer verschwommen. Es gibt aber auch Partien im
Gestein, und zwar sehr oft, die unregelmäfsig begrenzt sind und gar keine
scharfen Grenzen haben und die dabei so „unrein“ sind, dafs man nicht
mehr weifs, ob man sie als Ausscheidungen bezeichnen soll oder nicht.
Es finden sich auch alle Zwischenstufen zwischen Hauptgesteinsmasse
und Ausscheidung; es sind eben die Ausscheidungen keine fremden, von
aufsen hinzugekommene Massen, sie sind nicht etwa Injektionen von
aufsen her.
Die Korngröfse der reineren Ausscheidungen übertrifft vielleicht stets
ein wenig die der Hauptgesteinsmasse, und bei den Gemengteilen zeigen
sich auch einige Unterschiede. Die Ausscheidungen sind wie gesagt leu-
kokrater Natur; es überwiegt in ihnen der Feldspat, dem sich der Quarz
zugesellt; es tritt der Andalusit und der Muscovit allein in ihnen auf,
es fehlt ihnen der Disthen und der Sillimanit. Dann aber bilden die
Ausscheidungen die Hauptlagerstätte des Prismatins, der stets makrosko-
pisch auftritt und dessen gröfste Individuen nur in deutlichen Ausscheidun-
gen auftreten. In der Mittelebene oder Mittellinie der Ausscheidungen tritt
der Prismatin auf; die Stücke des Gesteins zerteilen sich öfters nach
52
solchen Flächen, die dann die reichlichste Anhäufung dieses Minerals auf-
weisen. Wie aber durchaus alle Verhältnisse beim Korundgran ulit schwanken,
so können solche Ausscheidungen auch ganz frei von Prismatin sein, und
andererseits kann er so im Gestein gleichmäfsig verteilt sein, dafs es eine
höchst gezwungene Auffassung wäre, wollte man dann den Prismatin noch
mit den doch an Feldspat reicheren Ausscheidungen in Beziehung bringen.
Was andere Gemengteile betrifft, so kommen sie sowohl im Gesteins-
gefüge, wie in Ausscheidungen vor. Zum Beispiel der Biotit, der Tur-
malin, der Granat. Der Korund ist überall im Gestein vorhanden, aber
die allergröfsten Kristalle treten doch erst in Ausscheidungen auf, während
die kleinen Haufwerke von Korundtäfelchen darin selten sind.
An diese leukokraten Ausscheidungen schliefst sich wohl an eine
quarzhaltige grobkörnige Masse mit Zerklüftung in kleine Prismen; sie ist
nur klein und ihre Grenzen waren schwer verfolgbar. Das Königliche
Mineralogisch- Geologische Museum in Dresden bewahrt ferner ein im Jahre
1885 vom Baurat Engelhardt geschenktes Stück an Prismatin reichen Granu-
lites auf, dessen eine Fläche mit einer etwa 2 mm dicken Lage von wirr durch-
einander liegenden schwarzen Turmalinsäulchen von winziger Gröfse bis
1 mm dick und 40 mm lang bedeckt ist; in einer Ecke derselben Fläche
liegt ein grobes Quarzaggregat mit wenig Turmalin. Das ist offenbar auch
ein Primärtrum in dem Granulitstück, das anf einer anderen Seite auch
noch eine Ausscheidung mit grofsen Muscovitkristallen aufweist. Der sehr
stark pleochroitische Turmalin ist verschieden von dem sonst in dem
Gestein vorkommenden.
IT. GemeugteiJe des Korundgraimlites.
A. Vorläufer.
Die beiden Gemengteile Zirkon und Rutil, die das höchste spezifische
Gewicht haben und Elemente enthalten, die in Silikate nur ungern, so
möchte man sagen, eintreten, enthalten keine Einschlüsse der anderen
Gemengteile, kommen dagegen ihrerseits als Einschlüsse in allen vor, die
deren überhaupt aufnehmen. Man möchte ihnen deshalb ein höheres
Alter zuschreiben. Rutil erscheint eingeschlossen im Prismatin, allein im
Dünnschliff sieht man nicht selten, dafs die Rutile aufsen dicht am Pris-
matin liegen, und auf den Abdruckflächen aus dem Gestein herausge-
brochener Prismatine sieht man fast regelmäfsig eine ganze Menge grofser
Rutilkristalle schon mit blofsem Auge. Das erweckt den Eindruck, als
wären die Rutile von dem Prismatin bei seiner Bildung zur Seite ge-
schoben worden. Der Zirkon ist zu spärlich vorhanden, um an ihm eine
ähnliche Beobachtung machen zu können.
1. Zirkon. Scharf ausgebildete Kriställchen, zum Teil sehr flächen-
reich, kommen vor; sie wurden namentlich in dem bei der Isolierung des
Korundes zeitweilig gewonnenen Kristallsande gefunden. Meist tritt der
Zirkon in kleinen Körnern hinab bis zu winziger Gröfse auf, die Oltropfen
ähnlich glatt sind, stellenweise aber dabei doch Kombinationsstreifung deut-
lich beobachten lassen. Es läfst sich in keiner Weise die Ansicht begrün-
den, es hätten die Körner Geröllform. Die Zirkone sind farblos, stark licht-
brechend, optisch einaxig; den optischen Charakter festzustellen gelang
an den wenigen dafür in Betracht kommenden Körnchen nicht. Verwachsung
53
mit Rutil wurde mehrfach beobachtet; winzigste, opak erscheinende rund-
liche Einschlüsse sind selten, ihre Natur mufs unbestimmt bleiben.
2. Rutil. Der Korundgranulit ist meinen Beobachtungen nach der-
jenige Granulit, der die gröfste Menge von Rutil enthält. Bis ein Milli-
meter lange dicke Säulchen treten fast überall auf den Bruchflächen des
Gesteins durch ihren starken Diamantglanz in Menge lebhaft hervor,
unter dem Mikroskop aber nimmt ihre Menge erstaunlich zu. So wurden
z. B. bei schwacher Vergröfserung im Gesichtsfelde auf einmal gegen
50 stärkere Kriställchen gezählt. Und mit Erstaunen sieht man bei
einer kleinen Verschiebung des Präparates nur lange, dünne und aller-
dünnste Nadeln in Menge liegen. Ein solcher unaufhörliche]- Wechsel in
der Gröfse der Rutile ist überall in allen Präparaten wahrzunehmen.
Alle die gelben dünnen bis rotbraunen dicken Rutile haben scharfe Kristall-
form, nur an den Enden tritt bisweilen eine Rundung auf; eine weitere
auffällige Ausnahme wird beim Korund zu erwähnen sein. Knieförmige
Zwillinge sind durchaus selten. Wenn sehr lange Nadeln in dicht hinter-
einander liegende Stücke zerteilt sind, so dürfte hier in der Tat eine Zer-
teilung, eine Zerstückelung bei der Kristallisation der Wirte vorliegen.
Ausnahmsweise wurden auch einige haarfeine gebogene Nadeln gesehen.
B. Aluminiumreiche Gemengteile.
Der Korundgranulit liegt im Bereiche der Sillimanitgranulite; Korund
und Sillimanit verleihen ihm in erster Linie einen besonderen Charakter,
und wenn auch der Turmalin gewifs zu den tonerdereichen Gemengteilen
gehört, so verweist ihn doch sein Gehalt an Magnesia in die nächste Gruppe.
3. Andalusit. Nur ein einziges gröfseres Korn in allen 54 Präpa-
raten konnte durch seinen charakteristischen Pleochroismus mit Sicher-
heit als Andalusit bestimmt werden. Es liegt vergesellschaftet mit Mus-
covit und Quarz, also höchst wahrscheinlich in einer Ausscheidung. Da-
gegen wurden mehrere grofse Pseudomorphosen auch in Ausscheidungen
oder doch an Stellen mit besonderer mineralischer Zusammensetzung
gefunden, die wenigstens wahrscheinlich auf Andalusit zurückzuführen
sind. Die auf den Gesteinsbruchflächen zum Teil mehr als ein Quadrat-
zentimeter grofsen Pseudomorphosen von licht grünlichgrauer Farbe sind
meist ziemlich scharf rechteckig, namentlich steht eine Fläche senkrecht
gegen eine schwach hervortretende Faserung. Sie treten auf in der
Gesellschaft von primären Museo vitblättern und von Quarz, bestehen aus
einem Filz von glimmerartigen Schuppen und enthalten bisweilen Ein-
schlüsse von Turmalin in gut geformten Kriställchen : da letzterer niemals
im Prismatin eingeschlossen vorkommt, so liegen nicht etwa Umwand-
lungsprodukte dieses Minerals vor, mit dem auch die Form nicht stimmt.
Als einen akzessorischen Gemengteil in akzessorischen Bestandmassen
könnte man den Andalusit bezeichnen.
4. Disthen. Allgemein verbreitet, aber nur in geringer Menge und
mikroskopisch klein erscheint der Disthen. Er bildet Körnchen, die
wenigstens teilweise Kristallumrisse aufweisen; vollständig reine Substanz,
schiefe Auslöschung gegen scharfe Spaltrisse und gegen die Begrenzungs-
linien und seltener auftretende Zwillingsbildungen charakterisieren ihn
hier wie in anderen Granuliten. Auf sein Verhalten bei der Verwachsung
mit Turmalin soll schon hier vorläufig aufmerksam gemacht werden.
54
5. Sillimanit. Dieser überall und meist ziemlich reichlich vor-
handene Gemengteil erscheint in dreifacher formaler Entwickelung. Nur
in der rötlichen schiefrigen Abart des Korundgranulites gewahrt man
vereinzelt locker radialstrahlige Gruppen von bis 1 cm langen und bis
0,5 mm dicken wasserklaren, stark glänzenden Prismen, die stets mit Biotit
verwachsen sind. Ungleich häufiger sind die beiden anderen Erscheinungs-
weisen, die auch in der erwähnten Gesteinsabart und sonst überall auf-
treten, durch Übergänge miteinander verbunden, aber doch einigermafsen
gesondert in den einzelnen mikroskopisch untersuchten Stücken Vorkommen.
Makroskopisch treten sie nicht hervor, nur mit der Lupe kann man ihre
Anwesenheit öfters halbwegs erkennen.
Die zweite Erscheinungsweise schliefst sich an die erste eng an;
es treten Anhäufungen von wasserklaren, einschlufsfreien Nadeln auf, die
mehr oder minder parallel liegen oder, öfter, schwach divergent strahlig,
und zwar locker angeordnet sind. Sie zeigen die bei solchen Sillimanit-
nadeln ganz gewöhnliche Zerstückelung und die seitlichen Einschnitte
und Lücken; in Granuliten pflegen diese Erscheinungen besonders deutlich
und klar entwickelt aufzutreten.
Zum dritten, und zwar besonders häufig, bildet der Sillimanit dicht
geschlossene schwach radialstrahlige Bündel, knötchenartige Gebilde mit
einem Durchmesser bis über 1 mm; der Ausstrahlungspunkt liegt meist
am Rande. Die Interferenzfarben sind auch in sehr dünnen Schliffen
oft unregelmäfsig durcheinander gemischt, was auf einen verflochten
filzigen Aufbau hinweist. Aufserst charakteristisch ist für sie das Ver-
hältnis, dafs über den Rand der Knötchen einzelne Kristallspitzen ein
wenig hervorragen — wie ausgefranst sehen die Bündel an der dem
Ausstrahlungspunkt gegenüberliegenden Seite aus. Einschlüsse fehlen.
Querschnitte der Bündel, deren Individuen übrigens gar nicht sehr fein
sind, zeigen die charakteristische Spaltbarkeit des Sillimanites, woran er
am leichtesten mit Sicherheit zu erkennen ist. Der Sillimanit ist leicht
mit Flufssäure isolierbar. Eine faserkieselartige Durchwachsung mit Quarz
kommt gar nicht vor. Die beiden letzten Erscheinungsweisen finden sich
in allen Sillimanitgranuliten Sachsens. Daran, dafs der Sillimanit aus
Biotit hervorgegangen sei, mit dem er bisweilen verwachsen vorkommt,
ist hier nicht zu denken.
6. Korund. Meines Wissens ist bisher der Korund noch nicht als
ein gleichmäfsig verteilter wesentlicher Gemengteil eines Gesteins, abgesehen
natürlich vom Schmirgelfels, in Europa bekannt geworden. Es mag des-
halb erlaubt sein, ihn etwas ausführlicher zu besprechen.
Da Korund durch Säuren und auch durch Flufssäure nicht ange-
griffen wird, so schien es zunächst eine leichte Aufgabe zu sein, ihn
aus dem Gemenge von Silikaten zu isolieren. Bei der Behandlung des
zerdrückten Gesteins mit Flufssäure, kalt oder warm, mit oder ohne
Zusatz von Schwefel- oder Salzsäure, bleiben auch bei langer Einwirkung
leider auch Rutil, Turmalin, Prismatin, Sillimanit, Disthen, Granat übrig;
grofse Korunde kann man aussuchen, die allerwinzigsten Täfelchen durch
Schlämmen, wenn auch nicht rein, gewinnen. Da nun angegeben wird,
dafs Korund auch durch Natriumkaliumkarbonat im Schmelzflufs nicht
angegriffen wird, so schien der Weg zur Absonderung des Korundes aus
dem Rückstände der Behandlung mit Flufssäure gegeben. Rutil löst sich
in der Schmelze bekanntlich leicht und schon bei verhältnismäfsig nie-
55
clriger Temperatur auf, aber die übrigen Mineralien und vor allem der
Prismatin bedürfen zu ihrer Auflösung anhaltender starker Hitze schon
im feinstverteilten Zustande. Grofse Prismatinkörner widerstehen dem
Schmelzflufs stundenlang. Behandelt man nun jenen Rückstand in dieser
Weise, dann sind aus ihm alle kleinen Korunde verschwunden, sie haben
sich aufgelöst, die gröfsten sind abgerundet, angegriffen. Ein direkter
Versuch zeigte, dafs Korund sich langsam auflöst in geschmolzenem
kohlensauren Natronkali, in dem zunächst Quarz aufgelöst worden war;
dicke Spaltungsstücke gehen aus dem Schmelzflufs nach einstündiger Ein-
wirkung mit abgerundeten Kanten und Ecken und stark verkleinert hervor:
Korund kann in einem Schmelzflufs mit freier Kieselsäure
nicht bestehen und noch viel weniger sich daraus bilden.
Bei der winzigen Gröfse vieler, ja der meisten Kriställchen von Ko-
rund ist eine völlig exakte Bestimmung der Menge derselben im Gestein
unmöglich; chemische Versuche und Ausmessungen und Berechnungen an
den Dünnschliffen machen es mir wahrscheinlich, dafs die Menge dem
Gewicht nach 3 v. H. nicht übersteigt in den an Korund reichsten
Stücken; in der daran ärmsten Abart des quarzreichen Granulites sinkt
die Menge offenbar auf vielleicht 0,01 v. H.
Dafs der Korund durch Atmosphärilien doch zersetzt wird, ist mehr-
fach beobachtet worden; es bleiben auch hier trübe, weifse Substanzen
zurück, doch kann auch ich etwas genaueres nicht angeben.
Der Korund hat in dem vorliegenden Gestein die hellviolette Farbe des
sogenannten orientalischen Amethystes; die Farbe tritt an allen gröfseren
Individuen auf und auch an dem feinsten isolierten Staube im Haufen
unter Wasser hervor. In auffallendem Lichte erscheinen die Korunde oft
licht rosa; überdies sind manche etwas heller, andere etwas kräftiger ge-
färbt, so dafs man im Dünnschliff unter dem Mikroskop oft einen an das
Schokoladenfarbige grenzenden Ton sieht. Dickere Kristalle sind schwach
aber deutlich pleochroitisch.
Starke Lichtbrechung und schwache Doppelbrechung lassen den Korund
unter dem Mikroskop namentlich bei schwacher Vergröfserung auf den
ersten Blick erkennen; Haufwerke kleiner Individuen aber erscheinen im
durchfallenden Lichte durch Totalreflexion recht dunkel, und sie sind schwer
analysierbar. Optische Einaxigkeit, negativer Charakter und seltenes Auf-
treten optischer Anomalie liefsen sich an den isolierten Kristallen leicht
feststellen.
In den isolierten, in Balsam eingebetteten, tafelförmigen und natürlich
meist auf der Basis liegenden grofsen bis kleinsten Kristallen gewahrt man
nicht selten winzigste farblose, sehr stark doppeltbrechende Körnchen, die
dem Zirkon angehören mögen. Rutil erscheint oft eingeschlossen im Ko-
rund, merkwürdigerweise aber meist in abgerundeten, spindelförmigen
Körpern, die durch Farbe und Liebt- und Doppelbrechung doch unzweifel-
haft ihre Natur erkennen lassen. Da erhebt sich denn doch die Frage,
ob der Rutil schon als fertiggebildeter, älterer Gemengteil bei der Kristal-
lisation des Korundes von diesem umhüllt worden sei, denn sonst hat er
ja, wie erwähnt, im Gestein scharfe Kristallform. Nur sehr selten wurden
pleochroitische Körner augenscheinlich von Turmalin als Einschlufs in
isolierten gröfseren Korunden gesehen; es handelt sich gewifs um Ein-
schlüsse, nicht nur um angewachsene Körnchen.
56
Ferner enthält der Korund farblose, anisotrope, meist ovale Ein-
schlüsse, die wohl dem Feldspat angehören: die alsbald zu besprechenden
Wachstumserscheinungen bieten dieser Deutung eine genügende Stütze. In
den gi öfseren Korundtafeln sind diese Einschlüsse bisweilen in der Mitte
besonders zahlreich. Flüssigkeitseinschlüsse konnten nicht nachgewiesen
werden, winzige dunkel erscheinende Dinge mögen vielleicht Gasporen sein.
Aber auffällig sind besonders farblose, ovale Einschlüsse mit schmaler
Umrandung, die sich isotrop verhalten. Ich möchte sie doch für Einschlüsse
von Feldspat halten, denen sie der Form und Gröfse nach ähneln; sie
sind vielleicht so dünn, dafs sie auf das polarisierte Licht nicht mehr
merklich einwirken.
Der Korund tritt in zwei Erscheinungsweisen auf, in einzelnen, meist
gröfseren Kristallen und in Haufwerken aus sehr kleinen. Übergänge sind
vorhanden, aber verhältnismäfsig selten. Was zunächst die Einzelkristalle
an betrifft, so sind sie stets tafelförmig durch Yorwalten der Basis, die
von Rhomboederflächen begrenzt wird. Der gröfste Kristall, der gefunden
wurde, hat die Mafse 10:5: 0,5 mm; kleinere von 2 — 4 mm Durchmesser
sind häufig in der Abart des roten schiefrigen Korundgranulites. Auch
noch kleinere und kleinste Einzelkristalle kommen reichlich vor. Die
Tafeln sind oft scharfe Kristalle, bisweilen aber auch, wenigstens scheinbar,
durch Wachstumsverhältnisse abgerundet. Auf der Basis nicht nur der
gröfseren sondern selbst kleinster Tafeln sieht man meist die charak-
teristischen dreieckigen Fortwachsungen, und es ist vielleicht zu beachten,
dafs die beiden Basisflächen sich gerade so, wie dies von grofsen säulen-
förmigen Korundkristallen bekannt ist, hierbei verschieden verhalten können;
eine Basis kann kräftige, sich stufenförmig wiederholende Fortwachsungen
aufweisen, die der Gegenfläche vielleicht ganz fehlen.
Oft sind nun in die Tafeln von aufsen her Feldspatkörner mit rund-
lichem Umrifs eingewachsen, sie können selbst tief in die Körner Vor-
dringen; in den mit Flufssäure behandelten Korunden sieht man dann
rundliche, lappige Einbuchtungen und Löcher mitten in den Tafeln. Ich
möchte darauf aufmerksam machen, dafs solche in Balsam eingebettete
Korunde in den Einbuchtungen Luftbläschen festhalten können, die
dann Flüssigkeitseinschlüsse Vortäuschen. Andererseits ist offenbar ein
Zusammenhang vorhanden zwischen dem Eindringen der Feld späte mit
rundlichen Umrissen und der Form der Einschlüsse von Feldspat.
Die Fortwachsungsstreifung auf der Basis ist natürlich nicht mit
Zwillingsbildung verbunden; Zwillingslamellen wurden durchaus niemals
beobachtet. Doch spaltet der Korund sehr leicht nach Rhomboederflächen,
die Tafeln sind sogar sehr spröde, sie zerbrechen leicht, und es ist fast
unmöglich, gröfsere Korunde in einem genügend dünnen Präparat zu er-
halten. An den irgendwie gröfseren Einzelkristallen, die doch in Dünn-
schliffen zur Beobachtung gelangen , wird man wohl mit Sicherheit bis-
weilen auch feststellen können, dafs sie zerbrochen im Gesteinsgewebe
liegen ; sie sind zerbrochen worden bei der Kristallisation der Feldspäte.
Ungemein charakteristisch ist nun die zweite Erscheinungsweise des
Korundes in kleinen Haufwerken von etwa 0,5 mm oder weniger Durch-
messer. Diese Haufwerke treten makroskopisch als kleine, aber scheinbar
gröfsere, hellbläulichgraue Fleckchen überall, bald reichlicher, bald spär-
licher deutlich hervor; man mufs sich nur erst ein wenig daran gewöhnen,
sie besonders zu beachten. Sehr kleine Täfelchen von Korund liegen nur
57
sehr selten vereinzelt im Gestein; häufiger ist schon eine lockere An-
sammlung derselben. Meist aber sind eben die 0,03 bis 0,io mm grofsen
Täfelchen zu Haufwerken zusammengetreten mit eingelagerter Feldspat-
masse. Die Haufwerke haben unregelmäfsige rundliche Form oder sie
zeigen einzelne geradlinige Begrenzungen, selbst annähernd sechseckige
Gestalt. Die Täfelchen selbst sind nicht selten partienweise einander
parallel gestellt, was natürlich nur dort zu erkennen ist, wo sie im Prä-
parat aut der Kante stehen; man erhält den Eindruck, dafs an Ort und
Stelle gröfsere Kristalle von Korund haben entstehen wollen, das Be-
streben der Tonerdemolekeln, sich aneinander zu legen, konnte aber den
Widerstand der schon fertigen oder im Bildungsakte befindlichen Feld-
spatmolekeln nicht mehr überwinden. Dasselbe Verhältnis offenbart sich
an der Form der einzelnen Täfelchen, die man weniger gut im Dünnschliff
als im isolierten Staube prüfen kann: neben spärlicheren ganz scharf
hexagonal umgrenzten herrschen die mehr rundlichen entschieden vor.
Die grofsen Kristalle liegen in dem roten schiefrigen Korundgranulit
im Gesteinsgewebe eingestreut wie irgend ein anderer Gemengteil, meist
parallel der Schieferung, gelegentlich aber auch quer dagegen gestellt.
Sie sind meist auf manchen Schieferungsebenen reichlicher vorhanden. Sehr
grofse und die gröfsten Korunde erscheinen aber in demselben Gestein
auch in den feldspatreichen Ausscheidungen, neben dem Prismatin und
gelegentlich auch mit ihm verwachsen. In dieser Gesteinsabart liegen
aber auch unzählige Haufwerke von Korund, beide Erscheinungsweisen
treten also auch zugleich auf. in den meisten Abarten finden sich nur
die Haufwerke und nur ausnahmsweise auch einmal eine gröfsere Tafel.
Wie erwähnt bildet Feldspat das Bindemittel der einzelnen Täfelchen in
den Haufwerken, und diese selbst liegen zwischen den gröfseren Feldspat-
körnern. Besonders beachtenswert aber ist es, dafs die kleinen Korund-
täfelchen auch sehr oft sich an die Kristalle und Körner von Disthen
und an die Bündel von Sillimanit anlegen, nicht mehr in den gleichsam
selbständigen geschlossenen Haufwerken, sondern als eine nur schmälere
Kruste an einer Seite jener Silikate oder selbst rundherum. Das sieht
dann so aus, als wäre das Wachstum der Silikate durch die Bildung der
Tonerdekristalle zum Stillstand gekommen. Man könnte aber auch die
Frage aufwerfen, ob nicht etwa die Korunde erst durch epigenetische
Prozesse aus den Tonerdesilikaten entstanden sind. Da nun aber winzige
Korunde auch lockere Anhäufungen im und zwischen Feldspat bilden
können, da grofse Korunde in den Ausscheidungen Vorkommen, in sehr
reinen Ausscheidungen, die niemals auch nur eine Spur von Sillimanit
enthalten, so läfst sich meines Erachtens kein genügender Anhalt finden,
um die epigenetische Entstehung der Korunde zu behaupten. Es hielse
sich zu sehr einer grundlagelosen Spekulation hingeben, wollte man aus
dem beobachteten Nebeneinander gleich auf ein Entstehen aus einander
schliefsen. Man müfste dann eben auch gleich darauf Rücksicht nehmen,
dafs die Korundhaufwerke nun nicht blofs nakt im Feldspat liegend Vor-
kommen, sondern auch zunächst von Turmalin oder von Biotit umwachsen
auftreten. Man müfste also mit gleichem Rechte auch einen Nachweis
oder doch den Beweis der Möglichkeit verlangen, dafs auch wieder der
Korund aufgebraucht werden kann zur Bildung von Turmalin. In der
quarzreichen Abart des Korundgranulites wurde beobachtet, dafs ein Korn
von Sillimanit zunächst von Korund, dieser von Feldspat und letzterer
58
noch von Quarz umwachsen auftritt; eine Hülle folgt auf die andere als
ein Beispiel für die in allen Granuliten so häufige zentrische Struktur.
Niemals ist Korund unmittelbar mit Quarz verwachsen, wohl aber
erscheint letzterer in mikroskopischer Nähe des Korundes, in Entfernungen,
die nach Hundertsteln vom Millimeter zu messen sind.
C. Farbige, schwere, magnesiumhaltige Gemengteile.
Erst bei der Besprechung der Abarten des Korundgranulites wird es
zu erläutern sein, inwieweit die magnesiumhaltigen Gemengteile einander
vertreten, obwohl sie auch nebeneinander Vorkommen. Der fragliche
Dumortierit wird hier eingereiht, weil er nur mit dem Prismatin zusammen
auftritt.
7. Prismatin. Nach der einzigen Analyse Sauers, die wir bisher von
diesem Mineral besitzen, ist der Prismatin wesentlich ein magnesium-
haltiges Tonerdesilikat. Er tritt nur in stets makroskopisch sichtbaren
Kristallen auf, und zwar eben in Kristallen; Körner sind auch unter dem
Mikroskop nur in der Mitte von Kristallgruppen in geringer Menge vor-
handen. Die in unsere Hand- und Lehrbücher übergegangene Mitteilung,
dafs er in bis daumenstarken Kristallen vorkomme, bedarf doch einer
starken Einschränkung; ich wenigstens habe in zwei Zentnern klein ge-
schlagenen Gesteins nur einen Kristall einer solchen Gröfsenordnung ge-
funden. Es sind schon Prismen von 5 — 7 mm Durchmesser ziemlich
selten, die dabei eine Länge von 2 — 3 cm erreichen. Am häufigsten sind
die Kristalle 0,5 — 2 mm dick und 5 — 20 mm lang; reichlich vorhanden
sind Kristalle von 1 — 2 cm Länge, doch können auch 2 mm dicke Indi-
viduen bis über 4 cm lang werden. Alle Kristalle sind quer gegen die
Vertikalachse zerklüftet oder leicht zerbrechlich. Nochmals mag es betont
werden, dafs wenigstens alle grofsen Prismatine nur in Ausscheidungen oder
doch wenigstens von einem Feldspathof umgeben Vorkommen; die kleineren,
und zwar stets verschieden grofse, sind oft zu lockeren radialstrahligen
Gruppen in der Ebene oder im Raume vereint. In der Prismenzone sind
die Kristalle immer gut entwickelt, Endflächen sind sehr selten; die Spalt-
barkeit nach dem Prisma ist gut, eine Teilbarkeit nach Flächen senkrecht
oder schräg gegen das Prisma auch immer vorhanden.
Zerbrochene Kristalle findet man oft genug, wobei Feldspat und Quarz
zwischen die Stücke eingedrungen sind. Feldspat und Quarz liegen aber auch
zwischen den Strahlen der Prismatinsonnen, und es ist geradezu auffällig,
wie gerade der Quarz in den Ausscheidungen sich neben und zwischen
den Prismatinen vorfindet. Dazu kommt noch die Skelettbildung der Pris-
matine, wobei ebenfalls Quarz und Feldspat es sind, die die Herausbildung
geschlossener Kristalle verhindert haben. Solche Skelettbildungen sind
besonders in Querschnitten leicht zu studieren, in denen ein Prismatin in
Teilstücke zerlegt erscheint, ja bisweilen eine halboffene Hülle mit anderen
Teilen um Quarz und Feldspat bildet, wobei alle Teile zu einem Individuum
mit genau gleicher optischer Orientierung zusammengehören. Wahrscheinlich
gehen solche Querschnitte meist durch die Enden der Prismen. Die Hüllen-
bildung ist sonst ganz gleich derjenigen, die beim Granat in Granuliten
bekannt ist.
Im Dünnschliff ist ein Pleochroismus der licht weingelben, stark^licht-
und doppeltbrechenden Prismatine nicht wahrnehmbar. Als Einschlüsse
“59
erscheinen nur selten der ja überhaupt spärlich vorhandene Zirkon und
dann der Rutil; dafs die Kriställchen des letzteren bei der Bildung des
Prismatins auch augenscheinlich zur Seite geschoben worden sind, wurde
schon oben erwähnt. Spärlich sind auch Dampfporen und Flüssigkeits-
einschlüsse, die meist in Ebenen quer gegen die Prismenzone angeordnet
sind; es wäre nicht unmöglich, dafs die Zerbrechlichkeit der Prismatine
mit solchen Einschlufsebenen zusammenhängt, ln Längsschnitten sind allerlei
zarte und winzige Dinge zu sehen, die vielleicht auch Einschlüsse dar-
stellen, aber nur in einem Querschnitt wurden deutliche Flüssigkeits-
einschlüsse mit sehr lebhaft beweglicher Libelle gefunden , die bei
geringer Erwärmung verschwindet und bei der Abkühlung wieder er-
scheint, so dafs man sie ohne weiteres für Einschlüsse flüssiger Kohlen-
säure halten darf.
Die kleineren Prismatine sind sehr oft völlig frisch und wasserklar;
ein dünnster Überzug von einem glimmerigen Mineral, vermöge dessen sie
wie die gröfseren sich leicht aus dem Gestein herausbrechen lassen, stammt
wohl eher von dem anliegenden Feldspat her. Dann aber tritt von aufsen
und von den Querklüften her die Umwandlung in das faserige, schwach
licht- und doppeltbrechende Mineral ein, das von Sauer als Kryptotil be-
zeichnet worden ist; in letzterem kann auch eine Menge von roten Körnchen
von Eisenhydroxyd auftreten.
8. Dumortierit (?). Nur neben in der Umwandlung begriffenem
Prismatin tritt ein Mineral auf, das vielleicht als Dumortierit zu deuten
ist. Es sind parallelfaserige Bündel mit starken Pleochroismus: der parallel
der Vertikalachse schwingende Strahl ist hell violett, selten kräftig rot, einmal
an einer kleinen Stelle blau, der senkrecht dagegen schwingende ganz licht-
gelblich, fast farblos. Das Mineral bricht das Licht schwächer als Pris-
matin, stärker als dessen Zersetzungsprodukt Kryptotil; es liegt neben
dem Prismatin oder wächst an den Enden der Prismatine gleichsam aus
ihm heraus, es kann aber auch in Bündeln Vorkommen, die nur in der
Nachbarschaft des Prismatins liegen. Nur in sechs Präparaten wurde es
gefunden, und es läfst sich kein Gesteinstypus angeben, in dem es zu suchen
wäre; doch findet es sich andererseits wohl nur in Ausscheidungen neben
Prismatin, wo sich auch noch faserige Bündel eines nicht farbigen Minerals
einstellen, die sich sonst den violetten ganz ähnlich verhalten. Der auf-
fallend starke Pleochroismus des Dumortierites von Beaunan findet sich
bekanntlich nicht dermafsen in dem violetten von Dehesa, S. Diego Co., Cal.
Das hier vorliegende Mineral, das nur in äufserst geringer Menge beob-
achtet wurde, ähnelt auffällig diesem violetten Dumortierit von Dehesa.
Ich mufs es unentschieden lassen, ob das in Frage stehende Mineral
sich sekundär durch Verwitterung aus dem Prismatin gebildet hat, oder
ob es epigenetisch aus letzterem hervorgegangen ist, oder ob es vollstän-
dig unabhängig vom Prismatin ist. Einerseits ist daran zu erinnern,
dafs Dumortierit von Rösler in Kaolinerden aufgefunden worden ist,
andererseits enthält der Korundgranulit in seinem Turmalin auch sonst
Borsäure.
9. Granat. Eine eigentümliche Rolle spielt der nur spärlich vor-
handene Granat in den Abarten des Korundgranulites. Einmal tritt er
spärlich in zwei Abarten des Gesteins an dem nördlichen Ende des Auf-
schlusses auf in kleinen und winzigen Körnchen oder in Rhombendodekaedern,
Ketten bildend oder am Rande von groben Sillimanitbündeln, mit oder ohne
60
kelyphitische Rinde, mit den schwer bestimmbaren gewöhnlichen Einschlüssen
des Granulit-Granats, lichtrosa gefärbt. Dann aber findet man die schon
von Sauer erwähnten bis haselnufsgrofsen Granaten von ganz hellrosa
Farbe, die im ganzen doch auch nur spärlich und vereinzelt in den Aus-
scheidungen und im Gesteinsgewebe selbst auftreten. Die Granaten treten
nur ganz ausnahmsweise auf ohne andere Hüllen, als die eines lichtgrün-
lichen Zersetzungsproduktes, das sich auch auf Klüften herausgebildet hat.
Meist zeigen die Granaten eine Hülle von Biotit, der durch Atmosphärilien
leicht gebleicht und grünlich wird ; die von Sauer angegebene Hornblende
habe ich nie gesehen. Die Biotithülle kann verhältnismäfsig schmal oder
breit sein, ja es kann Biotit, wie es scheint, die Granatsubstanz ganz ver-
drängt haben. Ein solches Verhältnis zwischen Granat und Biotit findet
sich auch sonst in Granuliten. Unter dem Mikroskop sieht man hier die
Granatsubstanz (mit Einschlüssen von Rutil) in Bruchstücken ähnlichen Resten,
aufsen um die Biotithülle aber wieder noch eine fein struierte kelyphi-
tische Hülle. Gerade diese läfst es mir im höchsten Grade unwahrschein-
lich Vorkommen, dafs hier gewöhnliche Pseudomorphosen von Biotit nach
Granat vorliegen: epigenetische Vorgänge gleich bei der Entstehung des
Gesteins dürften eher in Frage kommen, und zwar um so mehr, als auch
diese Granaten von einem Hof von Feldspat umgeben zu sein pflegen,
wenn sie nicht in gröfseren feldspatreichen Ausscheidungen liegen. Im
ganzen ist der Granat im Korundgranulit nur ein „unwesentlicher“
Gemengteil; seine Rolle in anderen Granuliten übernimmt hier der Tur-
malin.
10. Turmalin. Schon Sauer hat die ungewöhnliche Erscheinungs-
weise des Turmalins in Körnern hervorgehoben; nach seiner Analyse ist
es ein Magnesia-Turmalin. Es glückte mir, einmal an einer Stelle einige
wenige etwa 2 mm grofse scharfe Kriställchen zu finden, die Messung auf
dem Goniometer gestatteten. In der Prismenzone der kurz säulenförmigen
Kriställchen treten die gewöhnlichen neun Flächen auf, an beiden Enden
das primäre Rhomboeder; hemimorphe Entwickelung war an den Enden
nicht zu beobachten. Ebenso gestaltet sind die winzigen Turmaline von
0,oi mm und die ein wenig gröfseren; alle makroskopisch sichtbaren Tur-
maline sind unregelmäfsig gestaltete Körner und Körnerhaufen mit einem
Durchmesser von höchstens etwa 2 mm. Die mikroskopische Unter-
suchung lehrt, dafs vornehmlich der Feldspat die scharfe Formentwicke-
lung der gröfseren Turmaline verhindert hat; er dringt ganz wie bei den
Korunden in die Turmaline in Buchten ein, bildet darin rundliche Ein-
schlüsse, oft in reichlicher Anzahl, und liegt zwischen sich sonst berühren-
den Turmalinindividuen. Von anderen Gemengteilen erscheint nur noch
der Rutil als wahrer Einschlufs.
In den dunkelbraunen, im Präparat gelbbraunen und wenig stark
pleochroitischen Turmalinen kommen nicht selten Einschlüsse vor von der
Form des Wirtes; beim Erwärmen nicht absorbierbare Libellen sind seltener
wahrzunehmen, meist beherbergen solche Einschlüsse allerlei winzigste
Partikeln, wobei es zweifelhaft bleibt, ob dann auch noch eine Flüssig-
keit in ihnen vorhanden ist. Echte dunkelumrandete Dampfporen kommen
auch vor. Um so auffälliger sind die unregelmäfsig gestalteten, zum Teil
grofsen Einschlüsse in einem grofsen Turmalin in einer Ausscheidung
neben den Pseudomorphosen nach Andalusit. Einige derselben ent-
halten zweierlei Flüssigkeit, deren innere mit der an den Enden
61
und Ecken liegenden anderen sich nicht mischt und eine bei der Er-
wärmung absorbierbare Libelle enthält. Die Grenze zwischen den beiden
Flüssigkeiten ist schmal und fein, woraus eben folgt, dafs auch die äufsere
Substanz eine Flüssigkeit ist. Überdies liegen unmittelbar neben den
Doppeleinschlüssen auch solche mit nur einer Flüssigkeit und nicht ab-
sorbierbarer Libelle. Diese Einschlüsse sind alle so grofs und so günstig
gestaltet, dafs die Erscheinungen bei der oft wiederholten Erwärmung
mit der gröfsten Sicherheit beobachtet werden konnten. In einem Ein-
schlufs treten infolge besonderer Form beim Abkühlen bisweilen zunächst
zwei Libellen auf, eine kugelrunde und eine gröfsere flache: es gewährt
einen wunderbaren Anblick, zu sehen, wie die zuerst immer gröfser ge-
wordene flache Libelle bei weiterer Abkühlung langsam wieder kleiner
wird bis zum Verschwinden, während die kugelrunde noch gröfser wird.
Der Turmalin ist im Korundgranulit aber noch in anderer Weise
interessant, nämlich dadurch, dafs er andere Gemengteile umhüllt, um sie
herumgewachsen ist. Es handelt sich dabei nicht um einfache Einschlüsse,
zumal zum Teil nur eine teilweise Umhüllung auftritt; in Fällen der
anscheinenden völligen Umhüllung auch durch nur ein Individuum liegen
im Präparat bei verhältnismäfsiger Gröfse der Gegenstände nur Durch-
schnitte vor, so dafs sich eine völlige Umhüllung gar nicht beweisen läfst.
Es wurde beobachtet: 1. Turmalin umhüllt Haufwerke von Korundtäfelchen;
2. es liegt Disthen mit teilweisem Rande von Korundtäfelchen als im
ganzen rundlicher Einschlufs im Turmalin; 3. Turmalin legt sich an eine
Seite eines Disthenindividuums, das an der anderen mit Kristallzacken
mit Feldspat verwachsen ist: die Grenze zwischen Disthen und Turmalin
aber ist glatt, unregelmäfsig, als wäre der Disthen angegriffen, aufgelöst
worden von dem Turmalin; 4. Sillimanit mit Korund besetzt erscheint als
Einschlufs im Turmalin; 5. Turmalin umschliefst Bündel von Sillimanit
ohne Kristallspitzen — sind diese neben dem Turmalin nicht zur Ent-
wickelung gelangt, oder sind sie vom Turmalin aufgelöst worden? Dabei
tritt der Turmalin als Einschlufs im Korund auf, winzige wohlgestaltete
Turmalinkriställchen erscheinen in Menge als Einschlüsse im Feldspat, der
Feldspat dringt in Buchten in Korund und in Turmalin ein: ich meine,
dafs das alles Verhältnisse sind, die nur durch eine im wesentlichen
gleichzeitige Entstehung aller Gemengteile erklärt werden können; eine
sicher bestimmbare Altersfolge kann gewifs nicht aufgestellt werden.
Dafs der Turmalin völlig unzersetzt bleibt, dafs in dem oben S. 52
erwähnten Primärtrum ein schon durch Farbe und stärksten Pleochrois-
mus ausgezeichneter anderer Turmalin erscheint, ist nur kurz zu er-
wähnen.
11. Biotit. Verschieden von dem mit Granat in Verbindung stehen-
den Biotit ist derjenige, der als ein Hauptgemengteil in mehreren Ab-
arten des Korundgranulites auftritt. Er ist widerstandsfähiger gegen
Atmosphärilien, und es scheiden sich aus ihm, besonders schön in den
gröfseren Blättchen, mit der beginnenden Zersetzung unzählige kurze
Nädelchen, wohl von Rutil, aus. Es dürfte ein hellbrauner titanhaltiger
Magnesiaglimmer vorliegen. Seine Blättchen liegen meist vereinzelt im
Gestein, wie es der herrschenden zuckerkörnigen Struktur entspricht;
doch kommen auch stellenweise Haufwerke von gröfserem Durchmesser
vor im Gestein wie auch in den leukokraten Ausscheidungen, in die er
doch auch, wenn auch selten, eintritt. Echte Flasern bildet er nie.
62
D. Helle, leichte Gemengteile.
12. Muscovit. Wohl nur in den Ausscheidungen, soweit das in
Präparaten erkennbar ist, tritt Muscovit auf als primärer Gemengteil.
Seine Vergesellschaftung mit Andalusit und Quarz wurde schon erwähnt.
Es wurden auch einige Ausscheidungen gefunden, in denen der Muscovit
in etwa 8 mm breiten und bis 2 mm dicken Kristallen auftritt; die
Kristalle sind stark verzwillingt und zeigen die federförmige Fältelung;
sie sind schwer schmelzbar und geben keine Lithiumreaktion. Mikro-
skopisch kleine Blättchen sind vollkommen klar und einschlufsfrei.
13. Plagioklas. Mit einer Ausnahme ist in allen Abarten des
Korundgranulites ein Plagioklas der vorherrschende Gemengteil, den Sauer
als „albitisch“ bezeichn ete. Ich weifs nicht, ob das Richtige getroffen
worden ist, wenn in Zitaten aus dem ,, albitisch“ geradezu Albit geworden
ist. Der Plagioklas tritt auf in Körnern, die eine sehr feine reichliche
Verzwillingung nach dem Albitgesetz besitzen; gleichzeitige Verzwillingung
nach dem Periklingesetz fehlt meist, oder sie ist sehr spärlich ausgebildet.
Wie aber alle Verhältnisse beim Korundgranulit schwanken, so findet
man auch in einem oder dem anderen Dünnschliff reichlich doppelte Ver-
zwillingung. Die Zwillingslamellen sind sehr dünn, stets vollkommen
gerade und verlaufen meist durch das ganze Korn. Das spezifische Ge-
wicht, durch Suspension in Kaliumquecksilberjodid neben reinem Albit
als Indikator bestimmt, erwies sich höher als das des Albites, chemische
Prüfung ergab Kalzium- und Kaliumgehalt, die Art der Verzwillingung
spricht gegen Albit, mehr für einen zwischen Albit und Oligoklas stehenden
Feldspat. Es ist schliefslich recht gleichgültig, ob der Plagioklas besser
als Albit oder als ein dem Albit nahestehender Oligoklas bezeichnet
werden soll. Eingelagerte Spindeln von anderer Lichtbrechung scheinen
den Kaliumgehalt -erklären zu können. Es genügt hier von Plagioklas
zu reden; die vielleicht von manchem vermifste genaueste Bestimmung
liefse sich nur gleich für alle Granulite durchführen. Dampfporen und
in gröfseren Feldspäten der Ausscheidungen auch deutliche Flüssigkeits-
einschlüsse mit bei der Erwärmung nicht absorbierbarer Libelle und
einer Annäherung an die Form des Wirtes sind reichlich vorhanden.
Durch sekundäres Eisenhydroxyd wird auch der Plagioklas rötlich gefärbt.
Seine Körner bilden die Fülle zwischen allen anderen Gemengteilen, und
es ist nur beachtenswert, dafs meist die anderen Gemengteile nicht sowohl
in den Plagioklasen liegen, als vielmehr zwischen den Feldspatkörnern.
14. Orthoklas. In einem fast richtungslos körnigen Gestein, wie
es mehrere Abarten des Korundgranulites sind, müfsten theoretisch weitaus
die meisten Durchschnitte durch einen feinlamellierten Plagioklas Zwillings-
streifung aufweisen. Wenn man unter den Dünnschliffen nun auch wieder
solche vorfindet, in denen eine Menge von nicht verzwillingten Feldspäten
liegt, die sich durch keinerlei sonstige Eigenschaften von den verzwillingten
unterscheiden, so wird man zunächst daran denken, dafs in dem Gestein
doch eine versteckte Parallelstruktur vorhanden sein könnte, derzufolge
die Plagioklase eine bestimmte Stellung annehmen, zumal ja Andeutungen
von . Parallelstruktur immer vorhanden sind. Allein der Umstand, dafs
unter den Feldspäten auch solche Vorkommen, die gar keine Verzwillingung,
dagegen die Lamellen oder Schläuche des Mikroperthites, wenngleich
ziemlich spärlich, aufweisen, wie in den Granuliten im Liegenden und im
63
Hangenden, weist doch wohl darauf hin, dafs neben dem Plagioklas auch
Kalifeldspat in Abarten des Korundgranulites und in den Ausscheidungen
vorkommt. Nur sind nicht etwa die rötlichen Feldspäte alle als Orthoklas
oder Mikroperthit anzusprechen, wie denn überhaupt strukturelle Unter-
schiede unter den Feldspäten vollständig fehlen. Alles sieht wesentlich
gleichartig aus, und entschieden herrscht zumeist ein dem Albit nahe-
stehender Plagioklas im allgemeinen bei weitem vor.
15. Quarz. Mit blofsem Auge erkennt man den Quarz, abgesehen
von der quarzreichen Abart, nur gelegentlich in gröfseren Körnern in den
Ausscheidungen. Erst die mikroskopische Untersuchung zeigt, dafs er
viel reichlicher darin vorhanden ist, besonders in der Gesellschaft des
Prismatins, als es den Anschein hat. Der Quarz, leicht erkennbar, ent-
hält meist die kurzen, opak erscheinenden, winzigen Nädelchen, deren
Natur vielleicht doch noch einmal sicher bestimmt werden kann, und
meist Dampfporen bis Flüssigkeitseinschlüsse. Letztere haben nicht selten
annähernd die Form ihres Wirtes, so dafs es möglich ist, nach ihrer Form
die optische Orientierung des sonst formlosen Kornes aufzufinden. Die
Libellen in den Einschlüssen sind meist recht grofs; aber auch wenn
sie klein sind und sich bewegen, werden sie doch nicht bei der Er-
wärmung absorbiert, höchstens werden sie dadurch zur Kühe gebracht.
Also weder im Feldspat noch im Quarz treten Einschlüsse flüssiger Kohlen-
säure auf.
(16. Apatit) fehlt allen Abarten des Korundgranulites durchaus völlig;
vereinzelte Körnchen in den Ausscheidungen gehören vielleicht zum Apatit,
sie könnten aber ebensogut einem anderen farblosen und stark licht-
brechenden Mineral angehören. Vielleicht stecken in dem Korundgranulit
und namentlich in den Ausscheidungen stellenweise doch noch andere
Mineralien, als ich erkannt habe; in dem untersuchten Material hoffe ich
nichts wesentliches übersehen zu haben.
E. Sekundäre Gemengteile.
Ich mufs gestehen, dafs ich nicht recht weifs, woher das Eisenhydroxyd
stammt, dafs nicht nur Feldspäte in feinem Staube rötlich färbt, sondern
ganzen Abarten eine rötliche Farbe verleiht, darin auch in kleinen Fleckchen
reichlicher angehäuft vorkommt und auch manche Klüfte überzieht. Ein
primäres Eisenerz habe ich nicht auffinden können, und ich kann nur ver-
muten, dafs doch winzigste Partikelchen von Schwefeleisen im Gestein, wo
es rötlich ist, vorhanden gewesen sind. Manganflecke kommen auf Klüften
auch oft vor. Im allgemeinen ist die Zersetzung des Korundgranulites
nur unbedeutend; nur Flitterchen, die wohl einfach als Sericit zu be-
zeichnen sind, lassen sich überall zwischen den Körnern der Gemengteile
beobachten. Sie werden wesentlich aus den Feldspäten hervorgegangen sein.
V. Abarten des Korundgranulites.
Obwohl das ganze Lager von Korundgranulit, gegen Liegendes und
Hangendes scharf abgegrenzt, eine tektonische und auch im geologischen
Sinne eine petrographische Einheit darstellt, so lassen sich doch mit
leichter Mühe einige Abarten unterscheiden, die räumlich begrenzt auf-
**
64
treten, und deren Trennung noch mehr zur Charakterisierung des ganzen
Vorkommnisses beitragen wird. Übergangsstufen finden sich, doch sehen
typische Handstücke der Abarten sehr verschieden aus.
1. Korundarmer Pri s matin granulit.
Das weifse, fein- bis kleinmittelkörnige Gestein ist durch kleinere und
bis 2 mm grofse Turmaline von dunkelbrauner Farbe gesprenkelt; Biotit
in kleinsten Blättchen kann ganz fehlen oder stellenweise — da wo Tur-
malin spärlich ist oder fehlt — vorhanden sein. Granaten von 3—4 mm
Durchmesser und bis zu mehr als 1 cm dicke liegen vereinzelt wie
Fremdlinge im Gestein , kommen in dieser Abart aber am reichlichsten
vor. Die ganze Masse ist bald mehr bald minder stark von Prismatin,
hauptsächlich in räumlich strahligen Aggregaten aus kleineren Kristallen,
durchsetzt; grofse Prismatine erscheinen nur in Ausscheidungen, die aber
spärlich vorhanden sind. Wenngleich man beobachten kann, dafs fast
alle Prismatinsonnen auch mehr in reinem Feldspat liegen, so würde es
doch eine gezwungene Auffassung sein, dabei schon jedesmal von einer
Ausscheidung zu reden. Diese Abart ist es allein, die der Beschreibung
Sauers entspricht; die kleinen Korundhaufwerke können anscheinend ganz
fehlen, und man wird sie im Hand stück gewifs übersehen, wenn man sie
nicht kennt und sucht. Sie können aber auch deutlichst und in gröfserer
Anzahl hervortreten, und dadurch ist dann ein Übergang gegeben in die
zweite Abart.
2. Körniger korundreicher Granulit.
Diese Abart wechselt am stärksten in ihrem Aussehen schon dadurch,
dafs der Grundton bald graulich, bald rötlich ist. Die Korundhaufwerke
sind massenhaft vorhanden, so dafs namentlich angeschliffene Flächen
geradezu durch bläulichhellgraue Fleckchen gesprenkelt sind. Parallel-
struktur ist nur schwach in verschiedenem Grade vorhanden, schon je nach
dem Gehalt der Abart an Biotit oder Turmalin. Es besteht ein ent-
schiedener Antagonismus zwischen Biotit und Turmalin: wenn einer von
beiden reichlich vorhanden ist, fehlt der andere gewifs gänzlich. Und
ein weiterer Antagonismus gibt sich zu erkennen, in dieser Abart wie in
den anderen auch, zwischen Prismatin einerseits und Turmalin und Biotit
andererseits: in dieser Abart findet sich der Prismatin nur in deutlichen
Ausscheidungen. Daraus folgt, dafs in dem Korundgranulit die magnesia-
haltigen Gemengteile einander vertreten ; der spärlichere Granat fügt sich
ebenfalls diesem Gesetz.
3. Biotitreicher Korundgranulit.
Der erwähnte Antagonismus zeigt sich auch vortrefflich in der dritten
Abart. Das Gestein ist ausgezeichnet durch seinen Reichtum an Biotit, wo-
durch es einen schwach violetten Gesamtton erlangt; trotz der Menge der
sehr kleinen Biotitblättchen ist Parallelstruktur nur wenig entwickelt. Diese
Masse enthält so gut wie keinen Turmalin, der aber in Ausscheidungen
vorkommt wie Granat und Prismatin. In dieser Abart sind die Korund-
haufwerke wohl nur erst unter dem Mikroskop zu sehen; dasselbe gilt
von dem Sillimanit, der allenfalls mit der Lupe in matten weifsen Körnchen
erkannt werden kann.
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4. Rötlicher schiefriger Korundgranulit.
Diese Abart ist es, die den Korund in grofsen Kristallen, daneben
aber auch stets in reichlichen Haufwerken enthält, die auch mit blofsem
Auge zu sehen sind. Auf der Spaltungsfläche eines Handstückes kann man
oft 20 und mehr solcher grofsen Tafeln zählen; sie treten durch ihre
glänzenden Basisflächen meist gut hervor, aber ihre Zahl nimmt doch erst
bei der Betrachtung mit der Lupe erheblich zu. Sie sind etwas unregel-
mäfsig verteilt, auf manchen Spaltungsflächen sind sie reichlicher vor-
handen, und die allergröfsten kommen, wie oben erwähnt, erst in den Aus-
scheidungen mit rötlichem Feldspat vor, die auch allein den Prismatin in
einzelnen Kristallen oder in ebenen Sonnen enthalten. Die Abart ist arm
an Turmalin, und Granat fehlt wohl ganz. Rutil und Sillimanit sind
reichlich vorhanden.
5. Weifser, an Korund armer, quarzreicher Granulit.
Die letzte Abart entfernt sich durch ihren grofsen Reichtum an Quarz
von allen andern. Sie tritt nur in einer kleinen, etwa 1 m langen und 0,5 m
mächtigen Lage gegen das nördliche Ende der Linse hin bequem zugänglich
auf. Das Gestein hat eine gestreckte Parallelstruktur dadurch, dafs der
Quarz lang spindelförmige etwa 0,5 mm dicke und 3 — 6 mm und mehr
lange, aus Körnchen zusammengesetzte Körper bildet, zwischen denen
erst der Feldspat, Plagioklas und faseriger Orthoklas, Sillimanit und
spärliche, meist nur stellenweise vorkommende kleinste Granaten stecken.
Biotit, Turmalin und Prismatin fehlen dem Gestein, dessen auffälligster
Gemengteil nun der Korund ist. Die kleinen graulichen Korundhauf-
werke sind überall bald spärlicher, bald reichlicher auf den ersten Blick
deutlich makroskopisch hervortretend zu sehen; allerdings ist das Gestein
sehr arm an Korund, denn es liegen wohl nur 3 — 7, höchstens einmal
10 — 12 Haufwerke in einer einen Quadratzentimeter grofsen Fläche. Das
Gestein ist unzweifelhaft ein Granulit, sein Quarz enthält Flüssigkeitsein-
schlüsse und die feinen kurzen Nüdelchen wie der Quarz, der in den
Ausscheidungen die Nähe des Prismatins liebt, seine Korundhaufwerke
gleichen vollständig denen in den an Korund reichen Abarten. Warum,
mufs man fragen, tritt in diesem Gestein freie Tonerde neben freier
Kieselsäure auf, warum ist nicht alle freie Tonerde, die nicht zur Bildung
von Feldspat verbraucht werden konnte, mit Kieselsäure zusammen-
getreten zu Sillimanit, der doch auch in dem Gestein vorkommt? Kann
freie Tonerde neben freier Kieselsäure in einem Eruptivgestein Vor-
kommen?
Alle Abarten aber gehören zusammen zu einer geologischen Einheit,
zu einem Korundgranulit, einem Gestein, das sich gut einfügt in die Gruppe
der Sillimanitgranulite. Der Korundgranulit ist ein ungewöhnliches Gestein,
aber nach Struktur, Vergesellschaftung und Lagerung ein echter Granulit.
VI. Das pflanzengeographische Form ati onsherb arium.
Yon Dr. B. Schorler.
Schon zu verschiedenen Malen ist in der botanischen Sektion der
Isis von dem pflanzengeographischen Formationsherbarium des botanischen
Institutes gesprochen und einzelnes daraus gezeigt worden. Eine Be-
schreibung dieses neuen Herbariums ist aber bisher noch nicht erfolgt.
Da nun von verschiedenen Seiten, von Fachbotanikern sowohl wie von
Lehrern der Naturwissenschaften, Anfragen über Einrichtungen eines
solchen Herbariums an das botanische Institut gelangt sind, so erlaube
ich mir im folgenden eine kurze Beschreibung desselben zu geben.
Das Formationsherbarium wurde nach den Anregungen und Plänen
des Herrn Geheimrat Drude im letzten Jahrzehnt angelegt. Die ersten
Anfänge reichen jedoch bis zum Jahre 1890 zurück. Es verfolgt den
Zweck, das systematisch geordnete Herbarium durch eine geographisch-
biologische Anordnung zu ergänzen, und es will Bilder von Vegetations-
formationen besonders von Sachsen und Thüringen vorführen und deren
Verschiedenheiten nach Meereshöhe, Unterlage und Jahreszeit zugleich
mit der Lebensgeschichte und Verbreitung einzelner Arten zur Darstellung
bringen. Es soll in erster Linie Vorlesungszwecken in der Pflanzengeo-
graphie dienen und ist daher so eingerichtet, dafs einzelne Formationen
im Hörsaal demonstriert werden können.
Das Herbarium besteht aus 84 cm langen und 41 cm breiten weifsen
Papplatten, die so grofs gewählt sind, damit auch gröfsere Pflanzen mög-
lichst vollständig und in ihren verschiedenen Entwickelungsstadien auf-
geklebt werden können. Stärkere Holzpflanzen oder solche mit dicken
Wurzelstöcken, die am besten mit Heftzwirn befestigt werden, kommen
auf Tafeln, die am Rande einen 1 cm dicken Holzrahmen als Schutzleiste
haben. Je zwei am oberen und unteren Ende angeleimte Fliefspapier-
bogen bilden den nötigen Stauhschutz.
Die Anordnung und Abgrenzung der Formationen ist nach dem sechsten
Bande der ,, Vegetation der Erde“*) erfolgt. Jedoch sind verwandte Forma-
tionen zu Formationsgruppen zusammengezogen, um den Umfang des Her-
bariums nicht zu grofs werden zu lassen. Und so sind auf den Tafeln die
folgenden grofsen Formationen zur Anschauung gebracht: Wald, Wiese, Moor,
subalpine Matten, Wasser-, Hügel- und Ruderalpflanzen. Daneben aber führen
Einzelbilder uns besonders charakteristische Bestände, wie die Thüringer
*) Engler, A.n. Drude, 0.: Die Vegetation der Erde, VT. Bd. Drude: Der Her-
cynische Florenbezirk. Leipzig 1902.
67
Muschelkalkflora, die Salzflora von Artern, die Lausitzer Niederungsmoore,
die Bergwiesen vom Geising im Erzgebirge usw. vor Augen. Jeder For-
mation und jedem Einzelbilde sind überdies Photographien der natürlichen
Verhältnisse beigegeben. Und bei den Wasserpflanzen ist das Plankton
durch eine Tafel mit farbigen Zeichnungen zur Anschauung gebracht. In
den Vorlesungen über eine der Formationen werden die betreffenden Tafeln
an den Schränken des Herbarsaales aufgestellt und geben nun in ihrer
Gesamtheit von jener ein recht deutliches Bild.
Die Anordnung der Pflanzen innerhalb einer Formation ist natürlich
keine systematische. Sie erfolgt nach der Wuchsform, wechselt aber in
den verschiedenen Formationen nach dem physiognomischen Wert der
einzelnen Arten in der Weise, dafs immer die herrschenden Formen voran-
gestellt werden. Im Walde z. B. kommen zuerst die Bäume, die immer-
grünen nach den laubabwerfenden, dann die Sträucher mit Zwerg- und
Schöfslingssträu ehern, hierauf folgen die Farne, Schachtelhalme und Bär-
lappe, dann die Basenbildner und die Stauden, letztere gruppiert nach der
Art des Überwinterns in perenne und redivive Stauden. Hieran schliefsen
sich die zwei- und einjährigen Blütenpflanzen, die Saprophyten und Para-
siten, und den Schlufs machen die Moose, Flechten und Pilze. Bei den
Wiesen stehen die Rasenbildner obenan usw. In den einzelnen Gruppen
gehen immer die allgemein verbreiteten Formen denjenigen voran, die
nur für bestimmte Regionen, z. B. für die Niederungs- und Hügelwälder
oder für die Bergwälder charakteristisch sind.
Für die Einteilung dieser Vegetationsformen wurde die Bearbeitung
Drudes in „Deutschlands Pflanzengeographie“, S. 33 ff. zugrunde gelegt.
Zu ihrem Verständnis sei hier nur das Folgende erwähnt. Von den eigent-
lichen Grofssträuchern, wie Haselstrauch, Weifs- und Schwarzdorn, mit
ihren von Grund an verzweigten langlebigen Holzstämmen mit oftmaliger
Blütenerzeugung, sind die Schöfslings- und Zwergsträucher oder Reiser
unterschieden. Die ersteren sind ausgezeichnet durch einzelne grofse,
schon im ersten Jahre ihre volle Höhe erreichende, zwei- oder mehrjährige,
beblätterte Langtriebe oder Schöfslinge, die ein- oder mehrmals blühen.
Zu ihnen gehören Brombeeren und Rosen. Die letzteren haben zahlreiche
kleine kurzlebige, fruchttragende Einzelsprosse oder Reiser, die ein- bis
zweimal Blüten erzeugen. Sie bleiben daher niedrig und erzeugen oft
dichte rasenförmige Decken auf der Bodenoberfläche. Vaccinien und Eriken
sind Beipiele dafür. Die Holzstauden umfassen jene Wuchsformen, die
man auch als Halbsträucher und Erdstämme bezeichnet. Verholzte unter-
irdische Wurzelstöcke oder ähnliche oberirdische Erdstämme mit un-
verholzten ein- oder zweijährigen Blütentrieben, die nach der Fruchtreife
absterben, sind für sie charakteristisch. Dryas und Linnaea , Thymus
und Calamintha- Arten gehören hierher. Die perennen Stauden haben un-
verholzte Wurzelstöcke oder Rhizome mit oberirdischen, auch im Winter
ausdauernden krautigen Trieben, die entweder immergrüne Lederblätter,
wie Asarmn , Vinca und Pirola , oder Rosetten, wie Primula , Fragaria ,
Hepatica uw., oder Polster, wie Dianthus- kr ten, oder sich bewurzelnde
Wandertriebe bilden, wie die beiden Chrysosplenium- Arten, Oaleobdolon
und Stellaria nemorum. Die rediviven Stauden führen ein hauptsächlich
unterirdisches Leben. Von ihnen bleiben am Ende der Vegetationsperiode
gar keine oberirdischen lebenden Teile übrig, Zwiebel- und Knollengewächse
wie Lilium Martagon , Corydalis und Gagea-kriexi sind typische Vertreter.
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Daneben kommen noch Erdstauden und Wurzelsprosser vor. Bei ersteren
perenniert der Wurzelstock als solcher und entwickelt alljährlich Kraftknospen
für neue Triebe. Hierher gehört die Hauptmasse der einheimischen Stauden.
Aegopodium , Bupleurum , Aruncus , Ulmaria , Geum , Campanula , Astra-
galus und Lathyrus niger seien als Vertreter aufgeführt. Bei den letzteren
übernimmt an Stelle des Wurzelstockes ein reichverzweigter wandernder
Sprofs die Entwickelung neuer Triebe, wie Convallaria und Polygonatum ,
Paris und Dentaria zeigen.
Wenden wir uns nun zu den einzelnen Tafeln des Herbariums. Bei
ihrer Herstellung wurde das Ziel verfolgt, die Formation nicht nur in einem
einzigen Entwickelungsstadium zu zeigen, sondern auch ihren Jahreszeiten-
wechsel, also ihr Aussehen im Winter, Frühling, Frühsommer, Hochsommer
und Herbst, zur Darstellung zu bringen. Um hierbei unnötige Wieder-
holungen zu vermeiden, wurde die Formation nicht in fünf getrennte
Jahreszeitenbilder aufgelöst, sondern für jede Art der ganze Jahreszyklus
auf einer oder mehreren aufeinander folgenden Tafeln festgelegt. Das
hatte noch den besonderen Vorteil, dafs so die Lebensgeschichte einer
Art zur klaren Anschauung kam und doch das Jahreszeitenbild der For-
mation demonstriert werden konnte. Nur bei den für eine bestimmte
Landschaft charakteristischen Einzelbildern einer Formation wurde der
Höhepunkt in der Entwickelung ausgewählt.
Wir sehen z. B. bei den Bäumen auf dem unteren Teil der Tafel einen
Zweig mit den ruhenden Winterknospen und ihrem Frostschutz, darüber
einen zweiten mit den austreibenden Frühlingsblatt- resp. Blütenknospen,
weiter die Vollblüte, Vollbelaubung, die jungen und die reifen Früchte und
schliefslich die herbstliche Blattverfärbung mit den angelegten Winter-
knospen. Dadurch, dafs der gleiche Entwickelungszustand oft aus ver-
schiedenen Höhen aufgeklebt ist, ergeben sich aus den beigefügten Etiketten
zugleich wichtige phänologische Daten. Junge Keimpflänzchen und Stock-
austriebe (z. B. bei den Pappeln) ergänzen die Lebensgeschichte der Art.
Bei den Stauden kommt dafür cler Wurzelstock, die Art des Überwinterns,
Ausläufer- und Rasenbildung, kurz alles, was von dem vegetativen Aufbau
für die Bildung des Pflanzenkleides auf einer Bodenfläche von Wichtigkeit
ist, zur Darstellung.
Weitere pflanzengeographisch wichtige Angaben bringen dann die den
Tafeln beigegebenen Etiketten. Sie unterscheiden sich zunächst durch ihre
Farben. Weifse Etiketten sind für die gemeinen, farbige dagegen für die
eine Formation auszeichnenden Arten gewählt. So haben die Charakter-
arten des Bergwaldes grüne, die der Niederungs- und Hügelwälder rosen-
rote, die der Moore braune, die der Hügelformationen gelbe und die der
Wasserpflanzen blaue Etiketten. Mit grünen Etiketten sind z. B. versehen:
Abies pectinata, Lonicera nigra , Athyrium alpestre , Luzula silvatica ,
Homogyne , Digitalis purpurea , Mulgedium usw.; mit roten: Evonymus
europaea, Lonicera Periclymenum , Scolopendrium vulgare , Melica nutans
und uniflora, Melampyrum nemorosum , Cypripedium usw.; mit braunen: Be-
tula nana , Carex pauciflora , Ledum palustre , Vaccinium uliginosum und
Oxycoccus , Rhynchospora fusca, Hydrocotyle , Erica Tetralix\ mit gelben:
Clematis recta , Dictamnus albus , Asperula glauca , Seseli und andere; und
mit blauen endlich: Hottonia palustris, Trapa natans , Hydrocharis und
Carex stricta.
69
Auf jeder Etikette steht zu oberst der Name der Formation, dann
kommen die Gruppen der biologischen Yegetationsformen und die Unter-
gruppen der Formation, in denen die Pflanze überhaupt im Gebiet vor-
kommt, weiter folgen Speziesname und floristische Signaturen, die sich
auf die allgemeine Verbreitung der Art und ihre besondere in dem her-
cynischen Bezirk beziehen, mit Bezeichnungen über die Häufigkeit der
Standorte und die der Individuen daselbst (Frequenz und Abundanz) und
den Schlufs machen Angaben über den Standort der Art. So haben
Daphne Mezereum und Lonicera Periclymenum die folgenden Etiketten:
Formation der Wälder.
2. Gruppe: Sträucher.
b. III: in Formation (2) 7—9.
Daphne Mezereum L.
Flor. Sign.: Mb. Freq. 3. — spor.
Standort: Niederung und oberer Bergwald bis ca. 800 m.
Formation der Wälder.
2. Gruppe: Sträucher.
b. I: in Formation 1 — 4.
Lonicera Periclymenum L.
Flor. Sign.: NAtl. wh — mh. Freq. 3. spor.-cop.
Standort: Thüringer Laubwälder. 300 m.
Die Bezeichnung b. III und b. I unter der Gruppe will Folgendes be-
sagen: Unter a sind die Sträucher von allgemeiner, unter b die von nicht
allgemeiner Verbreitung zusammengefafst. Es haben also sämtliche Arten
unter b farbige Etiketten. Die Zahlen I— III geben die Untergruppen der
Waldformationen an und zwar I die Plügel- und trocknen Niederungs-
wälder mit den Formationen 1 — 4, d. h. den Buschgehölzen, den ge-
schlossenen Laub-, Meng- und Kiefernwäldern, II die Wälder der nassen
Niederung mit den Formationen 5 und 6, d. h. den Auen- und Bruch-
wäldern, und III die Bergwälder bis zur Baumgrenze mit Berglaubwald,
sumpfigem und oberem Fichtenwald (Formationen 7 — 9). Die unter dem
Speziesnamen folgenden geographischen oder floristischen Signaturen Mb
und NAtl. geben das Areal der Art an. Es bedeutet M = Mitteleuropa
und Mb == mitteleuropäisch-boreales, NAtl. = nordatlantisches, W = west-
europäisches, A = arktisches Areal usw. Freq. 1 — 5 bezeichnet die Häufig-
keit der Standorte, für seltene Arten wird r und für die gröfsten Selten-
heiten rr verwendet. Die von der westlichen bis zur östlichen Plercynia
durchgehenden Arten tragen nur eine dieser Häufigkeitsbezeichnungen. Ist
dagegen eine Spezies nur im Westen, in der Mitte oder im Osten verbreitet,
so kommen dazu noch die näheren Angaben wh, mh, oh (s. Etikette für
Lonicera Periclymenum). Die letzten floristischen Signaturen endlich be-
ziehen sich auf die Dichtigkeit des Vorkommens oder die Zahl der Indi-
viduen an den Standorten. Dafür sind die Bezeichnungen: soc. (plantae
sociales) für die geselligen, greg. (pl. gregariae) für die truppweise auf-
tretenden, cop. (pl. copiosae) für die in Menge zerstreuten und spar. (pl.
sparsae) für die vereinzelt eingestreuten Arten benutzt worden.
Aufser der vorstehend beschriebenen Hauptetikette finden sich auf
den Tafeln bei den einzelnen Entwickelungsphasen noch kleinere weifse,
streifenförmige Etiketten, die den Aufdruck haben: Winterruhe, Frühling,
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Frühsommer, Hochsommer und Herbst. Auf ihnen wird der aufgeklebte
Entwickelungszustand näher charakterisiert und die Zeit des Einsammelns
und die Höhe des Standortes ausführlich angegeben. So tragen bei Daphne
Mezereum diese Etiketten folgende Vermerke: Frühling: Vollblüte mit aus-
treibenden Blattknospen; unteres Erzgebirge, 850 m; den 14. März 1908.
Frühsommer: Letzte Blüten und Entfaltung des Laubes; Lausitzer Berg-
land, 700 m; 18. Mai 1902. Hochsommer: Vollbelaubung und reifende
Früchte; höchster Standort im Erzgebirge 1000 m; 30. Juli 1902.
Ein so grofs angelegtes Formationsherbarium läfst sich natürlich nicht
in 1 — 2 Jahren fertigstellen. Es sind zahlreiche Exkursionen zu allen
Jahreszeiten notwendig, um nur das Material zusammenzubringen, und es
erfordert viel Zeit und Mühe, ehe dieses als Demonstrationsmittel dienen
kann. Auch unser Herbarium ist noch nicht vollständig und bedarf noch
mancher Ergänzung. Trotzdem zeigt es aber deutlich, wie viele wichtige
pflanzengeographische und ökologische Tatsachen mit ihm demonstriert
werden können und wie unentbehrlich es für die Vorlesungen über Pflanzen-
geographie ist.
Aber ich möchte die Anlage von Formationsherbarien nicht nur für
Vorlesungszwecke, sondern auch für Schulen dringend empfehlen. Das
systematisch geordnete Herbarium, wie es sehr viele Schulen besitzen, ist
für den Unterricht nicht verwendbar. Es kann höchstens einmal dem
Lehrer das Vergleichsmaterial für schwierige Bestimmungen liefern, und
selbst dabei läfst es vielfach im Stiche, weil gerade die gemeinsten Pflanzen
der Umgebung in einem solchen von irgend einem Liebhaber angelegten
und der Schule geschenkten Herbar zu fehlen pflegen. So verstaubt es
nutzlos in einem Schranke und wird von Anobien zerfressen. Das Her-
barium könnte aber sehr wohl ein ausgezeichnetes Anschauungsmittel sein,
wenn man bei Anlegung eines solchen von der systematischen Anordnung
ganz absehen und nur ökologische oder pflanzengeographische oder besser
beide Gesichtspunkte als Einteilungsprinzip anwenden würde.
Zusammenstellungen nach fleischfressenden Pflanzen, Bestäubungs-
einrichtungen, Samenausstreuung usw. existieren wohl schon an verschie-
denen Schulen. Pflanzengeographische Momente sind aber bisher wenig
oder gar nicht für solche Gruppierungen mafsgebend gewesen. Ich meine
aber, dafs das im Interesse der Heimatkunde geboten ist. Der heutige
biologische Unterricht in den Mittelschulen stellt ja unzweifelhaft gegen
früher einen grofsen Fortschritt dar. Aber er kann auch leicht zu einer
gewissen Einseitigkeit führen, bei welcher die Kenntnis der Heimat, ,,das
wichtigste Förderungsmittel für Vaterlandsliebe“, nicht die gebührende Be-
rücksichtigung findet* wenn man sich in der Botanik z. B. darauf beschränkt,
die Schüler die Lebensgeschichte ausgewählter einheimischer Arten kennen
zu lehren. Wie man sich in der Mineralogie nirgends mit der Betrachtung
der einzelnen Mineralien begnügt, sondern ihre Verbindung zu Gesteinen
und deren Entstehen und Vergehen behandelt, so sollte es auch in der
Botanik sein. Auf die Lebensgeschichte der einzelnen Arten rnüfste sich
die Lebensgeschichte der grofsen, in der freien Natur sich findenden
Pflanzenbestände, der Formationen, aufbauen. Das heimatliche Land-
schaftsbild erhält seine Umrisse durch den geologischen Aufbau, seine
Farben aber erst durch das bedeckende Pflanzenkleid. Ein volles Ver-
ständnis dieses Bildes kann uns also neben der Geologie nur die pflanzen-
geographische Formationslehre übermitteln.
71
Die Lebensgeschichte einer Pflanze wird vielfach erst durch die Be-
rücksichtigung ihres Standortes und der hier einwirkenden äufseren Faktoren
verständlich. Wenn wir aber den Standort in Betracht ziehen, so sehen
wir hier eine Anzahl von Pflanzen aus den verschiedensten systematischen
Gruppen vereinigt, welche durch die gleichen Bedürfnisse zusammengeführt
mehr oder weniger auffällig die Einwirkungen des Standortes zeigen, diesem
sich angepafst haben und demnach die gleiche Haushaltsführung aufweisen.
Oder anders ausgedrückt: „Das räumliche Beieinander hat eine Ähnlich-
keit der Standortsbedingungen zur Grundlage und eine gleichsinnige phy-
siologische Ausrüstung wie auch eine weitgehende Übereinstimmung im
Artbestande zur Begleitung.“ (Gradmann.) Und so führt uns das Hervor-
suchen gemeinsamer ökologischer Züge, das Streben, die Pflanzen nach
dieser Haushaltsführung zu gruppieren, häufig ganz ungezwungen zu jenen
grofsen Beständen, die die Pflanzengeographie als Formationen bezeichnet.
Die Formationen der Wasserpflanzen mit ihren charakteristischen An-
passungen an das Wasserleben und die der sonnigen Hügel mit den aus-
geprägten Trockenschutzeinrichtungen mögen als Beispiele für das eben
Gesagte dienen.
Nun können zwar Schulgärten und Exkursionen bei der Behandlung
der Formationen im Unterricht wichtige Hilfen liefern. Leider fehlt es
vielen Anstalten, namentlich der Grofsstadt, zu ersteren an dem nötigen
Raum und meist auch den erforderlichen Mitteln, und Exkursionen sind
dort ebenfalls nur in beschränktem Mafse ausführbar. Da bleibt als un-
entbehrliches Anschauungsmittel eben nur das Formationsherbarium übrig.
Wenn ich nun unser grofses Formationsherbarium als Musterbeispiel
auch für Schulen hinstelle, so bin ich mir w r ohl bewufst, dafs dieses weit
über das Ziel der Mittelschulen hinausgeht. Aber für solche Zwecke
können leicht starke Vereinfachungen eintreten. Da ist es nicht nötig,
die verschiedenen Formationen in ihrer ganzen Vollständigkeit zu zeigen,
sondern nur diejenigen, welche sich in der näheren Umgebung finden, und
auch diese nur in der Ausbildung, wie sie die Örtlichkeit bedingt. Es
kann sich also in der Schule nur um Einzelbilder von Formationen handeln.
Dadurch vermindert sich die Zahl der aufzuklebenden Pflanzen sehr. Und
diese kann noch mehr beschränkt werden, wenn man die selten vor-
kommenden Arten ganz wegläfst, dafür aber die Lebensgeschichte der
übrigen möglichst vollständig zur Darstellung bringt. Auch die grofsen
Papptafeln, die in ihrer Handhabung und Aufbewahrung etwas unbequem
sind, sind nicht unbedingt notwendig. Man kann ebensogut die einzelnen
Arten oder ihre verschiedenen Entwickelungszustände auf gewöhnliches
starkes Herbarpapier auf kleben. Letzteres hat noch die besonderen Vor-
teile, dafs man aus dem etwa vorhandenen nicht benutzten systematischen
Schulherbarium sich den Grundstock zu einem anzulegenden Formations-
herbarium aussuchen kann, nachdem man sich im Freien die in Betracht
kommenden Arten aufgezeichnet hat, und dafs die Jahreszeitenbilder leicht
einzeln zusammenstellbar sind.
Diese Blätter können dann leicht im Sammlungszimmer aufgehängt
oder ausgelegt werden und dienen nicht nur als Anschauungsmittel bei
Besprechung einer Formation, sondern auch für die Vorbereitung zu Ex-
kursionen in diese. Denn ich meine, man sollte auf einem Gang ins Freie
nicht planlos alles beobachten und sammeln, was einem am Wege gerade
in die Hände gerät, sondern stets für eine botanische Exkursion als festes
72
Ziel eine Formation der Umgebung ins Auge fassen und hier erst mit der
Arbeit beginnen. Hat nun der Schüler sich schon vorher in der Schule
mit deren Pflanzenformen vertraut gemacht, so erkennt er diese auch im
Freien leicht wieder und freut sich ihrer Bekanntschaft. Dadurch aber
wird erreicht, dafs auf einmal nicht allzuviel Neues auf ihn einstürmt, er
hat Zeit für weitere Beobachtung und Vertiefung. Und wenn der Schüler
die Formationen seiner Umgebung erst einmal genauer kennt, so hat er
dann auch ein offenes Auge für die Pflanzenbestände der weiteren Um-
gebung. Er schaut die neu auftauchenden Gestalten, vergleicht mit der
Heimat und lernt so deren Besonderheiten erkennen und schätzen. Jede
Wanderung wird ihm zum Naturgenufs.
Botanisches Institut der Technischen Hochschule Dresden, 20. Dezember 1907.
VII. Über Herbarien aus dem 16. Jahrhundert.
Von Dr. B. Schorler.
Unter Herbarien hat man keineswegs immer das verstanden, was man
heute darunter versteht, nämlich Sammlungen von flach geprefsten und
getrockneten Pflanzen. Plinius gebrauchte in seiner Historia naturalis
das Wort Herbarius für einen Kräutersammler. In den medizinisch-
botanischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts wird mit Herbarius
das alphabetische Verzeichnis der Heilpflanzen bezeichnet. So hat nach
Maiwald*) die Wodnianer Handschrift aus dem Jahre 1389 unter ihren
16 Abschnitten neben einem Verzeichnis von Edelsteinen auch schon einen
Herbarius. Und aus dem Jahre 1416 ist uns die Abschrift eines anderen
Heilpflanzenverzeichnisses erhalten, das Christann von Prachatitz zum Ver-
fasser hat und den Titel trägt: „Jncipit Erbarius reverendi Magistri
Christanni“. Später ging dieser Name auf die mit Abbildungen versehenen
Kräuterbücher über. Man hat einen Herbarius Maguntie impressus anno
1484, auch kurz Herbarius Maguntinus genannt, und einen Herbarius
Patavie impressus anno 1486. Diesen ersten Kräuterbüchern sind dann eine
ganze Anzahl mit dem gleichen Namen Herbarius (italienisch erbario, eng-
lisch herball), für den man auch vereinzelt den Namen Herbolarium, z. 13.
,,Herbolarium de virtutibus herbarum“ 1491 anwandte, nachgefolgt. Auch
für die deutschen Ausgaben der Kräuterbücher behielt man diesen lateini-
schen Namen bei. So z. B. endet die erste deutsche Ausgabe des be-
rühmten Ortus sanitatis, des ,,Gart der Gesundheit“ mit den Worten:
„Dieser Herbarius ist czu mencz gedruckt“ usw.
Eine weitere Wandlung erfuhr dann der Begriff Herbarius, indem
man ihn auf den Botaniker selbst übertrug, was von den Vätern der
Botanik im 16. Jahrhundert sehr häufig geschah. So schrieb Brunfels
stets „Hieronymus herbarius“ für Bock (oder Brunschwick?). Das ist also
wieder eine Rückkehr zur ursprünglichen Bedeutung des Wortes. Und
wie man heute neben dem „Botaniker“ auch das „Botanisieren“ und
„Botanisieren gehen“ hat, so gebrauchten die Alten ähnliche Wendungen,
z. B. herborisare, Herborisieren, herbatum ire, herbatum gehen usw. So
schreibt der Pfarrer Ch. Lehmann 1699 in seinem „Historischen Schau-
platz derer natürlichen Merkwürdigkeiten in dem Oberertzgebirge“, dafs
„fremde und vornehme Medici als Valerius Cordus, Dr. Bartholinus aus
Dänemark, Dr. Salianus und andere auf diesen Berg (gemeint ist der
Pöhlberg) , herbatum 4 gegangen.“
*) Maiwald, V.: Geschichte der Botanik in Böhmen. Wien 1904.
74
Herbarien in dem heutigen Sinne, also getrocknete Pflanzensamm-
lungen, tauchen erst in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Man hatte
für sie zunächst keinen Namen, sie werden schlechthin als Buch resp. als
über, Codex, chartae, libro, livre, book bezeichnet. Rauwolff nennt als erster
seine 1573 — 1575 zusammengestellte Sammlung Kräuterbuch. Ihm folgt
in dieser Bezeichnung Harder 1576. Wahrscheinlich um Verwechslungen
mit den gedruckten Kräuterbüchern zu vermeiden, führt Ratzenberger 1592
die Bezeichnung „Lebendiger Herbarius oder Kreuterbuch“, auch Her-
barius vivus und Herbarium vivum ein. Und Spigel gebraucht dafür
Hortus hyemalis (1606), Bauhinus Hortus siccus (1620), Linne (1756) Hortus
mortuus und endlich Fr. Ehrhart (1780) Phytophylacium (d. h. Pflanzen-
sammlung).
Den Vätern der Botanik, Brunfels, Bock und Fuchs sind jedoch solche
Herbarien noch nicht bekannt. Brunfels z. B. hat in der Vorrede zu seinem
Kräuterbuche ein besonderes Kapitel: „Wie man die Kreuter behalten
soll.“ Es finden sich jedoch hierin nur Anweisungen, die Pflanzen und
ihre Teile so zu trocknen und aufzubewahren, wie es in den Drogerien
und Apotheken noch heute geschieht.
Es erhebt sich daher die Frage: Wer war der Erfinder der heutigen
Herbarien? E. Meyer war der erste, der in seiner Geschichte der Botanik
Bd. IV, 1857 diese Frage zu beantworten suchte. Er kam auf Grund
seiner Nachforschungen zu dem Resultat, dafs der Italiener Luca Ghini,
der in der Mitte des 16. Jahrhunderts an den Universitäten von Bologna
und später von Pisa als „Lector simplicium“ wirkte, der Erfinder der
Herbarien sein müsse, weil seine Schüler Aldrovandi und Caesalpini beide
nachweisbar Herbarien besafsen, und weil Ghini auch getrocknete Pflanzen
an Matthioli schickte, der von diesen Abbildungen anfertigen liefs. Die
Zeit der Erfindung der Herbare durch Ghini verlegt Meyer noch vor das
Jahr 1548.
Nach Meyer haben sich besonders der Franzose Saint-Lager*) und
C. Flatt**) in Budapest mit dem Quellenstudium zur Geschichte der Her-
bare befafst. Sie kommen dabei beide zu wesentlich anderen Resultaten
als Meyer. Saint -Lager stellte fest, dafs die von Ghini an Matthioli ge-
schickten Pflanzen nichts weiter als Drogen, also an der Luft ohne Pressen
getrocknete Pflanzen waren, die Matthioli, bevor er sie zeichnen liefs, erst
in kaltem Wasser aufweichte, um ihnen einigermafsen die Form lebender
Pflanzen zu geben. Auch erwähnt Matthioli nirgends in seinen Schriften
das Trocknen der Pflanzen zwischen Papier, obgleich er in dem ersten
Kapitel seiner Dioscorides-Kommentare Ratschläge für das Sammeln und
Trocknen der Pflanzen gibt. Aber hier ist immer nur von dem bei den
Kräutersammlern üblichen bündelweise Trocknen an der Luft die Rede.
Er würde doch hier sicher die neue Methode, Pflanzen herbarmäfsig
herzurichten, erwähnt haben, wenn er sie an den Ghinischen Pflanzen
kennen gelernt hätte.
Des Weiteren wies Flatt nach, dafs in dem durch Aldrovandi ge-
sichteten Nachlafs Ghinis sich weder ein Herbarium, noch auch nur eine
herbarmäfsig hergerichtete Pflanze fand. „Nichts spricht dafür“, schreibt
*) Saint-Lager: Histoire des Herbiers. Paris 1885.
**) Flatt, C.: Zur Geschichte der Herbare. — Ungar, bot. Blätter. Budapest 1902
u. 1903.
75
Flatt, „dafs Ghini ein Herbar besessen habe, auch ist keine einzige Spur
vorhanden, dafs Ghini Pflanzen derart getrocknet hätte, dafs der Begriff
einer , Herbarpflanze 4 auch nur einigermafsen auf dieselben passen würde.“
Die beiden Forscher kommen daher zu dem gleichen Resultat, dafs
der Italiener Ghini nicht der Erfinder der Herbarien ist. Die ältesten
Urkunden über Herbarien finden sich in den Enarrationes in Dioscoridem
des Amatus Lusitanus 1554 und in William Turners: A new Herball, 1562.
In dem ersten Werk erzählt der berühmte Portugiese, dafs er während
seines Aufenthaltes in Ferrara im Jahre 1540 — 1547 auch den Engländer
John Falconer kennen lernte, der auf seinen Reisen eine grofse Zahl
Pflanzen gesammelt habe, die er in kunstvoller Weise präpariert und auf
Papierblätter geklebt und zu einem Buche vereinigt habe*). Von diesem
Herbarium Falconers berichtet auch Turner in seinem Kräuterbuche. Er
zitiert darin aber auch sein eigenes Herbarium, auf das er sich in seinen
Pflanzenbeschreibungen vielfach bezieht, und aufserdem das des Hugh
Morgan, des Hofapothekers der Königin Elisabeth. Von diesen drei
ältesten englischen Herbarien ist uns leider kein einziges erhalten geblieben.
Wenn man nun weiter berücksichtigt, dafs in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts die Italiener Aldrovandi, Cibo, Caesalpini und Laguna,
die Franzosen Girault und Renaud, die Deutschen Rauwolff, Harder,
Ratzenberger und Burser, der Schweizer Bauhin und andere nachweislich
Herbare besafsen, die zum grofsen Teil auf uns gekommen sind, so mufs
man Saint-Lager und Flatt beipflichten, wenn sie der Meinung sind, dafs
die Erfindung der Herbare nicht einem einzelnen zugeschrieben werden
kann, sondern dafs man in der Zeit, da man anfing, sich mit den ein-
heimischen Pflanzen zu beschäftigen, in Italien, England, Frankreich,
Deutschland usw. gleichzeitig, und zwar etwa in der Mitte des 16. Jahr-
hunderts, auf die Technik, Pflanzen herbarmäfsig aufzubewahren, gekommen
sein mufs.
Wie schon erwähnt sind die drei ältesten englischen Herbarien ver-
loren gegangen. Die ältesten erhaltenen Herbarien, sämtlich aus dem
16. Jahrhundert, sind die folgenden:
1. Das Herbarium des Ulysses Aldrovandi, das im Jahre 1554 an-
gelegt wurde und sich jetzt in der Bibliothek des Botanischen Gartens zu
Bologna befindet. Eine eingehende Beschreibung dieses Herbars lieferte
Saint-Lager in seiner Histoire des Herbiers, p. 30 — 45.
2. Ein Herbarium des Gherardo Cibo in der Angelica- Bibliothek zu
Rom, das nach der Schätzung Celanis (Sopra un Erbario di Gherardo
Cibo. Malpighia 1902) ungefähr mit dem Aldrovandischen gleichaltrig ist.
Ja nach einer neuerdings erst erschienenen Arbeit von Penzig (Contri-
buzioni alla storia della botanica 1904) wäre ein Teil des Ciboschen Her-
bariums sogar noch älter als das von Aldrovandi und schon 1532 her-
gestellt, also das älteste aller jetzt existierenden.
3. Das Herbarium des Lyoner Chirurgen Jean Girault aus dem Jahre
1558 im Museum d’histoire naturelle de Paris, ebenfalls ausführlich be-
schrieben von Saint-Lager 1. c., p. 45 — 66. Hier sind die Pflanzen den
Papierbogen aufgenäht, während sie in den übrigen Herbarien mit ihrer
ganzen Fläche aufgeklebt sind.
') Amatus Lusitanus: Enarrationes in Dioscoridem, lib. III, cap. 78, pag. 337.
76
4. Das Herbarium von Andrea Caesalpini aus dem Jahre 1563 im
Naturhistorischen Museum zu Florenz, beschrieben von Bertoloni in „Memoria
sopra l’erbario e una lettera del Caesalpino“ 1819 und von Caruel unter
dem Titel: Illustratio in hortüin siccum Andreae Ceasalpini. 1858.
5. Das Herbarium des Augsburger Arztes Leonhard Rauwolff aus den
Jahren 1573—1575 im Rijks Museum zu Leyden, beschrieben von Münter
in der Oesterr. bot. Zeitschr. 1866, S. 201 — 204. Über die sonderbaren
Schicksale dieses Herbariums gibt Eyries in der Biographie universelle,
t. 37, p. 143 interessante Mitteilungen.
6. — 8. Die Herbarien des Ulmer „Schulmeisters und Simplicisten^
Hieronimus Harder. Harder stellte nachweislich drei Herbarien zusammen.
Das erste aus den Jahren 1574 — 1576 gilt allgemein als verschollen. Ich
komme auf dasselbe weiter unten noch zu sprechen. Das zweite aus dem
Jahre 1594 wird in der Bibliothek der Stadt Ulm auf bewahrt und ist
von Veesenmayer in den Württemberg, naturw. Jahresheften, 12. Jahrg.,
1. Heft, 1856, S. 55 — 59 beschrieben worden. Das dritte aus dem Jahre
1599, das sich jetzt im Wiener K. K. Naturhistor. Hofmuseum befindet,
beschrieb G. Beck 1888.
9. — 10. Die zwei Herbarien von Caspar Ratzenberger. Das erste
stammt aus dem Jahre 1592, wird gegenwärtig im Königl. Museum in
Cassel aufbewahrt und ist 1870 von Kessler (Das älteste und erste Her-
barium Deutschlands) ausführlich beschrieben worden. Das zweite aus
dem Jahre 1598, dafs man bis vor kurzem als verloren gegangen ansah,
befindet sich nach der Beschreibung Zahns (Mitteilungen des Thüring. bot.
Vereins 1901) in der Herzogi. Bibliothek zu Gotha.
11. Ein italienisches Herbarium unbekannter Herkunft aus den letzten
Dezennien des 16. Jahrhunderts, das in dem Staatsarchiv von Modena auf-
bewahrt wird und den Titel führt „Ducale Erbario Estense“, eingehend
beschrieben von Camus und Penzig 1885.
12. Ein spanisches Herbarium, das dem Franciscus Ilernandez zu-
geschrieben und in der Bibliothek des Escurials aufbewahrt wird. Das
Jahr der Entstehung ist nicht bekannt, doch gehört es wie das vorige
noch dem 16. Jahrhundert an.
13. Das Herbarium Caspar Bauhins in der Bibliothek des Botanischen
Gartens der Baseler Universität stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert,
da Bauhin nach seinen eigenen Worten im Prodromos theatri botanici
bereits mit 16 Jahren, also 1576, Pflanzen zu sammeln begann. Be-
schreibungen dieses umfangreichen wichtigen Herbariums geben Saint-Lager
(Histoire des herbiers, p. 86 — 118) und De Candolle (Bull. Herb. Boiss.,
s. II, t. 4, p. 201—217. 1904).
14. Das Herbarium des aus der Lausitz (Kamenz) stammenden Joachim
Burser, eines Schülers Bauhins, das sich in der Verwahrung der öffentlichen
Bibliothek zu Upsala befindet und am Ende des 16. Jahrhunderts angelegt
wurde. Beschrieben ist es von Roland Martin 1749 in den Amoenitates
Academicae, p. 141 — 171. Da Burser auch die Lausitz, das Erzgebirge,
Böhmen und Thüringen bereiste und auf seinen Reisen eifrig sammelte,
so finden sich in seinem Herbarium wahrscheinlich auch sächsische Pflanzen.
Leider ist ein grofser Teil des Herbariums durch Feuer zerstört worden,
sodafs es jetzt nur noch 240 Arten enthält.
Dieser Aufzählung der ältesten erhaltenen Herbarien aus dem 16. Jahr-
hundert füge ich noch ein Herbarium aus dem Anfänge des 17. Jahrhunderts
77
an, clas vor allem für Sachsen wichtig ist, nämlich das Leipziger Herbarium
von Georg Kirchen, das den Titel führt: Herbarium vivum, in quo
praecipue arbores, frutices, suffrutices et Herbae, tarn exoticae quam vul-
gares, quas Lipsiae conspexi continentur, collectum ab anno 1600 usque
ad 1606 per M. Georgium Kirchenium Wettringensem, medicinae studiosum.
Das Herbarium ist im Besitz des Grofsherzogl. Ludwig -Georg -Gymna-
siums zu Darmstadt und 1905 von G. Greuel (in dem Archiv d. Pharmazie,
Berlin 1905, S. 654— 667) beschrieben worden. Kirchen hat nach der
Zählung Greuels in seinem Herbarium nicht weniger als 1018 Arten, da-
runter allerdings ungefähr zur Hälfte kultivierte. Dieses älteste sächsische
Herbarium hat lange Zeit keinen Nachfolger gefunden oder es sind uns
wenigstens keine Herbarien aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben.
Wohin z. B. das Herbarium von Rivinus, das Kreutzer in seinem Herbar
(S. 166) als in Dresden befindlich angibt, gekommen ist, weifs ich nicht..
Ebenso ist uns nicht bekannt, was aus dem Herbarium von Kaulfufs ge-
worden ist, das nach Kreutzer Baron Römer in Dresden besafs. Vielleicht
geben diese Zeilen die Veranlassung zur Bekanntmachung des einen oder
anderen alten Herbars. Das älteste sächsische Herbarium im Besitze des
Botanischen Instituts stammt aus dem Jahre 1797, es sind die „Merk-
würdigen Gewächse der obersächsischen Flora“ von L. G. Erdmann.
Von den oben aufgezählten 14 Herbarien aus dem 16. Jahrhundert
haben wir in Deutschland nur drei, die beiden Ratzenbergerschen Herbarien
aus den Jahren 1592 und 1598 in Cassel und Gotha und das Herbarium
von Harder aus dem Jahre 1594 in Ulm. Das erste Herbarium Harders
gilt, wie schon oben erwähnt, allgemein als verschollen. In der Vorrede
zum Ulmer Exemplar erwähnt der Verfasser, dafs er einige solche Samm-
lungen zusammengestellt und bei grofsen Herren, z. B. bei Herzog Albrecht
von Bayern, bei dem Bischof von Augsburg und dem von Knöringen an-
gebracht habe, welche besonders Gefallen daran fanden. Die erste dieser
Sammlungen erwähnt, wie Kreutzer festgestellt hat, zum ersten Male wieder
der Professor der Botanik in Jena F. S. Voigt in seinem Lehrbuch der Bota-
nik, 2. Aufl., Jena 1827, S. 21. Voigt hat offenbar das Herbarium Harders
unter den Händen gehabt, denn er beschreibt genau den Titel, die vom
Verfasser gegebene Zeit der Zusammenstellung (1574—1576) und die Zahl
der aufgeklebten Pflanzen (436), gibt jedoch nicht an, wo sich das Herbarium
befindet. Auch Matouschek*) und Elatt haben über Besitz und Auf-
bewahrungsort dieses Herbars nichts Näheres in Erfahrung bringen können.
Es war verschollen, zum Glück aber nicht in Verlust geraten, denn es
befindet sich seit Jahrzehnten wohlbehalten in der Bibliothek unserer
Königl. Forstakademie in Tharandt. Dafs das Tharandter Herbarium das
von Voigt 1827 erwähnte erste nachgelassene Herbarium Harders ist, geht
aus der genauen Übereinstimmung des Titels usw. (s. die unten folgende
Beschreibung) hervor. Und dafs es jenes Herbarium sein mufs, das Harder
dem Herzog Albrecht von Bayern dedizierte, ergibt sich aus dem der
Innenseite des Deckels aufgeklebten Ex libris, welches das von Amoretten
gehaltene bayrische Wappen enthält und die Unterschrift trägt: Ex Elec-
torali Bibliotheca Sereniss. Vtrivsq. Bavariae Dvcvm.
*) Matouschek, F.: Über alte Herbarien. — Mitt. d. Ver. f. Naturf. in Reichen-
berg*, Jahrg. 32.
*
78
Das Herbarium wurde um 1870 der König]. Forstakademie von dem
nun verstorbenen Apotheker Back in Tharandt geschenkt, der es von seinem
Vater, Geh. Regierungsrat Back in Altenburg, geerbt hatte. Als ,,Possessor u
hat sich auf dem Titelblatt Joh. Friedrich Geyer eingetragen, unter dessen
Namen mit neuerer Schrift Eisenberg steht, worunter wahrscheinlich das
thüringische Städtchen bei Gera gemeint sein dürfte. Das ist alles, was
über die Schicksale dieses alten Herbariums festgestellt werden konnte.
Nach dem Erscheinen von Kefslers Schrift ,,Das älteste und erste
Herbarium Deutschlands, im Jahre 1592 von Dr. Caspar Ratzenberger an-
gelegt“, veröffentlichte Professor Nobbe eine kurze Notiz unter dem Titel:
,,Ein uralt Kreuterbuch“ in dem Tharandter forstl. Jahrbuch 1871, S. 79
über das Tharandter Herbarium, das noch um 18 Jahre älter ist als jenes.
Aber diese kurze Notiz in dem Forstlichen Jahrbuch ist in Botanikerkreisen
nicht bekannt geworden. Und da nähere Mitteilungen, die Nobbe in jener
Notiz sich vorbehielt, meines Wissens bislang nicht erfolgt sind, so gilt
auch heute noch das Ratzenbergersche Herbarium vom Jahre 1592 all-
gemein als das älteste in Deutschland. Eine ausführlichere Beschreibung
des Harderschen Herbariums dürfte daher am Platze sein.
Das erste Herbarium von Harder aus dem Jahre 1574—1576.
Das Herbarium besteht aus einem stattlichen Folioband mit Leder-
rücken und Holzdeckeln, die zur Hälfte mit geprefstem Leder überzogen
sind. Die zum Verschliefsen ursprünglich vorhandenen Metallspangen fehlen.
Der schön geschriebene Titel auf der ersten Seite lautet: ,, Kreuterbuch,
darin vierhundert und ein und vierzig lebendiger Kreuter begriffen und
eingefafst sein. Wie sie der Almechtige Gott selb erschaffen und auf erden
hat wachsen lassen das unmöglich ist einem Maler, wie kunstreich er sey,
so leblich an tag zu geben. Den gedruckten Kreuter zu erkennen Nützlich*).
Zusammen getragen, auch in dis werck geordnet Durch Hieronimum
Harderum Schulmeistern und Simplicisten zu uberchingen, angefangen
Anno 1574 den 18. tag Februarii und vollendet den 29. Aprilis in dem
76. Jar.“ Darunter steht mit etwas blässerer Tinte und wahrscheinlich
fremder Hand: „zu hinderst im buch findt man 2 Register das aine
lateinisch das ‘ander teusch, an welchem blat ain iedes kraut zu finden
sey“. Diese Register fehlen jedoch am Ende des Buches. Der Band
enthält 101 Blätter aus starkem Papier, die auf der Vorder- und Rückseite
mit Pflanzen beklebt sind. Meist befinden sich mehrere Pflanzen auf einer
Seite, die sämtlich mit ihrer ganzen Fläche aufgeleimt sind. Die Zahl der
Arten beträgt nach Nobbe 436, ich habe nur 430 gezählt, 441 sind nach
dem Titel ursprünglich vorhanden gewesen, einige Arten sind jedoch doppelt
eingeklebt. Wurzeln, Zwiebeln und fleischige Früchte sind nicht geprefst
und aufgeklebt, sondern vom Verfasser durch kolorierte Federzeichnungen
ergänzt worden, ganz so, wie das von den beiden jüngeren Herbarien
Harders bereits bekannt ist. Auch fehlende Blätter und fleischige Schäfte,
z. B. von Arum, sind auf diese Weise manchmal nachgetragen. Es fehlen
*) Dieser Satz ist durch Auslassung einiger Worte verstümmelt. In den späteren
Herbarien schreibt dafür der Autor: „Neben den gedruckten Kreuterbuechem die Kreuter
zu erkennen Nützlich.“
79
jedoch die in den Federzeichnungen seiner späteren Herbarien zugleich
ausgedrückten Eigentümlichkeiten des Standortes, die mit Moos bedeckten
Blöcke, das Flufswasser mit Fröschen und Kröten usw. Nur bei einer
einzigen Pflanze, bei Asplenium Ruta muraria, ist in der Zeichnung Mauer-
werk angedeutet. Die Zeichnungen der Wurzeln lassen erkennen, dafs dem
Verfasser die betreffenden Teile Vorgelegen haben und dafs er bestrebt
war, sie richtig wiederzugeben. Das zeigen die Rhizome von Polygonatum
und Pentaria bulbifera ganz deutlich. Gegenüber den oft recht phan-
tastischen Wurzelgebilden in den Darstellungen der alten Kräuterbücher,
z. B. des Ortus sanitatis, verdient dies besonders hervorgehoben zu werden.
Da die Pflanzen mit ihrer ganzen Fläche aufgeleimt sind, so haben
sie sich recht gut gehalten. Nur wenige Pflanzen oder deren Teile sind
von der Unterlage losgelöst. Die Anobien haben zwar ihre Spuren hinter-
lassen, doch sind noch sehr viele Pflanzen völlig intakt und die richtige
Bestimmung ist bei fast allen möglich. Erschwert wird diese allerdings
zuweilen dadurch, dafs manche Exemplare aus Teilen verschiedener Arten
zusammengesetzt sind. So sind dem Geum urbanum Blätter von G. rivale ,
der Cardamine impatiens solche einer anderen Crucifere angeklebt, und ein
Fruchtzweig von Thlaspi alpestre trägt einen blühenden Seitenzweig von
Alyssum calycinum usw.
In der Reihenfolge der Pflanzen läfst sich keinerlei System erkennen.
Sie sind eingeklebt wie die Jahreszeit sie brachte. Den Anfang machen
Frühlingsblumen, wie Leucojum vernum, Pulsatilla, Scilla bifolia und
andere. Dann folgen Sommer- und Herbstblumen. Da aber die Herstellung
des Herbariums drei Jahre in Anspruch nahm, so wiederholt sich das
mehrmals.
Ein gewisses Gefühl für natürliche Verwandtschaft ist insofern zu
spüren, als die Vertreter augenfälliger Familien, wie der Cruciferen, Um-
belliferen, Compositen, Labiaten usw., beisammen liegen. Andrerseits ist
man erstaunt, unter der Bezeichnung Viola vereinigt zu finden Arten von
Viola , Pinguicula , Arabis , Thlaspi , Praba, Lunaria und Gentiana , während
Viola tricolor nicht darunter begriffen ist. Gattungen und Arten unter-
schied man eben noch nicht.
Über jeder Pflanze stehen schön und deutlich geschrieben der lateinische
und deutsche Name, zuweilen auch Synonyme. Nur auf den letzten Blättern
finden sich einige Pflanzen ohne Namen, die an Stelle dieses den Buch-
staben N tragen. Offenbar hat der Autor diese Arten nicht mit den vor-
handenen Beschreibungen zu identifizieren vermocht. Bei einer dieser
Pflanzen, bei Aspenda glauca , gibt er in schönstem Küchenlatein an: „lila
herba in petris nascitur et est incognitum apud Medicis.“ Fundorte werden
nirgends angegeben. In der Nomenklatur stützt sich Harder auf Matthiolus
und Tragus. Doch geht er zuweilen auch seine eigenen Wege und wendet
Namen an, die weder in den Kräuterbüchern der eben genannten, noch
im Pinax Bauhins verzeichnet sind, z. B. Isatis lutea , Is. purpurea, Clino-
podium minus agreste usw. Wenn auch eine ganze Reihe dieser alten
Benennungen bei Linne als Gattungs- oder Artnamen wiederkehren, so
zeigt sich doch, dafs die alten deutschen Bezeichnungen weniger Wand-
lungen durchgemacht haben. Namen wie Erdrauch, Hahnenfufs, Oder-
mennig, Sinau, Rittersporn, Mondraute usw. haben heute noch dieselbe
Bedeutung wie damals.
80
Kritische Bemerkungen zu den aufgeklebten Pflanzen macht der Autor
nur ganz selten. So z. B. bei den beiden Anemonen, von denen er schreibt:
„Aliquot volunt, quod sint Ranunculi, Ego nego, quia neque radice neque
foliis conveniunt.“ Dann fährt er fort, dafs die Wurzel der Anemonen der
von Paris ähnlich ist und dafs jene auch eher blühen als die Ranunkeln.
Woher stammen nun die Pflanzen dieses alten Herbariums? Harder
nennt sich auf dem Titel einen Schulmeister und Simplicisten zu Ueber-
chingen. Das ist das heutige Ueberkingen im Filstal bei Geislingen, nord-
westlich von Ulm. Das hat schon Veesenmayer nachgewiesen. Durch
einen Druckfehler in Kreutzers „Herbar“, der ganz richtig bei Geislingen
angibt, ist aus Ueberkingen Ueberlingen geworden, und diese unrichtige
Angabe findet sich auch bei Matouschek und Platt. In der Vorrede zu
seinem Herbarium aus dem Jahre 1594 schreibt Harder, er habe die
meisten mühsam aus Feld und Wald zusammengesucht, einige auch in
seinem Garten erzogen. Das dürfte auch für unser Herbarium gelten.
Da nur wenige Gartenpflanzen darunter sind, so stammt also die Haupt-
masse aus der Umgebung von Ueberkingen, d. h. aus der Schwäbischen
Alb. Demnach haben wir in dem ersten Harderschen Herbarium die älteste
Pflanzensammlung aus diesem Gebiete vor uns, und dadurch erhält dieses
seinen besondern Wert.
Es ist nun nicht uninteressant, an der Hand des unten folgenden Ver-
zeichnisses der Harderschen Pflanzen einen Vergleich mit der heutigen
Flora der Schwäbischen Alb anzustellen, die ja durch die vortreffliche
Bearbeitung Gradmanns allgemein bekannt geworden ist. Von den alpinen
Charakterpflanzen sammelte Harder bereits Saxifraga Aizon , „das Wahr-
zeichen der Schwäbischen Alb“, Draba aizoides und Hieracium Jacquini.
Aus der Liste der montanen Arten Gradmanns finden sich in dem
alten Herbarium z. B. Ly copodium annotinum, Centaurea Montana,
Lunaria rediviva , Aspidium Lonchitis , Polygonatum verticillatum, Primula
farinosa , Gentiana lutea und andere weiter verbreitete Arten. Die süd-
europäischen Arten sind vertreten durch Melittis Melissophyllum, Euphor-
bia amygdaloides, Helleborus foetidus , Gentiana cruciata , G. ciliata,
Dianthus caesius , Coronilla varia, Cytisus sagittalis , Physalis Alkekengi ,
Stachys germanica, St. annua, Ajuga Chamaepitys, Ophrys fuciflora und
Asperula arvensis. Und die pontischen Arten endlich durch Panunculus
lanuginosus, Scilla bifolia , Piäsatilla vulgaris, Alyssum montanum, Poly-
gala comosa, Linum flavum , Coronilla montana, Cephalanthera rubra,
Asperula glauca, Geranium palustre, Falcaria Rivini, Arabis arenosa,
Lathyrus tuberosus und Parietaria officinalis.
Von weiteren interessanten Pflanzen in dem Harderschen Herbarium
seien genannt:
Asplenium fontanum Beruh. (= A. Halleri RBr.) Dieser Farn, der
im Schweizer Jura und den benachbarten Alpen des oberen Rhonetales
verbreitet, sonst aber sehr selten ist, hat jetzt in der Schwäbischen Alb
einen einzigen Standort, nämlich bei Ueberkingen, dem Aufenthaltsort
unsers Harder. Hier hat er sich dreieinhalb Jahrhunderte unverändert
gehalten, denn nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Dr. Gradmann
kommt dieser Farn bei Ueberkingen am Jungfraufelsen und dessen Nach-
barschaft auch heute noch vor, ist aber keineswegs häufig, sodafs seine
Auffindung dem alten Simplicisten wahrhaftig alle Ehre macht.
81
Helichrysum arenarium , Artemisia pontica, Saxifraga rotundifolia ,
biflora , Myricaria germanica , Thlaspi alpestre und Tamus communis
fehlen heute der Schwäbischen Alb gänzlich. Ob sie im 16. Jahrhundert
hier vorkamen und seit dieser Zeit ausstarben, oder wo sie Harder ge-
sammelt haben mag, läfst sich nicht mehr feststellen. Die heutige Ver-
breitung des Helichrysum und der Artemisia weist auf das bayrische
Keupergebiet und die der übrigen Arten auf die Umgebung des Bodensees.
Es wäre ja möglich, dafs Harder eine Reise dahin unternommen hätte.
Jedoch schreibt mir Herr Dr. Gradmann, ,,dafs sich ein Aufenthalt Harders
daselbst sollte nachweisen lassen, kann ich mir auf Grund meiner Quellen-
kenntnis nicht denken“. Die Bodenseepflanzen liegen in dem Herbarium
nicht beisammen.
Die angeführten Beispiele ans der spontanen Flora zeigen zur Genüge,
dafs in dem Harderschen Herbarium eine ganze Anzahl von Pflanzen mit
jetzt sehr beschränkter Verbreitung in der Schwäbischen Alb vertreten
sind. Ob man nun daraus auf eine früher weitere Verbreitung dieser
Arten oder nur auf eine höchst intensive Sammeltätigkeit Harders schliefsen
darf, ist dem Fernstehenden, der wie ich die Schwäbische Alb nicht aus
eigener Anschauung kennt, unmöglich zu entscheiden. *
Von den eingeklebten Gartenpflanzen dürfte wohl die interessanteste
die Tomate, Solanum Lycopersicum , sein, die als Solanum marinum , Mer
Nachtschatten, bezeichnet ist. Diese amerikanische Nutzpflanze findet sich
nach Penzig auch schon in dem Herbarium des Cibo. Sie wird nach
Dürkop*) zum ersten Male von dem Italiener Luigi Anguillara 1560 er-
wähnt und von Gesner 1561 in seinem Horti Germaniae beschrieben. Der
erstere nennt sie Pomi del Peru, der letztere Pomum aureum, Pomum
amoris oder auch Pomum de altero mundi. Zur selben Zeit, wo die
Tomate in Italien bekannt geworden war, mufs sie nach Deutschland ge-
bracht worden sein. Gesner erwähnt 1561, dafs sie in Nürnberg, Breslau
und Torgau kultiviert wurde. Aber diese Kulturen waren damals noch
Ausnahmen, denn Gesner zählt die Männer in den obigen drei Städten
auf, die sich mit ihnen befafsten. Dann scheint allerdings die Kultur sich
rasch ausgebreitet zu haben, wie das Vorkommen in Ueberkingen 1574
beweist. Und schon 1588 schreibt Tabernaemontanus: „Es seyn diese
Oepfel in den Gärten gemein worden.“ Das ist für eine Zierpflanze, denn
nur als solche kannte man damals die Tomate, eine sehr rasche Ver-
breitung. Als Nutzpflanze lernte man sie erst im 19. Jahrhundert schätzen.
Auch verschiedene Varietäten oder Rassen kannte man im 16. Jahrhundert
schon. Gesner spricht von Sorten mit kleineren glatten und solchen mit
gröfseren unebenen Früchten, die goldgelb, rot und weifs sein können. Das
Exemplar im Harderschen Herbarium trug, wie es scheint, kleine glatte
Früchte. Wenigstens hat der Autor solche in einer kolorierten Feder-
zeichnung zugefügt.
Zu den Gartenpflanzen dürfte auch die in einem kümmerlichen Exem-
plare vorhandene Valeriana celtica gehören, die früher unter dem Namen
Spica celtica oder Nardus celtica offizinell war.
*) Dürkop, W. : Ein Beitrag zur Geschichte der Tomate. Naturw. Wochenschr.
1907, Nr. 35.
82
Die Pflanzen des Harderschen Herbariums.
1. *)Leucoion Theophrasti, Hornungs-
blumen
Pulsatilla
Trifolium aureum, sive Epatica nobilis,
Guldin lde od. Edel leber krautt
Lichen verum, Brunnen Leberkraut
Hyacinta, Bio mertzen blumen
— alter., Hyacinte
Ornithogalum minus, Mertzenstern
2. Chelidonium minus, F eig wartzen Kraut
Viola purpurea, Bio mertzen violen
— canina, Hundsvyolen
— montana lutea
— mira, Wunderviolen
Aron, Bruchwurtz
3. Aristolochia rotunda applinaris, die
Runde Osterlucey od. d. Rund
Hohlwurzel
— longa, die lange Osterlucey
Originalis, Wasserkron
Herba paratisis, Schlisselblum
Gamedris, Blomenderlin
Dio. Chamedrys 1 querula amara, sub-
acris, Das echt Gamenderlin od.
aichelenkraut
4. Flos aprilis ceruleus, Abrellenblumen
— — Albus „
Cruciola, Creuzelin
Poligala mas, Creutzbliemlin, männlin
— foemina, „ weiblin
Chrysanthemum, schmaltzblum,
dotterblum
Ranunculus primus sive martialis,
Mertzen Hanenfufs
5. Viola petrea, Felsen violen
— — cerulea, Gel felsen violen
— montana alba, Weis berg violen
— ibea, Igel viole.
Herba umbilici, Nabelkraut
Telephium magnum, Katzen treublin
Diosc. Telephium, Mauerpfeffer
6. Trichomanes terestre, Erdrauten
— Dioscoridis, Rot Steinbrech,
Steinrauten
Adiantum album Diosc.-Ruta muraria,
Mauer Rauten
Politrychon apuley, Guld. Widertod
Ruta petrea, Felsen Rauten
Leucojum vermint L.
Pulsatilla vulgaris Milk
Hepatica nobilis Schreb.
Marchantia polymorpha L.
Scilla bifolia L.
Muscari botryoides Milk
Gagea lutea Schult.
Ficaria verna Huds.
Viola odorata L.
— canina L.
— biflora L.
Pinguicula vulgaris L.
Ar um maculatum L.
Corydalis cava Schwägr.
Aristolochia Clematis L.
Chrysosplenium alternifolium L.
Primula elatior Jcq.
Veronica longifolia L.
Teucrium Chamaedrys L.
Anemone ranunculoides L.
— nemorosa L.
Primula farinosa L.
Polygala comosa Schk.
— amara L.
Caltha palustris L.
Ranunculus auricomus L.
Arabis arenosa Scop.
Älyssum montanum L.
Thlaspi montanum L.
Praha aizoides L.
Saxifraga Aizoon Jacq.
Sedum album L.
— acre L.
Plagiochila asplenoides N. v. E.
Asplenium Trichomanes L.
— Ruta muraria L.
Polytrichum alpinum L.
Thalictrum minus L.
") Die Vorgesetzten Zahlen geben die Blätter des Herbariums an.
83
7 .
8 .
9 .
10 .
11 .
12 .
13 .
14 .
15 .
16.
Polypodium, Engelsiefs
Phyllitis, Hirszung
Scolopendrium magnum, Grofs Hirs-
zung
Loncliitis aspera, das klain Miltzkraut
Filix petrea, Felsenfarn
— muraria, Mauerfarn
Driopteris, Aichfarn
Filix sylvestris mas, Waldfarn, das
mänlin
Filix sylvestris foemina, Waldfarn
Weiblin
Pulmonaria, Lungenkraut
— Mathioli, Waldoxenzung
Cynoglossum, Hundszung
Anchusa, Wild oxenzung
Bugglossa, Oxenzung
Borago, Boretsch
Consolida regalis, Rittersporn
Aculeata, Feldröslin
Papaver hortensis, Olmagen
— agrestis, Schnellblumen
Pseudo melanchium, Ratten
Alliaris, Knoblauchkraut
Lilium convallium, Mayblümlin
Ophioscorodon. Allium sylvestre, Wald
Kn obloch
Ophioglossum, Naterzünglin
Lunaria, Mon rauten
Nummularia, Pfenningkraut, Egelkraut
Asaron, Haselwurtz
Chamecissus ut corona terrae, Gundt-
roeben
Chamecissus minor, Edel Gundtroeb
Dentaria agrestis minor, Zangail,
moennlin
Dentaria agrestis maior, Zangail,
weiblin
Anagallis aurea, Guldin gachhail
— foemina, Gachhail weiblin
— mas, „ moenlin
Fragaria, Erdbeerkraut
Veronica mas, Erenbreifs, moennlin
— foemina
Beta sylvestris, Holtz mangolt
Pirola vera, das recht wintergrien
Camepitis vera, Je länger ye lieber
Camedris species, Bergciprefs
Elichryson luteum, Remblum
— album, Weis katzenpfötlin
— purpureum, Rot katzenpfötlin
Polypodium vulgare L.
Scolopendrium vulgare Smith.
Blechnum Spicant With.
Aspidium Loncliitis Sw.
Asplenium fontanum Bernh.
Cystopteris fragilis Bernh.
Nephr odium Pryopteris Mich.
Aspidium Filix mas Sw.
Pteridium ctquilinum Kuhn.
Sticta Pulmonaria Schaer.
Pulmonaria officinalis L.
Cynoglossum officinale L.
Echium vulgare L.
Anchusa officinalis L.
Borago officinalis L.
Delphinium Consolida L.
Adonis autumnalis L.
Papaver somniferum L.
— Bhoeas L.
Agrostemma Githago L.
Alliaria officinalis Andrz.
Convallaria majalis L.
Allium ursinum L.
Ophioglossum vulgatum L.
Botrychium Lunaria Sw.
Lysimachia Nummularia L.
Asarum europaeum L.
Glechoma hederacea L.
Veronica polita Fr.
— triphyllos L.
— hederifolia L.
Anagallis arvensis L.
— coendea Schreb.
— phoenicea Lam.
Fragaria vesca L.
Veronica officinalis L.
— serpyllifolia L.
Pirola rotundifolia L.
— secunda L.
Ajuga Chamaepitys Schreb.
Teucrium Boirys L.
Helichrysum arenarium DC.
Gnaphalium dioicum L.
84
Gnaphalium verum, Der rechte Knawel
~ P r * mum ) Drey Knawel Ge-
— tertiuml schlecht
17. Morsus gallinae, Hüner clarm
Lingua passerina, Spatzenzinglin
Centum morbia, Nummularia, Pfen-
ningkraut
Yerbaseulum Mathioli mas, Gold
knöpfflin
Verbasculum foemina, Goldknöptflin
18. Piperitis, Senffbletter
Yerbascum album, Weifs Wullkraut
— nigrum, Scbwartz Wullkraut
19. Polygonatum foemina, Weiswurtz,
weiblin
Polygonatum mas, Weifswurtz,
männlin
Perfoliatum, Durchwax
Parietaria, Glaskraut
20. Mercurialis mas, Bingel kraut, märdin
Diapensia, Weifser Sanickel
Sanicula vera, der recht Sanickel
21. Betonica, Braun Betonic
Agrimonia, Odermeng
Alchimilla, Sinaw
Serpentina, Naterwurtz
22. Bifolium, Zwayblatt
Unifolium Ainblatt, mänlin
— foemina — , Dz weiblin
Benedicta gariosilata, Benedictwurtz
— silvestris, Wild Benedict
23. Apiaria, Imenkraut
Philipendula, Rot Stainbrech od. Erd-
aichel
Damasonium primum mas, Sackpfeiff
— secundum foeminum, Hennen-
kropf
24. Damasonium tertium foemina,
Wunderblum
Damasonium quartum mas, Wunder-
blum
Aconitum hortense, Eysen hütlin,
Narren kapp.
— licoctonum, Wolfswurtz
25. — pardalianches sive Herba paris,
Vierblatt, Ainber od. Wolfsber
Virga aurea mas, Haidnisch Wund-
kraut
Virga aurea foemina, Haidnisch
Wundkraut, weiblin
Filago arvensis Fr.
Gnaphalium uliginosum L.
Filago minima Er.
Gnaphalium silvatieum L.
Malachium aquaticum Fr.
Arenaria serpyllifolia L.
Lysimachia Nummularia L.
(s. Bl. 13)
Neslea paniculata Desv.
Erysimum cheiranthoides L.
Lepidium latifolium L.
Verbascum Thapsus L.
— nigrum L.
Polygonatum verticülatum All.
— multiflonim All.
Bupleurum rotundifolium L.
Parietaria officinalis L.
Mercurialis perennis L.
Astrantia major L.
Sanicula europaea L.
Betonica officinalis L.
Agrimonia Eupatoria L.
Alchemilla vulgaris L.
Polygonum Bistor ta L.
Listera ovata RBr.
Majanthemum bifolium Schmidt.
— — (steriles Blatt)
Geum urbanum L.
— rivale L.
Spiraea Ulmaria L.
— Filipendula L.
Cypripedium Calceolus L.
Cephalanthera grandiflora Bab.
Epipactis latifolia All.
Cephalanthera rubra Rieh.
Aconitum Napellus L.
• — Lycoctonum L.
Paris quadrifolia L.
Solidago Virga aurea L.
Senecio Fuchsii Gm el.
85
26 .
27 .
28 .
29 .
30 .
31 .
32 .
33 .
34 .
35.
Eupatorium Avicenne, Künigund
— Mesue, Wurmkreutlin
Onagra Dioscoridis, Rot weiden
Hypericon, Sanc Johanskraut
Androsemum, Kunradt
Centaureum minus, Tausend guldin
Kraut
Bonax chironium, Haiden Isopp
Linum pratense Mathioli, Wilder Flax
Origanum, Dosten
Clinopodium, Wirbel Doste
Menta saracenica, Unser frawen mintz
od. Salvay
— serrata, Stain mintz
— montana, Berg mintz
— aquatica, Wassermintz
— equina, Rofs mintzen
— sativa ut Bits menta, Biment
Krausbalsam
— agrestis, Acker mintz
Poleium, Boley
Melissa, Wantzenkraut
— citrinaria, Die recht Melissen
Isopus, Ispen
Satureia, Joseplin
Basilicon, Basilien
Kunili, Kuenlin (Quendel)
Sideritis aspera j
— laevis I «idkrautt
Amaracus sylvestris, Wild mayeron
— hortensis, Der rechte mayeron
Chamecyparisus, Cyprefs
Lybanotis, Rosmarin
Caltha hortensis, Ringelblum
Flos trinitatis, Dreyfaltigkait od.
Denckel blümlin
Jacea, Wild denckel bliemlin
Lavendula, Lavander
Spica celtica, Eselshew
— Spicenardi
Levcoion citrinum, Gel viol
— purpureum, Braun viol
Gariophila perversa, Mutwille
— tonicrualis, Donder nägelin
— domestica, Naegelin
— petrea, Felsen naegelin
Aquileia, Aggley
Ranunculus montanus sive sylvestri
minor, Berg- Han enfufs
— pratensis, Wisen Hanenfufs
Eupatorium cannabinum L.
?
Epilobium angustifolium L.
Hypericum perforatum L. var.
veronense Schrank.
Hypericum perforatum L.
Erythraea Centaurium Pers.
Helianthemum vulgare Gaertn.
Linum fiavum L.
Origanum vulgare L.
Clinopodium vulgare L.
Tanacetum Balsamita L.
Mentha arvensis L.
Calamintha officinalis Moench.
Mentha aquatica L.
— silvestris L.
— rotundifolia L.
— arvensis L.
— Pulegium L.
Melissa officinalis L.
Melittis Melissophyllum L.
Hysopus officinalis L.
Satureja hortensis L.
Ocimum Basilicum L.
Thymus vulgaris L.
Stachys recta L.
— annua L.
Calamintha Acinos Clairv.
Origanum Major ana L.
Santolina Chamaecyparissus L.
Rosmarinus officinalis L.
Calendida arvensis L.
Viola tricolor L.
— — var. arvensis Murr.
Lavandula Spica L.
Valeriana celtica L.
Lavandula Spica L.
Cheiranthus Cheiri L.
Matthiola annua Sw.
Dianthus superbus L.
— cartlmsianorum L.
— Caryophyllus L.
— caesius Sm.
Äquilegia vulgaris L.
Ranunculus nemorosus DC.
— acer L.
86
36. Ranunculus hortensis, Tausent blättlin
— sylvestris maior, d. grofs wald
Hanenf.
Potentilla anserina, Genserich
Pentafilon minus, Das klain fünffinger-
kraut
— Fünffingerkraut
37. — album, Weifs fünffingerkraut
Tormentill, Blutwurtz, Birckwurtz
Asparagus, Spargen
38. Antirhinon sive Orant, Kalbsmaul
Fumus terre, Erdrauch, Taubenkröpff
Apostema, Apostelkraut
Scabiosa vera, Die recht Scabiosen
39. Morsus diaboli, Teufelsabbis
Apium hortense Diosc. Petrosileni,
Peterling
Yerbena, Eisenkraut
40. Erisimon Diosc., Edler senff
Apium agreste, Acker epich
— aquaticum, Wafser epich
41. Paludapium Dioscoridis, Bauren epich
Marubium hortense, Andorn
— aquaticum, Wafser an dorn
42. — Album, Weis andorn
— nigrum, Schwartz andorn
Ormium sylvestre, Berg Scharlach
Urtica sylvestris, Wald nefsel
43. — mortua sive Sanguisorbai Todt r
Binsauge Jnefslenl
Urtica, Nefsel
— minor, Eyter nefsel
44. Fortuna, Glückkraut
Viola latifolia, Silber glantz
45. — Matronalis, Weifs violen
Dentaria, Zankraut
Cianus maior, Wald kornblum
46. — minor, Korn beifs
Lichnis coronaria, Margen röslin
Salvia nobilis, Edel salvay
Ruta hortensis, Rauten
47. Salvia maior, Brait salvey
— rustica, Wild salvay
Tanacetum, Rainfarn
— - montanum, Berg Rainfarn
48. Meter sive partenium, Matreni
Bellis maior, Grofs mafslieb
— minor, Klain mafslieb
49. Chrysanthemum, Goldblum
Alisma, Engeltranck
Ranunculus bulbosus L.
— lanuginosus L.
Potentilla Anserina L.
— verna L.
— reptans L.
— arg ent ea L.
— Tormentilla Sehr.
Asparagus officinalis L.
Linaria minor Desf.
Fumaria officinalis L.
Knautia arvensis Coult.
Scabiosa Columbaria L.
Succisa pratensis Moench.
Petroselinum sativum Hoffm.
Yerbena officinalis L.
Sisymbrium officinale Scop.
Ranunculus arvensis L.
— sceleratus L.
Berula angustifolia Koch
Marrubium vulgare L. ?
Lycopus europaeus L.
Stachys germanica L.
Ballot a nigra L.
Stachys palustris L.
— silvatica L.
Lamium maculatum L.
— album L.
TJrtica dioica L.
— urens L.
Lamium amplexicaule L.
Lunar ia rediviva L.
Hesperis matronalis L.
Dentaria bulbifera L.
Centaur ea montanci L.
— Cyanus L.
Lychnis Coronaria Lmk.
Scdvia officinalis L.
Ruta graveolens L.
Salvia officinalis L. (Blätter),
— pratensis (Blütenst,).
Salvia pratensis L.
Chrysanthemum vulgare Beruh.
— corymbosum L.
— Parthenium Bernh.
— Leucanthemum L.
Bellis perennis L.
Anthemis tinctoria L.
Doronicum spec.
87
Chamomilla vulgaris, Gmein Camillen
— sativa, Edel Camillen, Haber Cam.
50. Thalictrum, Krottendill
Bubonium, Sternkraut
Nigella romana, Römisch coriander
Coriandrum, Colander
51. Santonicum, Wurmsamen
Abrotanum, Stabwurtz
Absinthium, Wermutt
— ponticum, Pontiscber wermut
Artemisia, Beyfufs
52. Lisimachia lutea, Edelweyderich
— purpur ea, Braun weydericli
Gentiana maior, Entzion
53. — nigra, Schwartz Entzion
— minor, Modelzer (?)
Viola gentiane, Entzion violen
Coniza maior, Gros dürrwurtz
— minor, Klain dürrwurtz
54. Scroffularia maior, Schaumkraut
— minor, Braunwurtz
Alkikengi, Juaenkirs, Bobrellen
Solanum, Nachtschatten
55. — marinum, Mer nachtschatt
Cichorea, Wegwart
56. -- lutea, Gel wegwart
Flos sancti Jacobi
Sonchus aspera, Raucher gensdistel
— sativus, Genszung
— levis, Gensdistel
57. Senecio maior, Gros kreutzwurtz
— minor, Klain kreutzwurtz
Hieratium, Pfaffenrörlin
Accipitrinum maius, Gros Happichs-
kraut
58. Lactuca leporina, Hasen strauch (?)
Accipitrinum minus, Klain Happichs-
kraut
Ursina auris, Beren ohr
59. Pilosellum maius, Gros meus or
Bubauris, Sauen ohr
Pilosellum minus, Klain meus or
Genista, pfrimen
Spartium, pfrimen
Flos tinctory, ferb blumen
60. Tragopogon, Bocksbart
Barba caprina, Gaisbart
Valeriana maior, Baldrion, der grofs
— minor, d. klain Baldrion
Stratiotes mille folium, Schaff garb
l Chrysanthemum Chamomilla
1 Bernh.
Anthemis arvensis L.
Aster Amellus L.
Nigella damascena L.
Coriandrum sativum L.
Sisymbrium Sophia L.
Artemisia Abrotanum L.
— Absinthium L.
— pontica L.
— vulgaris L.
Lysimachia vulgaris L.
Lythrum Salicaria L.
Gentiana lutea L.
— germanica Willd.
— cruciata L.
— ciliata L.
Inula Conyza DC.
Erigeron acer L.
Scrofularia umbrosa Dum.
— nodosa L.
Physalis Alkekengi L.
Solanum nigruin L.
— Lycopersicum Trn.
Cichorium Intybus L.
Crepis biennis L.
Senecio Jacobaea L.
Hieracium boreale Fr.
Sonchus asper All.
— oleraceus L.
Senecio viscosus L.
— vulgaris L.
Taraxacum officinale Web.
Leontodon autumnalis L.
Crepis virens Vill.
Hypochoeris radicata L.
Crepis praemorsa Tsch.
Hieracium murorum L.
— Jacquini Vill.
— Pilosella L.
Genista germanica L.
Cytius sagittalis Koch.
Genista tinctoria L.
Tragopogon pratensis L.
Aruncus Silvester Kost.
Valeriana officinalis L.
— dioica L.
Achillea Millefolium L.
88
61. Pimpinella italica, Welsch Bibenell
— sativa, Bibenellen
Pastinaca campestris, Pest nachen
Cerefolium, Körblen kraut
62. Cuminum, Kümich
Mirhis, Morchen
Branca ursina, Berenkla
Ostrucium sylvestre,Wildmaisterwurtz
63. — hortense, Maisterwurtz
Angelica, Haillig gaistwurtz
64. Ligu.sticum, Leibstickel
Pencedanum, Harstrang, Schwebel-
wurtz
65. jFalcaria Mathioli, Sichelkrautt
Ambrosia maior, Hirswurtz, die grofs
66. — minor, Die klain Hirswurtz
Feniculum, Fenchel
Anetum, Dill
67. Linum, Flax
Linaria, Harnkraut
Canapis, Han ff
Noli me tangere, Junckfra zucht, Gel
Rittersporn
Chelidonia, Schelkraut
68. Hirundinaria, Schwalbenwurtz
Symphitum maius, Walwurtz
Consolida media, Guldin günsel
Brunelia, Braun nelle
69. Cathanances femina, Sterckkraut
— mas, Sterckkraut, mänlin
Bonus Hainricus, Gut Hainrich
Fenium graecum, Bocks horn
Trifolium odoratum, Marien -Magda-
lenenkraut, Sibenzeit
70. Fenium graecum rusticum, Das wild
Bockshorn
Lagoppus, Katzenklee
Trifolium pratense mas, Wiesenklee,
mänlin
— pratense foem., Wiesenklee, weibl.
71. — luteum, Gel Stainbrech
— pisarum, Erbifs klee
N
— Aquaticum, Wafserklee
72. Plantago aquatica, Wafserwegerich
— maior, Wegerich
— minor, Spitzwegerich
N
78. Mellilotum nobile minus
— — maius
Sanguisorba minor Scop.
Pimpinella Saxifraga L.
Pastinaca sativa L.
Anthriscus Cerefolium Hoffm.
Carum Carvi L.
Myrrhis odorata Scop.
Heracleum Sphondylium L.
Aegopodium Podagraria L.
Imperatoria Ostruthium L.
Angelica silvestris L.
Levisticum officinale Koch.
?
Falcaria Pivini Host.
Laserpitium latifolium L.
Peucedanum Cervaria Cuss.
Foeniculum vulgare Mill.
Anethum graveolens L.
Linaria vidgciris Mill.
Cannabis sativa L.
Lmpatiens Noli tangere L.
Chelidonium majus L.
Cynanchum Vincetoxicüm RBr.
Symphytum officinale L.
Ajuga genevensis L.
Brunelia vulgaris L.
Reseda lutea L.
— Luteola L.
Chenopodium Bonus Henricus L.
Trigonelia Foenum graecum L.
Melilotus coeruleus Desr.
Astragalus glycyphyllos L.
Trifolium arvense L.
— pratense L.
— hybridum L.
— procumbens L.
Medicago lupulina L.
— falcata L.
Menyanthes trifoliata L.
Alisma Plantago L.
Plantago major L.
— lanceolata L.
Anthyllis Vulneraria L.
Hippocrepis comosa L.
Lotus uliginosus Schk.
89
Mellilotum luteum, Geier Stainklee
— album, Weyser Stainklee
Saxifragum album maius, Der grofs
weifs Stainbrech
Saxifragum album medium, d. mittel
weifs Stainbr.
Saxifragum album minus, d. klain
weifs Stainbr.
Saxifragum album erraticum, d. falsch
weifs Stainbr.
74. Nasturtium hortense, Garten krefs
— aquaticum, Brunn krefs
— sylvestre, Wald krefs
Sium, Bach bungen
Lactuca agrestis, Acker Salat
75. — hortensis, Garten Salat
Nasturtium montanum, Berg krefs
Sinapi luteum
— album
Bunium Dioscoridis, Wafser senff
76. Brassica agrestis, Acker köl
Eruca, Raucken
Erica, Haid
Mirica, Tamariscen
77. Epatica sylvestris, Wald leberkraut
N
N
N
Matri sylva maius, Grofs Waldmaister
— — minus, Klain ,,
78. Aparine maius, Grofs klebkraut -
— minus, Klain „
Rubia rustica, Wild Röte
Milium solis album, Weis xMerhirs
— — nigrum, Schwartzer Merhirs
79. Crateogonium Diosc., Flöchkraut
Arenaria maior, Grieskraut, d; grofs
— minor, klain griefs kreutlein
Eufrasia vera, der recht augentrost
Eufragia rubra, der rot augentrost
80. Crassula maior, Wundkraut
Cardiaca, Hertz gespan
Hosciamus, Bilsenkraut
Frumentum saracenicum, Wild körn
Botris, Traubenkraut
81. Atriplex rustica, wild malten
— sativa, zam malten
— fimaria, Mist malten
Isatis lutea, Geier waid
82. — purpurea, Brauner waid
Melilotus officinais Desr.
— albus l)esr.
Saxifraga rotundifolia L.
— granulata L.
— tridactylites L.
Cerastium arvense L.
Lepidium sativum L.
Cardamine amara L.
— pratensis L.
Veronica Beccabunga L.
Valerianella olitoria Much.
Lactuca sativa L.
Cardamine impatiens L.
Sinapis arvensis L.
— alba L.
Barbaraea vulgaris RBr.
Brassica oleracea L.
Nasturtium palustre DC.
Calluna vulgaris Salisb.
Myricaria germanica Desv.
Galium silvaticum L.
Asperula glauca Bess.
— arvensis L.
Sherardia arvensis L.
Asperula taurina L.
— odorata L.
Galium Aparine L.
— Cruciata Scop.
Galium Mollugo L.
Lithospermum officinale L.
— arvense L.
Polygonum mite Schrank.
Asperula cynanchica L.
Linum catharticum L.
Euphrasia officinalis L.
— Odontites L.
Sedum purpureum Link.
Leonurus Cardiaca L.
Hyoscyamus niger L.
Polygonum Fagopyrum L.
Alber sia Blitum L.
Chenopodium album L.
Atriplex hortense L.
— hastatum L.
Lactuca muralis Less.
Prenanthes purpurea L.
90
83.
84.
85.
86 .
87.
88 .
89.
90.
91.
92.
Clinopodium minus agreste, Acker
wirbel
Flos cuculi, Guckochblum
Frumentum vaccinum, Ku weisen
Bis malva, Eybisch baplen
Althea, Sigmarswurtz, Felrifs
Malva simplex mas, Kes baplen, mänlin
— — foemina, ,, ,, weiblin
Saphonaria, Sayffenkraut
S tr uch ium, w alck erkr aut
Digitalis, Fmgerhutt
Cervicaria aut Campanula, Halskraut
Rapunculus sylvestris, Wald rapontzel
— hortensis, Gerelen
Vesicaria, Blasenkraut
Leontopodion, Vergifsmeinnitt, weiblin
— „ mänlin
Crispa gallinacea, Hanenkam
Amara dulcis, Bittersiefs
Alba Brionia, Stickwurtz, oder weifs
Zaunriib
Brionia nigra, Schwartze Stickwurtz
Appium Hedera, Ebheu
Yolubilis maior, Grofs winden
— minor, Klain winden
Usnea terestris, Weinkraut
Remor aratri, Leisten wurtz
Yicia palaria, Schauffel wick
— trifolia, Kle wicken
— montana, Bergwick
— sylvestris, Waldwick
Lathyros, Kichern
Apios, Erdnufs, Erdfeig
Heck wicken
Pess columbe, Taubenfufs, Geschofs-
kraut
Geranion gratia dei, Gotzsgnad
Robertina, Ruprechtskrautt
Rostrum ciconiae, Storckenschnabel
Bursa pastoris maior, das grofs
Deschelkraut
Bursa pastoris altera, das ander
Teschelkraut
Scoparia, Besenkraut
Bursa pastoris vera, das recht Deschel-
kraut
Bursa pastoris minima, das klainst
Teschelkraut
Galeopsis Ladanum L. var. an-
gustifolia Ehrh.
Lychnis flos cuculi L.
Melampyrum arvense L.
(s. Bl. 30.)
Althaea offlcinalis L.
Malm Alcea L.
— silvestris L.
— neglecta Wallr.
Saponaria offlcinalis L.
— glutinosa MB.
Digitalis ambigua L.
Campanula rapunculoides L.
Pliyteuma spicatum L.
Sium Sisarum L.
Silene inflata Sm.
Myosotis silvatica Hoffm.
— palustris L.
Alectorolophus minor W. u. G.
Solanum Dulcamara L.
Bryonia alba L.
Tamus communis L.
Hedera Helix L.
Convolvulus sepium L.
— arvensis L.
Ly copodium annotinum L.
Ononis spinosa L.
Lathyrus Apha ca L.
— pratensis L.
Coronilla montana Scop. und
C. varia L.
Lathyrus vernus Beruh.
— Silvester L.
— tuberosus L.
Vicia Cracca L.
Geranium columbinum L.
— Bobertianum L.
Geranium palustre" L.
Er odium cicutarium L’Herit.
Tlüaspi arvense L.
— perfoliatum L.
— alpestre L. mit Alyssum
calycinum L.
Capselia Bursa pastoris Mnch.
Draba verna L.
91
Petasites officinalis Moench.
Tussilago Farfara L.
Helleborus viridis L.
— foetidus L.
Euphorbia amygdaloides Kl. u. G.
— stricta L.
— exigua L.
Orchis sambucina L.
Ophrys fuciflora Rchb. (?)
Satyrium basilicum mas, die wol- Orchis militaris L.
schmeckend Stendelwurtz.
96. Cynosorchis minor, das klain vögelin Ophrys muscifera Huds.
Satyrium basilicum foemina, die wol- Gymnadenia conopea RBr.
schmeckend Stendelwurtz, weiblin
Orchis femina, Stendelwurtz, weib. Orchis spec.
Lapatum, Straiffwurtz, Mengelwurtz Pumex Hydrolapathum Huds.
Acetosa maior, Saur ampfer — Acetosa L.
97. — minor, klain Saurampfer — Acetoselia L.
Oxytriphyllon, Buch klee, Buchampfer Oxalis Acetosella L.
Polygonium, weggrafs Polygonum aviculare L.
Petasites mas, l Bolsteren, )
— femina, / Pestilentz wurtz 1
93. Tussilago, Rofs hupf
Yeratrum nigrum, Christwurtz
94. Sesamoides magnum, Leuskraut
Esula maior, Wald Wolfsmilch
— secunda, die ander Wolfsmilch
95. — tertia, die dritt Wolfsmilch ]
— minima, die klainst Wolfsmilch J
Testiculus. Orchis, Stendelwurtz
Cynosorchis, Fögelin
Volgen nun mancherley Grafs geschlecht
N
N
98. N
N
Holosteon, Hundsgras
N
N
99. Lolium, Drefftzgen
N
N
Linum pratense, Mattenflax
N
Canda muris, Meusschwantz
100. Mezereon, Zilander
Flos hepatica, Leberblum
Cuscuta, Filtzkraut
Vina pervinca
101. Galiom, Meyerkraut
Frumentum vaccinum, Kuweysen
N
Car ex digitata L.
Melica nutans L.
Sesleria coerulea Ard.
Br im media L.
Carex glauca Murr.
Scirpus silvaticus L.
Poa spec.
Bromus secalinus L.
Luzula campestris DC.
Cynosurus cristatus L.
Eriophorum polystachium L.
Dactylis glomerata L.
Phleum pratense L.
P>aphne Mezereum L.
Parnassia palustris L.
Cuscuta europaea L.
Vinca minor L.
Galium verum L.
Melampyrum arvense L.
Centaur ea jacea L.
Botanisches Institut der Technischen Hochschule Dresden, Januar 1908.
Die Preise für clie noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8 . . . . 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8. .... ... . . . . . 3 1. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissenscli. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 61.- Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . . IM. 20 Pf.
Sitzungsberichte'. Jahrgang 1-863 . . . . . . . . . . . . 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang , . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868. der Jahrgang. . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September .... 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember ..... 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September ... . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . ..4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni . . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember . ... 31. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgal] gl 881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1907, der Jahrgang . . . . . . . . . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deiehmiiller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral. -
geolog. Museum, entgegengenommen.
gj^T“ Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in
Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1908.
Mit 2 Tafeln und 5 Abbildungen im Text.
Dresden,
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1909 .
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der
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Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
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in Dresden.
Herausgegeben ■
von dem Redaktionskomitee.
Jahrgang 1908.
Januar bis Juni.
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Mit 1 Tafel und 1 Abbildung im Text.
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Dresden.
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1908.
&
Redaktionskomitee für 1908.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Prof. Dr. A. Jacobi, Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer Dr.
P. Wagner, Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller, Prof. Dr. A. Lottermoser und Rektor
Prof. Dr. R. Henke.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Inhalt.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3. — Heller, K.: Tierwelt der Kanaren S. 3. — Jacobi, A.:
Ibidorhynchus struthersi Vig., Nacktschnecken von der Küste Kaliforniens, Fischfauna
von Samoa, neue Literatur S. 3. — Lehmann, H.: Von Makropoden erzeugte Töne
S. 3. — Schorler, B.: Teiche des Erzgebirges S. 3, mit Bemerk, von A. Jacobi S. 4.
II. Sektion für Botanik S. 4. — Ernennung J. Wiesners zum Ehrenmitgliede S. 4.
— Drude, 0.: Formationen und endemischer Charakter der Flora der Kanaren
S. 4; Schutz der Erica carnea L. im Vogtlande, Reise nach Gent zur Gartenbau- Aus-
stellung S. 5. — Neger, F.: Pilzkulturen der Nutzholz- Borkenkäfer S. 4. — Scheid-
hauer, R. : Hochmoorbildungen und Moosflora des Zinnwalder Moores S. 5. —
Schorler, B.: Über alte Herbarien, mit Bemerk, von 0. Drude S. 4.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 5. — Engelhardt, H.: Tertiärpflanzen
von der Insel Seymour S. 7. — Gäbert, C.: Neuere Forschungsergebnisse über
Bildungsweise und Alter der erzgebirgischen Gneisformation S. 6. — Kalkowsky, E.:
Umgestaltungen durch Bodenbewegungen , farbige Photographien von Mineralien,
Meteoreisenstruktur S. 6; Edelstein- und Steinschleiferei und Florentiner Mosaik-
arbeiten S. 7. — Wagner, P.: Geologische Übersichtskarte des Königreichs Sachsen
S. 7 ; neue Literatur S. 5 und 7. — Wanderer, K.: Literaturbesprechung S. 7.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen S. 7. — Deichmüller, J.: Diluvialer
Menschenkiefer von Mauer bei Heidelberg, Nachbildung eines Bronzegefäfses in Ton,
neue Literatur S. 7; neue Erwerbungen der K. Prähistorischen Sammlung S. 8. —
Ebert, 0.: Prähistorisches aus Österreich S. 7. — Kalkowsky, E.: Vorgeschichte
von Kreta S. 7. — Krull, W. : Rethra, Besiedelungstätte und Heiligtum der
Redarier S. 8.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie S. 8. — Haenel, H. : Problem der
Vergröfserung des Mondes am Horizonte S. 8. — Lange, L.: Moderne bakteriolo-
gische Methodik, erläutert an dem Verfahren des Typhusnachweises S. 8. Wit-
ting, A. : Entstehung des Planetensystems S. 8.
"VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 9. — Heger, R.: Die
Rohnsche Konstruktion der ebenen Kurve III. Ordnung S. 9. — Krause, M.: Zur
Theorie der Gelenkmechanismen S. 9. — Schreiber, A.: Theorie des Prytzschen
Stangenplanimeters S. 10. — Schreiber, P.: Theorie und Praxis der Wagemano-
meter S. 10. — Witting, A.: Angenäherte Lösung numerischer Gleichungen S. 9.
WH. Hauptversammlungen S. 10. — Veränderungen im Mitgliederbestände S. 14. —
Kassen ab schlufs für 1907 S. 12, 14 und 16. — Voranschlag für 1908 S. 12. — Ge-
schenk für die Bibliothek S. 13. — Denkschrift über den naturwissenschaftlichen
Unterricht an den höheren Schulen S. 13. — Verbilligung der sächsischen topo-
graphischen und anderen Karten S. 13. — Brion, G.: Bindung des atmosphärischen
Stickstoffs in elektrischen Gasentladungen S. 12. — Drude, 0.: Blattform und Vege-
tationsformation S. 14. — Förster, F. : Der elektrische Ofen in der Eisenindustrie
S. 14. — Kalkowsky, E.: Geologie und Beginn des organischen Lebens S. 13. —
Schmidt, K.: Geologie des Simplons und des Simplontunnels S. 10. — Ausflug
nach Landberg- Spechtshausen S. 14. ,
Inhalt des Jahrganges 1908.
A. Sitzungsberichte.
I. Sektion für Zoologie S. 3 und 19. — Heller, K.: Tierwelt der Kanaren S. 3. —
Jacobi , A. : Ibidorhynchus struthersiYig ., Nacktschnecken von der Küste Kaliforniens,
Fischfauna von Samoa S. 3; Varietäten zweier deutscher Wildarten S. 19; neue Literatur
S. 3 und 19. — Kalkowsky, E.: Über Miesmuschelperlen, ein sprechender Papagei
S. 19. — Lehmann, H.: Von Makropoden erzeugte Töne S. 3. — Schorler, B.:
Teiche des Erzgebirges S. 3, mit Bemerk, von A. Jacobi S. 4.
II. Sektion für Botanik S.4 und 19. — Ernennung J.Wiesners zum Ehrenmitgliede S.4.
— Drude, 0.: Formationen und endemischer Charakter der Flora der Kanaren S.4;
Schutz der Erica carnea L. im Vogtlande, Reise nach Gent zur Gartenbau- Ausstellung
S. 5; Darwin und Darwinismus S. 20; Selaginella helvetica Link, aus der Sächsischen
Schweiz S. 21. — Herrmann, E.: Gutachten über die Hehn sehen Pilzdarstellungen
S. 20. — Neger, F.: Pilzkulturen der Nutzholz-Borkenkäfer S.4; Ambrosiagallen und
ihre Pilze S. 20. — Rehn , A.: Ausstellung von Aquarellen und Modellen heimischer
Pilze S. 19. — Scheidhauer, R.: Hochmoorbildungen und Moosflora des Zinnwalder
Moores S. 5; Cylindrothecium concinnum Schpr. von Weinböhla und Gallier gon gigan-
teum Kindb. von Meifsen S. 21. — Schorler, B.: Über alte Herbarien, mit Bemerk,
von 0. Drude S. 4. — Wolf, Th.: Monographie der Gattung PotentiH a S. 21.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie S. 5 und 21. — Engelhardt, H.: Tertiär-
pflanzen von der Insel Seymour S. 7. — Fischer, H.: Die „Opferschüsseln“ im
Fichtelgebirge S. 21. — Gäbert, C.: Neuere Forschungsergebnisse über Bildungs-
weise und Alter der erzgebirgischen Gneisformation S. 6. — Hibsch, E. : Der geo-
logische Aufbau des Böhmischen Mittelgebirges S. 21. — Kalkowsky, E.: Gin-
gest altungen durch Bodenbewegungen, farbige Photographien von Mineralien, Meteor-
eisenstruktur S. 6 ; Edelstein- und Steinschleiferei und Florentiner Mosaikarbeiten
S. 7; über den Korund S. 21. — Wagner, P.: Geologische Übersichtskarte des
Königreichs Sachsen S. 7; neue Literatur S. 5, 7 und 21. — Wanderer, K.: Lite-
raturbesprechung S. 7; die sächsischen Kreidekrehse S. 21.
IY. Sektion für prähistorische Forschungen S. 7 und 22. — Deichmüller, J.: Dilu-
vialer Menschenkiefer von Mauer bei Heidelberg, Nachbildung eines Bronzegefäfses in
Ton S. 7; neue Erwerbungen der K. Prähistorischen Sammlung S. 8; Inventarisierung
der vorgeschichtlichen Altertümer, Steinhammer von Kaditz S. 22; neue Literatur S. 7
und 22. — Döring, H.: Slawische Gefäfse von der Lukaskirche in Dresden, Literatur-
besprechung S. 22. — Ebert, 0.: Prähistorisches aus Österreich S. 7; die Einhornhöhle
bei Scharzfeld S. 22. — Kalkowsky, E.: Vorgeschichte von Kreta S. 7. — Krull, W.:
Rethra, Besiedelungsstätte und Heiligtum der Redarier S. 8. — Ludwig, H.: Herd-
gruben bei Kötitz, Steingerät von Gommern S. 22.
Y. Sektion für Physik und Chemie S. 8 und 22. — Haenel, H. : Problem der Ver-
gröfserung des Mondes am Horizonte S. 8. — Lange, L.: Moderne bakteriologische
Methodik, erläutert am Verfahren des Typhusnachweises S. 8. — Luther, R.: Nutz-
barmachung der Sonnenenergie S. 22. — Witting, A.: Entstehung des Planeten-
systems S. 8.
YI. Sektion für reine und angewandte Mathematik S. 9 und 23. — Disteli, M.:
Das Hookesche Gelenk S. 26. — Heger, R.: Die Rohnsche Konstruktion der ebenen
Kurve III. Ordnung S. 9; Taylor in Prima S. 23. — Krause, M.: Zur Theorie der
Gelenkmechanismen S. 9. — Schreiber, A.: Theorie des Prytzschen Stangenplani-
meters S. 10. — Schreiber, P.: Theorie und Praxis der Wagemanometer S. 10. —
Weinmeister, Ph. : Autopolare Kegelschnitte S. 23; Mitteilungen über homogene
Koordinaten S. 26. — W itting , A. : Angenäherte Lösung numerischer Gleichungen S. 9.
IV
VII. Hauptversammlungen S. 10 und 27. — Beamte im Jahre 1909 S. 27 und 32. —
Veränderungen im Mitgliederbestände S. 14 und 30. — Kassenabschlufs für 1907 S. 12,
14 und 16. — Voranschlag für 1908 S. 12. — Freiwillige Beiträge zur Kasse S. 31.
— Bericht des Bibliothekars S. 34. — Geschenk für die Bibliothek S. 13. — Namens-
änderung der Sektion für Physik und Chemie S. 29. — Denkschrift über den natur-
wissenschaftlichen Unterricht an den höheren Schulen S. 13. — Verbilligung der
sächsischen topographischen und anderen Karten S. 13; Eingabe hierzu an das Mini-
sterium des Kultus und öffentlichen Unterrichts S. 27. — Brion, Gr.: Bindung des
atmosphärischen Stickstoffs in elektrischen Gasentladungen S. 12. — Drude, O.:
Blattform und Vegetationsformation S. 14; Tätigkeit des Landesvereins „Sächsischer
Heimatschutz“ S. 27 und 29. — Förster, F. : Der elektrische Ofen in der Eisen-
industrie S. 14. — Hempel, W.: Bekämpfung der Feuersgefahr S. 29. — Kal-
kowsky, E.: Geologie und Beginn des organischen Lebens S. 13; europäische Ent-
fernungen S. 30. — Patt en hausen, B.: Afsmanns Versuch mit dem Aspirations-
thermometer S. 27. — Schmidt, K. : Geologie des Simplons und des Simplontunnels
S. 10. — Schreiber, P. : Wissenschaftliche Aufgaben der Luftballonfahrten S. 27.
— Witting, A.: Einige Zusammenhänge der höheren Mathematik mit der elementaren
S. 30. — Ausflug nach Landberg -Spechtshausen S. 14.
B. Abhandlungen.
Denkschrift über den naturwissenschaftlichen Unterricht an den höheren Schulen. S. 3.
Kalkowsky, E.: Europäische Entfernungen. S. 33.
Menzel, P.: Fossile Koniferen aus der Kreide- und Braunkohlenformation Nordböhmens.
Mit Tafel II. S. 27.
Schorler, B.: Bereicherungen der Flora Saxonica in den Jahren 1906 — 1908. S. 63.
Schreiber, P: Allgemeine Theorie der Wagemanometer. Mit Tafel I. S. 7.
Wanderer, K. : Ein Vorkommen von Enoploclytia Leachi Mant. sp. im Cenoman von
Sachsen. Mit 1 Abbildung. S. 23.
Witting, A.: Über einige Zusammenhänge der höheren Mathematik mit der elementaren.
Mit 3 Abbildungen. S. 41.
Wolf, Th. : Über die neue „Monographie der Gattung Potentilla“. Mit 1 Abbildung. S. 52.
Die Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
A bhandlungen.
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich, eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1908 .
I. Sektion für Zoologie.
Erste Sitzung am 27. Februar 1908. Vorsitzender: Prof. Dr. A.
Jacobi. — Anwesend 47 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt folgende Schriften vor:
Go w ans Nature books, No. 1—3. London;
Shelley, G. E.: The birds of Africa, vol. I, pt. 1. London 1906.
Er weist auf die anziehende Ausstattung mit Naturaufnahmen von Tieren bei den
äufserst wohlfeilen Gowanschen Heftchen hin, während in dem Shelley sehen Werke die
vollendete Wiedergabe von Vögeln (Gilanzstare) mit metallglänzenden Farben gerühmt wird.
Derselbe zeigt sodann ein ausgestopftes Stück des Ibidorhynchus
struthersi Vig. vor.
Dieser auf den Hochgebirgen Mittelasiens hausende Watvogel, dessen systematische
Stellung lange verkannt wurde, ist trotz unähnlichen Aufseren ein naher Verwandter
des Austernfischers; auch von letzterer Art, die sich selten ins Binnenland verfliegt,
wird ein jüngst bei Grofsenhain erlegtes Exemplar vorgewiesen.
Nachdem hält Prof. Dr. K. Heller seinen angekündigten Vortrag über
die Tierwelt der Kanaren.
Zweite Sitzung am 23. April 1908 (in Gemeinschaft mit der Sektion
für Botanik). Vorsitzender: Prof. Dr. A. Jacobi. — Anwesend 30 Mit-
glieder.
Der Vorsitzende legt das
Bulletin of the bureau of fisheries, vol. XXV, 1895,
vor und spricht im Anschlufs daran über Nacktschnecken von der
Küste Kaliforniens und über die Fischfauna von Samoa (Korallen-
fische).
HerrH. Lehmann berichtet über an Makropoden wahrgenommene
Töne.
Kustos Dr. B. Schorler spricht über die Teiche des Erzgebirges.
Der Vortragende bedauert, dafs viele Teiche des Erzgebirges in den letzten Jahren
trockengelegt wurden, weil die Fischzucht nicht mehr gewinnbringend war. Er weist
darauf hin, dafs die Fischproduktion unmittelbar von dem Plankton und dieses wieder
von den im Wasser gelösten Nährstoffen (N . P 2 0 5 . Ca . K 2 0) abhängt. Bei längerem
Betriebe tritt in den Teichen ein derartiger Mangel an solchen Stoffen ein, dafs die
Ertragsfähigkeit der Teiche an Fischfleisch darunter leidet. Es mufs darum für künst-
liche Zufuhr durch rationelle Düngung gesorgt werden. Die schädliche Humussäure
wird durch kohlensauren Kalk gebunden. Der Vortragende legt hierzu vor:
Knauthe, K.: Die Karpfenzucht. Neudamm 1901;
Knauthe, K.: Das Süfswasser. Neudamm 1907.
4
Prof. Dr. A. Jacobi warnt davor, die Hochteiche zur Karpfenzucht zu
verwenden, weil die Durchschnittstemperatur des Wassers eine zu geringe
sei. Besser eigneten sie sich für die Salmoniden, nachdem das Wasser
entsäuert worden sei.
Kustos Dr. B. Schorler erwidert, dafs die Forelle in den Moor-
teichen leicht absterbe, Karausche und Schleie aber sich als Besatzfische
eignen würden.
II. Sektion für Botanik.
Erste Sitzung am 9. Januar 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 34 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende stellt den Antrag, die Sektion möge bei der Haupt-
versammlung anregen, dafs der durch seine vielseitige Tätigkeit wohl-
bekannte Botaniker K. K. Hofrat Prof. Dr. Julius Wiesner in Wien an-
läfslich seines 70. Geburtstages zum Ehrenmitgliede ernannt werde.
Nach einem kurzen Überblick über Wiesners wissenschaftliche Ver-
dienste durch den Vorsitzenden wird der Antrag einstimmig angenommen.*)
Prof. Dr. F. Neger hält einen Vortrag über die Pilzkulturen der
Nutzholz-Borkenkäfer, welche in sehr interessanter Weise Analogien
zu den aus Möllers Arbeiten genauer bekannt gewordenen Pilzgärten brasi-
lianischer Ameisen ergeben. Demonstrationen am Objekt und schöne
Lichtbilder begleiten den Vortrag.
Kustos Dr. B. Schorler spricht dann über alte Herbarien.
Der Vortragende legt zwei Bände der ältesten bei uns befindlichen sächsischen
Flora von Erdmann aus dem Jahre 1797 vor, besonders aber einen Band von Harder
aus den Jahren 1574 — 1576, der z. Z. in der Tharandter Bibliothek auf bewahrt ist und
das älteste in Deutschland jetzt befindliche Herbarium, gesammelt im Gebiet der
schwäbischen Alb und dem Alpenvorlande, darstellt.**)
Da dieser durch sein Alter allein wertvolle Schatz offenbar in der
Tharandter Forstakademie nicht am rechten Platze ist, so besteht dort
die Absicht, ihn auf dem Wege des Umtausches besser zu verwerten. Es
spricht daher der Vorsitzende den Wunsch aus, dafs das Herbar auf
jeden Fall für Deutschland erhalten bleiben möge, entweder in seinem
Ursprungsgebiete oder bei uns in Sachsen.
Zweite Sitzung am 5. März 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende spricht über die Formationen und den en-
demischen Charakter der Flora der Kanaren, unter Vorlage der
grofsen vierbändigen „Flora canariensis“ von Berthelot.
*) Diese Ernennung ist durch Beschlufs des Direktoriums vom 20. Januar 1908
unter nachträglicher Genehmigung der Hauptversammlung vom 30. Januar 1908 erfolgt.
**) Die von Dr. B. Schorler darüber verfafste Abhandlung ist als letzte im Jahr-
gang 1907 der Isis- Abhandlungen inzwischen gedruckt worden.
5
Nachdem in den früheren Jahren und auch noch kürzlich durch Prof. Heller die all-
gemein-topographische Seite der so anziehenden Inselgruppe und die Tierwelt mit ihrem
endemischen Charakter in unseren Isis- Sitzungen ausführlicher erörtert war, wollte der
Vortragende die floristischen Beziehungen der Inselgruppe und ihren hervorragend
endemischen, aus alter Tertiärzeit sich ableitenden Charakter erläutern. Zur Vorlage
dienten dabei ausgewählte Herbarexemplare, welche aus den Sammlungen von Dr. Alph.
Stübel dem Herbarium kürzlich geschenkt sind und unter denen ein besonderes Farren-
Herbar im grofsen Format geradezu hervorragend ist. Diese Farne zeigen schon als
gutes Beispiel, wie sich der floristische Charakter zu unserer heimischen Flora verhält:
neben bei uns heimischen Arten (Adlerfarn!, Pteris aquilina ) wachsen dort endemische
Arten von Gattungen, die auch in unserer Flora Arten besitzen (darunter z. B. das sehr
merkwürdige Adiantum reniforme ), endlich solche, die auch als Gattungen oder Tribus
ganz anderen Floren angehören, wie besonders der seltene Baumfarn aus der Cyatheaceen-
Gruppe, Dicksonia Culcita , welcher auch auf den Azoren vorkommt
Die Formationen werden an der Hand der schönen Abbildungen von Schimper in
Chuns Valdivia- Expedition besprochen. Die heifsen Formationen der Niederung ent-
halten mit fleischigen Wolfsmilchen und Drachenbaum afrikanische (z. T. mit der Insel
Socotra in nahen Beziehungen stehende) Elemente; die alt- mediterranen stecken im
Bergwalde, besonders in den Lorbeerbäumen, die mit Mitteleuropa gemeinsamen Arten
in den oberen Formationen als Beigemisch. Sehr interessant ist die Retama-Formation
auf den Trümmergeröllen am Fufse des eigentlichen Piks von Teneriffa.
Dritte Sitzung am 7. Mai 1908. Vorsitzender: Geb. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 58 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende macht Mitteilungen von Bestrebungen zum Schutze
der Erica carnea L. im Vogtlande.
Ingenieur R. Scheidhauer hält seinen angekündigten Vortrag über
Hochmoorbildungen und die Moosflora des Zinnwalder Moores,
unter Vorlage seines reichhaltigen Herbariums von Moosen, aus dem die
zur Besprechung gelangenden Arten in sehr anschaulicher Weise auf grofsen
Tafeln in Gruppen zusammengestellt sind.
Nach kurzer Debatte referiert der Vorsitzende über seine Reise
nach Gent zu der dortigen Gartenbau-Ausstellung zu Ende April,
welche mit dem Jubiläum des 100jährigen Bestehens der Societe d’agri-
culture et de botanique daselbst verbunden war. Diese Gesellschaft ist
die führende in dem durch hohe Bedeutung ausgezeichneten belgischen
Gartenbau.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Erste Sitzung am 23. Januar 1908. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 52 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt vor:
Naumann-Zirkel: Elemente der Mineralogie, 15. Aufl. Leipzig 1907;
Weinschenk, E. : Die gesteinsbildenden Mineralien. 2. Aufl. Freiburg 1907;
Weinschenk, E. : Petrographisches Vademecum. Freiburg 1907;
Reyer, E.: Geologische Prinzipienfragen. Leipzig 1907;
Festschrift zur Erinnerung an die Eröffnung des neuerbauten Museums
der Senckenbergischen naturforsch. Gesellschaft zu Frankfurt a. M. 1907.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E Kalkowsky berichtet über eine im Aufträge
der ,, Zentralkommission für wissenschaftliche Landeskunde in Deutschland“
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durch Prof. Dr. G. Braun -Greifswald versendete Bundfrage über Um-
gestaltungen durch Bodenbewegungen.
Fragebogen über Bodenbewegungen.
1. Möglichst genaue Ortsangabe (wenn vorhanden, nach dem Mefstiscbblatt).
2. Wann trat die Bewegung ein resp. wann wurde sie beobachtet? Dauer derselben?
3. Art der Bewegung.
Bestimmungstabelle dazu:
1. Gleitbewegung
Bewegte Scholle
wenig oder gar nicht
zerrüttet
2. Rutschbewegung
Bewegte Scholle in
sich stark zerrüttet
oder durcheinander
gemengt
3. Sturzbewegung
Zusammenhang der
bewegten Scholle
zerstört
4. Sackende
Bewegung
a) Weiches, pla-
stisches Material
a. Schlammstrom
8. Gekriech
y. Schlipf
Frana (Erdrutsch)
> Erdfälle
b) Schuttmaterial
(Hauptmasse der
bewegten Scholle
Schutt)
Schuttgekriech
Schuttrutsch
Schuttsturz *
c) Felsmaterial
(Hauptmassse ge-
wachsenes G-estein)
Felsrutsch
a. Felssturz
ß. Abbrüche
4. Kurze Skizze der geologischen und Bodenverhältnisse (in Ergänzung der geo-
logischen Spezialkarte, wenn eine solche vorhanden).
Angaben über die Vegetationsdecke (Wald, Busch, Wiese, Feld, Moor). Ist
der Erdboden (Fels) sichtbar?
Sind Bodentiere (Mäuse, Maulwürfe, Ameisen) oder andere wühlende Tiere
bemerkbar?
In welcher Zahl?
Können die Rutschungen auf das Treten von Herdentieren zurückgeführt
werden ?
Kann Bergbau oder sonstige menschliche Tätigkeit (Aufschüttung) die Ursache
der Bewegungen sein?
Angaben über die Grundwasserverhältnisse, benachbarte Quellen und Riesel.
5. Sind Ihnen andere (auch ältere und prähistorische) derartige Bewegungen in der
Gegend bekannt? An welcher Stelle haben sie stattgefunden? Wer könnte über sie
Auskunft geben? Literatur?
6. Wer könnte mit näherer Untersuchung betraut werden?
Erwünscht ist
a) Übersendung einer Photographie.
b) Mitteilung über die Topographie (Kartenskizze, Neigung der betr. Abhänge
und Stellen, Gröfse) und
c) Geologie (Ergänzung nach den Gesichtspunkten von 4).
d) Allgemeine Beschreibung und Folgeerscheinungen des Vorgangs, angerichteter
Schaden, Schutzbauten usw.
Derselbe demonstriert farbige Photographien von Mineralien.
Dr. C. Gäbert-Leipzig hält einen Vortrag: Neuere Forschungs-
ergebnisse über Bildungsweise und Alter der erzgebirgischen
Gneisformation.
Zweite Sitzung am 19. März 1908. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 54 Mitglieder.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky erläutert die Meteor ei son-
st ruktur in Lichtbildern.
7
Oberlehrer Dr. P. Wagner bespricht die neue „Geologische Über-
sichtskarte des Königreichs Sachsen in 1 : 250 000“ und legt dabei
eine gröfsere Anzahl von Originalabzügen der einzelnen Farbplatten vor.
Dritte Sitzung am 14. Mai 1908. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 44 Mitglieder.
Der Vorsitzende legt vor:
Schneider, K.: Zur Geschichte und Theorie des Vulkanismus. Prag 1908.
Hofrat Prof. H. Engelhardt berichtet über die von Nordenskjöld
auf der Insel Seymour gefundenen Tertiärpflanzen.
Vergl. hierzu Düsen, P.: Die tertiäre Flora der Seymour-Insel. Stock-
holm 1908.
Dr. K. Wanderer bespricht
Steinmann, G.: Die geologischen Grundlagen der Abstammungslehre.
Leipzig 1908.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky trägt über Edelstein- und
Steinschleiferei in Amsterdam und Oberstein und die Florentiner
Mosaikarbeiten vor.
IY. Sektion für prähistorische Forschungen.
Erste Sitzung am 13. Februar 1908. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deich mü 11 er. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht einige neuerschienene Werke:
Forrer, R.: Reallexikon der prähistorischen, klassischen und frühchrist-
lichen Altertümer. Mit 3000 Abbild. Berlin und Stuttgart 1907;
Schlemm, J.: Wörterbuch zur Vorgeschichte. Ein Hilfsmittel beim Studium
vorgeschichtlicher Altertümer von der paläolithischen Zeit bis zum Anfänge
der provinzialrömischen Kultur. Mit nahezu 2000 Abbild. Berlin 1908.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen durch zahlreiche
Lichtbilder erläuterten Vortrag über die Vorgeschichte von Kreta.
Zweite Sitzung am 9. April 1908. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller. — Anwesend 32 Mitglieder.
Der Vorsitzende macht auf das soeben erschienene Werk von
Mortimer, J. R.: Forty years researches in British and Saxon burial
mounts of East Yorkshire. London,
und auf den Fund eines diluvialen menschlichen Unterkiefers
in Mauer bei Heidelberg aufmerksam,
und legt die Photographie eines Tongefäfses aus einem Urnenfelde
bei Oschatz vor, welches einem Gefäfse aus Bronze nachgebildet ist.
Oberlehrer 0. Ebert spricht über Prähistorisches aus Österreich
auf Grund der bisher erschienenen
Mitteilungen der prähistorischen Kommission der Kaiserl. Akademie der
Wissenschaften, Bd. I u. II, No. 1. Wien 1888—1908.
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Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller bespricht neue Erwerbungen der
Königl. Prähistorischen Sammlung.
Yorgelegt werden eine Sehnuramphore von Methewitz bei Pegau mit weifs
ausgefüllten Schnurlinien, ein Schnurbecher von Serkowitz, dessen Verzierungen
mit roter Masse gefüllt sind, ein Gloekenbecher von Cröbern bei Leipzig, zwei
bandverzierte Schalen von Geithain und von Dr esden- Oskarstraße, eine Guß -
form für zwei Sicheln und zwei Pfeilspitzen von Gävernitz bei Grofsenhain, eine
Reihe von Tonklappern aus sächsischen Urnenfehlern der Bronze- und älteren vor-
römischen Eisenzeit und von sogen. Räuchergefäfsen, sowie mehrere wohlerhaltene
slawische Gefäfse aus Sachsen.
Dritte Sitzung am 18. Juni 1908. Vorsitzender: Hofrat Prof. Dr.
J. Deichmüller. — Anwesend 33 Mitglieder.
Dr. med. W. Krull hält einen Vortrag mit Lichtbildern über Rethra,
Besiedelungsstätte und Heiligtum der Redarier.
Der Vorsitzende legt einige neue Erwerbungen der Königl. Prä-
historischen Sammlung vor:
ein Gefäfs des Aunetitzer Typus von Wiederau bei Pegau, ein solches
des Billendorfer Typus mit hochglänzender, schwarzer Oberfläche von Elstra bei
Kamenz und eine Eisennadel aus einer Urne desselben Typus, deren Kopf mit einem
Goldplättchen belegt ist, von Radeberg.
V. Sektion für Physik, Chemie und Physiologie.
Erste Sitzung am 6. Februar 1908. Vorsitzender: Prof. Dr. A.
Lottermoser. — Anwesend 45 Mitglieder und Gäste. #
Privatdozent Dr. L. Lange hält einen Vortrag über moderne bak-
teriologische Methodik, erläutert an dem Verfahren des Typhus-
nachweises, mit zahlreichen Demonstrationen.
Zweite Sitzung am 2. April 1908. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Lotter-
moser. — Anwesend 44 Mitglieder und Gäste.
Dr. med. H. Haenel spricht über das Problem der Vergröfserung
des Mondes am Horizonte.
An den Vortrag schliefst sich eine längere Aussprache.
Dritte Sitzung am 4. Juni 1908. Vorsitzender: Prof. Dr. A. Lotter-
moser. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. A. Witting spricht über die Entstehung des Planeten-
systems.
Auch dieser Vortrag regt zu einer lebhaften Aussprache an.
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YI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Erste Sitzung am 16. Januar 1908. Vorsitzender: Rektor Prof. Dr.
R. Henke. — Anwesend 19 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. M. Krause spricht zur Theorie der Gelenk-
mechanismen.
Die Ausführungen des Vortragenden beziehen sich auf die Frage, unter welchen
Bedingungen ein beweglicher Mechanismus möglich ist, der sich aus 8 geradlinigen
Stangen folgendermafsen zusammen setzt: Vier Stangen bilden die Seiten eines ebenen
Vierecks (Gelenkvierecks) ABGD\ die andern vier Stangen gehen von einem Punkt F
im Innern dieses Vierecks aus und endigen auf den Seiten des letzteren. — Der Vor-
tragende zeigt, dafs dieses Problem in sehr eleganter Weise analytisch behandelt werden
kann; es läfst sich zurückführen auf die Untersuchung von 8 quadratischen Gleichungen
mit derselben Unbekannten, deren Koeffizienten doppeltperiodische Funktionen eines
Parameters sind, und zwar müssen die 3 Gleichungen für unendlich viele Werte dieses
Parameters zusammenbestehen. Wird die Untersuchung durchgefühlt, so zeigt sich, dafs
vier Mechanismen der gewünschten Art möglich sind.
Zweite Sitzung am 13. Februar 1908. Vorsitzender: Rektor Prof.
Dr. R. Henke. — Anwesend 15 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. A. Witting spricht über angenäherte Lösung nume-
rischer Gleichungen.
Der Vortragende erläutert nach kurzer historischer Darstellung an mehreren
typischen Beispielen, wie man durch graphische Behandlung der Annäherungsmethoden
in elementarer Weise ein Urteil über die Konvergenz oder Divergenz der betrettenden
Algorithmen erlangt. Zum Schlüsse wird darauf hingewiesen, dafs die bekannten
Lösungen der Gleichungen 3. und 4. Grades durch den Schnitt zweier Kurven 2. Grades
passende und mannigfach interessierende Übungsaufgaben darbieten.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger berichtet über die Rohnsche Kon-
struktion der ebenen Kurve III. Ordnung.
Es handelt sich um eine von K. Rohn im Jahre 1907 angegebene Konstruktion
der ebenen Kurve III. Ordnung aus 9 beliebigen Punkten, welche alle bisher bekannten
an Einfachheit übertrifft.
Legt man durch einen Punkt 1 einer C 3 die Geraden S 1 und T ± , welche die C 3
noch in 2 und 3, resp. 4 und 5 schneiden, so lassen sich durch diese Punktpaare un-
zählige Paare von Kegelschnitten K m , Lm, legen, die sich auf der C 3 schneiden. Aus
C 3 EE S , . Lm — T 1 . Km EE S t . Ln — T t . Kn = 0 folgt S x . ( Lm — Ln) : T x . {Km — Kn)’,
daher enthält Lm — Ln den Faktor 1\, und Km — Kn den Faktor S x . Ist Km — K n
= . Bmn , so ist Lm — Ijh=T 1 . Bmn ; und T t enthalten je zwei Schnitte von Km
und Kn, bez. Lm und Ln, folglich liegen die andern beiden Schnittpaare auf Bmn.
Aus 9 gegebenen Schnittpunkten findet man nach Chasles leicht auf linearem
Wege zweimal 3 Grade £,, S . 2 , S 3 und T 17 T 2 , T 3 , die sich auf der C 3 schneiden, welche nun
als Glied des Büschels S 1 . . S 3 , T x . T 2 . T 3 durch einen weiteren Punkt P bestimmt
ist. Man sieht sofort, dafs sich durch P mehr als ein Kegelschnittpaar K L legeii läfst,
das in Gerade zerfällt; zu einem solchen, K n und L n , gehören z. B. die Geraden P (S x T 2 )
und P(S 8 TJ; die zu T 2 .T 3 = Km und S 2 . S 3 = Lm sowie Kn und Ln gehörige Gerade
Bmn ist durch die Schnitte von P{S 1 T 2 ) mit T 3 und von P{T X S 2 ) mit S . 2 bestimmt; die
Geraden (S x T 3 ) (B T 2 ) und {T x S 3 ) (B S 2 ) ergänzen Kn und Ln. Die 4 Schnittpunkte
von K n und L n (zu denen P gehört) liegen auf der C 3 . Man erhält also durch Ziehen
von nur fünf Geraden drei neue Kurvenpunkte.
Dritte Sitzung am 12. März 1908. Vorsitzender: Rektor Prof. Dr.
R. Henke. — Anwesend 13 Mitglieder und Gäste.
Die Sitzung findet auf Einladung des Direktors Prof; Dr. P. Schreiber
in der Königl. Sächs. Landeswetterwarte, Grofse Meifsnerstrafse 15, statt.
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Prof. Dr. P. Schreiber spricht über die Theorie und Praxis der
Wagemanometer. (Vergl. Abhandlung II.)
Vierte Sitzung am 14. Mai 1908. Vorsitzender: Rektor Prof. Dr.
R. Henke. — Anwesend 12 Mitglieder und Gäste.
Eisenbahn- Bauinspektor Dr. ing. A. Schreiber spricht über die
Theorie des Prytzschen Stangenplanimeters.
Das Stangenplanimeter ist seit Mitte der 90er Jahre in Deutschland bekannt und
soll zur Berechnung des Inhaltes beliebig begrenzter, ebener Figuren dienen. Es be-
steht aus einer Stange von konstanter Länge (20 oder 25 cm), an deren einem Ende ein
Fahrstift angebracht ist, mit dem die geschlossenen Figuren umfahren werden. Das
andere Ende ist als Messer (Schneide) ausgebildet, so dafs bei einer beliebigen differen-
tialen Verschiebung des Fahrstiftes das mit der Schneide versehene Ende der Stange
gezwungen wird, sich in der jeweiligen Stangenrichtung zu verschieben. Wenn man
dann eine geschlossene Figur umfährt, so erleidet das Stangenplanimeter einen Gesamt-
ausschlag, d. i. eine Winkelgröfse, die man leicht messen kann, indem man die zugehörige
Sehnenlänge mittelst des Zirkels bestimmt. Bei geeigneter Wahl des Anfangspunktes
der Umfahrung (in einem Punkte innerhalb der Figur, möglichst nahe dem Schwerpunkt)
und der Anfangsrichtung der Stange wird der Flächeninhalt der Figur sehr nahe dar-
gestellt durch F = a 2 «, wobei a die Stangenlange und a den Ausschlag bedeuten. Die
erste ausführlichere Abhandlung über das Stangenplanimeter in deutscher Sprache stammt
von C. Runge, Ztschr. für Vermessungswesen 1895, S. 821.
Der Vortragende führt eine neue Behandlung des Problems mit Hilfe der Hyperbel-
funktionen vor und stellt zunächst die zugehörige Differentialgleichung in der Form auf:
d (4> — 30 — — d 3 (A — B cos — 3]).
Hierin bedeutet d ^ den Ausschlag, den man erhält, wenn ein differentialer Sektor
vom Zentriwinkel d 3 und der Länge r umfahren wird. A und B sind Abkürzungen für
A = &o\ — — ©ilt — i 5 = -Koj- — ©in--
a a a ' a a
Diese Gleichung läfst sich näherungsweise integrieren, wobei 3 von 0 bis 2 tc und <]>
(d. i. der Richtungswinkel der Stange) von einem Anfangsweite bis ^ + a zu nehmen
ist. Hierbei ergibt sich, unter welchen Voraussetzungen die obige Gleichung für F
richtig ist, und wie man insbesondere d» 0 zu wählen hat.
Die weitere Ausführung der Integration obiger Gleichung zeigt, dafs das Produkt
a 2 « nicht den Flächeninhalt der umfahrenen ebenen Figur, sondern den einer sphärischen
Figur angibt, die auf einer mit dem Radius a (Stangenlänge) um den Anfangspunkt
der Umfahrung geschlagenen Kugel liegt, und deren orthogonale Projektion in die
Zeichenebene die umfahrene Figur ist.
Man kann also den wahren Flächeninhalt von Figuren auf der Kugel, die in
sogenannter orthographischer Projektion gezeichnet sind, bestimmen, wenn man letztere
mit einem Stangenplanimeter von geeigneter Länge umfährt.
Näheres hierüber siehe den Aufsatz von A. Schreiber: Zur Theorie des Stangen-
planimeters. Ztschr. für Vermessungswesen 1908, Heft 20.
VII. Hauptversammlungen.
Erste Sitzung am 30. Januar 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 149 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende begrüfst die als Gäste erschienenen Mitglieder des
Sächs. Ingenieur- und Architektenvereins und des Vereins für Erdkunde
zu Dresden,
Prof. Dr. K. Schmidt-Basel spricht über die Geologie des Sim-
plons und des Simplontunnels,
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Im August 1898 waren auf schweizer Seite im Rhonetal bei Brig und gleichzeitig
auf italienischer Seite bei Iselle im Divedrotal — also in zwei Längstälern der Alpen
— die Arbeiten an dem Riesenunternehmen in Angriff genommen worden ; am 24. Februar
1905 konnte der Durchschlag des Tunnels erfolgen. Damit war in 6 7® jähriger Arbeit
die gröfste Tief bauanlage der Welt geschaffen: ein Stollen von 20 km Länge bei einer
stellenweisen Tiefe von über 2000 m unter Tag. Im Gegensatz zum Gotthardtunnel,
der bei einer Länge von 15 km Höhenunterschiede von rund 800 m zu überwinden hat,
ist der Simplontunnel ein typischer Basistunnel, der vermöge seiner weit tieferen
Sohle, bei allerdings verlängerter Strecke, die Verbindung der trennenden Schranke auf
möglichst ebener Strecke erreicht, „un trace de plaine ä travers des Alpes“, der an
Stelle der bisherigen achtstündigen Postfahrt über den Berg die Fahrt durch das
Gebirge in 20 Minuten ermöglicht.
Die Aufgaben, die ein derartiges Unternehmen an die Geologie stellt, sind mannig-
facher Art; sie bestehen im wesentlichen in der Vorherbestimmung der im Berg zu er-
wartenden Gestern e, in der Beurteilung der dort auftretenden Wassermengen und der
in der Tiefe herrschenden Temperaturen, endlich in der Untersuchung über die Stand-
festigkeit der durchfahrenen Gesteinsschichten. Ausgangspunkt für die Arbeiten des
Geologen ist die Erforschung der Art, des Alters und der Lagerung der Gesteine auf
der Oberfläche. In weitem Umkreis werden auf den Höhen der Berge, in den Tiefen
der Täler, an natürlichen und künstlichen Aufschlüssen, wo immer sich Gelegenheit
bietet, Beobachtungen in dieser Richtung gesammelt. Ihren Ausdruck findet die Summe
dieser Beobachtungen in der geologischen Karte, der die möglichst genaue topo-
graphische Aufnahme als Unterlage dient. Das so gewonnene Oberflächenbild wird
ergänzt durch Profile, ideale Schnitte durch das Gebirge, die den tatsächlichen oder
vermutlichen Verlauf der Gesteinsschichten unter der Oberfläche zur Tiefe hin veran-
schaulichen.
Im Simplongebiet haben diese Untersuchungsmethoden ergeben, dafs die für den
Tunnelbau in Frage kommenden Schichten sich ihrem Alter nach in drei Gruppen gliedern
lassen, von denen sich jede trotz mannigfaltiger Zusammensetzung als einheitliche Bildung
dokumentiert. In der Reihenfolge ihrer Entstehung treten auf:
a) Granit- und glimmerschieferähnliche Gneise in mannigfaltigen Zusammen-
setzungen ihrer Mineralbestandteile. Ihr Alter ist archaeisch;
b) Marmore, Kalke, Dolomite, Gipse und Anhydrite, Quarzite triadischen
Alters;
c) Kalkschiefer, die sog. Bündnerschiefer der Juraformation.
Nirgends in unserem Gebiet finden sich diese Schichten in ihrer ursprünglichen Ab-
lagerungsform; in der Tertiärzeit, in welche die Aufrichtung unserer Kettengebirge
fällt, haben die obengenannten Ablagerungen in grofs er Tiefe einen Faltungsprozefs
derart durchgemacht, dafs die ursprünglich horizontal gelagerte Schichtendecke durch
seitlichen Druck zu fünf flachen übereinander liegenden Falten zusammen-
geschoben wurde. Ihre ursprüngliche Ausdehnung wurde dadurch um das 10— 15 fache
verkürzt; ihr ursprüngliches Aussehen unter der Druckwirkung in tiefgreifendster Weise
verändert.
Das Massiv des Simplons ist also wurzelecht; seine Schichten sind an Ort und
Stelle entstanden und stellen keine von fern überschobene Decken dar, wie sie
in anderen Gebieten der Alpen zur Erklärung der Anatomie des Gebirges herangezogen
werden müssen.
Die genaueste Kenntnis des geologischen Baues des Gebirges ist Grundbedingung
für die Beurteilung der im Berginnern zu erwartenden Wasser. Während des Tunnel-
baues waren drei gröfsere Quellregionen angeschnitten worden, von denen die südlichste
in der Gneis-, die folgende in der Triaszone und die Hauptquellregion — annähernd in
der Mitte des Tunnels — in der jurassischen Schieferzone lag. Die Temperaturen dieser
Quellen schwankten zwischen 10—50° C., ihr Ergufs zwischen 30—1200 sl. Nach der
Herkunft ihres Wassers gehören diese Quellen zu den vadosen, d. h. sie werden von
Oberfiächenwassern gespeist und stehen darum in engster Beziehung und proportionalem
Verhältnis zu den atmosphärischen Niederschlägen. Die Quellen zeichnen sich alle
durch einen ziemlich hohen Gehalt an Gips aus. Geheimnisvolle Wasser der Tiefe hat
also der Tunnelbau nicht erschlossen.
Gleiche Beachtung wie das Wasser beanspruchen bei einer gröfseren Tunnelanlage
die Temperaturverhältnisse. Als Wärmequelle kommen für die Erde in Betracht die
Sonne und die gewissermafsen als Residuum seines früheren Zustandes im Innern des
Planeten aufgespeicherte Eigenwärme. Die auf der Erdoberfläche herrschenden Tem-
peraturen und Temperaturschwankungen machen sich im Erdinnern nur bis zu einer
12
Tiefe von ca. 30 m bemerkbar. Es herrscht an dieser Grenze eine gleichmäfsige Tem-
peratur, die der mittleren Jahrestemperatur auf der Erdoberfläche entspricht. Für Tiefen,
wie sie der Simplontunnel erschließt, kommt daher nur die zweite Wärmequelle, die
Eigenwärme, in Betracht. Je tiefer wir in das Erdinnere eindringen und uns damit
dem zentralen Wärmeherd nähern, desto höher wird die Temperatur. Der Grad der
Zunahme ist indessen bei gleichen vertikalen Abständen auch in vollkommen ebenem
Gelände an verschiedenen Punkten nicht der gleiche; erhöhten Schwankungen ist er in
einem reich gegliederten Gebirge unterworfen durch den beständigen Wechsel in der
Mächtigkeit der die Wärme im Innern zurückhaltenden Gebirgsmassen. Von weiterem
Einflufs für die Temperatur im Berginnern ist die unterschiedliche Leitungsfähigkeit
der verschiedenen Gesteine, ferner die Art ihrer Lagerung und — als sehr wesentlicher
Faktor — das Auftreten von Quellen. Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände
wurde in der für den Tunnel aufgestellten Temperaturkurve eine Maximalwärme von
53° C. berechnet, der als tatsächlicher Befund eine solche von 56° C. gegenüberstand.
In erster Linie den Temperaturverhältnissen Rücksicht tragend, war bei der Anlage
des Tunnels ein zweiter, dem Hauptstollen parallel laufender Stollen vorgesehen, dessen
Durchführung sich auch in anderer Hinsicht als äufserst zweckmäfsig erwies.
Im weiteren erwuchs der Geologie die Aufgabe, die im Tunnel durchfahrenen
Gesteine auf ihre Standfestigkeit zu untersuchen. Man neigt in der Geologie zur An-
sicht, dafs die Gesteine in sehr grofsen Tiefen (manche angeblich schon um 2500 m) unter
den gewaltigen Druckverhältnissen aus dem festen Aggregatszustand in einem Zustand
der Plastizität übergeführt werden müfsten. Es sei vorweggenommen, dafs diese Theorie,
welche den ganzen Tunnelbau in Frage stellte, durch die tatsächlichen Befunde während
des Baues keinerlei Stützen gefunden hat. Dagegen kommen als Faktoren, welche die
Standfestigkeit des Gesteins tatsächlich beeinflussen, der Druck der überlagernden
Gebirgsmasse, die Art der Schichtenstellung zur Tunnelachse und die ursprüngliche
Zusammensetzung der Gesteine in Betracht. Während weite Strecken im Tunnel sich
als absolut standfest erwiesen, waren andere mehr oder minder starken Deformierungen
unterworfen. Neben untergeordneten Einbrüchen örtlicher Natur in sonst standfestem
Gestein und Störungen im Bereich der triadischen Anhydrite, hervorgerufen durch Los-
brechen infolge Wasseraufnahme dieser Gesteine, liefsen sich vor allen zwei Deformierungs-
arten feststellen. Zunächst sog. „brechendes Gebirge“: durch die Anlage des Stollens
tritt bei dem bisher unter gleichmäfsigem Druck stehenden Gestein eine einseitige Druck-
entlastung gegen den Stollen zu ein, deren Folgen sich bei festem, homogenem
Gestein in schalenförmiger Absplitterung äufsern. Die zweite Art, das „treibende
Gebirge“, betrifft vorzüglich dünnschieferige Gesteine; auch hier tritt Druck-
entlastung gegen den Stollen zu ein, wobei die ganze Masse in denselben nachdrängt.
Durch entsprechende Widerlager konnten diese Stellen genügend gesichert werden, so
dafs für den Weiterbestand des genialen Baues von dieser Seite keinerlei Gefahr droht. —
Die vom Vortragenden vorgeführten hervorragenden Bilder und Profile sind dessen
Werke: „Bild und Bau der Schweizeralpen“, Basel 1907, entnommen.
Zweite (aufserordentliche) Sitzung am 20. Februar 1908. Vor-
sitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt. — Anwesend 126 Mitglieder und
Gäste.
Privatdozent Dr. G. Brion hält einen Experiraentalvortrag über die
Bindung des atmosphärischen Stickstoffs in elektrischen Gas-
entladungen.
Dritte Sitzung am 27. Februar 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 48 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Hofrat Prof. H. Engelhardt,
legt den Kassenabschlufs für 1907 (siehe S. 16) und den Voran-
schlag für 1908 vor.
Zu Rechnungsprüfern werden Bildhauer G. Bern köpf und Prof,
Kl. König gewählt; der Voranschlag wird genehmigt.
13
Bezugnehmend auf eine von der Ortsgruppe Leipzig des Deutschen
Vereins für Schulgesundheitspflege an die Landstände gerichteten Petition
um Einführung des biologischen Unterrichts an den höheren
Lehranstalten regt Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude an, dafs auch die
„Isis“ ihre Beschlüsse in dieser Angelegenheit dem Königl. Ministerium des
Kultus und öffentlichen Unterrichts und den Landständen in einer Denk-
schrift unterbreite.
Oberlehrer Dr. E. Lohrmann und Prof. Dr. A. Witting werden be-
auftragt, den Entwurf dieser Denkschrift auszuarbeiten und der nächsten
Hauptversammlung zur Beschlufsfassung vorzulegen.
Vierte (aufserordentliche) Sitzung am 5. März 1908. Vorsitzender:
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 49 Mitglieder.
Oberlehrer Dr. E. Lohr mann berichtet über die von ihm mit Prof.
Dr. A. Witting entworfene Denkschrift über den naturwissenschaft-
lichen Unterricht an den höheren Schulen.
Nach längerer Aussprache wird beschlossen, diese Denkschrift drucken
zu lassen (vergl. Abhandlung I) und dem Königl. Ministerium des Kultus und
öffentlichen Unterrichts, den Mitgliedern beider Ständekammern und den
Leitungen der höheren Schulen zu überreichen.
Fünfte Sitzung am 26. März 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 79 Mitglieder und Gäste.
Gegenstand einer längeren Besprechung ist zunächst die Frage, wie
von dem Königl. Sächs. Finanzministerium die von demselben heraus-
gegebenen sächsischen topographischen und anderen Karten für
Schulen und wissenschaftliche Anstalten zu einem billigen bez. dem
Selbstkostenpreise zu erlangen seien.
Nachdem Oberlehrer Dr. J. E. Schöne und Dr. P. Wagner über die
zu diesem Zwecke unternommenen, bisher aber immer vergeblichen Ver-
suche berichtet haben, wird auf Vorschlag von Geh. Hofrat Prof. B. Patten-
hausen beschlossen, gemeinschaftlich mit dem Verein für Erdkunde eine
Kommission zum Entwurf einer Eingabe zu bilden, in der dem Königl. Sächs.
Finanzministerium bestimmte Vorschläge zur Erreichung des gedachten
Zweckes ohne Schädigung des buchhändlerischen Vertriebes gemacht werden
sollen.
Seitens der „Isis“ wird Oberlehrer Dr. P. Wagner in diese Kommission
gewählt.
Oberlehrer Dr. B. Schorler überreicht im Auftrag des Buchhändlers
K. Heinrich die in dessen V erlag erschienenen „Beihefte des botanischen
Zentralblatts“ als Geschenk für die Isis-Bibliothek.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht dann über -Geologie
und Beginn des organischen Lebens.
An den Vortrag schliefst sich eine längere Aussprache.
14
Sechste Sitzung am 30. April 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 74 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. F. Förster spricht über den elektrischen
Ofen in der Eisenindustrie, mit Experimenten.
Siebente Sitzung und Ausflug nach Landberg-Spechtshausen am
28. Mai 1908. — Zahl der Teilnehmer 25.
Auf der Wanderung von Klingenberg durch den Grüllenburger Forst nach Spechts-
hausen werden die Aufschlüsse im dortigen Porphyr und Kugelpechstein besichtigt.
In einer im Gasthof zu Spechtshausen unter dem Vorsitz von Geh. Hofrat Prof.
Dr. E. Kalkowsky abgehaltenen Hauptversammlung teilt Hofrat Prof. H. Engelhardt
mit, dafs die Rechnungsprüfer den Kassenabschlufs für 1907 richtig befunden
haben, worauf der Kassierer entlastet wird.
Nach einer Besichtigung der interessanten Überlagerung des Plänersandsteins
durch Basalt auf dem Landberg wird der Basaltbruch auf dem Asch^hübel und der
Quadersandsteinbruch am Fufse desselben aufgesucht und dann der ^Rückweg nach
Tharandt angetreten.
Achte Sitzung am 25. Juni 1908 (im Königl. Botanischen Garten).
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 48 Mit-
glieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude spricht über Blattform und Vege-
tationsformation.
Hieran schliefst sich unter Führung des Vortragenden ein kurzer
Bundgang durch den Garten.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 25. Februar 1907 ist in Zürich Dr. Charles Mayer, Professor
der Paläontologie an der dortigen Universität, korrespondierendes Mitglied
der „Isis“ seit 1869, gestorben.
Am 16. Januar 1908 starb Professor Eduard Döll, emer. Realschul-
direktor in Wien, korrespondierendes Mitglied seit 1864.
Am 26. Januar 1908 starb in Leipzig Rittergutsbesitzer Dr. jur. Eugen
Mein er t, wirkliches Mitglied seit 1895.
Am 3. Mai 1908 starb Professor Albert de Lapparent, Ingenieur
des mines in Paris, korrespondierendes Mitglied seit 1868.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Brand, Willy, Bildhauer in Tolkewitz,
Gottlöber, Martin, Bezirkschullehrerin Dresden,
Kose, Wilhelm, Dr. med., in Dresden,
Reuter, Am. Klemens, Privatmann in Dresden,
Richter, Emil, Privatmann in Losch witz, am 30. April 1908;
am 26. März 1908;
15
Sanner, Hugo, Bergrat in Radebeul, 1 07 F v _ 1908 .
Sauer, Kurt, Realschullehrer in Dresden, J a ’
Schneider, Gustav, Dr. phil., Seminaroberlehrer in Loschwitz, am 30. Ja-
nuar 1908;
Schöne, J. E., Dr. phil., Seminaroberlehrer in Loschwitz, 1 am
Zimmer mann, Dr. phil., Chemiker in Dresden, 1 30. April 1908.
Neu ernannte Ehrenmitglieder:
Krone, Hermann, Hofrat, Professor a. D.in Laubegast, am 27. Februar 1908;
Wiesner, Julius, Dr. phil., K. K. Hofrat, Professor an der Universität in
Wien, am 20. Januar 1908;
Z sch au, E. Fürchtegott, Professor a. D. in Dresden, am 27. Februar 1908.
In die korrespondierenden Mitglieder ist übergetreten:
Wicke, Fritz, Dr. phil., Realschullehrer in Chemnitz.
Kassenabschlufs der Naturwiss. Gesellschaft ISIS vom Jahre 1907.
Einnahme. Ansgabe.
16
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Sitzungsberichte
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1908.
I. Sektion für Zoologie.
Dritte Sitzung am 1. Oktober 1908. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Jacobi. — Anwesend 19 Mitglieder.
Der Vorsitzende bespricht folgende Bücher, welche vorgelegt werden:
Woltereck, R.: Tierische Wanderungen im Meere. Berlin 1908;
Reuter, O. M.: Die Seele der Tiere im Lichte der Forschung unserer Tage.
Leipzig 1908;
H empelmann, F.: Der Frosch. Leipzig 1908;
Floericke, K.: Jahrbuch der Vogelkunde. Stuttgart 1908.
Ferner zeigt der Vorsitzende Varietäten zweier deutscher
Wildarten und knüpft Bemerkungen daran.
Eine wegen ihrer ungewöhnlichen Gröfse und Färbung vom Erleger für einen
Bastard vom Hasen und Wildkaninchen gehaltene Jagdbeute erwies sich als ein letzteres
und zwar jedenfalls als ein der Gefangenschaft entsprungenes sogen. Hasenkaninchen.
Die zur Erkennung dienenden Unterschiede am Hasen- und Kaninchenschädel werden
erläutert.
Eine sehr selten auftretende Abart des Rebhuhns, die sogen. Perdix montana, ist
in einem ganzen Volke unweit Hainichen vorgekommen und eine erlegte alte Henne dem
Museum einverleibt worden.
Yierte Sitzung am 12. November 1908. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Jacobi. — Anwesend 38 Mitglieder.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag über Mies-
muschelperlen, die in grofser Anzahl vorgelegt werden.
Derselbe macht weitere interessante Mitteilungen über seinen
sprechenden Graupapagei, wobei er die Frage erwägt: Spricht der
Papagei oder plappert er?
II. Sektion für Botanik.
Yierte Sitzung am 8. Oktober 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof.
Dr. 0. Drude. — Anwesend 42 Mitglieder und Gäste.
Bildhauer A. Rehn als Gast der Gesellschaft hat eine Sammlung von
höchst naturgetreuen Aquarellen heimischer Pilze, etwa 200 Arten, und
einige ebenfalls vorzügliche Modelle von Pilzen auf den Tischen des
geologischen Laboratoriums ausgestellt.
Herr Rehn, dem eine auch in den Lehrerkreisen und unter dem Forstpersonal nicht
selten verblüffende Unkenntnis unserer bekanntesten Speisepilze aufgefallen ist als eine
der Abhilfe bedürftige Sache, wünscht „ein wirklich einwandfreies Pilzwerk der Fülle
20
der jetzt bestehenden hinzuzufügen. Nicht für die Masse des Volkes soll es berechnet
sein, sondern als ein bis in die kleinsten Teile treu ausgeführtes Studienwerk gelten, und
soll in erster Linie den Lehrern als den Beratern des heranwachsenden Geschlechts zur
Vergleichuug dienen.“ Er denkt sich die Originale im Besitz einer der öffentlichen
Belehrung allgemein zugänglichen Stelle. Herr Lehn wünscht ein fachmännisches Urteil
über seine Nachbildungen von der Isis abgegeben zu sehen.
Diesem Wunsche kommt Lehrer E. Herrmann mit folgendem Gut-
achten nach:
,, Vergleicht man die bisher erschienenen Abbildungswerke dieser Art, so zeigt sich
eine immer fortschreitende Vervollkommnung sowohl im Entwurf, wie auch in der tech-
nischen Ausführung. Ganz besonders ragten die Abbildungen des Michaelschen Pilz-
werkes durch naturgetreue und künstlerische Auffassung unter allen übrigen Werken
hervor, sodafs man meinte, das denkbar Beste auf diesem Gebiete erreicht zu haben.
Vergleicht man nun mit diesen vorzüglichen Pilztafeln die Naturaufnahmen des Herrn
Rehn, so ergeben sich folgende Vorzüge. Die Rehnschen Tafeln bringen gröfsere Gruppen
eines und desselben Pilzes in verschiedenen Entwicklungsstufen vom jugendlichen bis
zum vollständig ausgebildeten Zustande in seinen verschiedenen Formen und Farben-
veränderungen. Jeder Pilz ist mit solcher Plastik und farbenkräftiger Wirkung durch-
gearbeitet, dafs man die lebensvolle Natur vor sich zu haben meint. Ein gut durch-
geführter Hintergrund weist als landschaftliches Motiv auf den Standort hin und wirkt
zugleich dekorativ.
Es sind dies Vorzüge, welche in ihrem Zusammenwirken alle bisher erschienenen
Abbildungen von Pilzen wesentlich übertreffen und ihre Betrachtung für jeden Fachmann
zum wahren Genüsse gestalten, jedem Pilzfreunde aber als sicherer Berater dienen
dürften, wenn nämlich jeder Pilztafel die richtige Benennung beigefügt sein wird.*) Im
Interesse der Verbreitung der Pilzkenntnis ist nur zu wünschen, dafs sich Mittel und
Wege finden möchten, das von Herrn Rehn begonnene und noch weiter fortzusetzende
Werk zu einem Hilfsmittel der öffentlichen Belehrung zu gestalten und es zugänglich
für den Gebrauch weiter Kreise zu machen.
Gleiche Anerkennung ist den Pilzmodellen zu zollen. Sie zeigen ebenfalls grofse
Gruppen in voller Naturtreue, in sorgfältiger Naturbeobachtung und gewissenhafter
Durcharbeitung bis in die einzelsten Teile, sodafs damit verglichen die bisher erschienenen
Modelle nur als schematische Darstellungen erscheinen. Würde sich Herr Rehn dazu
entschliefsen können, die Modelle bei gleicher Naturtreue kleiner und zu mäfsigem Preise
herzustellen und auf eine passende Auswahl zu beschränken, so wäre die Einführung in
öffentliche Lehranstalten wesentlich erleichtert.“
Darauf hält Prof. Dr. F. Neger einen Vortrag über Ambrosiagallen
und ihre Pilze, unter Vorführung von Lichtbildern und mikroskopischen
Präparaten.
Der Inhalt desselben wird in den Berichten der Deutschen botanischen Gesellschaft
erscheinen.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude verliest einen für die Tagepresse be-
stimmten Aufsatz über Darwin und Darwinismus, der eine sachliche
Beleuchtung eines von Prof. Dr. Dennert jüngst im Vereinshause gehaltenen
Vortrages ,,Vom Sterbelager des Darwinismus“ bietet.
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky wünscht, dafs dieser Aufsatz
auch in den Isisberichten abgedruckt werde.**)
*) Dieser Punkt ist von besonderer Bedeutung und Schwierigkeit. Es wurden vor
kurzem dem botanischen Institut Originalzeichnungen der mitteleuropäischen (Sachsen-
Koburgischen) Pilze von Gonnermann & Rabenhorst zugesendet, welche wiederum
zeigten, welche Schwierigkeiten auch Rabenhorst bei der Feststellung des botanischen
Namens für eine einmal fertiggestellte Tafel gehabt hat. Sicherlich waren einige der
von Herrn Rehn vorgelegten Aquarellen nach dieser Richtung hin noch kritisch.
**) Da inzwischen der Beschlufs gefafst ist, im Februar 1909 eine Darwin- Gedenk-
feier' in der Isis abzuhalten, erübrigt sich die Notwendigkeit, den damals verlesenen
Text für sich allein zum Abdruck zu bringen. (D. Red.)
21
Fünfte Sitzung am 19. November 1908. Vorsitzender: Geb. Hofrat
Prof. Dr. 0. Drude. — Anwesend 33 Mitglieder und Gäste.
Dr. Th. Wolf gibt einen Bericht über seine kürzlich erschienene
„Monographie der Gattung Potentilla
Das Selbstreferat über das im XVI. Bande der Bibliotheca Botanica, Stuttgart 1908,
veröffentlichte umfangreiche Werk, von dem der Verfasser ein Exemplar der botanischen
Bibliothek der Technischen Hochschule geschenkt hat, ist in Abhandlung VII dieses
Heftes niedergelegt.
Ingenieur R. Scheidhauer legt das von ihm in den Weinböhlaer
Kalkbrüchen gefundene Cylindrothecium concinnum Schpr. ( Enthodon
orthoccirpus Lindt.) vor. Dieser Fund ist neu für Mittel- und Ostsachsen.
Das weiter von ihm vorgelegte, mächtig entwickelte Moos Gallier gon
giganteum Kindb. stammtaus den Wassergräben der Nassen Aue bei
Meifsen.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude berichtet noch kurz zum Schlufs über
einen Fund von Selaginella helvetica Link, in der Sächsischen
Schweiz, den ihm ein Musiker vom Prebischtor, der sich lebhaft für
Mooskunde interessiert, unter Moosen zusendet ohne genaue Ortsangabe.
Dieser Fund verdient eine ganz besondere Beachtung.
III. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vierte Sitzung am 15. Oktober 1908. Vorsitzender: Oberlehrer Dr.
P. Wagner. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende bespricht:
Voit, F.W.: Ueber die südafrikanischen Diamantenlagerstätten. Zeitschr. f.
prakt. Geologie XVI, 1908.
Geh. Hofrat Prof. H. Fischer berichtet unter Vorführung von Licht-
bildern über die „Opferschüsseln“ im Fichtelgebirge.
Dr. K. Wanderer bespricht die sächsischen Kreidekrebse und
erläutert seine Ausführungen ebenfalls durch Lichtbilder. (Vergl. Ab-
handlung III.)
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky hält einen Vortrag über den
Korund.
Fünfte Sitzung am 3. Dezember 1908. Vorsitzender: Oberlehrer
Dr. P. Wagner. — Anwesend 78 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende legt vor:
Hang, E.: Traite de geologie I. Les phenomenes geologiques. Paris 1908.
Prof. Dr. E. Plibsch-Tetschen hält einen längeren Vortrag über den
geologischen Aufbau des Böhmischen Mittelgebirges.
22
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vierte Sitzung am 5. November 1908. Vorsitzender: Hofrat Prof.
Dr. J. Deichmüller. — Anwesend 32 Mitglieder.
Direktor H. Döring legt neue vorgeschichtliche Funde aus
Sachsen vor, darunter zahlreiche Reste slawischer Gefäfse aus einem der
Schrebergärten an der Lukaskirche in Dresden.
Hiernach bespricht derselbe zwei Schriften von
Wilke, Gr.: Archäologische Parallelen aus dem Kaukasus und den unteren
Donauländern. Zeitschr. f. Ethnolog. 1904, Heftl;
Wilke, Gr.: Vorgeschichtliche Beziehungen zwischen Kaukasus und dem
unteren Donaugebiete ; ein Beitrag zum Arierproblem. Mitteil, anthrop.
Ges. Wien XXXVIII, 1908.
Der Vorsitzende legt vor:
Schliz, A.: Der schnurkeramische Kulturkreis und seine Stellung zu den
anderen neolithischen Kulturformen in Südwest-Deutschland. Zeitschr.
f. Ethnolog. 1906, Heft 8;
Meiche, A.: Die Oberlausitzer Grenzurkunde v. J. 1241 und die Burgwarde
Ostrusna, Trebista und Godobi. Neues Lausitz. Magazin, Bd. 84.
Oberlehrer 0. Ebert spricht über die Untersuchungen der Einhorn-
höhle bei Scharzfeld am Südwestrande des Harzes, auf Grund der
Schriften von
Struckmann, C.: Einhornhöhle bei Scharzfeld am Harz. Archiv f. Anthrop.,
Bd. XIV u. XV, und von
Wind hausen, A. u. Hahne, H : Die Einhornhöhle bei Scharzfeld am
Harz. Jahrbch. d. Provinz.-Mus. Hannover 1908.
Lehrer H. Ludwig berichtet über die Auffindung von Herdgruben
bei Kötitz und über ein Steingerät aus einer Sandgrube bei Gommern
am Lug türm.
Hofrat Prof. Dr. J. Deich müller macht Mitteilungen über die Fort-
schritte der Inventarisierung der vorgeschichtlichen Altertümer,
unter Vorlage einer Anzahl von Blättern des Kgl. Archivs vorgeschichtlicher
Funde aus Sachsen, und
legt zum Schlufs einen grofsen, bei der Anlage einer Klärgrube in
der Flur Dresden-Kaditz gefundenen Steinhammer vor.
V. Sektion für Physik und Chemie.
Vierte Sitzung am 22 . Oktober 1908. Vorsitzender: Prof. Dr.
A. Lottermoser. — Anwesend gegen 100 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. R. Luther hält einen Vortrag über die Nutzbarmachung
der Sonnenenergie.
An der an den Vortrag sich anschliefsenden Aussprache beteiligen sich
Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Hallwachs und der Vortragende.
23
YI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Fünft© Sitzung am 9. Juli 1908. Vorsitzender: Rektor Prof. Dr.
R. Henke. — Anwesend 12 Mitglieder und Gäste.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister spricht über autopolare
Kegelschnitte.
Ein Kegelschnitt A ist einem andern B autopolar, wenn allen Punkten von A
Polaren, in Beziehung auf B , zugeordnet sind, welche A berühren. A und B stehen
hierbei im Doppelkontakt, und zwar ist die Berührung eine äufsere. Von beiden Kurven
mufs eine immer eine Hyperbel sein, wenn sie nicht gerade beide Parabeln sind. Man
kann nun A und B zentrisch so projizieren, dafs eine Ellipse und eine Hyperbel ent-
stehen, die sich in den Scheiteln berühren und die aufserdem gleiche Achsen haben. In
diesem besonderen Fall ergibt sich — und es überträgt sich dann ohne weiteres auf den
allgemeinen — die Reziprozität von A und B. Beide sind einander autopolar.
Jede durch den Schnittpunkt der gemeinsamen Tangenten gehende Sekante trifft den
Kegelschnitt in einem Pol und dem Berührungspunkte seiner Polaren. Man kann nun
das Dreieck der gemeinsamen Tangenten und der Berührungssehne als Koordinaten-
Dreieck zugrunde legen und erhält dann für die Gleichungen der beiden Kegelschnitte
z* = + 4 X x y. Hieraus ergibt sich, dafs die Zentrale beider von der Mitte und dem
Pol der Berührungssehne harmonisch geteilt wird. Ist daher der eine Kegelschnitt und
die Berührungssehne gegeben, so kann man leicht den zugehörigen autopolaren finden.
Wenn der gegebene Kegelschnitt eine Hyperbel ist, so entsprechen allen Sehnen, welche
die konjugierte Hyperbel schneiden, berühren, verfehlen, resp. autopolare Hyperbeln,
Parabeln, Ellipsen. Von den vier Ästen zweier autopolarer Hyperbeln berühren sich
drei, der vierte ist isoliert. Ist die eine autopolare Kurve eine Parabel, so liegt der
Mittelpunkt der andern auf ihr. Zwei autopolare Parabeln berühren sich von aufsen,
haben parallele Achsen und gleiche Parameter. Was den Kreis anbelangt, so ist zu
bemerken, dafs die spitzwinklige Hyperbel zwei autopolare gleiche Kreise besitzt. Deren
Radius ist r = a 2 :b. Für die Zentrale c gilt die Gleichung c 2 = r 2 — 6 2 . Die gleich-
seitige Hyperbel hat einen, die stumpfwinklige keinen autopolaren Kreis. Durch Parallel-
projektion der Hyperbel mit Kreis kann man die Aufgabe lösen, zwei durch die Längen
der Achsen gegebene Kegelschnitte in autopolare Lage zu bringen. Endlich sei noch
auf die Aufgabe hingewiesen, aus den allgemeinen Gleichungen zweier Kegelschnitte die
drei Bedingungsgleichungen ihrer Autopolarität zu finden.
Sechste Sitzung am 8. Oktober 1908. Vorsitzender: Rektor Prof.
Dr. R. Henke. — Anwesend 8 Mitglieder.
Studienrat Prof. Dr. R. Heger spricht über Taylor in Prima.
Die Freunde entschiedener Reform führen ihre Schüler nicht blofs an die Pforten
der Infinitesimalrechnung, sondern hinein in ihren elementaren Teil. Die einfacheren
unendlichen Potenzreihen bilden einen wesentlichen Teil des mathematischen Unterrichts
der Mittelschulen, daher kommt das Bestreben, die Taylorsche Reihe im Unterrichte als
Schlufs der Differentialrechnung zu behandeln. Dem steht die Meinung entgegen, dafs
eine exakte Behandlung an Zeit und Kraft der Schüler zu hohe Ansprüche stellt. Dazu
ist zu bemerken, dafs auch die Behandlung der Reihen ohne Differentialrechnung die
Schüler stark in Anspruch nimmt, hauptsächlich aber, dafs der Einwand auf nicht richtiger
Fragestellung beruht. Die Schule ist an vielen Stellen nicht imstande, den Anforderungen
strenger Wissenschaftlichkeit zu genügen, sondern mufs sich begnügen, wenn das von
ihr Gebotene von der wissenschaftlichen Kritik als eben noch zulässig befunden wird.
So ist auch betreffs des Taylorschen Satzes die Frage so zu stellen: Gibt es eine
Ableitung, die für die Schüler nicht zu schwer und wissenschaftlich eben
noch zulässig ist? Dies ist zu bejahen, wie folgende Ableitungen zeigen. _
Voraussetzungen sind: der binomische Satz für natürliche Exponenten, die unend-
liche geometrische Reihe, die Exponentialreihe (nach Baltzer, Elemente der Mathematik),
letztere, um den Schülern diese sehr durchsichtige Ableitung nicht vorzuenthalten und
um für die Differentialrechnung die unbequeme Ermittelung von lim^l zu
umgehen. Dann folgt die Differentialrechnung mit dem Mittelwertsatze. Hierauf
24
die Frage, ob auch andere Funktionen als 1 : (1 — x) und e* in Potenzreihen entwickelt
werden können. Dann unter der Voraussetzung, dafs die Entwickelung innerhalb einer
gewissen Giltigkeitsstrecke möglich ist, die Ableitung der Taylorschen Reihe nach der
Methode der unbestimmten Koeffizienten. Zur Entscheidung über die Giltigkeit bieten
sich drei Wege, keiner zu schwer für den Unterricht.
1. Weg. Für die Funktion
ist
F (x) = f (sc) — f (0) — x . f' (0) — • • • — x n
F'(x) = f'(x)-f'(0)-x.f" (0)-
F" (x) = f" (x) - f" (0) — x . ?” (0)
f(n) (Q)
n !
und daher
F( n ) (x) = f( n ) (x) — f( n ) (0)
F(n + 1) ( x ) — f(n + l)(aj)
F' (0) = F" (0) = • • • = F(n) (0) == 0.
Jede so gebildete Funktion F hat hiernach die Eigenschaft, dafs sie selbst nebst ihren
ersten n Differentialquotienten für x = 0 verschwindet, während die folgenden mit denen
der Funktion f übereinstimmen. Fügt man die Bedingung hinzu, dafs die Funktion fix)
und alle ihre Differentialquotienten von 0 bis x endlich und stetig sind, so gilt dasselbe
von F. Bildet man die Funktion
H(z) = x n + 1 . F(z) — F(x) .z n + 1,
worin x gegeben, z veränderlich ist, so wird
H f (z) — x n + J- . F' (z) — (n + 1) . F(x ) . z n ,
also endlich und stetig für die Strecke 0 bis x; daher ist nach dem Mittelwertsatze
H (x) = H (0) + \x n + 1 . F' (£,) — (n -J- 1) . F(x ) . . x, O^^^x.
Da nun H (0) .= H (x) = 0, so folgt
F(x)_ F'(Q
l
X n + 1
Wiederholte Anwendung führt auf
F(x)_ F’ (CG _ F" (£ 2 ) _
2T(« + !)'(£)■
x n + 1 in -j- 1) Ci w (n 4~ 1 ) n • K,i n ~~ 1 (w + 1)!
wobei alle die ^ £ 9 . . . £ zwischen 0 und x liegen. Daher folgt
f(n + l) (£)
(n + Dl’
f(x) = f (0) + os
f (0)
4 b xn
f( n ) (0)
j- xn
ft w+l )(£)
1 ! ' 1 n! 1 ~ [n + 1) !
Keine der hier verwendeten Schlufsfolgerungen ist zu schwer für mathematisch
geübte Oberprimaner, auch das Ganze hinlänglich durchsichtig und bündig. Dasselbe
gilt von dem in den meisten Kompendien enthaltenen
2. Weg. Die Funktion
1
ergibt
F'(z) = f'(z) +^
f"(ß) + ---4-
-rw-
(x — z) n
n\
{x—zy — 1
f(n)(z)
1!
fi n + B (z)
f"(z)~
2!
(x -
*) 9
2!
(n — 1 )!
(x — z) n -
in — 1) !
,^’V o, + !)(*)
f(n)iz)
Wenn f, f r , f”, ... f(n + i) endlich und stetig sind für £ = 0 bis z = x , so gilt dasselbe
von F {. z ) und F' iz), und man hat nach dem Mittelwertsatze
F ix) = F(0) + — /> + U (£) . x •
Ist X ein echter Bruch, so kann man £ = Xa; setzen und hat
(# — £)» = sc» (1 — X) w ;
da ferner F{x) = fix\ so folgt
(«) = m + « • ^ + -+*■• + + « »
n\
(» + !)!
25
3. Weg. Unter der Voraussetzung, dafs f(x) und f'{x) von x bis x + § endlich
und stetig sind, ist die Uleichung
f(aj + S) = f(aj) + ff . f'(x)
um so genauer richtig, je kleiner § ist; unter den entsprechenden Voraussetzungen er-
gibt sich hieraus
f (x + 2 8) = f (x + §) -f 8 . f (x + 8)
= {f(x) + S.f (*)} + 8 {f (x) + 8 . f" (*)}
= f(ps) + Z8.f' (a) + 8 *.f"(x).
Durch den Schlufs von k auf k + i erhält man
f(x + nS )=f(x)+ (») fix) .«■(*) f" ix) . S 2 H + F) f(«Hx) . 8» .
Nimmt man n unendlich und nd gleich einer endlichen Zahl h, so ist, unter der Voraus-
setzung, dafs f 1 f'i f", . . . für die Strecke x bis x -\-h stetig und endlich sind,
f(x + h) = lim {ft«) + I (») f (x).h + i (») f" («?).»•+•••}.
Für jedes 7c, für das lim k\n = 0, hat man
^©“«■ÜO-OO-D-O-^K-
lim
Für jedes gröfsere Je ist
lim
nk
folglich
lim Ip © w*) ■ hl + pU G© f(t+1) w • ^ + 1 + • • • }
!/•(*=)(*), f9 + .
i - jn _w + i*+ijr w+ +
}
Nach der Voraussetzung sind f(&), fU + i), ... alle endlich; ist M der gröfste innerhalb
der Strecke von x bis x-\-h vorkommende Wert, so ist
P
h , P
ir** + <4 {f! + '"}
Da man immer h <Z k voraussetzen kann, so hat man schliefslich
fc! ( X 4 Je 7c 2
/W (x)
P
■ p
IM * in
7c
fc! " 7c! fc + fe
Wächst 7c ins Unendliche, so enthält der Bruch
Ink h ln h h
‘ 2*3 ¥
höchstens eine beschränkte Anzahl von Faktoren, die gröfser als 1 sind, neben unendlich
vielen echt gebrochenen, die zur Grenze Null abnehmen; folglich
und daher
lim ^¥i( 1 + l + "') =0 ’
f(x + h) = f.(x)-\-
f (afl
1!
7^-1
r o*o
2!
P
giltig, wenn f, f, f", jf 7 ", .... innerhalb der Strecke von x bis x + h stetig sind.
Auch diese Ableitung macht keine zu weitgehenden Ansprüche an die Schüler und
dürfte wissenschaftlich zulässig sein. Sie zeichnet sich vor den andern dadurch aus,
dafs die Untersuchung des Restgliedes wegfällt.
Bei den Anwendungen machen sin x und cos x keine Schwierigkeiten. Mehr Um-
stände macht ( l-\-x) m , doch müssen diese in gleicherweise überwunden werden, wenn
man (l-\-x) m ohne Differentialrechnung aus den Funktionaleigenschaften der Reihe ab-
leitet. Für arctan x und arcsin X, die man gern entwickeln wird, um Reihen für tc zu
erhalten, wird es zulässig sein, von
d arctan x _ . ,
= =1 — X 2 -F £C 4 —
d x
d arcsin x
d x
auszugehen. — ■
26
In der lebhaften Diskussion wird von einer Seite bei der 3. Ableitung der doppelte
Grenzübergang (lim 8 = 0 und lim n = 00) bemängelt, von anderer Seite die Vermeidung
der Restglieduntersuchung für einen Vorzug erklärt. Das Vorausschicken der Exponential-
reihe wird für unnötig gehalten. Auch wird auf die Verhandlungen hingewiesen, die in
diesen Tagen an anderen Stellen über denselben Gegenstand stattgefunden haben.
Siebente Sitzung am 10. Dezember 1908. Vorsitzender: Rektor
Prof. Dr. R. Henke. — Anwesend 19 Mitglieder und Gäste.
Prof. Dr. M. Disteli spricht über das Hookesche Gelenk.
Das genannte Gelenk dient zur Übertragung der Drehbewegung einer Achse Oj
auf eine diese schneidende Achse 0 2 , die mit jener einen stumpfen, aber veränderlichen
Winkel 180° — 2s bildet, und besteht im wesentlichen aus einem starren rechtwinkligen
Achsenkreuz, dessen Endpunkte gelenkartig durch Gabeln mit den Achsen verbunden
sind. Sind A und B die Durchstofspunkte der Stäbe des Kreuzes mit der um seinen
festen Mittelpunkt beschriebenen Einheitskugel, so läfst sich die Bewegung des Gelenks
dadurch beschreiben, dafs die Punkte A und B auf zwei Grofskreisen laufen, deren Ebenen
auf den Achsen Oj und 0 2 rechtwinklig stehen und daher den spitzen Winkel 2 e ein-
schliefsen, während der Bogen A B selbst ein Viertel sgrofskr eis ist.
Ist 0 der Schnittpunkt der beiden Grofskreise, und werden A und B bestimmt
durch ihre sphärischen Abstände Sr und y) von 0, so genügen diese der Bedingung
COS 2 £ = — COtg $ . COtg Y),
und es besteht daher zwischen den Winkelgeschwindigkeiten der Achsen die Beziehung
coj _ Sr' _ sin 2_3;
to 2 ~ yj' sin 2 r\
also
Wj cos2e
w 2 1 — sin 2 2 £ sin 2 Sr
Kinematisch vollzieht sich diese sphärische Bewegung durch Abrollen des beweglichen
Polkegels B auf dem festen Polkegel F. Bei zweckmäfsiger Wahl der Achsen xyz
des festen und x' y ' des beweglichen Systems lassen sich die Koordinaten des Kegels
B darstellen durch die Proportionen
x ' : y r : z f = cos y) : cos Sr : cotg 2e,
die Koordinaten des festen Kegels F durch die Proportionen
x : y : « = cos S cos „ : si n <S + ,) : sin (S - v,).
Der bewegliche Kegel ist vom vierten, der feste vom zweiten Grade und es rollt der
bewegliche zweimal auf dem festen ab, bis die Anfangslage wieder erreicht ist.
Nebst der Anwendung des Gelenks zur Herstellung von Sonnenuhren wurden
namentlich noch Kombinationen mehrerer Gelenke betrachtet, deren Achsen in einer
Ebene liegen, insbesondere eine solche Anordnung von 2 Gelenken mit 3 Achsen, für
welche die Winkelgeschwindigkeit der dritten (getriebenen) Achse gleich derjenigen der
ersten (treibenden) Achse ist.
Geh. Hofrat Prof. Dr. Ph. Weinmeister macht kleinere Mittei-
lungen, homogene Koordinaten betreffend.
Die analytische Darstellung einer C 2 in homogenen Koordinaten wird bekanntlich
besonders einfach, wenn ein Polardreieck dieser Kurve als Fundamentaldreieck benutzt
wird; die Gleichung derselben enthält alsdann nur noch die 3 rein quadratischen Glieder,
während die 3 gemischt quadratischen Glieder wegfallen. Der Vortragende zeigt einen
Weg, auf welchem dieser Satz, der gewöhnlich deduktiv bewiesen wird, induktiv ge-
funden werden kann. Man geht hierbei von dem speziellen Fall aUs, wo eine der 3 Ecken
des betreffenden Polardreiecks mit einem Brennpunkte der Kurve zusammenfällt und
stellt die Gleichung der letzteren in bezug auf dieses spezielle Fundamentaldreieck auf,
zuerst in Abstandskoordinaten 2/j : 2/ a I «/ 3 , dann in Flächenkoordinaten x x : x 2 : x 3 ; die
letztere Gleichung kann
27
±l_ _j_ ±2 |_
m o
± 5 . =0
geschrieben werden, wobei m x : m 2 : m 3 die Koordinaten des Mittelpunktes der Kurve sind.
Auf diesen speziellen Fall aber kann der allgemeine zurückgeführt werden durch das
Verfahren der Parallelprojektion, da die Verhältnisse der homogenen Koordinaten
x x : x 2 : x 3 — als Flächenverhältnisse — bei Parallelprojektion ungeändert bleiben.
VII. Hauptversammlungen.
Neunte Sitzung am 29. Oktober 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 59 Mitglieder.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude berichtet über die Tätigkeit des jetzt
in vollendeterer Form gebildeten Landesvereins zur Pflege heimatlicher
Natur, Kunst und Bauweise „Sächsischer Heimatschutz“, über dessen
für die Zukunft geplante Arbeiten, u. a. die Herausgabe eines Merkbuchs
der sächsischen Naturdenkmäler und einer Zeitschrift und die Erwerbung
von Reservaten, und über die Erlangung eines staatlichen Zuschusses für
die Zwecke des Vereins.
Regierungsrat Prof. Dr. P. Schreiber spricht über die wissenschaft-
lichen Aufgaben der Luftballonfahrten.
Geh. Hofrat Prof. B. Pattenhausen erwähnt einen interessanten Ver-
such Assmanns mit dem Aspirationsthermometer.
Zehnte Sitzung am 26. November 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 100 Mitglieder und Gäste.
Nach der Neuwahl der Beamten für 1909, deren Ergebnis auf
S. 32 zusammengestellt ist, berichtet
Oberlehrer Dr. P. Wagner über die von der Kommission (s. Sitzungs-
berichte 1908, S. 13) eingeleiteten Schritte zur Verbilligung der vom
•Kgl. Finanzministerium herausgegebenen Karten und teilt den Ent-
wurf einer an das Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter-
richts zu richtenden Eingabe mit, die in nachstehender Form von der
Hauptversammlung genehmigt wird.
Dresden, am 20. Dezember 1908.
An
das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts.
Verbilligung der Mefstischblätter
1 : 25000 betreffend.
Es ist eine Hauptforderung des erdkundlichen wie naturwissenschaftlichen Unter-
richts, eine auf unmittelbare Anschauung gegründete Kenntnis der Heimat zu vermitteln.
Klassenausflüge und Einzelwanderungen müssen in den Dienst der Schule treten. Dazu
ist aber unerläfslich , dafs der Schüler mit dem Gebrauch der Karte vertraut gemacht
wird. Die Erfahrung lehrt, dafs in den breiten Volksmassen die Fähigkeit, Karten zu
lesen, au iser ordentlich gering ist. Die grofse Menge ist schon zufrieden, wenn sie sieh
mit Hilfe einer Karte über einzuschlagende Wege zu orientieren vermag. Den drei-
dimensionalen Charakter eines Stückes der Erdoberfläche auf Grund einer Karten-
28
Betrachtung genau zu erkennen, ist nur wenigen möglich. Und trotzdem ist die Fähigkeit,
Karten in dieser Weise lesen zu können, von ungemeinem Bildungswert in formalem
wie materiellem Sinne. In militärischen Kreisen ist man sich darüber einig, dafs Ge-
ländestudien, wie sie jetzt für die Zwecke der Kriegsbereitschaft von jedem einzelnen
Soldaten betrieben werden müssen, viel weniger auf Schwierigkeiten stofsen würden,
wenn die Schule darin tüchtig Vorarbeiten könnte.
Aus dem Gefühl für den grofsen Wert solcher Kartenstudien heraus, bei denen
kartographische Darstellung und Wirklichkeit fortwährend hinsichtlich ihrer Über-
einstimmung verglichen werden können, ist in schulgeographischen Kreisen öfters die
Frage nach der Herstellung guter, den dreidimensionalen Charakter der Erdoberfläche
darstellender Heimatkarten erwogen worden. Die Lösung dieser Frage ist aber mehr
oder weniger immer daran gescheitert, dafs die unverhältnismäfsig hohen Herstellungs-
kosten in kein rechtes Verhältnis zu bringen waren zu dem zu erwartenden Absatz
solcher Karten.
Deshalb ist schon mehrfach von berufener Seite, ganz besonders aber vom Deutschen
Geographentag der Wunsch ausgesprochen worden, die bedeutungsvolle Kulturarbeit, die
der Staat durch seine systematischen Landesaufnahmen und durch die Herausgabe
offizieller Kartenwerke leistet, in den Dienst der Schule stellen zu können. Insbesondere
ist das Bestreben der dafür interessierten Kreise darauf gerichtet gewesen, die Mefstisch-
blätter 1:25000 wegen ihres grofsen Mafsstabes im Verein mit der Kleinheit der jedes-
mal dargestellten Fläche, sowie infolge der Einfachheit der angewendeten Signaturen
für Schulz wecke nutzbar zu machen. Hindernd stand aber einer allgemeinen Verwendung
in der Schule bisher der hohe Preis dieser Blätter im Wege.
Es mufs nun allerdings zugegeben werden, dafs bei der jetzigen Höhe der jedes-
maligen Auflage und bei der Art der angewandten Technik in der Herstellung der
einzelnen Mefstischblätter eine billigere Abgabe derselben kaum möglich ist. Abgesehen
von den enormen Kosten, die schon der vorbereitenden Landesaufnahme erwachsen, be-
trägt der Selbstkostenpreis für ein dreifarbig gedrucktes Mefstischblatt ca. 1 Mk., und
auch bei starker Erhöhung der Auflage läfst sich kaum eine wesentliche Verbilligung
bei Anwendung der bisherigen Technik ermöglichen. Es ist daher nicht zu verwundern,
dafs das Königlich Sächsische Finanzministerium bisher Bedenken getragen hat, dem
Wunsche auf Verbilligung der Mefstischblätter für Schulzwecke Rechnung zu tragen.
Die Unterzeichneten Vereinigungen sind aber der Ansicht, dafs die Herstellungs-
kosten für Mefstischblätter zum Schulgebrauche wesentlich herabgesetzt werden könnten,
wenn sich das Finanzministerium entschliefsen wollte, dreifarbige Umdrucke her-
stellen zu lassen. Der Gebrauchswert derselben ist, wie eine genaue, mit der Lupe
ausgeführte Prüfung ergeben hat, dem der Originalkarten durchaus gleich. Nach In-
formationen an kompetenter Stelle würde sich die Herstellung eines dreifarbigen Um-
druckblattes wie folgt bewerkstelligen lassen:
bei einer Auflage von 300 Blatt 51 Pf.,
>5 » » 500 „ 43 „
„ „ „ „ 1000 „ 37 „
„ „ „ „ 3000 „ 33 „ usw.
Die Gefahr, dafs bei der Abgabe von billigen Umdruckkarten der geringe Absatz
der Originalkarten noch tiefer sinken könnte, als bisher, ist zwar vorhanden, erscheint
aber angesichts der enormen Kulturvorteile, die bei Beschreitung des vorgeschlagenen
Weges erreicht werden könnten, belanglos, beträgt doch der Überschufs über die Her-
stellungskosten an dem jedesmaligem Vertrieb pro Sektion und pro Auflage, die Ver-
triebsspesen und die Buchhändlergewinne noch gar nicht abgezogen, kaum 150 Mk.
Übrigens läfst sich dieser Gefahr dadurch etwas begegnen, dafs der Verkauf solcher
Umdrucke für die Schule in ähnlicher Weise wie in Preufsen geregelt werden könnte.
Nicht unwahrscheinlich ist ferner, dafs der Verkauf der Mefstischblätter sich im all-
gemeinen heben wird, wenn erst durch die Schule ein gröfseres Verständnis und eine
höhere Wertschätzung lür das offizielle Kartenwerk erzeugt sein wird.
Die zu erwartende Absatzhöhe der vorgeschlagenen Umdruckkarten wird selbst-
verständlich je nach der Anzahl der beteiligten Lehranstalten sehr verschieden sein.
Es würde sich empfehlen, wenn das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen
Unterrichts sich entschliefsen wollte, einerseits die Anwendung von Mefstischblättern
für den Unterricht nachdrücklich zu empfehlen, andererseits aber darüber Erhebungen
anzustellen, wie viele Exemplare von jeder einzelnen Sektion etwa jährlich gebraucht
werden würden.
29
Die Bitte der Unterzeichneten Vereinigungen, deren auf Verbilligung der Mefstisch-
biätter gerichtete Bestrebungen auch vom Professorenkollegium der Technischen Hoch-
schule zu Dresden für Unterrichts- und Übungszwecke, besonders in den Fächern
Geographie, Geodäsie, Geologie, Eisenbahn- und Wasserbau geteilt werden (Sitzung
vom 2. Dezember 1908;, geht deshalb dahin:
das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts wolle im
Hinblick auf den grofsen unterrichtlichen und kulturellen Wert der Mefstisch-
blätter 1 : 25000
1. bei dem Königlichen Finanzministerium auf eine billige Ausgabe von
Umdruckexemplaren für Lehrzwecke hinwirken,
2 durch eine allgemeine Empfehlung der Karte als Lehrmittel für die
Hand der Schüler deren gröfseren Absatz herbeiführen helfen und
3. Erhebungen darüber veranstalten, wie grofs sich etwa der jährliche
Bedarf pro Sektion gestalten wird.
Einer geneigten Unterstützung ihrer Bestrebung entgegensehend verharren
Verein für Erdkunde Gesellschaft für Naturkunde
zu Dresden. „Isis“.
Geographischer Verein
zu Freiberg.
Vereinigung von Lehrern an städtischen Sächsischer
höheren Schulen Dresdens. Lehrer -Verein.
Anlage.
Bisher gewährte Preisermäfsigungen:
Preufsen: Geologische Spezialkarte 1:25000 1 Mk. (statt 2 Mk.).
Bayern: Lithographische Positionsblätter 1:25000 0,50— 0,60 Mk. (1 Mk.).
Blaukopien der noch nicht veröffentlichten Positionsblätter 0,50 Mk. (1 Mk.).
Ebenso alle übrigen Kartenwerke mit 30—50 °/ 0 Ermäfsigung.
Württemberg: Höhenkurvenkarte 1 :25000, dreifach Kupferstich 0,40—1 Mk. (1,50 Mk.).
Topographische Karte 1:50000, schwarzer Steindruck 0,25—0,50 Mk. (0,75 Mk.).
Geologische Spezialkarte 1 : 25 000 2 Mk. (2,50 Mk.).
Geognostische Spezialkarte 1:50000 1 — 1,50 Mk. (2 Mk.).
Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Hempel hält einen Experimentalvortrag
über die Bekämpfung der Feuersgefahr.
Elfte Sitzung am 17. Dezember 1908. Vorsitzender: Geh. Hofrat
Prof. Dr. E. Kalkowsky. — Anwesend 53 Mitglieder und Gäste.
Die Hauptversammlung genehmigt die von der Sektion für Physik,
Chemie und Physiologie beschlossene Namensänderung in ,, Sektion für
Physik und Chemie“.
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude legt die
Mitteilungen des Bundes Heimatschutz, 4. Jahrg. 1908, Nr. 1 — 3;
Mitteilungen des Sächsischen Heimatschutz, Landesverein für Pflege
heimatlicher Natur, Kunst und Bauweise, 1908, Heft 1 — 3
vor und teilt als erfreuliches Ergebnis der Bestrebungen des Bundes die
Sicherung der Bo sei bei Meifsen durch Ankauf eines Grundstücks auf
derselben für 1200 Mk. mit.
BO
Prof. Dr. A. Witting hält einen Yortrag über einige Zusammen-
hänge der höheren Mathematik mit der elementaren. (Ver gl. Ab-
handlung VI.)
Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky spricht über europäische Ent-
fernungen. (Yergl. Abhandlung V.)
Hieran schliefst sich eine längere Aussprache.
Veränderungen im Mitgliederbestände.
Gestorbene Mitglieder:
Am 21. Mai 1908 starb Spiridion Brusina, Professor an der Uni-
versität und Direktor des zoologischen Museums in Agram, korrespon-
dierendes Mitglied seit 1870.
Am 15. Juli 1908 starb in Serkowitz Prof. Dr. Moritz Pabst, früher
Konrektor am Realgymnasium in Chemnitz, korrespondierendes Mitglied
seit 1866.
Am 23. August 1908 starb in Dresden der Chemiker Dr. Johannes
Weifsbach, wirkliches Mitglied seit 1903.
Am 21. September 1908 ist in Gotha der Kustos der dortigen natur-
historischen Sammlungen Dr. Wilhelm Pabst, Oberlehrer am Gymnasium
Ernestinum, korrespondierendes Mitglied seit 1881, gestorben.
Am 11. Oktober 1908 verschied Oberfinanzrat Franz Nowotny in
Dresden, wirkliches Mitglied seit 1870.
Am 15. November 1908 starb Professor a. D. Dr. Heinrich Hirzel,
Schweizer Konsul in Leipzig, korrespondierendes Mitglied seit 1862.
Neu aufgenommene wirkliche Mitglieder:
Göllnitz, Oskar, K. Obervermessungsinspektor in Dresden, am 26. No-
vember 1908;
Grahl, Hans, Apotheker in Dresden, j
Kiefsling, Hugo, Diplomingenieur, Stadt- } am 17. Dezember 1908;
Vermessungsinspektor in Dresden, J
Luther, Robert, Dr. phil., Professor an der K. Technischen Hochschule
in Dresden, am 29. Oktober 1908;
Müller, Felix, Dr. phil., Professor a. D. in Weifser Hirsch, am 17. De-
zember 1908;
n 26. November 1908;
a 29. Oktober 1908;
a. D. in Dresden, am
26. November 1908.
Neu ernanntes korrespondierendes Mitglied:
Beck, Richard, Dr. phil., Oberbergrat, Professor an der K. Bergakademie
in Freiberg, am 26. November 1908.
In die korrespondierenden Mitglieder ist übergetreten :
Holz, Karl, Oberlehrer in Berlin, am 1. Juli 1908.
Oeder, Reinhard, Dr. phil., Zahnarzt in Dresden, a
Preller, Bernhard, Realschullehrer in Dresden,! a
Sporbert, Erich, Gymnasiallehrer in Dresden , i a
Taeger, Hermann, Geh. Forstrat, Oberforstmeister
31
Freiwillige Beiträge zur Gesellschaftskasse
zahlten: Dr. Amthor, Hannover, 3 Mk.; Prof. Dr. Bachmann, Plauen i.V.,
3 Mk.; K. Bibliothek, Berlin, 3 Mk.; naturwissensch. Modelleur Blaschka,
Hosterwitz, 3 Mk.; Apotheker Capelle, Springe, 3 Mk.; Privatmann Eisei,
Gera, 3 Mk.; Chemiker Dr. Haupt, Bautzen, 3 Mk.; Prof. Dr. Hibsch,
Liebwerd, 3 Mk. ; Bürgerschullehrer Hofmann, Grofsenhain, 3 Mk.; Lehrer
Hottenroth, Gersdorf, 3 Mk.; Prof. Dr. Müller, Pirna, 3 Mk.; Prof.
Naumann, Bautzen, 3 Mk. 5 Pf.; Sektionsgeolog Dr. Petraschek, Wien,
3 Mk.; Oberlehrer Seidel I, Zschopau, 4 Mk.; Privatmann Sieber, Nieder-
löfsnitz, 6 Mk.; Prof. Dr. Sterz el, Chemnitz, 3 Mk.; Dr. med. Thümer,
Karlshorst, 3 Mk.; Prof. Dr. Umlauf, Hamburg, 3 Mk. 5 Pf. — In
Summa 58 Mk. 10 Pf.
G. Lehmann,
Kassierer der „Isis“.
32
Beamte der Isis im Jahre 1909.
Tor stand.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Direktorium.
Erster Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. Fr. Förster.
Zweiter Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Als Sektionsvorstände:
Oberlehrer Dr. E. Lohrmann,
Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude,
Oberlehrer Dr. P. Wagner,
Hofrat Prof. Dr. J. Deich müller,
Prof. Dr. A. Lottermoser,
Prof. Dr. A. Witting.
Erster Sekretär: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Zweiter Sekretär: Direktor A. Thümer.
Yerwaltungsrat.
Vorsitzender: Hofrat Prof. H. Engelhardt.
Mitglieder: Fabrikbesitzer E. Kühnscherf,
Zivilingenieur R. Scheidhauer,
Geh. Hofrat Prof. H. Fischer,
Bankier A. Kuntze,
Geh. Kommerzienrat L. Guthmann,
Privatmann W. Putscher.
Kassierer: Hofbuchhändler G. Lehmann.
Bibliothekar: Privatmann A. Richter.
Sekretär: Direktor A. Thümer.
Sektionsbeamte.
I. Sektion für Zoologie.
Vorstand: Oberlehrer Dr. E. Lohrmann.
Stellvertreter: Lehrer H. Viehmeyer.
Schriftführer: Lehrer G. Dutschmann.
Stellvertreter: Lehrer G. Schönfeld.
II. Sektion für Botanik.
Vorstand: Geh. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude.
Stellvertreter: Kustos Dr. B. Schorler.
Schriftführer: Oberlehrer Dr. E. Lohr mann.
Stellvertreter: Lehrer E. Herrmann.
38
m. Sektion für Mineralogie und Geologie.
Vorstand: Oberlehrer Dr. P. Wagner.
Stellvertreter: Dr. K. Wanderer.
Schriftführer: Dr. E. Rim an n.
Stellvertreter: Oberlehrer A. Geifsler.
IV. Sektion für prähistorische Forschungen.
Vorstand: Hofrat Prof. Dr. J. Deichmüller.
Stellvertreter: Direktor H. Döring.
Schriftführer: Oberlehrer 0. Ebert.
Stellvertreter: Oberlehrer M. Klähr.
V. Sektion für Physik und Chemie.
Vorstand: Prof. Dr. A. Lottermoser.
Stellvertreter: Direktor Dr. A. Beythien.
Schriftführer: Privatdozent Dr. H. Thiele.
Stellvertreter: Fabrikbesitzer R. Jahr.
VI. Sektion für reine und angewandte Mathematik.
Vorstand: Prof. Dr. A. Witting.
Stellvertreter: Prof. Dr. E. Naetsch.
Schriftführer: Bauinspektor Dr. A. Schreiber.
Stellvertreter: Gymnasiallehrer E. Sporbert.
Redaktionskomitee.
Besteht aus den Mitgliedern des Direktoriums mit Ausnahme des
zweiten Vorsitzenden und des zweiten Sekretärs.
*
Bericht des Bibliothekars.
Im Jahre 1908 wurde die Bibliothek der „Isis“ durch folgende Zeit-
schriften und Bücher vermehrt:
A. Durch Tausch.
(Die tauschende Gesellschaft ist verzeichnet, auch wenn im laufenden Jahre keine
Schriften eingegangen sind.)
I. Europa.
1. Deutschland.
Altenburg : Naturforschende Gesellschaft des Osterlandes. — Mitteil., n. F.,
18. Band. [Aa 69.]
Annaber g- Buchholz: Verein für Naturkunde.
Augsburg : Naturwissenschaftlicher Verein für Schwaben und Neuburg.
Bamberg: Naturforschende Gesellschaft. — Bericht XIX und XX. [Aa 19.]
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Berlin : Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. — Verhandl., Jahrg.49.
[Ca 6.]
Berlin: Deutsche geologische Gesellschaft. — Zeitsehr., Bd. 59, Heft 4;
Bd. 60, Heft 1 — 3; Monatsberichte 1907, Nr. 8 — 12; 1908, Nr. 1 — 7.
[Da 17.]
Berlin: Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. —
Zeitschrift für Ethnologie, 39. Jahrg., Heft 6; 40. Jahrg., Heft 1 — 5.
[G 55.]
Bonn: Naturhistorischer Verein der preussischen Bheinlande, Westfalens
und des Reg.-Bez. Osnabrück. — Verhandl., 64. Jahrg. [Aa 93.]
Bonn: Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Sitzungs-
ber., 1907. [Aa 322.]
Brauns chiv eig : Verein für Naturwissenschaft. — 15. Jahresber. [Aa 245.]
Bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. — Abhandl., Bd. XIX, Heft 2.
[Aa 2.]
Breslau: Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. — 85. Jahresber.
[Aa 46.]
Chemnitz: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Danzig: Naturforschende Gesellschaft. — Schriften, Bd. XII, Heft 2.
[Aa 80.]
Darmstadt: Verein für Erdkunde und Grossherzogi. geologische Landes-
anstalt. — Notizbl., 4. Folge, 28. Heft. [Fa 8.]
Donaueschingen: Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und
der angrenzenden Landesteile.
Dresden: Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. — Jahresber. 1906 — 1907
und 1907—1908. [Aa 47.]
Dresden: K. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora“.
Dresden: Verein für Erdkunde. — Mittei]., Heft 7, und Mitgliederver-
zeichnis 1908. [Fa 6.]
Dresden: K. Sächsischer Altertumsverein. — Neues Archiv für Sächs.
Geschichte und Altertumskunde, Bd. XXIX. [G 75.]
35
Dresden : Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen. — Mitteil.,
1907—1908. [Ha 9.]
Dresden: K. Mineralogisch -geologisches Museum.
Dresden: K. Zoologisches und Anthrop.- ethnogr. Museum.
Dresden: K. Oeffentliche Bibliothek.
Dresden : K. Tierärztliche Hochschule. — Bericht für das Jahr 1907, n. F.
II. [Ha 26 b.] — Bericht über das Veterinär wesen in Sachsen, 52. Jahrg.
[Ha 26.]
Dresden : K. Sächsische Technische Hochschule. — Bericht für das Studien-
jahr 1906 — 1907 ; Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen samt
Stunden- und Studienplänen, S.-S. 1908, W.-S. 1908 — 1909. [Je 63.]
— Personalverz. Nr. XXXVII— XXXVIII. [Je 63b.]
Dresden: K. Sächs. Landeswetterwarte. — Deutsches meteorolog. Jahrbuch
für 1903 und 1904. [Ec 57.] — Dekaden Monatsberichte, Jahrgang IX
und X. [Ec 57c.J
Dürkheim: N aturwissenschaftlicher Verein der Rheinpfalz „Pollichia“. —
Mitteil. LXIV, Nr. 23. [Aa 56.]
Düsseldorf: Naturwissenschaftlicher Verein.
Elberfeld : Naturwissenschaftlicher Verein.
Emden: Naturforschende Gesellschaft. — 91. und 92. Jahresber. [Aa 48.]
Emden : Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer.
Erfurt: K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Erlangen: Physikalisch - medizinische Sozietät.
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesellschaft. — Bericht
für 1908. [Aa 9 a.]
Frankfurt a. AL: Physikalischer Verein. — Jahresbericht für 1906 — 1907.
[Eb 35.]
Frankfurt a. O.: N aturwissenschaftlicher Verein des Regierungsbezirks
Frankfurt. — Helios, XXIV. u. XXV. Bd. [Aa 282.]
Freiberg : K. Sächsische Bergakademie. — Programm für das 143. Studien-
jahr. [Aa 323.]
Fulda: Verein für Naturkunde.
Gera: Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. — Jahresbericht
49—50; Bericht über die 50jährige Jubelfeier. [Aa 49.]
Giessen: Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Görlitz: Naturforschende Gesellschaft.
Görlitz: Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. — Codex diplo-
maticus Lusatiae superioris, Bd. 81, Heft 4 ; Neues Lausitzisches
Magazin, Bd. 84. [Aa 64.]
Görlitz: Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Oberlausitz.
Greifswald: N aturwissenschaftlicher V erein für Neu- Vorpommern und Rügen.
— Mitteil., 39. Jahrg. [Aa 68.]
Greifswald: Geographische Gesellschaft.
Greiz: Verein der Naturfreunde.
Guben : Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. —
Mitteil., X. Bd., Heft 3 — 4; Ortsregister zu Bd. IX. [G 102.]
Güstrow: Verein der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. —
Archiv, Jahrg. 61, Abt. II, u. Jahrg. 62, Abt. I. [Aa 14.]
Halle a. S.: Naturforschende Gesellschaft.
Halle a. S.: Kais. Leopoldino-Carolinische Deutsche Akademie. — Leopoldina,
Heft XLIV. TAa 62.1
36
Halle a. S.: Verein für Erdkunde.
Hamburg : Wissenschaftliche Anstalten. — Jahrbuch, XXIV. Jahrg. mit
Beiheft 1—5. [Aa 276.]
Hamburg : Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., III. Folge,
15. Heft. [Aa 293 b.]
Hamburg'. Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. — Verhandl.,
Bd. XIII. [Aa 204.]
Hanau : Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde. — Fest-
schrift zur Feier des 100jährigen Bestehens. [Aa 30.]
Hannover : Naturhistorische Gesellschaft. — 55. — 57. Jahresbericht. [Aa 52.]
Hannover : Geographische Gesellschaft. — Dritter Nachtrag zum Kataloge
der Stadtbibliothek. 1906. [Fa 18.]
Heidelberg : N aturhis torisch - m edizinischer V er ein.
Hof : Nordober fränkischer Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde.
Karlsruhe'. Naturwissenschaftlicher Verein. — Verhandl., Bd. 20. [Aa 88.]
Karlsruhe : Badischer zoologischer Verein. — Mitteilungen, Nr. 18. [Ba 27.]
Kassel : Verein für Naturkunde.
Kassel: Verein für hessische Geschichte und Landeskunde. — Zeitschrift,
Bd. 41 u. 42. [Fa 21.]
Kiel: Naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Holstein. — Schriften,
Bd. XIV, Heft 1. [Aa 189.]
Köln : Redaktion der Gaea. — Natur und Leben, Jahrg. 44. [Aa 41.]
Königsberg i. Pr.: Physikalisch -ökonomische Gesellschaft. — Schriften,
48. Jahrg. [Aa 81.]
Königsberg i. Pr.: Altertums -Gesellschaft Prussia. — Sitzungsberichte
1900—1904. [G 114.J
Krefeld: Verein für Naturkunde.
Landshut'. Naturwissenschaftlicher Verein. — 18. Bericht. [Ca 14.]
Leipzig: Naturforschende Gesellschaft.
Leipzig : K. Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. — Berichte über
die Verhandl., mathem.-phys. Klasse, LIX. Bd., Heft 4; LX. Bd., Heft 1
bis 5. [Aa 296.]
Leipzig: K. Sächsische geologische Landesuntersuchung. — Erläuterungen
zu Sektion Bautzen -Wilthen (Bl. 54), 2. Aufl. und zu Sektion Chemnitz
(Bl. 96), 3. Aufl. — Geologische Uebersichtskarte des Königreichs
Sachsen, 1908. [De 146.]
Leipzig: Städtisches Museum für Völkerkunde. — Jahrb., Bd. 1, 1906. [G 155.]
Lübeck: Geographische Gesellschaft und naturhistorisches Museum.
Lüneburg: Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstentum Lüneburg.
Magdeburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — Jahresber. u. Abhandl.,
Jahrg. 1904—1907. [Aa 173.]
Magdeburg: Museum für Natur- und Heimatkunde.
Mainz: Römisch -germanisches Centralmuseum. — Mainzer Zeitschrift,
Jahrg. 1908. [G 145 a.]
Mannheim: Verein für Naturkunde.
Marburg: Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissenschaften.
— Sitzungsber., Jahrg. 1907. [Aa 266.]
Meissen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. — Mitteilungen aus
den Sitzungen der Vereinsjahre 1907 — 1908. [Aa 319.] — Zusammen-
stellung der Monats- und Jahresmittel der Wetterwarte Meissen im
Jahre 1907. [Ec 40.]
37
München : Bayerische botanische Gesellschaft zur Erforschung der hei-
mischen Flora. — Mitteil., Bd. II, Nr. 5 — 8. [Ca 29.]
München : Deutscher und Oesterreichischer Alpenverein. — Mitteil., Jahrg.
1908. [Fa 28.]
Münster : Westfälischer Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst.
Neisse: Wissenschaftliche Gesellschaft ,,Philomathie u .
Nürnberg : Naturhistorische Gesellschaft. — Abhand]., Bd. XVII nebst Bei-
gabe; Mitteilungen, Jahrg. I; Jahrg. II, Nr. 1. [Aa 5.]
Offenbach: Verein für Naturkunde.
Osnabrück : Naturwissenschaftlicher Verein.
Passau : Naturwissenschaftlicher Verein. — XX. Bericht. [Aa 55.]
Posen: Deutsche Gesellschaft für Kunst u. Wissenschaft. — Zeitschr. der
naturwissenschaftl. Abteilg., XIV. Jahrg., Heft 3; XV. Jahrg., Heft 1—2.
[Aa 316.]
Regensburg: Naturwissenschaftlicher Verein. — XI. Bericht. [Aa 295.]
Regensburg: K. botanische Gesellschaft.
Reichenbach i. V.: Vogtländischer Verein für Naturkunde.
Reutlingen : N aturwissenschaftlicher V er ein.
Schneeberg: Wissenschaftlicher Verein.
Stettin: Ornithologischer Verein.
Stuttgart: Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg. — Jahres-
hefte, Jahrg. 64, mit 2 Beilagen. [Aa 60.]
Stuttgart: Württembergischer Altertums verein.
Tharandt: Redaktion der landwirtschaftlichen Versuchsstationen. — Land-
wirtsch. Versuchsstationen, Bd. LXVIII; Bd. LXIX, Heft 1 — 4. [Ha 20.]
Thorn: Coppernicus -Verein für Wissenschaft und Kunst. — Mitteil.,
15. Heft. [Aa 145.]
Trier: Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Tübingen: Universität. — Württembergische Jahrbücher für Statistik
und Landeskunde, Jahrg. 1907, Heft II; Jahrg. 1908, Heft I. [Aa 335.]
Ulm: Verein für Mathematik und Naturwissenschaften. — Jahreshefte,
13. Jahrg. [Aa 299.]
Ulm: Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
Weimar: Thüringischer botanischer Verein. — Mitteil., n. F., 23. Heft.
[Ca 23.]
Wernigerode: Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes.
Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. — Jahrbücher, Jahrg. 61.
[Aa 43.]
Würzburg: Physikalisch-medicinische Gesellschaft.
Zerbst: Naturwissenschaftlicher Verein. — Bericht 1902 — 1907. [Aa 332.]
Zwickau: Verein für Naturkunde. — XXXII. Jahresber^ [Aa 179.]
2. Österreich-Ungarn.
Aussig: Naturwissenschaftlicher Verein.
Bistritz: Gewerbelehrlingsschule. — XXXII. Jahresbericht. [Je 105.]
Brünn: Natur forschender Verein. — Verhandl., Bd. XLV, u. 25. Bericht der
meteorolog. Kommission. [Aa 87.] — Ergebnisse der phänologischen
Beobachtungen aus Mähren und Schlesien im Jahre 1905. [Cc 73.]
Brünn : Lehrerverein, Klub für Naturkunde.
38
Budapest: Ungarische geologische Gesellschaft. — FöldtaniKözlöny, XXXVII.
köt., 9. — 12. füz.; XXXVIII. köt., 1. — 10. füz. [Da 25.]
Budapest : K. Ungarische naturwissenschaftliche Gesellschaft, und: Ungarische
Akademie der Wissenschaften. — Berichte, Bd. 21 und 22. [Ea 37.]
Graz: Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark. — Mitteilungen,
Jahrg. 1906 u. 1907. [Aa 72.]
Hermannstadt: Siebenbür gisch er Verein für Naturwissenschaften. — Ver-
handl. u. Mitteil., Jahrg. LVII. [Aa 94.]
Iglo : Ungarischer Karpathen -Verein. — Jahrb., Jahrg. XXXV. [Aa 198.]
Innsbruck : Naturwissenschaftlich - medizinischer Verein. — Berichte,
XXXI. Jahrg. und Beilage von V. Schiffner: Kritische Bemerkungen
über die europäischen Lebermoose. [Aa 171.]
Klagenfurt: Naturhistorisches Landesmuseum für Kärnten. — Carinthiall,
Mitteil., Jahrg. 97, Nr. 5 — 6; Jahrg. 98, Nr. 1 — 3. [Aa 42b.]
Laibach: Musealverein für Krain. — Mitteil., Jahrg. XX; Izvestja Let-
nik XVII. [Aa 301.]
Linz: Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der Enns. — 37. Jahresber.
[Aa 213.]
Linz: Museum Francisco -Carolinum. — 66. Bericht nebst der 60. Lief, der
Beitr. zur Landeskunde von Österreich ob der Enns. [Fa 9.]
Olmütz: Naturwissensch. Sektion des Vereins „Botanischer Garten u .
P°ag: Deutscher naturwissenschaftlich -medizinischer Verein für Böhmen
„Lotos“.
Prag: K. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften. — Sitzungsber.,
mathem.- naturwissensch. Kl., 1907. [Aa 269.] — Jahresber. für 1907.
[Aa 270.] — F. Vejdovsky: Neue Untersuchungen über die Reifung
und Befruchtung. [Bc 53.]
Prag: Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen. — Bericht 1907.
[Aa 272.] — Pamätky archaeologicke, dil. XXII, ses. 7—8; XXIII. ses.
1—3, [G 71.]
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten.
Prag: Ceska Akademie Cisare Frantiska Josefa. — Rozpravy, trida II,
rocnik XVI. [Aa 313.] — Bulletin international, XI. annee. [Aa313b.]
— J. Velenovsky: Srovnävaci Morfologie, 2 Bde. [Bc 75.] — B. Nemec:
Anatomie a Fysiologie Rostlin, 1. Bd. [Cc 76.]
Presburg: Verein für Heil- und Naturkunde.
Peichenberg : Verein der Naturfreunde. — Mitteilungen, Jahrg. 38 u. Rechen-
schaftsber. 1906. [Aa 70.]
Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. — Mitteil., Bd. XL VIII.
[Aa 71.]
Temesvar: Südungarische Gesellschaft für Naturwissenschaften. — Termes-
zettudomänyi Füzetek, XXXI. evol., füz. 3 — 4; XXXII. evol., füz. 1 — 2.
[Aa 216.]
Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner Komitates. —
Jahreshefte, Jahrg. XXIX— XXX. [Aa 277.]
Triest: Museo civico di storia naturale.
Triest: Societä Adriatica di scienze naturali.
Wien: Kais. Akademie der Wissenschaften. — Anzeiger, 1907. [Aa 11.] —
Mitteil, der prähistorischen Kommission, Bd. II, Nr. 1. [G 111.]
Wien: Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. —
Schriften, Bd. XLV1II. [Aa 82.]
39
Wien: K. k. naturhist. Hofmuseum. — Annalen, Bd. XXI, Nr. 3 — 4; Bd. XXLl,
Nr. 1. [Aa 280.]
Wien: Anthropologische Gesellschaft.
Wien: K. k. geologische Reichsanstalt. — Verhandl., 1907, Nr. 11 — 18;
1908, Nr. 1—14. [Da 16.] — Jahrbuch, Bd. LVIII, Heft 1—3. [Da 4.]
— Abhandl., Bd. XVI, Heft 2. [Da 1.] — Geologische Karte der
Oesterreich- Ungarisch. Monarchie, 7. Lieferung mit 6 Bl. Karten u.
3 Heften Erläuterungen; 8. Lieferung mit 4 Bl. Karten und 1 Heft
Erläuterungen. [Da 33.]
Wien : K. k. zoologisch -botanische Gesellschaft — Verhandl., Bd. LVII.
[Aa 95.]
Wien: Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität. — Mitteil. 1908.
[Aa 274.] — E. Janchen: Die europäischen Gattungen der Farn- und
Blütenpflanzen nach dem Wettsteinschen System geordnet. [Cb 53.]
Wien: K. k. Zentral- Anstalt für Meteorologie und Geodynamik. — Jahr-
bücher, Jahrg. 1906 mit Anhangsheft. [Ec 82.]
3. Rumänien.
Bukarest: Institut meteorologique de Roumanie.
Bukarest: Institut botanique. — Bulletin de l’herbier, annee 1, Nr. 1 u. 2.
[Ca 28.]
4. Schweiz.
Aarau: Aargauische naturforschende Gesellschaft.
Basel : Naturforschende Gesellschaft. — Verhandl., Bd. XIX, Heft 3.
[Aa 86.]
Bern: Naturfor sehende Gesellschaft. — Mitteilungen, Nr. 1629 — 1664.
[Aa 254.]
Bern: Schweizerische botanische Gesellschaft. — Berichte, Heft XVII.
[Ca 24.]
Bern: Schweizerische naturforschende Gesellschaft. — Verhandl. der
90. Jahresversamml. [Aa 255.]
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubündens. — 50. Jahresbericht.
[Aa 51.]
Frauenfeld: Thurgauische naturforschende Gesellschaft. — Mitteil., Heft 18.
[Aa 261.]
Freiburg: Societe Fribourgeoise des Sciences naturelles. Bulletin, vol. XV.
[Aa 264.] — Memoires: Botanik, Bd. II, Heft 5. [Aa 264b.j
St. Gallen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft. — Jahrbuch für 1906.
[Aa 23.]
Lausanne: Societe Vaudoise des Sciences naturelles. — Bulletin, 5. ser.,
vol. XLIII, no. 161; vol. XL1V, no. 162-163. [Aa 248.]
Neuchatel: Societe Neuchäteloise des Sciences naturelles. — Bulletin, tome
XXXIII und XXXIV. [Aa 247.J
Schaffhausen: Schweizerische entomologische Gesellschaft. — Mitteil.,
Bd. XI, Heft' 7 u. 8. [Bk 222.]
Sion: La Murithienne, societe Valaisanne des Sciences naturelles.
Winterthur: Naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Zürich: Naturforschende Gesellschaft. — Vierteljahrsschr., Jahrg. 52,
Heft 3—4. [Aa 96.]
40
5. Frankreich.
Amiens : Societe Linneenne du nord de la France. — Bulletin, tome XVI1X,
Nr. 369— 380. [Aa 252.]
Bordeaux : Societe des Sciences physiques et naturelles. — Proces-verbaux,
annee 1906 — 1907. [Aa 253.] — Observations pluviometriques et ther-
mometriques 1906 — 1907. [Ec 106.]
Cherbourg : Societe nationale des Sciences naturelles et mathematiques.
Dijon : Academie des Sciences, arts et belles lettres.
Le Mans : Societe d’agriculture, Sciences et arts de la Sarthe.
Lyon: Societe Linneenne. — Annales, tome 54. [Aa 132.]
Lyon: Societe d’agriculture, Sciences et industrie. — Annales 1906. [Aa 133.]
Lyon: Academie des Sciences, belles -lettres et arts. — Memoires, 3. ser.,
tome IX. [Aa 139.]
Paris: Societe zoologique de France. — Bulletin, tome XXXI u. XXXII.
[Ba 24.]
Toulouse: Societe Frangaise de botanique.
6. Belgien.
Brüssel: Societe royale zoologique et malacologique de Belgique. — Annales,
tome XLI u. XLII. [Bi 1.]
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. — Annales, tome 51. [Bk 13.]
— Memoires, tome XV u. XVI. [Bk 13b.]
Brüssel: Societe Beige de geologie, de paleontologie et d’hydrologie. —
Proces-verbaux, tome XXI, Oct.— Dez.; tome XXII, Jan. — Juli. [Da 34.]
Brüssel: Societe royale de botanique de Belgique. — Bulletin, tome 44.
[Ca 16.]
Gembloux: Institut chimique et bacteriologique. — Bulletin, Nr. 75.
[Hb 75.] ^
Lüttich: Societe geologique de Belgique. — Annales, tome XXV, livr. 3;
tome XXVIII, livr. 5; tome XXXIV, livr. 3; tome XXXV, livr. 1—2.
[Da 22.]
7. Holland.
Gent: Kruidkundig Genootschap „Dodonaea“.
Groningen \ Natuurkundig Genootschap. — Verslag 107. [Je 80.]
Hartem: Musee Teyler. — Archives, ser. II, vol. XI, p. 2. [Aa 217.]
Hartem: Societe Hollandaise des Sciences. — Archives Neerlandaises des
Sciences exactes et naturelles, ser. II, tome XIII. [Aa 257.]
8. Luxemburg.
Luxemburg: Societe botanique du grandduche de Luxembourg.
Luxemburg: Institut grand-ducal.
Luxemburg: Verein Luxemburger Naturfreunde ,, Fauna“.
9. Italien.
Brescia: Ateneo. — Commentari per l’anno 1907. [Aa 199.]
Catania: Accademia Gioenia di scienze naturale. — ßollettino, 1908, 2. ser.,
fase. 1—4. [Aa 149 b.]
Florenz: Societä entomologica Italiana. — Bullettino, anno XXXVIII,
trimestre III — IV; anno XXXIX, trimestre I — IV. [Bk 193.]
41
Mailand : Societä Italiana di scienze naturali.
Mailand: R. Instituto Lombardo di scienze e lettere. — Rendiconti, ser. 2,
vol. XL, fase. 17 — 20; vol. XLI, fase. 1 — 16. [Aa 161.] — Memorie,
vol. XX, fase. 10. [Aa 167.]
Modena : Societä dei naturalisti.
Padua: Accademia scientifica Veneto-Trentino-Istriana. — Atti, nuova
serie, anno V, fase. 1; ser, 111, anno 1. [Aa 193.]
Palermo: Societä di scienze naturali ed economiche.
Parma: Redaktion des Bullettino di paletnologia Italiana. — Bullettino,
anno XXXIII, no. 11 — 12; anno XXXIV, no. 1 — 8. [G 54.]
Pisa: Societä Toscana di scienze naturali. — Processi verbali, vol. XVII,
no. 1 — 5. — Memorie, vol. XXIII. [Aa 209.]
Rom: Accademia dei Lincei. — Atti, Rendiconti, vol. XI, 2. sem., fase. 5;
vol. XVI, 2. sem., fase. 12; Rendic. sol. d. 7. giugno 1908; Rendic.,
vol. XVII. 1. sem., fase. 1 — 12; 2. sem., fase. 1 — 10. [Aa 226.]
Turin: Societä meteorologica Italiana. — Bolletino bimensuale, vol. XXVI,
no. 8 — 10; vol. XXVII, no. 1—6; Bolletino meteorologico e geodina-
mico deH’osservatorio dei Real Collegio Carlo Alberto, Moncalieri, 1907,
Okt. — Dez.; 1908, Jan. — Mai. [Ec 2.]
Venedig : R. Instituto Veneto di scienze, lettere e arti.
Verona: Accademia d’agricoltura, scienze, lettere, arti e commercio di
Verona. — Atti e Memorie, ser. IV, vol. VII e append. [Ha 14.]
10. Grofsbritannien und Irland.
Dublin: Royal Irish academy. — Proceedings, vol. XXVII, sect. A, no. 4 — 9;
sect. B, no. 1 — 5. [Aa 343.]
Dublin: Royal geological society of Ireland.
Edinburg: Geological society. — Transactions, vol. IX, p. 2. [Da 14.]
Edinburg: Scottish meteorological society.
Glasgow: Natural history society. — Transactions, vol. VIII, part I. [Aa 244.]
Glasgow: Geological society.
Manchester: Geological and mining society.
Neivcastle-upon-Tyne: Natural history society of Northumberland, Durham
and Newcastle-upon-Tyne. — Transactions, new ser., vol. III, p. I.
[Aa 126.]
11. Schweden.
Stockholm: Entomologiska Föreningen. — Entomologisk Tidskrift, Arg. 28.
[Bk 12.]
Stockholm: K. Vitterhets Historie och Antiqvitets Akademien.
TJpsala: Geological institution of the university. — Bulletin, vol. VIII,
Nr. 15—16. [Da 30.]
12. Norwegen.
Bergen: Museum. — Aarbog 1907, 3. Heft; 1908, L — 2. Heft; Aarsberet-
ning 1907. [Aa 294.]
Christiania : U niversität .
Christiania: Foreningen til Norske fortidsmindesmärkers bevaring. —
Aarsberetning 1907. [G 2.]
42
Christiania : Redaktion des Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. — Nyt
Mag., Bind 45, Heft 3 — 4; Bind 46, Heft 1—4. [Äa 340.]
Tromsoe : Museum. — Aarsberetning 1906 u. 1907; Aarshefter 25. [Aa 243.]
13. Rufsland.
Ekatharinenburg : Societe Ouralienne d’amateurs des Sciences naturelles.
— Bulletin, tome XXVII. [Aa 259.]
Helsingfors : Societas pro fauna et flora fennica.
Kharkoff: Societe des Sciences physico-chimiques. — Travaux, tome XXXII
u. XXXIII; Supplements, fase. XVI, XVII, XIX. [Aa 224.]
Kiew : Societe des naturalistes. — Memoires, tome XX, livr. 3. [Aa 298.]
Moskau : Societe imperiale des naturalistes- — Bulletin, 1907, no. 1—3.
[Aa 134.]
Odessa: Societe des naturalistes de la Nouvelle-Russie.
Petersburg: Kais, botanischer Garten. — Acta horti Petropolitani, tome
XXV, fase. 2; tome XXVII, fase. 2; XXVIII, fase. 1; tome XXIX,
fase. 1. [Ca 10.]
Petersburg: Comite geologique. — Bulletins, XXV, XXVI u. XXVII, no. 1 — 3.
Da 23.] — Memoires, nouv. ser., livr. 16, 21—35, 37 — 38, 41 — 42.
[Da 24.]
Petersburg: Physikalisches Zentralobservatorium.
Petersburg: Academie imperiale des Sciences. — Bulletins , tome XXV;
J ahrg. 1907, Nr. 18, u. Jahrg. 1908, no. 1 — 17. [Aa 315.]
Petersburg: Kaiserl. mineralogische Gesellschaft. — Travaux de la section
geologique du cabinet de Sa Majeste, vol. VIII, livr. 1. [Da 29c.]
Riga: Naturforscher-Verein. — Arbeiten, n. F„ 11. Heft. [Aa 12.]
II, Amerika.
1. Nordamerika.
Albany: University of the state of New-York. — State Museum report,
no. 59—60. [Aa 119.]
Baltimore : John Hopkins university. — University circulars, vol. XXIII,
no. 199 — 208. [Aa278.] — American journal of mathematics, vol. XXIX,
no. 4; vol. XXX, no. 1 — 2. [Ea 38.] — American Chemical journal,
vol. 38 — 39. [Ed 60.] — Studies in histor. and politic. Science, ser.
XXV, no. 6 — 12; ser. XXVI, no. 1 — 10. [Fb 125.] — American journal
of philology, vol. XXVIII, no. 3 — 4; vol. XXIX, no. 1—2. [Ja 64.] —
Maryland geological survey, vol. VI; St.Mary’s country mit Atlas; Calvert
country mit Atlas. [Da 35.] — Maryland weather Service, vol. II.
[Ec 95.]
Berkeley: University of California. — Department of geology: Bulletin,
vol. V, no. 9—11. [Da 31.] — College of agriculture : Bulletin 188 — 191.
[Da 31b.] — Botany, vol. II, pag. 309 — 354; vol. III, pag. 1 — 302.
[Da 31 c. | — Physiology, vol. III, pag. 61 — 86. [Da 31 e.]
Boston: American academy of arts and Sciences. — Proceedings, new ser.,
vol. XLI11, no, 7—22 [Aa 170.]
43
Boston: Society of natural history. — Proceedings, vol. 33, no. 3—9.
[Aa 111.]
Buffalo : Society of natural Sciences. — Bulletin, vol. VIII, no. 6; vol. IX, no. 1.
[Aa 185.]
Cambridge : Museum of comparative zoology. — Bulletin, vol. XLIII, no. 6;
vol. XL VIII, no. 4; vol. XLIX, no. 5—7; vol. LI, no. 7-12; vol. LII,
no. 1—5; vol. LIII, no. 1; annual report 1906 — 1907 u. 1907 — 1908.
[Ba 14.] — : Harvard university museum, its origin and history. [Ja 99.]
— W. James: Rede über Louis Agassiz. 1896. [Jb 97.]
Chicago : Academy of Sciences. — Special publication no. 2. [Aa 123c.]
Chicago: Field Columbian museum. — Publications, no. 122, 123, 126, 128.
[Aa 324.]
Lavenport: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. X. u. vol. XII,
pag. 1 — 94. [Aa 219.]
Halifax: Nova Scotian ins ti tute of natural Science.
Lawrence: Kansas university.
Madison: Wisconsin academy of Sciences, arts and letters. — Transactions,
vol. XV, p. 2. [Aa 206.]
Mexiko: Sociedad cientifica ,, Antonio Alzate“. — Memorias y Revista,
tomo XXIV, no. 10—12; tomo XXV, no. 1 — 3; tomo XXVI, no. 1 — 9.
[Aa 291.]
Milwaukee: Public museum of the city of Milwaukee. — Annual report
26. [Aa 233 b.]
Milwaukee: Wisconsin natural history society. — Bulletin, new ser.,
vol. V, no. 4; vol. VI, no. 1—2. [Aa 233.]
Montreal : Natural history society.
New -Häven: Connecticut academy of arts and Sciences. — Transactions,
vol. XIII, pag. 47 — 147, 299—548; vol. XIV, pag. 1 — 57. [Aa 124.]
New-York: Academy of Sciences. — Annals, vol, XVII, p. 2—3; vol. XVIII,
p. 1—2; Tafeln XXIX u. XXX zu vol. XVII, p. 2. [Aa 101.]
Philadelphia: Academy of natural Sciences. — Proceedings, vol. L1X, p. 2—3;
vol. LX, p. 1—2. [Aa 117.]
Philadelphia: American pbilosopbical society. — Proceedings, vol. XLVI,
no. 187; vol. XLVII, no. 188—189. [Aa 283.]
Philadelphia: Wagner free Institute of Science.
Philadelphia: Zoological society. — Annual report 36. [Ba 22.]
Pochester: Academy of Science.
Pochester: Geological society of America. — Bulletin, vol. XVIII. [Da 28.]
Salem: Essex Institute.
San Francisco: California academy of Sciences. — Proceedings, 4. ser.,
vol. I, pag. 1 — 6; vol. III, pag. 1—40. [Aa 112.]
St. Louis: Academy of Science. — Transactions, vol. XVI, no. 8— 9; vol. XVII,
no. 1—2; vol. XVIII, no. 1. [Aa 125.]
St. Louis: Missouri botanical garden. — Annual report 1907. [Ca 25.]
Topeka: Kansas academy of Science. — Transactions, vol. XXI, p. 1.
[Aa 303.]
Toronto: Canadian institute. — Transactions, vol. VIII, p. 2. [Aa 222b.]
Tufts College.
Washington: Smithsonian Institution. — Annual report 1906. [Aa 120.]
— Report of the U. S. national museum 1907; classified list of
Smithsonian publications. [Aa 120c.]
44
Washington: United States geological survey. — Bulletin, no. 328, 335,
337, 338, 340, 343—346, 348, 350. [De 120 b.] — Professional paper,
no. 62. [De 120c.]
Washington: Bureau of education.
2 . Südamerika.
Buenos- Aires: Museo nacional. — Anales, ser. 3, tomo VII. [Aa 147.]
Buenos- Aires: Sociedad cientifica Argentina. — Anales, tomo LXIV, entr.
2 — 6; tomo LXV; tomo LXVI, entr. 1. [Aa 230.]
Cordoba: Academia nacional de ciencias.
La Plata : Museum.
Montevideo: Museo nacional. — Anales, vol. VI [Flora Uruguaya, tomo III,
entr. 3], [Aa 326.]
Rio de Janeiro : Museo nacional. — Archivos, vol. XIII. [Aa 211.]
San Jose: Instituto fisico-geografico y del museo nacional de Costa Rica.
Säo Paulo: Commissao geographica e geologiea de S. Paulo. — Carta geral
de Estado de S. Paulo. [Aa 305 a.] — Dados climatologicos, ser. 2,
no. 2 — 3. [Aa 305b.]
Santiago de Chile: Deutscher wissenschaftlicher Verein.
III. Asien.
Batavia : K. natuurkundige Vereeniging. — Natuurk. Tijdschrift voor
Nederlandsch Indie, Deel 67. [Aa 250.]
Calcutta : Geological survey of India. — Memoirs, vol. XXXVI, p. 2. [Da 8.]
— Records, vol. XXXVI; vol. XXXVII, p. 1. [Da 11.] — Palaeontologia
Indica, new ser., vol. V, no. 3; ser. XV, vol. I, p. 1. [Da 9.] — G. Burrard
and II. Hayden : A sketch of the geography and geology of the Hima-
laya mountains and Tibet. Part I — III. [Fb 147.]
Tokio: Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. —
Mitteilungen, Bd. XI, Teil 1 u. 2. [Aa 187.]
IV. Australien.
Melbourne: Mining department of Victoria. — Annual report of the secretary
for mines 1907. [Da 21.]
B. Durch Geschenke.
Almen, E .: Bidrag tili kännedomen om de vid gasers och vätskors lösningar
i vätskor uppträdande volymändringarne. 1901. [Eb 64.]
Andersson, K.: Die Pterobranchier der schwedischen Südpolarexpedition
1901 — 1903, nebst Bemerkungen über Rhabdopleura Normani. 1907.
[Bi 91.]
Aquila: Zeitschrift für Ornithologie. Budapest. Jahrg. XIII u. XIV. [Bf 68.]
Arwidsson, J.: Studien über die skandinavischen und arktischen Malda-
niden. [Bm 67.]
45
Bendz, T.: Öfver diaphantiska ekvationen x n -\-y n = z n . 1901. [Ea 57.]
Benedicks , C .: Linnees Pluto Sveticus. Linneefestschrift 1907. [Db 95.]
Billbergh, Th.: Bidrag tili kännedomen om de elektriska disjunctions-
strömarne. 1872. [Eb 58.]
Bjerke, K.: Ueber die Veränderung der Refraktion und Sehschärfe nach
Entfernung der Linse. 1902. [Eb 59.]
Boddaert, D.: Misure magnetiche nei dintorni di Torino. 1908. [Ec 107.]
Bodman, G.: Om isomorfi mellan salter af Vismut och de sällsynta jord-
metallerna. 1906. [Ed 72.]
Bohlin , K.i Sur une equation algebrique remarquable se trouvant en
rapport ä la mecanique celeste. [Ea 52 d.]
Bohlin, K: Analytische Merkmale des Dreikörper-Problemes. [Ea 52 e.]
Bohlin, K: Integral-Entwicklung des Dreikörper-Problemes. [Ea 52 f.]
Burgerstein, A.: Bericht über die Wiesner-Feier. [Jb 96.]
Carlbaum, T. : Contributions ä la theorie des mouvements infiniment petits
d’un gaz heterogene. 1907. [Eb 54.]
Carlsson, A.: Om itererade funkti.oner. 1907. [Ea 73.]
Carpiaux, E .: Contribution ä l’etude de l’assimilation du phosphore et de
la chaux pendant la vie embryonnaire du poussin. Sep. 1908. [Bc 54.]
Centralblatt, botanisches: Beihefte, Band XX, Abt. 1 und 2; Bd. XXI,
Abt. 1 und 2; Bd. XXII, Abt. 1 und 2; Bd. XXIII, Abt. 1, Heft 1 u. 2;
Abt. 2, Heft 1 u. 3; Bd. XXIV, Abt. 1, Heft 1. [Ca 30.]
Cleve, P: A treatise on the phytoplankton of the Atlantic etc. [Cb 52.]
Cleve , P.: Bidrag tili kännedomen om Qvicksilfvercyanidens föreningar med
Rhodanmetaller. [Ed 88.]
Cleve, Th.: Mineral-analytiska undersökningar. [Db 97.]
Cronander, W.: Om Fosforsuperklorid. 1873. [Ed 86.]
Dahlerus, C.: Expose de l’industrie miniere et metallurgique de la Suede.
1905. [Hb 137.]
Damm, J.: Bidrag tili läran om kongruenser med primtalsmodyl. 1896.
[Ea 56.]
Ekeckrantz, Th.: Studier öfver Benzaldoximer och deras reaktionsprodukter
med Diazometan. 1900. [Ed 78.]
Ekman, Sv.: Die Phyllopoden, Cladoceren und freilebenden Copepoden der
nordschwedischen Hochgebirge. [Bl 45.]
Ekström, A.: Om teorien för elektriska svängningar i metalltradar fram-
kallade af en Hertz’ oskillator. 1897. [Eb 67.J
Enander, S.: Studier öfver Salices in Linnees herbarium. [Cg 36.]
Engelhardt , PL.: Tertiäre Pflanzenreste aus dem Fajüm. Sep. 1907. [Dd94bb.]
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viale Flora von Hainstadt a. M. Sep. 1908. [Dd 94cc.]
Ericson- Auren, T.: Ueber die Auflösungsgeschwindigkeit von Zink in sauren
Lösungen. 1901. [Ed 80.]
Fagerholm, E.: Ueber den Sternhaufen Messier 67. 1906. [Ea 69.]
Forsling, S.: Om sulfonering af /2-naftylamin. 1895. [Ed 76.]
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[Jb 99.]
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Hammarsten, 0.: Bidrag tili kännedomen om gallans kemiska bestands-
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1902. [Bc 56.]
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Heising, G.: Om a-amidonitriler, a-aminotiamider etc. 1905. [Ed 77.]
Hofman-Bang, 0.: Studien über schwedische Flufs- und Quellwässer.
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Hofsten, N. v.: Studien über Turbellarien aus dem Berner Oberland. 1907.
[Bm 68.]
Holmberg , 0.: Om framställing af ren Neodymoxid etc. 1906. [Ed 74.]
Holmberg, K.: Bidrag tili kännedomen om de fysikaliskt-kemiska egens-
kaperna hos vattenlössningar af Lantan-, Cerium- och Thorium-Salter.
1903. [Eb 52.]
Jägerskjöld, L. : Results of the Swedish zoological expedition in Egypt and
the White Nile. 1901. Part 1. [Bb 71.]
Janet , Ch.: Anatomie du corselet et histolyse des muscles vibrateurs apres
le vol nuptial chez la reine de la fourmi. Hierzu 1 Bd. Tafeln.
[Bk 240gg.]
Janet, Ch.: 5 Separata über Ameisen. [Bk 240 hh.]
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Josephson, 0.: Studier öfver elastiska rotationskroppars deformation. 1896.
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Kruckenberq, J.: Bidrag tili kännedomen om magnetostriktionsfenomenet.
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Lönnberg, E.: Fortsatta undersökningar rörande Öresunds djurlif. 1899.
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Lundquist, G.\ Undersökning af nägra vätskors ledningsförmäga för värme.
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Marpmann, G.: Zeitschrift für angewandte Mikroskopie. Bd. XIII. [Ee 17.
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Paijkull, C.: Om fyndet af en menniskoskalle i Fyris-äns fordna utlopps-
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Paijkull, C Undersökningar om granater. [Db 96.]
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Paleigh : Elisha Mitchell scientific society. — Journal, vol. XXIII, no. 3 u. 4;
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Posander, FL.: Studier öfver bladmossornas Organisation. [Cf 33.]
Posen, K.\ Studien und Messungen an einem Dreipendelapparate. 1903.
[Eb 61.]
Posen, P : Komet VI, 1863. Upsala 1867. [Ea 68.]
48
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1900. [Eb 63.]
Budberg, T.: Nägra bidrag tili kännedomen om vätskornas emission of
reflexion. 1902. [Eb 65.]
Sandström, J.: En Studie öfver multiplikatorsfunktionerna och deras inte-
graler. 1899. [Ea 71.]
Scheele, C. v.\ Om Praseodym och nägra af dess föreningar. [Ed 75.]
Schultz, H.: C. A. v. Steinheil’s justeringsmethod för parallaktiska instru-
ment af egen construction. [Ea 70.]
Schultz, H.\ Beobachtungen des Cometen II, 1862. [Ea 70b.]
Schultz, H .: Mars beobachtet in der Opposition 1862. [Ea 70c.]
Schultz, H .: Ephemerider för Asteroiden Alexandra (54), 1862. [Ea 70d.]
Schultz, H .: Asteroiden-Beobachtungen 1862. [Ea 70 e.]
Schultz, B..: Härledning af element-systemet V för asteroiden Alexandra.
[Ea 70 f.]
Schultz, H.: Beobachtungen einiger Asteroiden und der Cometen des
Jahres 1863. [Ea 70g.]
Schultz, H.: Beobachtungen von Nebelflecken im Jahre 1873. [Ea 70h.]
Settenberg, G.: Hvilka funktioner äro representabla? 1900. [Ea 61.]
Silven, N.\ Om de svenska dikotyledonernas första förstärkningsstadium etc.
1906. [Cc 78.]
Smitt, F.: Bidrag tili kännedomen om Hafs-bryozoernas utveckling. [Bi 90.]
Stadelmann, H.\ Psychopathologie und Kunst. München 1908. [Ja 98.]
Sterzei, J.\ Die Karbon- und Rotliegendenfloren im Grofsherzogtum Baden.
Sep. 1907. [Dd 153.]
Strömholm, D.: Om Sulfin-och Tetinföreningar. 1899. [Ed 89.]
Studier, botaniska, F. R. Kjellman gewidmet. 1906. [Cb 51.]
Studier, zoologiska, Prof. Tullberg gewidmet. [Bb 72.]
Sturgis, W.: The Myxomycetes of Colorado. 1907. [Ce 39.]
Sva-nberg, L.\ Om nägra nya alunarter, hvaruti organiska baser etc. [Ed 87.
Svensson, A.: Zur Kenntnis des ventilierten Psychrometers. 1898. [Ec 109.
Swederus, B. \ Linnees Vorlesungen über die Kultur der Pflanzen. Linnee-
festschrift, 1907. [Cc 74.]
Sivederus, B.\ Linnee ochVäxtodlingen. Linneefestschrift. [Cb 50.]
Thunberg, T: Undersökningar öfver de köld-, värme- och smärtperci-
pierande nervändernes relativa djupläge etc. [Bc 58.]
Törnquist, M.: Linjära homogena funktionalekvationer med iterade sub-
stitutioner i flera variabler. 1906. [Ea 64.]
Trägardh, J.: Monographie der arktischen Akariden. 1904. [Bl 46.]
Tullberg, T.: Linneporträtt. [Jb 100.]
TJpsala: Botaniska Sektionen af naturvetenskapliga Studentsällskapet. —
Sitzungsberichte, Jahrg. II— VII. [Aa 345.]
Verbeek, R.\ Rapport sur les Moluques, nebst Atlas. Batavia 1908.
[De 249 b.]
Wahlgren, A.: Om de singulära punkterna tili differentialekvationer etc.
1903. [Ea 62.]
Wallin, H.\ Om cirkeldelningsekvationen. [Ea 58.]
Wiman, C.: Ueber die Graptoliten. [Dd 154.]
Zeipel, H. v.: Recherches sur les Solutions periodiques de la troisieme sorte
dans le probleme des trois corps. 1904. [Ea 74.]
49
C. Durch Kauf.
Abhandlungen der Senckenbergischen naturforsch. Gesellschaft, Bd. XXVII,
Heft 4'; Bd. XXIX, Heft 3.; Bd. XXX, Heft 3. [Aa 9.]
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, n. F„ Bd. IX, Heft 3 — 4;
Bd. X, Heft 1-2. [G 1.]
Anzeiger , zoologischer, Bd. XXII, No. 14 — 26; Bd. XXXIII, No. 1 — 20,;
Register zu Bd. XXV — XXX u. zu Bibliographia zoologica, Vol. VIII — XII.
[Ba 21.]
Berichte des westpreufsischen botanisch-zoologischen Vereins. — Bericht 30.
[Aa 341.]
Bronn' s Klassen und Ordnungen des Tierreichs, Bd. II, Abt. 2, Lief. 4—6
(Anthozoa); Bd. IV (Vermes), Lief. 92 — 117; Bd. V, Abt. 2 (Arthropoda),
Lief. 80 — 82; Bd. VI, Abt. 1 (Pisces), Lief. 23—28. [Bb 54.]
Centralblatt, biologisches, Bd. XX VIII. [Aa 344.] (Vom Isis -Lesezirkel.)
Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz : Ueber Berg und Thal, Jahrg. 1908.
[Fa 19.]
Hedivigia, Bd. 46. [Ca 2.]
Heimatschutz, Sächsischer, Landesverein zur Pflege heimatlicher Natur,
Kunst und Bauweise. — Mitteilungen, Heft 1 — 3, und Satzungen.
[Fc 147.]
Jahrbuch des Schweizer Alpenklub, Jahrg. 43 und 9 Karten. [Fa 5.]
Palaeontographical society, London. — Vol. LVII u. LVIII. [Da 10.]
Prähistorische Blätter, Jahrg. XIX, Hft. 2. [G 112.]
Prometheus, No. 947 — 999. [Ha 40.]
Wochenschrift, naturwissenschaftl., Bd. XXIII. [Aa 311.] (Vom Isis-Lese-
zirkel.)
Zeitschrift, allgemeine, für Entomologie, Bd. IV und Nachdruck der Hefte
1-7 von Bd. III. [Bk 245.]
Zeitschrift für die Naturwissenschaften, Bd. 80. [Aa 98.]
Zeitschrift für Meteorologie, Bd. 25. [Ec 66.]
Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, Jahrg. XXIV; Jahrg. XXV,
No. 1. [Ee 16.]
Zeitschrift, Oesterreichische botanische, Jahrg. 58. [Ca 8.]
Zeitung, botanische, Jahrg. 66. [Ca 9.]
Abgeschlossen am 23. Dezember 1908.
A. Richter,
Bibliothekar der „Isis“.
Zu besserer Ausnutzung unserer Bibliothek ist für die Mitglieder der
„Isis“ ein Lesezirkel eingerichtet worden. Gegen einen jährlichen Beitrag
von 3 Mark können eine grofse Anzahl Schriften bei Selbstbeförderung
der Lesemappen zu Hause gelesen werden. Anmeldungen nimmt der Biblio-
thekar entgegen.
*
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1908.
I. Der naturwissenschaftliche Unterricht an den
höheren Schulen.
Denkschrift der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ in Dresden.
Dem hohen Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts und
den hohen Ständekammern gestattet sich die Naturwissenschaftliche
Gesellschaft Isis in Dresden eine Reihe von Leitsätzen über den natur-
wissenschaftlichen Unterricht an den höheren Schulen vorzulegen mit der
Bitte um geneigte Berücksichtigung und Verwertung bei künftigen Be-
ratungen über die Gestaltung des höheren Unterrichtswesens.
Nachdem die hohe I. Kammer bereits in Verhandlungen über eine ihr
vorgelegte Petition des Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege,
Ortsgruppe Leipzig, und Genossen um Einführung des biologischen Unter-
richts an den oberen Klassen der höheren Lehranstalten eingetreten ist,
hält es die Unterzeichnete Gesellschaft für ihre Pflicht, hervorzuheben,
dafs und in welcher Weise hier am Orte in unseren naturforschenden
Kreisen über diesen hochwichtigen Gegenstand unserer Schulbildung eine
Richtschnur zum Beschlufs erhoben worden ist, welche wegen ihrer reif-
lichen Durchberatung im gröfseren Kreise mindestens die gleiche Beachtung
verdient als von anderer Seite aufgestellte Leitsätze. Die Gesellschaft
Isis möchte mit dieser ihrer Denkschrift das zur Beratung vorliegende
Material nach mehreren Richtungen hin nicht unwesentlich ergänzen,
besonders durch Betonung des Bedürfnisses des biologischen Unterrichts
für alle Gymnasialabiturienten.
Die Leitsätze der Isis wurden im Frühjahr 1907 in mehreren Sitzungen
der Gesellschaft beraten und festgestellt, sie sind dann am 21. Mai dem
in Dresden tagenden Verein zur Förderung des mathematischen und
naturwissenschaftlichen Unterrichts vorgetragen worden und erschienen
endlich in den Unterrichtsblättern für Mathematik und Naturwissenschaften
Jahrgang XIII, Nr. 3. Sie lauten wie folgt:
I. Für die Auswahl und Behandlungsart alles naturwissenschaftlichen
Lehrstoffes ist nicht das Bedürfnis des künftigen Studierenden der Natur-
wissenschaften mafsgebend, sondern lediglich die Rücksicht auf den kraft-
bildenden Wert des Stoffes, seine Wichtigkeit für die Erkenntnis des
Naturganzen, und in zweiter Linie sein praktischer Nutzen für den Menschen.
II. Nicht die Erwerbung einer grofsen Summe von Finzelkenntnissen,
nicht die Vorführung möglichst vieler Naturobjekte bildet die Hauptsache
des naturwissenschaftlichen Unterrichts; es soll vielmehr ein Einblick in
4
die Lebenstätigkeit der Organismen und in die dynamischen Vorgänge in
der anorganischen Natur dem Schüler als dauernder geistiger Besitz ver-
mittelt werden.
III. Ein solcher Einblick ist nur auf Grund chemischer und physika-
lischer Kenntnisse möglich; daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dafs
sowohl der mineralogisch-geologische als der zoologisch-botanische Unter-
richt bis auf die Oberstufe neunklassiger Anstalten durchgeführt werden
mufs. Es wird dabei vorausgesetzt, dafs Physik und Chemie an den Real-
anstalten, ebenso die Physik an den Gymnasien in ihrem bisherigen
Umfange erhalten bleiben, die Chemie an den Gymnasien aber entsprechend
erweitert wird.
IV. Den Abschlufs des gesamten biologischen Unterrichts mufs eine
Betrachtung der physiologischen Vorgänge mit besonderer Berücksichtigung
des menschlichen Körpers bilden.
V. Durch Beschränkung des Tatsachenmaterials in der anorganischen
Chemie ist darnach zu streben, dafs im letzten Kursus hinreichend Zeit
für Berücksichtigung der organischen Chemie gewonnen werde.
VI. Ein voller Erfolg des biologischen und geologischen Unterrichts
kann nur erzielt werden, wenn er durch Ausflüge und durch Lösung
leichter Beobachtungsaufgaben zu einem Teil in die Natur selbst ver-
legt wird.
Indem die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis die vorstehenden
Leitsätze einer geneigten Berücksichtigung empfiehlt, möchte sie, wie schon
oben hervorgehoben, zur Zeit besonderes Gewicht legen auf die im
III. Satze ausgesprochene Überzeugung, dafs es eine dringende Not-
wendigkeit ist, den zoologisch-botanischen Unterricht bis zur
obersten Klasse aller höheren Schulen fortzuführen.
Nachdem im Laufe des vorigen Jahrhunderts die Naturwissenschaften
in allen ihren Zweigen einen ganz hervorragenden Aufschwung genommen
und auf viele Verhältnisse des praktischen Lebens einen erheblichen Ein-
flufs gewonnen haben, mufste schon längst derjenige, der unter allgemeiner
Bildung die Fähigkeit versteht, an dem Kulturleben der Gegenwart ver-
ständnisvoll teilzunehmen, zu der Überzeugung kommen, dafs alle Schulen,
insbesondere aber die höheren, den Naturwissenschaften einen breiteren
Raum als vorher bereitstellen müfsten. Zum Teil ist das auch geschehen,
jedoch nicht in dem Umfange, wie es von Kennern dieser modernen Fächer
für notwendig gehalten wurde, weil die mafsgebenden Stellen sich nicht
entschliefsen konnten, von den Fächern, die bis dahin die Gegenstände
für den höheren Unterricht abgegeben hatten, und die sich infolge ihrer
langen geschichtlichen Entwicklung einer allgemeinen Wertschätzung er-
freuten, einen entsprechenden Teil zu opfern. Insbesondere sind den
biologischen Wissenschaften die Oberklassen der höheren Schulen seit
Jahrzehnten verschlossen geblieben und erst in neuester Zeit ist die Ein-
reihung der Biologie unter die Lehrfächer der Oberstufe für einige höhere
Schulen zögernd und in sehr beschränkter Ausdehnung zugestanden worden.
Demgegenüber ist die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis der
Überzeugung, dafs die biologische Bildung heutzutage so sehr zur all-
gemeinen Bildung gehört, dafs dieses Fach an keiner höheren Schule in
den Oberklassen entbehrt werden kann. Dafür seien im folgenden noch
einige besondere Gründe angeführt.
5
Zunächst bedarf das, was in den Unterklassen bis einschliefslich
Unter- oder Obertertia von der belebten Natur gelernt worden ist, einer
Auffrischung, um nicht völlig in Vergessenheit zu geraten und damit für
das spätere Leben unwirksam zu werden.
Sodann können gerade die wichtigsten Lehren der Biologie nur von
solchen Schülern erfafst werden, denen die Grundbegriffe der Physik und
Chemie nicht ganz fremd sind. Dahin gehört vor allem die physiologische
Verschiedenheit in der Ernährung der Tier- und Pflanzenwelt, welche ganz
auf chemischem Boden steht. Dahin gehört die Abhängigkeit der Organismen
von äufseren Bedingungen in Klima, Standort und Boden, und daran
schliefst sich die geographische Verteilung der Pflanzen und der Tiere,
endlich die Abhängigkeit der Menschen und ihrer Kultur von den durch
die Natur dargebotenen Bedingungen ihres Landes.
Dazu gehört weiterhin die Kenntnis der physiologischen Vorgänge im
eigenen Körper, die einen bedeutenden praktischen Nutzen hat. Durch
eine bessere biologische Bildung wird die heranwachsende Jugend zu einer
naturgemäfsen, gesunden Lebensweise erzogen; sie befähigt aber auch
dazu, einerseits die Tätigkeit des Arztes richtig zu würdigen, wodurch
dem üppig wuchernden Kurpfuschertum der Boden abgegraben werden
würde, andererseits die Mafsnahmen zu verstehen, die im öffentlichen
Interesse zur Plebung der Volksgesundheit verfügt werden.
Zum praktischen Nutzen aber gesellt sich auch der ideelle Wert.
Die biologische Wissenschaft leitet zu ästhetischem Erfassen und Geniefsen
der Natur hin und bildet gewissermafsen eine Brücke, die von der Wissen-
schaft zur Kunst hinüberführt. Die staunende Bewunderung vor den
Schönheiten der Natur hat ferner auch einen Gemütswert, sie ist nahe
verwandt mit religiösen Empfindungen und kann somit nur zur Veredlung
der Menschheit beitragen. Es ist ein Fehler, die Kenntnisse von der
Natur und den Genufs ihrer Schönheit und Zweckmäfsigkeit als etwas
verschiedenartiges aufzufassen.
Nicht gering zu schätzen ist endlich die grofse Theorie von der all-
mählichen Entwicklung des Lebens auf der Erde aus einfachsten Anfängen
während ungezählter Jahrtausende. Diese grofsartige Idee hat seit der
Mitte des 19. Jahrhunderts einen gewaltigen Kampf der Geister auf-
lodern lassen, einen Kampf, der nicht auf die Gelehrten beschränkt
geblieben ist, sondern die Weltanschauung des Volkes bis in die untersten
Schichten hinein tiefgehend beeinflufst hat. Dieser Kampf ist in den
siebziger Jahren auch der Anlafs für die Ausschliefsung der Biologie aus
dem Lehrplane der Oberstufe geworden. Aber was hat man dadurch
erreicht? Man hat erreicht, dafs die grofse Mehrzahl der Gebildeten
über die wirklichen und unumstöfslichen Grundlagen der Entwicklungs-
lehre im unklaren bleibt, während doch anderseits eine Hochflut populärer,
oft wahres mit falschem nur zu sehr vermischender Literatur über diesen
Gegenstand in das Volk dringt und die gymnasial Gebildeten, aufser den
Naturforschern selbst, völlig unvorbereitet trifft. Wie schon angedeutet
wurde, hat die populäre Literatur den Fehler an sich, Hypothesen vielfach
als gesicherte Erkenntnisse hinzustellen, oder auch Schlüsse zu ver-
allgemeinern, die nur für einzelne Fälle gelten; dadurch ist vielfach die
Weltanschauung des Volkes in falsche Richtung gelenkt worden. Hier
hätten nun die Gebildeten die Pflicht, Führer des Volkes zu sein und es
von Irrwegen wieder auf die richtige Bahn zu lenken. Der nicht biologisch
6
Gebildete ist dazu aber so gut wie niemals imstande, er stebt solchen
Irrtümern in der Weltanschauung waffenlos gegenüber.
Ganz besonders würden wohl die Geistlichen oftmals imstande sein,
den Zwiespalt zwischen Wissen und Glauben in den Gliedern ihrer Ge-
meinde zur Versöhnung zu bringen, wenn sie selbst mehr biologische
Bildung besäfsen. Schon hat sich ein beachtenswerter Teil des Volkes in
Gegensatz zur Kirche gestellt und der Kampf um die Entwicklungslehre
ist zu einem Kampfe zwischen den Gegnern und den Anhängern der Kirche
geworden, der in neuester Zeit zu weit umfassenden Vereinsgründungen
geführt hat. Dieser Kampf w T ird nur dann zu einem für beide Teile
befriedigenden Ausgleich kommen können, wenn auch die Vertreter der
Kirche ein Verständnis gewinnen für die durch die Naturwissenschaften
festgestellten Tatsachen, welche die Ursache der veränderten Weltanschauung
so vieler geworden sind. Einzelne Theologen gibt es auch jetzt schon,
die sich mit der Entwicklungslehre vertraut gemacht haben und sie
wenigstens teilweise oder sogar vollständig anerkennen.
Die Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis gibt sich der Hoffnung
hin, dafs das hohe König! Ministerium und die hohen Landstände in den
vorstehenden Darlegungen den Beweis dafür erblicken werden, dafs mit
der Einführung des biologischen Unterrichts in die Oberstufe aller
höheren Schulen nicht länger gezögert werden darf und dafs der dadurch
erzielte Nutzen auf idealem Gebiete den durch Beschränkung eines anderen
Faches — wenn es nicht anders möglich sein sollte — entstehenden Nach-
teil reichlich aufwiegen wird. Sie verweist daher noch einmal ausdrücklich
auf den ersten der oben angeführten sechs Leitsätze, wonach nicht das
Bedürfnis des künftigen Studierenden der Naturwissenschaften mafsgebend
sein soll, sondern die Rücksicht auf die Wichtigkeit der Erkenntnis des
Naturganzen zum Zwecke der Allgemeinbildung, welche künftigen Theologen
und Juristen ebenso schon vom Gymnasium aus mit auf den Weg gegeben
werden sollte wie denjenigen, deren Fachstudium später mitten in diese
Dinge hineinführt.
Dresden, den 5. März 1908.
Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“.
Der erste Vorsitzende: Kalkowsky.
II. Allgemeine Theorie der Wagemanometer.
Von Dr. Paul Schreiber.
Mit Tafel I.
In den nachstehenden Zeilen handelt es sich nur darum, in möglichst
kurzer Form eine Darstellung der Wirkungsweise der von mir als „Wage-
manometer“ bezeichneten Vorrichtung zu geben. Vor 20 bis 30 Jahren
habe ich mehrere Arbeiten hierüber — namentlich in „Carls Repertorium
der Experimentalphysik usw.“ — veröffentlicht. Auch vor und mit mir
haben sich andere Forscher mit der Frage beschäftigt, es würde aber nicht
möglich sein, hier eine auch nur kurze geschichtliche Darlegung zu geben
und dabei auf die Leistungen der einzelnen Forscher — wie Sprung,
Wild, Radau, Secchi usw. — einzugehen.
Auf Tafel I habe ich eine Vorrichtung dargestellt, in der eine grofse
Zahl der verschiedenen Formen, welche das Wagemanometer annehmen
kann, als Spezialfälle enthalten sind. Bei der Zeichnung wurden alle
Gröfsenverhältnisse unberücksichtigt gelassen, sie wurde so angelegt, dafs
man aus ihr die folgenden Formeln sofort ablesen kann.
Man denke sich links eine Glasröhre, welche oben aus einem weiten
Zylinder (Kammer), unten aus einem engeren Rohr (das am unteren Ende
aufsen gut zylindrisch ist) besteht, an einem Wagebalken aufgehängt. Es
ist dies die Manometerröhre. Die Drehachse des Wagebalkens liegt um £ 0
über der Nullebene; nach der Zeichnung zeigt der Wagebalken den Aus-
schlag f (positiv nach oben). Die Manometerröhre ragt in den Trog
hinein, welcher aus Eisen hergestellt ist und oben aus einem sehr weiten
Zylinder besteht, während der untere Teil eben nur so weit zu sein braucht,
als zur freien Bewegung der Manometerröhre nötig ist.
Der Trog hängt ebenfalls an einem Wagebalken und zwar soll die
Schneide im Niveau des oberen Trograndes liegen, während die Drehachse
des Wagebalkens um £ 0 über der Nullebene sich befindet. Nach der Zeich-
nung ist der Ausschlag + £. Durch den Trogboden ragt eine Röhre (Glas
oder Eisen) in die Manometerröhre hinauf. Die Fortsetzung dieser Zu-
leitungsröhre nach unten mufs man sich sehr biegsam und so gestaltet
vorstellen, dafs sie als konstanter Teil des Troggewichtes betrachtet werden
darf und der Bewegung des Troges kein merkliches Hindernis entgegenstellt.
Der Trog und der untere Teil der Manometerröhre (bis zur Höhe y )
enthalten Quecksilber. Darüber befindet sich in der letzteren die „Zwischen-
flüssigkeit“ (Petroleum oder Luft), welche durch die Zuleitungsröhre sich
nach dem oberen Teil der „Taucherglocke“ fortsetzt. Die Taucherglocke
8
steht im Wasser. Die äufsere Oberfläche des Wassers befindet sich in der
Höhe H 0 + H, die innere Oberfläche (in der Glocke also die Grenzschicht
zwischen Wasser und Zwischenflüssigkeit) in der Höhe y ' .
Zuerst wird es sich darum handeln, die Bedingungen des Gleich-
gewichtes des ganzen Systems aufzusuchen.
Dann wird die Frage entstehen, welche Bewegungen die an den Wage-
balken aufgehängten Teile des Wagemanometers ausführen, wenn man in
das Bassin rechts Wasser eingiefst oder wenn Änderungen im Luftdruck
und der Temperatur eintreten. Man wird also zu fragen haben, ob es
möglich ist, die Änderung in Stand H der Wasseroberfläche durch die
Beobachtung der Ausschläge der beiden Wagebalken zu bestimmen. Dabei
mufs aber unterschieden werden, ob als Zwischenflüssigkeit eine inkom-
pressibele Flüssigkeit (welche leichter als Wasser sein mufs, sich mit diesem
nicht mischen kann, keine chemische Wirkung auf Wasser und Queck-
silber ausüben darf usw.) oder atmosphärische Luft Verwendung findet.
Eine Flüssigkeit, welche den gestellten Anforderungen entspricht, eine
geringe Dampfspannung und niederen Erstarrungspunkt — leider aber
starke thermische Ausdehnung — hat, ist das Petroleum. Es soll deshalb
weiterhin kurz nur von Petroleum oder Luft gesprochen werden, um das
lange Wort ,, Zwischenflüssigkeit“ zu vermeiden.
Zunächst sollen die Bezeichnungen für die in den Formeln auftreten-
den Gröfsen festgestellt werden.
Da wir gewöhnt sind, den Barometerstand in Millimetern Quecksilber-
säule, Gewichte aber in Grammen zu messen, sollen als Längeneinheit das
Millimeter, als Gewichts- oder Mafseneinheit das Gramm betrachtet werden.
Es sollen also bedeuten
y — 13,6 X 10~ 3 das Gewicht von 1 cbmm Quecksilber in Grammen,
cp — 10 3 x 0,0735 das Volumen von 1 gr Quecksilber in cbmm,
j/' = 0,8X 10~ 3 das Gewicht von 1 cbmm Petroleum in Grammen,
y"= das Gewicht von 1 cbmm Luft in Grammen,
a = y'/y = Dichte des Petroleums bezogen auf Quecksilber,
g"= y" I y= Dichte der Luft bezogen auf Quecksilber.
Die Gröfsen s bedeuten Spannungen im Innern des Manometers und
der Glocke in Millimetern Quecksilbersäule. Die Gröfsen Ä, B , (7, D, Ä/,
JF, q und Q sind die Gewichte Quecksilber in Grammen, welche die be-
treffenden Röhren auf 1 mm Länge enthalten können.
Man kann nun die Beziehungen zwischen den aus Tafel I ersichtlichen
Längen aufstellen. Dieselben sind
I.
£ + £o — h + h + x V = w i+ h + ^
£ + £o — h + h + ^ ^ ^ = y — z
£ + £ 0 — h + w 2 J r y z — u + + x
£ + £o = ^ +^2+ ^ z = rj X
y = h'+y'.
X =& 1 -f- x
X'= l b -f- x
Es sind dies 11 Gleichungen mit 16 Variabein, man kann also durch
J, y , z und y f sämtliche Hilfsgröfsen ausdrücken.
Die Spannungen s haben den nachstehenden Zusammenhang, wenn
als Zwischenflüssigkeit Petroleum angewendet wird,
9
8 1 = g + w t o s" Ms’ -f- (y' — H 0 — E)<p s 3 = b 1 + t]
s 2 = Sl + h s"'= s"+ H<f s'"= b 2 + H<f
s s = *2 + V s ' = s i + h ' a = h + h ' a "’ *)
hieraus folgt weiter
S 2 == ^1 S == ^ 2 ’
wie dies direkt hätte abgeleitet werden können.
Tritt nun Luft an Stelle des Petroleums, so hat man in den vor-
stehenden Formeln überall er" statt er zu setzen. Das reicht aber eigentlich
nicht aus, man müfste streng noch die Spannung des Wasser-
dampfes berücksichtigen. Hat die Vorrichtung überall gleiche Tem-
peratur und treten alle Änderungen in dem Zustand der eingeschlossenen
Luft sehr langsam auf, so bietet dies keine besonderen Schwierigkeiten,
wird aber sehr umständlich bei raschen Zustandänderungen und starken
Temperaturverschiedenheiten in den einzelnen Teilen der Vorrichtung.
Läfst man also der Einfachheit wegen die Wirkung des Wasserdampfes
unberücksichtigt, so kann man auch a"= 0 setzen und bekommt
b 1 = b 2 = b.
Somit erhält man als Druckgleichungen:
A. Petroleum.
s" = s' + (xf — — H)y = b s'=8 1 + h'a.
s m =b + H(p
B. Luft.
=s' + (y f — H 0 — H)(f = b s' = s.
s'" = b+H<p
Das Wagemanometer.
Wenn man mit P 1 und P 2 die Zugkräfte bezeichnet, welche die
Manometerröhre und der Trog auf ihre Befestigungspunkte ausüben und
wenn G t und G 2 die Gewichte der Röhre und des Troges allein bedeuten,
so erhält man die folgenden Gewichtsgleichungen:
P 1 = G ± + B b — Cs + ( C — A) (s t + wj — (B — A) s s
^2 = + (B — D) u-\- (D—B) {u-\-l^}-\-{B—F) (s 3 + ^ 1 )+P(5 + ^ 2 <r ) — Bb.
Hierzu ist folgendes erläuternd zu bemerken. Die horizontale Wirkung
der den ganzen Apparat umgebenden Luft ist überall ausgeglichen. Be-
züglich der vertikalen Wirkungen des Luftdruckes ist dies bei allen den
Teilen sofort zu ersehen, welche aufserhalb des Zylinders vom Querschnitt B
sich befinden. In den Formeln erscheint daher als + Bb der Druck auf
die obere Fläche der Röhre (nach unten gerichtet) und als — Bb der nach
oben wirkende Druck auf die untere Fläche des Troges. Die Bedeutung
aller anderen Glieder der Gewichtsgleichungen läfst sich aus der Zeichnung
mit leichter Mühe erkennen.
Zur vollständigen Feststellung des Zustandes der Vorrichtung hat
man nun noch die Mafsengleichung für das Quecksilber nötig.
s 1 = s + W 2 ()
s 9 = s, 4- h = b
s s = b +V
s 1 = s
s 2 = s + h==b
S s — b + V
*) Angenähert.
10
Mit M ± soll das Gewicht des Quecksilbers bezeichnet werden, welches
von der Manometerröhre umgeben ist, während M 2 den sich im Trog
befindlichen Teil und M das Gesamtgewicht bedeuten sollen.
Man erhält nach der Zeichnung
M 1 =(C-F)w 1 + (A-F)l s
M 2 = (E — D)u + (D — B)ij + (. D—F )#,
M —Eu + DI.+ ( C—F)w 1 J r (A—F) (li — w 1 )—(B—A) i]—F(u-{-l 1 ).
Die Kombination der zwei Gewichtsgleichungen mit diesen Mafsen-
gleichungen ergibt die nachstehenden interessanten Gleichungen:
P 1 = Gr t + M t + F(l s + w ± ) + Cw 2 a — B rj
P 2 = Go -j- M 2 H“ ^l) ■ — (^o & 2) G ~f ' Btj
P 1 + P 2 =G 1 + G 2 + M+( C — F)w 2 c + Fd 2 o.
Der Ausdruck M ± -\-F(l 9 + w ± ) bedeutet das Quecksilbergewicht, welches
die Manometerröhre vom offenen Ende an bis zum Stand w 1 in der Kammer
aufnehmen kann, also einen Wert, der durch Auswägen mit Quecksilber
gefunden werden kann. Wächst E, so wird M t um AAfj kleiner derart,
dafs (F + A F) (l s + w ± ) = M ± — A M ± sein mufs. Cw 2 a ist das Gewicht
Petroleum, welches die Kammer auf die Länge w 2 aufnehmen kann.
Ob die Zuleitungsröhre in diesen Raum hineinragt oder nicht, wie
weit dies geschieht und wie grofs F ist, das ist auf den Zug P 1 sonach
ohne jeden Einflufs.
Man kann also die Gleichung für P ± folgendermafsen durch Worte
ausdrücken :
,,Die Zugkraft P ± des Manometerrohres am Aufhängungspunkt ist
gleich dem Gewicht der Röhre mit Zubehör vermehrt um das Gewicht der
Flüssigkeit, welches die Röhre bei ,F=Null fassen könnte, und vermindert
um den Auftrieb, den das eingetauchte massiv gedachte Rohrstück im
Quecksilber erfährt.“
Was den Zug P 2 des Troges anlangt, so stellt G 2 + M 2 -\- Br] den
Zug dar, den der Trog ausüben würde, wenn die Röhre nicht vorhanden,
der Trog aber bis zur Höhe u mit Quecksilber gefüllt wäre. Taucht aber
die Manometerröhre ein und geht in derselben das Zuleitungsrohr bis zur
Höhe ? 3 + w 1 + (w 2 — & 2 ) in die Höhe, so ist P 2 um das Gewicht der von
dem Zuleitungsrohr innerhalb der Manometerröhre verdrängten Flüssigkeit
(Quecksilber und Petroleum) kleiner.
Die Summe P x + P 2 der Zugkräfte ist — wie dies zu erwarten war —
gleich der gesamten Mafse des ganzen beweglichen Systems.
Fehlt das Zuleitungsrohr und ist der obere Teil der Kammer luftleer
(oder auch nur mit sehr verdünnter Luft gefüllt), so wird aus dem Wage-
manometer ein Wagebarometer; es ist
F — 0 er == 0 und
P 1 = G 1 + M 1 — Bij
P 2 = Go d - A/2 “P Bi]
p 1 + p^ = g 1 + g 2 +m.
Da für Messungen am Instrument die Variabelen f, J, ?/, z und y'
innerster Linie geeignet sind und alle anderen in der Zeichnung eingeführten
Hilfsvariabelen durch diese ausgedrückt werden können, müssen die bisher
gewonnenen Gleichungen noch weiter umgearbeitet werden. Man erhält
als Hauptgleichungen für das Wagemanometer zunächst
11
III A. P 1 = Q —(C—A) k+ CQt + lJtr - [0(1 — a) - B]X + C{l—o)y—Bz
P 2 = G 2 — (. E-D )l t — Fl 5 i 7 - [E~F(\ -o)} x — F( 1 — o)y+Ez
P 1 + P 2 =G 1 + G 2 + M+[C(l, + l,)-Fl b \a+CaX~Fax-{C-F)ay.
Hierin erscheinen statt £ und £ noch X und x, die aber nur durch
(bei konstanter Temperatur) konstante Werte verschieden sind, wie dies
sich aus dem Gleichungssystem I ergibt. Hierzu kommen nun noch die
auf die Wirkungsweise der Wagebalken bezüglichen Gleichungen. In der
Figur sind dieselben als gerade Hebel mit je zwei gleichlangen Armen dar-
gestellt, wie sie — wenigstens in gleichwirkender Weise — vielfach
praktisch Verwendung finden.
Die Gegengewichte 77 1 und II 2 müssen dann P 1 resp. P 2 gleich sein,
wenn Gleichgewicht stattfinden soll.
Man kann aber die Wagebalken auch so einrichten, dafs II 1 und ü 2
Funktionen von £ resp. £ sind, dann wird also Gleichgewicht stattfinden,
wenn
III B.
sind.
Es sind dies 5 Gleichungen mit den Variabelen
P ± P 2 X — £ + Konst. x = £ + Konst. y und z,
man braucht also nur eine dieser Variabelen zu kennen, um den Zustand
des Instrumentes bestimmt angeben zu können. Aus den Gleichungs-
systemen I und III kann man durch Differentiation die Bewegungs-
gleichungen ableiten. Bleibt die Temperatur unverändert, so können alle
Dimensionen und spezifischen Gewichte der Flüssigkeiten (mit Ausnahme
der Luft) als konstant angenommen werden. Man erhält aus I
dx = dX' — d£ dh = dy — dz dh'=dy — dy
dX = d£ du — dz — d£
• dw 1 —~dw 2 = dy — d£ dy = dz — d£
d\X 1 == d& 2 = d£ — d£
und aus III A und IIIB für Petroleum
dP 1 = -[C{l—a) — B}d£ + 0(1— o)dy — Bdz
dP 2 = m-[F—F(l—aJ]d£ — F(l — o)dy + Fdz
dP ± + dP 2 = + Cad£ — Fad£ — (C-F)ady
dn ± = dP x = — K 1 d£
dl. I 2 = dP 2 — — K 2 d£.
Die Auflösung der letzten 5 Gleichungen liefert die Ausdrücke für
d£ dy dz , , dy , dz
Tc\ 5P. M' alsoauch dl und sr
Sind die mit und X 2 bezeichneten Differentialquotienten dnjd£
und dü 2 /d£ voll oder nahezu konstant, so erhält man für die obigen
Differentialquotienten Ausdrücke, in denen nur konstante durch Beob-
achtung gegebene Gröfsen auftreten, die also sofort integrabel sind. Anders
wird dies aber, wenn K t und K 2 als Funktionen von £ resp. £ auftreten
oder auch die Kammer der Manometerröhre wesentlich von der voraus-
gesetzten Zylinderform abweicht.
Hat man also die Stellungen £ t und £ 2 des oberen Wagebalkens be-
obachtet und kennt die zu £ 1 gehörigen Werte £ v y 1 und z v so erhält
man meist
12
^2= ?i+ Konstj (f 2 — fj)
y 2 = Vi + Konst.g (f 2 —
^2= + konst.g (? 2 — fj).
Mit diesen Gleichungen kann man die Gleichungen für die Hilfsgröfsen,
deren jede eine besondere Bedeutung hat, aufstellen.
Unter diesen tritt die Hilfsgröfse h — y — z hervor, welche durch die
Gleichung
h 2 — ^1 = (Konst. 2 — Konst. 3 ) (£ 2 — h 1 =y 1 — z 1
gegeben ist. Bei den gewöhnlichen Manometern wird h gemessen, es gibt
die Gröfse s 1 =b — h , also die Spannung im Innern der Vorrichtung, mit
der das Manometer in Verbindung steht, an der Stelle der inneren Kuppe
des Quecksilbers an. Hierdurch wird der Name „Wagemanometer“ für
das auf Tafel I dargestellte Instrument, gleichgültig zu welchen Zwecken
es dient, gerechtfertigt.
Wenn als Zwischenflüssigkeit Luft verwendet wird, so gestalten sich
die Gleichungen einfacher und ergeben
dP 1 = — (C—B)d£ -\-Cdy — Bdz
dP 2 — — (E — F)d£ — Fdy-\-Edz
dP ± + dP 2 = Null
dP 1 ==-^-K 1 d£
dP 2 = — K 2 d§.
Wenn man nun auf das Gleichungssystem II übergeht und dieses
differenziiert, so erhält man
A. Petroleum.
ds 1 — ds -f- a dw 2
ds 2 = ds 1 -j- dh = db
dSg ===: db — j— d Tj
ds 1 = ds
ds 2 = ds 4 - dh — db
ds s = db-\- drj
wozu noch
ds" = ds' -j- (p dy r — (f dH = db
ds"'= db (f dH
B. Luft.
ds" = ds' -\- (f dy ' — (f dH — db
ds'" = db 4- <p dH
dh' = dy — dy'
nach den Gleichungen I kommt. Hieraus ergibt sich
ds' — ds 1 -j- er dh'
A. Petroleum.
B. Luft.
ds = db + dz — (1 — a) dy + a d£ ds = db — dh
ds' = db -j- dz — (1 — <r) dy — dy' ds' = db — dh
dH— ydz — (y — /) dy + (1 — Y) dy' dH— — ydh -f- dy'.
Während also ds durch Barometer und Manometer vollständig gegeben
ist, erfordert dH und bei Petroleum auch ds' die Kenntnis von dy'.
Um dieses zu finden, mufs auch für die Zwischenflüssigkeit eine Mafsen-
gleichung aufgestellt werden.
A. Petroleum.
M' sei das Gewicht des ganzen im Apparat vorhandenen Petroleums,
Mo' der konstante Teil desselben in der Zuleitungsröhre. Dann ist
IV A. M'=M 0 '+ Cöw 2 —~ Fa (w 2 — ^ 2 ) qa (Z 7 — y')*)
*) / 7 wurde in der Zeichnung' vergessen, es bedeutet den Abstand des oberen •
Endes der Taucherglocke von der Nullebene.
13
B. Luft.
Das Gewicht von 1 cbm Luft in Kilogrammen bei s mm Spannung
und der absoluten Temperatur T ist
/,= WT kgr/cbm -
Wir haben hier als Volumeinheit das cbmm und als Gewichtseinheit
das Gramm eingeführt. Setzt man also
B = 2,153 X 10 + 6 ,
so wird
s
y' f = j, Gramm pro cbmm
sein. Näheres hierüber findet man in meiner Vorarbeit zum Jahrbuch 1903
der K. S. Landeswetterwarte.
Wird das Volumen der Luft im Apparat mit v bezeichnet, so ist
IV. M'= .p m das Gewicht dieser Luft.
Jti 1
Bezeichnet v 0 das Volumen der Zuleitungsröhre, so ist
v = v 0 +Ccpw 2 — F(f (iv 2 — # 2 ) + qg>(l 7 — y’)
und man erhält
IVB. M ' = ^T { v o + C( f^ 2 -F<f(iv 2 - # 2 )+q<p(l,—y')y
Die Formeln IV A und IV B können einer wesentlichen Umarbeitung
unterzogen werden.
Wenn man nämlich das Gewicht M f durch das Gewicht der Zwischen-
flüssigkeit, welche in 1 Millimeter der Taucherglocke enthalten sein kann,
dividiert, so erhält man die Höhe L des Zylinders vom Querschnitt der
Taucherglocke, in welchem die ganze Menge M' der Zwischenflüssigkeit
untergebracht werden kann. Es ist
VA.
VB.
L = bei Petroleum.
qa
BT
L =
s
M'
qg)
bei Luft.
Wird aufserdem noch
VI.
gesetzt, werden also mit q und q ' die Verhältnisse der Querschnitte der
Kammer und der massiv gedachten Zuleitungsröhre zu dem Querschnitt
der Taucherglocke bezeichne^ so erhält man die für alle Arten der
Zwischenflüssigkeit gemeinsame Formel
V. L = i 0 + qw 2 — (/ (w 2 —& 2 ) + l y'.
Man hat hierbei aber nur noch zu beachten, dafs bei Petroleum L
eine Konstante ist, so lange sich die Temperatur nicht wesentlich ändert,
bei Luft aber L als Funktion von s und T auftritt.
14
L 0 ist aber auch bei Luft als Konstante v 0 /q<p zu betrachten. Die
Differentiation ergibt
VII. dy'= qcIw 2 — q'd (w 2 — # 2 ) — dL = qd£ — Q f d£ — (q—q') dy — dL.
Hierin ist weiter nach II, sowie V A und V B
bei Petroleum dL = 0,
bei Luft dL = — — ds = — — db + — dh.
S S S
Man erhält also
A. Petroleum.
VII A. dy'=Qd£ — q' d£ — (q— q') dy,
B. Luft.
VII B. dy f = — db qd £ — Q'd'g — ( Q~q')dy — — dh,
s s
und damit schliefslich
A. Petroleum.
VIII A. —
B. Luft.
VIII B. dH= Qdt; - Q'dS + (y+ |) dz - { y + ^ + (e - ? ')} dy + ^ db.
Damit ist die Aufgabe noch nicht völlig gelöst.
Es war angenommen worden, dafs die Bewegung durch Eintreten von
Wasser in das Bassin bedingt wird und die Aufgabe gestellt worden, diese
Menge zu bestimmen.
Auch für das Wasser im Bassin läfst sich eine Mafsengleichung auf-
stellen, welche die sehr einfache nachstehende Form annimmt:
IX. M"=(Q-q)<pH + q'p (y'-H-H,).
Wie man sieht, ist hierbei das Gewicht des von dem Mantel der
Taucherglocke verdrängten Wassers — was meist zulässig sein wird —
vernachlässigt worden.
Dividiert man M" durch ( Q — q) (p, und setzt
M" q _ „
^ ( Q~q)<f Q~q P ’
so wird [jl die Höhe bedeuten, welche das ganze in dem Apparat befind-
liche Wasser in dem Baum vom Querschnitt ( Q — q) cp haben würde, während
q" das Verhältnis des Querschnittes der Taucherglocke zu dem des Raumes
aufserhalb derselben im Bassin darstellt. Man erhält dann:
IXa. p = H+ q" = (!-<>") H+ Q " y'- Q " H 0 ,
X. dy = (l—Q")dH+Q"dy'.
In diese Gleichung hat man dann die unter VII und VIII gefundenen
Ausdrücke für dy ' und dH einzusetzen.
Es wird sich nach der vollen Lösung der gestellten und möglichst
allgemein gehaltenen Aufgabe nunmehr noch darum handeln, mit tunlichster
Kürze eine Übersicht der verschiedenen Zwecke zu geben, denen die Wage-
manometer dienen können, und zu zeigen, wie dies geschehen kann.
15
Vorher ist aber festzustellen, dafs es keinen Zweck haben würde, wenn
man — wie dies bisher angenommen worden war — die Manometerröhre
und den Trog beweglich anordnen wollte, da die Bewegung beider in
gesetzmäfsigem Zusammenhang steht. Man wird also entweder nur die
Bohre oder nur den Trog beweglich einrichten, den anderen Teil aber
festklemmen und es werden hierbei nur die Gründe der Zweckmäfsigkeit
in Frage kommen. Die Einrichtung, welche man dem Wagebalken geben
kann, läfst sich sehr verschieden treffen. Es soll angenommen werden,
dafs das Gewicht 77, welches an der Stelle wirkt, wo Manometerröhre oder
Trog befestigt werden, durch die Gleichung
II = TI 0 — Kl, oder
n = n 0 — K%
gegeben ist, und es wird dabei festgestellt, dafs die Konstante K den
Wert Null annehmen darf und auch negativ werden kann.
I. Das Wagebarometer.
Denkt man sich in Tafel I Wasserbassin, Taucherglocke und Zulei-
tungsröhre weggelassen und nimmt an, dafs der Baum w 2 vollständig luft-
leer sei, so erhält man ein Wagebarometer.
Gewöhnlich hat man bisher die Bohre beweglich eingerichtet. Setzt
man in den Gleichungen III F = 0, a = 0 und auch s — 0, so wird
dh — dl)
und man erhält streng
0 dl) _ (. E + C—B) K — E ( C—B)
dt~ EC
Genau denselben Ausdruck bekommt man für db/d£, wenn die Bohre
festgehalten und der Trog beweglich gemacht wird, nur erhält er das
entgegengesetzte Vorzeichen.
Die Formel 2 läfst sich hinreichend genau schreiben
db ( K+B)—C
d£~ C
wenn EC als sehr grofs gegen K (C — B) betrachtet werden darf, was man
bei der Konstruktion der Wagebarometer leicht erreichen kann. Man er-
hält dann in
dt _ C
db (. K+B) — C
einen Ausdruck, welcher als die Bewegungsgröfse bedingt durch den Anstieg
des Barometerstandes um 1 mm bezeichnet werden kann. Es ergibt sich
daraus, wie man die drei Gröfsen AT, B und C zu wählen hat, um eine
gewünschte Bewegungsgröfse zu erreichen. Diese wird im allgemeinen
mit dem Durchmesser der Kammer wachsen; aber einen noch gröfseren
Einflufs hat die Differenz
(K+B)~c.
So lange diese positiv, also
(Z+B)>C
ist, wird die Bohre bei steigendem Barometerstand sinken. Ist
K+B=C,
16
so bringt die geringste Schwankung im Barometerstand eine unendlich
grofse Bewegung der Bohre hervor, während die Bohre mit dem Luft-
druck steigt, wenn
K+B<C
ist. Untersucht man diese Angelegenheit näher, so findet man, dafs der
Gleichgewichtszustand
stabil
indifferent ist, wenn K B = C
labil
gewählt wird, also nur im ersteren Fall die Bohre bei einem gegebenen
Barometerstand sich in der durch die Gleichung 2 gegebenen Stellung
erhalten kann. Das Instrument mufs sonach so eingerichtet werden, dafs
die Bohre bei steigendem Barometerstand sinkt.
Ist K = Null, hat man also vielleicht die Bohre an einer leicht beweg-
lichen Bolle mit konstantem Gegengewicht aufgehangen, so mufs der äufsere
Durchmesser des in das Quecksilber tauchenden Bohrstückes (B) gröfser
als der Durchmesser der Kammer sein. Am einfachsten erreicht man dies,
wenn man C = A macht, also ein gleichweites zylindrisches Bohr anwendet.
Hierbei kommen aber noch andere Erwägungen in Frage. Die Wage-
manometer sind bisher nur zur Begistrierung des Luftdruckes eingerichtet
worden, wozu sie sich besonders eignen, viel besser als alle anderen
Barometerformen. Das Gleiten des Schreibstiftes auf dem Papier erfährt
einen gewissen Widerstand, der durch die bewegende Kraft der Luft-
druckänderung überwunden werden mufs. Nimmt man bei der Differen-
tiation der etwas abgeänderten Gewichtsgleichungen d£ = 0 an, so erhält
man für die bewegende Kraft folgende Formel:
dP 1 _ C ■ _ r
db ~ c—b-
+ E
Das Instrument wird also um so kleinere Fehler bei der Begistrierung
der Luftdruckschwankungen — soweit nur die Beibungswiderstände zwischen
Schreibstift und Papier in Frage kommen — machen, je gröfser der Durch-
messer der Kammer ist. Um Quecksilber zu sparen, gibt man der Kammer
nur die absolut nötige Länge und macht dann den unteren Teil der Bohre
möglichst eng. Jedoch kann man auch in diesem Fall durch Ankitten
eines genügend langen Zylinders aus Stahl oder Eisen die Bedingung B > C
erreichen. Dies führt noch auf eine weitere Frage, die hier wenigstens
gestreift werden möchte. Wie bereits erwähnt wurde, treten Bewegungen
im Instrument auch durch Temperaturänderungen ein und werden haupt-
sächlich durch die Ausdehnung der Flüssigkeiten bedingt. Da eine exakte
Untersuchung des Temperatureinflusses nur bei Instrumenten, deren Ein-
richtung in allen Einzelheiten genau bekannt ist, stattfinden kann und
selbst eine überschlägliche Ermittelung derselben ziemlich viel Bechnung
erfordert, wurde diese Frage hier beiseite gelassen. Da aber bei den !
registrierenden Barometern der Temperatureinflufs von besonderer Be- j
deutung ist, sollen hier die Hauptsachen eingeschaltet werden.
Es macht dies nötig, auf den Fall einzugehen, bei dem in der Kammer
sich Luft, wenn auch von nur sehr kleiner Spannung befindet. Die
Gleichung 2 ist dann zu schreiben
17
dh _ (E + C—B) K — E{C — B)
d£~~ EC
Konst.,
da K als konstant vorausgesetzt wurde. Die hieraus folgende Gleichung
h = h 0 — Konst, f — b — s
ergibt also durch h die Differenz zwischen dem Luftdruck b und der
Spannung s der in der Kammer sich noch befindenden Luft. Ist v 0 das
Volumen der Kammer, so ist das Volumen der Luft
v 0 — C(fiv v
worin w 1 nach dem Gleichungssystem III als lin eare Funktion von f — wie h —
dargestellt werden kann. Ist weiter r das Gewicht der Luft in der Kammer,
so bekommt man nach IV
r.n.T
s==
v 0 — C (f iv 1
und kann somit für jeden Wert von f den zugehörigen Barometerstand
nach der Formel
berechnen.
b === h -j- s
Wenn nun das Instrument bei dem Barometerstand b und der Tem-
peratur 0° C. (T= 273) einen bekannten Zustand hat und man erwärmt
dasselbe bei unverändertem Luftdruck, so tritt eine nach der Formel
k _c_~b k
^ E K *
dt (i + £=**) k-(c-b)
zu berechnende Bewegung ein. Hierin sind K ± und K 2 zwei Koeffizienten,
welche von 6, s und den Instrumentalkonstanten abhängen. Läfst man
die Ausdehnung der festen Bestandteile unberücksichtigt und bezeichnet
den Ausdehnungskoeffizienten -des Quecksilbers mit «, so erhält man
Es ist nun klar, dafs man dem Wert s durch passende Wahl von JT
jede beliebige Gröfse geben kann. Man kann es also auch einrichten, dafs
A - C-B
l ~ E 2
ist, in welchem Fall dann
^ = Null
dt
wird, im Instrument also alle Temperatureinflüsse „kompensiert“ sind.
Allerdings setzt die praktische Anwendung dieser Methode ein so
grofses Volumen des Luftraumes der Kammer voraus, dafs s bei allen
vorkommenden Barometerständen nahezu denselben Wert behält, was aber
sich bequem und hinreichend genau erzielen läfst.
jj
Da — -g— meist sehr klein ist, kann als Kompensationsbedingung auch
K}— Null
18
betrachtet werden. Ist die Barometerröhre gleichweit, also ist C=A,
so ist nach Seite 10
P t — G 1 =M 1 —Bri=C{li + rj) — Br l-
Somit wird
K \ = {ch+Cs - Ch-\-(B — C)rj\ a- C~- ■
Wenn in diesem Fall das Barometer vollständig luftleer ist, hat man
s = Null zu setzen und erhält
worin (B — C)rj das Gewicht des von dem eingetauchten Rohrstück ver-
drängten Quecksilbers bedeutet.
Ist die Barometerröhre sehr dünnwandig und taucht sie nur wenig
in das Quecksilber des Troges ein, so ist also K ± sehr klein und das
Barometer sehr nahe kompensiert. Dies hat Veranlassung zur Konstruktion
des Sprungschen Laufgewichtsbarographen gegeben und wird als dessen
Hauptvorzug bezeichnet.
II. Das Wagemanometer für Gasdruck.
Läfst man in Tafel I nur das Wasserbassin weg, nimmt an, dafs die
Taucherglocke geschlossen sei und nur Luft oder irgend ein anderes Gas
enthalte, so wird im Innern der Glocke oder jetzt des Luftgefäfses (Rezipient)
die Spannung s herrschen und es wird
s = b — h
sein. Die Gröfse von b liefert das Barometer und den Wert
h = h 0 - f- Konst, f
das Wagemanometer. Die Konstante ist bestimmt durch
q TZ , äh K[E-\-C—B — F] —(C — B){E—F)
3. Konst. = M =~ ^ C (E-F)-F(C-B ) A .
Man erkennt, dafs der Ausdruck 3 mit dem Ausdruck 2 identisch
wird, wenn man (in 3) F = 0 setzt.
III. Das Wagemanometer als Luftthermometer.
Kennt man das Gewicht r der Luft in dem abgeschlossenen Luftraum,
mit dem das Wagemanometer in Verbindung steht, so kann man aus der
Spannung s und dem Volumen v die Temperatur ableiten. Man erhält
nach IV
v=v 0 -\- C(pw 2 — Fcp(w 2 —d' 2 ) +
rn VS
r.R
Die hier auftretenden Gröfsen iv 2 und ( w 2 — # 2 ) sind lineare Funktionen
von f, welche nach den Gleichungen I oder III bestimmt werden können.
Ist die Temperatur nicht in allen Teilen des Apparates dieselbe, so hat
man v in mehrere Teile zu zerlegen. Wenn z. B. die Temperatur des
Manometers T v die mittlere Temperatur in der Zuleitungsröhre T 2 und
die Temperatur in der Glocke T wäre, so würde Formel IV
rR = s | % | gyU
L 2^1 T J
19
zu schreiben sein. Meist wird es dann der Wert T sein, um dessen Be-
stimmung es sich mit Hilfe des Wagemanometers handelt, T x und T 2
müssen auf andere Weise ermittelt werden.
IV. Wagemanometer als Wassermesser.
Bei den folgenden Einrichtungen soll angenommen werden, dafs das
Manometerrohr aus einem einfachen zylindrischen Rohr — welches am
besten aus Stahl (Mannesmannröhre) gemacht wird — besteht und dafs
dieses Rohr festgehalten wird.
Der Trog wird beweglich eingerichtet.
Da aber dann die Zuleitungsröhre durch den Trog kaum zu brauch-
baren Konstruktionen führen dürfte, soll weiter angenommen werden, dafs
die Zuleitung nach dem Manometerrohr geführt wird und an der Stelle
A'=Z 5 - \-x einmündet. Dieses Zuleitungsrohr bildet dann eine konstante
Erhöhung des Gewichtes 0 ± und in den Formeln III ändert sich weiter
nichts, als dafs man
dV ~ 0, d& 2 = 0, d£ = 0 und F= 0
zu setzen hat.
Es kann nun weiter angenommen werden, dafs bei
ist, was auch
h = 0 § = 0
ergibt. Dann erhält man
V = V o +
yo= £o
BE+{E—B)K t
EC §
a i E — K.
4. z = y 0 + — g— £
7 , K{E+C-B)-E(C-B) y
. EC
wobei bemerkenswert ist, dafs diese Formeln für alle Zwischenflüssig-
keiten gelten. Weiter möchte hier noch kurz bemerkt werden, dafs h bei
Minder druck positiv gerechnet wurde und bei Überdruck negativ erscheint,
es sinkt dann die Quecksilberkuppe in der Röhre unter das Niveau im Trog.
Wassermessungen selbst können sehr verschiedenartig sein. Zuerst
kann man das in der Zeichnung vorausgesetzte Wasserbassin beibehalten.
Dasselbe kann höher oder tiefer liegen als das Wagemanometer. Während
es beliebig hoch gestellt werden kann und dies nur erfordert, dafs man
die Röhre und den unteren Trogteil genügend lang macht, ist der An-
ordnung unter dem Wagemanometer bei Petroleum eine durch die Gröfse
des Luftdruckes (zirka 12 m im günstigsten Fall) bedingte Grenze gesetzt,
obwohl auch hier man sich helfen könnte. Man wird also zunächst an
einen der Wasserbehälter denken können, wie sie bei allen Wasserleitungen,
Wasserstationen für die Lokomotiven, in chemischen und anderen Fabriken
usw. Vorkommen. Der Apparat soll dann das zu- und abgehende Wasser
angeben und zwar dadurch, dafs er alle Schwankungen in der Höhe H
des Wasserspiegels durch das Wagemanometer registriert.
In solchen Fällen wird man als Zwischenflüssigkeit zwar stets Luft,
aber nur selten Petroleum anwenden dürfen. Meist wird man als Zwischen-
flüssigkeit direkt das Wasser wirken lassen können.
**
20
Dann hat man in Formel VIII A y'=l zu setzen. In dieser Formel
und aufserdem in Formel VII A wird weiter
d£ = 0 q'= 0, sodafs diese und Formel X in der Gestalt
dy f = — qdy
dH— ydz - — (y — 1) dy
dp = (1 q") dH+ q" dyf. = (1 - f)dH — qfdy
erscheinen. Hierin ist also
QQ" =
G
Q-r
Da es in diesem Fall keinen Sinn haben würde, eine weite Taucher-
glocke in das Bassin einzustellen, sondern hierzu ein einfaches enges Rohr
ausreicht, und auch Q meist sehr grofs gegen C sein wird, kann man
q"=qq" = 0 setzen und erhält
dy = dH = ydz — (y - 1) dy , woraus
I M — ,«0= H — H ü =y{z- y 0 ) -(y-l) (y- y 0 )
folgt.
Wenn also (Q — q) (p — der Querschnitt des Bassins — mit F bezeichnet
wird und G das Gewicht des in das Bassin geflossenen Wassers bedeuten
soll, so hat man
Q=F(H- H 0 )=F{r{z~y 0 )- {y-l)(y -yS) = Konst, x
Der Wert der Konstanten bestimmt sich aus dem Gleichungssystem 4.
V. Das Wagemanometer als Regenmesser.
Wenn man das Bassin so einrichtet, dafs es das Regen wasser von
einer möglichst grofsen Auffangefläche aufnimmt, so wird die Einrichtung
unter IV auch als Regenmesser verwendet werden können.
Derartige Einrichtungen sind bereits mehrere in Tätigkeit, nur werden
bei den von mir hergestellten Instrumenten statt des Wagemanometers
Dosenfedermanometer verwendet, die ich auch bei sehr hoch stehenden
Wasserbehältern in Anwendung bringe. Beim Regenmesser ist die Ein-
schaltung von Petroleum oft empfehlenswert und hat sich — wenigstens
im Winter — gut bewährt. Im Sommer empfiehlt es sich aber, das Pe-
troleum wegen dessen grofsen Ausdehnungskoeffizienten wieder durch
Wasser zu ersetzen.
VI. Der hydrostatische Pegel.
Die Einrichtung auf Tafel I stellt ohne weiteres einen hydrostatischen
Pegel vor, wenn man sich das Wasserbassin als einen Flufs oder eine Tal-
sperre oder irgend eine andere Wasseransammlung denkt, bei der es nur
auf die Höhe des Wasserspiegels H ankommt. Aufserdem hat man das
unter IV über die Einrichtung des Wagemanometers Gesagte zu berück-
sichtigen.
Als Zwischenflüssigkeit ist Petroleum (oder auch Wasser selbst) zu
denken.
Da auch hier in den Formeln VII A und VIII A
d£ = 0 und q'= 0,
f=0(Q^Wr)
sowie in X
21
zu setzen sind, erhält man
dy'— — Qdy dH—ydz — {/ — /' + (!—>■')<?} dy.
Hier können zwei Spezialfälle erwähnt werden;
1. Es wird q = (7, also q = 1
gemacht, was dy '— — dy dH=ydz — (y — 1) dy
ergibt. Oder es kann
2. q als sehr grofs gegen C angenommen werden, was
q = 0 dy'= 0 d H=y dz — ( Y~/)dy
liefert.
In jedem Fall lassen sich mit Hilfe der Gleichungen 4 dH/d'i und
dy'ld% als konstante Gröfsen berechnen, in denen aufser /, / und q nur
noch AT, E, C und B Vorkommen.
Wenn man aber in derselben Vorrichtung das Petroleum durch Luft
ersetzt denkt, so wird aus derselben
VII. ein Luftdruckpegel.
Die Gleichungen VII B, VIII B und X ergeben hier
dy' — — dh — qdy — — dh
s s
^jdz —
dy — dH.
Diese Gleichungen haben ein ganz anderes Aussehen als beim hydro-
statischen Pegel. Zuerst fällt auf, dafs ein Glied erscheint, in dem die
Luftdruckschwankungen zum Ausdruck kommen. Dann ersieht man, dafs
die Gröfse dH\d £ keinen konstanten Wert haben kann, sondern sich mit s ,
also auch mit £ ändert.
Jedoch lehren die Gleichungen auch, wie man es anfangen mufs, wenn
man möglichste Konstanz des Quotienten dH /dg erreichen und die Wirkung
des Luftdruckes tunlichst klein machen will, womit auch die tunlichste
Verminderung des Einflusses von Temperaturschwankungen erreicht
werden kann.
Man wird diese Zwecke erreichen, wenn man L so klein und s so
grofs als möglich macht, sodafs L/s so klein wird, als es die Umstände
gestatten.
Was zunächst die Spannung s anlangt, so wird diese um so gröfser
werden können, je tiefer die Taucherglocke unter dem Wasserspiegel sich
befindet. Die Einrichtung, wie sie Tafel I zeigt, würde also ganz unzweck-
mäfsig sein, man würde die Glocke eingraben müssen, sodafs ihr oberes
Ende noch unter dem tiefsten Stand des Wasserspiegels liegt.
Um L möglichst klein zu machen, mufs man den Querschnitt der
Glocke so grofs als möglich einrichten, da
Ü+ y + e}*/ + y db
**=(’ + T.
L _ M’ ET
~ Q9 s
gesetzt worden war und darf überhaupt nicht mehr Luft anwenden als
absolut nötig ist. Die Grenze des Volumens der Glocke ist aber durch
das Volumen der Luft im Manometer und in der Zuleitung, sowie die
22
gröfste Schwankung im Wasserstand gegeben. Man hat dafür zu sorgen,
dafs beim Anstieg des Wassers und der damit zusammenhängenden Zu-
sammendrückung der Luft immer noch ein genügender Luftraum in der
Glocke bleibt, auf keinen Fall aber das Wasser in die Rohrleitung gelangt.
Müfste die Glocke einen sehr grofsen Durchmesser erhalten , wodurch sie
sehr teuer werden könnte, so kann die Verwendung einer nur sehr wenig
geneigten langen Röhre in Betracht gezogen werden. Es kann jedoch
hier nicht auf alle in Frage kommenden Einzelheiten eingegangen werden.
Gelingt es, L/s so klein zu machen, dafs man es vernachlässigen
darf, in welchem Fall dann auch q stets weggelassen werden kann, so
nehmen die Formeln die sehr einfache Gestalt
äy '= Null
dH ^ — ydh
an.
Diese Darlegungen werden genügend zeigen, welcher weitgehenden
Anwendungen das Prinzip des Wagemanometers fähig ist. Weitere Vor-
schläge habe ich in meinen früheren Arbeiten gemacht, habe aber zur
W eiterverfolgung dieser Angelegenheit keine Zeit — und auch kein Geld
gehabt.
III. Ein Vorkommen von Enoploclytia Leachi
Mant. sp. im Cenoman von Sachsen.
Yon Dr. K. Wanderer.
Mit 1 Abbildung.
Das Königl. Mineralogische Museum zu Dresden gelangte kürzlich in
den Besitz einer Enoploclytia Leachi Mant. sp., die ihres stratigraphischen
Vorkommens wegen Beachtung verdient.
Das Fundstück entstammt dem cenomanen Quader (Stufe des Acti-
nocamax plenus) der Goldenen Höhe bei Welschhufe südlich von
Dresden, wo es von einem Freunde
des Museums, Herrn v. Scheel, im
Steinbruch selbst erworben wurde.
Es kann über die Herkunft des
Krebses ein Zweifel um so weniger
bestehen, als das Gestein die typi-
sche petrographische Zusammenset-
zung besitzt, die wir aus den Lagen
mit Douvilleiceras Mantelli Sow. sp.
dieses Fundortes kennen.
Unsere Erwerbung stellt den
Cephalothorax oben genannter Krebs-
art als Steinkern dar, der einem klei-
neren Tiere (ca. 13 cm Gesamtlänge)
zugehörte. DerTeil distal der Nacken-
furche ist stark corrodiert, das Rost-
rum abgestofsen; Nacken-, Lund
II. Rückenfurche, ebenso die kurze
randständige Längsfurche zwischen
den erstgenannten Einschnürungen Natürliche Gröfse.
treten dagegen deutlich vor und ge-
statten durch Lage und Verlauf eine sichere Bestimmung der Art.
Enoploclytia Leachi galt Reufs*) als eine sehr bezeichnende Form für
das mittlere Turon. A. Fritsch**) weist sie im gesamten Turon und
im unteren Senon Böhmens nach, in den Weifsenberger, Malnicer-, Iser-,
*) Reufs, A. E.: Die Versteinerungen d. böhm. Kreideformation. 1843. — Über
Olytia Leachi Jüfs. 1853.
**) Fritsch, A.: Die Crustaceen d. böhm. Kreideformation, S. 27. 1887.
24
Teplitzer- und Priesenerschichten. H. B. Geinitz*) führt Enoploclytia Leachi
als „selten“ im Labiatuspläner von Briefsnitz a. E. an, als „häufiger“ im
Plänerkalk von Strehlen und Weinböhla, sowie aus dem „oberturonen Quader-
mergel“ von Königsbrunn unweit Königstein. Zwei neuere Funde entstammen
dem kleinen Bruch an der Windmühle von Leutewitz bei Dresden und der
als Fundort für Ammoniten bekannten Müllerschen Ziegelei zwischen Goppeln
und Leubnitz, also unterturonen Schichten. In Bayern kennt Gümbel**)
die Art aus den oberturonen Pulverturmschichten; Leonhard***) fand sie
in Schlesien in der oberturonen Scaphitenzone von Oppeln. In England
und Frankreich ist Enoploclytia Leachi im Turon und Senon verbreitet.
Gegenüber den bisherigen Vorkommnissen ausschliefslich turonen bez.senonen
Alters zeigt unser Fund von der Goldenen Höhe, dafs Enoploclytia
Leachi Mant. sp. bereits in der Fauna des Obercenomans ( Actinocamax
plenus- Stufe) von Sachsen vertreten ist.
*) Geinitz, H. B.: Das Elbthalgebirge i. Sachsen II, S. 205. 1875.
**) Gümbel, C. W. von: Frankenjura, S. 142. 1891.
***) Leonhard, K.: Die Fauna d. Kreideformation i. Oberschlesien. Palaeontogr. 44,
S. 63. 1897.
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B. Abhandlungen.
Denkschrift über den naturwissenschaftlichen Unterricht an den höheren Schulen. S. 3.
Schreiber, P.: Allgemeine Theorie der Wagemanometer. Mit 1 Tafel. S. 7.
Wanderer, K. : Ein Vorkommen von Enoploclytia Leachi Mant. sp. im Cenoman von
Sachsen. Mit 1 Abbildung im Text. S. 23.
Die Verfasser sind allein verantwortlich für den Inhalt ihrer
Abhandlungen .
Die Verfasser erhalten von den Abhandlungen 50, von den Sitzungsberichten auf
besonderen Wunsch 25 Sonderabzüge unentgeltlich , eine gröfsere Anzahl gegen Er-
stattung der Herstellungskosten.
Sitzungskalender für 1908.
September. 24. Hauptversammlung.
Oktober. 1 . Zoologie. 8 . Botanik. — Mathematik. 15. Mineralogie und Geologie.
22. Physik, Chemie und Physiologie. 29. Hauptversammlung.
November. 5. Prähistorische Forschungen. 12. Zoologie. 19. Botanik und Zoologie.
26. Hauptversammlung.
Dezember. 3. Mineralogie und Geologie. 10. Mathematik. 17. Hauptversammlung.
Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Hofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang. . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni . . . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember . . . . . 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1907, der Jahrgang 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1908. Januar-Juni 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deickmüller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral. -
geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
% • Jg
Königl. Sachs. Hofbuchhandlung
' H. Burdach — —
Schlofsstrafse 32 DRESDEN Fernsprecher ’152
empfiehlt sich
znr Besorgung wissenschaftlicher Literatur.
k — __ . -SS
Druck von Wilhelm Baensch in Dresden.
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
in Dresden.
Herausgegeben
von dem Redaktionskomitee,
Jahrgang 1908.
Juli bis Dezember.
Mit 1 Tafel und 4 Abbildungen im Text.
Dresden.
!
In Kommission der K. Sachs. Hofbuchhandlung H. Burdach.
1909
Redaktionskomitee für 1908.
Vorsitzender: Geh. Hofrat Prof. Dr. E. Kalkowsky.
Mitglieder: Prof. I)r. A. .Tacobi, Geb. Hofrat Prof. Dr. 0. Drude, Oberlehrer Dr.
P. Wagner, Hofrät Prof. Pr. J. Deichmüller, Prof. Dr. A. Lottermoser und Rektor
Prof. Dr. R. Henke.
Verantwortlicher Redakteur: Hofrat Prof. Dr. ,T. Deichmüller.
Sitzungskalender für 1909.
Januar. 7 Physik und Chemie 14. Zoologie und Botanik. 21. Botanik. 28. Haupt-
versammlung
Februar. 4. Mineralogie und Geologie. 1 1 . Mathematik 18 Prähistorische Forschungen.
25. Hauptversammlung.
März. 4. Physik und Chemie. 11. Zoologie und Botanik. 18. Botanik. 25. Haupt-
versammlung.
April. 1. Mineralogie und Geologie. 15. Mathematik. 22. Prähistorische Forschungen.
29. Hauptversammlung.
Mai. 6 . Physik und Chemie. 13. Zoologie. 20. Exkursion oder 27. Hauptversammlung.
Juni. 10. Botanik. — Mathematik 17. Mineralogie und Geologie. 24. Hauptversammlung.
September. 30. Hauptversammlung.
Oktober. 7. Physik und Chemie. 14. Mathematik. 21. Prähistorische Forschungen.
28. Hauptversammlung.
November. 4. Zoologie. 11. Botanik. 18. Mineralogie und . Geologie. 25. Haupt-
versammlung.
Dezember. 2. Physik und Chemie. 9. Prähistorische Forschungen. — Mathematik.
16. Hauptversammlung.
Abhandlungen
der
Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
ISIS
in Dresden.
1908.
IY. Fossile Koniferen aus der Kreide- und Braunkoblen-
formation Nordböhmens.
Yon Dr. Paul Menzel.
Mit Tafel II.
Aus den Beständen des Museums zu Teplitz gelangten kürzlich zwei
interessante Zapfenreste aus Sandsteinen der Umgebung von Teplitz zur
Untersuchung in meine Hände, die im Nachstehenden beschrieben werden
sollen, und denen ich die Mitteilung einer für Böhmen neuen Kiefernart
aus den plastischen Tonen von Preschen anschliefse.
1. Pinus macrostrobilina nov. spec. Taf. II, Fig. 1.
Pinus strobilo longo, cylindrico, 21,5 cm longo, 3 cm crasso, paulo
curvato, pedunculato; squamarum apophysi integra, rhomboidali depresse
pyramidata, latere superiore convexiore, non carinata, margine superiore
plerumque semicirculari, inferiore trigono; umbone centrali magno, elliptico,
mutico, paulo elevato.
Der vorliegende Zapfenrest, der im Teplitzer Museum aufbewahrt
wird, stammt aus einem grobkörnigen Quadersandsteine*) von Tyssa nord-
östlich von Teplitz und befindet sich auf einem Steine, der früher in
Schönau als Trottoirplatte gedient hat; infolgedessen ist der Erhaltungs-
zustand des Zapfens kein tadelloser, läfst aber immerhin dessen Bildung
hinreichend deutlich erkennen.
Der walzenförmige, ganz schwach gekrümmte Zapfen mifst 21,5 cm
Länge bei 3 cm gröfster Breite; am Grunde ist er abgerundet und läfst
den Ansatz eines kräftigen Stieles erkennen; nach der Spitze zu ist er
mäfsig verjüngt. Schuppenschilder sind nur teilweise deutlich erkennbar;
ihre Oberfläche ist durchgängig abgerieben. Die Form der Schilder ist
rhombisch, die oberen Ränder bilden einen mehr oder weniger halbkreis-
förmigen Bogen, die unteren Ränder laufen spitzwinkelig zusammen.
Die Breite der Apophysen schwankt zwischen 10—12 mm, ihre Höhe
zwischen 8 — 10 mm, nach der Zapfenspitze zu nehmen sie wenig an Gröfse
ab. Die Schilder sind mäfsig verdickt, und zwar sind sie in der oberen
Hälfte stärker gewölbt als in der unteren; ihre Mitte trägt einen grofsen,
*) Ob derselbe der Carinaten- oder der Labiatus- Stufe entstammt, war nicht fest-
zustellen.
28
länglich-runden, stumpfen, wenig hervorragenden Nabel ohne erhaltene
Dornbildung. Von einer feineren Flächenskulptur der Apophysen erlaubt
der Erhaltungszustand des Zapfens nichts wahrzunehmen.
Unter den bisher bekannten Pimts-Resten der Kreideformation stimmt
keiner mit dem vorliegenden Fossile überein. Am nächsten kommt dieses
folgenden:
Pinus longissima Velenovsky [Gymnospermen der böhmischen Kreide-
formation, S. 29, Taf. 1, Fig. 14 — 17.]
besitzt ebenfalls zylindrische Zapfen von erheblicher Länge, doch gibt
Velenovsky von seinem gut erhaltenen Zapfen an, dafs die Apophysen ge-
wölbt und in der Mitte schwach vertieft seien, unser Zapfen läfst dagegen
trotz seines abgeriebenen Zustandes einen erhöhten, stumpfen Nabel er-
kennen.
Pinus Andraei Coemans [Description de la flore fossile du premier
etage du terrain cretace du Hainaut, p. 12, tab. IV, fig. 4; tab. V,
i-]
trägt schlanke, aber wesentlich kleinere Zapfen, deren rhombische bis
polyedrische Schuppenschilder nach des Autors Diagnose einen Querkiel
besitzen, der auf den Abbildungen allerdings nicht deutlich hervortritt; die
Schilder sind in der vorderen Hälfte verdickt und entbehren eines vor-
tretenden Nabels.
Pinus Quenstedti Heer [Kreideflora von Moletein in Mähren, S. 13,
Taf. II, Fig. 5—9; Taf. 111.]
hat lange zylindrische Zapfen mit sechseckigen, am oberen Rande teilweise
bogenförmig begrenzten Apophysen, die denen unserer Art an Gröfse un-
gefähr entsprechen, sich aber von diesen durch eine deutliche Querkante
und einen viel kleineren, viereckigen, warzenartig erhöhten Nabel unter-
scheiden.
Der Tyssaer Zapfen kann mit keiner mir bekannten fossilen Art ver-
einigt werden; er stellt also eine neue Art dar; ebensowenig ist es mir
möglich, unter den lebenden Kiefern eine im Zapfenbau nahestehende Art
anzuführen.
2. Pinus ornata Sternbg. sp. Taf. II, Fig. 2.
Conites ornatus Sternberg: Vers. I, 4, S. 39, Taf. 55, Fig. 1, 2.
Literatur s. Menzel: Gymnospermen der nordböhmischen Braun-
kohlenformation. Abh. Isis Dresden 1900, Heft II, S. 54, Taf. II,
Fig. 6—9.
Pinus strobilis conicis vel oblongis, 3 — 12 cm longis, 2 — 5 cm crassis;
squamarum apophysi integra, tetra-hexagona, planiuscula, radiatim striata;
carina transversa prominen tiore; umbone centrali transversim rhombeo,
plano.
Über das Vorkommen dieser Art in der böhmischen Braunkohlen-
formation habe ich 1. c. berichtet. Der vorliegende, Taf. II, Fig. 2 ab-
gebildete Zapfenrest, im Besitze des Museums zu Teplitz, stammt aus dem
oligocänen Braunkohlensandsteine der Gegend von Kosten, westlich von
Teplitz, also von einem bisher unbekannten Fundorte dieser Föhre.
29
Der Abdruck stellt einen etwa 11 cm langen, schlank kegelförmigen
Zapfen dar, dessen gröfste erhaltene Breite 2,5 cm beträgt, und läfst am
Grunde einen schief abgehenden, starken Stiel erkennen; im unteren Teile,
wo der Zapfen nicht mehr in der vollen ursprünglichen Breite vorliegt,
sind vier Reihen von Schuppenschildern im Abdrucke erhalten; diese sind
unregelmäfsig vier- bis sechsseitig mit stumpfen Ecken, 10 mm breit,
6 — 7 mm hoch; sie sind flach, von einem querlaufenden, schmalen Kiele
durchzogen, der in der Mitte einen mäfsig erhöhten, querrhombischen Nabel
trägt; beide Apophysenhälften, besonders die obere, sind mit kräftigen
Radiärstreifen versehen.
Der obere Teil des Zapfens ist aufgebrochen und läfst neben einigen
längsgebrochenen Schuppen zahlreiche paarig angeordnete Samen von
5 mm Länge und 3 mm Breite erkennen.
Der vorstehend beschriebene Zapfenrest stimmt mit den bisher als
Pinus ornata beschriebenen Zapfen in allen wesentlichen Verhältnissen
überein; nur die Apophysen weisen zum Teil einen von der bei dieser Art
gewöhnlich rhombischen Form etwas abweichenden fünf- bis sechsseitigen
Umrifs auf. Dasselbe Verhalten ist aber auch bei Pinus halepensis Mill 0
mit der P. ornata vermutlich in genetischem Zusammenhänge steht, und
mit der diese im Zapfenbau aufserordentlich übereinstimmt, zu beobachten.
Neben Pinus ornata sind noch eine Reihe anderer fossiler Pinus-
Arten mit unserem Reste vergleichbar:
Pinus Hageni Heer [Flor. tert. Helvet. III, S. 308; Mioc. balt. Flora,
S. 25, Taf. I, Fig. 23—33;
Schimper: Traite de paleont. veget. II, p. 268, t. LXXVI, fig. 12;
Squinabol: Contrib. alla flora fossile dei terreni terziarie della
Liguria III, p. 2, t. XV, fig. 5;
Meschinelli e Squinabol: Flora tertiaria italica, p. 125.]
bietet eine weitgehende Übereinstimmung mit unserem Fossile, nur besitzt
sie etwas gedrungenere Zapfen. Diese Art ist von P. ornata Stbg. sp.
wohl kaum verschieden.
Pinus Ferrerii Massalongo [Flor. foss. Senigall., p. 159, t. V, fig. 30.]
besitzt gleiche, flache Apophysen; die Form des Zapfens ist nicht voll-
ständig erhalten.
Pinus Coquandii Saporta [fitudes sur la veget. du sud-est de la France
ä l’epoque tertiaire I, a, p. 61, pl. III, fig. 5.]
trägt gleichgestaltete Apophysen an allerdings kurzen, eiförmigen Zapfen.
Pinus Plutonis Bailly [Quart. Journ. Geol. Soc., Vol. XXV, p. 360,
pl- XV ;
Gardener: Monograph of the british eocene flora, Vol. II, p. 69,
pl.XV, fig. 1,3,4, 6, 7, 8; pl. XVI, fig. 5—7, 17; pl. XVII; pl.XVIII.J
Die Zapfen dieser Art aus dem älteren Tertiär Englands sind nur um ein
weniges kleiner als unser Rest, mit dem sie im übrigen vollständig über-
einstimmen.
Alle genannten, zum Vergleiche herangezogenen Arten werden von den
Autoren mit der lebenden Pinus halepensis Mill. bezw. mit der von dieser
nur wenig verschiedenen Pinus pyrenaica La Peyr. verglichen, und es
darf angenommen werden, dafs die angeführten tertiären Kiefern unter
einander und mit Pinus ornata in engem Zusammenhänge stehen.
30
Der Typus der lebenden Pinus halepensis erscheint also — nach den
erhaltenen Zapfen zu urteilen — im europäischen Tertiär in verschiedenen
Formen mit geringen Abänderungen vertreten, die im englischen Eocän,
in den Gipsen von Aix, im Miocän des Balticums, Böhmens und Italiens
Reste hinterlassen haben; und im Pliocän Italiens (S. Venanzio in Maranello)
tritt Pinus halepensis selbst auf. (Vergl. Meschinelli e Squinabol: Flora
tert. ital., p. 124.)
Auf genetische Beziehungen zwischen mehreren der vorerwähnten
tertiären Pinus -Arten und Pinus halepensis hat übrigens schon Saporta
[Origine paleontologique des arbres cultives ou utilises par Fhomme, p. 65 fg.]
hingewiesen.
Ob Pinus Cortesii Brongniart [Lit. s. Squinabol: Contrib. alla flora foss.
dei terr. terz. della Liguria III, p. 24;
Meschinelli e Squinabol: Flora tert. ital., p. 126;
Engelhardt und Kinkelin: Abh. Senckenb. Naturf. Ges. XXIX, Heft 3,
S. 284, Taf. XXXVI, Fig. 1, 2.],
die von den Autoren ebenfalls mit Pinus halepensis verglichen wird —
Meschinelli und Squinabol drücken sich vorsichtig ,,P. halepejisi quodammodo
similis“ aus — der lebenden Aleppokiefer in der Tat sehr nahe steht, mufs
ich zur Zeit noch dahingestellt sein lassen, denn nach allen mir bekannten
Abbildungen und Beschreibungen von Pinus Cortesii und der von Geyler
und Kinkelin zu dieser gezogenen Ludwigschen Arten Pinus resinosa und
Pinus Schnittspahni besitzen deren Zapfen sämtlich Schilder, die viel
stärker gewölbt sind als die flachen Apophysen der Pinus halepensis.
3. Pinus uncinoides Gaudin. Taf. II, Fig. 3.
Pinus uncinoides Gaudin et Strozzi: Mem. sur quelques gisements de
feuilles fossiles de la Toscane, p. 28, pl. I, fig. 3;
Schimper: Traite de paleont. veg. II, p. 273;
Heer: Miocene baltische Flora, S. 56, Taf. XIII, Fig. 3 — 13;
Peola: Le conifere terziarie del Piemontese. Boll. della soc. geol.
Ital. Vol. XII, p. 714.
Pinus strobilis pedunculatis, reflexis, ovatis vel conicis; squamarum
apophysi integra, pyramidatim elevata, radiatim striata, acute carinata,
latere superiore magis producto; umbone recurvato, planiusculo, sulco
excavato cincto.
Der Tafel II, Fig. 3 abgebildete Zapfen stammt aus dem plastischen
Tone von Preschen und befindet sich im Besitze des Verfassers; er ist in
einer Länge von 38 mm bei 18 mm gröfster Breite erhalten, von länglich
eiförmiger Gestalt mit schiefansitzendem, kräftigem Stiele.
Die gut ausgeprägten Apophysen sind rhombisch, 7 — 9 mm breit,
5 — 6 mm hoch, pyramidenartig erhöht und von einer scharf vortretenden
Querleiste in zwei ungleiche Hälften geteilt; der stumpfe, rhombische Kabel
ist von einer flachen, ringförmigen Furche umzogen. Die obere Hälfte
der Schuppenschilder ist stärker gewölbt als die untere; der Nabel ist
dadurch etwas zurückgekrümmt, wie die Abbildung an den Randschildern
erkennen läfst.
Bl
Die Oberfläche der Apophysen ist mit radiären Streifen bedeckt;
einzelne Schilder besitzen in der Mitte der unteren Hälfte eine oder
mehrere deutliche Längskanten.
Unser Zapfen stimmt mit den Heer 1. c. beschriebenen Zapfen der
Pinus uncinoides von Rixhöft vollständig überein.
Die Zapfen, die Ludwig aus dem Oligocän der Wetterau unter den
Namen Pinus nodosa und P. repandosquamosa beschrieb [Palaeontogr. VLII,
S. 74, 75, Taf. XIII, Fig. 2; Taf. XIV, Fig. 1], bieten ebenfalls überein-
stimmende Merkmale; diese Arten dürften, wie schon Heer [1. c. S. 57]
angibt, kaum von P. uncinoides zu trennen sein.
Geringere Annäherung besitzt unser Zapfen an:
Pinus Ludivigi Scbimper [Traite de pal. veg. II, p. 266;
Geyler und Kinkelin: Abh. Senck. Nat. Ges. Bd. XV, S. 13, Taf. I,
Fig. 6, 7;
Engelhardt und Kinkelin: Abh. Senck. Nat. Ges. Bd. XXIX, S. 203,
Taf. XXIV, Fig. 9, 10;
Squinabol: Contrib. alla flora foss. dei terr. terz. della Liguria III,
p. 21, t. XV, fig. 3;
= Pinus oviformis Ludwig: Palaeontogr. VIII, S. 76, Taf. XIV,
Fig. 3].
Die Zapfen dieser Art sind kleiner und besitzen flache Apophysen.
Pinus montana Mill. fossilis Geyler und Kinkelin [Abh. Senck. Nat.
Ges. Bd. XV, S. 11, Taf. I, Fig. 3, 4;
Engelhardt und Kinkelin: Abh. Senck. Nat, Ges. Bd. XXIV, S. 207,
Taf. XXIV, Fig. 5; Taf. XXVI, Fig. 8;
= Pinus brevis Ludwig: Palaeont. Bd. V, S. 89, Taf. XIX, Fig. 1].
Diese Art hat Zapfen von gedrungener Form mit stark gewölbten Apo-
physen, deren Nabel nicht zurückgekrümmt ist,
Pinus uncinoides Gaud. ist mit den lebenden Arten P. silvestris L.
und P. montana Mill. verglichen worden; Ettingshausen stellt sie zwischen
beide.
Von den Zapfen der gemeinen Waldkiefer weichen die mir bekannten
Abbildungen von P. uncinoides- Zapfen aber durch die Form der Apo-
physen ab, die bei letzteren eine die Höhe übertreffende Breite besitzen,
wie bei Pinus montana , während die Schuppenschilder der P. silvestris
annähernd gleich breit wie hoch sind (vergl. Engelhardt und Kinkelin 1. c.
S. 201, 202); aufserdem ist der Nabel der Schilder bei P. uncinoides wie
bei P. montana von einem Ringe umgeben. „Die Zurückkrümmung des
Nabels bei P. uncinoides vervollständigt die Übereinstimmung dieser Art
mit P. montana Mill. und zwar mit deren var. uncinata.
Nachdem das fossile Auftreten der Pinus montana — und zwar mit
Zapfen, die der var . pumilio entsprechen — in der Wetterau, der Schweiz,
Siebenbürgen, England und Norddeutschland bekannt geworden (vergl.
Engelhardt und Kinkelin 1. c. S. 201), erfährt das Verbreitungsgebiet der
Bergkiefer während der jüngeren Tertiärperiode eine Erweiterung durch
die Feststellung einer ihrer var. uncinata entsprechenden Form im baltischen
und nordböhmischen Miocän und im Pliocän Italiens.
32
Abbildungen Taf. II.
Fig. 1. Pinus macrostrobilina nov. sp. Zapfen aus dem Quadersand-
steine von Tyssa. [Museum zu Teplitz.]
Fig. la, b. einzelne Schuppenschilder.
Fig. 2. Pinus ornata Sternbg. sp. Zapfen aus dem Braunkohlensand-
steine von Kosten. [Museum zu Teplitz.]
Fig. 3. Pinus uncinoides Gaud. Zapfen aus dem plastischen Tone von
Preschen. [Sammlung Menzel.]
Y. Europäische Entfernungen.
Von Ernst Kalkowsky.
YV. Deecke hat in seinen Abhandlungen „Ein Grundgesetz . der Ge-
birgsbildung?“ im Neuen Jahrbuch für Mineral, usw. 1908, Bd. I u. II,
auch auf die Beziehungen zwischen den Lagen der Vulkane hingewiesen.
Solche Untersuchungen gehören zunächst in das Bereich der von Agassiz
als geographische Homologien bezeichneten Erscheinungen. Wenn nun
hier der Aufforderung Deeckes gemäfs eine Prüfung seiner Gedankenfolge
von einem besonderen Standpunkte aus mitgeteilt werden soll, so mag es
wohl gut sein, einen Satz aus den „Neuen Problemen der vergleichenden
Erdkunde“ von Oskar Peschei, Leipzig 1870, anzuführen, der in dem
Artikel über geographische Homologien S. 66 schrieb: „Wollte jemand in
solchen, fast pedantischen Wiederholungen nur Neckereien des Zufalls
erblicken, so müfste er überhaupt verzichten, aus Ähnlichkeiten in der
Natur zur Erkenntnis eines ursächlichen Zusammenhanges zu gelangen.“
Wenn man im Verfolg solcher Untersuchungen von der Gleichartigkeit
der Erscheinungen zuerst verblüfft und überrumpelt wird, so dafs man
sich selbst den Vorwurf der Lächerlichkeit zu machen geneigt ist, so
wird man doch bald erfahren, dafs nur die Ungewöhnlichkeit bei der
Verbindung von Gegenständen, die nichts mit einander gemein zu haben
scheinen, und das Bewufstsein unzureichender Erkenntnis zum Kopf-
schütteln veranlafst. Grofse Städte und Vulkane könnte man leicht zu
naheliegenden witzigen Vergleichen verkoppeln, allein in der vorliegenden
Mitteilung liegt mir nichts ferner als Spott und Scherz.
I.
W. Deecke beginnt seine Studien zum Vulkanismus mit dem Nach-
weis, dafs die Entfernung vom Monte Epomeo auf Ischia nach der Insel
Ustica sich in der Lage anderer europäischer vulkanischer Herde wieder-
holt. Fragt man sich, wie er dazu kommt, gerade diese Entfernung
zugrunde zu legen, so wird wohl die Antwort lauten müssen, dafs sich nach
mancherlei tastenden Versuchen eben gerade diese Entfernung als für Unter-
suchungen über die Lage brauchbar erwiesen hat. Warum aber unter allen
vulkanischen Herden in Italien gerade der Lago di Bracciano die Entfernung
Epomeo — Ustica vom Vesuv hat, das ist doch auch eine Frage, die man
stellen darf, da ja noch viele andere vulkanische Herde um den Vesuv
herumliegen. Europa ist ja reich an vulkanischen Herden in der geo-
34
logischen Gegenwart und in dem selbstverständlich mit heranzuziehenden
Tertiär, und da mufs es Punkte geben, die gleichen Abstand von einander
haben. Wirft man auf einen Tisch eine Hand voll Sandkörner, so ist es
eine Aufgabe der Wahrscheinlichkeitsrechnung herauszubekommen, wie
viele davon in gleicher Entfernung von einander liegen werden, und selbst
auch, wie viele auf den Eckpunkten eines Netzwerkes mit den Seiten an
einander stofsender gleichseitiger Dreiecke liegen werden. Und für einen
enger begrenzten Fall wird sich nicht nur eine „Regelmäfsigkeit“, sondern
eine „Gesetzmäfsigkeit“ nach weisen lassen. Die Verteilung der Sand-
körner auf dem Tische wird abhängen von ihrer Menge, ihrer Gröfse, der
Stärke und Richtung des Wurfes usw.; läfst man aber senkrecht auf eine
ganz glatte Fläche eine Anzahl gleichgrofser, gleichmäfsig kugeliger Quarz-
körner fallen, so ist es leicht einzusehen, dafs Gewicht, Fallhöhe, Elastizität
des Quarzes, Ebenheit des Tisches usw. Faktoren sind, die der rechnerischen
Gewinnung eines Gesetzes günstig sein würden.
Bleiben wir aber zunächst bei den gegebenen gleichen Abständen der
vulkanischen Herde von einander, so dürften doch wohl auch andere gleiche
Entfernungen beachtet werden müssen. Zum Beispiel zeigen Rhone, Rhein
und Donau auffällige Knickungen ihres Laufes in die Nordsüd-Richtung,
und die nordsüdlichen Strecken dieser Flüsse sind gleich lang. Die grofsen
Inseln des mittelländischen Meeres Sardinien, Sizilien, Kreta und Kypern
sind annähernd gleich lang. Und auch viele grofse Städte in Europa
haben von einander gleichen Abstand. In den Städten haben wir ja
gleichsam ein Beispiel, dafs sie auf der Fläche von Europa liegen, wie
Sandkörner, die auf einen Tisch gestreut sind. Nimmt man die Ent-
fernung des Vesuvs vom Ätna in den Zirkel, so kann man auf einer
Übersichtskarte von Europa mit dieser Entfernung immer von einer Stadt
zu einer anderen kommen. Soll es sich bei einem solchen Tanz auf der
Karte absichtlich nicht um allzu grofse Genauigkeit handeln, so kann
man etwa folgende Reihe nennen: Dresden, Nürnberg, Triest, Livorno,
Toulon, Barcelona, Alicante (stimmt schlecht), Oran, Algier, Mahon, Sassari,
Rom, Spalato, Belgrad, Budapest, Oppeln, Berlin, Nürnberg, Düsseldorf,
Calais, Cardiff, Brest, le Havre, Antwerpen, Frankfurt a. M., Innsbruck,
Genua, Lyon, Strafsburg, Erfurt, Stettin, Prag, Kassel, Augsburg, Dresden.
Nun aber wolle man beachten, dafs in dieser Reihe weder Krähwinkel
noch Cucugnan aufgezählt worden sind, sondern nur grofse, allbekannte
Städte; dann frage man, warum liegt London von Paris so weit entfernt,
wie der Vesuv vom Ätna? Sind es dieselben Beziehungen, Verhältnisse,
Kräfte, die die vulkanischen Schlote entstehen lassen und die, Gestaltung
des europäischen Festlandes verursachten, von der die Lage der Städte
abhängt?
II.
Von der „Annehmlichkeit der neuen Ausgabe des Stielerschen Atlas,
dafs dort die Hauptkarten der europäischen Länder in gleichem Mafsstabe
gehalten sind“, spricht Deecke. Diese Annehmlichkeit haben aber auch
andere Atlanten, und es erhebt sich die Frage, weshalb können sie diese
Annehmlichkeit darbieten. Doch wohl nur deshalb, weil die europäischen
Länder oder Gebiete vielfach annähernd dieselbe Gröfse haben, ln der
Tat lassen sich auf einer Übersichtskarte von Europa mit einem und
35
demselben Rechteck eine ganze Anzahl von geologisch, geographisch oder
politisch wichtigen Gebieten bedecken; so würde es zum Beispiel leicht
sein, in den Atlanten auch Karten von Meeresteilen mit den Küsten-
gebieten zu geben in demselben Mafsstabe, wie von den politischen Ein-
heiten. In der Gestaltung des zerstückelten Europa kehrt eben ein be-
stimmtes Mals oft wieder, nämlich das der Entfernung vom Kap Creus
bis zum Kap Finisterre in der auffällig geraden Linie von Gebirgs-
erhebungen. Die Entfernung Creus — Finisterre ist gleich den Entfernungen
Creus bis Punta Marroqui bei Gibraltar, Ouessant oder Brest bis Toulon
oder den Hyerischen Inseln, Kap Landsend bis Orkneys, Genua bis Nor-
derney, Fiume bis Rügen, Kap Spartivento bis Como, Vorgebirge Emine
bis Zara, Batum bis Konstantinopel oder bis Odessa u. a. Und das
Kaukasusgebirge hat auch gerade wieder diese Länge. Tritt in den
Umrissen von Europa dieses Mafs hervor, so ist es schon weniger auf-
fällig, dafs die gleiche Entfernung Creus — Finisterre sich wiederfindet
zwischen den Mündungen grofser Flüsse, wie Tejo — Loire, Minho — Seine,
Guadiana — Gironde, Ebro — Po, Loire — Weser, Maas — Weichsel, Po —
Elbe, Elbe — Düna.
Nicht auffällig wird es auch sein, wenn nun wieder dieselbe Ent-
fernung Creus — Finisterre auch zwischen grofsen Städten vorkommt. Die
Siedelungskunde lehrt uns, dafs die Lage der Städte in mannigfaltigster
Weise von Flüssen, Pässen, Gebirgen, Küsten und anderen Verhältnissen
der Erdoberfläche, nicht aber etwa blofs von dem Willen der Menschen
abhängig ist. Grofse Städte weisen von einander die Entfernung Vesuv —
Ätna deshalb auf, weil etwa diese Entfernung proportional ist der Dichte
der Bevölkerung. Für die Entfernung Creus — Finisterre wird aber das
Verhältnis dadurch auffälliger, dafs es gerade die neuen (und alten)
Hauptstädte sind, 'die hier in Frage kommen.
Die folgenden Entfernungen wurden ohne Rücksicht auf die Ab-
plattung der Erde berechnet aus den Positionen der Sternwarten und in
wenigen Fällen nach Bestimmung der Position des Stadtmittelpunktes
durch Ausmessung am Gradnetz auf Blättern in gröfserem Mafsstabe.
Es ist jedoch Europa nur ein so kleines Stück der Oberfläche der Erde,
dafs die kartographische Darstellung auf einem gröfseren Blatte mit keiner
für den vorliegenden Zweck beachtenswerten Verzerrung behaftet ist.
Immerhin mögen die Zahlen der Entfernungen in Kilometern auch dazu
dienen, den Grad der Übereinstimmung zu veranschaulichen; dabei wolle
man nicht aufser Acht lassen, dafs bei der Flächenausdehnung der Städte
ein Unterschied von etwa 10 — 12 km die Gleichheit der Entfernungen der
Städte von einander gar nicht berührt. Die Entfernung Kap Creus bis
Kap Finisterre wurde berechnet zu 1032 km; die folgende Reihe ist nach
zunehmenden Entfernungen angeordnet:
Bern — Kopenhagen 1024
Neapel- — Prag . 1025
Paris — Kopenhagen 1029
Paris — Wien 1031
Warschau — St. Petersburg .... 1031
Bern — Belgrad 1031
London — Prag 1034
Neapel — Bukarest . 1045
36
Rom — Athen 1046
Paris — Madrid 1049
St. Petersburg — Kijew 1051
Wien — Kijew . 1053
Stockholm — Prag 1054
Konstantinopel — Kijew 1056
Madrid — Turin 1061
Kristiania — Warschau 1064
Budapest — Konstantinopel .... 1067
Neapel — Algier 1070
St. Petersburg — Kristiania .... 1086
Das Mittel aus diesen Zahlen beträgt 1048; die kleineren Entfernungen
finden sich mehr in der Mitte von Europa, die gröfseren sind die nach
Orten mehr in der Peripherie. Der Reihe der Hauptstädte schliefsen sich
noch einige andere Paare von grofsen Städten an, allein ihre Anzahl ist
doch nur gering.
Die Entfernung der Hauptstädte von einander mufs andere Ursachen
haben, als die Entfernung sonstiger grofser Städte von einander, die auf
Bevölkerungsdichte zurückgeführt wurde. Nun es scheint, dafs auch hier
der Entfernung zwischen den Hauptstädten eine rein geographische — und
damit also eine geologische — Ursache zugesprochen werden kann; be-
herrscht die Länge Creus — Finisterre die Gestaltung Europas, dann be-
herrscht sie auch die Lage der politischen Mittelpunkte, weil die politischen
Einheiten sich den geographischen anschmiegen.
Hängen geographische Verhältnisse von geologischen ab, woran doch
wohl niemand mehr zweifelt, dann braucht es doch nicht allzu auffällig
zu sein, dafs die Entfernung Creus — Finisterre sich auch zwischen Vul-
kanen in Europa wieder findet: beachtenswert ist die folgende Reihe aber
vielleicht gerade dadurch, dafs sie (mit einer Ausnahme vielleicht) nur
die allerjüngsten Vulkane enthält. Die Entfernung Creus — Finisterre
haben sehr genau
Santorin — V esuv,
Vesuv — Olot,
Vesuv — Le Puy,
Vesuv — Kammerbühl,
Kammerbühl — Agde,
Agde — Pantelleria,
Pantelleria — Methana,
Methana — Albaner Gebirge,
Albaner Gebirge — Laacher See.
Wenn in dieser Weise Beziehungen zwischen den Entfernungen von
Städten von einander und von Vulkanen von einander gesucht worden
sind, so könnte es scheinen, oder es könnte behauptet werden, dafs
Dinge, die nichts mit einander gemein haben, auf einander bezogen
worden sind. Da mag denn doch daran erinnert werden, dafs längst eine
Verbindung von grofsen Städten mit Erdbeben hervorgehoben und von
der Geologie leicht erklärt worden ist. Und hier handelt es sich ja gar
nicht einmal um eine engere Verbindung zwischen Hauptstädten und
Vulkanen, sondern nur um gleiche Abstände bei sonst unregelmäfsiger
Verteilung.
37
III.
Die beiden Mafse Vesuv — Ätna und Creus — Finisterre zeigen sich in
einer bedeutungsvollen Anzahl von Fällen; sie werden eben selbst be-
deutungsvoll dadurch, dafs irgend welche anderen Mafse nicht eine gleiche
Anzahl von Fällen der Übereinstimmung ergeben. Gewifs wird man immer
eine ganz beliebige Entfernung zwischen zwei oder drei Paaren von Städten
wiederfinden können, aber die Seltenheit nimmt ihnen die Bedeutung.
Da ist es denn überraschend zu sehen, dafs es unter den europäischen
Entfernungen noch eine gibt, die an reichem Vorkommen in mehreren
Beziehungen alle anderen übertrifft, zwischen den Vulkanen aber nicht
festgestellt werden kann. Trotz letzterem Verhältnis ist diese Entfernung
im Zusammenhänge mit den hier vorgeführten Betrachtungen wohl wert,
näher behandelt zu werden. Denn verwundert mufs man fragen, was in
aller Welt hat diese Entfernung — die Entfernung Berlins von
St. Petersburg, nach astronomischen Positionen 1323 km — zu tun
mit dem ,,Bau und Bild“ Europas. Sicher haben bei dem Emporkommen
Berlins aus einem armseligen Fischerdorf und bei der Gründung St. Peters-
burgs durch den Ukas eines Zaren Erwägungen über europäische Ent-
fernungen keine Rolle gespielt. Aber andererseits, sind diese Städte wirk-
lich Schöpfungen eines freien Willens?
Ein Kreis um Berlin mit dem Halbmesser von 1323 km trifft folgende
Städte mit den berechneten Entfernungen von Berlin:
St. Petersburg 1323
Galatz 1302
Sofia . 1316
Salerno [für Neapel] 1317
Sassari 1355
Toulouse 1328
Bordeaux 1326
Brest 1342
Dublin 1320
Umeä 1319
Das Mittel aus diesen Zahlen beträgt 1325. Neapel hat mit 1295 km
keine um mehr zu kleine Entfernung, als Sassari zu grofse; letzterer Ort
und das sonst doch an geographisch hervorragender Stelle gelegene kleine
Umeä sind wegen weiterhin folgender Angaben in die Reihe aufgenommen
worden. Überhaupt handelt es sich jedoch hier und in den folgenden
Listen nicht um mathematische Genauigkeit; es ist eben die grofse Zahl
der Städte auffällig, die einen Abstand gleich dem Berlins von St. Peters-
burg haben. Die Entfernungen wurden auch weiter nicht berechnet, da
das Abgreifen mit dem Zirkel auf jeder guten Übersichtskarte die An-
gaben bestätigen wird. Eine Abweichung von 2 bis 3 v. H. kann immer-
hin noch als gute Übereinstimmung gelten.
Auf einem Kreise mit dem Halbmesser Berlin — St. Petersburg liegen
um Galatz:
Messina, Rom, Florenz, Bologna, Verona, Augsburg, Leipzig, Berlin,
Riga, Moskau;
um Sofia:
Tunis, Nizza, Bern, Berlin, Danzig, Königsberg, Taganrog;
38
um Neapel:
Cartagena, Bordeaux, Paris, Brüssel, Berlin, Warschau;
um Sassari:
Cadix, Brest, Amsterdam, Berlin, Breslau, Krakau, Athen;
um Bordeaux:
Berlin, Wien, Neapel, Tunis;
um Brest:
Berlin, Dresden, Florenz, Sassari, Cadix;
um Dublin:
Zaragoza, Oporto, Kristiania, Berlin, Augsburg;
um Umeä:
Moskau, Warschau, Berlin;
um Wien:
Barcelona, Bordeaux, Nantes, Southampton, Hüll, Kristiania, Stock-
holm, Konstantinopel, Athen, Malta, Tunis;
um Rom:
Oran, Madrid, Calais, Amsterdam, Hamburg, Stettin, Thorn,
Warschau, Galatz, Konstantinopel, Herakleion (Knossos) auf Kreta;
um Madrid:
Birmingham, Antwerpen, Lüttich, Karlsruhe, Rom, Tunis;
um Oporto:
Dublin, London, Calais, Genf, Nizza;
um Lyon:
Malta, Gibraltar, Lissabon, Glasgow, Warschau;
um Paris:
Algier, Cordoba, Bergen, Kristiania, Danzig, Warschau, Neapel;
um Calais:
Rom, Oporto, Stockholm, Königsberg, Warschau, Budapest;
um Bergen:
St. Petersburg, Warschau, Stuttgart, Strafsburg, Paris;
um Warschau:
Konstantin opel, Saloniki, Neapel, Rom, Lyon, Paris, Calais,
Bergen, Umeä.
Es sind ferner zu erwähnen die Paare: Edinburg — Stockholm,
Edinburg — München, Edinburg — Prag, London — Valencia, Hüll —
Triest, Triest — Konstantinopel, Triest — Odessa, Lissabon — Marseille,
Brest —Venedig, Turin — Saloniki, Mailand — Bukarest, Florenz— Kopen-
hagen, Brüssel — Stockholm, Stockholm — Budapest, Budapest — Malta,
Moskau — Astrachan, Astrachan — Odessa usw.
Es sind im Vorstehenden 111 „konjugierte Punkte“ angegeben worden;
in den Listen der auf Kreisen gelegenen Orte wiederholen sich manche
Namen mehrfach. Es ist nun aber besonders beachtenswert, dafs auch
Städte um die doppelte Entfernung von einander abstehen, darunter
manche, die sich auf einem Kreise diametral gegenüberliegen, wie Umeä
und Sassari. Es können naturgemäfs nur weniger Punkte mit doppelter
Entfernung aufgezählt werden, da nur die mehr peripherisch gelegenen
in Betracht kommen. Es sind zu nennen die Paare: Lissabon — Warschau,
Oporto — Stockholm, Oporto — Sofia, Madrid — Galatz, Algier — Stockholm,
Algier — Riga, Marseille — Moskau, Dublin — Galatz, Umeä — Sassari, Kri-
stiania — Athen.
39
Und noch verwunderlicher erscheint es, dafs es nun auch Tripel gibt
unter den bereits genannten Städten, die auf den Eckpunkten gleichseitiger
Dreiecke mit der Entfernung Berlin — St. Petersburg liegen; es sind zu
nennen:
Sassari — Brest — Berlin,
Sassari — Brest — Cadix,
Sassari — Athen — Krakau,
Stockholm — Budapest — Calais,
Rom — Warschau — Calais,
Rom — Warschau — Konstantinopel,
Paris — Warschau — Neapel,
Paris — Warschau — Bergen,
Bordeaux — Wien — * Tunis.
Da sich nun überdies Paare von Paaren finden, wie Umeä — Moskau
und Galatz — Moskau, so ergibt es sich, dafs die Lage einiger Städte
durch Kreise um andere bestimmt ist, und dafs ein hexagonales Kreis-
netzwerk in mehrfacher Stellung über die Städte deckbar ist, so dafs
diese auf Mittelpunkten oder auf Kreisbögen liegen, wie dies Deecke für
die Vulkane angegeben hat.
Über die oben angegebenen Städte mit dem Abstande Creus — Finis-
terre läfst sich ein solches Kreisnetzwerk nicht decken: der Grund davon
dürfte einzig und allein darin zu suchen sein, dafs die Zahl der be-
treffenden Punkte zu klein ist. Ein hexagonales Kreisnetzwerk ergibt die
dichteste regelmäfsige Lagerung von Punkten auf der Fläche, und je
kleiner der Halbmesser der Kreise wird, um so mehr Punkte müssen auf
Mittelpunkte oder Kreisbögen fallen.*) Der Halbmesser Berlin — St. Peters-
burg ist im Verhältnis zur Gröfse Europas gerade sehr grofs, und es ist
deshalb leicht einzusehen, dafs nicht alle Städte auf das Kreisnetzwerk
in einer bestimmten Stellung fallen werden. Deecke aber verwendet sehr
enge Netzwerke, wobei sich gute Übereinstimmung für die Lage von
Vulkanen zeigt. Da aber das grofse Netzwerk für Städte, die doch
immerhin, wenn auch nur bis zu einem gewissen Grade, freie Schöpfungen
der Menschen sind, etwas ähnliches ergibt, wie das enge Netzwerk für
Vulkane, so wird man wohl behaupten können, dafs das hexagonale
Kreisnetzwerk nichts für die Verteilung der Vulkane Wesentliches darstellt.
Die Übereinstimmung in der Lage der vulkanischen Herde mit einem
solchen Netzwerk ist und bleibt eine Aufgabe der Wahrscheinlichkeits-
rechnung, nicht der Geologie.
An diesem Ergebnis wird nichts geändert durch folgende Erwägung.
Die Lage grofser Städte ist abhängig von mancherlei „geographischen“
Verhältnissen. Wenn also Städte so oft den Abstand Berlin — St. Peters-
burg aufweisen, so wird dieser Abstand auch eine europäische Entfernung
von allgemeinerer Bedeutung sein. In der Tat finden wir das Mafs wieder
in der Entfernung des Nordkaps von der westlichsten Spitze Norwegens,
in der nordsüdlichen Länge der Ostsee von Haparanda bis Danzig; das
russische Tafelland wird eingeschlossen von dem Kreise um Moskau, Flufs-
mündungen haben von einander diesen Abstand, wie die Paare Donau —
*) Deckt man über Europa ein Kreisnetzwerk mit dem Halbmesser von 1 km,
nun dann fallen alle Städte auf Mittelpunkte.
*
40
Po, Rhein — Ebro, Seine — Weichsel, Oder — Rhone, Elbe — Tiber. Be-
sonders grofs ist dann noch die Zahl der Vorgebirge mit dem gleichen
Abstande: Punta Marroqui — Punta Falcone (Sardinien), S. Vicente —
St. Matthieu , Roca — de la Hague , Finisterre — Küste bei Gt. Yarmonth,
Gata — St. Matthieu, Palos — bei Ancona, la Nao — Passaro, Creus — Glossa
(Albanien), Athos — Teulada (Sardinien), Matapan — Corso, Corso — Jasmund,
Skagen — Landsend, Skagen — Erris Head, Küste bei Gt. Yarmonth — bei
Norrtelge, Carnsore Point — Falsterbo (Südschweden). Die Südspitze der
Krim, das Kap Saritsch, ist 1296 km entfernt vom Kap Matapan : mit der
Entfernung Berlin — St. Petersburg kommt man von Kap Saritsch nach
Matapan, nach der Nord westspitze von Sardinien, nach Kap St. Matthieu
oder der Insel Ouessant, von da nach der Südspitze von Norwegen, weiter
nach einer Nordostspitze von Island, zurück nach der Nordwestspitze von
Irland, nach dem innersten Winkel des Meerbusens von Biscaya, nach
Kap Bon, nach dem Ostende von Kreta und endlich wieder ziemlich genau
zurück nach Kap Saritsch.
Vulkanische Herde mit dem Abstand Berlin — St. Petersburg liefsen
sich zwar ermitteln, die Beispiele sind aber offenbar ebenso bedeutungs-
los wie Dutzende von Paaren hoher Berggipfel, deren Verbindung doch
ganz willkürlich sein würde.
Die im Vorstehenden berücksichtigten europäischen Entfernungen sind
Epomeo — Ustica mit 233 km, Vesuv — Ätna mit 346 km, Creus — Finis-
terre mit 1032 km, Berlin — St. Petersburg mit 1323 km: diese Zahlen
verhalten sich nahezu wie 2:3:9:12 [Äquatorialgrade!]. Das einfache
Verhältnis spricht vielleicht schon allein dafür, dafs diese Entfernungen
eine Rolle spielen in dem Aufbau des kleinen europäischen Stückes der
Erdoberfläche: die Entfernungen je zweier Punkte sind gegeben, ein
Gesetz für die Verteilung der vulkanischen Herde, kleiner und grofser,
läfst sich daraus allein nicht ableiten. Vor 29 Jahren habe ich in einem
Vortrage im Verein für Erdkunde in Leipzig versucht, eine Regelmäfsig-
keit in der Verteilung der Vulkane in Europa von einem anderen Ge-
sichtspunkte aus nachzuweisen; aufser einem kurzen Referat ist jedoch
nichts darüber veröffentlicht worden.
Dresden, den 31. Dezember 1908.
VI. Über einige Zusammenhänge der höheren Mathematik
mit der elementaren.*)
Yon Prof. Dr. A. Witting.
Mit 3 Abbildungen.
Zur Mathematik gibt es keinen Königsweg, das ist ein altes und immer
noch wahres Wort. Daher ist die Aufgabe, Laien einen Begriff des Wesens
der Mathematik zu geben, streng genommen, unlösbar, d. h. jeder Versuch,
dies zu tun, wird nur mehr oder weniger unvollständig und unbefriedigend
bleiben müssen. Andrerseits erscheint es sowohl verlockend für den Mathe-
matiker als auch vielleicht nicht ganz unnützlich für gebildete Laien, solchen
Versuch zu wagen. Das gekennzeichnete Problem kann offenbar auf mehr-
fache Weise in Angriff genommen werden. Einmal kann man dem histo-
rischen Gang der Entwickelung der Mathematik nachspüren und zeigen,
wie sich bei verschiedenen Kulturvölkern im Einklang mit dem Wachstum
der geistigen und materiellen Bedürfnisse neben den anderen Wissenschaften
und Künsten die Mathematik entwickelt hat. Nach dieser Richtung hin
ist die Darstellung der Entwickelung der Mathematik neuerdings in dem
Sammelwerke „Schaffen und Schauen“, das bei Teubner erschienen ist,
erfolgt. Dann aber kann man auch einen kurzen Überblick über die
Entwickelung der Mathematik und über ihre Bedeutung in einer für Laien
einigermafsen fafslichen Weise dadurch zu geben versuchen, dafs man
überall an bekannte Dinge anknüpft und zeigt, wie sich schon im mathe-
matischen Elementarunterrichte Keime zu mannigfaltigen wichtigen Er-
weiterungen vorfinden. Aus diesem Grunde wurde auch als Thema des
heutigen Vortrages formuliert: Über einige Zusammenhänge der höheren
Mathematik mit der elementaren.
Wenn schon gesagt war, dafs an Bekanntes angeknüpft werden sollte,
so mufs zur Kennzeichnung unseres Ausgangspunktes sofort bemerkt werden,
dafs die sogenannte Elementarmathematik, wie sie auf unseren höheren
Schulen gelehrt wird, als im wesentlichen bekannt vorausgesetzt werden
soll. Eine genauere Ausführung verbietet die Beschränktheit der Zeit,
nur der Hinweis mag genügen, dafs ja auch die sogenannte Elementar-
mathematik das Ergebnis einer Jahrtausende alten Entwickelung ist, bei
der jeder neue Gedanke die Arbeit von Generationen enthält. Versuchen
wir demnach einige solcher neuer Gedanken, die für den Fortschritt der
Wissenschaft Bedeutung erlangt haben, zu erkennen.
*) Vortrag in der Hauptversammlung der naturwissensch. Ges. Isis in Dresden am
17. Dezember 1908.
42
Die Zahlenlehre beginnt zunächst mit den ganzen Zahlen und an
ihnen werden die vier Grundrechnungsarten: die Addition, Subtraktion,
Multiplikation und Division gelehrt und eingeübt. Dann wird es nötig,
die Rechenoperationen durch Einführung neuer Zahlenarten in allen Fällen
ausführbar zu machen. Aus den zunächst nur vorhandenen positiven
ganzen Zahlen entstehen die gemeinen Brüche durch Division, die nega-
tiven Zahlen werden durch die Subtraktion veranlafst. So wie man aus
der Summe gleicher Glieder den Begriff des Produkts bildet, so sieht
man sich später genötigt, das häufig vorkommende Produkt gleicher
Faktoren als Potenz zu definieren und damit eine neue Operation, das
Potenzieren, einzuführen. Man erkennt dann weiter, dafs, während Addi-
tion und Multiplikation nur je eine Umkehrung, die Subtraktion und die
Division, zulassen, die Potenzierung zwei Umkehrungen ergibt, das Radi-
zieren und das Logarithmieren. Auch hier mufs man neue Zahlenarten
einführen, wenn man diese Umkehrungen allgemein ausführbar machen
will. Das einfachste Beispiel ist bekanntlich die Umkehrung des Qua-
drierens. Wir bedienen uns zu dieser kurzen Klarlegung allgemeiner Zahlen,
die durch Buchstaben dargestellt werden, und weisen dabei nur kurz darauf
hin, dafs durch die Einführung von Buchstaben eines der gewaltigsten
Hilfsmittel der Mathematik zugeführt worden ist — nebenbei bemerkt in
gewissem Sinne die einzige, allgemein anerkannte Weltsprache. Die Be-
deutung der Buchstabenrechnung beruht vor allem darauf, dafs die Er-
gebnisse der Rechnung allgemein gültig sind, d. h. dafs man in eine fertige
Formel, die die Antwort auf eine vorgelegte Frage enthält, beliebige
Zahlenwerte einsetzen kann, ohne jedesmal von neuem wieder dieselbe
gedankliche Arbeit zu leisten, die eben schon bei der Entwickelung der
Formel aufgewendet wurde. Ist also in der Gleichung y — x 1 die Gröfse y
gegeben und soll x berechnet werden, so drückt man diese Forderung
unter Benutzung eines neuen Symbols durch die Gleichung x = y/y aus.
Für den Fall, dafs y das Quadrat einer ganzen oder gebrochenen Zahl
ist, kann man eine Rechenvorschrift, einen Algorithmus angeben, der die
Bestimmung dieser Zahl ermöglicht. Man merkt aber bald, dafs wenn y
eine beliebige positive Zahl ist, der Algorithmus kein Ende hat und kann
leicht beweisen, dafs der entstehende unendliche Dezimalbruch nichtperiodisch
ist. So wird die Berechnung von x nur mit „ beliebiger Annäherung“
möglich ; man nennt den nicht durch die bisherigen Zahlen darstellbaren
Wert der Quadratwurzel eine irrationale Zahl und bezeichnet die bis-
herigen Zahlen zum Unterschiede davon als rationale Zahlen. Ist aber
y eine negative Zahl, so erfordert die Lösung der Aufgabe abermals die
Einführung einer neuen Zahlenart, der imaginären Zahlen, während
man die rationalen und irrationalen Zahlen reelle Zahlen nennt. (Es
ist wohl unnötig hier genauer darauf einzugehen, dafs diese Namen so
mifsverständlich wie möglich sind, dafs die positiven ganzen Zahlen genau
so abstrakte Begriffe vorstellen, wie die imaginären Zahlen.) Die Rechnung
mit imaginären Zahlen führt sofort auf die komplexe Zahl, die Summe
einer reellen und einer imaginären Zahl. Man kann nun erstens zeigen,
dafs die Quadratwurzel aus einer irrationalen Zahl wieder eine irrationale
Zahl ist und zweitens, dafs auch die Quadratwurzel aus einer komplexen
Zahl eine komplexe Zahl ergibt. Ferner aber ist es wesentlich, dafs auch
n
die Umkehrung der Gleichung y = x n , nämlich x = yjy nicht zu neuen
43
Zahlen führt. Die bis jetzt genannten Zahlen bilden allen besprochenen
Operationen gegenüber einen in sich geschlossenen Bereich von Gröfsen.
Eine andere Frage ist freilich die nach der wirklichen Ausführung der
Operationen, nach der vollständigen Auflösung solcher Aufgaben, und dazu
bedarf man neuer Hilfsmittel, deren Besprechung hier unerläfslich ist.
So wie man zur Berechnung der Quadratwurzel aus einer positiven
reellen Zahl einen Algorithmus angeben kann, so kann man auch für
dritte und höhere Wurzeln Rechenverfahren ersinnen, nur werden diese
Algorithmen immer komplizierter, ihre Anwendung immer zeitraubender.
Man könnte daran denken, für jede dieser Wurzeln eine Tabelle zu be-
rechnen, aus der sowohl die betreffende Potenz, als auch die Wurzel mit
einer gewissen Genauigkeit abzulesen wäre. Bekanntlich hat sich aber
gezeigt, dafs man mit einer einzigen Tabelle für alle Wurzeln auskommt,
mit der Logarithmentafel, die in ihrer gewöhnlichen Form auf der Um-
kehrung der Gleichung y — 1(U beruht. Allerdings setzt dies eine Er-
weiterung des Begriffs der Potenz voraus, die im wesentlichen von Newton
herrührt, die Definition einer Potenz mit negativem ganzen, mit gebrochenem
und mit irrationalem Exponenten. Jede reelle positive Zahl y läfst sich
dann als Potenz von 10 darstellen; der Exponent x heifst der Logarith-
mus des Numerus y zur Grundzahl 10, der dekadische oder gemeine
Logarithmus von y ... . x = log y und man kann eine Tabelle herstellen,
aus der man mit gewisser Annäherung zu jeder reellen positiven Zahl den
Logarithmus und zu jedem positiven oder negativen reellen Logarithmus
den Numerus bestimmen kann. Aus den elementaren Sätzen über Potenz-
rechnung folgt dann, dafs der Logarithmus des Produkts oder Quotienten
zweier Zahlen gleich der Summe oder Differenz ihrer Logarithmen, der
Logarithmus der n - ten Potenz einer Zahl das w-fache ihres Logarithmus
ist; n kann dabei eine beliebige reelle Zahl sein, sodafs das Problem der
angenäherten Wurzelberechnung für reelle positive Radikanden erledigt
scheint.
Eine wesentlich neue Fragestellung drängt sich aber auf, wenn man
beachtet, dafs jede Quadratwurzel zwei Werte hat, die entgegengesetzt
gleich sind; so führt die Gleichung x 2 = 1 auf die Werte + 1 und — 1.
Wie steht es nun mit der Gleichung x n — 1, unter n eine positive ganze
Zahl verstanden? Eine allgemeine und kurze Antwort auf diese Frage
läfst sich nur unter Einführung neuer Symbole geben, deren Ursprung
auf ganz anderem Gebiete liegt. Bevor wir aber auf diese Dinge eiri-
gehen, ist es unbedingt erforderlich, zweierlei zu besprechen, was grofse
Gebiete der Mathematik anschaulich und lebensvoll macht, die Funktion
und die graphische Darstellung, eine Anschauungsweise und eine
Methode, die nicht früh genug im elementaren Unterrichte eingeführt
werden können.
Schon im allerersten Rechenunterrichte tritt eine Gattung von Auf-
gaben auf, die Dreisatzaufgaben (Regel de tri, Schlufsrechnung), bei denen
die Abhängigkeit einer Gröfse von einer anderen betrachtet werden mufs.
Damit sind zwei neue und wichtige Begriffe verbunden, der Begriff der
veränderlichen Zahl und der Begriff der funktionalen Abhängig-
keit. Ihre Wichtigkeit liegt in ihrer Fruchtbarkeit, da sie bei allen
möglichen Fragestellungen auftreten; bei allen möglichen Aufgaben erhält
man erst dann vollen Einblick, wenn man eine oder mehrere der gegebenen
Gröfsen als veränderlich ansieht und die Abhängigkeit anderer von ihnen
44
studiert. Schon die vier Grundrechnungsarten geben zu solchen Betrach-
tungen Anlafs, wenn man y = xYa, y = ax, y = — schreibt, unter a eine
x
feste, unter x eine beliebig veränderliche Zahl versteht und y als Funktion
von x auffafst; setzt man y — x z , so erhält man mehrere Möglichkeiten,
indem man irgend einer der drei Zahlen einen festen Wert beilegt, eine
zweite als beliebig veränderlich und die dritte als die abhängige Ver-
änderliche, als die Funktion betrachtet. Zu gröfserer Klarheit kommen
diese Begriffe aber erst, wenn eine graphische Darstellung die funktionale
Abhängigkeit einer reellen Zahl von einer beliebig veränderlichen andern
reellen Zahl veranschaulicht. Fast ausschliefslich werden dazu zwei
Methoden benutzt. Die eine ist die von Descartes angegebene Methode
rechtwinkliger Koordinaten, bei der z. B. das gerade Verhältnis y = ax
eine durch den Koordinatenursprung gehende Gerade, das umgekehrte
Verhältnis y — — eine gleichseitige Hyperbel als „Diagramm“ ergibt.
x
Die andre ist die Methode der Polarkoordinaten, die weiter unten be-
sprochen werden soll. Eine wesentliche Erweiterung mufste diese Dar-
stellung nach Einführung der komplexen Zahlen erfahren. Eine beliebig
veränderliche Gröfse z = x + iy erfordert ja zu ihrer Darstellung schon
die ganze Ebene; ebenso ist für die abhängige Gröfse Z—X-\-iY eine
ganze Ebene nötig, es schwindet also zunächst die einfache Darstellung
der funktionalen Abhängigkeit durch die Punkte einer Kurve. Jedem
Punkte, jeder Linie, jedem Bereiche der z- Ebene entspricht dann ein
Punkt, eine Linie, ein Bereich der Z- Ebene und um-
Fig. 1. gekehrt — wobei allerdings die bei vielen Funktionen
auftretende Mehrdeutigkeit nicht aufser Acht gelassen
werden darf. Zur bequemeren Veranschaulichung führen
wir nun Polarkoordinaten ein. Dazu müssen wir die
ursprünglich zum Zwecke der Dreiecksberechnung er-
y fundenen W inkelfunktionen sin, cos, tan, cot heran-
— — x — — ziehen. Ihre Untersuchung zeigt zunächst, dafs sie perio-
dische Funktionen sind, was bei ihrer graphischen
Darstellung besonders anschaulich wird. Aus der bei-
stehenden Figur ist unmittelbar ersichtlich, dafs
z = x iy = r (cos cp + i sin (p)
x — r cos (p r = + yjx 2 + y 2
y = r sin (p tan <p = y : x
ist. Soll nun die Funktion z 2 — Z oder z — 'SjZ untersucht werden und
setzt man Z=X-\-iY=R { cos <P + i sin CP), so ergeben sich aus der
leicht zu berechnenden Formel z 2 = r 2 ( cos 2 (p + i sin 2 (p) die Bezieh-
ungen R = r 2 und cP = 2 (p. Erteilt man r einen festen Wert und läfst
( p von 0 bis n (= arc 180°) zunehmen, so hat auch R — r 2 einen festen
Wert und <I> durchläuft die Werte von 0 bis 2 tc. Während also der
Punkt z einen Halbkreis um den Nullpunkt vom Punkte + r der x-Achse
über den Punkt ri der y - Achse bis zum Punkte — r durchläuft, be-
schreibt der Punkt Z in seiner Ebene einen vollen Kreis mit Badius
R — r 2 um den Nullpunkt. Er durchläuft diesen ein zweites Mal, wenn
z den andern Halbkreis von cp = n bis cp — 2 n durchmifst. Da nun r
jeden beliebigen positiven reellen Wert annehmen kann, so erkennt man:
jedem Punkte der Z - Ebene entspricht nicht ein Punkt der Ebene,
45
sondern es entsprechen ihm zwei verschiedene Punkte im selben Abstande
r vom Nullpunkte und mit Argumenten #>, die sich um tc von einander
unterscheiden; die Verbindungslinie zweier solcher Punkte wird also vom
Nullpunkt halbiert. Man betrachtet daher auch die Z- Ebene als aus
zwei auf einander liegenden Blättern bestehend und ordnet dem oberen
Blatte etwa die oberhalb der x- Achse gelegene halbe z- Ebene zu und
dem unteren Blatte die untere Hälfte der £- Ebene.
Diese Betrachtungen erscheinen auf den ersten Augenblick sehr
schwierig und man könnte meinen, dafs eine solche mehrdeutige Be-
ziehung zweier Ebenen etwas dem gewöhnlichen Leben völlig Fernliegendes
sei. Betrachten wir aber einmal die Bewegungen der beiden Zeiger einer
Uhr, so erkennen wir da eine viel kompliziertere Abhängigkeit. Zwölfmal
dreht sich der grofse Zeiger herum, während der kleine Zeiger nur eine
Umdrehung macht. Jeder Stellung des Stundenzeigers entspricht eine einzige
Stellung des Minutenzeigers; aber jeder Stellung dieses letzteren entsprechen
zwölf verschiedene Stellungen des kleinen Zeigers: Wir haben eine ein-
zwölfdeutige Beziehung. Man könnte sich also 13 Zifferblätter über-
einander gelegt denken. Das erste gehört dem kleinen Zeiger an, der auf
ihm die Stunden angibt. Die andern 12 dienen in folgender Weise dem
Minutenzeiger: Um 12 Uhr beginnt er seinen Lauf über das erste Blatt;
hat er den ersten Umlauf vollendet, so schlüpft er auf dem nach XII
gehenden Radius unter das erste Blatt und gelangt so zum zweiten, um
auf diesem seine Drehung auszuführen. Dann kommt das dritte, das vierte
u. s. f. bis zum zwölften daran, und darauf erhebt er sich wieder bis zum
ersten Blatt. Wir haben so für den Minutenzeiger eine sogenannte
12-blättrige Riemannsche Fläche konstruiert.
Von hier aus gelangen wir leicht zur völligen Beantwortung der oben
aufgeworfenen Frage über diejenigen Werte, die der binomischen Gleichung
n- ten Grades genügen, die wir jetzt allgemeiner z n = Z schreiben, wobei
n wieder eine positive ganze Zahl bedeutet. Man erkennt durch dieselben
Betrachtungen wie oben, dafs jedem Werte von Z n verschiedene Werte
von z zugehören, die auf einem Kreise mit Radius r — R n die Ecken
n
eines regelmäfsigen n- Ecks bilden. So hat also y Z n verschiedene Werte
und die Gleichung z n = Z hat für jeden bestimmten Wert von Z n ver-
schiedene Lösungen oder Wurzeln. Setzt man insbesondere Z— 1, so
gibt die Gleichung z n = 1 die sogenannten n- ten Einheits wurzeln
2 kn . . 2 k n
Zu = cos h ^ sm 1
n n
wobei man k der Reihe nach die Werte 0, 1, 2, ... n — 1 beizulegen hat.
In der Elementarmathematik wird nun gezeigt, dafs man jede qua-
dratische Gleichung auf eine binomische Gleichung zurückführen kann,
sodafs also jede quadratische Gleichung zwei Wurzeln hat, die allerdings
auch gelegentlich denselben Wert haben können. Es erhebt sich daher
die Frage, ob auch die allgemeine Gleichung n-ten Grades
z n + a 1 z n ~ 1 + a 2 z n ~ 2 + • • + a n -\Z + a n = 0,
bei der die Koeffizienten a 1 a 2 ... komplexe Zahlen sind, immer n Wurzeln hat.
Das kann nun in der Tat durch Betrachtungen erwiesen werden, die
sich an die oben ausgeführten anschliefsen. Ist hiermit die Auflösbarkeit
einer jeden algebraischen Gleichung bewiesen, so entsteht die weitere
46
Aufgabe, einen Algorithmus zur Berechnung der Wurzeln zu finden. Die
Vermutung liegt nahe, dafs man hier zu w-ten Wurzeln kommen wird. Es
war daher ein grofses Ereignis, als Abel zeigte, dafs die bisher benutzten
Symbole zur Lösung der allgemeinen Gleichungen von höherem als dem
vierten Grade nicht mehr ausreichen, oder genauer gesagt, dafs es keine
aus einer endlichen Anzahl von Wurzeln gebildeten Ausdrücke in den
Koeffizienten einer allgemeinen Gleichung von höherem als dem vierten
Grade geben könne, die der Gleichung genügen. Es ergibt sich daraus
die Forderung, neue Funktionen zu bilden, die jene Aufgabe lösen. Man
wird mithin bei den höheren Gleichungen zu untersuchen haben, auf
welche einfachste Formen sie reduziert werden können und nun die Ab-
hängigkeit der Gröfse z von den Koeffizienten studieren. So zeigt sich,
dafs die allgemeine Gleichung fünften Grades auf eine Form gebracht
werden kann, in der nur noch ein einziger unbestimmter Koeffizient vor-
handen ist, sodafs die Wurzeln Funktionen nur einer willkürlichen Gröfse,
eben dieses Koeffizienten sind.
Wir haben oben eine Ebene mit Hilfe der Funktion z* = Z zu
einer andern Ebene in Beziehung gesetzt, indem wir z und Z als Punkte
in je einer dieser Ebenen deuteten. Setzt man allgemein Z = f(z), so
kann man ebenso verfahren. Eine derartige Untersuchung nennt man die
Abbildung einer Ebene auf eine andre Ebene und diese Abbildungen
spielen zunächst in der Funktionen theorie eine gröfse Rolle. Hat man in
der z - Ebene zwei Linien, die sich unter irgend einem Winkel schneiden,
so schneiden sich die Abbildungen in der Z- Ebene unter demselben
Winkel; man nennt solche Abbildungen in den kleinsten Teilen ähn-
lich oder konform. Da nämlich einer Geraden der z - Ebene im all-
gemeinen nicht wieder eine Gerade der Z- Ebene entspricht, so wird ein
geradliniges Dreieck der z - Ebene durch ein krummliniges Dreieck der
if-Ebene abgebildet. Je kleiner man nun die Seiten des geradlinigen
Dreiecks nimmt, desto mehr wird sich das krummlinige Dreieck dem gerad-
linigen Sehnendreieck in der Z- Ebene nähern, das dann wegen der Über-
einstimmung in den Winkeln jenem ähnlich ist.
Übrigens sind die Abbildungen auch sonst von Nutzen und häufig
verwendet. Schon in der elementaren Geometrie betrachtet man kon-
gruente und insbesondere auch symmetrisch gelegene Figuren; ferner ähn-
liche und insbesondere ähnlich gelegene Figuren. Man braucht sich nur
vorzustellen, dafs sich die Figuren in zwei verschiedenen, auf einander
liegenden Ebenen befinden, um sofort die kongruente oder die ähnliche
Abbildung einer Ebene auf die andre zu haben. Projiziert man eine Ebene,
d. h. die auf ihr liegenden Punkte und Linien durch parallele Strahlen
auf eine zweite sie schneidende Ebene, so erhält man eine affine Ab-
bildung (Beispiel: ebene Schnitte eines Prismas), und läfst man die Strahlen
von einem im Endlichen gelegenen Raumpunkte ausgehen, so ergibt sich
die Perspektive Abbildung (Beispiel: ebene Schnitte einer Pyramide).
Berührt eine Ebene eine Kugel in dem einen Endpunkte eines Durch-
messers, so wird jeder durch den andern Endpunkt gehende Strahl die
Kugel in einem weitern Punkte schneiden und auch mit der Ebene einen
Schnittpunkt haben; man bezeichnet dann den einen Schnittpunkt als das
Bild des andern. Jede Figur auf der Kugel erhält dann ein Bild in der
Ebene. Diese sogenannte stereographische Projektion, die in den kleinsten
Teilen ähnlich ist, findet zur Abbildung von Teilen der Erdkugel in den
47
Atlanten Anwendung, wo überdies noch manche andre Abbildung an-
gewendet wird, auf deren mathematische Theorie einzugehen hier unmög-
lich ist. Man sagt auch, die beiden Flächen seien verwandt und das
Studium der V erwandtschaften kann offenbar sowohl geometrisch , als
auch analytisch oder funktionentheoretisch betrieben werden. Im ersten
Falle wird man z. B. sein Augenmerk darauf richten können, welche
Eigenschaften einer Figur bei der Abbildung _ (Transformation) erhalten
bleiben; so ändern sich beispielsweise bei der Ähnlichkeits-Transformation
weder die Winkel noch die Streckenverhältnisse. Im zweiten Falle wird
man ebenso fragen können , welche analytische Ausdrücke ungeändert
(invariant) bleiben.
Oben war die graphische Darstellung der Funktionen im reellen Ge-
biete nach der Methode der rechtwinkligen Koordinaten erwähnt worden.
Jedem Wertpaare x, y entspricht ein Punkt der Ebene und eine Gleichung
zwischen x und y bestimmt durch die unendlich vielen Wertpaare x, y,
die ihr genügen, eine Kurve. So wird also ein geometrisches Gebilde
analytisch durch eine Gleichung y = f(x) oder <f (x, y) — 0 vollständig
bestimmt. Man kann nun offenbar Gleichungen zwischen x und y an-
setzen und untersuchen, welche Gestalt und Eigenschaften die durch sie
definierten Kurven haben. Aber auch umgekehrt kann man jeder in der
Ebene ausgeführten Konstruktion durch eine analytische Rechnung nach-
folgen und z. B. die Gleichung eines punktweise gezeichneten geometrischen
Ortes aufstellen. Man wird dann weiter geometrisch gefundene Eigen-
schaften der Kurven ebenso in den Eigenschaften ihrer Gleichungen
wiederfinden, wie man auch aus den Ergebnissen von analytischen Rech-
nungen geometrische Sätze erkennen wird. Übrigens ist dies Verfahren
schon beim Elementarunterrichte in der sogenannten algebraischen Analysis
angedeutet. Zwei andre Keime aber, die schon in der elementaren Geo-
metrie vorhanden sind, haben hier eine fruchtbare Weiterentwickelung
gefunden, das Problem der Tangenten und die Inhaltsberechnung. Schon
beim Kreise sollte von Anfang an die Tangente als Grenzlage einer Sekante
betrachtet werden; dann erkennt man das W esentliche der Kurventangente
darin, dafs sie als Verbindungslinie zweier
unendlich benachbarter Kurvenpunkte die Fig. 2.
Richtung der Kurve an einer Stelle an gibt.
Ist a der Winkel, den die Verbindungslinie
zweier Kurvenpunkte P ± und P 2 mit der
x - Achse bildet, so wird tan a gleich der
Ordinatendifferenz dividiert durch die Ab-
szissendifferenz
tan er =
__y 2 — Vi
Xo — X*
Rechnet man diesen Quotienten für
eine gegebene Kurvengleichung aus, so kann
man hierin die Abszissendifferenz immer
kleiner werden lassen, indem man mit x 2
an x ± herangeht; im allgemeinen wird
dann auch die Ordinatendifferenz immer
kleiner und man erhält schliefslich für unendlich kleine Differenzen, also
im Grenzfall, als Grenzwert jenes Differenzenquotienten tan v, wenn man
mit t den Winkel bezeichnet, den die Kurventangente des Punktes P t
48
Fi g. B.
/f
mit der sc-Achse bildet. Aus demselben Grunde erkennt man, dafs für
den Winkel & = 90° — t, den die Kurventangente mit der y - Achse
einschliefst, tan & der Grenzwert der Abszissendifferenz dividiert durch
die Ordinatendifferenz ist, dafs also dieser zweite Grenzwert das Reziprokum
des ersten ist. Diese Grenzwerte nennt man Differentialquotienten und
man versteht, dafs die Konstruktion der Tangente in einem beliebigen
Kurvenpunkte völlig bestimmt ist, wenn man den einen jener beiden
Differentialquotienten berechnen kann. Von hier aus hat die durch
Leibniz begründete Differentialrechnung ihren Ausgang genommen.
Bei der Inhaltsbestimmung des Kreises (und ebenso bei der Berech-
nung des Kreisumfanges) gelingt die Lösung nur dadurch, dafs man eine
Summe von unendlich vielen, unendlich kleinen Gröfsen herstellt. Zur
praktischen Berechnung geht man ja von irgend einer regelmäfsigen Teilung
des Kreises aus und verdoppelt die Anzahl der Teile so oft, bis die ge-
wünschte Annäherung erreicht ist, theoretisch aber mufs man sich diesen
Prozefs unendlich weit fortgesetzt denken. Solche Summen von unendlich
vielen, unendlich kleinen Gröfsen nennt man
Integrale, und die Art ihrer Einführung bei
einer beliebigen Kurve y = f(cc) erkennt man
am besten aus der beistehenden Figur. Die
grundlegende Aufgabe ist, die Fläche zu be-
rechnen, die von einem Kurvenbogen, den
Grenzordinaten und der x -Achse umschlossen
wird. Das betreffende Stück der sc-Achse teilt
man in n gleiche Teile und summiert die zu-
gehörigen Rechtecke. Je gröfser man n werden
läfst, desto näher kommt man an die gesuchte Fläche und für unendlich
grofses n erhält man diese selbst.
So wie sich nun an die Planimetrie die analytische, oben charakteri-
sierte Geometrie der Ebene anschliefst, so erhält die Stereometrie ihre
Weiterführung in der analytischen Geometrie des Raumes. Die Lage eines
Raumpunktes kann ja durch seine Abstände von drei zu einander senk-
rechten Ebenen festgelegt werden. Den Gebilden im Raume entsprechen
dann Gleichungen zwischen drei veränderlichen Gröfsen und umgekehrt
kann man solche Gleichungen durch Raumfiguren anschaulich deuten. Den
geometrischen Konstruktionen und Beziehungen im Raume entsprechen dann
gewisse Rechenoperationen und Gleichungen und umgekehrt. Die Differential-
rechnung bestimmt bei Raumkurven und Flächen Tangentialebenen, Normalen
usw., die Integralrechnung Kurvenlängen, Oberflächen, Rauminhalte. Auch
hierfür finden wir in der Elementarmathematik Ansätze bei der Berech-
nung der Oberflächen von Zylinder, Kegel und Kugel, bei der Inhalts-
bestimmung nach dem Cavalierischen Satze, bei den Guldinschen Regeln.
Um nun Raumgebilde anschaulich zu machen, kann man sie entweder
in wahrer Gröfse nachbilden, Modelle von ihnen herstellen, man kann
zweitens von ihnen nach gewissen, genau bestimmten Regeln Reliefs an-
fertigen oder man kann das dreidimensionale Gebilde durch Projektion in
einer Ebene darstellen. Diese letztere Methode, Raumgebilde in der
Ebene durch Zeichnung anschaulich zu machen, hat zu einer sehr weit-
ausgedehnten Disziplin geführt, zur darstellenden Geometrie, die ja
auch im Schulunterrichte seit langem Fufs gefafst hat. So wie in der
darstellenden Geometrie auf zeichnerischem Wege, meist ohne Rechnung,
49
ebenfalls geometrische Lehrsätze — beispielsweise über Kegelschnitte —
entwickelt werden, so kann man nun überhaupt grundsätzlich auf analytische
Rechnung verzichten und rein geometrisch etwa Kurven punktweise durch
Konstruktion gewinnen, oder durch bewegliche Mechanismen erzeugen und
sie dann untersuchen. Auf solchen Wegen geht die Geometrie der Lage
und die Kinematik.
Wir haben an einzelnen Beispielen zu zeigen versucht, wie sich grofse
Gebiete der sogenannten höheren Mathematik an einzelne Stellen der
Elementarmathematik unmittelbar anschliefsen. Solcher Anschlüsse gibt
es viele weitere und wir dürfen es uns nicht versagen, wenigstens einige noch
in gedrängter Kürze zu erwähnen. Die einfachen Sätze über die Teilbar-
keit der ganzen Zahlen, über Primzahlen führen zu einer grofsen Reihe
von weiteren Fragen über ganze Zahlen, die in der Zahlentheori e ihre
Beantwortung finden, oder noch einer Erledigung harren. Die periodischen
Dezimalbrüche ordnen sich den geometrischen Reihen unter, und diese
bieten den einfachsten Fall dar von Reihen, die sich unter gewissen Be-
dingungen ins Unendliche fortsetzen lassen. So erhalten wir hier einen
Ausblick in die wichtige Theorie der unendlichen Reihen, von denen
eine gewisse Verallgemeinerung der geometrischen Reihe, die Potenzreihe,
von besonderem Einflüsse auf die Funktionentheorie und auf die Zahlen-
theorie geworden ist. In der Trigonometrie wird die Periodizität der
Funktionen sin, cos, tan, cot bewiesen. Man kann nun überhaupt nach
periodischen Funktionen fragen; gibt es noch mehr mit solcher oder anderer
Periodizität, gibt es Funktionen mit mehr als einer Periode usw.
Wenn in der Mathematik ein Lehrsatz aufgestellt wird, so mufs er
bewiesen werden, d. h. es mufs gezeigt werden, dafs er auf Grund der
vorher aufgestellten Definitionen und früher bewiesener, einfacher Lehr-
sätze richtig ist. Bei solchem Verfahren geht man also rückwärts, und
es ist klar, dafs man schliefslich auf gewisse einfachste Sätze, Grund-
sätze oder Axiome, stöfst, die von vornherein als richtig und als ge-
geben betrachtet werden müssen. Diese Grundlagen einer mathematischen
Disziplin sind nun namentlich neuerdings ganz besonders untersucht worden
und dabei hat sich z. B. für die Geometrie ergeben, dafs man neben dem
von Euklid aufgestellten System von Axiomen noch auf mehrfache Weise
andere vollständige und in sich widerspruchsfreie Systeme von Axiomen
aufstellen kann, auf Grund deren der folgerichtige Aufbau von anderen
Geometrien möglich ist.
Betrachten wir nun, worauf die von allen Seiten zugestandene un-
geheuere Bedeutung der Mathematik beruht. Zunächt wird man antworten
müssen, dafs überall da, wo es sich um Messen und Zählen handelt,
Gebiete der Mathematik berührt werden; aus solchen praktischen Bedürf-
nissen heraus hat sich ja die Mathematik bei den Alten entwickelt. Ins-
besondere sind zwei Wissenschaftsgebiete der Mathematik benachbart,
die Physik und die Technik im weitesten Sinne; von diesen dreien ver-
dankt jede den beiden anderen aufsei ordentlich viel. Schon in älteren
Zeiten war es gelungen in einem Teile der Physik, in der Statik, Gesetze
in mathematischer Form aufzustellen, also Gleichungen (oder wenigstens
Proportionen) zu finden, die die Abhängigkeit veränderlicher Gröfsen unter-
einander festlegen (z. B. Gleichgewichtsbedingungen, Archimedisches Prinzip).
50
Aber erst der Vater der Physik, Galilei führte auch die Zeit als variable
Gröfse in die Gesetze der Physik ein und ermöglichte eine mathematische
Formulierung und Untersuchung von gesetzmäfsigen Bewegungen. Newtons
Scharfsinn erweiterte das Anwendungsgebiet so wesentlich, dafs von ihm an
erst von einer mathematischen Physik gesprochen werden kann. Die gleich-
zeitig und nach ihm lebenden grofsen Mathematiker des 17. und 18. Jahr-
hunderts haben teilweise erhebliches in der Anwendung der Mathematik
auf physikalische und technische Probleme geleistet. Aber erst im 19. Jahr-
hundert erkannte man klarer, dafs überall in der Physik, wie in der
Technik (ja auch noch in anderen Wissenschaften) der Begriff der Funktion
die ausschlaggebende Rolle spielt und dafs daher überall die von der
Mathematik bereit gestellten Methoden zur Untersuchung der Funktionen,
die analytische und die graphische, anwendbar seien. — Es ist vielleicht
nicht überflüssig zu betonen, dafs die funktionale Abhängigkeit einer
Variabein von einer anderen bei einem physikalischen Gesetze nicht not-
wendig auch eine causale zu sein braucht; man denke nur an die Fall-
gesetze! — In der analytischen Mechanik tritt der Begriff Prinzip in
dreierlei Bedeutung auf, als Axiom, als allgemeiner Lehrsatz, den man
benutzt, um daraus andere Sätze abzuleiten, und endlich als allgemeine
Methode oder Regel, um die Differentialgleichungen der Bewegung auf-
zulösen. Stellt man den Weg eines bewegten Punktes als Funktion der
Zeit dar, so wird die Geschwindigkeit der erste Differentialquotient des
Weges nach der Zeit und die Beschleunigung wird gleich dem zweiten
Differentialquotienten, wie man leicht zeigen kann. Da man nun seit
Newton die Kraft als Produkt aus Masse und Beschleunigung definiert, so
erkennt man, dafs bei gegebener Kraft eine Gleichung für jenen zweiten
Differentialquotienten vorliegt, deren Lösung ein rein mathematisches
Problem ist. Auf solche Differentialgleichungen führen nun fast alle physi-
kalischen Fragen, zumal wenn es sich um Bewegungsvorgänge handelt, in
der Akustik, Optik, Elektrodynamik ebenso wie in der Astronomie bei der
Bewegung der Planeten um die Sonne. — Eine sehr wesentliche Unter-
suchung besonderer Art ist es, bei einem beobachteten Naturvorgang das
Gesetz zu finden, nach dem die beobachteten und gemessenen Gröfsen
Zusammenhängen. Häufig wird man hier zunächst graphisch Vorgehen;
indem man alle bei der zu studierenden Naturerscheinung vorkommenden
Gröfsen bis auf zwei unverändert läfst, die eine dieser Gröfsen willkürlich
variiert und die dadurch bedingte Veränderung der andern mifst, erhält
man zunächst eine Tabelle, die nach der Koordinaten-Methode einzelne
„Punkte“ der Zeichenebene liefert. Beachtet man dabei die Beobachtungs-
fehler, so sind jene „Punkte“ mathematisch als Rechtecke aufzufassen
und durch Verbindung dieser „Punkte“ erhält man statt einer wirklichen
Kurve zunächst ein Streifenpolygon, sodafs also zunächst jede Kurve,
die innerhalb der Streifen des Polygons verläuft, die Beobachtung wieder-
gibt. Man wird nun, wenn man keinen theoretischen Ansatz für die
mathematische Behandlung der Naturerscheinung hat, eine möglichst ein-
fache Kurvengleichung auswählen, die möglichst wenig konstante Gröfsen
aufweist; y = a x n + 5, y — a log x + b mögen als Beispiele dienen. Ist
eine Naturerscheinung vollständig neu, so wird es also gelegentlich auf
ein glückliches Probieren ankommen. Sowie aber eine Kurvenform mit
ihrer Gleichung das Beobachtungsmaterial deckt, hat man durch die
Gleichung einen theoretischen Ansatz, der verfolgt werden mufs und dessen
51
mathematische Folgerungen wiederum experimentell auf ihre Zulässigkeit
zu prüfen sind. Die einfachsten Folgerungen bestehen in den Inter-
polationen und den Extrapolationen; bei jenen werden Zwischenwerte,
bei diesen Aufsenwerte nach der angenommenen Kurvengleichung berechnet
und dann experimentell geprüft. Die Geschichte der Physik namentlich
in den letzten Jahrzehnten ist reich an höchst interessanten Beispielen
für solche Untersuchungen. Vielfach wird es auch nötig sein, aus einer
grofsen Menge von beobachteten Werten den besten, d. h. wahrscheinlichsten
Mittelwert zu ermitteln. Im einfachsten Falle ist dies das arithmetische
Mittel; sind aber die Fehler der einzelnen Beobachtungen nicht gleich-
wertig, so führt die Untersuchung zu der von Gaufs begründeten Methode
der kleinsten Quadrate. So erkennt man, dafs in der Tat die Mathe-
matik ein unentbehrliches Hilfsmittel bei der Behandlung physikalischer
und technischer Probleme ist, und wenn es gelegentlich scheint, als ob auf
irgend einem Gebiete der Technik das mathematische Bedürfnis gestillt
sei, so bedarf es nur des Auftauchens eines neuartigen Problems, um von
neuem zu bestätigen, dafs auch zu seiner Bewältigung die mathematischen
Methoden schon vorhanden sind, oder um zu veranlassen, dafs neue Methoden
ersonnen werden, durch die das Problem abschliefsend erledigt werden kann.
YII. Über die neue „Monographie der Gattung Potentilla“.
Von Dr. Theodor Wolf.*)
Mit 1 Abbildung.
Das zu besprechende Werk zerfällt in einen allgemeinen und einen
speziellen Teil. Der erste behandelt nach einem einleitenden Abschnitt in
acht folgenden die Geschichte und Literatur, die Begrenzung und Definition,
die morphologischen und biologischen Verhältnisse der Gattung, ihre
geographische Verbreitung in Verbindung mit phylogenetischen Betrach-
tungen, die Ansichten des Verfassers über Artbegriff, Wertstufen (Rasse,
Varietät, Form), Nomenklatur, Synonymik, Zitate usw., ferner einige Winke
für das Studium und Bestimmen der Potentillen, und endlich die Gliederung
der Gattung in natürliche Sektionen, Subsektionen und Gruppen, sowie
einen ausführlichen Schlüssel zur Bestimmung dieser verschiedenwertigen
Verbände.
Der zweite, spezielle Teil des Werkes enthält die Beschreibung der
Arten derart, dafs der Reihe nach zunächst jede der schon im ersten Teil
kurz diagnostizierten Gruppen noch etwas eingehender besprochen, mit
den nächstverwandten Gruppen verglichen, und ihre geographische Ver-
breitung angegeben wird, worauf dann ein kurzer Bestimmungschlüssel
für die ihr angehörenden Arten, und schliefslich die eingehende Behand-
lung jeder Gruppenangehörigen und ihres Formenkreises folgt. Die Be-
stimmungschlüssel — im ersten Teil auch die für die Sektionen, Sub-
sektionen und Gruppen — sowie die sehr ausführlichen Diagnosen der
Spezies, Varietäten, zum Teil auch der Formen und Bastarde, sind aus
begreiflichen Opportunitätsrücksichten in lateinischer Sprache abgefafst.
Einen Anhang zum zweiten Teil bildet die systematische Zusammen-
stellung der Gruppen, Arten, Varietäten und Formen der Gattung Potentüla,
soweit sie bis jetzt bekannt und hier abgehandelt sind. Diese Zusammen-
stellung kann auch als Herbar- Katalog zum Ordnen gröfserer Potentillen-
Sammlungen dienen. Ebenso willkommen dürfte dem Potentillenfreund
das umfangreiche alphabetische Register sein, weil es viele Synonyme und
halbverschollene Namen mit Angabe ihrer Bedeutung enthält, welche sonst
*) Nach dem Selbstreferat , welches der Verfasser in der Versammlung der bota-
nischen Sektion der Isis am 19. November 1908, nach Vorlegen seines Werkes durch
den Vorsitzenden und auf dessen Anregung gegeben hat. — Die Monographie erschien
als XVI. Band der von Professor Dr. Ohr. Luerssen herausgegebenen „Bibliotheca botanica a
und umfafst VIII, 715 Seiten Text, 2 Verbreitungskarten, 20 Tafeln und mehrere Figuren
im Text.
53
im Text des Werkes nicht aufgeführt wurden, um diesen nicht mit einem
zu grofsen, meist überflüssigen Ballast zu beschweren.
Die Potentillen haben bekanntlich den Botanikern von jeher viel zu
schaffen gemacht. „Admodum obscuri sunt Botanici in historia Penta-
phyllorum“ klagte schon der alte J. Ray in seiner Historia plantarum vor
mehr als 220 Jahren, obwohl man zu seiner Zeit erst 15 bis 20 Arten
unterschied, und diese Klage über die Schwierigkeit der Unterscheidung
und Bestimmung der Potentillen wiederholte sich bis auf die neueste Zeit
immer lauter, je mehr Arten und Formen im Laufe der Zeit entdeckt
wurden, und je weniger sich diese nach den alten Systemen oder vielmehr
„Bestimmungschlüsseln“ unterbringen liefsen. Noch Linne beschrieb in
der ersten Ausgabe seiner „Species plantarum“ (1753) nur 26 Potentillen-
Arten (mit Einschlufs von 4, welche er in andere Gattungen versetzt hatte),
heute unterscheiden wir aber über 300 gute Arten und eine Unzahl von
Varietäten und Formen, welche grofsenteils von manchen Floristen eben-
falls als Spezies aufgefafst wurden.
Die jüngst erschienene neue Monographie der Gattung verfolgt nun
den Zweck, alle heutzutag bekannten Potentillen der ganzen Erde auf
ihren systematischen Wert — ob Spezies, Rasse, Varietät oder nur leichte
Spielform — zu prüfen, und die Spezies und Formen nach ihren natür-
lichen Verwandtschaften an- und unterzuordnen, also die Aufstellung
eines natürlichen, so weit als möglich phylogenetischen Systems.
Ein solches System, welches alle Arten der Erde umfafst und verhältnis-
mäfsig leicht zu bestimmen gestattet, fehlte bis jetzt; denn die älteren
monographischen Bearbeitungen der Gattung (von Nestler 1816, Lehmann
1820 und Trattinnick 1824) mit ihren unvollkommenen Bestimmung-
schlüsseln können keinen Anspruch auf den Namen eines Systems, d. h.
einer rationellen Gliederung der Gattung erheben, und selbst der letzte
Versuch zu einer solchen, welchen Lehmann vor 52 Jahren in seiner
„Revisio Potentillarum“ gemacht hat, ist zum gröfsten Teil mifslungen.
Auch dieses, seinerzeit besonders wegen seiner meist guten Abbildungen
hochgeschätzte Werk ist längst veraltet, nicht nur weil in ihm jetzt gegen
150 seit seinem Erscheinen bekannt gewordene Arten fehlen, sondern weil
sich viele derselben in seinem zumeist auf Aufserlichkeiten und Ober-
flächlichkeiten gegründeten System gar nicht unterbringen liefsen.
In keiner andern artenreichen und polymorphen Gattung der Rosaceen
finden wir eine so grofse Mannigfaltigkeit habituell ganz verschiedener
Formen und Formengruppen, wie bei Potentilla — wie einförmig im
Habitus erscheinen ihr gegenüber z. B. Bosa und Bubus\ — Zur Unter-
scheidung und Anordnung dieser Formen hat man sich zumeist nur, oder
doch hauptsächlich äufserlicher und zum Teil recht unbeständiger Merk-
male bedient, und die in der Beschaffenheit der wichtigsten Organe der
Pflanze liegenden ganz übersehen, oder für nebensächlich gehalten. So
entstanden die fehlerhaftesten Anordnungen und unnatürlichsten „Systeme“:
die nächstverwandten Arten wurden weit von einander getrennt, die hetero-
gensten eng zusammengekoppelt. Man braucht nur an die berühmte Haupt-
einteilung in Pinnatae, Digitatae, Ternatae zu erinnern, an welcher man
fast 100 Jahre lang festhielt. Gerade die Blattform, die sich in ver-
schiedenen weit getrennten Gruppen oft zum Verwechseln ähnlich wieder-
holt, ist das ungeeignetste Einteilungsmotiv, weil es mitunter selbst in
54
einer und derselben Spezies ganz auffallend variiert und zwischen gefiedert
und gefingert schwankt. Bei der Unklarheit und Unsicherheit in der Be-
wertung der Gruppen- und Speziescharaktere trat allmählich eine weit-
gehende Zersplitterung der Arten, dabei aber auch eine vollständige Ver-
wirrung in der Gattung ein, welche jeden wahren Fortschritt in ihrer
Kenntnis hinderte. Diese Verhältnisse wurden im zweiten, die Geschichte
der Literatur der Gattung behandelnden Abschnitt des allgemeinen Teiles
der Monographie ausführlicher geschildert.
Um hierin Wandel zu schaffen, mufste die Reform mit der Aufstellung
eines natürlichen, auf die wichtigsten Organe der Pflanze gegründeten
Systems beginnen. Einige beachtenswerte Versuche, welche in dieser Hin-
sicht gemacht worden sind (so z. B. von A. Gray, Watson, Focke, Rydberg),
konnten nicht oder nur sehr unvollkommen gelingen, solange man ein
System nur auf die beschränkte Anzahl von Arten eines Landes oder
höchstens eines Kontinents gründete und dessen Anwendbarkeit auf alle
Arten der Erde nicht prüfen konnte. Eine solche Prüfung an der Hand
der existierenden Literatur, d. h. mit den bisherigen Diagnosen und Be-
schreibungen der Arten durchzuführen, war nicht möglich, weil dieselben
— von den ältesten bis auf die neuesten — gerade die Hauptorgane, auf
die es ankommt, entweder nicht oder ungenau, nicht selten sogar falsch
angeben. Es war notwendig, alle Arten der Erde durch Autopsie und
eine genaue mikroskopische Untersuchung kennen zu lernen, um sie nach
natürlichen Verwandtschaften gruppieren zu können. Ein so ausgedehntes
Studium, welches bis jetzt noch niemand unternommen hatte, hielt der
Verfasser der neuen Monographie für die erste Vorbedingung zur Auf-
stellung eines rationellen, wirklich natürlichen Systems, aber erst nach
vieljährigen Bemühungen ist es ihm gelungen, das notwendige Unter-
suchungsmaterial aus allen potentillentragenden Ländern zusammen-
zubringen. Die wenigen noch nicht äufzutreibenden, weil höchst seltenen
Arten, hei denen er sich auf fremde, zum Teil recht unvollständige
Beschreibungen verlassen mufste, dürften bei ihrer eventuellen spätem
Untersuchung sein System kaum wesentlich modifizieren, jedenfalls aber
nicht umstofsen können.
Wenn man ohne Rücksicht auf die bisher aufgestellten Systeme oder
Einteilungen alle Potentillen vorurteilsfrei auf ihre gesamten Eigenschaften
— immer mit Voranstellung derer der Hauptorgane — prüft, und die in
dieser Hinsicht sich am nächsten kommenden zusammenstellt, so erhält
man etwa 30 Gruppen (greges), welche sich sehr ungleich zu einander ver-
halten. Manche zeigen schon auf den ersten Blick eine nahe Verwandt-
schaft unter sich und lassen sich unschwer in gröfsere Verbände (Sektionen
oder Subsektionen) zusammenfassen, während andere Gruppen morphologisch
und habituell scheinbar ganz isoliert dastehen. Dazu kommt der beachtens-
werte Umstand, dafs die letzteren arm an Spezies sind und die Spezies
selbst sehr konstant erscheinen, sowie niemals oder höchst selten Bastarde
bilden, die ersteren dagegen meistens eine Reihe nahe verwandter, sehr poly-
morpher Spezies enthalten und stark zur Hybridenbildung neigen. Man
wird kaum fehlgehen, wenn man jene isoliert stehenden Gruppen für die
ältesten, zum Teil schon im Aussterben begriffenen, die polymorphen, unter
sich eng verbundenen Gruppen aber für die jüngsten hält, welche noch
jetzt in voller Entwickelung sich befinden. Alle drei potentillenreichen Kon-
55
tinente (Europa, Asien und Amerika) weisen eklatante Beispiele von paläo-
typen und neotypen Gruppen auf.
Es ist nun auffallend, dafs alle jene meist kleinen, vom Gros des
Potentillen-Heeres schon habituell sehr abweichenden paläotypen Gruppen
behaarte Früchtchen besitzen, während die Früchtchen aller polymorpher
neotyper Gruppen nackt sind. Unter den ersteren sind dann wieder die
auffallendsten und vermutlich allerältesten Formen Sträucher und Halb-
sträucher, die letzteren dagegen sind alle krautig. Es liefsen sich noch
mehrere Punkte anführen, in denen ein merkwürdiger Kontrast zwischen
den ältesten und neuesten Typen hervortritt, und welche die Vermutung
stützen, dafs die Urpotentillen der Tertiärzeit, aus denen sich die Neotypen
der Jetztzeit entwickelt haben, Sträucher und Halbsträucher mit ge-
fiederten Blättern und stark behaarten Früchtchen waren. Als
eine solche Urpotentille, die sich wahrscheinlich ziemlich unverändert aus
der arktischen Tertiärflora herübergerettet hat, kann man die Potentilla
fruticosa ansehen. Mit ihr nennt man allerdings den auffallendsten Typus,
welcher schwer mit den neotypen Arten in Verbindung gebracht werden
könnte, wenn nicht von der langen Brücke, die einst von ihm zu diesen
herüberführte, glücklicherweise einige Pfeiler — ein paar Halbsträucher
Nordamerikas und Nordasiens — stehen geblieben wären, welche durch
ihre Mittelstellung zwischen den Extremen einen genetischen Zusammen-
hang als wahrscheinlich oder wenigstens als möglich erscheinen lassen.
Leider kann man die Unterscheidung zwischen paläotypen und neotypen
Potentillen — mag sie auch in der Theorie richtig sein — , in der Praxis
nicht als oberstes Einteilungsprinzip im System wählen, weil es kein un-
trügliches morphologisches Merkmal gibt, welches ausschliefslich allen Arten
der ersten oder allen der zweiten Klasse zukäme. Wenn auch z. B. alle
behaartfrüchtigen Potentillen paläotyp wären, so dürfte man doch nicht
umgekehrt alle nacktfrüchtigen für neotyp halten, da sich unter ihnen
offenbar auch verschiedene sehr alte Formen befinden; andererseits treten
bei ein paar Arten, welche man aus pflanzengeographischen Gründen für
sehr jung halten mufs, merkwürdige Atavismen, selbst zerstreute Haare
an den Früchtchen. auf. — Auf ein rein phylogenetisches System, bei dessen
Konstruktion so viele Einzelheiten der subjektiven Ansicht oder Vermutung
des Monographen anheimgegeben wären, werden wir vorläufig und viel-
leicht für immer verzichten und uns bei der Gliederung der Gattung an
die greifbaren morphologischen Eigenschaften der Pflanzen halten
müssen, aber an solche, welche uns in der Kenntnis der genetischen Be-
ziehungen der Arten unter sich am meisten fördern und einem natürlichen
phylogenetischen System so viel wie möglich nähern.
Das wichtigste Organ der Pflanze ist das Fruchtblatt (Karpell) und
sein Zubehör. Die Arten, welche in diesem Organ genau übereinstimmen,
stehen sicher auch in einer nahen Verwandtschaft unter sich. Diese Voraus-
setzung bestätigt sich bei den Potentillen aufs beste; denn nach den Eigen-
schaften des Karpells und seines Griffels geordnet, schliefsen sie sich in
Gruppen zusammen, welche meistens — wenn auch nicht immer — in ver-
schiedenen andern mehr oder weniger nebensächlichen Merkmalen ihre
Natürlichkeit zu erkennen geben und daher zum Teil schon von älteren
Botanikern nach solchen Äufserlichkeiten (ohne Berücksichtigung des
Karpells) annähernd richtig empfunden und aufgestellt wurden. Ein paar
56
der auffallendsten Griffelformen sind zwar schon früher hin und wieder
zur Unterscheidung gewisser Arten oder auch einer Gruppe herangezogen
worden, aber meist als untergeordnetes Motiv nebenbei, oder doch ohne
konsequente Anwendung, weil eben eine solche an der Hand eines zu be-
schränkten Untersuchungsmaterials nicht möglich war. Gewöhnlich wurden
die Griffel, wenn überhaupt in den Diagnosen ausnahmsweise die Rede von
ihnen war, mit den vagen Ausdrücken kurz, lang, dünn, dick bezeichnet.
Der Griffel der Potentillen, welcher stets auf der Bauchnaht desKarpells,
aber entweder fast in der Mitte (lateral), oder nahe der Spitze (subterminal),
oder nahe dem Grunde desselben (subbasal) angeheftet ist, tritt in 6 leicht
zu unterscheidenden Typen auf:
1 2 3 4 5 6
Die 6 Grundformen des Griffels in der Gattung Potentilla.
1. keulenförmig (clavaeformis), aus dünnem Grunde sich nach oben
allmählich stark verdickend und eine grofse gelappte, fast trichterförmige,
oder gewölbte Narbe tragend, subbasal oder lateral (Potentillae rhopa-
lostylae);
2 . fadenförmig (filiformis), vom Grunde bis zur Narbe gleichdünn,
meist viel länger als das reife Früchtchen, lateral oder subbasal oder
subterminal (Potentillae nematostylae);
3. spindelförmig (fusiformis), aus dünnem Grunde sich nach der
Mitte zu allmählich stark verdickend und dann wieder ebenso allmählich
gegen die verbreiterte Narbe hin dünn zulaufend, stets subbasal (Poten-
tillae closterostylae);
4. kegelförmig (coniformis), gleich am Grunde mehr oder weniger
stark und oft papillös angeschwollen, dann nach oben bis zur Narbe sich
kegelförmig verjüngend, oder auch aus kurz -knolliger Basis lang faden-
förmig ausgezogen, überhaupt vielgestaltig, aber stets mit angeschwollenem
Grunde, stets subterminal (Potentillae conostylae);
5. nagel förmig (claviculiformis), aus kurz-zugespitztem Grunde mäfsig
und ziemlich gleich dick verlaufend und erst oben unter der verbreiterten
Narbe etwas anschwellend, einem kleinen Drahtstift oder auch dem Ende
einer Rebenranke ähnlich, subterminal (Potentillae gomphostylae);
6. stäbchenförmig (virguliformis), sehr klein und kurz, kaum so lang
oder kürzer als das reife Früchtchen, vom Grunde bis zur Narbe gleich
dünn, lateral (Potentillae leptostylae).
Unsichere Zwischenformen zwischen den sechs aufgeführten Haupttypen,
welche beim Bestimmen der Arten Schwierigkeiten machen könnten, kommen
sehr selten vor; sie erweisen sich dann meistens als einzelne Mifsbildungen
zwischen regelmäfsig gebildeten Griffeln — man mufs daher stets mehrere
Griffel einer Blüte untersuchen — , oder weisen, wenn in gröfserer Zahl
vorhanden, auf Bastarde zwischen Arten verschiedener Sektionen hin.
Es hat sich herausgestellt, dafs sich die zwei ersten Griffeltypen, der
keulenförmige und der fadenförmige, ausschliefslich bei behaartfrüchtigen,
57
die vier übrigen aber ausschliefslich bei nacktfrüchtigen Potentillen finden.
Diese neue Beobachtung bestätigt die Ansicht, dafs die Griffelform im
Entwickelungsgang der Gattung eine bedeutsame Bolle spielt, und beweist
zugleich die Natürlichkeit eines Systems, welches die Potentillen zunächst
in zwei Hauptsektionen teilt: in Trichocarpae und Gymnocarpae.*)
Jene Beobachtung gibt aber auch ein vorzügliches Mittel an die Hand, die
Zugehörigkeit einer Pflanze zu den Trichocarpae mit Sicherheit zu be-
stimmen, wenn deren Früchtchen (im Alter) zufällig verkahlt, oder in ein
paar Fällen (bei P. palustris und P. elatior) ausnahmsweise von Anfang
an kahl sind. Die Definition der zwei Hauptsektionen wird sich demnach
so gestalten: I. Trichocarpae: Früchtchen (mit ein paar Ausnahmen) be-
haart, Griffel stets keulen- oder fadenförmig; II. Gymnocarpae: Früchtchen
kahl, Griffel spindel-, kegel-, nagel-, oder kurzstäbchenförmig.
Während auf den sechs beschriebenen Griffeltypen der Hauptunter-
schied zwischen sechs grofsen Potentillen -Abteilungen beruht, lassen sich
feinere Modifikationen derselben, wie einige in den Figuren 2, 3 und 4 an-
gedeutet sind, vortrefflich zur Unterscheidung gewisser Spezies oder auch
ganzer Speziesgruppen verwenden. Wenn es aber nach dem Gesagten nicht
schwer ist, mit Hilfe der Früchtchen und deren Griffel die Sektion und
Subsektion zu bestimmen, zu welcher eine Potentille gehört, so müssen
zur weiteren Gliederung der Subsektionen in Series und Gruppen, wo eine
solche notwendig ist, aufser den feinem Modifikationen der Griffeltypen
natürlich auch andere Momente herangezogen werden, wie z. B. die wichtigen
Behaarungsverhältnisse, die Wachstumsart der Pflanzen und anderes. Zur
Bestimmung der Gruppen ist im allgemeinen Teil der Monographie ein
sehr ausführlicher Schlüssel ausgearbeitet worden, welcher in den meisten
Fällen rasch zum Ziel führen dürfte. Zudem werden dann im zweiten
Teil die einzelnen Gruppen noch ausführlicher besprochen. Dort befindet
sich auch bei jeder derselben ein Schlüssel für die Bestimmung der zu
ihr gehörenden Spezies. — Ist man einmal bei der richtigen Gruppe an-
gelangt, so hat man nur mehr die Wahl zwischen ein paar bis höchstens
20 Arten in derselben.
Es konnten hier nur die Grundzüge des neuen Systems kurz dargelegt
werden.**) Schon auf die Besprechung und Begründung der Gruppen
mufste verzichtet werden; doch dürfte es dem einen oder anderen Leser
erwünscht sein, wenigstens in einer tabellarischen Übersicht die Anordnung
derselben kennen zu lernen.
Sect. I. Potentillae trichocarpae. (Früchtchen behaart,
Griffel keulen- oder fadenförmig.)
Subsect. A. Rhopalostylae. (Griffel keulenförmig.)
Gruppen : 1. Fruticosae, 2. Bifurcae.
Subsect. B. Nematostylae. (Griffel lang-fadenförmig.)
Ser. a , Svffruticulosae. (Halbsträucher.)
Gruppen : 3. Xylorhizae, 4. Biflorae, 5. Palustres, 6. Triden-
tatae, 7. Eriocarpae.
*) Beiläufig sei bemerkt, dafs diese zwei Sektionen sich durchaus nicht mit den
sogenannten „Leucotricha“ und ,,Atricha“ Zimmeters decken.
**) Soweit sich dieselben bei der Einteilung der mitteleuropäischen Gymnocarpae
anwenden lassen, wurden sie zum erstenmal schon in Ascherson-Graebners Synopsis (1904)
benützt.
58
Ser. b Herbaceae . (Stauden.)
Gruppen: 8. Speciosae, 9. Nitidae, 10. Curvisetae, 11. Crassi-
nerviae, 12. Caulescentes, 13. Fragariastra.
Sect. II. Potentillae gymnocarpae. (Früchtchen nackt,
Griffel spindel-, kegel-, nagel-, oder kurzstäbchenförmig.)
Subsect. A. Closterostylae. (Griffel spindelförmig.)
Gruppe : 14. Rupestres.
Subsect. B. Conostylae. (Griffel kegelförmig.)
Ser . a. Eriotrichae. (Pflanzen aufser schlichten Haaren
auch gekräuselten Wollfilz tragend.)
Gruppen : 15. Multifidae, 16. Graciles, 17. Haematochroae,
18. Niveae, 19. Argenteae, 19a. Collinae.
Ser . b. Orthotrichae • (Pflanzen nur schlichte Haare tragend.)
Gruppen: 20.Tanacetifoliae, 21. Rectae, 22. Rivales, 23.Persicae,
24. Grandiflorae, 25. Chrysanthae, 26. Multijugae, 27. Ra-
nunculoides.
Subsect. C. Gomphostylae. (Griffel nagelförmig.)
Gruppen: 28. Aureae, 29. Fragarioides, 30. Tormentillae.
Subsect. D« Leptostylae. (Griffel kurzstäbchenförmig.)
Gruppe: 31. Anserinae.
Bei der Behandlung der einzelnen Arten im speziellen Teil der Mono-
graphie suchte der Verfasser die möglichste Klarheit und Übersichtlichkeit
zu erzielen, indem er eine zu weit gehende Spaltung in Subspezies, Rassen,
Varietäten, Sub Varietäten, Formen und Unterformen, wie man ihr zuweilen
in modernen floristischen Spezialarbeiten begegnet, vermied, sehr viele un-
nütze oder nichtssagende „Varietäten“ und „Formen“ einfach strich oder
als Synonyme behandelte, den Synonymen- und Zitaten bailast verminderte
oder ins Register verwies usw.; denn nach seiner Ansicht ist ein Monograph,
der sein Werk nicht aus der existierenden, oft so verworrenen Literatur
kompiliert, sondern auf eigene Forschungen gründet, durchaus nicht dazu
verpflichtet, jede wertlose Spezies, Varietät oder Form, die jemals aufgestellt
worden ist, weiter zu berücksichtigen und mitzuschleppen, sondern soll im
Gegenteil bestrebt sein, allen unnötigen, nur Verwirrung schaffenden Wust
aus dem Weg zu räumen und einer vernünftigen vorurteilsfreien Forschung
die Bahn zu ebnen. — In Nomenklaturfragen wurden, soweit immer mög-
lich, die auf dem internationalen Botanikerkongrefs von 1905 aufgestellten
Regeln befolgt; in wenigen Fällen, in denen scheinbar von ihnen ab-
gewichen wurde, sind die Gründe dafür angegeben.
Bei allen seinen Potentillen- Studien hat der Verfasser stets der geo-
graphischen Verbreitung der Arten und Gruppen eine besondere Aufmerk-
samkeit geschenkt und daher derselben schon im allgemeinen Teil der
Monographie einen Abschnitt gewidmet, in welchem er nicht unterlassen
konnte, auch einige phylogenetische Ansichten oder Vermutungen einzuflechten.
Hier können nur einige Resultate dieser pflanzengeographischen Forschung
mitgeteilt werden.
59
Die Potentillen haben eine sehr grofse Verbreitung auf der ganzen
Nordhalbkugel der Erde. Nur ein paar Arten erreichen oder über-
schreiten etwas (auf hohen Gebirgen) den Äquator, und diese sind entweder
identisch mit solchen, welche weiter nordwärts eine weitere Verbreitung
haben, oder etwas modifizierte Rassen oder Varietäten nördlicher Arten.
Jedenfalls hat die Südhalbkugel keinen einzigen besonderen Potentillen-
Typus hervorgebracht. Es wurde versucht, die Verbreitung der Gattung
und einiger interessanter Gruppen derselben auf zwei dem Werke bei-
gegebenen Karten darzustellen.
In Amerika hört der Potentillen-Reichtum in Mexico auf (ein paar
Spezies finden sich noch in Guatemala, eine noch im nördlichen Süd-
amerika, und P. anserina, wohl die einzige Art, welche den Transport
durch salziges Meerwasser lebend aushält, gelangte sogar an die Küsten
von Chile und nach Neuseeland). Australien und Afrika südlich der Sahara
sind frei von Potentillen. In Asien finden sich solche südlich des Wende-
kreises schon recht selten und nur auf hohen Gebirgen. Ihr Haupt-
verbreitungsgebiet liegt zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem
ewigen Eis der Polarregion; nur dieses steckt ihnen eine Grenze gegen
Norden. Nach alledem dürfen wir annehmen, dafs die Gattung Potentilla
nicht auf der Südhalbkugel und vor allem nicht in den heifsen Regionen
der Tropen, sondern im gemäfsigten und kalten Norden entstanden ist
und ihre Hauptentwickelung durchgemacht hat. Das tertiäre Zirkumpolar-
land mag die Heimat der Urpotentijlen gewesen sein, und dort, in der
arktisch -tertiären Flora wird sich wohl die Gattung schon in mehrere
Speziesgruppen gespalten haben, von denen sich einige Reste (Palaeotypen)
bis heute erhalten haben. Als solche sehr alte Gruppen werden wir mit
Recht jene annehmen, welche heutzutag in allen drei nördlichen Kontinenten
(Asien, Europa, Nordamerika) verbreitet sind, z. B. die Fruticosae, Palustres,
Rupestres, Niveae, Anserinae. Man wird kaum annehmen wollen, dafs die
Hauptrepräsentanten dieser Gruppen, welche nach ihnen benannt sind, in
verschiedenen Ländern der Nordhemisphäre unabhängig entstanden seien,
sondern es für wahrscheinlicher halten, dafs sie schon im tertiären Zirkum-
polarland allgemein verbreitet waren und von dort nach allen Richtungen
gegen Süden vordrangen. Ähnlich wird es sich mit ein paar andern kleinen
paläotypen Gruppen verhalten, die man jetzt nur mehr in einem oder in
zwei nördlichen Kontinenten antrifft (z. B. die Bifurcae, Biflorae, Triden-
tatae). Ihre Hauptrepräsentanten sind stellenweise ziemlich weit gegen
Süden vorgedrungen, halten sich aber auch noch im hohen Norden in der
Nähe ihrer Urheimat.
Als die Tertiärzeit zu Ende neigte und die arktisch -tertiäre Flora
infolge veränderter klimatischer Bedingungen teils zugrunde ging, teils
immer weiter nach Süden gedrängt wurde, als zugleich die Kontinente mehr
von einander getrennt wurden, da begann auch für die Potentillen ein
neues Stadium der Weiterentwickelung. Viele alte Arten mögen zugrunde
gegangen sein (einige lebens- und akkommodationsfähigere, wie die oben
genannten, haben sich mit Zähigkeit erhalten), andere haben sich beim
Vordringen in südlichere Gegenden verändert und umgebildet. Gewisse
Gruppen (z. B. die der Multifidae) schlugen jetzt in den drei Kontinenten
verschiedene Richtungen ein, ja es entstanden allmählich ganz neue (neotype)
Gruppen, von denen wir jetzt im hohen Norden keine Spur finden, und von
denen in der Tertiärzeit wahrscheinlich noch kein Repräsentant vorhanden
60
war. Als die zirkumpolare Quelle versiegt war, konnte von dort kein
Nachschub mehr erfolgen, welcher alle drei Kontinente mit der gleichen
Art versorgt hätte; jeder derselben ging seine eigenen Wege, und es ent-
standen spezifisch asiatische, spezifisch europäische, spezifisch amerikanische
Arten und Artengruppen, wobei aus leicht begreiflichen Gründen die
Trennung zwischen der neuen und alten Welt stärker hervortritt, als die
zwischen Asien und Europa.
Spezifisch amerikanisch sind die artenreichen Gruppen der Multijugae,
Ranunculoides und Graciles. — Als schönes Beispiel einer neotypen
Gruppe der alten Welt kann man die Persicae anführen, eine aufser-
ordentlich natürliche, aber bisher ganz verkannte Gruppe, deren Angehörige
z. B. im Lehmannschen System in vier Gruppen untergebracht waren, denen
sie absolut fernstehen. Von den jetzt bekannten 19 Arten sind 15 auf
Persien und das angrenzende Armenien beschränkt und jedenfalls dort
entstanden, zwei den persischen sehr nahestehenden Arten gelangten östlich
nach Turkestan und zwei ebensolche westlich nach Südspanien und Marokko.
— Eine andere, ebenso interessante als schwierige Gruppe ist die der
Rectae, deren Entstehungs- und Hauptverbreitungsgebiet in Südosteuropa,
in den Gegenden um das Schwarze Meer und der Balkanhalbinsel liegt,
wo sie am arten- und formenreichsten, auch in zahlreichen Hybriden auf-
tritt, und von wo sie peripherisch nach allen Richtungen, aber nur in
einzelnen Arten ausstrahlt; gegen Nordwest und Nordost bis nach Zentral-
europa und dem westlichen Asien, jn der P. Detommasii bis nach Unter-
italien, in der P hirta durch die Mittelmeerländer bis Spanien und Por-
tugal, in derselben Art und in der P taurica nach Kleinasien. Diese
Gruppe fehlt vollständig in allen arktischen und subarktischen Gebieten,
in ganz Asien östlich von Turkestan und in Amerika. — Ein sehr ähnliches
Verbreitungsgebiet, wie die Gruppe der Rectae, besitzt die der Argenteae,
einschliefslich der mit ihnen stets assoziierten Collinae, nur liegt das
Yerbreitungszentrum derselben nicht im Südosten, sondern in Zentral-
europa. Von diesem Zentrum aus nimmt z. B. der Hauptrepräsentant der
Gruppe, die P. argentea, nach allen Richtungen hin an Individuen- und
Formenreichtum ab, oder wird gegen die Peripherie hin durch vikarierende
Spezies ersetzt (so durch P dealbata im Altai, durch P. Meyeri in Klein-
asien). Die Gruppe fehlt im höheren Norden, in ganz Asien östlich vom
Altai und in Amerika.
Eine sehr merkwürdige Verbreitung weisen die Trieb ocarpae her-
baceae auf, welche man bisher unter dem Namen Fragariastra zusammen-
gefafst hat, die aber in der Monographie in sechs kleine Gruppen zerlegt
sind: Speciosae, Nitidae, Curvisetae, Crassinerviae, Caulescentes, Fragariastra.
In allen arktischen und subarktischen Regionen, sowie in ganz Amerika
und im gröfsten Teil Asiens findet man keine Spur von ihnen. Mit Aus-
nahme der letzten Gruppe (Fragariastra sensu stricto) sind es Pflanzen der
Hochgebirge, welche sich durch die Mittelmeerländer von Spanien, Süd-
frankreich, Italien, die Alpen- und Balkanländer bis nach Kleinasien,
Armenien und dem Libanon in Syrien hinziehen und in der kleinen Gruppe
der Curvisetae noch über Afghanistan bis zum Himalaya Vordringen. Ohne
Zweifel sind alle Trichocarpae herbaceae nicht nur morphologisch, sondern
auch genetisch unter sich nahe verwandt und in den genannten Ländern
entstanden und zwar — mit Ausnahme der Fragariastra genuina — in
sehr alter Zeit, worauf die jetzige Lokalisierung und Isoliertheit, SeRep-
61
heit und Formenarmut der einzelnen Gruppen und Gruppen -Angehörigen
hinweist. Andererseits haben sie sehr nahe morphologische Beziehungen
zu den Trichocarpae fruticulosae (z. B. zu den Tridentatae), die wir aus
der arktisch -tertiären Flora ableiteten, von denen sie aber jetzt geo-
graphisch weit getrennt sind. Mit Ausnahme der Curvisetae, welche im
Himalaya mit den Eriocarpae und Tridentatae zusammenstofsen, klafft
zwischen den südlichen Herbaceae und den nördlichen Suffruticulosae eine
weite geographische Lücke, welche wir vorläufig nur mit Hilfe der Phan-
tasie ausfüllen können, wenn wir annehmen, dafs schon in sehr alter
(tertiärer) Zeit von Norden her gewisse uns unbekannte Trichocarpae
suffruticulosae sehr weit nach Süden vorgerückt sind und sich auf den
mediterranen Gebirgen umgebildet und in die uns bekannten Trichocarpae
herbaceae differenziert haben. Vielleicht sind erst in posttertiärer Zeit die
letzten Reste der einst von Nord nach Süd führenden Brücke verschwunden.
Die kleine Gruppe der Fragariastra genuina ist offenbar jüngerer
Entstehung als die fünf anderen der Trichocarpae herbaceae, und leitet
sich höchst wahrscheinlich aus einer der letzteren (den Caulescentes?) her.
Sie gehören zwar noch zu den Nematostylae, aber schon die merkliche
Verkürzung des Griffels bei ein paar Arten, sowie die nur am Grunde
spärlich behaarten, sonst aber kahlen Früchte bekunden eine Hinneigung
zu den Gymnocarpae und ihr ganzes Aussehen und Benehmen ist sozusagen
ein modernes. Auf neuere Entstehung weist auch ihre starke Neigung zur
Hybridenbildung unter sich und ihre grofse Verbreitung in zahlreichen
Individuen. Sie begleiten die anderen oben genannten Gruppen der Her-
baceae auf deren ganzem Zuge von Spanien bis nach Persien, beschränken
sich aber nicht auf den Gürtel der hohen Gebirgszüge, deren höchste
Regionen sie meiden, sondern streifen vom Fufs derselben weit gegen
Norden hin über Hügel- und Flachländer, z. B. bis Schottland, Schweden
und Mittelrufsland. Diese weite Verbreitung gegen Norden und Osten
dürften sie erst in jüngster, postglazialer Zeit erlangt haben, in der die
älteren verwandten Gruppen der Trichocarpae herbaceae bereits in ihren
beschränkten Gebieten stabil blieben oder sich im Rückzug und Aussterben
befanden. Die Fragariastra genuina sind die einzige neotype Gruppe der
Trichocarpae, der einzige junge Schöfsling eines morschen, schon ab-
sterbenden Baumes.
In der grofsen Gruppe der Aureae scheint ein Beispiel dafür vor-
zuliegen, dafs eine Gruppe neben sehr alten auch sehr junge Arten um-
fassen kann, dafs also eine arktisch- tertiäre Gruppe in posttertiärer Zeit
und in südlicheren Gegenden eine neue Entwicklungsperiode begann, gleich-
sam zu neuer Energie erwachte, ohne ihre Gruppencharaktere zu ändern.
Man kann bei den Aureae die morphologischen Untergruppen der Frigidae,
Alpestres, Opacae und Vernae unterscheiden; die beiden ersten sind zum
Teil sehr alt, zum Teil jung, die beiden letzten aber sehr neu; jene sind
fast zirkumpolar und zugleich auf südlichen Hochgebirgen Europas und
Asiens verbreitet, diese fehlen in der Arktis und auf den Hochgebirgen,
und beschränken sich auf die Hügel- und Flachländer Europas und West-
asiens, in welchen sie in posttertiärer Zeit höchst wahrscheinlich aus den
älteren alpestres hervorgingen. Diese kurzen Andeutungen durch Ein-
gehen auf die Verbreitung der einzelnen Arten der Aureae weiter aus-
zuführen und zu erhärten, würde zu weit über den Rahmen eines Referats
hinausgehen.
62
Aus den vorstehenden pflanzengeographischen Angaben geht hervor,
dafs die Arten der nach morphologischen Charakteren richtig zusammen-
gestellten Gruppen nicht gesetzlos über die Welt zerstreut sind, sondern
auch durch eine bestimmte geographische Verbreitung zusammengehören,
was nur dadurch erklärt werden kann, dafs sie in einem engen genetischen
Zusammenhang untereinander stehen. Wir können also schliefsen: Wenn
in einer Gruppe morphologische nahe Verwandtschaft der Arten mit einem
gleichen, klar erkannten und leicht zu erklärenden Verbreitungsgebiet der-
selben zusammentrifft, so dürfen wir sicher sein, dafs diese Gruppe auch
phylogenetisch richtig, also natürlich ist. Legt man dieses Axiom als
Mafsstab für die Natürlichkeit der Gruppen an das System in der neuen
Monographie, so wird das Ergebnis der Prüfung im grofsen und ganzen
zu dessen Gunsten ausfallen. Derselbe Mafsstab an die Gruppen der älteren
Potentillensysteme, z. B. des Lehmannschen, angelegt, zeigt sofort die Un-
natürlichkeit derselben auch vom pflanzengeographischen Standpunkt aus.
Das numerische Verhältnis der Potentillen -Arten in den drei nörd-
lichen Kontinenten Europa (mit Nordafrika), Asien und Nordamerika (mit
Grönland) gestaltet sich nach unserer jetzigen Kenntnis der Gattung
folgendermafsen. Es finden sich in
Europa 90, davon in Europa allein . 54
Asien 165, davon in Asien allein . . . 126
Amerika 98, davon in Amerika allein 86
Europa und Asien zugleich 26
Europa und Amerika zugleich ... 0
Asien und Amerika zugleich .... 2
Europa, Asien und Amerika zugleich 11
305 Arten.
VIII. Bereicherungen der Flora Saxonica
in den Jahren 1906 bis 1908.
Von Dr. B. Schorler.
Nephrodium Oreopteris Desv. = Aspidium montanum Aschers. Diesen
Farn führt Domin in seiner Arbeit über das Erzgebirge*) als zweifel-
haft für das Gebirge an. Den sächsischen Floristen ist die Art als
Bürger des Erzgebirges seit langem bekannt. Auch Luerssen schreibt
in seinen „Farnpflanzen“: „Sie ist im höheren Erzgebirge, wenn auch
nicht gemein, so doch stellenweise ziemlich häufig.“ Das gilt besonders
von den Abhängen des Fichtelberges, wo sie oft ganze Bestände bildet.
Aber auch am Keilberge und anderwärts kommt sie vor.
Aspidium Thelypteris Sw. Einen zweiten Standort bei Grofsenhain fand
H. Hofmann 1907 bei Treugeböhla auf.
A. cristatum Sw. Lausitz: Ortrand, an mehreren Teichen bei Kröppen
(Mifsbach).
A. Braunii Spenn. Über das Vorkommen dieses Farns im Elbsandstein-
gebirge teilte mir Herr Mifsbach mit: ,,Er ist im Schleifgrunde und
Uttewalder Grunde wohl sicher verschwunden. Die im Wünsche an-
gegebenen Standorte „Bärenhöhle und Rosenberg“ sind zweifelhaft,
dort habe ich nur A. lobatum Sw. finden können. Im Bärengarten
ist er auch fast verschwunden.“
Struthiopteris germanica Willd. liegt im Herbarium der Flora Saxonica
aus dem Muldenlandterritorium (nach Drude) nur von zwei Stand-
orten in Belegexemplaren vor, die 1892 von Hofmann im Zschopau-
tale bei Waldheim und Kriebstein gesammelt worden sind. Der präch-
tige Farn scheint aber durch das ganze Zschopautal zerstreut zu sein.
Wenigstens teilt mir Professor Dr. Stecher-Chemnitz mit, dafs er ihn
an der Lauenhainer Mühle bei Mittweida, bei Lichtenwalde und weiter
flufsaufwärts bei Erdmannsdorf gefunden habe. Ein neuer Lausitzer
Standort wurde von G. Feurich-Göda entdeckt und mir am 5. Ok-
tober 1908 gezeigt. Er liegt zirka zwei Kilometer südlich von dem
in der Isis -Abhandlung 1905 erwähnten Standort bei Coblenz, nämlich
am Schwarzwasser südlich von Nedaschütz, Sektion Bischofswerda
der topographischen Karte. Der Bach geht hier aus einem kurzen
westlichen Lauf in eine nördliche Richtung über. Der Farn bildet
*) Dom in, K.: Das böhmische Erzgebirge und sein Vorland. Archiv für die uaturw.
Landesdurchforschung von Böhmen. Bd. XII Nr. 5.
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auf beiden Ufern grofse Bestände und fruktifiziert reichlich. Im Elb-
sandsteingebirge fand Mifsbach Standorte auf im Polenztale, Bahra-
tale und an den Schleusen bei Hinterhermsdorf; auch in der Um-
gebung von Dresden beobachtete er einmal einen Bestand, nämlich im
Tale der roten Weifseritz über der Spechtritzmühle.
Woodsia ilvensis Bab. Als Standorte für diesen Farn im Lausitzer Berg-
lande führt Wünsche den Hochwald, die Lausche und den Tollenstein
an. Ein vierter Standort auf dem Irigberg, einem 533 m hohen steilen
Basaltberg nordwestlich von der Stadt Kreibitz, wurde dem botanischen
Institut schon 1887 von A. Weise- Eberswalde mitgeteilt.
Blechnum Spicant Roth rechnet Domin zu den Charakterarten der höchsten
Zone des Erzgebirges, die nur selten tiefer herabsteigen. Das kann
bei Blechnum höchstens für den Südhang des Gebirges zutreffen. Auf
der nördlichen Abdachung ist der Farn dagegen auch in tieferen
Lagen vom Vogtland bis zur Lausitz verbreitet und im Herbarium
der Flora Saxonica von vielen Standorten vertreten. Er steigt in
Sachsen sogar bis zur Niederung von Königsbrück und Königswartha
herab, also in Gegenden, die unter der 150 m -Höhenlinie liegen.
Asplenium adulterinum Milde ist wie A. cuneifolium Yiv. (= A. Serpentini
Tausch) charakteristisch für Serpentinfelsen und -gerölle, doch gibt
Ascherson in seiner Synopsis an ,,sehr selten an Mauern“. Neuerdings
will W. Krieger (Hedwigia XLVI, S. 253) diese Art auch auf Sand-
stein im Kirnitzschtal bei Schandau und auf Granit am Schlofsberge
zu Dohna aufgefunden haben. Da ich Exemplare von diesen beiden
Standorten nicht gesehen habe, so möchte ich sie noch als fraglich
bezeichnen.
A. viride Huds. Schneeberg i. Erzgeb.: an einer alten Bergwerksmauer
(Eislebener Halde) bei Lindenau in wenigen Exemplaren (Oberlehrer
Lange-Schneeberg). Von einem weiteren Standort bei Tharandt führt
W. Krieger (Hedwigia XLVI, S. 253) eine Reihe von Formen auf.
Leider erwähnt Krieger nicht, ob er die Exemplare selbst gesammelt
hat, oder ob es alte Herbarexemplare sind. Früher kam A. viride
Huds. an den Abhängen des Weifseritztales bei Tharandt vor. Aber
schon Willkomm gibt 1866 im Tharandter Jahrbuch an, dafs die Pflanze
neuerdings nicht mehr aufgefunden worden sei. Daher kann die
Kriegersche Angabe auch nicht als Bestätigung eines alten Standortes
aufgefafst werden.
Botrycliium Matricariae Spr. Mifsbach fand ein Exemplar (zwei Jahre
hintereinander) am Fichtelberg, ein Exemplar am Abstieg vom Keil-
berg nach Oberwiesental und acht Exemplare auf einer Wiese bei
Gottesgab.
Pilularia globulifera L. Im Wünsche ist unter anderen der schon von
Heynhold angeführte Schradenwald bei Ortrand als Standort für
diesen Wasserfarn angegeben. Im Jahre 1907 fand ihn Mifsbach in
einem Graben bei Groeden zwischen Ortrand und Elsterwerda in
Menge. Möglicherweise ist das der alte Heynholdsche Standort. Jeden-
falls zeigt der neue Fund, dafs die seltene Pflanze knapp an der
Nordgrenze Sachsens noch vorhanden ist.
Equisetum pratense Ehrh. Elbsandsteingebirge: am Elbufer zwischen
Königstein und Wehlen häufig; Pirna: bei Bonnewitz; Dresden: Elb-
ufer bei Zschachwitz und im Gehege (Mifsbach).
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Lycopodium inundatum L. ist in der sächsischen Niederung und dem
Lausitzer Hügellande bis an das Elbhügelland verbreitet. Es tritt von
Norden her auch in das Elbsandsteingebirge vor, wo es zwei Stand-
orte bei Schandau und Schmilka hat. In den Mooren des Erzgebirges
scheint es aber sehr selten zu sein. Im Dresdner Herbarium lag
bisher nur ein von P. Nitzsche im Juli 1876 zwischen Gottesgab und
dem Fichtelberge gesammeltes Exemplar. Einen zweiten Standort
vom oberen Erzgebirge führt Domin (S. 56) an, nämlich „auf torfigen
Sumpfstellen von Seifen gegen Platten zu“. Und von einem dritten
Standorte, am Spitzberge bei Gottesgab, den Domin im September 1904
auffand, erhielt das Herbarium der Flora Saxonica ein Belegexemplar.
Selaginella helvetica Link. Am 10. September 1908 sandte Kapellmeister
L. Fischer eine Anzahl unbestimmter Moose aus der Umgebung des
Prebischtores an das botanische Institut. Darunter befand sich nun
auch zu unserer gröfsten Verwunderung ein Exemplar von Selaginella
helvetica. Da Herr Fischer kurze Zeit darauf abreiste, so war es
uns bis heute nicht möglich, näheres über diesen Fund zu erfahren.
Da die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dafs diese Art als Fremd-
ling nur zufällig unter die einheimischen Moose gekommen ist, so
führe ich sie mit einem Fragezeichen hier mit auf, um weitere Nach-
forschungen nach ihr in der Umgebung des Prebischtores anzuregen.
Übrigens soll die Art schon einmal, wie Wünsche in seinen „Filices
Saxonicae“ angibt, um Reichenberg in Böhmen von Siegmund ge-
sammelt worden sein.
Potamogeton pusillus L. Pirna: Elblachen bei Copitz (Mifsbach); var.
mucronulatus Fischer bei Grofsenhain (Hofmann).
P. gramineus L. var. graminifolius Fr. und var. heterophyllus Fr. Grofsen-
hain: im Spittelteich (Hofmann).
Scheuchzeria palustris L. Domin gibt an, dafs die Art einen einzigen
erzgebirgischen Standort habe, nämlich in dem kleinen Hochmoor,
das zwischen dem Gottesgaber Spitzberg und der Joachimstaler
Strafse liegt. Das ist nicht einmal für den böhmischen Anteil des
Erzgebirges richtig. Denn sie wächst auch in Hochmoorlachen westlich
vom Spitzberg und bei Abertham sowie westlich von Hirschenstand,
ferner auf sächsischer Seite im Kranichsee bei Karlsfeld. Das sind
fünf durch Belegexemplare im Dresdner Herbarium gut verbürgte
Standorte, die, wie ich mich in den letzten Jahren überzeugt habe,
auch heute noch unberührt bestehen.
Stratiotes aloides L. Die Krebsschere reicht mit ihrem norddeutschen
Areal bis an die Nordgrenze des Königreichs Sachsen, bis zur Linie
Görlitz - Hoyerswerda -Ruhland- Prettin a. E. -Dessau. Wünsche erwähnt
auch einen sächsischen Standort bei Königswartha, doch dieser ist
fraglich und in der neueren Zeit nicht bestätigt. Die Pflanze wird
daher mit Recht in den Floren als in Sachsen und Thüringen fehlend
angegeben. Auf unserer diesjährigen gemeinsamen Pfingstexkursion
haben nun Geheimrat Drude und ich Stratiotes im reufsischen
Vogtlande (Territorium 13 des Hercynischen Florenbezirks) nördlich
von Zeulenroda im Tale der Weida bei Weifsendorf in einem Teiche
reichlich, in einem zweiten darüberliegenden spärlich aufgefunden. In
dem unteren Teiche bildet die Pflanze zwei mehrere Quadratmeter
grofse dichte Bestände vor einem Acorus-(j\x rtel im flachen Wasser.
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In dem oberen Teiche steht sie vereinzelt zwischen Potamogeton natans
und Equisetum limosum. Da Stratiotes hier in kleinen Bauernteichen
wächst, absolut nicht benutzt wird, ja den Leuten nicht einmal be-
kannt ist, so hielten wir eine Anpflanzung für ausgeschlossen und ver-
muteten eine zufällige Einschleppung mit Satzfischen aus den grofsen
Senftenberger Teichwirtschaften. Herr Hofrat Ludwig teilte mir jedoch
auf eine Anfrage mit, dafs Stratiotes in den Weifsendorfer Teichen
von dem Lehrer G. Weidhaas in Greiz ausgesetzt worden sei und sich
dort stark vermehrt habe. Solche Anpflanzungen sollte man doch
lieber unterlassen, da durch sie die wirklich vorhandenen Naturdenk-
mäler in ihrer Beweiskraft für die Entwicklungsgeschichte unserer
Flora nur verlieren.
Hierochloa odorata Whlbg. In der Isis -Abhandlung IV, 1904 hatte ich
angegeben, dafs der in Wünsche angegebene Standort dieser Art bei
Lockwitz nicht existiert. In den beiden letzten Jahren hat nun Mifs-
bach diese Art zwischen Wehlen und Rathen beobachtet, wo sie
zwischen den Quadern des Schutzdammes an der Elbe kriecht. Offen-
bar ist sie hier durch die Elbe von böhmischen Standorten her an-
geschwemmt.
Alopecurus geniculatus X pratensis. Dresden: im Gehege; Meifsen: Diesbar
gegenüber (Mifsbach).
Ammophila arenaria Link. Dresden: auf dem Heller (Mifsbach). Ob an-
gepflanzt?
Festuca sciuroides Roth. Dresden: im Gehege (Mifsbach).
Elymus arenarius L. Bei Bischofswerda (Mifsbach).
Carex dioeca L. Grofsenhain: am kleinen Spittelteich (Hofmann).
C. pseudoarenaria Rchb. Während die echte C. arenaria L. nur zwei
Standorte in Sachsen hat, den Heller bei Dresden und Zeisholz bei
Königsbrück, kommt nach Mifsbach die viel umstrittene C. pseudo-
arenaria , die Kükenthal als Bastard von C. arenaria X brizoides und
Haufsknecht, Ascherson und Gräbner als C. brizoides X leporina an-
sehen, vor: 1. im Priefsnitzgrunde bei Dresden an verschiedenen Stellen
und reichlich — das ist ihr ältester schon Reichenbach bekannter
Standort; 2. und 3. bei Meifsen am Golkwalde häufig und südwestlich
davon im Dieraer Hölzchen; 4. nordwestlich von Königsbrück in der
Nähe des Rohnaer Forsthauses zwischen Rohna und Otterschütz. Die
an den Standorten 2—4 vorkommenden Pflanzen unterscheiden sich
nicht von der Dresdner Form.
C. brizoides L. var. curvata Knaf. Diese Varietät oder Unterart von
C. brizoides unterscheidet sich von der Hauptart durch ihre Schläuche,
die erst von der Mitte an geflügelt und kleingesägt sind. Sie ist bisher
in Sachsen nur an drei Stellen aufgefunden worden, nämlich am Wacht-
nitzer Steinbruch bei Meifsen (Stiefelhagen), unterhalb Meifsen am
Gohrisch bei Diesbar an der Elbe und Grofsenhain: bei Skassa
(Hofmann).
C. brizoides X remota. Dresden: Porsberggebiet (Mifsbach).
C. paniculata L. Meifsen: bei Naundörfel; Grofsenhain: bei Treugeböhla
(Hofmann).
C. teretiuscula Good. Grofsenhain: Volkersdorf und Ottendorf- Okrilla
(Mifsbach). Vgtl. Auma: im Reinsdorfer Teich (Drude und Schorler).
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C. Buekii Wimm. Am linken Elbufer: von der Landesgrenze bis Ober-
vogelgesang oberhalb Pirna stellenweise in Menge, z. B. auf der ehe-
maligen Prossner Insel; unterhalb Pirna; an der Meufslitzer Lache
gegenüber Pillnitz häufig. Am rechten Elbufer: an der Mündung der
Lachsbach und Wesenitz und noch weiter elbabwärts bei Birkwitz.
Fast immer an steilen angebrochenen Uferhängen (Mifsbach).
? C. rigida Good. In dem Jahresber. d. Ver. f. Naturkunde zu Zwickau 1891
veröffentlicht Wünsche „Beiträge zur Flora von Sachsen“. In diesem
Verzeichnis sind die für Sachsen neuen Arten fett gedruckt. Darunter
befindet sich auch C. rigida Good., den Laubinger auf dem Fichtel-
berge gefunden haben sollte. Da Ausrufungszeichen hinter dieser
Angabe fehlen, so geht daraus hervor, dafs Wünsche weder den be-
treffenden Standort selbst beobachtet hat, noch auch ihm Pflanzen
von dem angeführten Orte Vorgelegen haben. Trotzdem hat Wünsche
die Pflanze in seiner Exkursionsflora von Sachsen aufgenommen und
bis in die neueste, neunte Auflage fortgeführt. Wenn nun auch das
Vorkommen dieser Gebirgsart, die im Harz und den Sudeten ihre
nächsten Standorte hat, im Erzgebirge nicht unmöglich ist, sind doch
die Angaben Wünsches bisher von Niemandem bestätigt worden. Die
Dresdner Botaniker haben nach der Art am und auf dem Fichtelb'erge
viel gesucht, aber immer ohne Erfolg. Auch in dem Herbarium der
Flora Saxonica liegt kein sächsisches Exemplar. Ich glaube daher,
dafs der Angabe Wünsches eine falsche Bestimmung oder eine Ver-
wechslung zugrunde liegt und bezeichne daher C. rigida noch als
zweifelhaften Bürger unseres Erzgebirges.
C. pendula Huds. Elbsandsteingebirge: am Schneeberg an der Strafse
vom Dorfe Eulau nach Dorf Schneeberg (Mifsbach).
G. fulva X euflava A. u. G. Meifsen: bei Naundörfel mit den Eltern nicht
selten (Mifsbach).
Streptopus amplexifolius DC. hat im Zechgrunde bei Oberwiesental nicht
„seinen einzigen sichergestellten erzgebirgischen Fundort“ (Domin). Er
wächst auch noch hoch oben am Keilberg bei 1100 m am Fufsweg
nach Oberwiesental (Mifsbach) und an den Wirbelsteinen (Schorler).
Orchis sambucina L. reicht mit ganz vereinzelten Standorten vom Hügel-
lande bis zum oberen Erzgebirge. So sind folgende Territorien im
Dresdner Herbarium vertreten: Das Vogtland mit Schreyersgrün bei
Treuen (Artzt); das Muldenland mit Schneppendorf bei Zwickau (Nau-
mann); das Lausitzer Bergland mit dem Hutberg bei Weifsig, der Lausche
und dem Kaltenberg in Nordböhmen; das untere Erzgebirge mit Ölsen,
dem Ölsengrund und Hellendorf bei Gottleuba, sowie dem Geising
bei Altenberg. In Reichenbachs Pdora Saxonica wird als Standort auch
der Fichtelberg erwähnt. Diese Angabe wurde in den letzten Jahren
insofern bestätigt, als 0. sambucina von Mifsbach im Zechgrunde, also
am Abhange des Fichtelberges gefunden wurde.
0. ustulata L. Im Müglitztale bei Schlottwitz (Ostermaier) und Maxen
(Mifsbach).
Salix daphnoides Vill. Bei Pirna mehrfach angepflanzt (Mifsbach).
S. purpur eaX viminalis = S. rubra Huds. Wird mit S. viminalis L. am
Elbufer öfters angepflanzt (Mifsbach).
Betula carpatica'Knana=B.SeidelianaM\fab. Hochmoore zwischen Gottes-
gab und dem Spitzberg (Mifsbach, xHlgem. botan. Zeitschr. 1908, S. 120).
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Rumex domesticus Hartm. Wünsche führt in der Auflage seiner Exkursions-
flora aus dem Jahre 1891 zum ersten Male als Standort dieser Art
Gablenz bei Chemnitz an. Darüber schreibt mir Herr Gymnasial-
oberlehrer F. Kramer: „Gefunden soll sie Diakonus em. Weicker haben.
Aber in einem Verzeichnis von Weicker aus dem Jahre 1865, das mir
vorliegt, ist sie nicht angegeben. Ich habe mit Dr. Reiche Gablenz
und Umgebung oft abgesucht, aber die Pflanze nirgends gefunden.
Gablenz gehört seit einigen Jahren zur Stadt Chemnitz und hat sich
so verändert, dafs das Vorkommen von Rumex domesticus ausge-
schlossen ist.“
f Cycloloma platyphyllum Mog. Dresden: Sandflächen am Elbufer gegenüber
Uebigau (Stiefelhagen). Aus Nordamerika eingeschleppt.
Atriplex tataricum L. Dresden: bei Laubegast (Mifsbach).
Cucubalus baccifer L. Elbtal zwischen Loschwitz und Wachwitz und ober-
halb Königstein (Mifsbach).
-\Herniaria hirsuta L. Bei Kamenz (Lampert).
Nymphaea candida Presl. Die Art oder Unterart wird häufig verkannt
und ist auch in Sachsen nicht so selten, wie die wenigen Literatur-
angaben vermuten lassen. Nach den Exemplaren im Herbarium der
Flora Saxonica und den Angaben in Wünsches Flora (9. Aufl.) sind
bis jetzt folgende Standorte sicher gestellt: 1. im Vogtlande: Ziegen-
rück, Auma, Zeulenroda, Pausa und Falkenau a. Eger; 2. im Mulden-
lande: bei Lausigk, Öderan, Limbach bei Chemnitz, Zwickau, Kirch-
berg und Hartenstein; 3. im Elbhügellande nur bei Weinböhla; 4. in
der Lausitz bei Radeburg und Königsbrück und 5. im unteren Erz-
gebirge bei Stollberg und Olsnitz. W. candida ist auch im nicht-
blühenden Zustande leicht an dem Verlauf der Nerven in den Blatt-
lappen zu erkennen, die vom Blattstielansatz bogig nach den Ecken
der Lappen verlaufen, so dafs sie sich in der Verlängerung schneiden
würden. Bei N. alba sind diese Nerven nahezu parallel. Nach den
Angaben verschiedener Floren soll N. candida meist dreispitzige
Narbenstrahlen haben. Bei den Exemplaren in unserem Herbarium
fand ich keinen einzigen dreispitzig. Auch die Beschaffenheit der
Pollenkörner liefs sich nicht immer zur Unterscheidung der beiden
Arten benutzen. N. candida hatte zwar immer Pollenkörner mit ge-
körnter Oberfläche, aber N. alba nur selten solche mit Stacheln. Die
Stacheln sind übrigens niemals spitz, sondern stäbchenförmig.
f Helleborus foetidus L. Meifsen : im Triebischtal in der Nähe des Roth-
schönberger Stollens verwildert (Leonhardt).
Aconitum Stoerkeanum Rchb. Im Weifseritztal von Hainsberg bis Röthen-
bach vereinzelt, häufiger bei Dorfhain. Ferner Zöblitz: bei Sorgau
(Mifsbach).
f Berberis vulgaris L. Verwildert an den Abhängen des Müglitztales
zwischen Dohna und Mügeln (Mifsbach).
j* Lepidium apetalum Willd. Am Elbufer bei Dresden auf Ausschiffungs-
plätzen mehrfach und zahlreich (Mifsbach).
Erysimum virgatum Roth. An der Niederwarthaer Elbbrücke (Mifsbach).
E. crepidifolium Rchb. Im Elbtal: einzeln bei Niederwartha, häufiger
Säufslitz gegenüber (Mifsbach).
Myssum montanum L. Grofsenhain: am Grödeler Kanal bei Langenberg
(Hofmann); Strehla: bei Lorenzkirch (Fritzsche).
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Drosera anglica Huds. (= D. longifolia L.). Von dieser Art gibt Domin
an: „Sie wurde von F. W. Schmidt bei Gottesgab angegeben, aber
dort seither nicht mehr gefunden, wiewohl diese Angabe nicht un-
wahrscheinlich ist. Drude gibt einfach an, dafs sie im westlichen
Erzgebirge Vorkommen soll.“ Nun, im westlichen Erzgebirge kommt
D. anglica tatsächlich auch heute noch vor und zwar im Kranichsee
und den diesem benachbarten Hochmooren. Im Dresdner Herbarium
liegen Exemplare, die Naumann 1892 im Kranichsee gesammelt hat,
und solche, die ich selbst 1895 in den Mooren westlich von Hirschen-
stand, also auf der böhmischen Seite des Erzgebirges, auffand. Von
einem im Wünsche nicht angegebenen Standort im Lausitzer Hügel-
lande, nämlich dem Keulenberg bei Königsbrück, hat A. Schulz Beleg-
exemplare an das Herbarium gesandt.
Cotoneaster integerrima Med. Von dieser für die Entwicklungsgeschichte
der sächsischen Flora wichtigen Art führt Wünsche einen Standort
nicht an, den F. Ludwig bereits 1893 in den Abh. aus d. Ver. d. Natur-
freunde zu Greiz veröffentlichte, nämlich den Teufelsberg an der Weida
unterhalb Zeulenroda. Die Pflanze vergesellschaftet sich hier auf
Diabasboden mit Seseli Libanotis Koch (Libanotis Montana) und anderen
südöstlichen Arten, wie Herr Geheimrat Drude und ich auf einer ge-
meinsamen Exkursion vorige Pfingsten uns selbst überzeugen konnten.
Ein zweiter in Wünsche nicht angegebener Lausitzer Standort auf dem
Irigberg nordwestlich von der Stadt Kreibitz wurde von A. Weise
bereits 1887 entdeckt und dem botanischen Institut mitgeteilt.
R. caesius X Idaeus. Meifsen: bei Naundörfel (Mifsbach).
R. corymbosus P. J. Müller. Diese Form gehört zu den R. Apiculati, die
sich an die Radula- Gruppe anschliefsen. Sie ist von Mifsbach bei
Wachwitz bei Dresden aufgefunden worden. Eine zweite Form dieser
Gruppe, R. acanthodes Hofm. wurde von Mifsbach im Elbsandstein-
gebirge im Zschirrgrund und besonders häufig am Gabrielensteig
gefunden.
Rubus Bayeri Focke wird in Wünsches sowie auch in Garckes Flora
vom Pichow bei Dretschen in der Lausitz angegeben. Das ist nach
einer freundlichen Mitteilung von Herrn Hofmann- Grofsenhain ein
Irrtum. Die dort vorkommende Form ist R. lusaticus Rostock. Der
R. Bayeri Focke ist eine österreichische Art, die auch am Fufse der
bayerischen Alpen einige Standorte hat. Demnach ist R. Bayeri Focke
für die sächsische Flora zu streichen.
R. serpens Whe. var. lusaticus Rost. Elbhügelland bei Pillnitz: Friedrichs-
grund und Porsberg (Mifsbach); Elbsandsteingebirge: am Rosenberg
(Hofmann).
Alchemilla vulgaris L. var. glaucescens Wallr. Ascherson und Graebner
unterscheiden in ihrer Synopsis von der Gesamtart drei Unterarten,
nämlich A. glaberrima Schmidt, A. pubescens Lam. und A. vulgaris L.
Von diesen kommen nur die beiden letzteren in unserem Gebiete vor.
Sie unterscheiden sich leicht durch die Behaarung des Blütenstan'des,
der bei A. pubescens auch in seinen letzten Verzweigungen bis zu den
einzelnen Blütenstielen und Kelchen behaart ist, während bei A. vulgaris
die letzten Verzweigungen und die Kelche kahl sind. A. vulgaris ist
in der Niederung bis zum Berglande weit verbreitet. A. pubescens
dagegen scheint das obere Erzgebirge vorzuziehen. Sie findet sich
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dort in der von Wallroth als glaucescens bezeichneten Form mit dicht
weifs -wollig behaarten Blütenstielen und Blüten, die Ascherson und
Grraebner ihrer Varietät A. Montana Willd. unterordnen. Der Einfach-
heit wegen ziehe ich, wie das auch schon Wünsche getan hat, die
sächsischen Pflanzen als var. glaucescens Wallr. zu A. vulgaris L.
A. glaucescens W. liegt von folgenden Standorten im Dresdner Her-
barium: 1. Bergwiesen an den Tellerhäusern bei Gottesgab in 950 m
Höhe (Drude 1893); 2. am Kupferhübel bei Kupferberg (Hofmann);
3. bei Geising (Hofmann 1905) und 4. am Wege von Vorder-Zinnwald
nach dem Mückentürmchen zu (Hofmann 1907).
A. vulgaris var. alpestris Schmidt. Lausitz: bei Zittau, Waltersdorf und
Bautzen; Erzgebirge: am Keilberg, im Zechgrund und bei Reitzenhain
(Hofmann).
Rosa glauca Vill. Am Teufelsberg bei Zeulenroda am 12. Juni 1908 von
Drude und Schorler. Der Teufelsberg ist einer der zahlreichen Diabas-
berge des Vogtlandes, die alle mehr oder weniger durch ihren Pflanzen-
reichtum sich auszeichnen. Namentlich sind es die warmen Hügel-
pflanzen südosteuropäischer Herkunft, die diesen sonnigen Hängen
einen von der übrigen Flora des Vogtlandes ganz abweichenden
Charakter verleihen. Es sind die letzten südlichen Ausstrahlungen
der reichen Geraer Flora. Der Teufelsberg ist nun besonders reich
an solchen politischen Hügelpflanzen.*) ln der Gesellschaft der Rosa
glauca befinden sich z. B. Cotoneaster integerrima, Libanotis Montana ,
Teucrium Botrys , Lonicera XylosteuM usw.
Astragalus Cicer L. Dresden: am Eisenbahndamm hinter Klotzsche (Stud.
Böhm). Der von Wünsche noch angegebene Standort „im Grofsen
Gehege bei den Schusterhäusern“ existiert nicht mehr (Mifsbach).
GeraniuM pliaeuM L. Pillnitz bei Bannewitz und Hohenstein-Ernstthal
(Mifsbach).
f G. pyrenaicuM L. Erzgebirge: Dorfgärten in Ölsa (Mifsbach).
Polygala aMara L. Bei Bischofswerda (Mifsbach).
P. serpyllacea Wh. Schneeberg: am Filzteich (Lampert).
LythruM Hyssopifolia L. Dresden: Bärwalde bei Moritzburg und Ortrand:
Frauendorf (Mifsbach); Kamenz: bei Deutscli-Baselitz (Lampert).
EpilobiuM trigonuM Schrank. War bisher nur aus dem Zechgrund bei
Oberwiesenthal bekannt. Jetzt hat es sich bis nach Gottesgab aus-
gebreitet, wo es im letzten Sommer von Lampert im Strafsengraben
gefunden wurde.
f Lupinus polyphyllus L. Lausitz: Ruppersdorf bei Löbau (Neumann-
Bautzen).
Hydrocotyle vulgaris L. Auma: bei Reinsdorf auf moorigen Wiesen an
einem Teiche, der durch das Vorkommen von Naumburgia thyrsiflora
ausgezeichnet ist (Drude und Schorler den 11. Juni 1908). Der neue
Standort bei der weimarschen Stadt Auma liegt zwischen den seit
längerer Zeit bekannten Standorten bei Eisenberg und Schleiz. Be-
merkenswert ist, dafs die Art sogar noch weiter südlich in das vogt-
ländische Hügelland vordringt, wie die Auffindung eines Standortes
bei Mühltroff durch Artzt beweist (s. Isis -Abhandlungen 1905, S. 84).
*) S. das Verzeichnis von Prof. Dr. Ludwig: Die Flora der Diabasinseln von
Zeulenroda. Abhandlungen aus dem Verein der Naturfreunde zu Greiz, 1893.
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Seseli annuum L. Sekt. Bischofswerda: bei Dahren (Feurich).
Chimophila umbellata Nutt. In der Dresdner Heide (Mifsbach).
Vaccinium Myrtillus L. var. chlorocarpum Dum. Klotzsche bei Dresden
und Geifsmannsdorf bei Bischofswerda (Mifsbach).
V. Myrtillus X Vitis idaea (— V. intermedium Ruthe). Dresden : zwei Stand-
orte bei Klotzsche; Ortrand: bei Tettau und Hoyerswerda: an der
Strafse nach Schwepnitz (Mifsbach).
Naumburgia thyrsiflora Rchb. Wird in Wünsche für Sachsen als zer-
streut angegeben. Das ist sie höchstens in der nördlichen Lausitz.
Im westlichen Teile der sächsischen Niederung ist sie sehr selten und
ebenso im Hügel- und Berglande. Einige weit in das Hügelland hinein
vorgeschobene Standorte haben Drude und ich am 11. Juni 1908
an Teichen westlich von Auma zwischen den Dörfern Reinsdorf und
Wüstenwetzdorf in einer Höhe von 300 m aufgefunden. Die Pflanze
wurde dort an fünf oder sechs Teichen in Vollblüte beobachtet. Sie
wächst im seichten Wasser oder am Ufer mit Ranunculus Flammula.
Belegexemplare eines neuen Standortes für das Muldenland übergab
Dr. Uhlig dem Herbarium der Flora Saxonica. Diese stammen aus dem
Schafteich bei Dreiwerden südlich von Mittweida, der 240 m hoch
liegt. Weiter aufwärts im Zschopautal, nämlich in der Lache bei
Frankenberg, 250 m Höhe, und bei Zschopau, 320 m Höhe, fand sie
Forstassessor Bruhm.
Gentiana campestris L.* baltica Murb. Lausitz : auf trocknen Wiesen am
Warnsdorfer Spitzberg (Hofmann).
Myosotis caespitosa Schultz. Bei Mittweida (Uhlig).
Teucrium Scorodonia L. Die Standorte dieser atlantischen Art sind in
Sachsen selten. Sie findet sich in Territorium 3 bei Leipzig und Eilen-
burg, in Territorium 5 bei Rochlitz, Waldheim, Chemnitz, Zwickau
und Stollberg, in Territorium 6 bei Dresden und Schandau, in Terri-
torium 7 bei Langebrück, Grofsenhain, Königsbrück und Kamenz und
in Territorium 8 im Kirnitzsch- und Bahratale. Zu den Lausitzer
Standorten kommen jetzt zwei neue. Der eine von G. Feurich-Göda
entdeckt, liegt östlich von dem Dorfe Spittwitz (Sekt. Bischofswerda),
wo die Pflanze üppig unter Weidengebüsch am Weg und Waldrande
wächst, und der zweite, von dem H. Hofmann Belegexemplare an das
Dresdner Herbarium einsandte, am Herrn sberge bei Köblitz (Lehrer
Wauer).
■ \8ideritis montana L. Verwildert im Dresdner Grofsen Gehege (Mifsbach)
und bei Tharandt (Neumann-Bautzen).
Stachys alpina L. Am linken Zschopauufer bei der Lauenhainer Mühle
(Uhlig).
Hyoscyamus niger L. Im Herbarium der Flora Saxonica liegt eine von
A. Schulz bereits am 25. September 1890 bei Königsbrück gesammelte
Form, deren grofse dicht gestellte obere Blätter sowohl innerhalb des
Wickels als auch an den Seiten trieben keine Spur eines Einschnittes
oder einer Zähnelung aufweisen. Auch zeichnen sich die Blätter durch
ihre geringe Behaarung, die auf die Hauptnerven und eine schwache
Bewimperung des Randes beschränkt ist, aus. Das Exemplar ist
leider nicht vollständig, der vorhandene obere Teil der Pflanze mifst
30 cm und trägt 13 Früchte und Blüten, die deutlich violett geadert
sind, und 20 Blätter, wobei die an den beiden kurzen Seitenzweigep
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stehenden nicht mitgerechnet sind. Die Mafse für die Blätter be-
tragen 9 : 4,5.
Physalis Alkekengi L. Meifsen: bei Niederau (Drude und Schorler).
Verbascum Blattaria L. Bei Nossen (Mifsbach).
V. nigrum.X Thapsus (= V. collinum Schrad.). Kamenz: bei Brauna
(Lampert).
Linaria arvensis L. Bei Kamenz (Lampert).
Veronica praecox All. Leipzig: an der Bahn bei Leutzsch (Mifsbach).
V. agrestis L. Meifsen: Acker bei Oberau und Grofsdobritz; Grofsenhain :
bei Böhla; Pirna: am Kohlberg und bei Pillnitz (Lehmann); Vogtland,
Pausa: bei Mehltheuer (Grofse).
V. opaca Fr. Pirna: bei Rottwerndorf; Erzgebirge: bei Schellerhau (770 m)
(Lehmann); Vogtland, Plauen: bei Kauschwitz, Syrau und Mehl-
theuer (Grofse).
Orobanche arenaria Borkh. Meifsen: bei Seufslitz (Müller).
Dipsacus pilosus L. Dresden: Müglitztal bei Köttewitz (Böhm).
Knaatia silvatica Dub. Im Elbtal zahlreich bei Schöna (Mifsbach).
Campanula latifolia L. Unteres Erzgebirge: im Tale der Wilden Weifseritz
von Klingenberg (Holzmühle) bis herunter nach Tharandt, zahlreich
bei Dorfhain (Mifsbach); auch bei Zinnwald (Böhm),
f Solidago serotina Ait. Am Elbufer bei Laubegast (Böhm) und Scharfen-
stein (Scheidhauer).
f Erigeron annuus Pers. Dresden: Schlofsmauer zu Hermsdorf bei Lausa
(Schorler).
Homogyne alpina Cass. ist keineswegs, wie Domin angibt, auf die höchste
Zone des Erzgebirges von Platten bis Gottesgab mit einer unteren
Grenze bei zirka 800 m beschränkt. Sie wächst an geeigneten Stand-
orten auf dem ganzen Kamme von Schöneck im Westen bis Frauen-
stein und Bienenmühle im Osten, also zwischen der oberen Zwickauer
und Freiberger Mulde. Von hieraus steigt sie am Nordhang in den
Tälern bis zu 600 m und weiter herab (z. B. bei Buchholz bis 550 m
Höhe). Auf dem Südhange liegt natürlich ihre untere Grenze höher,
doch auch nicht so hoch, wie Domin angibt. So hat sie hier nach
Köhler noch Standorte bei 700 m, z. B. unterhalb Kupferberg, bei
dem Forsthaus Hauenstein und beim Forsthaus Weite Wiese. Es
wäre demnach die untere Grenze für den Nordhang bei 600 m und
für den Südhang bei 700 m anzusetzen.
Senecio paluster DC. Pirna: Pratzschwitzer See (Mifsbach).
Carduus Per sonata Jacq. Am linken Zschopauufer bei der Lauenhainer
Mühle und Tanneberg bei Mittweida (Uhlig).
Cirsium oleraceum Scop. var. amarantinum Lang. Meifsen: Nasse Aue
(Mifsbach).
C. heterophyllum X palustre. Erzgebirge: am Fichtelberg bei Kretzscham-
Rothensehma; Gottleuba: am Bienhof; im Tal der Wilden Weifseritz
oberhalb Klingenberg und an der Beerwalder Mühle (Mifsbach); bei
Reitzenhain und Steinbach (Hofmann).
C. oleraceum X palustre. Meifsen: bei Naundörfel (Stiefelhagen).
C. heterophyllum X oleraceum. Erzgebirge: bei Berggiefshübel; im Tale
der Wilden Weifseritz: bei der Barth-, Holz- und Beerwalder Mühle
(Mifsbach); im Prefsnitztal zwischen Jöhstadt und Schmalzgrube
(Hofmann).
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Centaurea nigra L. Für diese Art wird von Wünsche ein Standort, und
zwar der einzige in Sachsen, bei Rachlau bei Bautzen angegeben. Der
Angabe dürfte wohl eine fehlerhafte Bestimmung zugrunde liegen.
Herr G. Feurich teilte mir mit, dafs er die Umgebung Rachlaus wieder-
holt gründlich abgesucht, von C. nigra jedoch niemals etwas gesehen
habe. Es kommt dort aber als Seltenheit die im Erzgebirge verbreitete
C. pseudophrygia Mey. vor, die zu jener fehlerhaften Angabe die Veran-
lassung gegeben haben dürfte. C. nigra L. ist daher für Sachsen zu
streichen.
Crepis praemorsa Tausch. Meifsen : am Zaschendorfer Graben (Stiefel-
hagen).
Hieracium floribundum W. u. Gr. Erzgebirge: bei Altenberg und Geising
(Mifsbach).
H. Auricula X Pilosella. Elbsandsteingebirge: bei Waltersdorf; Erzgebirge:
bei Lauenstein und Altenberg (Mifsbach).
H. Pilosella X praealtum. Erzgebirge: bei Altenberg und Schellerhau
(Mifsbach).
H. Pilosella Xpratense. Dresden: bei Strehlen; Erzgebirge: bei Altenberg
und Olbernhau (Mifsbach).
/
:.'V .
.
■
Taf. II.
Abhandl. d. Isis in Dresden, 1908.
Br. Deisler, Dresden, lith. Druck v. H. Kraja, Dresden.
i ■ Die Preise für die noch vorhandenen Jahrgänge der Sitzungs-
berichte der „Isis“, welche durch die Burdachsche Ilofbuch-
handlung in Dresden bezogen werden können, sind in folgender
Weise festgestellt worden:
Denkschriften. Dresden 1860. 8. . . . , . . 1 M. 50 Pf.
Festschrift. Dresden 1885. 8 .... 3 M. — Pf.
Schneider, 0.: Naturwissensch. Beiträge zur Kenntnis der
Kaukasusländer. 1878. 8. 160 S. 5 Tafeln . . . 6 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1861 . 1 M. 20 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1863 . . . . . . . . . . . . 1 M. 80 Pf.
Sitzungsberichte. J ahrgang 1864 und 1865, der Jahrgang . . 1 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1866. April-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1867 und 1868, der Jahrgang . . . 3 1.- Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1869. Januar -September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1870. April-Dezember 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1871. April-Dezember ..... 3 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1872. Januar-September . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1873 bis 1878, der Jahrgang . . . 4 M. — Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1879. Januar- Juni . . . . .. . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1880. Juli-Dezember 3M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1881. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1882 bis 1884,
1887 bis 1908, der Jahrgang . . . . . . . . . . 5 M. — Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgang 1885 . . . . 2 M. 50 Pf.
Sitzungsberichte und Abhandlungen. Jahrgangl886. Juli-Dezember 2 M. 50 Pf.
Mitgliedern der „Isis“ wird ein Rabatt von 25 Proz. gewährt.
Alle Zusendungen für die Gesellschaft „Isis“, sowie auch
Wünsche bezüglich der Abgabe und Versendung der Sitzungsberichte
werden von dem ersten Sekretär der Gesellschaft, d. Z. Hofrat
Prof. Dr. Deichmüller, Dresden -A., Zwingergebäude, K. Mineral.-
geolog. Museum, entgegengenommen.
Die regelmäfsige Abgabe der Sitzungsberichte an aus-
wärtige Mitglieder und Vereine erfolgt in der Regel entweder
gegen einen jährlichen Beitrag von 3 Mark zur Vereins-
kasse oder gegen Austausch mit anderen Schriften, worüber
in den Sitzungsberichten quittiert wird.
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